Der neugeborene Welpe biologische Grundlagen und Komplikationen in der frühen Entwicklungsperiode Teil I: Anpassung an die neue Umwelt

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Transkript:

Der neugeborene Welpe biologische Grundlagen und Komplikationen in der frühen Entwicklungsperiode Teil I: Anpassung an die neue Umwelt H. Bostedt ehemals Klinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Andrologie der Groß- und Kleintiere mit Tierärztlicher Ambulanz der Justus-Liebig-Universität Gießen VDH-Seminar, Kleinmachnow 22.-23.10.2016

Grundsätzliche Ausführungen Bis zur Geburt liegt der Welpe in einer eigenen, absolut keimfreien, mit Wasser und Schleim gefüllten Fruchtkammer und ist somit gegen Druck und äußere Einflüsse geschützt. Seine Umgebungstemperatur entspricht konstant 38,8 39,2 C Es herrschen völlige Dunkelheit und Geräuschlosigkeit. Die Ernährung erfolgt mütterlicherseits über die Plazenta und den dazugehörigen Nabelstrang 2

Grundsätzliche Ausführungen Diese Situation ändert sich schlagartig mit Beginn der Geburt. Der Welpe wird in der Geburt äußeren Druckverhältnissen ausgesetzt (Passage durch das mütterliche Becken und den Scheidenkanal) erfährt unmittelbar nach der Geburt einen Temperatursturz um 15 C. durchlebt erstmals Berührungs- und Lichtreize wird mit Umweltkeimen konfrontiert 3

Grundsätzliche Ausführungen Die Geburt stellt für Muttertier und Neugeborenes gleichermaßen einen Stress dar, der aber als natürlicher oder biologischer Stress zu bezeichnen ist Der Organismus läuft beim Welpen unter der Geburt auf Hochtouren Es muss daher vermieden werden, das Neugeborene zusätzlich zu belasten, damit die vorgegebene Stresssituation nicht kippt ( krankhafter Stress) 4

Grundsätzliche Ausführungen Welpen werden in einem Zustand der noch nicht vollständig abgeschlossenen Entwicklung geboren = Nesthocker Sowohl bestimmte Organe als auch das Nervensystem müssen in den ersten Wochen nach der Geburt nachreifen Sie sind daher in den ersten Lebenswochen absolut abhängig von der mütterlichen Fürsorge und Pflege Ohne diese können sie nicht überleben 5

PD Schmidt, Gießen Gehirnentwicklung beim neugeborenen Welpen Gehirn 1 Tag p. n. Gehirn ca. 3 Wochen p. n. 6

Einteilung der Entwicklungsstadien von Welpen nach verschiedenen Gesichtspunkten Veterinärmedizinische Einteilung Verhaltensbiologische Einteilung 1. Adaptations- (Anpassungs-) Periode 0 1. Tag Kontaktperiode Muttertier Welpe Neugeborenen - Periode 0 1. Stunde 0 14. Tag 2. Adaptationsperiode 2. 14. Tag Konsolidierungs- (Festigungs-) Periode 15. 28. Tag 3. Adaptationsperiode 15. 28. Tag Sozialisations- (Prozess der Einordnung) Periode 4./5. 16. Lebenswoche 7

Anpassungsperioden des neugeborenen Welpens Lebenstag Wichtige Entwicklungsschritte 1. Adaptationsperiode 0 1. 0 4. Lebensstunde Einsetzen der Atmung Anpassung an die neue Umgebung 1. Nahrungsaufnahme 5. 24. Lebensstunde Stabilisierung der Lungenfunktion Regulation der Körpertemperatur Beginn der Verdauung Regulation des Stoffwechsels 8

Anpassungsperioden des neugeborenen Welpens Lebenstag Wichtige Entwicklungsschritte 2. Adaptationsperiode 2. 14. Nachreifung der Organfunktionen (Lunge, Leber, Niere, Muskulatur) Entwicklung der Nervenstrukturen Einsetzen der Bewegungsaktivität 3. Adaptationsperiode 15. 28. Deutliche Fortschritte in der Nervenfunktion Erlangung der Seh- und Hörkraft Beginn des selbständigen Abganges von Urin und Kot Steigerung der Bewegungsaktivität 9

Die entscheidende erste Lebensstunde Herausgleiten aus dem Geburtskanal Beginn der Atemtätigkeit Orientierung in der neuen Umwelt Suche nach Wärme (Körper des Muttertieres) Kontaktaufnahme Muttertier Welpe Anregung des Kreislaufes (Belecken) Erkennungsritual Abnabelung Verzehr der Plazenta (Nachgeburt) Verbindung neugeborener Welpe Gesäuge Suche nach einer Zitze Saug- und Schluckakt 10

Einführung in die Neugeborenenkunde Kontaktperiode (1-60 Minuten nach der Geburt) Das Muttertier muss ihre Welpen erfassen und einen intensiven Kontakt zu ihnen herstellen ( Pflege- und Sorgeintensität) Welpen werden mit einem Eigengeruch geboren Rezeptoren im Nasenbereich des Muttertieres nehmen diesen Geruch wahr Weiterhin dienen die Geschmacksaufnahme (Belecken) durch das Muttertier sowie das Einprägung der Welpenkonturen der temporären (zeitlich begrenzten) Erkennung 11

Einführung in die Neugeborenenkunde Schlussfolgerungen Ein neugeborener Welpe ist aus biologischer Sicht ein unfertiges, unausgereiftes, hoch sensibles Individuum. In den ersten vier Lebenswochen (Neugeborenen- und Kleinkindperiode) reifen die meisten Organsysteme bis auf die Niere (2 Monate!) nach, so dass sie dann über die volle Funktion verfügen. Ab der 4. Woche beginnt das Jungtierstadium. 12

Einführung in die Neugeborenenkunde Schlussfolgerungen daraus: Verhaltensweisen des neugeborenen Welpens genau beobachten Eine Annäherung zwischen Welpen und Muttertier nicht störend beeinflussen Temperaturregelung im Neugeborenenbereich beachten Den neugeborenen Welpen keinen zu massiven Licht- und Geräuschreizen aussetzen C Umgebungstemperatursturz für den neugeborenen Welpen nach Verlassen des Geburtskanals Min. 13

Einführung in die Neugeborenenkunde Weitere Schlussfolgerungen: Neugeborene Welpen nur in die Hand nehmen, wenn es unbedingt notwendig ist Der noch feuchte Welpe hat einen Eigengeruch, der für das Erkennen durch das Muttertier unabdingbar ist Wenn aber ein neugeborener Welpe in die Hand genommen werden muss, dann: Hände waschen keine geruchsintensiven Mittel verwenden Hand mit sterilem Handschuh wegen eventueller Keimübertragung schützen Nach der Manipulation Welpe dem Muttertier vorlegen. Nimmt diese den Welpen nur zögerlich an, den Welpe mit Geburtsschleim am Kopf und Rücken benetzen 14

Physiologie der neonatalen Atmung Das Lungengewebe befindet sich zum Zeitpunkt der Geburt in einem noch unterentwickelten Zustand (A). Trotz allem ist ein Gasaustausch (Luft Blut) unmittelbar nach der Geburt möglich. Mit dem ersten Atemzug werden die Lungenbläschen aufgebläht der Gasaustausch beginnt (B). Ein besonderer chemischer Komplex sorgt dafür, dass die Lungenbläschen auch beim Ausatmen stabil bleiben (C). 15

Physiologie der neonatalen Atmung Beim Durchtritt durch den Geburtskanal wird die Flüssigkeit aus der Lunge abgepresst Sobald der Kopf aus dem Schamspalt ragt und die Kopfkappe gelöst ist, werden erste Atemzüge vollführt Die Rhythmik der Atemtätigkeit geschieht dann über das Heben und Senken des Brustkorbes Daran sind beteiligt: Zentrale Steuerung Zwerchfell Muskeln des Zwischenrippenbereichs 16

Physiologie der neonatalen Atmung Welpen weisen unmittelbar nach der Geburt periodische Atemzüge auf, die von kurzfristigen Atempausen (Apnoen) unterbrochen werden. Atempausen von geringer Dauer (10 sec) haben keine Bedeutung, da die Sauerstoff (O 2 )-Spannung im Blut nur unwesentlich sinkt. Erst bei Atempausen von mehr als 10 Sekunden kommt es zu einem signifikanten, gefährlichen Abfall der Sauerstoff (O 2 )- Spannung sowie zu einem dramatischen Anstieg der Kohlendioxid (Co 2 )-Konzentration im Blut. 17

Physiologie der neonatalen Atmung Die Schnappatmung sollte spätestens nach 3 Minuten aufgehört haben und in ein normales Luftansaugen über die Nasenöffnungen übergegangen sein. Die Schleimhaut (Mundschleimhaut) muss rosarot sein normale O 2 - Versorgung gesichert. Sieht sie bläulich-weiß aus, besteht ein Sauerstoff (O 2 )-Mangel sowie ein Kohlendioxid(CO 2 )-Überhang. Dies bedeutet eine hohe Gefahr für das Überleben Wird ein neugeborener Welpe stark gerubbelt, gerät der Rhythmus des Hebens und Senkens des Brustkorbes außer Kontrolle. 18

Welche Störungen können bei Beginn der Atmung auftreten? Das Nichtingangkommen der Atmung (Neugeborenen- Atemnotsyndrom) stellt einen lebensbedrohlichen Zustand dar. Eine länger andauernde Schnappatmung/Würgen verlangt sofortiges Eingreifen. Wesentliche Ursachen für das Neugeborenen-Atemnotsyndrom (NANS) sind: Verzögerungen in der Austreibungsphase mit Absinken der Herzfrequenz Schwergeburt auf natürlichem Weg (per vias naturalis) Narkoseschäden durch Sectio caesarea Plazentaanomalien Missbildungen des Atemweges/des Lungengewebes 19

Neonatales Atemnotsyndrom (NANS) Verhaltene Verlaufsform: Unregelmäßige Atemtätigkeit Mundschleimhaut und Haus des Nasenspiegels bläulichrosa Dramatische Verlaufsform Lang anhaltende Schnappatmung Keine Reflexe Schleimhäute blass-blau 20

Neonatales Atemnotsyndrom (NANS) Erkennen: Atempausen von mehr als 10 Sekunden Unregelmäßige, kaum sichtbare Atmung Blaue Schleimhäute Mundatmung Eventuell Schaum- oder Blasenbildung im Mundund Nasenbereich 21

Neonatales Atemnotsyndrom (NANS) Sofortmaßnahmen bei leichter Form: Freilegen der Atemwege Absaugen von Schleim aus dem Mund Rachenraum, dafür eventuell Fixation des Welpen in Kopfdistallage um 45 Massage des Welpen im Rhythmus der Atemtätigkeit mit einem angewärmten Tuch immer in Richtung Kopf Bauch. Niemals rubbeln! Dadurch: Anregung der Atmung Stimulation der Herzkreislauffunktion Trocknung, Verringerung der Verdunstungskälte 22

Neonatales Atemnotsyndrom (NANS) Maßnahmen in bedrohlichen Fällen: Absaugen des Schleimes aus dem Mund-Rachenbereich Rhythmische Burstkorbkompression unter gleichzeitiger Luftzufuhr (Schlauch/Maske) Sauerstoffverabreichung Gabe eines Atemanregungsmittel (z. B. Doxapram ) Reanimationsmaßnahmen sind 30 (45) Minuten durchzuführen 23

Nachgeburtliche Kontrolle des Welpens Sobald die Welpen stabilisiert sind und die erste Saugakte durchgeführt haben (ca. 3 Stunden nach der Geburt), sollte eine kurze Kontrolle vorgenommen werden Mund-Rachenbereich (Gaumenspalte) Anogenitalbereich (Anlage des Afters) Nabel (Nabelstumpf, Missbildungen) Schwache Welpen bedürfen einer besonderen Fürsorge (T -Messung, etc.) 24

In wenigen Fällen unterlässt das Muttertier das Abnabeln. Gründe: Sturzgeburt Desinteresse (!) Manipulation am Nabel Abklemmen des Nabel auf 1 cm Länge mittels Klemme Abbinden mit Zahnseide dann abtrennen und Desinfektion. Niemals Nabel mit Fingernägeln und durch Zug durchtrennen Kontrolle des Nabel nach 24 und 48 Stunden nach der Geburt Trocknungsgrad Feuchtigkeit Schmerzfreiheit Schmerz 25

Temperaturregelung beim neugeborenen Welpen Ursachen für das Absinken der Körpertemperatur unmittelbar nach der Geburt sind: noch keine eigene, stabile Temperaturregelung möglich geringes Energiedepot im Körper Unterfunktion der Stoffwechselorgane (Leber, Bauchspeicheldrüse) Der neugeborene Welpe ist daher abhängig von der Umgebungswärme und Nahrungszufuhr, um nicht in eine Energiemangelsituation abzugleiten Milch ist ein ausgezeichneter Energielieferant 26

Temperaturkurenentwicklung beim neugeborenen Welpen Die Körperinnentemperatur bei Hundewelpen steigt von der Geburt allmählich an, um in der vierten Lebenswoche in etwa die Basis erwachsener Hunde zu erreichen: Unmittelbar nach der Geburt 39,0 C 1. Lebensstunde 35,5 36,5 C 1. Lebenswoche 36,0 37,0 C 2. Lebenswoche 37,5 38,0 C 3. Lebenswoche 37,8 38,5 C 27

Kerndaten für die ersten Lebenstage 39 C Körpertemperatur Körpertemperatur 300 275 g Gewicht 38 250 37 36 225 200 175 Gewicht 35 G 2 6 8 150 G 1. 2. 3. Stunden nach der Geburt Tag nach der Geburt 28

Temperaturregelung beim neugeborenen Welpen Dadurch, dass der neugeborene Welpe noch nicht seine Körpertemperatur stabil halten kann, kommt den Aufzuchtverhältnissen große Bedeutung zu Durch Zufuhr von Wärme von außen wird das Halten einer stabilen Temperatur des Welpens unterstützt: Wärmeabstrahlung im Bereich der Gesäugeleiste und die typische Lage des säugenden Muttertieres bilden das Mikroklima Bodenwärme Mikroklima Umgebungswärme Ausreichende Energiezufuhr über die Milch 29

Was ist zu tun, was zu unterlassen? Es ist Sorge für eine warme (ca. 22-25 C), zugfreie Welpenbox zu tragen. Die Mutterhündin muss sich bequem darin in Seitenlage ausstrecken können. Die Luftfeuchtigkeit sollte 65 % betragen Keine Punktwärme (Rotlichtlampe) anwenden! Bei Überhitzung trocknen die Welpen aus und die Mutterhündin fühlt sich unwohl (Hecheln, häufiges Verlassen der Welpenbox) Besser ist, eine ausreichende Bodenwärme sicher zu stellen Neugeborene, die keinen direkten Kontakt mit dem Muttertier haben, kühlen schnell aus (KT < 36 C) 30

Thermoregulation Bei Welpen können sowohl Untertemperatur als auch Fieber auftreten Wann besteht ein fieberhafter Zustand? Alter: Normalwerte: Fieber: (höher als) Untertemperatur (geringer als) 1. Lebenstag 39,0 35, 5 C 1. Lebenswoche 36,0 36,5 C 2. Lebenswoche 37,0 38,0 C 3. Lebenswoche 38,0 38,5 C > 3. Lebenswoche > 38,5 C 37,0 C 38,2 C 38,5 C 39,2 C 35 C 36 C 37 C 38 C 38 C 31

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit E-Mail: hartwig.bostedt@vetmed.uni-giessen.de 32