FACHKONFERENZ GRÜNE BESCHAFFUNG



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Transkript:

Konferenzreport Deutscher Industrie- und Handelskammertag Fachkonferenz Grüne Beschaffung. Handlungsfelder und politische Rahmenbedingungen 16. Juni 2010 1. Einleitung Das Beschaffungswesen ist zunehmend als ein wichtiges Handlungsfeld der Nachhaltigkeit ins Blickfeld von Politik und Öffentlichkeit geraten. Staatliche Stellen geben jedes Jahr etwa 300 Milliarden Euro für Bauleistungen, Waren und Dienstleistungen aus. Dieses Beschaffungsvolumen ist nicht nur für Deutschlands klimapolitische Ziele von zentraler Bedeutung, sondern eröffnet auch große wirtschaftliche Potenziale für deutsche Unternehmen: Ein ökologisches Beschaffungsprofil der öffentlichen Hand beschleunigt die Markteinführung innovativer Technologien und stärkt damit die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen auf den Zukunftsmärkten der Umwelttechnologie im In- und Ausland. Über eine nachhaltige Unternehmensstrategie können innovative innerbetriebliche Prozesse zur langfristigen Kostensenkung in Gang gesetzt und neue Märkte erschlossen werden. Auch Privatunternehmen überdenken angesichts steigender Energiekosten ihre Einkaufspraxis, die oftmals allein auf den günstigsten Anschaffungspreis ausgerichtet war, nicht jedoch auf die Betriebskosten. Eine grüne Einkaufspolitik kann für Unternehmen in vielen Fällen schon mittelfristig eine Kostenersparnis bewirken, wenn für den Produkteinkauf neben den Anschaffungskosten die Betriebskosten des gesamten Lebenszyklus einbezogen werden. 2. Veränderte politische Rahmenbedingungen Seit 2009 können umweltbezogene Aspekte bei öffentlichen Ausschreibungen berücksichtigt werden ( 97 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbeschränkungen). Mit dem Inkrafttreten der veränderten Vergabeverordnung am 11. Juni 2010 wurden die vergaberechtsrelevanten Bestimmungen der EU-Energiedienstleistungsrichtlinie in deutsches Recht umgesetzt: In den Leistungsbeschreibungen öffentlicher Vergabeverfahren sind Angaben zum Energieverbrauch gesetzlich gefordert. Dies nahm der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) zum Anlass, zu einer Fachkonferenz Grüne Beschaffung nach Berlin einzuladen. Am 16. Juni 2010 fand die Fachkonferenz mit etwa 120 Teilnehmern aus Politik, Verwaltung, Unternehmen und der Wissenschaft im Haus der Deutschen Wirtschaft statt. Die Konferenz war Teil der Aktivitäten des DIHK im Rahmen der Partnerschaft für Klimaschutz, Energieeffizienz und Innovation, die 2009 zwischen dem Bundesumweltministerium, dem Bundeswirtschaftsministerium und dem DIHK geschlossen wurde.

3. Konferenzeröffnung In seiner Eröffnungsrede wies Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK, auf zentrale Herausforderungen hin, die sich aus den veränderten rechtlichen Rahmenbedingungen ergeben: Die Integration des Nachhaltigkeitsaspekts ins Vergaberecht dürfe nicht als allgemeines Politikinstrument dienen, sondern müsse sich an konkreten Vergabekriterien festmachen, also produkt- bzw. dienstleistungsbezogen sein. Nur so könne gewährleistet werden, dass kleinere und mittlere Unternehmen weiterhin um öffentliche Aufträge bieten können und ein fairer Wettbewerb gesichert wird. Deswegen sollten grüne Beschaffungskriterien transparent und nachvollziehbar in die Vergabepraxis von Bund, Ländern und Kommunen integriert werden, um wichtige wirtschaftliche Impulse für Innovation und Investitionen zu erreichen. 4. Podiumsdiskussion Marlehn Thieme, Mitglied des Rates für Nachhaltige Entwicklung, unterstrich in Ihrer Rede die Chancen der Nachhaltigkeit für die deutsche Wirtschaft. Bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung gebe es jedoch noch erhebliche Defizite. Unkoordinierte Ressortaktivitäten und kurzfristige politische Denkmuster verhinderten oftmals eine vernetzte Befassung mit Nachhaltigkeitszielen auf politischer Ebene. Für eine konsequente Umsetzung einer nachhaltigen Beschaffungspolitik in der Praxis brauche man neben einem klaren politischen Bekenntnis auch verlässliches Datenmaterial, um ein Monitoring öffentlicher Beschaffung und somit seine interne und öffentliche Bewertung der Konsequenzen zu ermöglichen. Denkbar wäre, eine Kontrollfunktion der öffentlichen Vergabepraxis den Bundes- und Landesrechnungshöfen zu übertragen. Viele Unternehmen hätten die wirtschaftlichen Chancen einer nachhaltig ausgerichteten Unternehmensstrategie schon erkannt, etwa in den Bereichen strategische Personalentwicklung, Zielvereinbarungen des Managements oder der Einführung von Umweltmanagement-Systemen in Produktionsstätten. In der anschließenden Podiumsdiskussion unter der Leitung von Susanne Bergius diskutierten Marlehn Thieme mit Klaus-Peter Tiedtke (Leiter des Beschaffungsamtes des BMI), Professor Achim Wambach (Universität zu Köln) und Stefan Calvi (Pricewaterhouse Coopers) über die rechtlichen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Impulse grüner Beschaffung. Es zeigte sich, dass die neuen rechtlichen Rahmenbedingungen noch zahlreiche Fragen in der Umsetzungspraxis aufwerfen. Bei der Integration ökologischer Kriterien ins Vergaberecht ist neben einem transparenten Vorgehen auf politischer Ebene die praxisgerechte Umsetzung grüner Beschaffungskriterien besonders wichtig. Bei der praktischen Umsetzung des neuen Vergaberechts fehlt es aber bisher an entsprechenden Fachkenntnissen gerade bei kommunalen Vergabestellen. Ausschreibende Vergabestellen müssen nicht nur technische Standards sinnvoll setzen, sondern auch ihre Prüfpflichten zweckmäßig mit existierenden Zertifizierungen oder Qualitätssiegeln abstimmen. Dies erfordert eine genaue Kenntnis der einzelnen Beschaffungsmärkte, die von kommunalen Stellen nur selten erbracht werden kann. Mögliche Lösung für dieses Problem wäre ein verstärkter Know-How-Transfer der Vergabestellen untereinander.

Ordnungspolitische Argumente wiesen auf die Gefahr der Unwirtschaftlichkeit hin, wenn Bieter mit unpraktikablen Kriterien konfrontiert werden. Tariftreue als Vergabekriterium hätte sich zum Beispiel als unpraktikabel erwiesen und sei von einigen Bundesländern daher wieder abgeschafft worden. Vergabekriterien müssten so formuliert werden, dass auch kleinere und mittlere Unternehmen bieterfähig bleiben, zumal die europäische Harmonisierung des Vergaberechts eine Stärkung des Wettbewerbs bezwecke. Neben einer effektiven Umsetzung auf Verwaltungsseite wurde auch die politische Dimension einer grünen Beschaffung erörtert. Der Idee einer stärkeren Zentralisierung des Beschaffungswesens, wie sie in anderen europäischen Staaten stattfindet, stehen in Deutschland der Föderalismus sowie die auch im Einkauf wirksame Ressortverantwortlichkeit der Ministerien entgegen. Umso wichtiger erscheint vor diesem Hintergrund der Aufbau institutionalisierter Austauschgremien zwischen Anbietern, Vergabestellen und Verbänden, um in einzelnen Beschaffungsfeldern praxisgerechte Hilfen in Form von Leitfäden für produktneutrale Ausschreibungen oder Benchmark-Verfahren voranzutreiben. 5. Fachforum Grüne Beschaffung von Strom und Wärme Dr. Anke Tuschek (BDEW), Ulrich Meyer (Lichtblick AG) und Monika Dreekman (Kubus Kommunalberatung GmbH) bildeten das Fachforum unter der Moderation von Vanessa Hübner (Berliner Energieagentur). Die Diskussion zeigte zunächst, dass Fragen der grünen Beschaffung von Strom und Wärme nicht losgelöst von den energie- und umweltpolitischen Rahmenbedingungen erörtert werden können. Die Praxis bei kommunalen Ausschreibungen zeigt, dass viele Kommunen aus Furcht vor Mehrkosten derzeit noch überwiegend sog. graue Stromausschreibungen machen, die demnach auch von Öko-Strom-Anbieter gewonnen werden können. Vergabeentscheidend ist in vielen Fällen allein der Preis. Generell ist die Wettbewerbsintensität bei kommunalen Ausschreibungen eher gering. Dies liege auch an strukturellen Problemen bei der Strombeschaffung öffentlicher Stellen. Während kommunale Stellen durch Gremienbeteiligungen lange Bearbeitungszeiten von der Angebotsveröffentlichung bis zur endgültigen Zuschlagsvergabe haben, unterliegen anbietende Energieversorger einer starken Preisfluktuation. 6. Fachforum Nachhaltige Mobilität: Fuhrpark und Mobilitätskonzepte Über Fragen der nachhaltigen Mobilität diskutierten Dr. Winfried Häser (Deutsche Post AG), Andreas Leo (Car2Go GmbH) und Dr. Michael Niedenthal (Verband der Automobilindustrie) unter Moderation von Dr. Hermann Hüwels (DIHK). Es wurde deutlich, dass die Diskussion in diesem Beschaffungsfeld momentan noch stark von allgemeinen Fragen nachhaltiger Antriebs- und Mobilitätskonzepte geprägt ist. Im Bereich neuer Antriebssysteme wie der Elektromobilität sind einheitliche Standards genauso wichtig wie eine verlässliche Bestimmung tatsächlicher Verbrauchswerte und entsprechender Emissionen. Bei der Zusammenstellung ihres Fuhrparks stehen einige Unternehmen vor dem Problem, dass die tatsächlichen Verbrauchswerte wegen der sehr unterschiedlichen individuellen Nutzerprofile mitunter über den Herstellerangaben liegen. Nur durch eine Auswertung der tatsächlichen Verbrauchsdaten und unter Berücksichtigung der spezifischen Mobilitätsbedürfnisse eines Unternehmens können praxisgerechte nachhaltige Mobilitätskonzepte entwickelt werden. Auf dieser Grundlage

können Unternehmen dann eine nachhaltige und wirtschaftliche Ausrichtung ihres Fuhrparks vornehmen, die auf ein entsprechend differenziertes und passgenaues Produktportfolio der Hersteller in allen Leistungsklassen angewiesen ist. In Hinblick auf Mobilitätskonzepte wurden auch vielversprechende Car-Sharing-Konzepte diskutiert, die den speziellen Bedürfnissen innerstädtischer Mobilität gerecht werden. Momentan werden diese Angebote noch überwiegend von Privatpersonen genutzt, sind aber in Zukunft auch immer mehr für Unternehmen interessant, insbesondere im innerstädtischen Bereich und in urbanen Regionen. 7. Fachforum IKT-Beschaffung: Green IT Moderiert von Florian König (Green-IT Beratungsbüro beim BITKOM) diskutierten Dr. Frank Lampe (IGEL Technology GmbH), Frank Schreiber-Handschug (Deutscher Sparkassen- und Giroverband) sowie Michael Unger (Beschaffungsamt des BMI). Als technologische Optionen zur Steigerung der Energieeffizienz sind bereits zahlreiche Marktangebote verfügbar, vor allem im Bereich der Thin-Clients, Servervirtualisierung, Laststeuerung oder der regenerativen Klimatisierung von Rechenzentren (z. B. mit Fernkälte). Nachhaltigkeit in der IT-Beschaffung umfasst neben Energieeffizienz in der IT-Infrastruktur auch eine integrierte Einbeziehung von Fragen der Altgeräte-Entsorgung. Nur wenige Unternehmen verfügen über ausreichende Analyse- und Monitoringsysteme grundlegender energiespezifischer IT-Kennwerte (z.b. IT- Anteil an den gesamten Energiekosten, Auslastungsgrad der Server, Kosteneinsparpotential in der IT). Dies zeigte eine interaktive Befragung des Plenums durch Frank Schreiber-Handschug. Damit Vergabestellen konkrete Entscheidungshilfen zur ökologischen Beschaffung von IT-Technologieoptionen und neuen Marktentwicklungen erhalten, haben das Beschaffungsamt des BMI und der Branchenverband BITKOM eine Projektgruppe zur Erstellung eines Leitfadens für produktneutrale Ausschreibungen von IT-Leistungen gegründet. Ziel des Leitfadens ist es, den öffentlichen Auftraggebern eine verständliche Unterstützung bereitzustellen für die produktneutrale und anbieterunabhängige Formulierung ihrer Ausschreibungen. Strukturierte Austauschprozesse wie Projektgruppen sind ein hilfreiches Instrument, um den Prozess der konkreten Formulierung grüner Vergabekriterien zu begleiten. Diese Austauschgremien erarbeiten für einzelne Beschaffungsfelder zum Beispiel Vorschläge zu produktneutralen Leitfäden für umweltfreundliche Ausschreibungen. Die Diskussionen in den einzelnen Beschaffungsfeldern zeigten, dass im Bereich der IT-Beschaffung bereits gut funktionierende Austauschprozesse zwischen Unternehmen, Verbänden und der öffentlichen Verwaltung existieren.

8. Fachforum Energieeffiziente Beleuchtung für Industrie und Kommunen Thomas Hoffmann (Stadtwerke Hannover), Jürgen Messmer (Chartline E + F Konzepte GmbH), Kai Nitschke (Philips Lighting), und Dr. Martin Riedel (Becker Büttner Held) stellten unter der Moderation von Annette Karstedt- Meierrieks (DIHK) ihre Aspekte zu dem Fachthema vor. Dabei wurde schnell deutlich, dass der Markt über alle Produkte verfügt, die sowohl für Straßen- als auch für Innenbeleuchtung benötigt werden. Dies gilt bei öffentlichen Auftraggebern wie auch bei Privatunternehmen. Allerdings ist zuvor genau festzulegen, welcher Bedarf vorhanden ist. Insbesondere in den Städten muss die Straßenbeleuchtung zunächst unter dem Gesichtspunkt des strategischen Einkaufs betrachtet werden. Hier muss die Nachfragepalette reduziert werden, damit sich die Kosten senken lassen. Danach ist bedarfsgerecht festzulegen, wie die Beleuchtung in der einzelnen Straße auszusehen hat (z. B. Lichtreduzierung in Wohnstraßen mit Bewegungsmeldern), um ausreichende Sicherheit für Fußgänger herzustellen. Die neue LED-Technik wird die Zukunftstechnologie in der Beleuchtung sein, aber momentan können damit noch nicht alle Anforderungen ohne Schwierigkeiten erfüllt werden. Die anbietende Wirtschaft bemüht sich um Hilfestellungen für die Abnehmer, um ihnen anhand von Tools eine Beschaffung auch unter Beachtung der Lebenszykluskosten zu erleichtern. 9. Abschluss Prof. Dr. Stephan Wernicke, Bereichsleiter Recht des DIHK, richtete zum Abschluss der Fachkonferenz den Blick nach Brüssel. Die Kommission war in ihrer Mitteilung zum umweltorientierten öffentlichen Beschaffungswesen aus 2008 davon ausgegangen, dass im Jahr 2010 50 % der öffentlichen Aufträge umweltorientiert ausgeschrieben werden sollen. Auch wenn das Ziel noch nicht erreicht sein sollte, so könne doch festgestellt werden, dass es sehr konkrete Entwicklungen in einigen Spezialbereichen von Produkten bzw. Dienstleistungen gibt. Eine Vielzahl von EU-Richtlinien im Bereich von Umwelt, Energie und Klima stellten einen direkten oder indirekten Bezug zur öffentlichen Beschaffung her und setzten so wesentliche Impulse von Brüssel aus. Der europäische Binnenmarkt könne jedoch nur dann funktionieren, wenn die Anforderungen der öffentlichen Vergabestellen an Produkte und Dienstleistungen vergleichbar sind.