Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus. Bei Diabetes die Augen im Blick behalten



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Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus Bei Diabetes die Augen im Blick behalten

Impressum Alle Rechte vorbehalten. Diese Broschüre ist einschließlich all ihrer Teile urheberrechtlich geschützt. Ohne ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Novartis Pharma GmbH dürfen weder die Broschüre noch Teile davon in irgendeiner Form durch Fotokopie, Mikroverfilmung, Übertragung auf elektronische Datenträger, Übersetzung oder auf sonstige Weise vervielfältigt, verbreitet oder anderweitig verwertet werden. Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25, 90429 Nürnberg www.novartis.de Konzept und Text: Jutta Heinze, Allermöher Deich 95, 21037 Hamburg jutta.heinze@hamburg.de, www.heinze-redaktion.de Layout: bbpm, Stefan Behrendt, Im Alten Dorfe 27, 22359 Hamburg stefan.behrendt@bbpm.de, www.bbpm.de Inhalt Diabetes was steckt dahinter? 4 9 Krankheitsfolgen: Attacke auf die Blutgefäße 10 12 Problempunkt Auge 13 16 Genau hinschauen: die Diagnostik 17 Die Sicht verbessern: Möglichkeiten zur Behandlung von Augenschäden 18 19 Den Alltag gut meistern 20 21 Genussvoll schlemmen 22 Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps 23 Schlussredaktion: TEXT+PLAN Dr. Ira Lorf, Fischers Allee 59 e, 22763 Hamburg textundplan@t-online.de Bildquellen: istockphoto.com/erikreis (S. 1, 24), istockphoto.com/stocksnapper (S. 4), istockphoto.com/alexraths (S. 10), istockphoto.com/w-ings (S. 17), istockphoto.com/sjlocke (S. 20), Novartis Pharma GmbH (S. 13, 18)

Zuckerstoffwechsel auf Abwegen Bei Diabetes mellitus können die Körperzellen den Zucker aus dem Blut (Glukose = Traubenzucker) nicht mehr richtig aufnehmen. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel (Hyperglykämie). Für die Glukoseaufnahme aus dem Blut stellt der Körper das in der Bauchspeicheldrüse gebildete Hormon Insulin bereit. Wie ein Pförtner sorgt Insulin dafür, dass der Blutzucker in den Körperzellen ankommt und dort in Energie umgewandelt wird. Je mehr Zucker im Blut kursiert, desto höher die Insulinausschüttung. Diabetes was steckt dahinter? Bei Diabetikern funktioniert dieses Wechselspiel allerdings nicht mehr richtig. Dafür gibt es vor allem zwei Erklärungen: Diabetes mellitus, im Volksmund auch Zuckerkrankheit genannt, zählt weltweit zu den häufigsten chronischen Stoffwechselerkrankungen. Angelehnt an die typische Zuckerausscheidung im Urin bedeutet Diabetes mellitus wörtlich übersetzt honigsüßer Durchfluss. Denn in der Antike diagnostizierten Gelehrte die Erkrankung anhand einer Urin-Geschmacksprobe. Heutzutage steht eine umfangreiche Palette diagnostischer Möglichkeiten (Labor) zur Verfügung, um die Stoffwechselentgleisung festzustellen. Reduzierte Insulinproduktion Die Bauchspeicheldrüse stellt zu wenig oder gar kein Insulin mehr her Typisch für Typ-1-Diabetes Verminderte Insulinwirkung Das freigesetzte Insulin wirkt in den Körperzellen nur noch eingeschränkt Typisch für Typ-2-Diabetes 4 5

Alles eine Typfrage Mediziner unterteilen die Zuckerkrankheit grob in zwei Varianten: Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Eine detaillierte Diagnostik auf Basis verschiedener Laborwerte ermöglicht dann eine Einstufung in Sonderformen und Untergruppierungen. Typ-1-Diabetes Diese umgangssprachlich auch als jugendlicher Diabetes bezeichnete Krankheitsform tritt, abgesehen von Ausnahmen, in der Regel vor dem 40. Geburtstag auf oft bereits bei Kindern und Jugendlichen. All diese Patienten benötigen von Anfang an eine Insulinbehandlung. Heilbar ist diese Erkrankungsvariante leider nicht. Ein gesunder Lebensstil, eine gut eingestellte Behandlung und regelmäßige Kontrolle erlauben diesen Patienten aber heutzutage ein weitgehend normales Leben. Typ-2-Diabetes Diese früher auch als Altersdiabetes bezeichnete Form der Zuckerkrankheit macht sich meist erst jenseits des 50. Lebensjahrs bemerkbar. Allerdings häufen sich inzwischen auch Fälle unter sehr jungen Patienten. Typ-2-Diabetiker benötigen meist (zunächst einmal) kein Insulin Tabletten und eine gesunde Lebensweise reichen überwiegend aus. Mögliche Ursachen Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand zuckerkrank wird. Typ-1-Diabetes gehört zu den Autoimmunkrankheiten, bei denen das Immunsystem plötzlich verrückt spielt, beispielsweise duch eine genetische Veranlagung oder körperlichen Stress (z. B. eine schwere Erkrankung / Operation). Typ-2-Diabetes erklären Wissenschaftler hingegen mit einer Kombination aus entsprechenden Erbanlagen und ungesunder Lebensweise (falsche Ernährung, Übergewicht, mangelnde körperliche Bewegung). Gefährliches Quartett: das metabolische Syndrom Manche Diabetiker leiden an weiteren Erkrankungen, die sich zusammen mit der Zuckerkrankheit zu einem ausgesprochen gefährlichen Quartett vereinen: dem metabolischen Syndrom. Dieses fatale Zusammenspiel schädigt Herz, Kreislauf und Blutgefäße massiv und erhöht die Herzinfarkt- und Schlaganfallgefahr: Erhöhte Blutzuckerwerte oder festgestellter Typ-2-Diabetes Fettstoffwechselstörungen (erhöhte Blutfettwerte) Bluthochdruck (> 130 / 85 mmhg) Bauchbetontes Übergewicht (Taillenumfang 94 cm (Männer) bzw. 80 cm (Frauen)

Typische Beschwerden Die klassischen Symptome von Typ-1- und Typ-2-Diabetes unterscheiden sich duchaus, ein komplett entgleister Zuckerstoffwechsel hingegen führt in beiden Fällen entweder zur Über- oder Unterzuckerung (siehe Kasten rechts). Symptome bei Typ-1-Diabetes Heftiger Durst, häufiger Harndrang Gewichtsverlust, Appetitsteigerung Sehstörungen, Kopfdruck Zahlen und Fakten zu Diabetes In Deutschland gibt es schätzungsweise 5 Millionen Diabetiker, rund 200.000 davon leiden an Typ-1-Diabetes, der weitaus größere Teil an Typ-2-Diabetes. Diabetes gilt in westlichen Ländern als häufigste chronische Stoffwechselerkrankung unter Kindern und Jugendlichen. Hochrechnung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt die Zahl der Diabetiker für das Jahr 2030 weltweit auf 370 Millionen. Diabetiker erleiden zwei- bis viermal häufiger einen Herzinfarkt als Menschen ohne Zuckerkrankheit. Symptome bei Typ-2-Diabetes Ständiges Hungergefühl, Gewichtszunahme Juckende Haut (ohne sichtbare Hautveränderungen) Müdigkeit, Abgeschlagenheit, depressive Verstimmungen Frauen: Zyklusstörungen; Männer: Erektionsprobleme Anfälligkeit für Infektionen (speziell Blase, Haut) Manchmal: gesteigertes Durstgefühl, erhöhter Harndrang, Sehprobleme Zu viel oder zu wenig: Unter- und Überzuckerung Bei Diabetikern gerät der Zuckerstoffwechsel manchmal aus dem Lot, vor allem bei zu hoch oder zu niedrig dosierten Medikamenten. Extreme Entgleisungen nach oben oder unten können schlimmstenfalls ein diabetisches Koma hervorrufen. Achten Sie daher auf folgende Anzeichen: Unterzuckerung (Hypoglykämie) Unruhe, Verwirrung, Heißhunger (auf Süßes), Schwitzen, Zittern, Sehstörungen, schneller Puls Erste Hilfe: Zuckerhaltiges verabreichen (Limonade, Traubenzucker danach ein Stück Brot), zügig einen Arzt rufen Überzuckerung (Hyperglykämie) Azetongeruch beim Ausatmen (riecht wie Nagellack), Bewusstseinstrübung, Bauchschmerzen, Übelkeit Erste Hilfe: Sofort einen Arzt rufen (ggf. Notarzt, Tel.: 112) 9

Makroangiopathien Diabetesschäden an den großen Arterien bezeichnen Mediziner als Makroangiopathien. Die durch hohe Blutzuckerwerte veränderten Gefäße verkalken und verengen sich (Arteriosklerose), das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Durchblutungsstörungen in den Beinen (periphere arterielle Verschlusskrankheit / PAVK auch Schaufensterkrankheit genannt) steigt deutlich an. Krankheitsfolgen: Attacke auf die Blutgefäße Folgeschäden durch Diabetes verkürzen die Lebenserwartung von Zuckerkranken im Vergleich zu Nichtdiabetikern um rund 8 Jahre. Neben der Gefahr der Über- und Unterzuckerung drohen durch schlecht eingestellte Blutzuckerwerte diverse gesundheitliche Auswirkungen vor allem an den Blutgefäßen und Nerven. Langfristig beeinträchtigen erhöhte Blutzuckerspiegel dadurch verschiedene Organsysteme. Jährlich verursachen diabetische Makroangiopathien in Deutschland rund 44.000 Schlaganfälle, 27.000 Herzinfarkte und 28.000 Amputationen! Mikroangiopathien Hinter Mikroangiopathien verbergen sich Schädigungen der kleinen Blutgefäße (Kapillaren), die sich vor allem an den Augen (diabetische Retinopathie) und Nieren (diabetische Nephropathie) auswirken. Zu den gefürchteten Spätfolgen zählen der Verlust der Sehkraft und Nierenversagen. Hierzulande verliert aufgrund einer diabetischen Retinopathie alle 6 Stunden ein Diabetiker sein Augenlicht; durch Nephropathien kommt es jährlich zu über 8.000 neuen Dialysefällen. 10 11

Neuropathien Aufbau des Auges Eine länger bestehende Zuckerkrankheit zieht auch die Nervenbahnen in Mitleidenschaft. Missempfindungen an Beinen und Füßen (wie Kribbeln, Brennen oder Schmerzen) Linse Makula Netzhaut Aderhaut kennzeichnen die periphere Neuropathie. Lederhaut Die autonome Neuropathie betrifft die inneren Organe und beeinträchtigt unter anderem die Magen-Darm- und Blasenfunktion (Entleerungsstörungen) und das Herz- Sehnerv Glaskörper Kreislauf-System (Herzrhythmus- und Blutdruckstörungen). Der beste Schutz: regelmäßige Kontrollen Regelmäßige Blutzuckerkontrollen und eine auf den Patienten und seine Werte persönlich zugeschnittene Therapie (Tabletten, Insulin und Lebensstiländerungen) bieten den besten Schutz vor diabetischen Folgeerkrankungen. Je besser und konstanter der Blutzuckerspiegel eingestellt ist, umso geringer ist die Gefahr, dass der Körper dauerhaft Schaden nimmt. Daher gilt für alle Diabetiker: Regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim behandelnden Arzt (Blutzucker, Blutfette, Blutdruck, Nierenwerte) Einmal jährlich: Augenuntersuchung beim Augenarzt Problempunkt Auge Unser wichtigstes Sinnesorgan leidet unter der schlechten Blutversorgung ganz besonders: das Auge. Augenschädigungen zählen zu den schlimmsten Spätfolgen der Zuckerkrankheit. Trotz verbesserter Diagnostik und guter Behandlungsmöglichkeiten gilt Diabetes in den Industrieländern noch immer als häufigste Ursache für schwere Sehbehinderungen. Vor allem zwei Erkrankungen machen den Augen von Diabetikern zu schaffen: die diabetische Retinopathie und die diabetische Makulopathie bzw. das Makulaödem. 12 13

Diabetische Retinopathie Zu hohe Blutzuckerwerte schädigen auf Dauer die feinen Netzhautgefäße und führen zur häufigsten diabetischen Augenerkrankung überhaupt, der diabetischen Retinopathie. Die Netzhaut funktioniert ähnlich wie ein Film im Fotoapparat. Sie zeigt die Bilder, die wir sehen. Verschiedene Schädigungen beeinträchtigen das Sehvermögen mehr und mehr abhängig vom Schweregrad der Erkrankung. Schleichende Gefahr Das Anfangsstadium der Erkrankung bezeichnen Experten als nichtproliferative Retinopathie. Dabei beschränken sich die Gefäßveränderungen auf die Netzhaut. Es kommt zu Einblutungen, Ablagerungen von Fett und Eiweiß und kleinen Gefäßaussackungen; die Nährstoffversorgung leidet. Dieses Stadium bemerken die Betroffenen selten. Wenn sich im weiteren Krankheitsverlauf unerwünschte neue Blutgefäße bilden, die auch in den Glaskörper des Auges einwachsen, ist von einer proliferativen Retinopathie die Rede. Diese neu entstandenen Gefäße neigen zu Blutungen. Kommt es zu einer Blutung im Glaskörper, verschlechtert sich die Sehschärfe massiv. Diabetische Makulopathie und Makulaödem Retinopathien verlaufen schleichend, die Betroffenen merken oft erst viel zu spät, dass die Zuckerkrankheit die Augen bereits in Mitleidenschaft gezogen hat. Meist treten diabetesbedingte Sehbeeinträchtigungen erst dann auf, wenn die Netzhautschäden weit fortgeschritten sind und den Punkt des schärfsten Sehens betreffen den sogenannten gelben Fleck (lat.: Macula lutea) in der Netzhautmitte (Makulopathie). Flüssigkeitsansammlungen und eine verdickte Netzhaut in diesem Bereich (Makulaödem) sind der häufigste Grund für Erblindungen bei Diabetikern. Wie Diabetes das Sehvermögen beeinträchtigt Von einer leichten Retinopathie erfahren Diabetiker oft zufällig während eines Besuchs beim Augenarzt. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es zu charakteristischen Beeinträchtigungen: Dunkle Flecken oder rote Schleier im Gesichtsfeld Unscharfes, verschwommenes Sehen Lichtblitze und Rußregen bei beginnender Netzhautablösung (Netzhautablösung = Erblindungsgefahr) Grauer Vorhang im Gesichtsfeld (bei Makulopathie bzw. Makulaödem) 14 15

Sehprobleme = Verlust von Lebensqualität So mancher fühlt sich bereits eingeschränkt, wenn irgendwann in der zweiten Lebenshälfte kein Weg mehr an der klassischen Lesebrille vorbeiführt, die dummerweise nie dort liegt, wo man sie gerade vermutet. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie sehr die krankheitsbedingten Sichteinschränkungen bei Diabetikern die Betroffenen belasten. Denn hier geht es um weit mehr als ein paar schlecht lesbare Zeilen. Leider noch immer ein Tabu: Alltagsbeeinträchtigungen Denn mit zurückgehendem Sehvermögen sinkt nicht nur die Selbstständigkeit, sondern auch die ohnehin schon eingeschränkte Lebensqualität von Diabetikern. Auto fahren, fernsehen, ein Kinobesuch oder lesen all dies geht bei fortgeschrittenen Augenschäden irgendwann nicht mehr. Je mehr das Augenlicht nachlässt, desto weniger trauen sich die Betroffenen zu. Manche ziehen sich dann zurück, weil sie andere nicht belasten wollen oder aber das Gefühl haben, dass sie aufgrund ihrer Einschränkung ausgegrenzt werden. Hier hilft nur eines: die selbstbewusste Flucht nach vorn! Genau hinschauen: die Diagnostik Eine Spiegelung des Augenhintergrunds (Ophthalmoskopie) einmal jährlich gehört zu den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen bei Diabetikern. Diese schmerzfreie Untersuchung zeigt Gefäßveränderungen, Ablagerungen und Blutungen auf der Netzhaut. Bei einer bereits vorliegenden Retinopathie kommen weiter gehende und oft auch häufigere augenärztliche Untersuchungen infrage beispielsweise eine Fluoreszenzangiografie zur Darstellung der Netzhautgefäße oder die optische Kohärenztomografie (OCT) zur Diagnose eines Makulaödems. 16 17

Netzhaut-Lasertherapie Laserverfahren eignen sich vor allem dann, wenn sich neue Blutgefäße im Auge gebildet haben (proliferative Retinopathie). Mit dem konzentrierten Lichtstrahl kann der Arzt unerwünschte neue Adern schrumpfen und undichte Blutgefäße verschließen. In mehr als der Hälfte aller Fälle verhindert diese Behandlung, dass der Sehverlust weiter fortschreitet. Für die Behandlung reicht in der Regel eine örtliche Betäubung mit Augentropfen aus. Die Sicht verbessern: Möglichkeiten zur Behandlung von Augenschäden Optimal eingestellte Blutzucker-, Blutfett- und Blutdruckwerte sowie der Verzicht aufs Rauchen bilden die Grundlage bei der Therapie von Diabetes-Spätfolgen. Die gezielte Behandlung diabetischer Augenschäden richtet sich dann nach dem Erkrankungsstadium. Vor allem zwei Therapieverfahren tragen wirkungsvoll dazu bei, die Sehleistung zu verbessern und / oder den Verlust der Sehkraft zu verhindern: Laserund Injektionsbehandlungen. Injektionsbehandlungen Gerade bei der Visusbeeinträchtigung infolge eines diabetischen Makulaödems ermöglichen spezielle Augeninjektionen Besserung, die der Augenarzt unter örtlicher Betäubung direkt in den Glaskörper spritzt. Die Injektionen enthalten sogenannte VEGF-Hemmer, die genau den Wachstumsfaktor hemmen, der die Bildung neuer Blutgefäße im Auge sowie die Gefäßdurchlässigkeit und damit Ödeme fördert. Die abschwellende Wirkung dieser Substanz verbessert sogar oft die Sehfähigkeit von Diabetikern. Kortisonhaltige Augeninjektionen spielen heutzutage aufgrund vieler Nebenwirkungen kaum mehr eine Rolle. 18 19

Nützliche Hilfen für den Alltag Ganz alltägliche Dinge erleichtern Diabetikern den Umgang mit ihrer Erkrankung angefangen bei den richtigen Socken über eine gute Hautpflege bis hin zur passenden Sehhilfe. Den Alltag gut meistern Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass ein gesunder Lebensstil die Diabetesbehandlung wirkungsvoll unterstützt und dazu beiträgt, Folgeschäden auszubremsen. Es lohnt sich also auf jeden Fall, den inneren Schweinehund zu bekämpfen und folgende Ziele konsequent umzusetzen: Normalgewicht anstreben oder halten (BMI < 25 kg/m²) Auf eine gesunde Ernährung achten (siehe Seite 22) Stress vermeiden/abbauen, regelmäßig Sport treiben Diabetikerschulungen wahrnehmen Gut gepflegt Spezielle Hautpflegemittel mit den Wirkstoffen Urea, Lactat, Ceramiden oder Carnitin bewahren die besonders empfindliche Haut von Diabetikern vor dem Austrocknen und vor Infektionen durch Pilze oder Bakterien. Tipp: In der Apotheke nach geeigneten Präparaten fragen Füße im Fokus Die Füße sind bei Zuckerkranken ein wunder Punkt (Verhornungen, Verletzungen oder Druckgeschwüre). Untersuchen Sie Ihre Füße täglich auf Druckstellen oder Verletzungen, gehen Sie monatlich zur medizinische Fußpflege und achten Sie auf passende (ggf. orthopädische) Schuhe. Tipp: Feuchtigkeitshaltige Fußcremes benutzen Alles im Blick Spezielle Freihand-Sehhilfen (eine Art Lupe zum Umhängen) erleichtern bei diabetesbedingten Augenschäden die Sicht. Tipp: Erhältlich im Sanitätshaus oder unter www.diaexpert.de Perfekt gekleidet Spezielle Shirts, Unterwäsche und Socken mit Softbündchen wirken dank der eingearbeiteten Silber- oder Sojafasern desinfizierend und heilungsfördernd. Tipp: Im Sanitätshaus nachfragen oder bei www.diashop.de 20 21

Genussvoll schlemmen Die Zeiten, in denen Zuckerkranke sich streng an Diäten halten mussten, gehören glücklicherweise dank moderner Behandlungsverfahren der Vergangenheit an. Aber Ausnahmen gibt es dennoch: Diejenigen, die sich vor den Mahlzeiten eine festgelegte Insulinmenge spritzen, müssen ihre Kohlenhydratzufuhr im Auge behalten und per Broteinheiten (BE) berechnen. Dahinter verbirgt sich die Maßeinheit für Kohlenhydrate (also Zucker, Stärke etc.) in Lebensmitteln. Eine BE entspricht 12 Gramm Kohlenhydraten. Kalorien, Gewicht und Nährstoffverhältnis Patienten mit Insulinpumpen, einer bedarfsgerechten individuellen Insulintherapie oder rein medikamentöser Behandlung müssen heutzutage nicht auf Genuss verzichten. Bei ihnen zählen vor allem eine dem Kalorienbedarf angepasste Ernährung im richtigen Nährstoffverhältnis und der Abbau überflüssiger Pfunde. Eine große Rolle spielt auch der glykämische Index, der die Auswirkungen von Nahrungsmitteln auf den Blutzucker darstellt. Wichtig dafür: eine fundierte Ernährungsberatung (Krankenkasse fragen). Hilfreiche Adressen, Internetseiten und Buchtipps Adressen Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e. V. (DBSV) Rungestraße 19, 10179 Berlin Telefon: Kontakt zur nächsten Beratungsstelle unter 01805 666456 (0,14 / Minute aus dem Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 / Minute) E-Mail: info@dbsv.org Internet: www.diabetes.dbsv.org Deutscher Diabetiker Bund e. V. Goethestraße 27, 34119 Kassel Telefon: 0561 703477-0 E-Mail: info@diabetikerbund.de Internet: www.diabetikerbund.de Buchtipps Doris Fritzsche: Diabetes. Der Ernährungs-Kompass Gräfe und Unzer 2008 (6,99 Euro) Ernst R. Froesch, Elisabetta Matelli: Diabetes 600 Fragen, 600 Antworten für Typ 1 und Typ 2 Knaur 2006 (14,95 Euro) Karin Hofele, Marion Burkard: Richtig einkaufen bei Diabetes. Für Sie bewertet: Über 900 Fertigprodukte und Lebensmittel Trias 2008 (9,95 Euro) 22 23

311471 01/ 2011 Bei Diabetes die Augen im Blick behalten Folgeerkrankungen bei Diabetes mellitus Novartis Pharma GmbH Roonstraße 25 90429 Nürnberg www.novartis.de