Mathematikerinnen Aus HTU info Nr 5 (2011) Weitere gebildete Frauen im antiken Griechenland: Theano (6. Jht.v.Chr.): Frau des Pythagoras, führte seine Schule weiter Diotima (5. Jht.v.Chr.): Priesterin und Lehrerin Sokrates (??? Xanthippe: Sokrates Frau) Emile du Châtelet (1706 1749) (vollständiger Name viel länger) Nach der Geburt von drei Kindern intensives (Selbst-)Studium (z.t. mit Hauslehrer wie z. B. Maupertius, Clairaut): Mathematik, Physik, Philosophie, Zusammenarbeit mit Voltaire Werke zu Philosophie, Physik, Mathematik (z.t. Übersetzungen und Ergänzungen zu Newton) Maria Gaetana Agnesi (1718 1799) Wunderkind (1738 wurde 191 Aufsätze in lateinischer Sprache veröffentlicht zu Themen, über die sie ab ihrem 10. Lebensjahr bei Gesellschaften ihres Vaters vortrug) Ab 1738 Selbststudium der Mathematik, bis 1748 Arbeit an ihrem Hauptwerk, einem Lehrbuch der Analysis
1750 vom Papst zur Professorin für Mathematik in Bologna ernannt, obwohl sie nie in Bologna war 1752 nach dem Tod ihres Vaters keine Beschäftigung mit Mathematik sondern mit Theologie, wohltätige Arbeit, z.t. in einem Armenspital Sophie Germain (1776 1831) Schon als Jugendliche Selbststudium von mathematischen Büchern, später unterstützt durch Hauslehrer Studierte unter dem männlichen Pseudonym Antoine-Auguste Le Blanc an der neu gegründeten École Polytechnique Ab 1798 Beschäftigung mit Zahlentheorie, insb. mit FLT: Definition: Eine Primzahl p heißt Sophie-Germain-Primzahl, wenn auch 2p+1 prim ist. Satz von Sophie Germain: Ist n eine Sophie-Germain-Primzahl, dann besitzt x n + y n = z n keine Lösung mit zu n teilerfremden x, y und z. Briefwechsel mit Gauß, insb. zu FLT Später Beschäftigung mit Elastizitätstheorie; für eine Arbeit auf diesem Gebiet erhielt sie einen wissenschaftlichen Preis. Mary Somerville (1780 1872) Zuerst Selbststudium (z.b. von Euklid), später Unterstützung durch Hauslehrer ihres Bruders, danach Unterstützung durch ihren 2. Ehemann (=Arzt) Veröffentlichung philosophischer Bücher Ab 1834 staatliche Pension Sie unterstützte eine Petition zur Einführung des Frauenwahlrechts (vom Parlament abgelehnt) Mentorin und Lehrerin von Ada Lovelace Ehrenmitglied* der Royal Astronomical Society und anderer wissenschaftlicher Gesellschaften in England, Schottland und Genf * gemeinsam mit Caroline Herschel, Schwester von William Herschel (Entdecker des Uranus u.a.), Tante von John Herschel Trotz aller Erfolge war sie der Meinung, Frauen seien nicht fähig zu wissenschaftlicher Originalität und Kreativität.
Ada Lovelace (1815 1852) Tochter des Dichters Lord Byron Ihr Ehemann Lord William King wurde später zum Earl of Lovelace ernannt Adas Mutter war mathematisch interessiert, hatte HauslehrerInnen, wovon auch Ada profitierte Kontakt mit Augustus de Morgan und Charles Babbage. Beiträge zu Babbages Computer -Plänen. Daher wird Ada heute oft als erste Programmiererin bezeichnet. 1980 wurde eine Programmiersprache nach ihr Ada genannt. Ad Babbage: 1812: Idee Logarithmen maschinell zu berechnen. Bau eines kleinen Modells, Vorführung der maschinellen Berechnung von Polynomwerten. Versuch des Baus einer großen Difference Engine (25000 Teile, 15 t schwer, 2,5 x 2 x 1 m); zuerst staatliche finanzielle Unterstützung, letztlich aber Aufgabe des Projekts aus Geldmangel. Daneben Konzept einer lochkartengesteuerten Analytical Engine mit Komponenten Speicher, Prozessor, Control, Input, Output. Es blieb aber beim Konzept (Realisierung wäre ein Monstrum geworden, betrieben von einer Dampfmaschine), aber er hielt etliche Vorträge zu diesem Konzept. Teile eines Modells wurden 1870 gebaut, 1890 erfolgreiche Realisierung einer ähnlichen Idee und praktische Nutzung durch Hollerith bei der US-Volkszählung. Sofia Kowalewskaja, geb. Korwin-Krukowskaja (1850 1891) Ehe nur auf dem Papier um ins Ausland reisen zu können. Übersiedlung nach Deutschland, Studium der Mathematik, zuerst in Heidelberg (bei Helmholtz, Kirchhoff, Bunsen, Königsberger, Du-Bois-Reymond; Zulassung zum Vorlesungsbesuch nur mit Sondergenehmigung des Professors), danach Berlin, wird aber nicht zur Uni zugelassen, erhält aber Privatunterricht durch Weierstraß, der auch die Promotion empfiehlt, was aber in Berlin nicht möglich ist, wohl aber inzwischen in Göttingen, wo sie als erste Frau in Mathematik promoviert wird. 1874 Rückkehr nach St. Petersburg, keine einschlägige Berufsmöglichkeit, diverse andere Tätigkeiten (Immobilien, Journalistin, Theaterkritikerin) Kontakt zu Tschebyscheff Heirat, Geburt der Tochter (-> bleibende gesundheitliche Schäden), Ehekrise, Trennung Übersiedlung nach Berlin, Aufenthalt in Paris, Suche nach Anstellung Hilfe durch Gösta Mittag-Leffler (ebenfalls Weierstraß Schüler), Professor an der 1881 gegründeten Universität Stockholm; er erreichte für sie eine Anstellung zuerst als außerordentliche Professorin (Bezahlung zur Hälfte durch Sponsoren), danach ordentliche Professorin, die erste Mathematik-Universitätsprofessorin weltweit. Mathematische Arbeitsgebiete: insb. partielle Differenzialgleichungen (auch ihr Dissertationsgebiet)
Preis der französischen Académie des Sciences Es gibt Romane und einen Film über Sofia Kovalewskaja, aber darin wenig Mathematik Christine Ladd-Franklin (1847 1930) USA, Dissertation in Logik (The Algebra of Logic); aus rechtlichen Gründen konnte ihr kein Doktortitel vergeben werden. Aufenthalt in Berlin und Göttingen Charlotte Angas Scott (1858 1931) England, Unterricht im Elternhaus, Dissertation bei Arthur Cayley, Professorin und Head of Department am neu gegründeten Bryn Mawr College (Vorort von Philadelphia) Grace Chisholm Young (1868 1944) Geboren nahe London, Privatunterricht, danach Studium in Cambridge, Doktoratsstudium in Göttingen bei Felix Klein Ihr Ehemann William Young war ebenfalls Mathematikprofessor. Sie arbeitete bei den Publikationen ihres Mannes mit, meist ohne genannt zu werden. Sie selbst hatte nie eine Stelle. Publikationen in Algebra (Gruppentheorie), Geometrie, Mengenlehre (Punktmengen), und 2 Kinderbücher (um Kinder für Wissenschaft zu begeistern) Emmy Noether (1882 1935) Vater war Mathematikprofessor in Erlangen, Bruder Fritz wurde ebenfalls Mathematikprofessor 1907 Promotion in Erlangen 1915 auf Einladung von Felix Klein und David Hilbert nach Göttingen, Antrag auf Habilitation. Ministerium verbietet das Verfahren aus rechtlichen Gründen. 1919 Habilitation, möglich geworden durch die neuen gesetzlichen Bestimmungen der Weimarer Republik 1922 Titel außerordentlicher Professor 1923 erster bezahlter Lehrauftrag (sie erhielt nie eine besoldete Professur) 1932 wurde ihr ein wissenschaftlicher Preis verliehen; Einladung zu einem Hauptvortrag auf dem Internationalen Mathematikerkongress in Zürich 1933 zuerst aus rassischen Gründen beurlaubt, bald darauf Entzug der Lehrbefugnis. Emigration in die USA. Tätigkeit am Bryn Mawr College Begründerin der modernen Algebra
Olga Taussky-Todd (1906 1995) Geboren in Olmütz, Studium in Wien, Dissertation bei Furtwängler über Zahlentheorie Stationen: Göttingen (Mitarbeit bei der Herausgabe der Werke Hilberts), Cambridge (Stipendium), Bryn Mawr College, London, Belfast, California Institute of Technology (Professur), Wien (kurz, Fulbright-Stipendium) Gestorben in Pasadena Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Vizepräsidentin der American Mathematical Society Denkmal im Arkadenhof der Uni, Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst Maryam Mirzakhani (1977 2017) Geboren in Teheran, 1994 und 1995 Goldmedaille bei der Internationalen Mathematik- Olympiade; Bachelor in Iran, PhD in Harvard 2014 erhielt sie als erste Frau die Fields Medaille