Energie aus Hausmüll. Gewinnung regenerativer Energieträger mit der mechanischbiologischen Abfallbehandlung in der MBA Kahlenberg



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Transkript:

Energie aus Hausmüll Gewinnung regenerativer Energieträger mit der mechanischbiologischen Abfallbehandlung in der MBA Kahlenberg Oktober 2012

Energiewende auch die Verwertung unseres Hausmülls trägt seinen Anteil dazu bei. Seit dem 11. März 2011, dem Beginn der Katastrophe im Kernkraftwerk Fukushima in Japan aufgrund eines Erdbebens und des darauf folgenden Tsunamis, ist die Energiewende hierzulande in aller Munde. Erneuerbare (regenerative) Energiegewinnung mittels Wind, Sonne, Wasser und Biomasse werden allenthalben diskutiert und gefordert. Der Ausstieg aus der Kernenergie erlebt einen bis dahin in Deutschland nie gekannten, breiten gesellschaftlichen Konsens. Nicht direkt nachwachsend, aber dennoch sich stets erneuernd, nicht unendlich, aber dennoch lange verfügbar, so könnte ein weiterer Rohstoff - als Beitrag zum Ersatz herkömmlicher Energieerzeugung mittels atomarer oder fossiler Ausgangsstoffe - beschrieben werden. Die Rede ist von Müll, von Hausmüll, wie er jeden Tag und überall auf der Welt anfällt. Zumindest zur Zeit noch eine nahezu unerschöpflich scheinende Quelle für alternative Energiegewinnung: Energie aus Hausmüll. Der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg (ZAK), der Ortenaukreis und der Landkreis Emmendingen haben bei der Entwicklung und Realisierung der mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage (MBA) auf dem Gelände der Deponie Kahlenberg bereits seit den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts einen weltweit einzigartigen, innovativen Weg eingeschlagen. Zur Zeit erzeugen die etwa 576.000 Einwohner der beiden Landkreise jährlich mehr als 100.000 Tonnen Hausmüll (2010 103.741 Tonnen / 2011 104.473 Tonnen), die über die Grauen Tonnen erfasst und in der MBA in Ringsheim angeliefert werden. In mehreren Behandlungsstufen werden aus diesen täglich anfallenden Abfällen zunächst Weißblech, Aluminium und andere Metalle aussortiert und dem Recycling zugeführt. Mineralische Abfallstoffe wie Steine, Glas- und Keramikscherben, Betonreste usw. werden ausgeschleust und umweltverträglich abgelagert. Mittels bakterieller Unterstützung wird aus organischen Bestandteilen des Hausmülls Biogas erzeugt und vor Ort im betriebseigenen Blockheizkraftwerk zur Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Im letzten Behandlungsabschnitt werden dann noch Ersatzbrennstoffe für die Energieerzeugung in industriellen Einrichtungen gewonnen. In diesem Beitrag soll der Fokus nun ganz speziell auf die energetische Verwertung von Biogas und Ersatzbrennstoffen, die die MBA Kahlenberg aus Hausmüll gewinnt, gerichtet werden. 2

Biogas Nach einer mechanischen Aufbereitung wird der Hausmüll mit Wasser zu einem zähflüssigen Müllbrei vermischt. Während des etwa dreitägigen Mischvorgangs lösen sich organische Bestandteile des Hausmülls im Waschwasser. Diese organikreiche Flüssigkeit wird abgepresst und ist nun Futter für Methanbakterien. Diese winzigen Mitarbeiter der MBA erzeugen daraus Biogas. Das erzeugte Biogas besteht zu 65 70% aus Methan (CH 4 ) und zu 30 35% aus Kohlendioxid (CO 2 ). Aus einer Tonne Hausmüll können in der MBA etwa 50 60m 3 Biogas erzeugt werden. Deponiegas Ein weiterer wichtiger Baustein im Energiekonzept des Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg ist das nach wie vor aus dem ehemaligen Deponiebetrieb anfallende Deponiegas. Seit 2005 ist die Ablagerung unbehandelten Hausmülls auf Deponien in Deutschland zwar untersagt, der bisher deponierte Abfall als solches ist jedoch noch vorhanden. Im Deponiekörper finden auch noch Umsetzungsvorgänge statt, bei denen Deponiegas entsteht. Dieses Gas hat einen Methangehalt von etwa 50%, wird mit Unterdruck aus dem Deponiekörper abgesaugt und anschließend, zusammen mit dem in der MBA erzeugten Biogas verwertet. Seit kein unbehandelter Hausmüll mehr auf der Deponie abgelagert wird, ist die jährlich erfasste Menge an Deponiegas allerdings deutlich rückläufig. Wurden im Jahr 2000 noch fast 15 Mio. Kubikmeter erfasst, so waren es 2005 nur noch etwas über 12 Mio., 2010 konnten dann noch knapp 6,5 Mio. Kubikmeter Deponiegas abgesaugt werden und 2011 sank die Ausbeute auf 5,6 Mio. Kubikmeter. Im Durchschnitt kann bei Biogas (bei etwa 60% Methangehalt) von einem Heizwert von etwa 6,0 kwh/nm 3 ausgegangen werden, dies entspricht einem Heizöläquivalent von ca. 0,6 l Heizöl je Nm 3 1) 2) Gas. Wenn man für eine theoretische Betrachtung der 2011 4.851.484 5.621.167 10.472.651 möglichen Einsparung an fossilen Brennstoffen, z.b. Heizöl, einen durchschnittlichen Methangehalt von 60% für den Mix aus Bio- und Deponiegas annimmt, so ergeben sich für das Jahr 2010 Einsparungen von rund 6,6 Millionen und für 2011 von fast 6,3 Millionen Litern Heizöl. Wobei bei dieser theoretischen Betrachtung etwa eine Hälfte der Einsparungen dem Biogas der MBA und die andere Hälfte dem Deponiegas zugeschrieben werden müssen. 1) Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) Das unabhängige Institut für Regenerative Energiewirtschaft, 48155 Münster http://www.iwr.de/bio/biogas/biogas_infos.html - 21.6.2012 2) Internationales Biogas & Bioenergie (IBBK), 74592 Kirchberg / Jagst http://www.biogas-zentrum.de/ibbk/basiswissen_biogas.php - 21.6.2012 3 Biogas und Deponiegas in Nm 3 Jahr Biogas Deponiegas Gesamt 2008 3.785.872 8.244.806 12.030.678 2009 4.135.797 7.044.364 11.180.161 2010 4.652.086 6.431.595 11.083.681

Strom und Wärme Seit 1994 arbeitet auf dem Gelände der Deponie ein Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Strom- und Wärmeerzeugung. Geplant und eingesetzt wurde das BHKW zunächst zur Verwertung des Deponiegases. Seit Inbetriebnahme der Mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage 2006 wird nun auch das dort gewonnene Biogas, zusammen mit dem Deponiegas, im BHKW verwertet. Fünf Gasmotoren, mit einer Gesamtleistung von rund vier Megawatt (MW elektr. ), erzeugen aus Deponie- und Biogas Strom und Fernwärme. Stromerzeugung im BHKW Wenn man von einem durchschnittlichen Stromverbrauch eines Vier-Personen-Haushaltes von etwa 4.500 kwh 3) 2010 19.018.300 pro Jahr 2011 17.723.400 ausgeht, so kann man feststellen, dass die 2010 und 2011 in Ringsheim aus Deponie- und Biogas in der MBA erzeugte Strommenge jeweils ausreichen würde, um den durchschnittlichen Bedarf von etwa 4.000 Vier-Personen-Haushalten zu decken. Ergänzt werden muss allerdings noch, dass etwa ein Drittel der erzeugten Strommenge zum Betrieb der energieautarken Anlage selbst verwendet wird. Der Rest wird ins Stromnetz eingespeist. Jahr kwh 2008 19.640.300 2009 19.293.800 Die im BHKW eingesetzten Gasmotoren werden - wie die allermeisten Automotoren auch mit Wasser gekühlt. Im Gegensatz zum Auto, bei dem über den Kühler die vom Motor abgeführte Wärme völlig nutzlos die Umgebung erwärmt, kann hier die abgeführte Wärme nutzbringend zum Eigenverbrauch und in der Gemeinde Ringsheim eingesetzt werden. Im Fernwärmenetz wird das etwa 85 o C heiße Wasser in einem Kreislaufsystem geführt und versorgt mehrere kommunale Einrichtungen sowie ein Wohngebiet mit etwa 120 Häusern für Heizzwecke und zur Warmwassergewinnung. Jahr Fernwärme Ringsheim Eigenbedarf ZAK Gesamt kwh % kwh % kwh 2008 4.711.700 60,4 3.087.400 39,6 7.799.100 2009 4.696.100 64,3 2.603.400 35,7 7.299.500 2010 5.361.800 67,3 2.605.800 32,7 7.967.600 2011 4.518.900 66,7 2.256.100 33,3 6.775.000 geben nur die Menge an jährlich tatsächlich genutzter Wärme wieder. Insgesamt erzeugte der Zweckverband Abfallbehandlung Kahlenberg 2011 etwa 30.000 MWh Wärme. Genutzt wurde aber, über das Jahr gesehen, nur etwa ein Fünftel der erzeugten Wärmemenge. Im Winter allerdings wird die erzeugte Wärme z.t. vollständig genutzt. Die in der Tabelle aufgeführten Zahlen 3) Jahresverbrauch 2008-4500 kwh: Kulturwissenschaftliches Institut Essen (KWI - 21.6.2012 http://www.facing-climate-change.org/index.php?option=com_content&view=artic++le&id=20&itemid=21 4

Klimaschutz Unter dem Gesichtspunkt des globalen Klimaschutzes soll zunächst einmal auf das Deponiegas, das aktiv mittels Unterdruck aus dem Deponiekörper abgesaugt wird, eingegangen werden. Deponiegas 4) besteht, je nach Zusammensetzung und langjährig betrachtet, durchschnittlich aus etwa 50% Methan (CH 4 ), etwa 40% Kohlendioxid (CO 2 ) und in geringeren Mengen vorkommenden Bestandteilen wie Wasser, Stickstoff, Schwefelwasserstoff u.a. Methan hat eine sehr viel stärkere Wirkung auf die Klimaerwärmung als Kohlendioxid, denn sein Treibhauspotenzial ist etwa 25 Mal höher als das Treibhauspotenzial von Kohlendioxid. Nach einer neueren Untersuchung kann dieser Faktor sogar bis zum 33fachen steigen, wenn Wechselwirkungen mit atmosphärischen Aerosolen berücksichtigt werden. 5) Unter diesen Gesichtspunkten ist es von großer Bedeutung, soviel Deponiegas wie möglich aus dem Deponiekörper abzusaugen. Jeder Kubikmeter, der kontrolliert abgesaugt und verwertet wird und nicht unkontrolliert in die Atmosphäre gelangt, ist aktiver Klimaschutz. Über 50% der im BHKW zu Strom und Wärme verwerteten Gasmenge stellte im Jahr 2011 das Deponiegas insgesamt 5.621.167 Nm 3. In den letzten zehn Jahren, zwischen 2002 und 2011, wurden insgesamt 104.960.450 Kubikmeter Deponiegas abgesaugt und verwertet. Hier kommen also zwei sich auf unser Klima positiv auswirkende Faktoren zusammen. Das kontinuierliche Absaugen des Methans verhindert dessen extrem klimaschädigende Auswirkungen auf die globale Erwärmung. Die Nutzung des Methans im BHKW als Alternative zur konventionellen Stromerzeugung, z.b. in Braun- oder Steinkohlekraftwerken erspart unserer Umwelt große Mengen an sonst freiwerdendem CO 2. In den zehn Jahren zwischen 2002 und 2011 wurden fast 190 Mio. kwh Strom aus Deponiegas 6) erzeugt. Wäre diese Strommenge in einem konventionellen Braunkohlekraftwerk erzeugt worden, so hätte dies, bei einer durchschnittlichen CO 2 -Emission von 1044 g/mw elektr. aus Braunkohle, eine Freisetzung von etwa 196.000 t CO 2 bedeutet 7). Die bei der Stromerzeugung aus Deponiegas entstehende CO 2 -Emission kann vernachlässigt werden, da das Deponiegas aus organischen Inhaltsstoffen des abgelagerten Mülls entstanden ist. Zum Vergleich: 196.000 t CO 2 entsprechen der Menge Kohlendioxid die ein PKW mit einem Emissionswert von 120g CO 2 /km 8) nach einer Fahrleistung von über 1,6 Milliarden Kilometern emittiert hätte. 4) Deponiegas, Chemische Zusammensetzung und produzierte Gasmenge, Wikipedia, 21.6.2012 http://de.wikipedia.org/wiki/deponiegas#chemische_zusammensetzung_und_produzierte_gasmenge 5) Methan, Biologie, Geologie und Klimatologie, Wikipedia, 21.6.2012 http://de.wikipedia.org/wiki/methan#biologie.2c_geologie_und_klimatologie 6) Zur einfacheren Berechnung wurde für die Jahre 2008 2011 in einem theoretischen Ansatz von einem gleich hohen Methangehalt in Biogas (MBA) und Deponiegas ausgegangen. 7) CO 2-Emission der Stromerzeugung, VDI, Verein Deutscher Ingenieure, 2007 http://www.vdi.de/fileadmin/vdi_de/redakteur_dateien/geu_dateien/fb4-internetseiten/co2- Emissionen%20der%20Stromerzeugung_01.pdf 7.7.2011 und 6.9.2012 8) angestrebtes Ziel der EU bis 2015 für Neuwagen 5

Betrachtet man nun unter den gleichen Gesichtspunkten die Stromproduktion aus dem in der MBA erzeugten Biogas, so kommen wir unter den gleichen Annahmen 6) wie beim Deponiegas für die letzten drei Jahre von 2009 bis 2011 zu einer Stromproduktion von über 23 Mio. kwh. Beim Vergleich der Stromerzeugung mit einem konventionellen Braunkohlekraftwerk ergibt sich hier eine Einsparung von über 24.000 t CO 2. Zum Vergleich: 24.000 t CO 2 entsprechen der Menge Kohlendioxid die ein PKW mit einem Emissionswert von 120g CO 2 /km 8) nach einer Fahrleistung von 200 Millionen Kilometern emittiert hätte. Dies entspricht mehr als 5000 Erdumrundungen am Äquator. Bei der Stromerzeugung aus Biogas in einem Blockheizkraftwerk gibt es, wie auch bei allen anderen Kraftwerken, ebenfalls CO 2 -Emissionen. Wird das Biogas ausschließlich aus Biomasse hergestellt, so können die CO 2 -Emissionen vernachlässigt werden. Die freigesetzte Menge an CO 2 entspricht der Menge, welche die Pflanzen im Laufe ihres Lebens aufgenommen haben. Wir sprechen dann von einer klimaneutralen Energieerzeugung. Dies ist auch bei der Verwertung des Biogases aus der MBA der Fall. Weiterhin ist zu beachten, dass Biogas überwiegend in Blockheizkraftwerken zur kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung verwertet wird. Eine flächendeckend kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung ist in Deutschland aber noch nicht umgesetzt. In der Regel wird der Strom in großen, zentralen Kraftwerken und die Wärme dezentral an den jeweiligen Verbrauchsstellen erzeugt. Daher misst man der Kombination aus Strom- und Wärmeproduktion in einem Blockheizkraftwerk unter Klimagesichtspunkten eine hohe Bedeutung bei. 6

Brennstoffe aus Hausmüll Einen wesentlichen Beitrag zum Verwertungs- und Energiekonzept der MBA Kahlenberg stellt die Gewinnung von Brennstoffen für die Substitution fossiler Energieträger in der Papierindustrie, der Zementindustrie, in Heizkraftwerken usw. dar. Diese als Ersatzbrennstoffe bezeichneten Fraktionen verschiedener Korngröße aus der MBA haben einen Heizwert zwischen 11.000 und 20.000 Kilojoule/kg und sind so gut für den Einsatz in industriellen Anlagen geeignet. Im Jahr 2010 wurden aus dem angelieferten Hausmüll über 37.000 Tonnen und im Jahr 2011 über 36.000 Tonnen dieser Ersatzbrennstoffe gewonnen. Worin liegt nun die Bedeutung von aus Abfällen gewonnenen Brennstoffen für unser Klima? Auch beim Einsatz von Ersatzbrennstoffen aus Abfällen in industriellen Anlagen wird CO 2 freigesetzt. Die Bedeutung für die CO 2 -Bilanz industrieller Anlagen, sowie die Bedeutung für die Klimaerwärmung, liegen in der Abfalleigenschaft der Ausgangsstoffe selbst sowie in deren regenerativen Anteilen an Biomasse, die klimaneutral verbrennen, begründet. In Deutschland darf Haus- oder Restmüll, also der Inhalt der Grauen Tonne, seit dem 1. Juni 2005 nicht mehr unbehandelt abgelagert werden. Die meisten dieser Abfälle werden in Müllverbrennungsanlagen - unter CO 2 -Freisetzung - entsorgt. Werden nun Teile des Hausmülls vorher als Ersatzbrennstoffe ausgeschleust und in industriellen Anlagen, wie zum Beispiel in der Zementindustrie verwertet, dann ersetzen sie dort fossile Energieträger. Fossile Brennstoffe, die in der Zementindustrie eingesetzt werden, sind beispielweise Steinkohle oder Schweröl. Und hier wirkt sich nun jede Tonne eingesparter fossiler Energieträger positiv auf die CO 2 -Bilanz aus. Wenn von einem durchschnittlichen Heizwert der Brennstoffe aus der MBA von 13.500 KJ/kg ausgegangen wird, dann wurden durch die im Jahr 2011 (2010) insgesamt 36.200 t (37.200 t) erzeugten Ersatzbrennstoffe aus der MBA Kahlenberg jeweils rund 16.500 t Steinkohle (gerechneter Heizwert 30.000 kj/kg) ersetzt. 9) 16.500 t Steinkohle, die in Zement- und industriellen Kraftwerken eingesetzt werden, setzen etwa 45.000 t CO 2 frei, die letztendlich durch den Ersatz der Brennstoffe aus der MBA Kahlenberg eingespart werden. 10). Zum Vergleich: 45.000 t CO 2 entsprechen der Menge Kohlendioxid die ein PKW mit einem Emissionswert von 120g CO 2 /km 8) nach einer Fahrleistung von 375 Millionen Kilometern emittiert hätte. Dies entspricht mehr als 9.000 Erdumrundungen am Äquator. 9) a) Heizwert fester Brennstoffe, http://de.wikipedia.org/wiki/heizwert#heizwert_und_brennwert 21.6.2012 b) Merkblatt Anwendung mittlerer Heizwerte für Kohle, Zoll/Bundesministerium der Finanzen / Stand 2010 http://www.zoll.de/e0_downloads/b0_vordrucke/a0_vordruckgesamtliste/1179y_merkblatt_mittlere_heizwerte.pdf 20.7.2011 10) Georg-August-Universität Göttingen, 2008, www.uni-goettingen.de/de/79037.html 21.6.2012 7

Energie aus den Resten der Mechanisch-biologischen Abfallbehandlungsanlage Nach der Behandlung des Hausmülls in der MBA Kahlenberg verbleibt ein Rest von weniger als einem Prozent der Ausgangsmenge, der in der Thermischen Restabfallentsorgungs- und Ernergierzeugungsanlage (TREA) verbrannt wird - 2010 waren dies nur knapp 1.000 Tonnen und 2011 genau 1.163 Tonnen Reste. In der TREA können jährlich bis zu 170.000 t Haus- und Gewerbemüll verbrannt werden. Der Abfall in dieser modernen Müllverbrennungsanlage verbrennt selbstständig 11), das heißt, er benötigt bis auf das Zünden keine weitere Primärenergie. Durch Nutzung der heißen Rauchgase (vor deren Durchlaufen der Rauchgasreinigung) bei einer Verbrennungstemperatur von über 850 o C wird auch in der Müllverbrennungsanlage TREA nochmals Energie und Wärme erzeugt, die zum Teil selbst verwertet, aber auch in Stromund Wärmenetze abgegeben werden kann. Dabei wird beim Verbrennungsvorgang mehr Energie erzeugt und zurückgewonnen als verbraucht wird. 11) E.ON Energy from waste AG, 21.6.2012 http://www.eon-energyfromwaste.com/umwelt/14.aspx 8