Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule)



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Transkript:

Erasmus-Bericht Im Folgenden möchte ich über meine zwei Erasmussemester an der Universidad Europea de Madrid (UEM) in Madrid, Spanien berichten und hoffe dabei den einen oder anderen hilfreichen Tipp für einen geplanten Erasmusaufenthalt geben zu können. Vorbereitung (Planung, Organisation und Bewerbung bei der Gasthochschule) Da die Bewerbungsmodalitäten bei der Gasthochschule zu einem großen Teil vom International Office der Viadrina dirigiert wurden, verlief die Online Bewerbung bei der Partneruniversität relativ unkompliziert und meine Vorbereitung konzentrierte sich vor allem auf die praktischen Aspekte meines Erasmussemesters. Allerdings habe ich mir im Vorhinein schon mal zur Orientierung die von den verschiedenen Fakultäten der Universität angebotenen Kurse auf der Uni Homepage (http://www.uem.es/) angeschaut, jedoch hat die UEM kein richtiges Vorlesungsverzeichnis, mehr dazu im Abschnitt: Studium an der Gasthochschule. Unterkunftssuche Was die Vorbereitung zur Unterkunftssuche betrifft, so würde ich jedem raten erst bei der Ankunft in Madrid nach einem Zimmer zu suchen, da es wichtig ist sich vor Ort ein Bild von der Unterkunft zu machen, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Ich habe mich aber zuvor schon über die Mietpreise in Madrid informiert. Diese sind definitiv höher als in Frankfurt (Oder) oder Berlin, deshalb muss man sich eventuell mit einem sehr kleinen Zimmer zufrieden geben. Ich habe beispielsweise für ein 8 m² großes Zimmer 320 Euro pro Monat gezahlt und das gehörte noch zu den günstigsten Mieten Madrids. Bei der Vorbereitung zu Unterkunftssuche würde ich also empfehlen, für die Ankunft in Madrid ein günstiges Hostelzimmer zu buchen oder Couchsurfing zu benutzen um dann in aller Ruhe nach einer Bleibe zu suchen. Letzteres kann im Übrigen auch helfen gleich Kontakte mit Einheimischen zu knüpfen und so eventuell auch über freie Zimmer zu erfahren. Handyvertrag Was den Handyvertrag angeht, so habe ich rechtzeitig eine Stilllegung meines deutschen Handyvertrags beantragt und mir in Spanien vor Ort eine günstige Prepaidkarte besorgt, ich hatte diese bei der Telefongesellschaft Tuenti gekauft und war recht zufrieden damit. Auslandsversicherung Zusätzlich zur europäischen Krankenversicherungskarte, bei der diverse Leistungen, wie Krankenrücktransport nicht beinhaltet sind, habe ich noch einen ADAC Auslandsschutz abgeschlossen, der nicht billig war, jedoch für ein sicheres Gefühl gesorgt hat. Übrigens hat die UEM einen eigenen Hausarzt, den man während der Vorlesungszeiten bei kleineren Problemen ohne lange Wartezeit aufsuchen kann.

Bankangelegenheiten Was die Bankgeschäfte angeht, so hatte ich zuerst nur meine EC-Karte dabei, die aber bei der Geldabhebung hohe Gebühren verursacht. Glücklicherweise hat die UEM eine Kooperation mit der Santanderbank und Studenten haben die Möglichkeit bei der Einschreibung auch eine Kreditkarte der Santanderbank zu erhalten. Ich hatte die Santanderkarte und habe dann per Sepa Überweisung Geld von meinem deutschen auf mein spanisches Konto überwiesen um dieses kostenlos abheben zu können. Die Kreditarte kostet im Jahr 6 Euro Gebühren, aber das sind alle Kosten mit denen man rechnen muss. Alternativ habe ich auch gehört, dass einige Leute gute Erfahrungen mit der DKB Kreditkarte gemacht haben. Diese sollte man mindestens vier Wochen vor der Abreise beantragen und kann mit ihr kostenlos an allen VISA Geldautomaten Geld abheben. Zudem sei noch zu sagen, Madrid ist keine billige Stadt, man sollte daher definitiv höhere Lebenserhaltungskosten mit einplanen, da sich diese meist nicht nur mit dem Erasmusstipendium bestreiten lassen. Unterkunft Die Unterkunft spielt eine wichtige Rolle für ein gelungenes Erasmussemester, deshalb sollte sie mit Bedacht ausgewählt werden. Hier meine Tipps: 1. Wohnungsanzeige: Bei der Suche sollte man sich die Wohnungsanzeige genau anschauen. Natürlich haben sich einige Leute die Vermietung von Zimmern an Erasmusstudenten zum Geschäft gemacht und in diesen Fällen sollte man aufpassen, dass man nicht übers Ohr gelegt wird. Typische Wohnungsanzeigen dieser Leute sind daran zu erkennen, dass nur Einzelmietverträge angeboten werden, der Vermieter selbst kein WG Mitglied ist und meist die anderen Mitbewohner noch nicht feststehen, da sich diese Wohngemeinschaften meist nur aus Erasmusstudenten zusammensetzen. Das heißt natürlich nicht, dass alle dieser Angebote schlecht sind, jedoch ist es wahrscheinlicher dass die Wohnqualität zugunsten von Profitzwecken leidet. Zudem habe ich zu viele negative Berichte über diese Art von Wohnangeboten gehört, was von der Verweigerung der Kautionsrückgabe bis hin zum eigenwilligen Abschließen der WG Zimmer durch den Vermieter reichte Ich halte es daher empfehlenswert für den begrenzten Zeitraum eine WG zu suchen in der man als Untermieter fungiert und idealerweise mit Einheimischen zusammenlebt. Die hierfür typischen Homepages sind: WG gesucht (Spanien), idealista, foto casa, easy piso und piso compartido. Aber auch auf Couchsurfing stehen Wohnungsanzeigen und es gibt Facebook Gruppen wie Erasmus Madrid und die Homepage Madrid für Deutsche wo man fündig werden kann. Ich habe mein Zimmer letztendlich durch eine Facebookgruppe gefunden

2. Mitbewohner Wer sich nach einem Zimmer in einer Wohngemeinschaft umschaut, steht meist vor der Entscheidung entweder in eine Wohnung zu ziehen, die nur aus Erasmusstudenten besteht und wo demzufolge viel gefeiert wird, aber auch eine internationale Atmosphäre herrscht. Oder ob er mit Einheimischen zusammenlebt, die meistens schon berufstätig sind, denn Spanier wohnen während ihres Studiums aus finanziellen Gründen meist noch zuhause. Hier ist der Vorteil den spanischen Alltag besser kennenzulernen. Ich habe letztendlich eine Mischung aus beidem gefunden, da ich mit zwei berufstätigen Spanierinnen und zwei italienischen Erasmusstudenten zusammengelebt habe und das war für mich die perfekte Mischung aus spanischer Mentalität und internationaler Stimmung. Ob nun Studenten oder Berufstätige, würde ich jedoch keinem empfehlen nur mit Deutschen zusammenzuziehen. Denn für mich zumindest bedeutet Erasmus zu einem großen Teil den Austausch von Kultur und Sprache und das geht schlecht wenn man mit den eigenen Landsleuten zusammen wohnt. 3. Lage Madrid ist zwar die Hauptstadt und größte Stadt Spaniens, aber trotzdem konnte ich im Zentrum die verschiedenen Kernbezirke alle gut zu Fuß erreichen, wo mir hingegen Berlin viel weitläufiger vorkommt. Ich würde jedoch empfehlen in einen der zentralen Statteile wie Lavapies, Malasaña oder La Latina zu ziehen. Es gibt zwar auch billigere Wohnungen in den Hochhäusern der Randbezirke Madrids, aber hier nimmt man aber doch erheblich lange Busfahrten auf sich und es stellt auch einfach keine schöne Wohnatmosphäre dar. Was die Auswahl des Stadtteils angeht, so kann dieser aus praktischen Gesichtspunkten erfolgen, zum Beispiel was den Mietpreis und die Nähe zur Uni angeht oder eben wo man sich am wohlsten fühlt. Dafür kann man sich zu Anfang Zeit nehmen und die verschiedenen Stadteile anschauen, die in sich sehr unterschiedlich sind. Malasaña ist zum Beispiel der typische Studenten und Künstlerbezirk mit vielen kleinen Bars und alternativen Cafes. Auch Lavapies bietet ähnliches Kulturpotenzial und als Immigrantenbezirk eben mit mehr multikulturellen Anteil. Sol, das Herz von Madrid ist gleichzeitig auch das Einkaufzentrum und war mir persönlich zu teuer und zu touristisch um dort zu wohnen. Schlussendlich war mir die WHG Atmosphäre am wichtigsten, sodass ich mich letztendlich gegen den von mir favorisierten Stadtteil Lavapies entschied und nach Chamberí einem Nachbarteil von Malasaña zog. 4. Was sonst noch zu beachten ist: Lasst euch eine Quittung für die Kaution geben und wenn möglich erstellt einen Untermietervertrag, der hat den Vorteil, dass ihr idealerweise schriftlich festhalten könnt wann euer Auszugsdatum ist und so auf jeden Fall die Kaution wiederbekommt denn sonst ist es üblich die Kaution nur bei erfolgreicher Vermittlung an einen Nachmieter wiederzubekommen, was vor allem in den Semesterferienmonaten nicht einfach ist.

Allerdings kommen gerade im September die meisten Erasmusstudenten an und aufgrund der hohen Nachfrage gibt es meist viele Bewerber für ein Zimmer, so dass eure Entscheidungsmacht dadurch eingeschränkt wird. Deshalb empfiehlt es sich auch, nicht erst im September zu kommen, sondern schon Mitte oder Ende August. Studium an der Gasthochschule 1. Lage und Infrastruktur Die Universidad Europea de Madrid liegt trotz ihres Namens nicht in Madrid, sondern in Villaviciosa de Odon, einem kleinen Vorort von Madrid. Um dort hinzugelangen muss man eine 40 minütige Busfahrt auf sich nehmen. Die Buse fahren in Madrid nur von der Busstation Principe Pio etwa alle 10 Minuten ab, ich habe praktischerweise durch meine Wohnlage im Stadtteil Chamberí ganz in der Nähe von Príncipe Pío gewohnt. Da der Studienplan der UEM für einen Kurs einen Aufwand von sechs Trimester-Wochenstunden vorsieht, muss man damit rechnen, bei der Belegung von 3 Kursen jeden Tag zur Uni fahren zu müssen und sollte sich daher überlegen, ob man lieber in Villaviciosa de Odon oder Madrid wohnen möchte. Für mich stand diese Frage jedoch nicht zur Debatte, allerdings habe ich auch ein paar Leute kennengelernt, die in Villaviciosa wohnten und sich dort sehr wohl gefühlt haben. Was Kulturprogramm und Freizeitmöglichkeiten angeht ist Madrid jedoch jedem Erasmusstudenten nur zu empfehlen. Leider ist in Spanien kein Semesterticket für Studenten üblich. Es gibt einzig die Regelung, dass alle Personen bis 23 Jahre ein vergünstigtes Monatsticket erhalten. Die Monatskarten sind in verschiedenen Preisklassen je nach Zone unterteilt. Ihr braucht dann eine Monatskarte (Abono) für den Bereich B2, diese koste bis 23 Jahre ca. 40 Euro pro Monat und für über 23jährige ca. 70 Euro pro Monat. Anders als es in Deutschland üblich ist, kauft ihr euren Abono nicht am Bahn oder Busschalter, sondern in den Kiosken (Estacos), also dort wo überall Tabacco draufsteht. Ihr müsst dazu noch ein Passfoto und eine Kopie eures Ausweises mitbringen. Ausstattung und Atmosphäre Die UEM ist eine Privatuni und kann daher mit einer sehr modernen Ausstattung der Räumlichkeiten und einem fast schon zu perfekt hergerichteten Campus mit englischem Rasen, getrimmten Buschwerk und künstlichen Wasserfällen inklusive japanischer Koifische aufwarten. Für mich war der Bonuspunkt jedoch, dass der Campus direkt zu Natur und Wäldern gelegen ist. Man konnte also nach dem Madrid Großstadtsmog einfach mal frische Luft schnappen und ein wenig in der Mittagspause spazieren gehen. Die UEM ist keine große Uni, deshalb ist auch die Studentenanzahl relativ gering, das hat den Vorteil dass man selten auf überfüllte Mensen oder Bibliotheksräume trifft und wenn man Ruhe benötigt auch immer ein stilles Plätzchen zum Lernen findet. Es gibt insgesamt drei große Gebäudekomplexe in denen die unterschiedlichen Fakultäten untergebracht sind. Dazu gibt es drei verschiedene Mensen, die sich was die Auswahl der Gerichte betrifft aber nicht großartig unterscheiden. Zum Mensaessen ist zudem zu sagen, dass es nicht unbedingt den deutschen Mensapreisen entspricht, da sie eher das Doppelte bis Dreifache betragen, zudem gibt es wenige bis keine Angebote für Vegetarier oder Veganer.

Organisationstruktur und Kurseinschreibung Das Studium an der UEM ist in Trimester aufgeteilt, wobei mittlerweile wieder darüber diskutiert wird auf Semester umzuschalten. Ein Trimester geht zwar nur drei Monate, ist aber mit einem höheren wöchentlichen Studienaufwand verbunden. Die Organisationstruktur der UEM hat mir leider wie auch meinen Mitstudenten gerade zu Anfang des Trimesters bei der Eischreibung in die verschiedenen Kurse Schwierigkeiten bereitet. Dazu ist erst mal zusagen, es gibt dort kein herkömmliches aktualisiertes Vorlesungsverzeichnis wie man es von der Viadrina gewöhnt ist, sondern der Studienplan eines Studienganges sieht feste Kurse vor die sich jährlich wiederholen Leider ist es im Vorhinein nicht genau herauszufinden ob der gewünschte Kurs auch im gewünschten Trimester stattfindet, das erfährt man dann bei der Einschreibung in die Kurse. Man kann sich also vor Beginn des Studiums schon mal die Kurspläne des gewünschten Studienganges anschauen und die favorisierten Kurse aufschreiben, ob man sie aber dann auch bekommt ist eher Glückssache. Für die Einschreibung in die Kurse muss ein Termin beim dortigen International Office ausgemacht werden, wo gerade zu Anfang des Trimesters mit langen Wartezeiten gerechnet werden muss, macht euch also keine Gedanken wenn euer Stundenplan in den ersten beiden Wochen noch nicht feststeht. Um einen Platz in den eher kleinen Kurse zu bekommen, empfiehlt es sich möglichst früh einen Termin während der Einführungswoche für Erasmusstudenten auszumachen. Zudem hat die Uni ein relativ neues Kursregistrierungssystem, das über Moodle läuft und mit dem die meisten Mitarbeiter aber noch nicht so ganz vertraut waren, so dass es anfangs doch zu einigen Verwechslungen und Verzögerungen führte. Ich hatte letztendlich ein paar Wochen und einige Termine gebraucht um einen feststehenden Kursplan zu haben auf den ich in meinem Online Konto zugreifen konnte. Dies ist also eine gute Gelegenheit schon mal die spanische Gelassenheit zu trainieren, die einem bestimmt auch in anderen Fällen noch von Nutzen sein wird. Bei der Kursregistrierung müsstet ihr dann auch eure Studentenkarte erhalten, da sie jedoch wie schon erwähnt kein Semesterticket enthält, ist sie eigentlich nur für Vergünstigen wie zum Beispiel Eintritte in Museen von Nutzen. Die Beantragung der Studentenkarte kann sich zudem sehr lange hinziehen, ich habe es nach dreimaligen Beantragen und Nachfragen dann aufgeben eine Studentenkarte zu erhalten und konnte aber auch sehr gut ohne sie leben, da ich eine internationale Studentenkarte hatte (ISIC: http://www.isic.org/). Mehr zu vergünstigten Eintritten unter dem Abschnitt Alltag und Freizeit. Gut zu wissen ist noch, dass falls ihr zwei oder mehr Trimester bleibt, euch auch schon zu Anfang des ersten Trimesters für die nächsten beiden Trimester in Kurse einschreiben könnt. Wir wurden darüber leider nicht informiert und hätten damit aber viel Zeit im zweiten Trimester bei der Einschreibung gespart. Kulturwissenschaften und Studienqualität In diesem Teil geht es explizit um das Studienangebot der UEM für Kulturwissenschaftler der Viadrina.

Vorneweg sei gesagt, den Studiengang Kulturwissenschaften gibt es in Spanien gar nicht. Aber die UEM hat beispielsweise eine sozialwissenschaftliche Fakultät, bei der neben der rechtswissenschaftlichen Abteilung, zum Beispiel auch die Fachbereiche Kunst, Kommunikation und Geschichte untergebracht sind, so dass man sich aus verschiedenen Fachbereichen geeignete Kurse heraussuchen kann. Ich habe letztendlich Kurse mit den verschiedensten Themen belegt, wie Internationale Beziehungen, Internationales Recht, Literatur und Medien, Soziologie usw. Was die Studienqualität angeht so ist diese natürlich von Professor zu Professor unterschiedlich, insgesamt lässt sich aber sagen, dass das Studiensystem um einiges verschulter ist, als man es vielleicht von deutschen Universitäten gewohnt ist. Es ist eher mit einer deutschen Fachhochschule vergleichbar. Wie schon erwähnt hat man feste Kurspläne, zusätzlich zu den Semesterwochenstunden bekommt man von den Professoren noch kleine Hausaufgaben wie Essays oder Gruppenarbeiten. Zum Ende des Trimesters wird dann meist eine Klausur geschrieben und noch ein Referat gehalten. Dafür sind Hausarbeiten nicht üblich. Bei Nichtbestehen einer Klausur besteht nur die Möglichkeit, diese im dritten Trimester zu wiederholen, das heißt für Erasmusstudenten die nur 5 Monate bleiben, ist dies keine Option. Die UEM bietet Kurse auf Englisch und auf Spanisch an, ich habe Kurse auf beiden Sprachen belegt. Was die Betreuung an der UEM angeht, so habe ich diese leider als mangelhaft erfahren. Da sich die Einschreibung in die Kurse besonders für Erasmusstudenten in die Länge zog, kam ich oft verspätet zu den Kursen. Meist habe ich aber nicht mal eine kurze Erklärung oder Einführung des Professors in den Kurs erhalten. Zudem war besonders ein speziell für Erasmusstudenten angebotener Kurs nicht dem akademischen Niveau entsprechend, sondern glich eher einem Spanischkurs für Fortgeschrittene mit anspruchslosen Ratespielen und sporadisch begleitet durch Präsentationen über Spaniens Geschichte basierend auf Wikipedia Artikeln und Youtube Videos. Ich hatte aber auch einen sehr guten Kurs, denn natürlich ist die Studienqualität auch individuell von den Professoren abhängig, deshalb kann es nicht schaden sich bei den einheimischen Kommilitonen im Vorhinein über Professoren zu informieren. Alltag und Freizeit Es gibt natürlich einige Dinge an die man sich im spanischen Alltag gewöhnen muss, sei es die Siestazeit bei der die Läden geschlossen sind (wobei das in einer so großen Stadt wie Madrid nicht so stark ins Gewicht fällt, da es hier 24 h Shops gibt), das traditionell eher späte Abendessen zwischen 22 und 23 Uhr oder die spanische Mentalität allgemein (Spanier sind im Allgemeinen einfach viel lauter als Deutsche). Zudem muss man damit rechnen, wenn man

eine Vorliebe für Bio Produkte hat, deutlich mehr Geld für Lebensmittel auszugeben. Aber für mich war es einer der wertvollsten Erfahrungen meines Erasmusaufenthaltes und Herausforderung zugleich in den spanischen Alltag einzutauchen und zu adaptieren. Freizeit Das Freizeitangebot ist in der Hauptstadt Madrid, wie man sich vorstellen kann, vielfältig. Ich habe besonders das kulturelle Angebot genutzt. Es gibt zahlreiche Museen, bei denen häufig an bestimmten Tagen oder zu bestimmten Uhrzeiten der Eintritt frei ist. Zudem gibt es auch kleine private Stiftungen wo Kunstausstellungen stattfinden. (Fundaciónes, z.b. Fundación Mapfre) wo der Eintritt auch oft frei ist, aber natürlich dann mit entsprechend langer Warteschlange verbunden ist. Ein schönes Kulturprogramm bietet auch der Matadero, ein alter Schlachthof der von der Stadt zum Kulturzentrum umgebaut wurde. Dort finden Lesungen, Konzerte, Ausstellungen, Filmvorführungen und vieles mehr statt. Desweiteren gibt es in Madrid viele centros sociales, die oft Workshops und Theatervorstellungen anbieten, ich kann den kostenlosen Malkurs in der Tabacalera empfehlen. Was die Studentenvergünstigungen im Kulturbereich angeht, sollte man noch wissen dass einem selbst die UEM oder ISIC Studentenkarte nicht immer zu vergünstigten Eintritten berechtigten. Wer zum Beispiel in Madrid den berühmten Circulo de Bellas Artes besuchen will oder in Granada die berüchtigte Alhambra benötigt zusätzlich die Carne joven (http://www.carnejoven.es ), die es zum Beispiel bei der jeweiligen Stadtverwaltung zu kaufen gibt. Was Bildungsangebote angeht, so bietet das Goetheinstitut in Madrid häufig interessante Veranstaltungen und Workshops an, die meist kostenlos sind und simultan in deutscher und spanischer Sprache stattfinden. Reisen Wenn man schon mal in Spanien ist, sollte man doch einige Zeit zum Reisen nutzen. Schon für kurze Wochenendtrips bietet Madrid die ideale Lage. Besondere Attraktionen in der Nähe der Großstadt bieten beispielsweise die Städte Segovia und Toledo, daneben ist auch das Schloss El Escorial einen Besuch wert. Für weitere Strecken, empfehle ich neben den üblichen Strandbesuchen, aber auch mal in den Norden von Spanien zu reisen, da sich dieser stark vom Süden Spaniens unterscheidet, was Wetter und Kultur angeht. Besonders das Baskenland und Asturien, wo auch der Jakobsweg durchführt, sind wunderschöne Regionen die neben einer beeindruckenden Natur und unzähligen Bergdörfern, auch interessante Großstädte, wie San Sebastian oder Bilbao beherbergen. Nachtleben Madrid besitzt unzählige Bars und Clubs für jeden Geschmack, wobei die Clubs meist zwischen 3 und 6 Uhr nachts schließen. In Spanien ist es typisch den Abend mit gemeinsamen Tapas essen zu eröffnen, im Sommer wird zudem viel Zeit auf öffentlichen Plätzen oder in

Parks verbracht, bevor es dann später in die Clubs oder Bars geht. Besonders schön zum Ausgehen ist das junge Künstler und Studentenviertel Malasaña, hier gibt es viele kleine Plazas, wie zum Beispiel die Plaza Dos de Mayo wo sich abends Menschen verschiedenster Couleur zum quatschen und musizieren treffen. Neben der geräuschvollen Kulisse, gehören auch die herumlaufenden Bierverkäufer zum Stadtbild, die im Volkmund chinos genannt werden, da viele asiatischer Abstammung sind. Hierbei sollte man jedoch wissen, dass Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen in Spanien eigentlich verboten ist und eine Strafe von 300 Euro nach sich zieht. Jedoch wird man meist erst höflich aufgefordert es zu unterlassen und nur große und auffällige Gruppenversammlungen, wie die sogenannten Botellónes werde zu späterer Stunde von der Polizei geräumt. Fazit Erasmus, oberflächlich betrachtet ein akademischer Austausch zwischen zwei Universitäten in zwei Ländern. Aus individueller Perspektive jedoch eine völlig neue Lebenserfahrung, die Herausforderung sich an die Lebensumstände in einem fremden Land anzupassen, Hindernisse zu bewältigen und letztendlich auch mehr über sich selbst zu lernen. Jede Erfahrung war in dieser Hinsicht von wert, auch die negativen. Mein persönlich negativstes Erlebnis war wohl im ersten Trimester eine Auseinandersetzung mit einer Professorin, die ich zum persönlichen Gespräch aufsuchte und die mir gegenüber dann unerwartet beleidigend wurde und ich mich daraufhin in der hilflosen Situation befand nicht ausreichend in spanischer Sprache verteidigen zu können. Dies war jedoch auch Motivation mein Spanisch zu verbessern und ich habe im Laufe meines Erasmusaufenthaltes gelernt, dass diese anfängliche Unsicherheit im Umgang mit der spanischen Sprache und Mentalität nur eine Frage der Zeit ist zu überkommen und man dadurch auch selbstbewusster wird. Zudem war es auch eine interessante Erfahrung das eigene Land isoliert aus der spanischen Perspektive zu betrachten. Beispielhaft hierfür stand der Besuch eines Workshops mit dem Titel: Faule Spanier, überhebliche Deutsche! Die beidseitige Perzeptionsverschiebung in Spanien und Deutschland durch die Krise, angeboten vom Goetheinstitut in Madrid. Dieser Workshop fand praktischerweise gegen Ende meines Erasmusaufenthaltes statt und ich konnte meine gesammelten Erfahrungen und Eindrücke hier zum Ausdruck bringen. Mein schönstes Erlebnis war allgemeiner gehalten, die guten Freunde die ich in Madrid gewonnen habe und mit denen ich in Kontakt bleiben werde. Mit einigen von Ihnen konnte ich zum Abschied das traditionelle Mittsommerfest San Juan feiern, bei dem traditionsbedingt über Feuer gesprungen und viel musiziert wird. Zum Schluss noch ein Hinweis: Rückblickend glaube ich, dass es ein wichtiger Teil meiner Erasmuserfahrung war, auch unvorbereitet Situationen zu meistern. Deshalb sollte man sich vor Beginn des Erasmusaufenthaltes nicht über alles den Kopf im Vorbereitungsstress zerbrechen, sondern versuchen sich entspannt auf das Erasmusabenteuer einzulassen und wie

uns der spanische Chef des Internationalen Büros bei der Einführung sagte: Everything will gonna be alright!. Einen Nachteil hat Erasmus allerdings: Ich leide seit meiner Rückkehr am Posterasmus- Syndrom und muss daher in sechs Wochen wieder zur Stippvisite nach Madrid.