Neue Entwicklungen zur digitalen Langzeitarchivierung (dlza) in Bayern. Dr. Markus Brantl Matthias Groß

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Transkript:

Neue Entwicklungen zur digitalen Langzeitarchivierung (dlza) in Bayern Dr. Markus Brantl Matthias Groß

Agenda 1. Digitale Langzeitarchivierung: Herausforderungen, Definition und Lösungsansätze 2. Von BABS zu Rosetta dlza an der BSB 3. Das Pilotprojekt: Rosetta Digital Preservation System in Bayern 2010-2011 2

1. Digitale Langzeitarchivierung: Herausforderungen, Definition und Lösungsansätze 3

Rasantes Wachstum digitaler Daten 4

1976 Landung der Viking- Sonden auf dem Mars Sammlung von Bodendaten auf Anzeichen von Leben 1999 Neurobiologie J.D. Miller plant Reanalyse der Viking-Daten NASA hat die Bänder aber in einem 1999 unbekannten und nicht mehr lesbaren Dateiformat Verlust der Lesbarkeit digitaler Daten 5

Verlust des Zugriffs Primärquellen zum Viking-Datenverlust: Nachrichtenagentur Reuters am 27. Juli 2001 http://www.reuters.com/news_article.jhtml?type=scie ncenews&storyid=137333 http://reuters.activebuddy.com/s?id=ds1dekng8bbn 6

Verlust durch Alterung der Datenträger Golden Record Haltbarkeit: 500 Mio. Jahre (!) 7

Verlust durch korrupte Bits oder Bytes 8

Definition der dlza Unter digitaler Langzeitarchivierung versteht man die Sammlung, die langfristige Aufbewahrung und die Erhaltung der dauerhaften Verfügbarkeit von Informationen in digitaler Form Langzeit = keine Garantieerklärung über fünf oder fünfzig Jahre, sondern die verantwortliche Entwicklung von Strategien, die den beständigen, vom Informationsmarkt verursachten Wandel bewältigen können 9

Lösungsansätze Erhaltung des Bitstream + Migration Emulation Hardware-Museum 10

2. Von BABS zu Rosetta - digitale Langzeitarchivierung an der BSB 11

BSB-dLZA: Entwicklung der Datenmenge Nov.2009 im Archivspeicher des LRZ gelagerte Dateien des MDZ ( born digital und Retrodigitalisate m. Google): 259 Mio. Gesamtdatenvolumen: 171Terabyte 200 180 160 140 Archival Storage BSB: Entwicklung und Prognose 2009 Mit Daten aus Kooperationsprojekten, z.b. Staatliche Bibliotheken, universitäre und außeruniversitäre Forschungsprojekte 120 100 80 60 40 Gesamt BSB drittgrößter Archivierungskunde des LRZ 20 0 Dez 04 Apr 05 Aug 05 Dez 05 Apr 06 Aug 06 Dez 06 Apr 07 Aug 07 Dez 07 Apr 08 Aug 08 Dez 08 Apr 09 Aug 09 Dez 09 12

Kernaufgaben der dlza an der BSB Drei überlappende Bereiche Schaffung der notwendigen inhaltlichkonzeptionellen, organisatorischen und technischen Voraussetzungen operativer Betrieb eines digitalen Langzeitarchivs Forschung und Entwicklung 13

BSB: dlza-projekte seit 1999 1999 Organisatorisch-technisches Konzepts für die Langzeitarchivierung beigebundener digitaler Publikationen in Bibliotheken Seit 2003 nestor - Aufbau eines Expertennetzwerkes für dlza in Deutschland 2005-2007 BABS I - Aufbau einer organisatorisch-technischen Infrastruktur 2009-2010 BABS II Selbstevaluierung und Verbesserung des BABS-Systems bezogen auf Vertrauenswürdigkeit und Skalierbarkeit (2009-2010) 2008-2009 Studie Organisations- und Geschäftsmodelle für die dlza 2009 LOCKSS-Teilnahme - internationales Projekt in Kooperation mit der Library of Congres 14

BABS-Architektur ZEND und DigiTool 15

BABS-Technik Ziel: Integrierter Ansatz von der Datenübernahme ins Archiv bis zur Endnutzerbereitstellung Infrastruktur aus bestehenden technischen Modulen der BSB (MDZ u.bvb) und des LRZ BSB-Module ZEND (MDZ-Eigenentwicklung; Electronic Publishing Software) für Digitalisate und DigiTool 3.0 (ExLibris) für born digital -Dokumente LRZ: Backup- and Archival System Aber es werden nicht alle Anforderungen an ein digitales Langzeitarchiv, z.b. OAIS erfüllt 16

Referenzmodell Open Archival Information System Beschreibt ein digitales (oder physisches) Archiv als Organisation, in dem Menschen und Systeme zusammenwirken, um dessen Inhalte einer definierten Nutzerschaft verfügbar zu machen Gemeinsame Konzeption von NASA und ESA ISO-Standard 14721:2003 (Space data and information transfer systems - Open archival information system - Reference model) 17

OAIS definiert verschiedene Rollen OAIS in Kürze Produzent, Benutzer, Management im OAIS-Archiv OAIS enthält Informationsmodelle (SIP, AIP, DIP) Funktionales Modell: Ingest, Archival Storage, Data Management, Administration, Preservation Planning, Access 18

Beispiel: OAIS-Preservation Planning Iterativer Prozess der Risikobewertung, z.b. von Dateiformaten 1. Identifizieren 2. Bewerten 3. Plan erstellen 4. Umsetzung 5. Aktualisierung und Überprüfung 19

u.a. Auswahl-Kriterien für das neue dlza-system Skalierbarkeit mehrere Mio. Objekte Sicherheits- und Qualitätskonzept Rechteverwaltung Offene Schnittstellen via API, SDK Standards: OAIS, PREMIS, METS, DC, OAI, SRU Implementierung des OAIS-Referenz-Modells mit Übernahme und Verwaltung digitaler Objekte Planung und Durchführung von Erhaltungsmaßnahmen, Migration Archivspeicherung und die Administration des Archivs Bereitstellung der Informationen für die Nutzer 20

dlza-systeme kommerzieller Anbieter IBM DIAS Tessella Safety Deposit Box ExLibris Rosetta Digital Preservation System DigiTool 3.0 wird als Rosetta Digital Asset Management System ab 2011 Teil des Rosetta Digital Preservation Systems DigiTool seit 2005 in der Verbundzentrale lizensiert 21

Rosetta Digital Preservation System- Vorarbeiten und Entwicklung 2004 Start des National Digital Heritage Archive Program (NDHA) in Neuseeland 2005/2006 Detailiierte Spezifikation der Anforderungen mit der Peer Review Group und Analyse bestehender Systeme durch das NDHA Seit 2007 Enwicklungspartnerschaft der Nationalbibliothek von Neuseeland (NLNZ) und ExLibris Nov. 2008 Version 1.0 startet Jan. 2009 Start des Charter Group Program durch ExLibris Ziel: Mitwirkung an der Entwicklung von Rosetta NDHA Peer Review Group British Library Cornell University Library Getty Research Institute National Library of Finland Koninklijke Bibliotheek National Library Board of Singapore National Library of China Sun Microsystems University of Glasgow Yale University 22

4. Das Pilotprojekt: Rosetta Digital Preservation System in Bayern 2010-2011 23

Projektteam: Rosetta in Bayern - Organisation BSB (Münchener Digitalisierungszentrum + Verbundzentrale) Leibniz-Rechenzentrum Ex Libris im Projektverlauf weitere Pilotpartner (UB Augsburg, Regensburg, Würzburg) Lenkungsausschuss LS für Informatik, UniBW IuK-Referat des Bay. Staatsministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst KEP BSB 24

Rosetta Planungen für das Projekt (1) Implementierung, Konfiguration, Test und gemeinsame Weiterentwicklung von Rosetta im Rahmen eines Charter-Group-Programms von Ex Libris Spezifikation, Aufbau, Test und Konsolidierung des Pilot-Systems durch BSB, LRZ und Ex Libris für 2-3 ausgewählte Workflows und Materialgruppen Integration in die bestehende technische Systemstruktur 25

Rosetta Planungen für das Projekt (2) Integration digitaler Bestände weiterer bayerischer Pilotbibliotheken Übergang in den Regelbetrieb Ausdehnung auf weitere Workflows der BSB Konsolidierung der Infrastruktur für digitalen Langzeitarchivierung auch in den Dimensionen Organisation, Personal, Finanzen, Recht 26

Rosetta in Bayern - Einbindung in die Softwarearchitektur Sisis Pflicht und freiwillige Abgabe, lizensierte Medien 27

Rosetta-Module leicht gemacht 28

Rosetta: Roadmap Dez. 2009: Beta-Release von Version 2.0 Q1/2010: General release von Version 2.0 2011: Migration von DigiTool zu Rosetta Digital Asset Management Module (Rosetta DAM) 2010/2011: Beta-Release von Version 3.0 29

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