Die westmediterranen Arten der Ophrys tenthredinifera-gruppe im Vergleich

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Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 110-150; 2016 Die westmediterranen Arten der Ophrys tenthredinifera-gruppe im Vergleich Wolfgang Wu c h e r p f e n n i g Keywords: Orchidaceae; Ophrys tenthredinifera; Ophrys ficalhoana; Ophrys spectabilis; Ophrys aprilia; Ophrys normanii; Ophrys grandiflora; Ophrys neglecta; Ophrys tardans; Europe; Northern Africa; Malta. Zusammenfassung/Summary: Wu c h e r p f e n n i g, Wolfgang (2016): Die westmediterranen Arten der Ophrys tenthredinifera-gruppe im Vergleich. Ber. Arbeitskr. Heim. Orchid. 33 (1): 110-150. Die acht westmediterranen Arten der Ophrys tenthredinifera-artengruppe werden eingehend diskutiert und die für ihre Unterscheidung wichtigen Merkmale dargestellt. Darauf aufbauend wird versucht, die aus Nordafrika gemeldeten Pflanzen zu identifizieren. The eight west-mediterranean species of the Ophrys tenthredinifera clade are discussed in detail and their discriminating characters are delineated. Based on this it is tried to identify the plants reported from northern Africa. 110 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

1. Einleitung Die Artengruppe (Klade) um Ophrys tenthredinifera ist ein Zweig eines kleinen Astes, der unten am Stammbaum der Gattung Ophrys ansetzt (De v e y et al. 2008; Br e i t k o p f et al. 2015). Andere Zweige des gleichen Astes (und damit die nächsten Verwandten) sind O. speculum, O. bombyliflora und die zahlreichen Arten der O. fusca-lutea-gruppe (Pseudophrys). Die Ähnlichkeit von O. tenthredinifera mit O. holoserica, die früher viele Botaniker für ein Zeichen von naher Verwandtschaft gehalten haben, ist lediglich eine Anpassung an die gleichen Bestäuber und deren Bedürfnisse, Langhornbienen der Gattung Eucera (Wu c h e r p f e n n i g 2015). Aus der Artengruppe um Ophrys tenthredinifera sind bis jetzt 17 Arten beschrieben worden, einen Überblick geben De v i l l e r s et al. (2003) und Pa u l u s & Hi r t h (2012). Die Gesamtverbreitung umfasst das Gebiet mit Mittelmeerklima von Portugal und Marokko im Westen bis Libyen und die Südtürkei im Osten. Acht der 17 Arten sind dabei auf die westliche Hälfte des Mittelmeergebiets vom Atlantik bis zur Ostküste der Adria beschränkt. Obwohl jede dieser Arten nur einen Teil des Gesamtareals besiedelt, kann in vielen Gebieten mehr als eine Art auftreten, so dass es bei ihrer großen Ähnlichkeit erfahrungsgemäß zu Schwierigkeiten bei der Bestimmung und zur Verwechslung der Arten kommt. Noch dazu wurden lange Zeit alle Arten unter dem Namen Ophrys tenthredinifera zusammengefasst, so dass auch in der Literatur die Orientierung schwierig wird. In dieser Arbeit werden die für die Unterscheidung der 8 westmediterranen Arten Ophrys tenthredinifera s.str., O. ficalhoana, O. spectabilis, O. aprilia, O. normanii, O. grandiflora, O. neglecta und O. tardans wichtigen Merkmale herausgearbeitet. 2. Geschichte, Verbreitung und Bestäuber 2.1 Ophrys tenthredinifera Wi l l d. wurde zuerst von De s f o n t a i n e s (1799: 320) unter dem Namen Ophrys insectifera A rosea aus Nordwest-Afrika ( Barbaria ) beschrieben, Wi l l d e n o w (1805: 67) gab ihr 6 Jahre später den endgültigen Namen. Ihr Areal erstreckt sich von Marokko bis Libyen (zusammen mit mindestens einer weiteren Art der Gruppe) und von Portugal Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 111

über Spanien (zusammen mit O. ficalhoana) und die Balearen (hier mit O. spectabilis) bis ins mediterrane Südfrankreich. Alle Fundort-Angaben in der Literatur von Ophrys tenthredinifera östlich dieses Gebietes beziehen sich auf andere Arten! Einen ersten (und folgenreichen) Versuch der infraspezifischen Gliederung von Ophrys tenthredinifera unternahm Re i c h e n b a c h (deutsch 1851a: 229; lateinisch 1851b: 184), der im Nachtrag seines Werkes schreibt: Portugal:... Triften der Serra de Montejunto in beiden Formen, zeitige (1851b: praecox ), gedrungne Form im Januar bis März; spätblühend (1851b: serotina ), hoch, vielblüthig... 2. Mai We l w i t s c h! Aus We l w i t s c hs Sammeldatum 2. Mai der spätblühenden serotina folgt allerdings eindeutig, dass es sich dabei nicht um eine O. tenthredinifera-form, sondern um O. ficalhoana gehandelt haben muss. Gu i m a r a e s (1887: 38) hat später die Identität von Re i c h e n b a c hs serotina mit seiner eigenen ficalhoana nicht erkannt und beide Formen Re i c h e n- b a c hs als Varietäten von Ophrys tenthredinifera aufgefasst: var. praecox (1-3 kleinere Blüten, blüht Februar März; heute O. tenthredinifera s.str.) und var. serotina (3-5 größere Blüten, blüht März Mai; eine Vermischung von O. tenthredinifera s.str. mit O. ficalhoana). Basierend auf Gu i m a r a e s unterschied Ty t e c a (1985) anfangs nach der Blütezeit eine früh- und wenigblütige subsp. praecox (mit tenthredinifera s.str.- Blüten) von einer spät- und mehrblütigen subsp. tenthredinifera, die weiter unterteilt wurde in var. tenthredinifera (ebenfalls mit tenthredinifera s.str.-blüten) und var. ficalhoana mit ficalhoana-blüten. 12 Jahre später (Tyteca 1997: 248) fehlte die ficalhoana, es gab nur noch die beiden subsp. praecox und tenthredinifera, wobei subsp. tenthredinifera mit dem Bild einer O. ficalhoana illustriert wird (Tyteca 1997: 250, Bild links oben). Im 3. Nachtrag zu seiner portugiesischen Orchideenflora (Tyteca 2000: 295-299) wurde aus formalem Grund die bisherige subsp. praecox umbenannt in subsp. guimaraesii. Den Schlusspunkt setzten De v i l l e r s, De v i l l e r s-terschuren & Ty t e c a (2003) mit der Rückkehr zu einer ungeteilten Ophrys tenthredinifera. Schließlich präzisierten Ty t e c a & Bernardos (2003: 569), dass O. ten- 112 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

thredinifera subsp. guimaraesii (die alte praecox) nichts mehr als eine einfache Variante oder Varietät von O. tenthredinifera s.str. ist: Ophrys tenthredinifera subsp. praecox und subsp. guimaraesii sind nur Synonyme von O. tenthredinifera s.str. Die vor kurzem aus Algerien beschriebene Ophrys tenthredinifera subsp. tingurtiae Kreutz, Mi a r a, Ait Ha m m o u & Re b b a s (Kreutz et al. 2014: 147) scheint sich nur durch die etwas kleinere Lippe zu unterscheiden (10,5-12,5 mm gegenüber 11,4-15,0 mm Länge). Der Bestäuber von Ophrys tenthredinifera ist die Langhornbiene Eucera nigrilabris nigrilabris, Nachweise liegen vor aus der Algarve, Andalusien, Mallorca und Marokko (Wu c h e r- p f e n n i g 2015). Für Marokko werden auch einige andere Eucera-Arten genannt, doch ist es unbekannt, ob sich diese alten Meldungen auf O. tenthredinifera s.str. oder andere Arten der Artengruppe beziehen. 2.2 Ophrys ficalhoana (J. A. Gu i m.) Wu c h e r p f. wurde von Gu i m a r a e s (1887: 38-39) aus Mittel-Portugal ohne explizite Angabe einer Rangstufe beschrieben, im Kontext wurde sie bezeichnet als eine Varietät, die es vielleicht verdient als neue Art betrachtet zu werden (Gu i m a r a e s 1887: 39). Nach dem International Plant Name Index (IPNI) existieren bisher nur gültige Namen auf der Rangstufe der Varietät und der Subspezies, daher wird sie hier im Artrang legitimiert: Ophrys ficalhoana (J. A. Gu i m.) Wu c h e r p f. comb. et stat. nov. Basionym: Ophrys tenthredinifera b ficalheana J. A. Gu i m., Bol. Soc. Broter. 5: 38 (1887) Ophrys ficalhoana ist von Portugal über Spanien bis in das atlantische Südwestfrankreich verbreitet; eine genauere geografische Differenzierung gegenüber O. tenthredinifera ist zur Zeit kaum möglich, da in vielen Publikationen (z.b. in der Flora Iberica, Ca s t r o v i e j o 2005) nicht zwischen beiden unterschieden wird. Nach Arnold (2009: 49) ist O. tenthredinifera in Spanien auf die Mittelmeer-nahen Gebiete beschränkt, während O. ficalhoana neben Andalusien vor allem in Zentral- und Nordspanien verbreitet ist (s.a. Benito Ayuso 2016: 68). Ihr Bestäuber ist leider noch unbekannt. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 113

2.3 Ophrys spectabilis (Kre u t z & Ze l e s n y) Pa u l u s wurde ursprünglich als Unterart von O. tenthredinifera beschrieben (Kr e u t z 2007: 116) und später von Pa u l u s (2011: 38) in den Artrang erhoben. Sie ist bis jetzt nur von einigen Stellen auf Mallorca bekannt, sehr selten und stark gefährdet; eines der größten Vorkommen ist 2013 durch einen Waldbrand vernichtet worden. Ihr Bestäuber ist die große Langhornbiene Eucera (Synhalonia) rufa (= Tetralonia berlandi, Benito Ayuso 2016). 2.4 Ophrys aprilia De v i l l e r s & De v i l l e r s-te r s c h. (De v i l l e r s et al. 2003: 152) ist ein Endemit der Kalkgebiete Süd-Korsikas und Nord-Sardiniens, sie wird dort von Ophrys neglecta begleitet. Ihr Bestäuber ist noch unbekannt. 2.5 Ophrys normanii J.J. Wo o d wurde ursprünglich als Hybride zwischen Ophrys chestermanii und O. tenthredinifera (= neglecta) beschrieben (Wo o d 1983: 385), erst Pa u l u s & Ga c k (1995) erkannten sie als eigenständige Art. Sie ist ein Endemit eines kleinen Gebiets im Südwesten Sardiniens, des Iglesiente, wo sie in relativ feucht-schattigen Biotopen wächst. Innerhalb der Ophrys tenthredinifera-artengruppe ist O. normanii so etwas wie das sprichwörtliche Schwarze Schaf : Die große Lippe ist sehr dunkel gefärbt, oft völlig dunkelbraun, und bestäubt wird sie, ebenso wie die ebenfalls sehr dunkel gefärbte O. chestermanii, als einzige der Ophrys tenthredinifera-artengruppe nicht von einer Langhornbiene, sondern durch Männchen der schwarzen Schmarotzerhummel Bombus (Psithyrus) vestalis (Pa u l u s & Ga c k 1995). 2.6 Ophrys grandiflora Te n., nach heutigem Verständnis auf Sizilien beschränkt mit einem isolierten Vorposten im südlichen Kalabrien, ist ein weiteres Beispiel für Verwirrung und Verwechslung in dieser Gruppe, verursacht durch Unkenntnis der echten Ophrys tenthredinifera. In der Erstbeschreibung (Te n o r e 1819: 83) wird als Vorkommen Kalabrien (Sila) und Sizilien (Nebrodi) angegeben mit der Blütezeit März. Nach der ein Jahr später erschienenen Flora Napolitana des gleichen Autors (Te n o r e 1820: 308) gibt es im damaligen Königreich Neapel - Sizilien zwei Arten: O. grandiflora, 114 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

diesmal aber mit einer Verbreitung in Molise, Basilikata und Kalabrien (kein Wort mehr von Sizilien!) und einer Blüte im Mai, und O. tenthredinifera (die spätere O. neglecta). Da für O. tenthredinifera die gleiche Verbreitung angegeben wird wie für O. grandiflora, ist Te n o r e bei der Zusammenstellung der Flora Napolitana offenbar eine Verwechslung unterlaufen. Kein Wunder, dass spätere Autoren mit O. grandiflora nicht viel anfangen konnten, z.b. ist sie für Re i c h e n b a c h (1851a: 105) nur ein Synonym von O. tenthredinifera. Als Pa r l a t o r e 1860 Ophrys neglecta beschreibt, erkennt er richtigerweise die Identität von Te n o r es O. tenthredinifera mit seiner O. neglecta, hält aber fälschlicherweise O. grandiflora Ten. (für die er viele eigene Beobachtungen aus Sizilien anführt) für identisch mit der iberischen O. tenthredinifera Willd. Bestäubt wird Ophrys grandiflora vermutlich von der Langhornbiene Eucera algira (Pa u l u s & Ga c k 1990 als Ophrys tenthredinifera ). 2.7 Ophrys neglecta Pa r l. (Pa r l a- tore 1860: 518) ist eine weit verbreitete Art, ihr Areal umfasst Korsika (neben O. aprilia), Sardinien (neben O. normanii), Mittel- und Süditalien (ohne Sizilien!) und auf der Ostseite der Adria Istrien und Dalmatien. Nachdem die meisten mitteleuropäischen Orchideenliebhaber ihre ersten Mittelmeer-Erfahrungen in Italien machen, O. neglecta eine häufige Art ist und zur Orchideen- Hochsaison blüht, ist für Viele O. neglecta die typische Ophrys tenthredinifera - eine von vielen Verwechslungen. Bestäubt wird O. neglecta durch die Langhornbiene Eucera clypeata, evtl. auch durch E. oraniensis (Bü e l 1984). 2.8 Ophrys tardans O. & E. Dan e s c h wurde ursprünglich als F1- Hybride Ophrys candica O. tenthredinifera (= neglecta) beschrieben (Da n e s c h & Da n e s c h 1972: 225) und erst als man erkannte, dass sie in reinen Beständen ohne die Eltern vorkommt als (vermutlich hybridogene) Art akzeptiert. Ophrys tardans ist ein Endemit Italiens und auf den äußersten Südosten (Apulien, Provinz Lecce) beschränkt. Ihr Bestäuber ist Eucera taurica (Da n e s c h & Da n e s c h 1976: 239), die in Apulien (aber nicht in Griechenland!) auch Ophrys candica bestäubt. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 115

3. Gemeinsame Merkmale aller Arten Die Sepalen sind typischerweise hell- bis dunkelrosa gefärbt, daneben kommen - mit für die einzelnen Arten unterschiedlicher Häufigkeit - auch weißlichrosa, weiße und sehr selten auch grünlichweiße Färbungen vor. Die spitz dreieckigen, kurzen (ca. 40% der Sepalenlänge) Petalen sind behaart und haben die gleiche Farbe wie die Sepalen, oft etwas dunkler, bei weißlichen Sepalen gelblich bis hell ockerfarben. Die Lippe ist breit trapezförmig mit der größten Breite im Spitzenbereich. An der Lippenbasis sind die Ränder nach unten umgeschlagen und tragen auf beiden Seiten einen flachen, rundlichen Höcker, dadurch wirkt die Lippenbasis ausgeprägt eckig und breitschultrig. Unterhalb der Lippenbasis sind die Lippenseiten entweder ausgebreitet oder ± zurückgeschlagen, so dass der visuelle Lippenumriss von breit trapezförmig über rechteckig bis dreieckig ganz unterschiedlich ausfallen kann (Abb. 1). Im Gegensatz zu dieser Querwölbung ist die Längswölbung entlang der Mittellinie zwischen Säule und Lippenspitze sehr gering (Abb. 2) und konstant. An der Spitze der Lippe befindet sich in einer tiefen Einkerbung ein fleischiges, gelbes, nach oben gerichtetes Anhängsel, unmittelbar darüber ein je nach Art stärker oder schwächer Abb. 1: Je nach Faltung der Lippenseiten entsteht ein unterschiedlicher Lippenumriss. Ophrys ficalhoana, Links und Rechts E/Burgos, Bercedo 05.05.2014; Mitte E/La Rioja, Alto de Pradilla 06.05.2014 [W. Wuc h e r p f e n n i g]. 116 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

Abb. 2: Fehlende Längskrümmung, Anhängsel und Bürste. Ophrys ficalhoana, P/Cascais 26.04.2014 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 117

ausgeprägtes Borstenbüschel ( Bürste ). Das Basalfeld ist hell braunrot bis braun, vorn meist mit einer helleren Randzone. Das kurze, graublaue, beiderseits weiß umrandete Mal läuft in zwei Zipfel aus (wie ein Hemdkragen), die zu einem Schild verschmelzen können. Die Färbung der Lippe besteht im Prinzip aus einer großen dunkelbraunen Partie in der Lippenmitte ( Maske ), die von einem breiten gelben Rand kontrastreich abgesetzt ist. Die braune Färbung der Maske kann - für die einzelnen Arten unterschiedlich häufig - mehr oder weniger weit in den gelben Rand auslaufen, so dass dieser sich dunkel verfärbt. Der verbreiterte Fuß der Säule, der Narbenkopf, umfasst die weißliche Narbenhöhle (Abb. 3), deren Unterrand durch ein braunes Querband markiert wird, das beiderseits bis auf den Außenrand der Narbenhöhle ausgreift. Den Boden der Narbenhöhle bildet eine senkrecht zur Säulenachse stehende, wachsartig glänzende Platte, die nach vorn abrupt zum Basalfeld abfällt (Abb. 2) und an den Seiten jeweils eine erhöhte Schwiele trägt. Auf dem Rand der Narbenhöhle stehen beiderseits in Höhe der Klebdrüsen die Staminodialpunkte, die vielen Individuen fehlen. Abb. 3: Narbenkopf mit Narbenhöhle und Schwielen. Ophrys spectabilis, E/Mallorca, Capdella 09.04.2015 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 118 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

4. Die unterschiedlichen Merkmale der einzelnen Arten Material und Methoden Die folgenden Merkmalsangaben beruhen auf eigenen Beobachtungen und Fotos, bis 2010 als KB-Dia, ab 2011 als digitales Foto. Alle Angaben beziehen sich auf die natürliche Haltung in der lebenden Blüte (keine Blütenanalysen!). Absolute Lippenlängen wurden an 1:1- KB- Dias direkt bzw. an 2:1- Digitalfotos durch Eichung bestimmt. Zur Eichung wurde mit der gleichen Kameraeinstellung ein Streifen Millimeterpapier fotografiert und zusammen mit dem Bild ausgedruckt. Eine derart bestimmte absolute Lippenlänge ist also eine visuelle, die aber durch die geringe Längswölbung der Lippe bei der Ophrys tenthredinifera-artengruppe nur unwesentlich kleiner sein dürfte als die wahre Lippenlänge. Andererseits sind an gepressten Blüten ermittelte Lippenlängen durch die Schrumpfung beim Trocknen ebenfalls mit einem beträchtlichen Unsicherheitsfaktor behaftet, wie sich z.b. durch einen Vergleich der Angaben für diese Artengruppe bei Gö l z & Re i n h a r d (1987: 873) mit denen bei De v i l l e r s et al. (2003: 150) zeigt. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 Für die Bestimmung wichtige Merkmale Die für die Artbestimmung wichtigsten Merkmale liegen im Bereich der Narbe und ihrer Schwielen, des Anhängsels an der Lippenspitze und dem Borstenbüschel ( Bürste ) oberhalb des Anhängsels. Weitere wichtige Merkmale sind die absolute Länge und die Proportionen der Lippe. Während eine Bestimmung der absoluten Lippenlänge an Fotos einen festen Abbildungsmaßstab voraussetzt, können die Proportionen der Lippe an jedem senkrecht zur Lippenfläche aufgenommenen Bild ermittelt werden, vgl. Abb. 4. Abb. 4: Die Maße der Lippe. Ophrys tenthredinifera, E/Mallorca, Randa 01.04.2015 [W. Wu c h e r p f e n- n i g]. 119

Als Basisgröße der Proportionen dient die Schulterbreite. Das Verhältnis von Lippenlänge zu Schulterbreite ergibt die relative Lippenlänge, ebenso das Verhältnis von Narbenkopfbreite zu Schulterbreite die relative Narbenkopfbreite. Die Blütenfärbung lässt keine durchgehenden Unterschiede der einzelnen Arten erkennen, sondern nur gewisse Tendenzen, Abb. 5. Bei der Färbung der Lippe werden in dieser Arbeit 3 Typen unterschieden: Typ A: die braune Maske ist scharf vom gelben Rand abgesetzt. Typ B: die braune Färbung der Maske verläuft unscharf in den gelben Rand hinein. Typ C: die ganze Lippe ist ± braun gefärbt. Bei allen Merkmalsangaben muss beachtet werden, dass innerhalb einer Art alle Merkmale eine gewisse Variationsbreite haben. Nicht alle typischen Merkmale einer Art sind bei allen Exemplaren zu beobachten, sondern nur bei den meisten. Demzufolge kann es schwierig sein, ein Bild einer einzelnen Pflanze zu bestimmen, so dass man im Gelände im Zweifelsfall immer mehrere Exemplare des Vorkommens beobachten und fotografieren sollte. Das lässt sich beispielhaft zeigen beim Vergleich der absoluten Lippenlänge (Tab. 1, siehe S. 146) der großblütigen Ophrys grandiflora (13,1 ± 1,0 mm) mit der kleinblütigen O. neglecta (10,9 ± 0,8 mm). Der Differenz der Mittelwerte von 2,2 mm erscheint bedeutsam, ist es aber nur auf der Ebene der Arten. Auf der Ebene der Individuen gibt es einen Überlappungsbereich zwischen der kleinsten grandiflora (10,8 mm) und der größten neglecta (12,5 mm), in den 29% der grandiflora-exemplare und 65% der neglecta-exemplare fallen. Als Fazit bleibt: Angebliche Unterschiede zwischen ähnlichen Arten, ganz egal ob der Pflanzengröße, der Blütenzahl oder der Blütengröße, sind mit Vorsicht zu bewerten. Selbst wenn sie mit großer Datenbasis auf der Ebene der Sippe statistisch abgesichert sind, können sie im Fall des Einzelexemplars als Bestimmungskriterium versagen. 120 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

Abb. 5: Oben: Häufigkeit der Sepalenfärbung (weiß oder grünlichweiß / weißlichrosa / rosa) und der Lippenfärbung (Gelb: Typ A, braune Maske scharf vom gelben Rand abgesetzt / Hellbraun: Typ B, braune Färbung läuft in den Rand aus / Dunkelbraun: Typ C, ganze Lippe braun). Unten: Links Typ A, Mitte Typ B, Rechts Typ C. Ophrys ficalhoana, E/Andalusien, Grazalema 29.04.2014 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 121

Abb. 6: Synopsis der Narbenhöhle und Schwielen [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 122 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

4.1 Ophrys tenthredinifera Färbung: Sepalen fast immer rosa, Lippe ziemlich dunkel, oft bräunlich (Abb. 5). Lippe: ziemlich groß (13,3 mm lang) und langgestreckt (rel. Lippenlänge 1,31), meist mit etwas abfallenden Schultern und wenig ausgeprägten Höckern. Ränder an der Spitze ausgebreitet und aufgebogen (!), bei >90% der Blüten ist die Lippe im Spitzenbereich breiter als in den Schultern (also trapezförmig) mit deutlicher Einschnürung ( Taille ) unterhalb der Schultern, stark zurückgeklappte Lippenseiten wurden nicht beobachtet. Anhängsel (Abb. 6) schmal und so weit nach oben geklappt, dass es der Lippe fast anliegt; Bürste schwach bis bestenfalls mittelstark entwickelt, von der Seite gesehen meist kürzer als das Anhängsel, von vorn ungeteilt O-förmig. Narbenkopf (Abb. 8) sehr breit im Verhältnis zur Schulterbreite (rel. Narbenkopfbreite 0,60), Boden der Narbenhöhle etwas dunkler braun als das Basalfeld, mitunter mit einem leichten Grünstich; die Randschwielen verlaufen schräg in Richtung Mitte, ihr Ende ist nur mäßig verdickt und von gleicher Farbe. Blütezeit: Februar-März, die allerletzten verschwinden Mitte April. Abb. 7: Ophrys tenthredinifera, E/Mallorca, Son Real 02.04.2015 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 123

Abb. 8: Ophrys tenthredinifera, E/Mallorca, Son Real 02.04.2015 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 124 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

4.2 Ophrys ficalhoana Färbung: Sepalen fast immer rosa, Lippe meist kontrastreich mit leuchtend gelbem Rand, seltener bräunlich (Abb. 5). Lippe: mittelgroß (s.u.), kaum länger als breit (rel. Lippenlänge 1,15) mit ausgeprägten Schultern. Ränder an der Spitze nicht aufgebogen, meist etwas zurückgebogen; Lippe ohne Taille, oft fast quadratisch wirkend, seltener ausgebreitet oder Seiten stark zurückgeschlagen (Abb. 1). Anhängsel (Abb. 10) groß und breit; Bürste groß mit langen und dicken Borsten, von der Seite gesehen das Anhängsel meist deutlich überragend, von vorn leicht zweiteilig V- förmig. Narbenkopf (Abb. 8) mittelbreit (rel. Breite 0,51), Boden der Narbenhöhle braun, öfter mit einem Stich ins Grünliche; die Randschwielen sind kürzer als bei O. tenthredinifera und verlaufen fast parallel mit größerem Abstand zwischen ihren Enden, die stärker verdickten Enden sind auffallend dunkel gefärbt. Abb. 9: Ophrys ficalhoana, Anhängsel und Bürste. E/Burgos, Bercedo 05.05.2014 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 125

Abb. 10: Ophrys ficalhoana, E/Mallorca, Son Real 02.04.2015 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 126 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

Blütezeit: Sie beginnt Anfang-Mitte April, wenn O. tenthredinifera fast überall verblüht ist, und reicht bis in den Juni, z.t. noch länger: die Flora Iberica (Ca s t r o v i e j o 2005: 349) zeigt unter dem Namen O. tenthredinifera ein Bild einer voll erblühten O. ficalhoana aus Asturien vom 4. Juli. Die südwestliche Population (Portugal, Andalusien) unterscheidet sich von der nordöstlichen (Burgos bis Navarra) in zwei Merkmalen. Die Lippen der SW-Population sind mit 13,8 ± 0,8 mm Länge deutlich größer als die der NO-Population mit 11,2 ± 1,0 mm, allerdings ist die Größe der Stichproben (15 bzw. 33 Blüten aus jeweils nur 2 Vorkommen) nicht repräsentativ. Visuell viel auffallender sind die durchweg breit rundlichen, intensiv dunkelrosa gefärbten Sepalen der Pflanzen aus dem Nordosten (vgl. Abb. 1). Alle anderen Merkmale sind gleich. 4.3 Ophrys spectabilis Färbung: Sepalen rosa, Lippe mit gelbem oder hell bräunlichem Rand, seltener braun (Abb. 5). Lippe: groß (16,4 mm lang) und auffallend lang (relative Lippenlänge 1,38) mit ausgeprägten Schultern, ihre Länge fällt auch im Vergleich zur Größe Abb. 11: Ophrys spectabilis, Anhängsel und Bürste. E/Mallorca, Capdella 09.04.2015 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 127

Abb. 12: Ophrys spectabilis, E/Mallorca, Galilea 19.04.2016 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 128 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

der Sepalen auf. Lippenseiten meist deutlich zurückgebogen, so dass der Umriss rechteckig wirkt mit deutlicher Taille, öfter in der Spitzenregion sogar schmaler als die Schultern bis zur Dreieckigkeit, Lippenränder deutlich aufgebogen. Anhängsel (Abb. 12) schmal bis mittelgroß; Bürste schwach, von der Seite gesehen fast immer kürzer als das Anhängsel, von vorn O-förmig bis angedeutet V-förmig. Narbenkopf (Abb. 8) auffallend schmal (relative Breite 0,42), Boden der Narbenhöhle bräunlichgrün bis leuchtend grün, stark zur Farbe des Basalfelds kontrastierend, die Schwielen fast immer dunkler gefärbt. Blütezeit: Ähnlich wie O. ficalhoana blüht auch O. spectabilis auf, wenn die im gleichen Gebiet vorkommende O. tenthredinifera weitgehend bis völlig verblüht ist, von Anfang bis Ende April. In der Erstbeschreibung wird eine Lippenlänge von 20-24,5 mm angegeben (Kreutz 2007: 117), wobei eine Nachmessung des abgebildeten Holotypus nur 18,5 mm ergibt. Eigene Messungen an 48 Blüten ergaben einen Mittelwert von 16,4 ± 1,5 mm (13,8-21,4 mm), in guter Übereinstimmung mit der Angabe von 15-18 (20) mm bei Benito Ayuso (2016: 1138). 4.4 Ophrys aprilia Färbung: Sepalen ziemlich hell, bei 1/3 der Pflanzen weißlichrosa; Lippe relativ dunkel, mit oft sehr breiter Maske (Abb. 5). Abb. 13: Ophrys aprilia, Anhängsel und Bürste. F/Korsika, Parmentile 30.03.2008 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 129

Abb. 14: Ophrys aprilia, F/Korsika, Corcone 01.04.2008 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 130 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

Lippe: ziemlich groß (13,8 mm lang), mit einer relativen Lippenlänge von 1,20 gedrungener als bei O. tenthredinifera, Umriss kurz rechteckig, fast immer ohne Taille, selten leicht trapezförmig oder zur Spitze verschmälert, Ränder nicht oder nur leicht aufgebogen. Anhängsel (Abb. 14) mittelgroß; Bürste locker mit ziemlich langen Borsten, von der Seite gesehen so lang wie das Anhängsel oder etwas länger, von vorn V-förmig. Narbenkopf (Abb. 8) mittelbreit (rel. Breite 0,50), Boden der Narbenhöhle und Schwielen dunkelbraun, deutlich dunkler als das Basalfeld. Blütezeit: Trotz des Namens liegt die Hauptblütezeit im März. Anfang April 2008 und 2010 waren die Pflanzen schon weitgehend verblüht, während O. neglecta erst aufblühte.zur Situation auf Sardinien siehe unter 4.7 Ophrys neglecta. 4.5 Ophrys normanii Färbung: Sepalen hell, weißlichrosa, seltener weiß oder rosa; Lippe dunkel, meist stark bräunlich, auffälliger Gegensatz zwischen hellen Sepalen und dunkler Lippe (Abb. 5). Abb. 15: Ophrys normanii, Anhängsel und Bürste. I/Sardinien, Domusnovas 01.05.2007 [W. Wucherpfennig]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 131

Abb. 16: Ophrys normanii, I/Sardinien, Domusnovas 01.05.2007 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 132 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

Lippe: groß, ca. 17 mm lang, gedrungen (rel. Lippenlänge 1,24), meist deutlich trapezförmig, Ränder nicht aufgebogen. Anhängsel (Abb. 16) schmal, selten mittelgroß; Bürste mittelstark, von der Seite gesehen so lang oder etwas länger als das Anhängsel, von vorn O- bis schwach V-förmig. Narbenkopf (Abb. 8) ziemlich schmal (rel. Breite 0,45), Boden der Narbenhöhle und Schwielen sehr dunkel, fast schwarz erscheinend. Blütezeit: Mitte April bis Mitte Mai (s.a. Gög l e r et al. 2015). 4.6 Ophrys grandiflora Färbung: Sepalen rosa, Lippe mit breitem gelbem Rand, sehr selten leicht bräunlich (Abb. 5). Lippe: mittelgroß (13,1 mm lang), gedrungen (rel. Lippenlänge 1,21), durch ausgebreitete Seiten ± trapezförmig, Ränder nicht oder nur leicht aufgebogen. Anhängsel (Abb. 18) im Verhältnis zur Lippenbreite schmal; Bürste stark, von der Seite gesehen länger als das Anhängsel, von vorn meist deutlich V-förmig. Narbenkopf (Abb. 8) ziemlich schmal Abb. 17: Ophrys grandiflora, Anhängsel und Bürste. I/Sizilien, Canicattini Bagni 30.03.2016 [W. Wucherpfennig]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 133

Abb. 18: Ophrys grandiflora, I/Sizilien, Villa Bibbia 30.03.2016 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 134 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

(rel. Breite 0,46), Boden der Narbenhöhle und Schwielen gleichfarbig, braun bis leicht grünlich braun, nur selten dunkler als das Basalfeld, die Schwielen sind etwas länger und konvergieren stärker als bei O. ficalhoana. Blütezeit: Ophrys grandiflora steht Ende März bereits in Hochblüte und ist Ende April großenteils verblüht. 4.7 Ophrys neglecta Färbung: Sepalen rosa, seltener weißlichrosa oder weiß; Lippe mit breitem gelbem Rand, seltener mit bräunlichem oder braunem Rand (Abb. 5). Lippe: klein (auf dem Festland 10,9 mm lang, s.u.), gedrungen (rel. Lippenlänge 1,20), nur bei Abb. 19: Ophrys neglecta, I/Apulien, Manduria 04.04.2016 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 135

Abb. 20: Ophrys neglecta, Anhängsel und Bürste. I/Apulien, Manduria 04.04.2016 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. 2/3 der Pflanzen ± trapezförmig ausgebreitet, der Rest mit stärker zurückgeklappten Lippenseiten, Ränder nicht oder kaum aufgebogen. Anhängsel (Abb. 20) meist relativ klein, doch kommen auch breitere, mitunter sogar mehrspitzige vor; Bürste stark, von der Seite gesehen länger als das Anhängsel, von vorn deutlich V- förmig.narbenkopf (Abb. 8) mittelbreit (rel. Breite 0,50), Boden der Narbenhöhle und Schwielen gleichfarbig, dunkelbraun bis fast schwarz, selten leicht grünlich, deutlich dunkler als das Basalfeld. Blütezeit: Ophrys neglecta beginnt Ende März zu blühen; in tieferen Lagen dürfte Anfang Mai Schluss sein, jedoch wurde sie in der Basilikata auf 1050 m Höhe noch Anfang Juni in voller Blüte gefunden. Im Norden Sardiniens scheinen sich örtlich Ophrys neglecta und O. aprilia zu vermischen. Die Blüten sind dort mit 12,3 ± 0,9 mm Lippenlänge 13% größer als auf dem Festland (10,9 ± 0,8 mm), was auch durch die an gepressten Blüten bestimmten Daten 136 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

von Göl z & Re i n h a r d (1987: 873, +10%) und Dev i l l e r s et al. (2003: 150, +13%) bestätigt wird. Ebenso ist der Anteil der Blüten mit hellen (weißen und weißlichrosa) Sepalen und stärker braun getönter Lippe auf Sardinien etwas größer als auf dem Festland. Am 03.04.2008 wurde bei Porto Torres abblühende O. aprilia neben aufblühender O. neglecta gefunden, so dass theoretisch Hybridisierung und folgende Introgression möglich sind. 4.8 Ophrys tardans Färbung: Sepalen rosa, Lippe mehrheitlich ± stark braun getönt (Abb. 5). Mal abweichend Abb. 21: Ophrys tardans, I/Apulien, Lecce 04.05.2000 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 137

Abb. 22: Ophrys tardans, Anhängsel und Bürste. I/Apulien, Lecce 16.04.1996 [W. Wu c h e r p f e n n i g]. von allen anderen hier behandelten Arten flächig und mindestens bis in die Lippenmitte reichend, breit weiß gerandet mit der Tendenz in Flecke zu zerfallen. Lippe: 9-15 mm lang (Del f o r g e 2016: 306), breit trapezförmig ausgebreitet und daher trotz einer relativen Lippenlänge von 1,36 gedrungen wirkend, Ränder meist deutlich aufgebogen. Anhängsel (Abb. 22) klein bis mittelgroß; Bürste stark, von der Seite gesehen länger als das Anhängsel, von vorn meist deutlich V-förmig. Narbenkopf (Abb. 8) schmal (rel. Breite 0,42), Boden der Narbenhöhle und Schwielen braun bis grünlichbraun, am Vorderrand heller grünlich, Schwielen am Ende kopfig verdickt. Blütezeit: Spät, von Mitte April bis Anfang Mai. 138 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

5. Ausblick übers Mittelmeer hinweg Wie sieht es auf der anderen Seite des Mittelmeeres aus? Da ich keine eigenen Erfahrungen aus diesem Gebiet habe, bin ich auf die Bewertung publizierter Bilder angewiesen, das Ergebnis steht daher unter Vorbehalt. Demnach ist Ophrys tenthredinifera von Marokko bis Libyen verbreitet mit der üblichen Blütezeit von Januar bis März. Durch eindeutige Bilder belegt sind die Vorkommen in Marokko (Ge r b a u d 2007: 274, Abb. 2), Algerien (De Belair et al. 2005: 342; Bo u g a h a m et al. 2015: 108) und Tunesien (Valles & Valles-Lomba r d 1988: 60; Ma r t i n et al. 2015: 113). Aus Libyen hat mir Heinz-Werner Za i s s (s.a. Rü c k b r o d t et al. 2002) eine Reihe unveröffentlichter Fotos zur Verfügung gestellt, aufgenommen 11.-14.03.2002. In der Flora of Libya (Enay e t Ho s s a i n & El-Gadi 1985: 17) werden Sammeldaten der Herbarbelege von Ophrys rosea (Desf.) G. Sampaio angeführt, die vom 21. Februar bis 7. März reichen. Dass in der Beschreibung eine Blütezeit von Februar bis Mai angegeben wird deutet darauf hin, dass in Libyen eine zweite, späterblühende Art vorkommen könnte. Außer Ophrys tenthredinifera gibt es in Nordafrika noch mindestens eine, vermutlich sogar mehrere weitere Arten dieser Gruppe. 5.1 Im Mittleren Atlas Marokkos hat Ge r b a u d (2007: 275, Abb. 3) am 01.03.2006 Pflanzen gefunden, die sich durch kurz-rechteckige Lippe (12,5-14,5 mm lang) mit kräftigen Höckern, großes Anhängsel, starke Bürste und breite, tiefrosa Sepalen von der gleichzeitig (!) dort blühenden O. tenthredinifera unterscheiden. Ge r b a u d hält sie bei aller äußerlichen Ähnlichkeit weder für O. neglecta (Blüten viel kleiner!) noch für O. ficalhoana (Blütezeit!), sondern für eine noch unbeschriebene Art. Meiner Meinung nach passen sowohl die von Ge r b a u d angeführten Merkmale als auch die kurzen und breit auseinanderstehenden Schwielen der hellbraunen Narbenhöhle sehr gut zu O. ficalhoana. Das Argument der Blütezeit sollte man nicht überbewerten; ungewöhnliche Witterungsbedingungen können zu unterschiedlichen Verschiebungen der Blühtermine führen und aus einem einzigen Besuch eines einzigen Fundpunktes lässt sich kaum eine allgemeingültige Aussage über Blütezeiten und deren Unterschiede machen. Die nachfolgenden Angaben aus Algerien und Tunesien berichten alle von Pflanzen mit einer Blüte im April und Mai, wenn Ophrys tenthredinifera bereits verblüht ist. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 139

5.2 Vom Atlas Marokkos nach Osten gehend stammt der nächste Fundbericht aus dem Gebiet von Tlemcen im äußersten Westen Algeriens. Von dort zeigen Kreutz et al. (2013: 200-202, Abb. 14-16) Pflanzen vom 09.04.2013, die sie als Ophrys spectabilis bezeichnen, die sich aber deutlich von den Pflanzen Mallorcas unterscheiden. Die Lippen sind kaum länger als die Sepalen und damit kürzer als bei O. spectabilis, in den Abb. 15 und 16 im vorderen Bereich ausgebreitet ohne deutliche Taillierung (wie bei O. grandiflora), auf allen 3 Bildern sind große Anhängsel und starke Bürsten zu erkennen (wie bei O. ficalhoana und grandiflora). Der Boden der Narbenhöhle ist grün (Abb. 15, wie O. spectabilis) oder bräunlichgrün (Abb. 16 und 17), die Schwielen sind kurz mit großem Abstand und an der Spitze dunkelgefärbt (wie bei O. spectabilis und ficalhoana). An der Abb. 16 lassen sich die Proportionen der Lippe bestimmen. Die relative Lippenlänge von 1,22 liegt näher bei O. grandiflora (1,21) und O. ficalhoana (1,15) als bei O. spectabilis (1,38), die relative Narbenkopfbreite von 0,42 liegt näher bei O. spectabilis (0,42) und O. grandiflora (0,46) als bei O. ficalhoana (0,51). Insgesamt zeigen die 3 Bilder ein Merkmalsgemisch, die Narbenhöhle spricht für O. spectabilis, die Lippenform mit Anhängsel und Bürste dagegen. Aus dem Osten Algeriens liegen 3 Fundberichte vor. 5.3 De Bélair et al. (2005: 321-322) haben in NO-Algerien (Numidien) neben der frühblühenden Ophrys tenthredinifera eine zweite Art gefunden, die von Anfang April bis Ende Mai blüht, wenn O. tenthredinifera bereits verblüht ist. Diese Art wächst auf tiefgründigen, feuchten Böden und kann bis 45 cm hoch werden mit 4-10 Blüten (Anmerkung: was vermutlich auf die günstigen Bedingungen der Wuchsorte zurückzuführen ist). Die Lippe ist 12-16 mm lang, rundlich (d.h. nicht langgestreckt wie bei O. tenthredinifera), oft sehr lebhaft gefärbt mit großem und dickem Anhängsel. Die Autoren halten sie für O. grandiflora bzw. O. ficalhoana, sie betrachten beide Namen als synonym. Auf dem begleitenden Bild (De Be l a i r et al. 2005: 342, Fig. 3, 18.05.2002) erkennt man außer den angeführten Merkmalen noch eine stark entwickelte Bürste und einen dunkel grünlichen Boden der Narbenhöhle mit kurzen Schwielen, es scheint sich um die gleiche Sippe zu handeln wie bei Kre u t z et al. (2013), s. 5.2. 140 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

5.4 Kre u t z et al. (2014: 149-152) berichten vom Auffinden vieler neuer Fundorte von Ophrys spectabilis in ganz Algerien und illustrieren ihre Arbeit mit 2 Bildern, leider ohne Lippenmaße. Das Titelbild des Heftes zeigt eine Pflanze aus dem Gebiet von Constantine vom 10.05.2014 mit langgestreckter, taillierter Lippe (rel. Lippenlänge 1,48) und schmalem Narbenkopf (rel. Narbenkopfbreite 0,46), der Boden der Narbenhöhle ist, soweit erkennbar, grünlichbraun. Bei ihr könnte es sich tatsächlich um O. spectabilis handeln. Auf dem zweiten Bild (Kre u t z et al. 2014: 150, 02.05.2014) aus dem Gebiet von Bejaja haben die Pflanzen kurze, pausbäckige Lippen mit starker Bürste und dunklem Boden der Narbenhöhle, sie ähneln mehr O. neglecta oder O. ficalhoana als O. spectabilis. Möglicherweise zeigen aber beide Bilder nur Extremformen der gleichen Sippe wie bei 5.2 und 5.3. 5.5 Bou g a h a m et al. (2015) berichten, dass in der Kabylie des Babors (ebenfalls in der Region von Bejaja) die von ihnen als O. ficalhoana bezeichnete, von Ende März bis Mitte Mai blühende Sippe häufiger sei als O. tenthredinifera. Das Bild (Bou - g a h a m et al. 2015: 108, Fig. 5, 25.05.2013) zeigt eine Blüte mit im Verhältnis zu den Sepalen langer, breiter und sehr massig wirkender Lippe mit schmalem Anhängsel, der Boden der Narbenhöhle könnte grünlichbraun sein, durch die auch an der Basis sehr breite Lippe sind sowohl die relative Lippenlänge (1,18) als auch die relative Narbenkopfbreite (0,36) klein. Ich halte diese Pflanze für Ophrys spectabilis. Aus Tunesien war lange Zeit nur Ophrys tenthredinifera bekannt, aber kürzlich ist auch hier eine späterblühende Art gefunden worden. 5.6 Nach Mar t i n et al. (2015: 110) unterscheiden sich die im April-Mai (1 Monat nach O. tenthredinifera auf gleicher Seehöhe) blühenden, als O. tenthredinifera subsp. ficalhoana syn. O. grandiflora bezeichneten Pflanzen von O. tenthredinifera durch ein größeres Anhängsel mit starker Bürste, intensivere Färbung und sehr dunkle Narbenhöhle. Die begleitenden Bilder aus dem äußersten NW Tunesiens zeigen Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 141

darüber hinaus eine kurze, leicht trapezförmige Lippe. Abgesehen von der dunklen Narbenhöhle ähneln sie den algerischen Pflanzen. Bereits am 02.04.2004 hat Heinz-Werner Zai s s am Jebel Zaghouan vermutlich die gleiche Sippe gefunden (Abb. 23). Zai s s hält sie für Ophrys grandiflora, allerdings ist der Boden der Narbenhöhle dunkel grünlich, die Randschwielen sind relativ lang und laufen stärker zusammen als bei O. grandiflora üblich. Welche Schlussfolgerungen kann man - wegen des sehr beschränkten Materials mit aller gebotenen Vorsicht - daraus ziehen? Das Umschlagsbild bei Kre u t z et al. (2014), s. 5.4, und das Bild bei Bou g a h a m et al. (2015), s. 5.5, scheinen das Vorkommen von Ophrys spectabilis in Algerien zu bestätigen. Für einen sicheren Nachweis fehlen allerdings Lippenmaße und gute Bilder der Narbenhöhle, auch Bilder von mehr Pflanzen wären hilfreich. Alle übrigen Bilder zeigen Blüten mit relativ kurzer, so weit erkennbar leicht trapezförmiger Lippe, einem großen Anhängsel und einer stark entwickelten Bürste, die Färbung ist kontrastreich mit viel Gelb (Färbungstyp A). All das passt auf Ophrys ficalhoana, O. grandiflora und O. neglecta. Das Bild aus dem Westen Marokkos (Ger b a u d 2007), s. 5.1, zeigt Narbenhöhle und Schwielen, wie sie für Ophrys ficalhoana charakteristisch sind, dazu passt aber die sehr frühe Blütezeit schlecht. Die Bilder aus Algerien und Tunesien (außer der möglichen O. spectabilis) mit Blühdatum April - Mai scheinen alle das gleiche Taxon zu zeigen, das sich von O. ficalhoana durch den sehr dunklen, ± grünlich getönten Boden der Narbenhöhle und etwas längere, stärker konvergierende Schwielen unterscheidet. Die von De Bé l a i r et al. (2005) angegebene Lippenlänge von 12-16 mm schließt O. neglecta aus, die kleinere Blüten hat. Bleibt als letzte Möglichkeit O. grandiflora, deren Blüte auf Sizilien allerdings Ende April schon vorbei ist, während die nordafrika- 142 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

nischen Pflanzen bis Ende Mai blühen. Nicht auszuschließen ist auch die Möglichkeit, dass es sich um ein noch unbeschriebenes Taxon handelt. 5.7 Von Malta, wo Ophrys tenthredinifera sensu lato schon immer sehr selten war, konnten leider keine Bilder eingesehen werden, auch die einschlägige Internetseite maltawildplants. com enthält keine aus Malta stammenden Bilder. Nach Bart o l o et al. (2001: 807) sind auf Malta zwei, nach der Blütezeit unterschiedene Arten gefunden worden. Die im Januar blühende, unbenannte Art unterscheidet sich von der später blühenden durch eine viel schmälere und längere Lippe mit einem auffallenden gelben Rand. Nach dieser Beschreibung kann es sich dabei nur um Ophrys tenthredinifera s.str. handeln. Die zweite Art, im März-April blühend, wird von den Autoren als subsp. tenthredinifera bzw. als typisch bezeichnet, sie könnte möglicherweise O. grandiflora sein. Danksagung Viele Freunde und Kollegen haben mir mit ihren Fundortangaben geholfen, mein Dank gilt Günther Bla i c h, Ferdinand Ell e n b a s t, Jan Ess i n k, Wolfram Foe l s c h e, Peter Göl z, Uwe Gra b n e r, Ernst Güg e l, Stefan Her t e l, Volker Hof f m a n n, Michael Low e, Helmut Pre s s e r, Adolf Rie c h e l m a n n, Matthias Wa g n e r, Heinz-Werner Zai s s und Adolf Zir n s a c k. Sven Jon a s s o n hat mich nicht nur mit Fundortangaben versorgt, sondern auch selbst zu einem für mich neuen Vorkommen von Ophrys spectabilis geführt, dafür ganz herzlichen Dank! Heinz-Werner Zai s s danke ich für Bilder aus Tunesien und Libyen. Für die Begleitung auf zahlreichen Reisen, Hilfe beim Suchen und abendliche Diskussionen beim Wein bedanke ich mich bei Ernst Güg e l, Heinz-Werner Zai s s und Adolf Zir n s a c k. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 143

Abb. 23: Ophrys grandiflora?, TN/Jebel Zaghouan, 02.04.2004 [H.-W. Za í s s]. 144 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

absolute Lippenlänge [mm] relative Lippenlänge relative Narbenkopfbreite Ophrys tenthredinifera 13,3 0,9 (11,4-15,0; N = 56) 1,31 0,13 (1,00-1,62; N = 62) 0,60 0,05 (0,46-0,70; N = 56) Ophrys ficalhoana ------------ 1,15 0,09 (0,96-1,36; N = 41) 0,51 0,04 (0,44-0,62; N = 38) SW-Population 13,8 0,8 (12,1-14,8; N = 15) -------------- -------------- NO-Population 11,2 1,0 ( 9,3-13,0; N = 33) -------------- -------------- Ophrys spectabilis 16,4 1,5 (13,8-21,4; N = 48) 1,38 0,10 (1,12-1,71; N = 74) 0,42 0,04 (0,32-0,53; N = 71) Ophrys aprilia 13,8 0,7 (12,0-14,5; N = 10) 1,20 0,12 (1,00-1,48; N = 26) 0,50 0,04 (0,42-0,59; N = 26) Ophrys neglecta 10,9 0,8 ( 8,8-12,5; N = 40) 1,20 0,12 (0,86-1,38; N = 46) 0,50 0,04 (0,43-0,58; N = 46) Ophrys normanii (ca. 17) 1,24 0,11 (1,02-1,43; N = 23) 0,45 0,04 (0,37-0,53; N = 25) Ophrys grandiflora 13,1 1,0 (10,8-15,1; N = 52) 1,21 0,12 (0,96-1,44; N = 58) 0,46 0,04 (0,38-0,54; N = 58) Ophrys tardans ------------ 1,23 0,14 (1,06-1,49; N = 16) 0,42 0,06 (0,29-0,51; N = 16) Tab. 1: Lippenmaße. Relative Lippenlänge = Lippenlänge / Schulterbreite, relative Narbenkopfbreite = Narbenkopfbreite / Schulterbreite. Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 145

Tabelle 2: Tab. 2: Fundorte mit Fotobelegen. Die Angaben E, I und P beziehen sich nur auf Festlandsvorkommen in diesen Staaten, Funde auf den Inseln Korsika (Ko), Mallorca (Ma), Sardinien (Sa) und Sizilien (Si) sind eigens gekennzeichnet. Ophrys tenthredinifera 29S 0471 4306 180 m P/Estremadura 31.03.06 ab-vb 29S 0496 4258 145 m P/Estremadura 01.04.06 ab-vb 29S 0582 4122 235 m P/Algarve 04.04.06 vb 29S 0738 4315 270 m E/Badajoz 31.03.06 bl-ab 30S 0345 4053 340 m E/Málaga 06.04.06 (ab-)vb 30S 0347 4053 330 m E/Málaga 06.04.06 vb 30S 0356 4056 290 m E/Málaga 06.04.06 vb 30S 0435 4087 1365 m E/Granada 07.04.06 bl-vb 30S 0537 4241 1285 m E/Jaén 02.05.14 ab-vb 30S 0716 4299 480 m E/València 30.03.06 (ab-)vb 31S 0449 4384 320 m Ma 09.04.15 bl-ab 31S 0452 4382 190 m Ma 04.04.15 ab 31S 0457 4371 40 m Ma 05.04.15 ab-vb 31S 0462 4383 240 m Ma 04.04.15 bl-ab 31S 0483 4358 70 m Ma 10.04.15 vb 31S 0493 4374 330 m Ma 01.04.15 bl-ab 31S 0504 4418 45 m Ma 12.04.15 ab-fr 31S 0514 4354 30 m Ma 03.04.15 bl 31S 0514 4355 30 m Ma 03.04.15 bl 31S 0514 4413 70 m Ma 12.04.15 bl-ab 31S 0515 4399 37 m Ma 02.04.15 bl-ab 31S 0516 4393 60 m Ma 02.04.15 bl-ab 31S 0522 4371 80 m Ma 06.04.15 ab 31S 0526 4400 20 m Ma 06.04.15 bl 31S 0528 4393 150 m Ma 02.04.15 bl-ab Ophrys ficalhoana 29S 0459 4284 50 m P/Estremadura 26.04.14 bl 29S 0497 4261 105 m P/Estremadura 26.04.14 ab-vb 29S 0504 4267 245 m P/Estremadura 26.04.14 bl 30S 0281 4070 825 m E/Cádiz 30.04.14 bl-ab 30S 0291 4070 790 m E/Cádiz 29.04.14 bl 30T 0464 4771 760 m E/Burgos 17.05.05 bl 30T 0491 4685 1240 m E/La Rioja 15.05.05 kn-bl 30T 0492 4725 600 m E/Burgos 05.05.14 bl 30T 0493 4723 610 m E/Burgos 05.05.14 ab-vb 30T 0596 4751 520 m E/Navarra 07.05.14 ab 30T 0603 4744 430 m E/Navarra 18.05.05 bl 30T 0605 4750 635 m E/Navarra 17.05.05 bl Ophrys spectabilis 31S 0448 4384 320-350 m Ma 17.04.16 bl-ab 31S 0452 4382 190 m Ma 09.04.15 kn-au 31S 0453 4381 230 m Ma 09.04.15 kn-au 31S 0458 4384 375 m Ma 19.04.16 bl-ab 146 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

Ophrys aprilia 32T 0513 4584 60 m Ko/Corse-du-Sud 31.03.08 vb 32T 0514 4581 80 m Ko/Corse-du-Sud 01.04.08 ab-vb 32T 0514 4583 60 m Ko/Corse-du-Sud 31.03.08 ab-vb 32T 0514 4584 65 m Ko/Corse-du-Sud 31.03.08 ab 32T 0514 4585 60 m Ko/Corse-du-Sud 30.03.08 ab-vb 32T 0514 4585 85 m Ko/Corse-du-Sud 14.04.10 vb 32T 0516 4580 100 m Ko/Corse-du-Sud 02.04.08 vb 32T 0516 4580 80 m Ko/Corse-du-Sud 02.04.08 ab-vb 32T 0516 4580 83 m Ko/Corse-du-Sud 02.04.08 ab-vb 32T 0516 4581 80 m Ko/Corse-du-Sud 01.04.08 ab-vb 32T 0516 4585 95 m Ko/Corse-du-Sud 30.03.08 ab-vb Ophrys normanii 32S 0459 4360 490 m Sa/Carbonia-Iglesias 01.05.07 bl 32S 0460 4360 545 m Sa/Carbonia-Iglesias 01.05.07 bl 32S 0460 4360 530 m Sa/Carbonia-Iglesias 01.05.07 bl 32S 0460 4360 500 m Sa/Carbonia-Iglesias 01.05.07 bl 32S 0461 4360 450 m Sa/Carbonia-Iglesias 01.05.07 bl Ophrys grandiflora 33S 0339 4219 500 m Si/Palermo 14.04.99 vb 33S 0339 4220 460 m Si/Palermo 30.03.98 bl 33S 0342 4213 650 m Si/Palermo 30.03.98 bl 33S 0348 4216 600 m Si/Palermo 13.04.99 bl 33S 0357 4193 700 m Si/Palermo 31.03.98 bl 33S 0357 4194 660 m Si/Palermo 02.04.16 bl 33S 0415 4208 370 m Si/Palermo 12.04.99 bl 33S 0438 4143 500 m Si/Enna 01.04.98 bl 33S 0444 4141 740 m Si/Enna 12.04.02 bl 33S 0481 4092 430 m Si/Ragusa 15.04.02 bl 33S 0484 4107 970 m Si/Siracusa 18.04.99 bl 33S 0485 4109 800 m Si/Enna 03.04.98 bl-ab 33S 0491 4106 660 m Si/Siracusa 15.04.02 vb 33S 0497 4103 534 m Si/Siracusa 10.04.04 ab 33S 0498 4097 510 m Si/Siracusa 18.04.99 bl-ab 33S 0498 4098 530 m Si/Siracusa 18.04.99 bl-ab 33S 0498 4105 630 m Si/Siracusa 27.04.00 vb 33S 0498 4108 520 m Si/Siracusa 05.04.98 vb 33S 0499 4105 620 m Si/Siracusa 19.04.99 bl-ab 33S 0499 4105 625 m Si/Siracusa 06.04.98 ab 33S 0499 4108 520 m Si/Siracusa 19.04.99 ab 33S 0500 4109 470 m Si/Siracusa 06.04.98 ab 33S 0501 4095 465 m Si/Siracusa 30.03.16 bl-vb 33S 0501 4096 470 m Si/Siracusa 04.04.98 bl-vb 33S 0501 4106 545 m Si/Siracusa 30.03.16 ab 33S 0502 4094 440 m Si/Siracusa 30.03.16 au 33S 0502 4104 660 m Si/Siracusa 06.04.98 bl 33S 0503 4090 400 m Si/Siracusa 04.04.98 ab-vb 33S 0506 4188 865 m Si/Catania 03.04.16 bl 33S 0523 4197 980 m Si/Messina 20.04.99 bl Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33 (1): 2016 147

Ophrys neglecta 32S 0503 4421 415 m Sa/Nuoro 29.04.07 bl 32S 0504 4413 650 m Sa/Oristano 10.04.10 bl 32S 0506 4414 690 m Sa/Oristano 10.04.10 bl 32S 0508 4414 730 m Sa/Oristano 10.04.10 bl 32S 0509 4416 835 m Sa/Nuoro 29.04.07 bl 32S 0511 4414 840 m Sa/Oristano 29.04.07 bl 32S 0522 4406 770 m Sa/Cagliari 28.04.07 bl 32S 0522 4406 770 m Sa/Cagliari 28.04.07 bl 32S 0522 4406 780 m Sa/Cagliari 28.04.07 bl 32S 0523 4408 790 m Sa/Cagliari 28.04.07 bl-ab 32S 0538 4393 630 m Sa/Ogliastra 27.04.07 bl 32S 0540 4394 660 m Sa/Ogliastra 27.04.07 bl 32S 0540 4408 945 m Sa/Ogliastra 07.04.08 au-bl 32T 0456 4518 10 m Sa/Sassari 23.04.07 ab-vb 32T 0457 4518 10 m Sa/Sassari 23.04.07 bl 32T 0482 4505 400 m Sa/Sassari 23.04.07 bl-ab 32T 0514 4581 60 m Ko/Corse-du-Sud 14.04.10 au 32T 0542 4459 220 m Sa/Nuoro 25.04.07 bl 32T 0543 4459 175 m Sa/Nuoro 08.04.08 bl-ab 32T 0552 4488 820 m Sa/Nuoro 24.04.07 bl 32T 0565 4482 40 m Sa/Nuoro 02.05.07 bl-ab 32T 0687 4699 50 m I/Grosseto 20.04.79 bl 33T 0553 4641 42 m I/Foggia 25.03.11 bl 33T 0560 4614 470 m I/Foggia 01.04.95 kn-au 33T 0562 4612 190 m I/Foggia 01.04.95 au 33T 0572 4606 40 m I/Foggia 23.03.11 au-bl 33T 0572 4615 560 m I/Foggia 18.04.96 bl 33T 0573 4613 430 m I/Foggia 24.03.11 bl 33T 0578 4619 610 m I/Foggia 10.04.95 bl 33T 0584 4616 480 m I/Foggia 26.03.11 au 33T 0585 4643 200 m I/Foggia 04.04.95 bl 33T 0588 4619 275 m I/Foggia 27.03.11 ab 33T 0588 4620 230 m I/Foggia 24.03.11 bl 33T 0591 4638 55 m I/Foggia 04.04.95 bl-ab 33T 0632 4525 475 m I/Bari 30.03.11 bl 33T 0634 4534 440 m I/Bari 14.04.04 bl 33T 0681 4499 260 m I/Taranto 29.03.11 bl 33T 0701 4499 400 m I/Taranto 28.03.11 bl 33T 0725 4468 75 m I/Taranto 04.04.16 bl-vb 34T 0260 4483 5 m I/Lecce 21.04.99 ab Ophrys tardans 34T 0263 4472 35 m I/Lecce 16.04.96 bl 34T 0264 4478 15 m I/Lecce 04.05.00 ab 34T 0467 4473 20 m I/Lecce 04.05.00 bl-ab 148 Ber. Arbeitskrs. Heim. Orchid. 33(1): 2016

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