multilogue Summary Stefanie Koch 12. November 2009 Unternehmen Armut

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Transkript:

weltweit mehr unternehmen. multilogue Summary Stefanie Koch 12. November 2009 Unternehmen Armut Wie Holcim in Entwicklungsländern neue Märkte schafft und soziale Entwicklung fördert. In Kooperation mit

Unternehmen Armut Wie Holcim in Entwicklungsländern neue Märkte schafft und soziale Entwicklung fördert. Stefanie Koch, Corporate Social Responsibility Manager von Holcim, sprach am 12. November 2009 beim corporaid multilogue darüber, wie ein Unternehmen von den Chancen in Entwicklungsländern profitiert und dabei aktiv zur nachhaltigen Entwicklung in diesen Ländern beiträgt. Das Thema CSR ist sehr facettenreich und komplex. Ich werde versuchen, Ihnen ein Bild zu vermitteln, wie und wo Sustainable Developmebt SD also nachhaltige Entwicklung und insbesondere CSR in einem Unternehmen mit 80.000 Mitarbeitern angesiedelt sind. Der Schwerpunkt meines Vortrags bezieht sich aber vor allem auf unser Engagement am Bottom of the Pyramid oder anders ausgedrückt auf Holcims Versuch, innovative Lösungen für unsere Anspruchsgruppen zu finden, die in den unteren sozialen Gruppen der Gesellschaft angesiedelt sind. In diesem Zusammenhang möchte ich insbesondere auf unser Projekt im Bereich Affordable Housing in Nicaragua eingehen, das ich während der letzten zwei Jahre intensiv begleitet habe. Kurz zu meiner Person: Bevor ich 2002 bei Holcim im CSR-Bereich begann, war ich in der Entwicklungszusammenarbeit tätig: in Zusammenarbeit mit der Weltbank, der UNDP und anderen Organisationen habe ich im Bereich Armutsbekämpfung, Women s Empowerment und Unterernährung von Kindern gearbeitet. Das waren natürlich ganz andere Bereiche als die Zement-Welt bei Holcim. Es gab für mich immer ganz allgemein bei Unternehmen, die in Entwicklungsregionen tätig waren, einen Ansatz, der mich irritiert hat und zwar der patriarchalische Approach unter dem Motto Wir wissen, was ihr braucht. Das ist leider heute noch weit verbreitet. Eine meiner Prioritäten bei Holcim war es daher zu evaluieren auf welchen Gebieten das Unternehmen Know-How besitzt, das entsprechend der Notwendigkeiten in unseren Gastgemeinden zum Einsatz gebracht werden kann. Dahingehend wurden auch zwei wichtige Grundsätze formuliert, nämlich, dass kein Projekt ohne ein Need-Assessment initiiert wird und dass jedes Projekt in Zusammenarbeit mit den Menschen vor Ort entwickelt und implementiert wird. Das Ziel dieser Zusammenarbeit ist es auch, die lokalen Kapazitäten so weit zu entwickeln, dass das Projekt innerhalb von drei bis fünf Jahren komplett an die Gemeinden übergeben werden kann. Ein CSR-Approach für Holcim Holcim ist einer der weltweit führenden Konzerne im Bereich Zement, Kies, Beton und Zuschlagsstoffe. Wir sind auf allen Kontinenten vertreten und produzieren in mehr als 70 Ländern. Ein umfassender und langfristiger Erfolg ist für Holcim nur möglich, wenn Umweltschutz, soziale Verantwortung und wirtschaftliches Denken im Einklang stehen. Deshalb versu-

chen wir diese drei Grundsätze in alle Unternehmensbereiche zu integrieren. Bei dieser Integration geht es allerdings nicht darum, eine neue Abteilung zu gründen, sondern SD und CSR in alle Geschäftsbereiche weitestgehend zu verankern. So zum Beispiel im Procurement, in das Personalwesen, in die Kundenbetreuung etc. Letztendlich ist das Ziel, diese Themen in der DNA eines Unternehmens zu verankern. Dieser Prozess, der bei Holcim sehr erfolgreich verlief, war ein top-down commitment. Aufgrund eines Beschlusses der Geschäftsleitung im Jahr 2002 wurde eine CSR- Politik und ein CSR-Ansatz entwickelt und in der Folge implementiert. Geholfen hat dabei sicherlich, dass alle Gruppengesellschaften bestimmte Ziele erreichen müssen. Diese Ziele beinhalteten im Jahr 2004 die Einbindung von SD und CSR in die Unternehmensstrategie in den verschiedenen Geschäftsbereichen sowie die Evaluierung der CSR-Strategien im Jahr 2009. Commitment across the Group There are compelling commercial reasons for building SD into business strategy. Improving our SD performance will add value to our business and is a key factor in maintaining our licence to operate The current global economic turmoil presents many challenges, but also provides an opportunity to leverage the competitive advantage that comes from our commitment to environmental and social responsibility Our SD performance is widely recognized Awards won by Group companies are evidence of this commitment Member of the DJSI World and Stoxx Index and the FTSE4Good Index 2009 Holcim Ltd/Switzerland 24 Gleichzeitig wurde jedoch auf die Unterschiede der Gruppengesellschaften, inbesondere die lokalen Gegebenheiten, Rücksicht genommen und alle Gesellschaften formulierten ihre eigenen Ziele selbstverständlich immer basierend auf einer Analyse der Anspruchsgruppen und der lokalen Notwendigkeiten. Des weiteren nominierte jede Gruppengesellschaft einen CSR-Koordinator, der in direktem Kontakt mit unserer Abteilung steht. Nach einigen Jahren wurde die Verantwortung für bestimmte Themen, z. B. die Kontrolle von Zulieferern an die geweilige Abteilung in Zusammenarbeit mit unserer Abteilung übergeben. CSR-Benefits für Holcim: Lessons Learnt Der größte Nutzen von CSR für das Unternehmen ist sicherlich der Reputationsgewinn d.h. dass die Marke Holcim mittlerweile auch mit Nachhaltigkeit verbunden wird. Das ist uns sehr gut gelungen. So hat der Dow Jones Sustainability- Index Holcim vier Jahre in Folge als Leader im Sector Construction geführt. Das ist ein schöner Erfolg für das Unternehmen und eine wichtige Anerkennung für die CSR-Abteilung. CSR ist neben der Reputation aber auch im Recruiting und im Personalmanagement wichtig. Die Mitarbeiter fühlen sich viel mehr mit dem Unternehmen verbunden und sind loyal, sie bleiben länger im Unternehmen und die Internal Knowledge bleibt erhalten. Und nicht zuletzt ist die Licence zu Operate ein extrem wichtiges Thema in unserem CSR-Engagement. Ganz einfach gesagt: wenn die Community nicht will, dass ein Werk gebaut oder erweitert wird, wird es nicht funktionieren. Wenn es zu Problemen mit der lokalen Bevölkerung kommt, liegt es meiner Meinung nach oftmals an der fehlenden Kommunikation und einem fehlenden oder ungenügenden Engagement mit den Anspruchsgruppen vor und in den ersten Phasen eines Projektes. Ein enger Kontakt und die Zusammenarbeit mit den Gastgemeinden erleichtert viele Aspekte der Geschäftstätigkeit. Ein positives Beispiel von Holcim ist in diesem Zusammenhang ein Alternative Fuels & Raw Materials AFR-Werk in Anda-

lusien, Südspanien. Dort gibt es sehr starke Gewerkschaften und eine aktive Umwelt-NGO-Szene. Zu dem Zeitpunkt, als Holcim dort ein Werk für alternative Brennstoffe bauen wollte, begann das lokale Management sehr früh, die Bedenken der Anspruchsgruppen anzuhören und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um eine für alle angemessene Lösung zu finden. Dieses Vorgehen war sehr erfolgreich, die lokalen Anspruchsgruppen inklusive der Bürgermeister und einer radikalen Umwelt-NGO befürworteten letztendlich den Bau des Werks. Das extra gegründete Community Advisory Panel CAP besteht noch heute, fünf Jahre nach Inbetriebnahme des Werks, und trifft sich regelmäßig, um allfällige Probleme zu diskutieren. Zum Hintergrund: AFR oder Co-processing ist für Holcim eine Möglichkeit den CO 2 -Ausstoß zu senken. Das Thema wird mit state-of-the-art Technologien angegangen und Holcim hatte über fünf Jahre eine sehr erfolgreiche Partnerschaft mit der GTZ zu diesem Thema. Im Rahmen der Partnerschaft wurden unter anderem Richtlinien für Co-processing entwickelt und in Pilotländern getesten. Diese Richtlinien sind mittlerweile weltweit anerkannt und im Gebrauch. Ich erwähnte das Community Advisory Panel. Es ist ein wichtiges Instrument in der Zusammenarbeit mit den Communities. Ein CAP besteht aus etwa 10-12 Personen, die die wichtigsten Anspruchsgruppen in der Gastgemeinde repräsentieren. In einem CAP werden über lokale Entwicklungen der Gemeinde sowie des Unternehmens, aber auch über Probleme und Ängste diskutiert und Lösungsansätze gefunden. Im Falle von Spanien hat man wie erwähnt eine radikale und anfänglich aggressive NGO miteinbezogen und das CAP arbeitet bis heute eng und konstruktiv mit dem Management des Werks zusammen. CSR ins Kerngeschäft Community Improvement und Affordable Housing Der Fokus der Zusammenarbeit mit den Gastgemeinden ist von Land zu Land verschieden. Holcim hat sich entschlossen, das Engagement auf drei Schwerpunktbereiche zu fokussieren: 1. Education: in machen Ländern unterstützen wir Primary Education, ansonsten aber vor allem Vocational Training das ist der Bereich in dem wir am meisten Erfahrung haben. 2. Community Development: Förderung von Prozessen, die eine eigenständige Weiterentwicklung einer Community unterstützen, und 3. Infrastructure: hier haben wir eine Möglichkeit gesucht, wie man eine Verbindung zum Kerngeschäft schaffen kann. Hier entstand das Thema Affordable Housing, da es in Latein Amerika, in Asien wo Holcim tätig ist in diesem Bereich ein großes Defizit gibt. Ein paar Worte zum Markt: Die meisten Entwicklungsländer sind das, was wir im Unternehmen einen Bag-Market nennen. Für unsere Produkte gibt es verschiedene End-Konsumenten, zu denen neben großen Bauunternehmen und Zivilingenieuren auch die sogenannte Self-Builders also die Hausbauer zählen: In Mexico, in Nicaragua oder Indonesien läuft ein Großteil des Geschäfts über den Verkauf von einzelnen Zementsäcken. Sehr viele Menschen in Entwicklungsregionen haben keine oder nur sehr schlechte Behausung und diese bauen sie selbst aus allen möglichen Materialien. Holcim möchte in diesem Zusammenhang ein nachhaltiges, der jeweiligen geogra-

phischen Situation, sozial akzeptiertes Produkt anbieten, das die Zielgruppe sich mit gewissen finanziellen Hilfestellungen leisten kann. Die Probleme, die in diesem Zusammenhang auftauchen, sind: Fehlende Ersparnisse und finanzielle Resourcen der potentiellen Kunden fehlendes Mikrofinanzangebot schwierige Situation bezüglich Landtitel Transport von Baumaterialien Soziale Akzeptanz der verwendeten Baumaterialien Nachhaltigkeit des Produkts Mit Affordable Housing wollen wir nicht nur diese Probleme lösen, sondern auch einen Business Bereich schaffen, in dem wir Produkte anbieten, die einen starken sozialen Nutzen haben und gleichzeitig Einkommen für Holcim generieren. Es gab sehr viele interne Diskussionen, wann das Projekt kostendeckend sein muss etc. Die finale Vorgabe war dann, bereits in den ersten Jahren kostendeckend zu sein und später muss das Projekt auch Einkommen generieren. Affordable Housing in Nicaragua Nun endlich zu dem Eingangs erwähnten Musterprojekt in Nicaragua. Dank der Erfahrung aus diesem Projekt konnten wir verschiedene Faktoren identifizieren, die ausschlaggebend für den Erfolg des Projekts Affordable Housing sind. Basis ist die umfassende Marktanalyse, d.h. die Ansprüche der zukünftige Kunden mit einzubeziehen und dabei auch auf natürliche Gegebenheiten wie vorhandene Materialien und Technik oder ob eine Region von Erdbeben gefährdet ist etc. Rücksicht zu nehmen. Generell haben wir es mit 3 Gruppen von Menschen zu tun: Menschen, die einen Landtitel haben, die einen Kredit bekommen und am Programm als Kunden teilnehmen Menschen, die für das Land, auf dem sie jahrelang wohnen, keinen Titel haben hier versuchen wir über die Regierung auch den Landtitel zu bekommen und schließlich Menschen, die weder einen Landtitel, noch ein Haus, noch eine Finanzierungsmöglichkeit haben. Dieser Gruppe wird nicht nur die technische Lösung sondern auch eine Finanzierungsoption, sowie Ausbildung angeboten. Die Zusammenarbeit und die Analyse passieren immer im Dialog und mit partizipativen Übungen mit den Zielgruppen in den Zielgemeinden. Wichtig ist dabei auch die Einbeziehung der kulturellen Aspekte wie z. B. das persönliche Sicherheitsgefühl. Insgesamt haben wir für unsere erste Erhebung in Nicaragua drei Pilot-Communities ausgewählt, die maximal fünf Kilometer von unseren Vertriebstandorten entfernt lagen, um das Transportproblem zu überwinden. Alle Pilot-Gemeinden wurden dabei unterstützt, sich zu organisieren und sogenannte Project Advisory Panels PAP arbeiten eng mit dem Projektmanagement zusammen. In Fokusgruppen konnten die Menschen darstellen, was ihnen wichtig ist, wo sie leben möchten, wie sie auf gar keinen Fall leben möchten und wo sie sich in fünf Jahren selbst sehen. Auf der Basis dieser Konsultationen und der Zusammenarbeit mit dem Project Advisory Panels wurden Architektenzeichnungen der Haus-Prototypen angefertigt. Diese wurden den Gemeinden nochmals zur Zustimmung vorgelegt und die ersten Modellhäuser gebaut.

Involvement of community members and PAP Um von der Planung zur Umsetzung zu gelangen wurde eng Community members mit den Project Advisory Panels zusammengearbeitet. Die PAP Focus groups waren dafür verantwortlich, potenzielle Kunden zu informieren, Selection of community leaders/ establishment of PAP die lokale Organisation der Gemeinde zu gewährleisten und eng First consultation on housing characteristics Analysis of results and performance brief mit dem Unternehmen zusammenzuarbeiten. Die Panels haben Second consultations, validation of performance brief ebenfalls erste Finanzchecks mit potenziellen Kunden durchgeführt. Um die Finanzierung zu erleichtern, haben wir diese PAP Häuser in drei Ausbaustufen eingeplant: Die erste Ausbaustufe kostet rund 4.600 USD und kann durch Mikrokredite finanziert Contribution to definition of program profile Information of community members Pre-selection of project participants Socio-economic analysis of individual werden wobei Holcim selbst keine Mikrokredite zur Verfügung participants stellt, sondern die Menschen an Mikrofinanz Institutionen vermittelt. In Nicaragua gibt es auch von der Regierung finanzielle Un- Approval of technical solution 17 2009 Holcim Ltd/Switzerland terstützung für Hausbauer jedoch nur über eine anerkannte Stiftungen. Aus diesem Grund hat Holcim in Nicaragua eine Stiftung gegründet, die als Mittelsmann zwischen der Regierung und den Menschen die staatlichen Subventionen verteilt.

Stefanie Koch ist seit 2002 im Bereich Corporate Social Responsibility von Holcim tätig, mit rund 80.000 Mitarbeitern und Präsenz in 70 Ländern einem der weltweit größten Baustoffkonzerne. Der Hauptsitz des Konzerns liegt in Zürich. Stefanie Koch ist weltweit für die Umsetzung von CSR-Strategien und Projekten verantwortlich. Davor war sie in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert. Für viele Unternehmen gelten Schwellen- und auch Entwicklungsländer zunehmend als attraktive Absatzmärkte und Investitionsziele. Trotz der aktuellen Krise wachsen die BIP vieler Schwellen und Entwicklungsregionen weiter. Ungesättigte Märkte, Bevölkerungswachstum, zunehmende Urbanisierung und Einkommensteigerungen bieten Unternehmen die Möglichkeit, neue Märkte aufzubauen. Gleichzeitig bedeuten Investitionen und wirtschaftliches Engagement europäischer Unternehmen auch eine Chance für Wachstum und Wohlstand im jeweiligen Land selbst. Die Privatwirtschaft ist auch in Entwicklungsländern der wichtigste Motor für die Schaffung von Arbeitsplätzen und Einkommen und leistet so einen bedeutenden gesellschaftlichen und sozialen Beitrag. Stefanie Koch zeigt am Beispiel von Holcims Affordable Housing-Programm in Nicaragua, wie ein Unternehmen von den Chancen in den Entwicklungsländern profitiert und dabei aktiv zur nachhaltigen Entwicklung in diesen Ländern beiträgt. corporaid multilogue ist das offene Learning Forum zu Wirtschaft, Entwicklung und globaler Verantwortung.

corporaid Sponsoren: corporaid Partner: www.eucarbon.com corporaid und IBWE sind Initiativen von ICEP. Die Entwicklungsorganisation ICEP ist 1996 als private, unabhängige Initiative entstanden, um von Österreich aus einen effektiven Beitrag zur globalen Armutsbekämpfung zu leisten. ICEP konzipiert und implementiert Ausbildungsprojekte in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen in Afrika, Lateinamerika und Zentralasien. Mit corporaid trägt ICEP zur Sensibilisierung der Gesellschaft für die Anliegen der Entwicklungsländer innerhalb Europas bei. corporaid ist die Plattform, um globale Armutsbekämpfung auch als Nutzen für die Wirtschaft zu thematisieren und österreichische Unternehmen im Rahmen ihrer CSR Strategien zu motivieren, sich global zu engagieren. Das Informationsbüro Wirtschaft und Entwicklung IBWE ist eine Initiative von ICEP im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend BMWFJ mit dem Ziel, die strategische Kooperation zwischen Entwicklungszusammenarbeit und Privatwirtschaft zu fördern und die Rahmenbedingungen für das Engagement österreichischer Unternehmen in diesem Bereich zu verbessern. Mehr Information unter www.icep.at www.corporaid.at www.ibwe.at Möllwaldplatz 5 A-1040 Wien Austria Tel. +43-1-969 02 54 Fax +43-1-969 02 54-5 office@corporaid.at