Brigida Böttcher, Brigidas Zeitreise, Mixec Media. P I K A N T A e. V. KUNSTVEREIN LEIPZIG

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f f t t v v Gerald Müller-Simon LKirche in Panitzsch, Ölmalerei Albrecht Dürer, aus dem schriftlichen N achlass; 2. N och aus den L ondoner Handschriften,... Ein gut B ild kann ausserhalb F leiss und M ühe nit gemacht werden. Deshalb soll das vor wol besinnen werden, ehe man mit in das Werk tritt, das es gerät nit angefährt (von ungefähr).... Und ich halts darfür, je genäuer und geleicher ein B ild den M enschen ähnlich gemacht würdet, je besser dasselb Werk sei.... I ch halt aber in S olchem die N atur für M eister und der M enschen Wahn für I rrsal. Einmal hat der S chöpfer die M enschen gemacht, wie sie sein müssen, und ich halt, dass die recht Wohlgestalt und Hübschheit unter dem H aufen aller M enschen begriffen sei. Sigrid Schmidt, Der heilige Stier, Fotomontage Brigida Böttcher, Brigidas Zeitreise, Mixec Media P I K A N T A e. V. KUNSTVEREIN LEIPZIG P I K A N T A Galerie in der VILLA Bösenberg Erfurterstrasse 4 04155 Leipzig fon 0176 29 89 88 51 http://www.pikanta.de Bankverbindung: Sachsen-BANK: IBAN DE26 6005 0101 7471 5003 45 ö ö e e d d r PIKANTA Galerie in der Villa Bösenberg Erfurter Straße 4, 04155 Leipzig ZEITREISE 1517*1513*1987*2 017 S Dürer MICHELANGELO e g g r t d o o Kulturam Kulturam m a dt er WARHOL & ICH t g z i Ausstellungsdauer 19. November 2017 bis Februar 2018 Vernissage am 18.11.17 ip ip e L Ausstellung

Käte Müller, o.t., Collage EITREISE: Dürer - Michelangelo - Warhol & ICH. Das ICH steht im Zentrum der Betrachtung. Wir Zinitiieren eine ART-Reise auf Papier, in Ton, auf Leinwand, in Cartapesta etc. Beim Lesen des Ausstellungstitels beginnt sofort ein Gedankenspiel. Eine ideelle Reise zurück gen 1517. Heraus aus dem Jetzt, mit dem ICH 500 Jahre zurück. Ein artifizielles ART-Abenteuer. Wohl mehr ein verbales als ein bildhaftes. Das Gedankenspiel erfordert einen Wechsel, einen Tausch... Unsere Arbeiten vergleichend, den jeweiligen Arbeits- und Lebensräumen zuordnend, dabei die Optik von Sakral- sowie Profanbautenbauten mit Werken Dürers, Michelangelos u.a. als Imagination im Kopfmuseum. Beim Überschauen und Überdenken von Techniken und Materialien einst und jetzt setzt Staunen ein. Ich entdecke eine scheinbare Ähnlichkeit künstlerischer Basismodelle, zumindest jener, die sich noch auf derartige Kunstproduktionsprozesse berufen. Trotz gänzlich anderer Herstellungsmethoden: Papier bleibt Papier, der Reiz von Bütten ist ungebrochen. Pigmente sind nach wie vor unerlässlich. Kreiden, Malmittel benutzen wir heute genauso wie Leinwand und Ölfarben (die nunmehr durch farbintensivstes Acryl ergänzt werden). Papiere, Karton, Bleistift, Graphit, Rötel, Pinsel, Radiernadel, Stichel, Kupfer, welches durch Zink oder preiswertere Kunststoff- Platten erweitert wurden, sind Basismaterialien. Sie alle haben Jahrhunderte mit gewissen Anpassungen an Zeit und Mode überstanden. Doch vor fünfhundert Jahren gab es noch keine Aquatinta oder Lithographie... Es existierte weder die Fotografie in all ihren Spielarten bis hin zum Digitalen, noch waren Performances, oder Videokunst en vogue. Es gab keinen Brigida Böttcher, Sibylle / Tonfigur, weißbrennender Ton, Engobebemalung, 1180 C gebrannt, vor Vedute, Acryl Mixed Media Karl-Heinz Schmidt, Profiliert, Aquarell Künstlerbedarf für zu ordernde, aufgespannte, grundierte Leinwände von weiß bis tiefschwarz. Das machte der Künstler selbst, denn Grundierung war fundamental. Sicher gab es keine Zeitschriften, die vermittelten, was Kunst zu sein hat, oder was an diesem und jenem das Besondere ist. Die Formensprache war eine ganz andere, ebenso die Themenwahl, die Nutzung und Bedeutung... Vor 500 Jahren gab es weder Computer, I-Pads, I-Phones, Tablets, Facebook, Social Networks, Internet-Galerien, also Kunsthandel im Netz, es gab keine Flugzeuge, und damit auch keine Flüge kreuz und quer durch die Welt für ein Minimum an Geld. Wenn man reiste, wurde unterwegs skizziert, gezeichnet, aquarelliert, um all die Sensationen mit nach Hause zu nehmen, um sie als Anregung im Atelier für Bilderfindung sowie Bilddetails zu nutzen. Was heute z.b. der Bund Bildender Künstler ist, waren möglicherweise einst die Zünfte. Maler, Fassmaler, Blattgoldschläger u.a. gehörten der Lukasgilde an. Heute hingegen assoziiert der Begriff sofort: ahh! ein Computerspiel mit Renaissance als Handlungsraum: Die Gilde 2". Unsere hochgeschätzten, imaginären Projektbegleiter und deren Zeitgenossen, ob in Deutschland oder Italien, agierten als Künstler, Handwerk beherrschend. Die Bezeichnung Handwerk geriet in der Zeitgeistinterpretation sowie in Beziehung zu Kunst zum abwertenden Begriff: denn ein Künstler ist ein Künstler, ist ein Künstler... Die gesellschaftlich relevanten Stellungen des Künstlers sind nicht vergleichbar. Während sich die äußere Hülle, die Wahrnehmung total änderte, bleiben Gefühle, Befindlichkeiten, Seelenzustände vielleicht ähnlich. Ein Blick auf Dürers meisterlichen Kupferstich von 1514, der den heiligen Hieronymus im Gehäuse zeigt, verdeutlicht uns damalige Arbeitsatmosphäre. Dürer hat wohl sein eigenes Interieur für Hieronymus, der an seiner Bibelübersetzung ins Lateinische arbeitet, geöffnet. Vertieft, von nichts abzulenken, geschützt und geborgen hinter dicken Mauern, die dem Blick durch wärmende Holzverkleidung entzogen werden, kann sich der Heilige seiner Aufgabe konsequent widmen. Hinter ihm zeigt eine Sanduhr Vergänglichkeit an, vor ihm bewachen Hund und Löwe die Arbeit des Gelehrten. Die Butzenscheiben lassen helles Tageslicht hereinströmen. Der Totenschädel auf der Fensterbank konterkariert nochmals die Harmonie von Mensch und Umwelt, bzw. zeigt deren Endlichkeit an, verdeutlicht überall lauernde Vanitas. Arbeits- und Lebensorte einst und jetzt: Welten liegen dazwischen, doch auf der Suche nach einer Schutzhülle befinden sie sich auf einem Level. Auch heute sehnt man sich nach ungestörter, kreativer Ruhe im Atelier. Auch heute könnte ein Stubentiger, ein Exot oder ein

Dietrich Wenzel, Aus Alex Arsenal, Graphitzeichnung Sven Abraham, Selbst, Fotogramm, Silbergelatine auf LW stehen... Carravaggio wird gegenwärtig in Milano im Palazzo Reale gezeigt, wozu sich ein regelrechter Schlachtruf verbreitete: wenn Caravaggio kommt, strömen die Massen. Tintoretto erwartet uns in Kölns Walraf-Richartz-Museum, Rubens empfängt in Wiens Kunsthistorischem Museum, 2015 sorgten z.b. Gesichter der Renaissance im Berliner Bode Museum für Begeisterung und Massenmobilisierung. Derartige Ausstellungen stellten unbekanntes Terrain für die imaginären Malerfreunde von 1517 dar. Allerdings waren Auseinandersetzungen mit der Kunst anderer ein normal artifizieller Vorgang. So notiert Giorgio Vasari (*1511-1574), Hofmaler der Medici, Architekt, Erfinder des Wortes rinascita, sowie erster Autor in Sachen Kunstgeschichte überhaupt, in «Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten italienischen Baumeister, Maler und Bildhauer / biografia degli artisti più importanti d'italia» z.b. über Michelangelo folgende Begebenheit: In Michelangelo brachte jeder Tag immer göttliche Funken hervor, wie sich deutlich zu zeigen begann, als er einen Kupferstich von Martin dem Deutschen abzeichnete, wodurch er vielen Ruhm erlangte. Es war nämlich damals eine in Kupfer gestochen Darstellung des genannten Martin ( Schongauer): Antonius, der von Teufeln geplagt wird, nach Florenz gekommen, und Michelangelo zeichnete sie mit der Feder nach, wie man derart noch nichts gesehen hatte, und malte sie auch mit Farben aus, zu welchem Zweck er, um einige ungewöhnliche Formen von Teufeln besser zu treffen, Fische mit seltsam farbigen Schuppen kaufte; und hierbei bewies er so großes Vermögen, dass er sich Namen und Achtung erwarb. Außerdem kopierte er Blätter von verschiedenen alten Meistern so treu, dass man sie von den Originalen nicht unterscheiden konnte, denn er färbte, räucherte und beschmutzte sie auf verschiedene Weise, bis sie ein Michael Emig, Vor der Olympiade ist nach der Olympiade, Rötel Hund die Arbeit seines Künstlers bewachen, verfolgen und das ganz genüsslich, denn sich beschützt fühlend, kann er im Atelier ein Nickerchen machen. Die Ausstattung ist keinesfalls mehr vergleichbar. Sicher, die Staffelei ist für Bildermacher auch heute Zentrum. Möglicherweise ist so ein Raum angereichert mit: Beamer, PC inklusive Painter 2017 ML, Musik aus Anlagen, oder Podcast-Hören mit Kopfhörern, diverse Klingeltöne vom Festnetz-Telefon oder vom Smartphone, Farbeimer, Acryl-Binder-Eimer, Kreativ-Beton-Eimer, Vision Craft Station, Stehhilfen, riesige Malbesen, Rakel, Scheinwerfer, Kamera, Video, u.v.a.m.... Wie wandelten sich Hausstile, Fenstervarianten, Heizarten, Mobiliar, dazu andere Lichtquellen, andere Fensterformate, andere Gerüche, andere Räume... Lichtdurchflutet oder nicht. Unvorstellbar ist, dass 1517 Ausstellungen wie 2017 bei uns üblich initiiert wurden. Wir haben das Glück, Kunst der Altmeister an authentischen Orten oder aber in geballter Form in exemplarischen Ausstellungen kennen zu lernen. Man könnte diese als Blockbuster bezeichnen, denn vor dem Schauvergnügen kommt das Schlangealtes Aussehen hatten... Wenn das keine Bestätigung ist, sich temporär imaginären Lehrmeistern zuzuwenden oder sie eben als Projektbegleiter einzuladen! Auch Museen in der uns bekannten Form waren nicht existent. Trotzdem entstand eine Diskussion über Kunst; und zwar auf dem Kunstmarkt, allerdings nach der Ära Dürers und Michelangelos. Als Geburtsort für den Handel mit Kunst gelten ab dem 17. Jh. die Niederlande. Es begannen Aufträge des Adels und der Kirche geringer zu werden, ja auszubleiben. Das Bürgertum erstarkte. Einfluss und Reichtum ermöglichten es ihnen nun angesagte Ölgemälde, wie einst Adel und Klerus, zu erwerben, um ihre Heime zu schmücken. So kristallisierte sich ein Markt heraus, der neue Bedingungen einforderte. Motive und Techniken änderten sich. Stillleben, Landschafts- und Genrebilder verdrängten das Historienbild und die mythologische Szene. Die Spanne der Preise war weit gefächert von wenigen Gulden bis hin zu königlichen Beträgen. (Wenn das keine gemeinsamen Schnittmengen sind...) Die Veränderung des Marktes forderte Spezialisierung der Künstler, bzw. ihrer Werkstätten: das Markenzeichen

Alessandra Donnarumma, Elettrica-Scintilla I, Kaltnadel 4 war geboren. Jetzt eiferten Fluss- und Seelandschaften, Jagd- oder Prunkstillleben um die Gunst der Käufer. Wenn ich mir nun eine Ausstellung von unserem ICH um 1517 vorstelle: Was könnten denn unsere imaginären Projektbegleiter in unseren Arbeiten auf Papier, im Objekt, in Figuren für sich entdecken, herauslesen? Ja, mit Warhol fällt das nicht schwer. Er, der mit seiner Popart als artifizieller Weltveränderer agierte, 1987 in New York verstarb, könnte uns zu den Arbeiten 2017, anlässlich seines 30.Todestages vielleicht zurufen: Wenn du mit deiner Arbeit kein Geld machen kannst, dann musst du sagen, dass es Kunst ist; und wenn du Geld machst, sagst du, dass es etwas ganz anderes ist." Aber vielleicht würde es ihn einfach nur langweilen von seinem Olymp herunter als Kunstkritiker zu fungieren... Und Kunstkritik als solche ist ja auch nicht mehr gefragt... Aber was könnte denn Dürer oder dem Michelangelo, schon zu ihren Zeiten zwei Extreme, zwei große Künstler in ihren Ländern, beim Anblick von Arbeiten der ZEITREISE durch den Kopf gehen. Sie müssten doch z.b. Acrylmalereien als quietschbunt, wild, unreal empfunden haben, wenn diese denn auf ihren Sehnerv träfen. Augenschock?! Oder was sollen das denn z.b. für Statuen, Büsten, Torsi, Plastiken, Objekte sein? Unförmig, um sie Alessandra Donnarumma, Elettrica-Scintilla II, Kaltnadel Wolfgang Böttcher, Egnazia, Aquatinta Christa Jahr, o.t,collage nicht grobschlächtig zu nennen, nicht edel und schön und dazu diese Farben!... Und die Materialien! Cartapesta nun gut, es wurde seit dem 16. Jh. verwendet, (z.b. für Prozessionsfiguren..., aber ob Michelangelo derartiges kannte, da doch Apulien Zentrum dieser Technik ist?). Welch seltsame Außenhaut zeigen die Werke!... Haben diese Künstler die Antike völlig falsch verstanden, also fehlinterpretiert? Zu welcher Gilde gehören die denn bloß? Bestimmt nicht zur Lukasgilde (alle Berufsgruppen sind doch in Gilden oder Zünften vereinigt. Denn außerhalb der Gilde kann man seine Profession nicht ausüben, es sei denn, der Herrscher hat uns, die Künstler, vom Zunftzwang befreit). Die Kaltnadel..., die Radierungen..., die Kupferstiche...? Nun gut - es sind schöne Linien, gute Schraffuren, aber was sind das denn für Themen? Dann nennt sich etwas Holzschnitt, aber mit welchem Messer ist das wohl gerissen...? Das Bild einer Kirche: sehr gewagt. Dieses Bauwerk so solitär und quasi als Porträt zu formulieren. Die Zeichnungen...! Das eine ist als Stillleben auszumachen. Ganz schön frech, einem Instrument allein den Bildraum zu gewähren, dabei Vanitas außen vor zu lassen. Die Rötelzeichnung ist noch am ehesten zu dechiffrieren. Oder diese komischen Sachen, die sich Fotografie, gar Mixed Media, Collage oder Objekt nennen: uner 8 -

Diana Gündel, Im Raum, Aquarell, Acryl, Collage klärlich... Dann gibt es eine alchimistische Erscheinung, ein immaterielles Wesen, ein ICH darstellend. Wie ist das bloß auf die Leinwand gekommen? Also, auf geht s zu einer imaginären Präsentation anno 1517 vom ICH und ZEITGEIST. Die Linnenrolle mit den Arbeiten hat gut verschnürt die Postkutsch-Reise überlebt; die Arbeiten stehen, hängen im Atelier, im Werkstattraum von damals...? Heute würden wir im Internet ein Ticket für den Flug nach Rom oder Firenze buchen, oder ein Ticket für den Intercity nach Nürnberg kaufen, um unsere Arbeiten zu zeigen. Damals war das ein wirklich hartes Unternehmen, damals, als Reisen noch eine Kunst war. Fremdenzimmer oder Herbergen, Gasthäuser musste man aufsuchen wenn man niemand auf dem Weg zum Ziel kannte, der einen beherbergte... Postkutschen, Poststationen, Pferdewechsel, Zollstationen, hoffen, dass nicht irgendwo Quarantänezone sei, die dann die Reise unterbrechen würde... Der Reisekoffer, das Nécessaire de Voyage, die Arbeitssachen, der Reisepass... Kein Euro, stets andere Währung, Reiseerlaubnisse und Zeugnisse... Bei Dürer suche ich Anregung wie Reisen damals aussah. Dürer unternahm im Jahr 1520 gemeinsam mit seiner Frau und der Magd eine Reise nach den Niederlanden. Der Maler schildert detailliert und anschaulich seine Erlebnisse, Begegnungen in einem Reisetagebuch. Dabei zeichnete er akribisch auf, wen er wann besuchte, wie viel Geld er ausgab, berichtet darin vom Begrüßungsfest inklusive üppigem Festmahl, das flämische Künstler für ihn ausrichteten, von geschlossenen Künstlerfreundschaften, vom Festmahl zur Fastnacht, von diversen Ausflügen, vom Frauenzimmer Susanna, der achtzehnjährigen, Albrecht Dürer (*1482-1582), Hieronymus im Gehäuse, Kupferstich Angelika Pohler, o.t., Cartapesta Heinke Binder, Parcelmund, farbige Tone sehr begabten Tochter des Buchmalers Gerard Horenbout,... Und am S onntag, was auf S anet Oswaldt- T ag, da luden mich die M aler auf ihre S tuben mit meinem Weib und M agd und hätten alle Ding mit S ilbergescherr und andern köstlichen Gezier und überköstlichen Essen. Es waren auch ihre Weiber alle do. Und do ich zu T isch geführet ward, do stund das Volk auf beeden S euten, als führet man einen grossen Herren.... Aber ein ander M ahl mit dem F actor von P ortugal, den hab ich mit K ohlen conterfeit. M ehr habe ich meinem Wirt conterfeet.... Das Beispiel zeigt, dass die eigentliche Wandlung nur mit äußeren Dingen stattfand. Die langsame Postkutsche wurde durch schnelle, bequeme Transportmittel ersetzt. Zeichnen ist rar geworden, Fotos mit dem Smartphone sind Alltag. Reisen in ferne und andere Länder überzeugen heute noch, sind notwendig, quasi Basis für Anregung und Input für Kreation wie Schaffensprozess, auch für Überprüfung eigener Produktionsprozesse. Austausch mit Künstlerkollegen, das Wahrnehmen anderer Art-Prozesse regen an. Ein Unterschied besteht allerdings in der heutigen Möglichkeit zu einer Urlaubsreise, zu einer Studienreise oder zu einem Mix zwischen beiden aufzubrechen; terrestrisch zu reisen oder zu fliegen hin in die entferntesten Winkel der Welt, die man damals noch nicht kannte. Denke ich an Dürers Zeichnung von 1517, die Sitzende Prophetenfigur sehend, kündend, wissend empfinde ich den intensiven Blick, wie er zu uns herüber

Lucy Sombra, Inmitten, Fotografie, Kupferstich, Montage Jürgen Jänel, o.t., Holzschnitt ins Jahr 2017 schaut, als ganz heutig, modern. Das Meisterwerk Michelangelos, die kolossale Statue des wissenden Moses, des weisen klarsichtigen Mannes, der zornig über die das goldene Kalb Verehrenden ist, zeigt einen sehr lebendigen Menschen aus Stein, der mit seinem Zorn Augen öffnen kann für manch gegenwärtigen Tanz um ganz andere goldene Kälber, der uns Heutige ebenso zum Vergleichen herausfordert. Damit komme ich auf den Punkt, der Auslöser war: Luthers Aktion im Jahr 1517, als er seine Thesen an der Wittenberger Kirche anschlug, was den Beginn der Reformation symbolisiert. Die Reformation veränderte die Welt. 1517 schuf Dürer die Zeichnung vom Propheten. Nicht ohne Grund wird diese Zeitspanne als Dürerzeit bezeichnet, denn er und seine Künstlerkollegen schufen Revolutionäres auf dem Gebiet der Kunst. Fazit: RE-FORMATIO ist stets notwendig, gleichgültig auf welchem Gebiet. Zu Beginn des 21. Jh.s sind wir umzingelt, eingebettet in unendlich viele Wandlungen, die keine Vergleiche mit einst gestatten. Der Gutenbergsche Buchdruck erschuf ein neues Zeitalter, die Industrierevolution machte den klaren Schnitt zwischen Gegenwart und davor, so wie es nunmehr mit und im so genannten Medienzeitalter im 21. Jh. stattfindet. Mit dem Zeitgeist-Zeichen, dem #, gelingt Vernetzung, Multiplikation, Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Kunst im Alltag wird geriert. Erneuern, Bewahren, Fusionieren! RE- FORMATIO heißt: mit Meisterwerken im imaginären Museum NEUES kreieren, über den Zeitgeist-Tellerrand hinausblicken. 1517-2017: wir reformieren uns. Alleinstellungsmerkmal?! Eine Dürerzeit ist nicht wiederholbar! Aber - 2017 erweitern, beleben # Kunst / # Kultur den Alltag, sorgen für notwendig andere ## Strukturen im gegenwärtigen Kontext. Beweis liefert die ZEITREISE oder D-M-W und ICH... Und dass wir als ART-Propheten wirken in dieser Zeit. Brigida Böttcher Hans-Jörg Sittauer, Evolution, Acryl AUSSTELLER Sven Abraham Gunther Bachmann Heinke Binder Brigida Böttcher Wolfgang Böttcher Gunter Böttger Michael Emig Margit Emmrich Alessandra Donnarumma Diana Gündel Christa Jahr Barbara Jähne Jürgen Jänel Philipp Karp Ulla Le Landais Biehl Helga Morck Käte Müller Gerald Müller-Simon Angelika Pohler Erika Rosenfeld Sigrid Schmidt Karl-Heinz Schmidt Hans-Jörg Sittauer Lucy Sombra Tim von Veh Karla Voigt Marco Wackernagel Andreas Weißgerber Dietrich Wenzel Constanze Zorn Kinder der PIKANTA AKADEMIE Tom Schönfeld