Defizite in Daten Keine Polizeidaten zu Gewalt gegen Minderheiten in und durch Institutionen (Polizei, Gefängnisse) Keine Polizeidaten zu Pogromen oder pogromähnlichen Situationen Kriminologie II WS 2017 2018 Page 1
Europäischer Crime Survey 2005 Telefon Survey Alle alten Mitgliedsländer der EU Ausgewählte neue Mitgliedsländer Ca. 2000 Zufallsstichproben pro Land Erstmalig aufgenommene Items Immigranten Hasskriminalität Kriminologie II WS 2017 2018 Page 2
Prävalenz Viktimisierung (letzte 12 Monate) Deutschland 2005 (Niedersachsen 2012) 40 35 30 25 http://www.lka.niedersachsen.de/fo rschung 37,3 28,8 20 15 16,115,2 10 5 0 0 0,3 PKW-Diebstahl 2,6 2,6 Diebstahl aus PKW 0 0,3 Motorraddiebstahl 3,63,4 Fahrraddiebstahl 4,7 3,9 1,5 2,4 1,6 1,6 1,6 0,7 Einbruch Raub Diebstahl Sexualdelikt 3,13,3 Körperverletzung Insgesamt Insgesamt Niedersachsen 2012 Immigranten Einheimische Kriminologie II WS 2017 2018 Page 3
Prävalenz Viktimisierung (5 Jahre und alle Straftaten) 70 60 50 40 30 20 10 0 Österreich Italien Deutschland Frankreich England Niederlande Belgien Spanien Griechenland Dänemark Finnland Schweden Irland Portugal Ungarn Immigranten Einheimische Kriminologie II WS 2017 2018 Page 4
Täter insbesondere Junge Männer Aus benachteiligten Gruppen Ohne Zugehörigkeit zu organisiertem Rechtsextremismus mit Gewaltbiographie erscheinen als Tatverdächtige von Hassgewalt Kriminologie II WS 2017 2018 Page 5
Warum so viel Aufmerksamkeit für den Hass? Hasskriminalität die gab es eigentlich schon immer; ihre Ungeheuerlichkeit war allerdings bislang nicht erkannt worden Anthony Dillof, Putting Hate in Its Place: The Codification of Bias Crime Laws in a Model Penal Code, Buffalo Criminal Law Review 2000, S. 342 Kriminologie II WS 2017 2018 Page 6
Gegenläufige Tendenzen Rechtspolitische Sensibilisierung für bestimmte Motive/Motivationen Hass, Diskriminierung Entlastung des Rechtshilfeverkehrs von der Berücksichtigungsfähigkeit politischer Motive Politische Straftaten (und Auslieferung) Kriminologie II WS 2017 2018 Page 7
Was erklärt die zunehmende Sensibilisierung? Opferperspektiven (Mobilisierung) Anerkennung der Opfer und Opferwürde Die Liste umfasst damit alle uns derzeit bekannten Todesopfer rechtsextremer, rassistischer und menschenfeindlicher Gewalt, denen wir mit der Nennung ihres Namens (soweit möglich) ein Stück Gerechtigkeit widerfahren lassen wollen Stern und Amadeu-Stiftung Zeichen der Solidarität mit den Opfern Antidiskriminierungspolitik Interessierte Gruppen Kriminologie II WS 2017 2018 Page 8
Hasskriminalität und Zugehörigkeitskonflikte Hasskriminalität ist Ausdruck von Zugehörigkeitskonflikten Reduktionistisch und dichotom wir und sie Wir-Gruppen-Prozesse Eskalation Polarisierung Kriminologie II WS 2017 2018 Page 9
Warum entstehen Zugehörigkeitskonflikte? Konflikte um Macht und Teilhabe Konkurrenz um Ressourcen und Güter Unsicherheit und Angst (der Individualisierungsverlierer) Identität und Werte Kriminologie II WS 2017 2018 Page 10
Hasskriminalität und andere Kriminalität Wo liegen die Unterschiede? Motive können Anspruch auf Legitimation (Geltung einer anderen Ordnung) enthalten Neutralisierungstechniken (Neutralisierung des Stigmas der Gewalt) Bequeme Feinde Opfernarrative (Verteidigung und Vergeltung) Motive können einen Appell an Solidarität enthalten Unter Gleichgesinnten Hieraus kann eine besondere Gefährlichkeit entstehen Solidarisierung, Rekrutierung, Terror (Schrecken) Kriminologie II WS 2017 2018 Page 11
Neutralisierungstechniken und die Legitimierung von Gewalt Der Immigrant als bequemer Feind Fremde sind gefährlich Ausländer und Kriminalität Ausländer und Terrorismus der Asylbetrüger und der Wirtschaftsflüchtling und grenzen sich selbst aus Wir als Opfer: die Opferperspektive und die Begründung von Gewalt Kriminologie II WS 2017 2018 Page 12
Terroristische Gewalt, Amok
Todesursachen 2013 (Alkohol 2012) 20000 18000 16000 14000 12000 10000 8000 6000 4000 2000 64 585 0 Tod durch fremde Gewalt Alle Tötungsdelikte 10076 Suizid Tod im Straßenverkehr 3614 18311 Sonstige tödliche Unfälle Terrorismus 0 0 Katastrophen Drogentote 1002 Alkoholtote 14551 Quellen: Statistisches Bundesamt (www.destatis.de; Bundeskriminalamt, www.bka.de) Kriminologie II WS 2017 2018 Page 14
Ausgangspunkte Extreme Gewalt bedeutet seltene Ereignisse Nur wenige Menschen begehen Akte extremer Gewalt Von diesen stehen wiederum nur wenige für Forschung zur Verfügung Forschung zu extremer Gewalt Einstellungen Korrelationsstudien Qualitative Forschung/Fallstudien Kriminologie II WS 2017 2018 Page 15
1968 1970 1972 1974 1976 1978 1980 1982 1984 1986 1988 1990 1992 1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 Terroristische Gewalt Deutschland 1968-2012 250 200 150 Quelle: Rand Terrorism Incidents Datei Ereignisse und Verletzte linke Y-Achse, Tote rechte Y-Achse 25 20 15 100 10 50 5 0 0 Terroristische Ereignisse Verletzte Tote Kriminologie II WS 2017 2018 Page 16
Amoktaten (International, 1970 2014) Opferzahl Täter überlebt Suizid Getötet Insgesamt 0-5 24 (55%) 16 (36%) 4 (9%) 44 6-10 9 (31%) 16 (55%) 4 (14%) 29 10 6 (22%) 17 (63%) 4 (15%) 27 Insgesamt 39 (40%) 49 (47%) 12 (13%) 100 Quelle: Erhebung von Amokdaten an Hand von Presseberichten (MPI 2014) Kriminologie II WS 2017 2018 Page 17
Forschungsansätze zur Entstehung extremer Gewalt? Apokalyptische Gewalt (Manson, Jonestown/Guyana 1978 Massen(selbst)mord) Genozid Amok Kriminelle Karrieren, Zugang zu Gangs, Mafia Prognose schwerer Gewalt Kriminologie II WS 2017 2018 Page 18
Radikalisierung und Rekrutierung Radikalisierung Internalisierung von Werten/Normen, die (extreme) Gewalt gut heißen Rekrutierung Eintritt/Zugang zu radikalen Gruppen Die Begehung extremer Gewalt Kriminologie II WS 2017 2018 Page 19