Magazin. Diskretion. Reden über Krebs _ Das Arzt-Patient- Gespräch _ Gesundheit kostet. Selbstbeobachtu. Gesunde Ernähru Abrechnu.



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Transkript:

Nr. 2 Mai 2009 Magazin Krankenversicherung e Blog-Eintrag Politik Wirkstoffe Krankheitsphobie Schmerz Botschaften Schmerz aushalten Rezept orderungsbeleg Diskretion Internetdiagnose B h A dl Nocebo zin Gesunde Ernähru Abrechnu nversicherung Konsultatio Nebenwirkungen Schreckensnachricht smanagement Körpersign THEMA: KOMMUNIKATION Medikamente Reden über Krebs _ Das Arzt-Patient- Gespräch _ Gesundheit kostet Krankheiten Selbstbeobachtu

Route Express Lines Unterwegs auf den schönsten PostAuto-Linien entdecken Tolle Aussichten: Lernen Sie die Schweiz von ihrer spektakulären Seite kennen! Die Route Express Lines fahren über die schönsten Alpenpässe mit schneebedeckten Berggipfeln und durch idyllische Täler mit schmucken Dörfern. Zurücklehnen und geniessen! Vierpässerundfahrt Meiringen Grimsel Nufenen Gotthard Susten Meiringen Palm Express St. Moritz Lugano Engadin Meran Route Express (Davos ) Zernez Müstair Glurns (IT) Mals (IT) Julier Route Express Chur Lenzerheide Julierpass St. Moritz Ticino Route Express Oberwald Nufenenpass Airolo Gotthardpass Andermatt Romantic Route Express Andermatt Meiringen Grosse Scheidegg Grindelwald Historic Route Express Flüelen Altdorf Klausenpass Linthal Panorama Route Express Schüpfheim Sörenberg Panoramastrasse Giswil Napoleon Route Express Domodossola (IT) Simplonpass Brig Saas-Fee San Bernardino Route Express Chur San Bernardino Bellinzona Mehr Informationen und Prospektbestellung: PostAuto Schweiz AG www.postauto.ch/alpen Tel. 0848 11 12 13

Inhaltsverzeichnis Editorial 03 06 37 24 THEMA: Kommunikation 06 THEMA Krebs kommunizieren _ Wie Ärzte reden sollten 16 ÖKK ÖKK CEO Forum _ Kantonsspital Graubünden 19 SPICK Hohes C als Portemonnaie 26 GESUNDHEIT Warum die Kosten steigen 38 KUNDENPORTRÄT Die Stille der Niederhausers Placebo und Nocebo «Lieber Peterli, nimm einen Löffel davon, das wird dir helfen.» Haben Sie das als Kind auch gehört? Oder haben Sie das vielleicht als Mutter oder Vater zu Ihren Kindern gesagt, als Sie ein einfaches Mittel gegen Bauchschmerzen suchten? Auch wenn im Löffel nur etwas Honig ist, nützen wird es in vielen Fällen. Wissen Sie warum? Weil Kinder daran glauben. Genauso könnten Sie das Gegenteil erreichen. «Lieber Peterli, wenn du rohen Teig isst, bekommst du Bauchschmerzen.» In beiden Fällen ist es weniger die eigentliche Wirkung als der Glaube an sie, der uns gesünder macht oder uns Bauchschmerzen beschert. Man nennt das im ersten Fall Placebo-Effekt, im zweiten Nocebo-Effekt. Etwas aber ist beiden Effekten gemeinsam: die Kommunikation. Nicht der physikalisch oder chemisch messbare Vorgang bringt die Wirkung hervor, sondern die Kommunikation. Das kommt nicht nur in der Kinderstube vor. Achten Sie auf Grösse und Farbe von Pillen, und Sie werden merken, dass diese nicht zufällig gewählt wurden. Sie sollen die Wirkung unterstützen. Dabei enthält eine grosse Pille nicht zwingend mehr Wirkstoff. Auch das ist Kommunikation. Oder wenn Sie nächstes Mal beim Arzt erklären müssen, wo es weh tut und in welchen Situationen, achten Sie darauf: Vieles ist Kommunikation. Wie wir als Kinder unseren Eltern vertrauten, so glauben wir heute unseren Ärzten: «Lieber Herr Werder, nehmen Sie eine von diesen Pillen, und schon bald werden Sie gesunden.» Peter Werder IMPRESSUM ÖKK Magazin / ÖKK Magazine _ vierteljährliche Publikation für die ÖKK Kunden _ 21. Jahrgang _ 2/2009 AUFLAGE 84 000 HERAUSGEBER ÖKK _ Bahnhofstrasse 9 _ 7302 Landquart _ Telefonnummer 058 456 10 10 _ magazin@oekk.ch CHEFREDAKTOR Peter Werder REDAK- TION Brand Affairs AG _ Bernhard Widmer _ Christoph Kohler REDAKTIONELLE MITARBEIT Fadrina Arpagaus _ Michael Krobath _ Shima Wyss-Yazdani FOTOS Gian Marco Castelberg _ Flurina Rothenberger ART DIRECTION Advico Young & Rubicam _ Sandra Hofacker KORREKTORAT Lektorama Cadonau und Cavegn DRUCK gdz AG

Frisch ÖKK Magazin FRISCH VERLIEBT Überall erblüht die Liebe im Wonnemonat Mai. Auch den deutschen Dichter Heinrich Heine (1797 1856) hat es einst erwischt: «Im wunderschönen Monat Mai / Als alle Vögel sangen / Da hab ich ihr gestanden / Mein Sehnen und Verlangen.» Wäre sie gehörlos gewesen, hätte sie das Singen der Vögel und sein Geständnis kaum mitbekommen. Doch zum Glück muss die Liebe nicht versagen, wenn es die Sprache tut. Lesen Sie dazu auch das Kundenporträt auf Seite 38. Wie sich Gehörlose ihre Liebe gestehen oder auch sagen: «Wenn du fremdgehst, gibt es Krach!», sehen Sie auf den Videoclips unter www.oekk.ch/magazin, die der Schweizerische Gehörlosenbund SGB-FSS exklusiv fürs ÖKK Magazin produziert hat. «I love you» in amerikanischer Gebärdensprache auch bei jugendlichen Gehörlosen in der Schweiz sehr beliebt. FRISCH GELESEN «Wenn Männer mit Frauen reden, schauen sie meistens auf die Oberweite, bei mir schauen sie auf die Narben», sagt eine junge Frau im Buch «schaut mich ruhig an». Verbrennungen oder Verbrühungen der Haut zeichnen Betroffene meist das Leben lang. Im dem Bildband berichten brandverletzte Kinder und Jugendliche über ihre Schicksalsschläge, zeigen aber auch, wie sie sich trotz den Verbrennungen um ein normales Leben bemühen. Illustriert ist das Buch mit Porträts, die unter die Haut gehen weil sie die Menschen hinter den Narben zeigen. > «schaut mich ruhig an». Rüffer & Rub Sachbuchverlag 2008, 48 Franken.

05 FRISCH ERFORSCHT Langes Leben ist vererbbar! Forscher der Boston University haben herausgefunden, dass Kinder langlebiger Eltern im Schnitt gesünder sind als ihre Altersgenossen mit normal alten Eltern. Untersucht wurden 440 im Schnitt 72-jährige Personen, deren Eltern mindestens 100 Jahre alt geworden waren. Als Vergleich dienten 200 Gleichaltrige ohne langlebige Eltern. Die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarkts war für die Kinder der 100-Jährigen um 78 Prozent kleiner; Diabetes und Hirninfarkte traten deutlich seltener auf. Insgesamt war die Wahrscheinlichkeit, während des Untersuchungszeitraums von 3,5 Jahren zu sterben, um 81 Prozent kleiner. Kein Unterschied war bei Leiden wie Krebs, Herzrhythmusstörungen, Demenz oder Depression auszumachen. «Langes Leben» (Chinesisch) FRISCH GEWICKELT Wer denkt, dass ein Wickelkissen nach der Windelphase keine Funktion mehr habe, kennt die Kissen der Firma EMPFI nicht. Diese wachsen nämlich mit den Kindern: Werden sie nicht mehr zum Wickeln benötigt, dienen sie als Hocker und Kuschelspielzeug. Das kleine Schweizer Familienunternehmen stellt die Kissen individuell nach Ihren Farbwünschen her. Die Hülle ist atmungsaktiv und kann bei 60 Grad gewaschen werden. Natürlich müssen auch die Erwachsenen nicht auf die bequemen und extrem formstabilen Sitzgelegenheiten verzichten. EMPFI hat vom Meditationshocker über die Pilatesrolle bis zum Royal- Rest-Nackenkissen das passende Kissen für alle Lebenslagen parat. > Das Wickelkissen von EMPFI gibt es für ÖKK Kunden für 178 statt 198 Franken (plus Versandkosten). Bei der Bestellung auf www.empfi.ch oder unter 062 777 32 57 Kennwort «ÖKK» angeben. Lösen Sie das Kreuzworträtsel auf Seite 23 und gewinnen Sie mit etwas Glück eine EMPFI-Mehrzweck-Rolle im Wert von 320 Franken.

«Ich wäre froh, nicht x-mal gefragt zu werden, wie es mir geht.» Eric Baumann, Mensch mit Krebs.

Thema ÖKK Magazin 07 An seinem 34. Geburtstag erhält der Journalist Eric Baumann die erschütternde Diagnose: Hirntumor. Wie sehr der Krebs auch eine kommunikative Herausforderung ist, zeigt dieser Erfahrungsbericht. TEXT: Eric Baumann FOTO: Gian Marco Castelberg Reden über Krebs Es war ein Dezemberabend vor vier Jahren. Mehrere Ärzte kamen auf mich zu. Weisse Kittel, düstere Mienen. Ich lag in der Notfallstation des Zürcher Unispitals, Kopfschmerzen und Sehstörungen hatten mich dorthin gebracht. Dabei hatte ich eigentlich vorgehabt, um Mitternacht mit Freunden auf meinen 34. Geburtstag anzustossen. «Da ist ein Schatten in ihrem Kopf», sagte einer der Ärzte und zeigte aufs Röntgenbild. «Das könnte eine Infektion sein. Vielleicht Tuberkulose. Oder aber ein Hirntumor.» Ich hatte das Gefühl, in einem Alptraum zu sein. Aber ich war wach. Und meine Freundin drückte mir vor Schreck ganz fest die Hand. ÜBERFORDERTE ÄRZTE, ÜBERFORDERTER PATIENT Die Ärzte kamen mir sehr gereizt vor an jenem Abend. Natürlich, ich war nicht der Einzige in der Notfallstation. Mehrere durch den Tsunami verletzte Schweizer Touristen waren eingeflogen worden. Aber ich hätte einen Zuspruch nötig gehabt, fühlte mich überfordert, hilflos und vom Personal nicht ernst genommen. Umso mehr war ich erstaunt, als mir eine entfernte Verwandte zwei Jahre danach erzählte, was ihr neuer Hausarzt im Gespräch als das erschütterndste Erlebnis seiner Laufbahn bezeichnet hatte: Während seiner Zeit im Unispital habe er in der Notfallstation ein relativ junges Pärchen damit konfrontieren müssen, dass der Mann wohl an einem Hirntumor leide. Offenbar sind nicht nur die Patienten in so schwierigen Momenten überfordert. Am nächsten Tag wurde ich für eine Magnetresonanztomografie in die Röhre geschoben. Ein Assistenzarzt zeigte mir die Bilder: «Eindeutig Hirntumor», meinte er. Offenbar hatten die Mediziner ja bereits am Vorabend gewusst, dass es nicht bloss eine Entzündung war. Vermutlich wollten sie mir die schlimmste Diagnose nicht als einzig mögliche zumuten. Gut so, es war schockierend genug. In vier Tagen werde man mich operieren, sagte der Arzt. Ich wollte wissen, was mir danach blühe. «Sie müssen davon ausgehen, dass wir sie nicht heilen können. Aber wir werden ihnen eine zusätzliche >

Thema ÖKK Magazin beschwerdefreie Zeit ermöglichen.» Was für ein Faustschlag. Dass der Tod schon so früh und ausgerechnet an meinem Geburtstag anklopfen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. EINFACH SCHWIERIG: «WIE GEHT ES DIR???» Auf dem Handydisplay sah ich Dutzende verpasster Anrufe und SMS-Nachrichten. «Was ist los???» und «Wie geht es dir???». Schnell hatte sich herumgesprochen, dass mit mir etwas nicht in Ordnung war. Die Anteilnahme freute mich. Bald schaltete ich mein Mobiltelefon aber aus. Allein der Gedanke, all diese Fragen zu beantworten, war kraftraubend. Lieber zog ich vorübergehend den Stecker, auch wenn ich mich damit dem erweiterten Zuspruch entzog. Vor der Operation warnte man mich bereits: Um die Wunde zu schonen, dürfe ich meine Haare nach dem Eingriff drei Wochen lang nicht waschen. Mit einer Glatze würde das leichter fallen, fand ich. Also fragte ich eine Krankenschwester, ob ich die Haare abrasieren dürfe. «Undenkbar! Mit der Klinge könnten sie die Kopfhaut verletzen und sich ausgerechnet vor der OP eine Infektion einfangen.» «Könnten mir die Arzthelfer den ganzen Kopf rasieren statt nur eine Schneise?» «Wie stellen sie sich das vor? Sie sind hier nicht beim Friseur!» Ihr Kollege von der Nachtschicht war verständnisvoller. Er organisierte trotz der Warnung einen Apparat. Nach der Operation erzählte mir ein Oberarzt, dass ich die schlimmste Form von Hirntumor hätte, ein so genanntes Glioblastoma multiforme. Es verbreite seine Zellen so schnell, dass man selbst beim besten Verlauf nicht alles herausschneiden könne. Wie lange ich denn noch zu leben habe, wollte ich wissen. Er drückte sich um eine konkrete Antwort, aber bereits seine vage Formulierung haute mich um: «Sollten Sie in fünf Jahren noch hier sein, wären Sie eine seltene Ausnahme.» Später merkte ich, dass er es relativ rücksichtsvoll formuliert hatte: Leider ist meistens nach wenigen Monaten Schluss mit Glioblastoma-Patienten. PSYCHOLOGIE DER WÖRTER: «RAUMFORDERUNG» STATT «KREBS» Ich kann mir vorstellen, dass es für die Ärzte schwierig ist, den richtigen Tonfall im Umgang mit vom Tod bedrohten Patienten zu finden. Beispielsweise fiel mir auf, dass das medizinische Personal kaum je von «Krebs» sprach. Meist wurde meine Krankheit «Raumforderung» genannt. Keine Frage, das Gewebe fordert Raum in meinem Kopf. Aber die Formulierung klang technisch und machte unangenehm deutlich, was unter der Schädeldecke vor sich ging: Parasitäre Zellen wuchsen, verdrängten das gesunde Gewebe. Als ich das Spital eine Woche später wieder verlassen konnte, luden Freunde mich zum Essen ein. Normalerweise höre ich anderen zu, stelle gerne Fragen. Bei dieser Gelegenheit berichtete ich aber unaufhörlich, ohne Punkt und Komma, bestritt einen Monolog darüber, was ich in den vergangenen Tagen erlebt hatte. Am Anfang war die Stimmung trotzdem blendend. Ich stiess mit meinen Freunden auf die überstandene OP und meine neue Freiheit an. Zwischen Salat und Spaghetti redete ich aber Klartext: Eine Heilung sei unwahrscheinlich. Allen verschlug es die Sprache. Einer sagte leise: «Das darf doch nicht wahr sein, dass der Krebs stärker ist als du!» Ein Onkologe, den ich für eine Zweitmeinung kontaktierte, relativierte wenigstens die Wichtigkeit von Statistiken, auf die sich Patienten bei den Einschätzungen oft verlassen: «50 Prozent der Fälle liegen unter diesem Wert, 50 Prozent darüber.» Es bestehe also stets auch Grund zur Hoffnung. Der Krebsspezialist machte aber auch klar: «Für den Patienten trifft der schlimmste Fall nicht mit einer Wahrscheinlichkeit von beispielsweise 6,3 oder 57,4 Prozent ein, sondern zu 0 oder zu 100 Prozent. Es passiert, oder es passiert nicht.» WAS SAGEN DIE KOLLEGEN? Als ich ein Jahr später wieder als Teilzeitmitarbeiter an den Arbeitsplatz zurückkehrte, fügte ich der internen Postille einen offenen Brief bei: «Ich wäre froh, nicht x-mal gefragt zu werden,

09 wie es mir geht, wie ich mich fühle und wie so eine Chemotherapie abläuft. Dass solche Fragen Ausdruck des Mitgefühls sind, ist mir klar. Ich möchte auch nicht, dass der Tumor künstlich tabuisiert wird. Aber ihr könnt euch vorstellen, dass ich schon sehr viel über meine Krankheit gesagt habe und lieber wieder über sonst ein wichtiges oder banales Thema spreche.» Die Formulierung beseitigte keineswegs alle Unsicherheiten. In den Gängen kamen Leute auf mich zu, sagten: «Was für eine Freude, dich wieder hier zu sehen!» Dann kam jeweils der schwierige Moment. Die einen versuchten krampfhaft, das heikle Thema zu umschiffen. Andere sprachen mich trotz meiner Botschaft direkt auf den Hirntumor an. Je nach Lust und Laune liess ich mich darauf ein oder brach das Gespräch ab. Fast alle wollten wissen, ob ich Schmerzen hätte. Das ist zum Glück seit der Operation nicht mehr der Fall. Für Aussenstehende ist der körperliche Schmerz wohl das einzig Fassbare eines solchen Unheils. Das hat man selbst auch schon erlebt, da kann man sich etwas darunter vorstellen. Zweifelsohne ist es das Spürbarste, Konkreteste an der Krankheit. Aber es ist eben nicht das Einzige, was sie ausmacht. Lieber wäre mir beispielsweise gewesen, über die ständige Bedrohung durch den Tod zu sprechen. Oder darüber, ob man sich noch über das Leben freuen darf, wenn man nicht mehr leistungsfähig ist. Wenn ich jetzt gefragt werde, sage ich meistens, es geht mir gut. Immerhin: Die Konfrontation mit dem Ende hat mich geduldiger gemacht. Und das bedrohte Leben geniesse ich jetzt erst recht. «Einen Sommer noch» Über das Leben mit der Diagnose Hirntumor hat Eric Baumann das Buch «Einen Sommer noch» geschrieben. Es ist ein bewegendes Dokument, das Kranken Mut macht und Gesunden den Wert des Lebens vor Augen führt. > Eric Baumann. «Einen Sommer noch». Lübbe Verlagsgruppe 2008, 30 Franken. Am 16. April 2009 war Eric Baumann Gast bei «Aeschbacher». Wer das beeindruckende Gespräch anschauen möchte, fi ndet den Link unter www.oekk.ch/magazin

Nix Sehitis Eine Krankheit, die s bei uns nicht gibt. Erfahren Sie mehr über die Leistungen der Zusatzversicherungen von ÖKK. Informieren Sie sich in der Agentur in Ihrer Nähe oder senden/faxen Sie uns den Antworttalon, sodass wir Sie kontaktieren können: ÖKK Bahnhofstrasse 9, 7302 Landquart T 0800 838 000, F 058 456 10 11 info@oekk.ch Wir freuen uns auf Sie! Name: Vorname: Strasse, Nr.: PLZ, Ort: Telefon: Geburtsdatum: Mit unserer Krankenversicherung erhalten Sie grosszügige Leistungen an Korrekturgläser von Brillen und Sonnenbrillen. www.oekk.ch

Thema ÖKK Magazin 11 HERR DOKTOR, ICH HABE DAS GEFÜHL, KEINER NIMMT MICH ERNST. Warmes Herz und kühler Kopf SIE SCHERZEN! Wenn Schweizer nach einem Spitalaufenthalt unzufrieden sind, dann liegt das meistens an der Kommunikation. Im Interview mit ÖKK erläutert der Arzt und Kommunikationstrainer Prof. Dr. Wolf Langewitz, worauf es im Arzt-Patient-Gespräch ankommt. INTERVIEW: Christoph Kohler Herr Dr. Langewitz, fachlich gesehen sind Ärzte in der Schweiz spitze. Wie sieht es mit ihren kommunikativen Fähigkeiten aus? Das ist schwierig zu sagen, weil Vergleichs- und Beurteilungskriterien fehlen. Kommunikation ist kein Kühlschrank, den man nach seiner Energieeffizienz normieren und vergleichen kann. Wir wissen aber, dass 25 Prozent der Spitalpatienten in der Schweiz bei ihrer Entlassung Defizite am Aufenthalt äussern, und diese Defizite liegen in acht von zehn Fällen im kommunikativen Bereich: Viele Ärzte nehmen sich für die Gespräche mit den Patienten zu wenig Zeit. Andere lassen die Patienten selber kaum zu Wort kommen, und wieder andere geben sich nur wenig Mühe, die Dinge so darzulegen, dass die Patienten sie verstehen. Was bedeutet Kommunikationsfähigkeit im medizinischen Bereich? Beim Arzt-Patient-Gespräch geht es darum, Informationen zu geben und Informationen zu erhalten. Und es geht darum, eine Beziehung herzustellen, die von gegenseitigem Vertrauen geprägt ist. Also gehört die Kommunikationsfähigkeit ganz zentral zum Beruf des Arztes? Ja, denn am Anfang der Beziehung zwischen Arzt und Patient steht nicht immer eine Beule oder ein gebrochener Arm, sondern häufig ein Gespräch, in dem Beschwerden geäussert werden, die vielleicht Sym- >

Thema ÖKK Magazin ptome für eine Krankheit sind. Dann erst folgt die klassische medizinische Untersuchung, die Durchleuchtung des Patienten, das Röntgenbild oder MRI. Wenn Kommunikation so wichtig ist, wird sie an Schweizer Universitäten auch gelehrt? Ja, heute werden zum Glück an allen Universitäten Kommunikationskurse angeboten, in Basel sind sie sogar obligatorisch. Was unterscheidet das Arzt-Patient- Gespräch vom privaten Gespräch? Es herrscht ein Machtgefälle: Der patiens (lateinisch für «der Leidende», Anm. d. Red.) trifft auf eine Person, von der er sich Hilfe erhofft, den Arzt. Dieser ist der Spezialist und deshalb eine Autorität, der Patient HERR DOKTOR, ICH HATTE SEIT TAGEN KEINEN STUHL. ein Laie auf dem Gebiet der Medizin. Allerdings schwächt das Internet mit den vielen Foren, Infoseiten und Wikipedia dieses Gefälle. Vor allem junge Patienten sind heute viel breiter informiert als früher. Welchen Einfluss hat es auf das Arzt-Patient-Gespräch und die anschliessende Behandlung, wenn ein Patient schon selber recht viel weiss über seine Krankheit? Solche gut informierten Patienten wollen mitentscheiden, worüber in der Konsultation gesprochen wird und was danach geschieht. Und wenn sie skeptisch sind oder eine bestimmte Behandlung nicht wollen, sagen sie es. NA DANN SETZEN SIE SICH ERST MAL! Das klingt nach langen, anstrengenden Gesprächen. Ist der gut informierte Patient teurer als derjenige, der dem Arzt blind vertraut? Der nicht informierte, «unterwürfige» Patient, der genau das machen würde, was ihm der Arzt sagt, wäre theoretisch vielleicht billiger schon allein deshalb, weil die Konsultationen kürzer ausfallen. Nur sieht die Wirklichkeit oft anders aus: Der Patient sagt im Arzt-Patient-Gespräch zu allem Ja und Amen, handelt dann aber ganz anders, weil er eben nicht wirklich verstanden hat, was gut für ihn wäre. Umfragen haben denn auch ergeben, dass viele Patienten nur zwischen 30 und 50 Prozent dessen verstehen, was der Arzt ihnen mitteilt. Insofern darf man vermuten, dass der gut informierte Patient letztlich günstiger kommt und wohl auch schneller wieder gesund wird. Lässt sich daraus schliessen, dass Sie das Internet, heute die grösste medizinische Informationsquelle, für einen Segen halten? Ein Segen ist das Internet, wenn sich Patienten darin so gut informieren, dass sie präzise Fragen stellen können. Das Internet kann aber auch ein Fluch sein, wenn die Informationen wegen ihrer Überfülle nicht mehr nach Relevanz unterschieden werden können. Es kommt vor, dass Patienten im Detail mehr wissen als der Arzt, denn im Internet steckt mehr Wissen als in einem einzelnen Menschen. Aber was nützt es? Das Internet rüttelt zwar am Informationsmonopol des Arztes, aber es gewichtet die Informationen nicht. Umso mehr braucht es die ordnende Hand des Arztes, der im Gespräch mit dem Patienten Ordnung schafft und zum Beispiel die sinnvollste Behandlung vorschlägt. Das Gespräch ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnose. Auf welche Informationen kommt es dabei vor allem an? Patienten versuchen oft, ganz präzise etwas zu beschreiben, was sie selber gar nicht in dieser Präzision wahrnehmen. Das ist wohl darauf zurückzuführen, dass Ärzte versuchen, sehr präzise Fragen zu stellen. Es wäre zu begrüssen, wenn die Patienten dann ehrlich blieben und auch sagen würden, dass sie die eine oder andere Frage im Grunde gar nicht beantworten könnten. Auf der anderen Seite erzählen Patienten oft nur

13 sehr wenig Privates. Dabei wären solche Informationen für den Arzt häufig wichtig, da Krankheit und persönliche Lebensumstände oft zusammenhängen. Sie haben gesagt, dass Kommunikation am Anfang der Beziehung zwischen Arzt und Patient stehe. Wie wichtig ist die Kommunikation später für die Genesung des Patienten? Jedes Medikament und jede Behandlung hat neben der chemischen auch eine Placebo-Wirkung, deren Stärke vom Vertrauen in den verordnenden Arzt abhängt. Zudem hängt gerade bei chronischen Krankheiten der Behandlungserfolg oft vom Willen der Patienten ab, ihr Verhalten zu ändern. Patienten setzen Behandlungsvorschläge eher um, wenn sie den Arzt verstehen und ihm vertrauen. Ausgenommen davon sind Notfallsituationen. Wenn rasch gehandelt werden muss, rückt Kommunikation in den Hintergrund. Dann ist der Patient oft gut beraten, dem Arzt > blind zu vertrauen. TUT MIR LEID, ABER ICH KANN BEI IHNEN NICHTS FINDEN. ES MUSS WOHL AM ALKOHOL LIEGEN! DANN KOMME ICH WIEDER, WENN SIE NÜCHTERN SIND! Prof. Dr. Wolf Langewitz wurde 1951 im Deutschen Oldenburg i. O. geboren und hat in Freiburg i. Br. Medizin studiert. Danach liess er sich zum Internisten ausbilden und berufsbegleitend zum Psychotherapeuten. Als praktizierender Arzt wurde ihm bald klar, wie unterschiedlich sich Patienten auf ihre Krankheit einstellen und wie wichtig dabei der persönliche Kontakt, das Vertrauen zwischen Arzt und Patient ist. So erwachte sein Interesse am Zusammenspiel zwischen Geist und Körper in der Medizin, der Psychosomatik. Langewitz ist seit 1990 am Universitätsspital Basel tätig, wo er seit 1998 die Abteilung für Psychosomatik leitet.

Thema ÖKK Magazin Sie sind nicht nur Arzt, sondern auch Kommunikationstrainer für Ärzte. Wie verbessern Sie die Kommunikationsfähigkeit von Ärzten? Am Anfang steht die Sensibilisierung der Kursteilnehmer für ihre kommunikativen Stärken und Schwächen. Dann folgt die Vermittlung hilfreicher Techniken, wie das Kommunizieren des Gesprächsablaufs im Rahmen einer Zeitgrenze oder das bewusste Setzen von Pausen, um dem Patienten die Möglichkeit zur Reflexion zu geben. Drei Sekunden reichen meistens. Und ganz wichtig: das Ansprechen von Gefühlen. Warum ist das wichtig? Gilt es nicht gerade als professionell, wenn Ärzte das Schicksal ihrer Patienten nicht zu nah an sich heranlassen, sondern Distanz bewahren? Das ist tatsächlich eine schwierige Gratwanderung. Einerseits muss der Arzt wenn er dazu fähig ist zeigen und ausdrücken, dass er von einer schlechten Nachricht betroffen ist. Mitgefühl ist wichtig, weil Patienten im Moment der Erschütterung nicht gern allein sind. Das ist ein urmenschliches Bedürfnis. Andererseits erwarten wir vom Arzt, dass er kühlen Kopf bewahrt und weiss, was zu tun ist. Ein warmes Herz und einen kühlen Kopf, das sollte ein vorbildlicher, kommunikativer Arzt haben. HERR DOKTOR, WENN ICH KAFFEE TRINKE, HABE ICH SO EIN STECHENDES GEFÜHL IM LINKEN AUGE. DANN NEHMEN SIE DOCH DEN LÖFFEL AUS DER TASSE! Wie sieht das ideale Arzt-Patient- Gespräch aus? Das wäre ein Gespräch, an dessen Ende Arzt und Patient zufrieden wären und beide Seiten das erreicht hätten, was sie sich vorgenommen hatten. Krank vor dem Computer Jeder Mensch weist hin und wieder Symptome auf, die auch bei schweren Krankheiten vorkommen. Fingerkribbeln? Das könnte ein erstes Anzeichen für Multiple Sklerose sein. Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit? Das deutet möglicherweise auf eine Hirnhautentzündung hin. Doch schwere Krankheiten sind glücklicherweise selten. Solche Symptome haben deshalb meistens harmlose Ursachen. Es gibt allerdings Menschen, welche die statistische Unwahrscheinlichkeit schwerer Krankheiten nicht beruhigt. Im Gegenteil: Das Entdecken von Symptomen versetzt sie regelmässig in grosse Angst. Die Rede ist von Hypochondern. Im Unterschied zu herkömmlichen Patienten sucht der Hypochonder den Arzt nicht unvorbereitet auf. Was eigentlich die Aufgabe des Mediziners wäre, hat er schon selbst erledigt: die Diagnose seiner Symptome. Unter den verschiedenen Krankheiten, die in Frage kommen könnten, erscheint ihm dabei stets die schlimmste als die wahrscheinlichste. Hypochonder gab es schon immer. Der Franzose Molière hat einen «eingebildeten Kranken» 1673 in der gleichnamigen Komödie treffend beschrieben. Doch mit dem Internet haben sich völlig neue Möglichkeiten der Selbstdiagnose eröffnet. Musste sich der Hypochonder früher durch viele Krankheitsbeschreibungen im klinischen Wörterbuch Pschyrembel lesen, bis er endlich zu wissen meinte, woran er bald sterben würde, so muss er heute nur noch seine Symptome googeln und schon weiss er, wie schlimm es um ihn steht. Nach einer solchen Selbstdiagnose fahren allerdings nur die wenigsten Hypochonder den Computer herunter und gehen besorgt zu Bett. Für die meisten beginnt jetzt ein oft nächtelanges Studium zahlloser Websites und Internetforen zu «ihrer» Krankheit. Der US-Psychiater Brian Fallon hat dafür einen neuen Begriff geprägt: Cyberchondrie. Das mitunter eindrückliche Fachwissen, das sich die Cyberchonder dabei aneignen, vermag sie nicht zu beruhigen. Im Gegenteil: Weil sie als Laien die Informationen weder in einen grösseren Kontext stellen noch in ihrer Relevanz gewichten können, nimmt ihre Angst mit zunehmendem Wissen eher noch zu.

Thema ÖKK Magazin 15 In der Medizin ist Reden Gold Zur Behandlung ihrer Patienten steht den Ärzten ein eindrückliches Arsenal an Apparaten und Medikamenten zur Verfügung. Doch alle Fortschritte in der Medizinaltechnik und der Pharmaindustrie können ihre segensreichen Wirkungen nur entfalten, wenn die Patienten, Ärzte und das Pfl egepersonal offen und ausführlich miteinander reden. Die Bedeutung der Kommunikation ist dabei eine dreifache: Erstens geht es um den Austausch von Informationen, zweitens um das gemeinsame Treffen von Entscheidungen und drittens um die Schaffung von Vertrauensbeziehungen. Die folgende Darstellung gibt einen Überblick darüber, wo es im Behandlungsverlauf auf Kommunikation ankommt. TEXT: Bernhard Widmer «WO TUT ES WEH?» Wer mit seinen Beschwerden zum Arzt kommt, wird von diesem im Idealfall zunächst ausführlich befragt. Dieses Erstgespräch heisst Anamnese (griechisch «Erinnerung»). In ihm wird die Vorgeschichte der aktuellen Beschwerden ausgeleuchtet. Aber auch die weiteren Lebensumstände können zur Sprache kommen. Die Anamnese ist die erste Phase der Diagnostik und nicht selten deren wichtigster Teil. In diesem Gespräch sollte der Patient auch die Gelegenheit haben, seine Gefühle oder Ängste zu äussern. Nur wenn der Arzt diese ernst nimmt, kann eine Vertrauensbeziehung entstehen. DAS GESPRÄCH ZWISCHEN DEN ÄRZTEN Bei komplexeren Krankheiten ist in der Regel mehr als ein Arzt in die Behandlung involviert. Die Qualität der Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ärzten hängt dabei entscheidend von der Qualität der Kommunikation zwischen ihnen ab. Es liegt auf der Hand, dass zwischenmenschliche Spannungen den Informationsfluss und das konstruktive Austragen von Meinungsdifferenzen empfindlich stören können. Gerade in Spitälern ist deshalb die Unternehmenskultur, die auch den Umgang der Ärzte untereinander betrifft, für die Qualität der medizinischen Versorgung von zentraler Bedeutung. BEHANDLUNGSZIELE UND THERAPIEN FESTLEGEN Der Arzt muss seine Diagnose, zu welcher er aufgrund der Anamnese und daran anschliessender Untersuchungen kommt, dem Patienten verständlich mitteilen. Denn nur der umfassend aufgeklärte Patient ist in der Lage, gemeinsam mit dem Arzt über die Behandlungsziele und die einzuleitenden Therapieschritte zu entscheiden. IM DIALOG MIT DEM PFLEGEPERSONAL Wie schnell ein Patient wieder gesund wird, hängt nicht nur von der medizinischen Versorgung ab, sondern auch davon, wie gut es ihm psychisch geht. Dieses Wohlbefinden wiederum hängt zu einem wesentlichen Teil von den zwischenmenschlichen Vertrauensbeziehungen ab, in die der Patient eingebunden ist. Die häufigsten Kontakte während eines Spitalaufenthalts sind jene mit dem Pflegepersonal. In den täglichen Gesprächen, die thematisch nicht einmal von der Krankheit handeln müssen, erfährt der Patient Geborgenheit und Mitgefühl. Entscheidend ist dabei auch die nonverbale Kommunikation: Ein freundliches Lächeln am Morgen kann mitunter mehr bewirken als das beste Medikament.

Unternehmen ÖKK Magazin Ihre Meinung interessiert uns TOLLE PREISE ZU GEWINNEN! Seit fast eineinhalb Jahren kommt das ÖKK Magazin in neuem Kleid und mit neuem Inhaltskonzept daher. Viermal im Jahr versuchen wir, Sie, liebe Kundinnen und Kunden, über Aktualitäten im Gesundheitswesen zu informieren und mit interessanten Schwerpunktthemen zu unterhalten. Und jetzt fragen wir Sie einmal ganz direkt: Gefällt Ihnen das ÖKK Magazin? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, dann können wir Ihren Wünschen vielleicht besser gerecht werden und unser Magazin weiter verbessern. Einfach unter www.oekk.ch/befragung den Fragebogen anklicken. Das Ausfüllen dauert keine fünf Minuten. Wir freuen uns auf zahlreiche Feedbacks! Wenn Sie den Fragebogen unter www.oekk.ch/befragung ausfüllen, können Sie einen Reisegutschein im Wert von 200 Franken oder eines von drei Büchern von Eric Baumann, «Einen Sommer noch», gewinnen (siehe Seite 9). Lilibiggs Kinderkonzerte Das Warten hat ein Ende: Bald ist der Sommer da! Und im Schlepptau bringt er die Lilibiggs Kinderkonzerte mit. Die Kinderkonzerte touren bereits zum elften Mal durch die Schweiz, sorgen für leuchtende Kinderaugen und strahlende Gesichter. Andrew Bond und Linard Bardill bringen Ihre Kleinen wieder auf Hochtouren, zum Klatschen und Tanzen. Weitere Topkünstler wie Christian Schenker, Stärneföifi und Bruno Hächler sind auch mit dabei. ÖKK unterstützt die Kinderkonzerte und begleitet die Tournee mit Spiel und Spass. Besuchen Sie das ÖKK Zelt, wir überraschen Ihre Kinder mit einem kleinen Geschenk. Und ganz ehrlich: Wenn Ihre Kids am Abend müde und ohne Gezeter einschlafen, haben wir doch auch etwas für die lieben Eltern getan, nicht? Die Band Stärneföifi Die Tourneedaten fi nden Sie unter www.oekk.ch/kinderkonzerte. Da gibt s auch Tickets für den Veranstaltungsort in Ihrer Nähe zu gewinnen.

17 Jahresergebnis 2008: Solide Finanzlage trotz Verlust Trotz schwierigem Umfeld kann ÖKK auf ein relativ erfolgreiches Geschäftsjahr 2008 zurückblicken. Die gestiegenen Kosten im Gesundheitswesen, die Zunahme der Leistungen sowie die Finanzmarktkrise schlagen sich im Jahresergebnis nieder. Dennoch konnte ÖKK im vergangenen Jahr überdurchschnittlich viele Neukunden gewinnen. So zählen per 1. Januar 2009 schweizweit rund 160 000 Privatpersonen und 12 000 Unternehmen und öffentliche Institutionen zu den ÖKK Versicherten. Mit rund 5 300 neuen Privatkunden liegt ÖKK mit diesem Nettowachstum im Vergleich zu ihren Mitbewerbern weit vorne. Auch zählen immer mehr Firmen zu den Versicherten: 830 Unternehmen haben sich 2008 neu für ÖKK entschieden. Der Krankenversicherer bleibt damit im Kanton Graubünden Marktleader und baut sein Agenturnetz weiter aus. ÖKK ist mittlerweile mit 41 Agenturen gesamtschweizerisch vertreten. GESETZLICHE VORGABEN ERFÜLLT Seit Mitte 2008 spürt auch ÖKK trotz vorsichtiger Anlagestrategie die negativen Entwicklungen an den Finanzmärkten. Weit mehr als die Finanzmarktkrise belastet die gesamte Branche jedoch die Zunahme der Versicherungsleistungen von nahezu 6 Prozent in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung. Diese Entwicklungen sind in diesem Masse nicht erwartet worden und schlugen 2008 auch bei ÖKK negativ zu Buche. ÖKK schliesst ihre konsolidierte Jahresrechnung 2008 mit einem Verlust von 20,5 Millionen Franken. Dennoch entsprechen sowohl die KVG-Reserven und -Rückstellungen als auch die VVG-Rückstellungen den aufsichtsrechtlichen Vorgaben. ÖKK verfügt dank vorausschauender und nachhaltiger Planung weiterhin über eine solide Finanzlage und ist für die Zukunft gerüstet. ÖKK CEO Forum: Stellen Sie Fragen und diskutieren Sie mit In den turbulenten Zeiten der Finanzkrise und den vielen Diskussionen im Gesundheitswesen tauchen viele berechtigte Fragen auf. Leider bleiben sie häufig unbeantwortet. Nicht bei ÖKK! Im neuen CEO Forum auf www.oekk.ch haben Sie die Möglichkeit, mit Stefan Schena, dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung, im offenen Dialog über das aktuelle Geschehen zu diskutieren. Ihre Beiträge werden in kurzer Zeit auf der Website veröffentlicht und beantwortet. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen. Haben auch Sie eine Frage an Stefan Schena? Dann besuchen Sie das Forum auf www.oekk.ch/forum. Dort können Sie Ihre Frage stellen oder einen Beitrag verfassen.

Partner ÖKK Magazin 18 Kantonsspital Graubünden Bessere Zusammenarbeit dank Partnerschaft Wenn zwei Organisationen viel miteinander zu tun haben, dann lohnt es sich für beide Seiten, die Zusammenarbeit in einem Partnerschaftsvertrag zu regeln. Genau dies haben das Kantonsspital Graubünden und ÖKK getan. Der Vertrag vereinfacht die Handlungsabläufe und verbessert die Informationsflüsse. Davon profitieren nicht nur die beiden Vertragsparteien, indem etwa ihr Verwaltungsaufwand abnimmt, sondern es profitieren davon vor allem auch die bei ÖKK versicherten Patientinnen und Patienten. Zur Partnerschaft gehört auch, dass das Kantonsspital Graubünden und ÖKK eine gemeinsame Definition der Behandlungskette planen, von der Zeit im Akutspital bis hin zum Aufenthalt in der Rehaklinik. Dabei geht es zum einen darum, für die Patienten die jeweils optimalen Therapieansätze auszuwählen. Sie können nur berücksichtigt werden, wenn alle Parteien dank einem reibungslosen Informationsfluss von ihrer Existenz Kenntnis haben. Zum anderen geht es darum, den Therapieprozess möglichst effizient und das heisst für die Patienten möglichst ohne unnötige Wartezeiten zu gestalten. Das setzt an erster Stelle voraus, dass die Patientenakten jeweils zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Sind sie es nicht, kann das leicht zu ärgerlichen Leerläufen führen: Der Patient muss mehrmals dieselben Befragungen über sich ergehen lassen. Oder es werden Laboruntersuchungen durchgeführt und Röntgenaufnahmen erstellt, die zwar schon gemacht worden sind, deren Ergebnisse zum entscheidenden Zeitpunkt aber gerade nicht verfügbar sind. Doppelspurigkeiten sind aber nicht nur ärgerlich, sie sind auch teuer. Wenn sie sich in Zukunft dank dem Partnervertrag vermeiden lassen, können dadurch also auch Leistungskosten eingespart werden.

offen kaufen, weniger E-Mails ausdrucken Kann man auch Konservenbüchsen recyceln? Klar! Aus dem Stahl werden zum Beispiel Nägel, Pfannen oder Autoteile. Also: Leere Dosen sauber machen, klein drücken und zur Sammelstelle bringen! Tipp: Aluminium kannst du gut von Weissblech unterscheiden, wenn du einen Magneten hast. Nur Weissblech ist magnetisch. www.spick.ch Herausgespickt aus dem schlauen Schülermagazin PAPIER GLAS 1,8 Rp. Schon beim Kauf einer PET-Flasche zahlst du 1,8 Rappen für deren Wiederverwertung. 50% Die Hälfte des privaten Abfalls der Schweizer wird wiederverwertet doppelt so viel wie noch vor 20 Jahren. Das Wort Recycling Aus Alt mach Neu Re-cycling (sprich«risaikling») setzt sich aus der englischen Vorsilbe «re-»(wieder, zurück) und dem Wort «cycle» (Kreislauf) zusammen. ALUMINIUM Vermeiden ist besser als verwerten! Noch umweltfreundlicher als Recycling: weniger Abfall produzieren! Pfandflaschen bevorzugen, Lebensmittel PET-FLASCHEN Wohin mit altem Spielzeug? Eine kaputte PlayStation gehört nicht in den Kehrichteimer! Genau wie dein ferngesteuertes Auto und alle anderen elektronischen Spielzeuge und Elektrogeräte solltest du sie zurück zum Händler bringen. Teilweise gibt s auch Sammelstellen für Elektroschrott. Alte Batterien: einfach wegwerfen? Auf keinen Fall! Batterien (und auch Akkus) enthalten giftige Stoffe und gehören nie in den Kehricht. Du kannst sie in jedem Laden abgeben, der auch Batterien verkauft. Einige der Inhaltsstoffe können sogar wiederverwertet werden.

Recycling für den Hosensack Recycling ist ganz einfach! So machst du aus einem leeren Getränkekarton ein witziges Portemonnaie. Du brauchst: - 1 leeren Getränkekarton - Druckknopf-Set zum Vernieten {aus dem Bastelladen} - Schere, Bostitch, Hammer 1 Spüle einen Getränkekarton gut aus und lasse ihn trocknen. Drücke den Karton flach. Knicke dabei die Seitenteile genau in der Mitte. Schneide Deckel und Boden entlang der Falzlinie ab. Schneide am einen Ende der 2 Packung entlang der langen Faltlinien ein. Und zwar knapp ein Drittel der Packungslänge. Dann schneidest du von aussen bis zum Ende dieses Schnitts. Das machst du links und rechts. 3 Auf der einen Seite sind nun zwei Laschen stehen geblieben. Die schönere wird der Deckel deines Portemonnaies. Die andere schneidest du sauber ab.