Indienreisebericht vom Februar 2018

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Transkript:

Indienreisebericht vom Februar 2018 Ich gehe nach Indien, um die Situation der Dalits und der Kirche besser kennenzulernen. Du gehst nach Indien? Diese Frage zusammen mit dem Blick von Unverständnis und Angst waren die gängigen Reaktionen auf meine Aussage. Wieso will man um Gottes Willen nach Indien gehen? Für mich war es seit vielen Jahren der Wunsch, mich genauer mit der Situation der Dalits, die heute gängige Bezeichnung der Nachfahren der indischen Ureinwohner, den sogenannten Unreinen und Unberührbaren im indischen Kastensystem. Die Anzahl der Dalits in Indien beträgt ca. 240 Millionen von fast 1.3 Milliarden der Gesamtbevölkerung Indiens. Unsere Reise führte uns zuerst nach Hyderabad. Diese Stadt im Süden Indiens mit ca. 7 Millionen Einwohnern konfrontierte uns von Anfang an mit der harten Realität indischer Grossstädte. Die vielen Menschen, der Verkehr, der einem als Schweizer mehr an die Geschäftigkeit eines grossen Ameisenhaufens erinnert, der Lärm durch das stete Benutzen der Hupen und der allgegenwärtige Abfall, liessen mich sehr schnell bewusst werden, dass ich nun in Indien angekommen war. Zu meiner Überraschung fand ich grossen Gefallen an diesem grossen Chaos. Die Menschen waren freundlich und begrüssten uns überall, wo wir waren. Diese Herzlichkeit und die vielen Farben und Gerüche waren der zweite Hinweis darauf, dass Indien kaum fassbar ist. Unsere erste Reisestation führte uns dann zum Headquarter der Good Shepherd Church of India. Dort lernten wir unter anderem Dr. Joseph D Souza kennen, der sich seit vielen Jahren für die Rechte der Dalits einsetzt und Präsident des Dalit Freedom Network und des All India Christian Council ist. Er führte uns ein in das komplexe hinduistische Kastensystem und den resultierenden schwerwiegenden Folgen für die Dalits. Dr. D Souza erzählte von einer Begegnung mit einem Dalit vor vielen Jahren. Er fragte ihn, was er für die Dalits machen könne. Und die Antwort lautete, dass die Dalits dringend Schulbildung für die Kinder brauchen. In der Folge wurden bis heute 107 Joseph D'souza Schulen für die Dalits gebaut in ganz Indien. Neben den Schulen wurden auch Spitäler und Krankenstationen gebaut, welche ebenfalls dringend notwendig sind für diese sehr arme Bevölkerungsschicht. Wir konnten eine dieser Schulen

besuchen. Die Schüler tragen alle Uniformen. Dadurch sind sie alle gleich und können kaum als Hindu (inkl. Kastenzugehörigkeit), Moslem oder Christ erkannt werden. Alle spielen und studieren in ihren Klassen zusammen. Der Unterricht ist in Englisch, denn diese Sprache ist bekannt aus der Zeit der englischen Kolonialmacht und bedeutet heute für die Menschen die grösstmögliche Berufsperspektive. Wir besuchten auch Good Shepherd Schulen in den Slums und auf dem Lande. Die Slumschulen sind oft sehr einfach, erfüllen aber alle den gleichen Standard was Uniformen, Schulsprache und Lehrplan betrifft. Alle Lehrpersonen sind Christen und werden von Good Shepherd Schulen selber ausgebildet. Diese Lehrpersonen verpflichten sich nach der Ausbildung in einer dieser Schulen für zwei Jahre zu arbeiten. Die meisten bleiben aber länger. Alle Schulen haben eine staatliche Anerkennung und ein grosses Ansehen. Sie sind Zeichen der Hoffnung für die Dalit-Bevölkerung. Zurzeit besuchen ca. 26'000 Kinder eine der 107 Good Shepherd Schulen. Das Ziel ist es, Plätze für 70'000 Kinder zu schaffen. Nicht durch den Bau von neuen Schulen, sondern die Erweiterungen der bestehenden Schulen. Von den gegenwärtig 26'000 Schülerinnen und Schüler werden 13'000 durch Spendengelder unterstützt und gesponsert. Ich war tief beeindruckt durch das, was ich gesehen und gehört habe. Das Lachen der Kinder und die Dankbarkeit darüber, dass sie eine dieser Schulen besuchen können, werde ich so schnell nicht vergessen. Auch eine Woche nach dieser Reise bin ich noch am Verdauen der Eindrücke. Es beschäftigt mich

herauszufinden, welche Rolle wir als Christen hier in unserer Kirchgemeinde für diese Kinder übernehmen könnten. Eine ist sicher das Gebet wie auch das Informieren darüber. Deshalb möchte ich einen Vortragsabend mit Foto- und Film-Dokumentationen durchführen. Das Datum steht noch nicht, aber ich werde es genügend im Voraus bekanntgeben. Ich hoffe, dass ich Ihr Interesse ein bisschen wecken konnte und sie vielleicht sogar den Wunsch verspüren, Indien und die Dalits selber einmal persönlich kennenzulernen. Pfr. Richard Mauersberger.

Joshua Davi Pfarrer einer Slumkirche in Delhi

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