Grußwort Warstein 26. November 2018

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Transkript:

Grußwort Warstein 26. November 2018 Sehr geehrte Damen und Herren, gerne überbringe ich die Grüße der Stiftung Eben-Ezer. Ich bedanke mich für die Einladung zu der diesjährigen Gedenkfeier an der Treise-Kapelle und für die Möglichkeit, zu Ihnen zu sprechen. Es ist gut 1 ½ Jahre her, dass Herr Monzlinger Kontakt zu uns in Eben-Ezer aufgenommen hat. Das war ein wertvoller Auftakt für eine gute Zusammenarbeit und für das Gestalten einer Gedenkkultur für Euthanasie- Opfer auch bei uns in Eben-Ezer. Eben-Ezer das ist eine diakonische Stiftung mit Sitz in Lemgo. Seit über 150 Jahren begleiten wir Menschen mit Behinderungen. Schon seit den Anfängen der Stiftung bieten wir Wohnmöglichkeiten, schulischen Unterricht und Arbeitsplätze. So auch in den 1930-er Jahren, als die Nationalsozialisten herrschten. Das Land Lippe damals noch selbständig galt dabei als besonders rechts. Kaum ein Landstrich, in dem die Nationalsozialisten mehr Stimmen und größere 1

Zustimmung erhalten haben. Selbst auf einigen Kirchtürmen wehte schon früh die Fahne mit dem Hakenkreuz. Es verwundert also nicht, dass das rassistische Gedankengut der Nazis auch in der Stiftung Eben-Ezer auf fruchtbaren Boden fiel. Maßnahmen wie Zwangssterilisationen zahlreicher Bewohnerinnen und Bewohner wurden unterstützt. Ebenso gab es viel Zustimmung zum Führerprinzip und zum autoritären Agieren des Staates. Das Wohl des einzelnen Menschen wurde dem vermeintlichen Wohl des Volkes untergeordnet. Dennoch war in der bisherigen historischen Aufarbeitung unscharf, wie in Eben-Ezer mit der sog. Euthanasie, also der systematischen Tötung behinderter Menschen umgegangen worden ist. Heute wissen wir mit größerer Sicherheit: Unmittelbar abgeholt wurden aus Eben-Ezer keine Bewohnerinnen und Bewohner. Dafür sind wir im Rückblick sehr dankbar! Trotzdem war Eben-Ezer kein Hort des Widerstands und leider für die behinderten Menschen auch kein sicherer Ort zum Leben. Die neueren historischen Forschungen insbesondere von 2

Herrn Bax - haben zu Tage gebracht, dass sehr wohl Menschen aus Eben-Ezer Opfer der Tötungsaktionen der Nazis geworden sind. Die größte Gruppe von ihnen ist dabei den Weg hier über Warstein in die Tötungslager gegangen. Das zu erfahren ist schmerzhaft. Denn die Greuel der damaligen Zeit kommen plötzlich ganz nah. Menschen, die in unseren Häusern gewohnt haben, die unseren Werkstätten gearbeitet und in unserer Kirche Gottesdienst gefeiert haben, sind getötet worden. Menschen, die sich mit ihrem Leben der Stiftung anvertraut haben, haben bei uns nicht den Schutz erhalten, den sie hätten erhalten sollen. Das historisch fundiert zu wissen schmerzt. Und es berührt, die Menschen mit ihren Biographien vor Augen geführt zu bekommen so, wie es in unserem Gedenkbuch auf der Homepage der Stiftung geschieht. Das Schicksal der Menschen stimmt traurig und stellt die Frage nach Verantwortung und zwar nach Verantwortung damals und heute. In Eben-Ezer sind wir sehr dankbar, dass wir durch die Initiative von Herrn Monzlinger und die historische 3

Arbeit von Herrn Heinrich Bax zumindest unsere heutige Verantwortung wahrnehmen können. Das heißt: unsere Geschichte transparent aufzuarbeiten; ein aufrichtiges Gedenken zu gestalten und für das eigene Handeln heute und morgen zu lernen. Wir tun das mit Blick auf das schwere Thema der sog Euthanasie in deutlicher Verbundenheit zur Gedenkstelle hier in Warstein. Herr Bax wird die Hintergründe gleich erläutern. Aufgrund dieser Verbundenheit haben wir die Patenschaft für die nachweislich von Eben-Ezer hier nach Warstein verlegten und später getöteten Menschen übernommen (Gedenktafel/Gedenkstele / Mues und Schrewe). Für einige Namen gab es bereits Privatpersonen als Paten. Das ist gut, denn dann gedenken wir gemeinsam! Diese Brücke nach Warstein und das gemeinsame Gedenken sollen fortan auch für uns Erinnerung und Mahnung sein, unseren Auftrag und unsere Verantwortung für die Menschen gut wahrzunehmen und zwar den Auftrag, an dessen erster Stelle unverrückbar steht, das Leben zu schützen, zu 4

bewahren und die Würde jedes einzelnen Menschen zu achten. Mag Ihnen das heute und in Zukunft in Warstein gut gelingen. Und mag uns das auch in Eben-Ezer gelingen. Ich bin dankbar für die Verbindung, die durch die Initiative von Herrn Monzlinger entstanden ist. Ich bin dankbar dafür, dass Sie uns sozusagen angeboten haben, Ihr Gedenken mit uns zu teilen. Und so wünsche ich uns allen, dass uns das gemeinsame Gedenken an Vergangenes für unser Tun und Handeln in der Zukunft stärkt. Hier in Warstein, in Lemgo und an allen anderen Orten. Ihnen allen: Gottes Segen! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! 5