Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, sehr geehrte. Das Unternehmen, eine Galerie zu betreiben ist, (wie alle Unternehmen)



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Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kunstfreunde, sehr geehrte Kritiker und Zweifler, liebe Künstler, eine neue Galerie wird eröffnet. Das Unternehmen, eine Galerie zu betreiben ist, (wie alle Unternehmen) zwischen Chancen und Risiken gelagert - für den Betreiber, die Künstler, die Rezipienten und die Region. Hören wir den Begriff Risiken - fügt unser Gehirn - wie von selbst - das Adjektiv finanziell hinzu. Dieses Risiko tragen und verantworten ohne Zweifel zunächst der Initiator und Inhaber der Galerie FLOX Karl Dominik und sein Team. Doch ein finanzielles Risiko ist nicht starr. Es kann nicht nur an Fixkosten festgemacht werden. Vielmehr verhält es sich wie ein lebendiger Organismus, der von Interdependenzen (also von wechselseitigen Abhängigkeiten) hin und her bewegt wird. Die persönlichen Vorraussetzungen zur Gründung einer Galerie, wie das Gespür für das Potential von Künstlern, und weitreichende Kontakte in der Kunstszene ziehen die Akteure um Karl Dominik auch aus den Erfahrungen ihrer Arbeit in der Kunstinitiative Im Friese e.v. und des vorhergehenden ObArt-Projektes. Ramona Faltin M.A. (ramonafaltin@t-online.de) 1

Um die Galerie aber auch in Organisation und Verkauf zu etablieren, ist es wichtig, sich auch der Gefahr bewusst werden, der solch ein Unterfangen innewohnt um danach eine gute Beziehung zu ihr aufzubauen. Kunst-Rezeption ist in der Oberlausitz real gesehen nichts Gegebenes, sondern im Wesentlichen noch immer ein Postulat. Bestenfalls ist die Kunst-Region im Entstehen. Die gesellschaftliche Akzeptanz von künstlerischer Kreativität ist eher gering. Kreativität wird von den Menschen der Region mehr auf den Erhalt der Existenz verwandt. Kunst leistet man sich nur, wenn man die alltäglichen Lebensbedürfnisse finanziell abgesichert hat. Außerdem sind sich die meisten Menschen des künstlerischen Potentials in ihrer Region nicht bewusst. Diese Feststellung kann auch auf große Teile der Regionalpolitiker übertragen werden. Im sozialistischen Realismus entstanden bildungsmäßig Defizite, die sich bis heute auswirken. Von den Menschen, für die Kunst eine Rolle spielt, benötigen viele lange Zeit, bis sie sich überhaupt zeitgenössischer Kunst öffnen können. In ihrer Vorstellung betreiben die Kunstakademien eine fragwürdige Ausbildung, zumindest was gegenstandslose Kunst betrifft. Ramona Faltin M.A. (ramonafaltin@t-online.de) 2

Andererseits resultiert die geringe gesellschaftliche Wahrnehmung auch aus der Verschlossenheit der Künstler. Nur wenige Künstler wollen und können ihre Ansichten mit anderen teilen. Auch deswegen wird das Talent auf sich selbst und auf Wahlverwandtschaften verwiesen. Kunst entsteht damit weniger in einem gesellschaftsbezogenen Beruf, als in einer fast privaten Lebensäußerung. Weil der existenzielle Einsatz so hoch ist, den Menschen riskieren, wenn sie künstlerisch leben wollen, ist es kein Wunder, dass sie sich mitunter versuchen, vom Leben zu distanzieren und zu Apokalyptikern im Sinne Umberto Ecos werden. 1 Der Preis, den Künstler für die Risiken ihrer Expedition ins Reich des nichtreglementierten Seins zu erbringen haben, besteht bisweilen in ihrer eigenen Existenz. Hier im ehemaligen VEGRO-Industrie-Areal sind Künstlern eingeladen kostengünstig Ateliers zu mieten. Sie haben die Möglichkeit selbst Ausstellungen zu initiiren und auch durchzuführen. Künstler die in der Oberlausitz leben, schätzen immaterielle Güter, wie Zeit, Aufmerksamkeit, Ruhe, Umwelt, Sicherheit und Einsamkeit. Die südliche Oberlausitz bietet dafür Raum. Hier leben bildende Künstler, die zu ihren Wurzeln, weitestgehend unabhängig von Moden, stehen und daseinszugewandt ihre Werke kreieren. Sie sind weniger vom Streben beherrscht, sich stilistisch auf der Höhe der Zeit oder eines vermeintlichen 1 Umberto Eco: Apokalyptiker und Integrierte. Zur kritischen Kritik der Massenkultur. Frankfurt / M. 1986. Ramona Faltin M.A. (ramonafaltin@t-online.de) 3

Zeitgeists zu zeigen, um konkurrenzfähig zu sein. Insofern besitzen sie eine gewisse Selbstbestimmtheit. Gerade die Künstler dieser Region haben sich in gewisser Weise mit ihrer Lebensphilosophie vom Mainstream abgewandt und schaffen mit ihrer Kunst eine Verwirbelung, ein Aufbrechen der Massen-kultur. Ihre bloße Existenz trägt dazu bei. Mit ihrer Kreativität können sie Wirtschafts- und gesellschaftlichen Organisationen einen Regenerationsmodus bieten. Darüber hinaus setzen sie innerhalb des herrschenden Kunstbetriebs einen prononcierten anti-großstädtischen und damit antiindustriellen Akzent, der die Geltung der provinziellen Lebensform in der Oberlausitz sichtbar machen und stärken kann. Die größtenteils übergroße Offenheit der Künstler und deren Vermittler werden zu einem seltenen menschlichen und gesellschaftlichen Reichtum. In einer Region, die keine eigene Kunsthochschule und kein Kunstmuseum hat, ist die Gründung dieser Galerie ein wichtiger und mutiger Schritt. Vielleicht entsenden in einigen Jahren Kunstakademien rund um den Globus ihre Studenten über mehrere Wochen in Kirschauer Ateliers? Dem kontrastreichen und aufregenden Großstadtleben kann die Kunstinitiative in Kirschau eine Anziehungskraft durch Stille entgegensetzen. Hier kann man haptisch spüren, dass die Erde ein Lebewesen ist, seinen Atem spüren, den Wind. Der Duft des Grases und der Duft des Regens haben hier Raum sich auszubreiten. Ramona Faltin M.A. (ramonafaltin@t-online.de) 4

Vielleicht mieten Galeristen aus der Schweiz, aus der internationalen Kunstwelt in Kirschau Flächen zur Realisierung ihrer Projekte? Visionen erfüllen sich nur für den der Visionen hat. Mögen gute Organisation und Verkauf die Galerie FLOX zu einem Epizentrum für zeitgenössische Kunst werden lassen. Das erste große Ereignis im Kunstkalender der Galerie FLOX ist mit der heutigen Vernissage gesetzt. Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich mit Ihnen auf die Aquarelle von Prof. Adolf Böhlich, die Arbeiten von Christian Bussenius aus Leipzig, die fulminante Malerei von Kathrin Christoph, die Bilder von Sandro Fiedler aus Kirschau, die Monotypien von Norbert Hofer, die Gemälde von Stephan Popella, die Installation Julius Popp, auf das kluge und provokanten Spiel mit dem Zeitgeist von Sandro Porcu, die ästhetischen Illustrationen von Anne Rosinski, die Arbeiten von Horst Seidelmann, die kraftvollen Arbeiten von Johannes Tiepelmann und die Malerei von Robin Zöffzig. Wir wissen so wenig von der inneren Haltung der Künstler, von den unzähligen Entscheidungen die nötig sind, bevor ein Kunstwerk entsteht. Lassen Sie uns auf Entdeckungstour gehen! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Ramona Faltin M.A. (ramonafaltin@t-online.de) 5