Inhalt 5 AUDI vor AUDI Eine bewegte Geschichte........ 7 NSU Mut zum Wankel!................................ 8 Wanderer Die verwässerte Identität................... 15 Horch Sehr groß, sehr selten.......................... 16 Audi A, B und C Bescheidene Anfänge................. 19 Audi D, E und G Genau die Mitte....................... 20 Audi K, M und R Die Euphorie......................... 23 Audi SS, T und P Der Niedergang..................... 24 Audi Front, 225 und 920 Die erfolgreiche Vermischung der Gene.................. 27 DKW Schlagkräftig, aber mit vernebeltem Image....... 28 Auto Union Vereinte Stärke........................... 35 Auto Union und Rennsport Höhepunkt der Geschichte.. 39 Die Wiedergeburt Die Verwaltung von fünf Vermächtnissen...................... 41 Generation F103 Übergang ohne Überzeugung......... 42 Audi 50 Schön, aber ein Fehlstart..................... 45 Audi 80 Grundlage der Marke......................... 46 Audi 100 Der Weg in die Oberklasse................... 50 Audi 200 Der weitere Aufstieg........................ 56 quattro Das Symbol.................................. 58 Sport quattro Böses und hässliches Entlein........... 61 Entfernte Verwandte Mit guten Manieren.............. 63 Moderne Zeiten Audi heute................... 65 A1 Die Rückkehr zum Kleinwagen..................... 66 A2 Zu nobel, zu teuer................................. 69 A3 Mehr Volkswagen als Audi?........................ 70 A4 Der Verkaufserfolg................................ 76 A5 Der Weg zum Luxus............................... 84 A6 Das Ziel: Mercedes................................ 86 A7 Antwort auf den CLS............................. 92 A8 Oberklasse ohne Konformismus.................. 95 TT Design-Meilenstein............................... 100 R8 Zugpferd des Programms.......................... 107 Q3 Katalanische Zugkraft........................... 108 Q5 Ein 4x4 für alle Fälle............................. 111 Q7 Auf großem Fuß................................. 112 Lamborghini Alibi-Leidenschaft..................... 115 Ducati Spaß oder wahrer Ehrgeiz?................... 118 Die Technik in der DNA der Marke.................. 121 Motorkonstruktion.................................... 122 Steuerung........................................... 123 Getriebe............................................. 125 Alukarosserie........................................ 126 Innen-Bremssättel................................... 127 procon-ten.......................................... 127 Prototypen.................................... 129 Die 1970er-Jahre..................................... 130 Ziel: R8.............................................. 133 Der Weg zum Aluminium.............................. 136 In Serie bauen oder nicht?............................ 138 Abwege.............................................. 140 Zukunftsaussichten................................... 142 Die Karten werden neu gemischt...................... 144 Der Fantasie freien Lauf lassen....................... 149 Rennsport...................................... 151 Rallyes............................................... 152 Straßenrennen....................................... 156 Le Mans............................................. 162
41 DIE WIEDERGEBURT Die Verwaltung von fünf Vermächtnissen Nach dem Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit begannen in den 1960er-Jahren manche kleinere Marken darunter auch sehr fortschrittliche zu verschwinden. Borgward- Lloyd-Goliath ging 1961 Pleite. Glas wurde 1966 von BMW geschluckt, und NSU kam 1969 unter das Dach von Volkswagen. Die Übernahme der Auto Union von VW Anfang 1965 passte gut in diese Zeit auch weil man zunächst nur an ein weiteres Montagewerk für den Käfer dachte. Es erschien seltsam, dass VW im September 1965 ausgerechnet die eher zweitrangige Marke Audi wieder zum Leben erweckte. Aber es war symbolisch, dass kurz danach die Marke NSU aufgrund ihrer technischen Verirrungen»getötet«wurde, während DKW mit seinem rückständigen Image des knatternden Zweitakters nicht mehr weitergeführt worden konnte. Der Name Wanderer stand zu dieser Zeit noch für extravagante Autos, und Horch (der auch in der DDR kurz wieder eingeführt wurde) erinnerte zu sehr an die Schattenseiten der 1930er-Jahre. Die Marke Audi hatte zumindest eine gewisse Jungfräulichkeit und bot großes internationales Potenzial ohne großgermanische Töne. Die vier Ringe der Auto Union waren dagegen so schön, dass man sie einfach weiterführte. Das Programm der»audi NSU Auto Union AG«von 1971 bestand aus den NSU-Modellen Prinz 4 (hinten links), Prinz 1000 (hinten rechts), Prinz 1000 TT (links) und Ro 80 (vorn links), dem noch bei der Auto Union entwickelten Audi 60 (F103) als Limousine (rechts) und Variant (hinten, Mitte) sowie dem neuen Audi 100 (vorn rechts) und Audi 100 Coupé S (Mitte).
42 Die Wiedergeburt Generation F103 Übergang ohne Überzeugung Der 1965 auf der IAA in Frankfurt gezeigte F103 war eine Weiterentwicklung des DKW F102 von 1963. VW sah in dem von Ludwig Kraus (von Mercedes stammend) entwickelten Wagen ein Modell des Übergangs zum Namen Audi (noch verbunden mit der Auto Union). Der 1,7-Liter-Vierzylindermotor (Viertakter!) stammte von Mercedes und leistete dank einer relativ hohen Verdichtung (11,2:1) 72 PS. Obwohl der Kühler seitlich angebracht wurde, musste die Front des F102 um 10 cm verlängert werden, damit das Triebwerk passte. Weil dies der erste Audi war, wurde der Wagen zunächst Auto Union Audi genannt, später wurde seine Leistung als Typenbezeichnung verwendet: Audi 72. Ein Jahr später wurde der dreitürige Variant vorgestellt, zudem kamen entsprechend ihrer Leistung die Modelle 80 und Super 90 auf den Markt Letzterer mit einem auf 1760 cm 3 vergrößerten Motor. 1968 wurde der Audi 60 (55 PS aus 1500 cm 3 Hubraum) vorgestellt, und ein Jahr darauf ersetzte der Audi 75 den Audi 72. Von der gesamten Baureihe wurden fast 400 000 Fahrzeuge gebaut ein großer Erfolg in einer Klasse, die von Mercedes nicht mehr bedient wurde, in der aber bald die 02-Serie von BMW Einzug halten sollte und in der zumindest in Deutschland Fronttriebler noch selten waren.»der erste neue Audi«rollt 1965 nach 25-jähriger Pause vom Fließband. Noch ist das DKW-Erbe stark erkennbar, aber das sollte sich bald ändern (unten links und rechts). Der Audi Super 90 von 1966 sollte das Image etwas anheben (rechte Seite oben). Der Audi 75 Variant von 1969 war ein echter Kombi allerdings nur mit zwei Türen lieferbar (rechte Seite unten).
Der Audi 50 von 1974 in einer für diese Zeit typischen Lackierung.
Die Wiedergeburt 45 Audi 50 Schön, aber ein Fehlstart Der im Sommer 1974 vorgestellte Kleinwagen Audi 50 war politisch für Audi äußerst wichtig. Der Audi 80 war gerade auf dem Markt, und zur gleichen Zeit wurde der VW Golf vorgestellt. Fast hätte niemand den (ebenfalls in Wolfsburg gebauten) Audi 50 bemerkt. Weil aber 1973 das Jahr der ersten Ölkrise war, sorgte der sparsame Wagen für eine angenehme Überraschung, die dem Ruf der jungen Marke guttat. Ursprünglich sollte das noch von NSU als»k50«in nur 21 Monaten vollendete Projekt den Prinz ablösen. Der moderne OHC-Motor leistete aus 1100 cm 3 Hubraum 50 bis 60 PS, sodass der nur 3,5 m lange und weniger als 700 kg wiegende Wagen ausreichend motorisiert war. Leider sorgte der zu dieser Zeit häufig im Automobilbau verwendete Recyclingstahl dafür, dass auch der Audi 50 rasch Korrosion ansetzte. Seltsamerweise verschwand der Audi 50 bereits 1978 nach nur 180 000 Einheiten wieder aus dem Programm. Der Grund lag darin, dass VW die Marke Audi vorwiegend im Mittelklasse- und Oberklassebereich etablieren wollte. Und schließlich gab es bereits seit 1975 den fast baugleichen VW Polo und ab 1977 den Derby mit klassischem Kofferraum, die bis 1981 in großen Stückzahlen gebaut wurden. Der Audi 50 LS von 1975 war deutlich besser ausgestattet als der baugleiche VW Polo.
65 MODERNE ZEITEN Audi heute Im Laufe der Zeit hat Audi sein Programm sehr rationell ausgebaut. Seit 1994 gibt es wie bei BMW (»Reihe«) und Mercedes (»Klasse«) ein A mit einer Ziffer (1 bis 8) dahinter. Je höher die Ziffer, desto nobler der Wagen. Dieses klare System hat jedoch seine Grenzen. Das Programm wurde in den letzten 15 Jahren beträchtlich ausgebaut und komplizierter, sodass eine andere Form der Identifikation gefunden werden musste. Es erschienen der TT und der R8, außerdem wurde bei Sport Utility Vehicles (SUVs) das A durch ein Q ersetzt. Dieser Trick schien zunächst zu funktionieren. Der Prototyp A1 Quattro von 2008 zeigt deutlich die Form des zwei Jahre später angebotenen Kleinwagens.
66 Moderne Zeiten A1 Die Rückkehr zum Kleinwagen Die Erfahrungen mit dem von 1999 bis 2005 gebauten A2 hatten bei Audi Spuren hinterlassen. Doch spätestens nach dem neuen Mini von BMW wurde klar, dass ein Premium-Kleinwagen seinen Platz auf dem Markt finden würde. Einen ersten Prototyp namens Metro gab es 2007. Der serienmäßige Typ 8X wurde 2010 präsentiert zunächst nur dreitürig; erst ab 2012 gab es auch den fünftürigen A1 Sportback. Technisch basierte der A1 auf dem seit 2008 gebauten Seat Ibiza IV und dem ein Jahr später vorgestellten VW Polo V. Gebaut wurde der Wagen im VW-Werk Brüssel, wo bereits der Käfer, der Passat, der Golf, der Lupo, der Polo und auch einige Audi A3 produziert wurden. 2014 debütierte der S1 Quattro mit einem Zweiliter-Turbomotor und 231 PS, nachdem es 2012 eine Sonderserie von 333 Exemplaren des A1 Quattro mit 256 PS gegeben hatte. Wie für die meisten Hochpreis-Kleinwagen bietet Audi auch für den A1 ein umfassendes Individualisierungsprogramm an, das unter anderem kontrastreiche Farbkombinationen für die Grundkarosserie, das Dach und die Dach - säulen enthält. Der A1 Sportback klein und schick mit fünf Türen.
Das Sondermodell A1 Quattro. Später gab es den S1 Quattro in Serie.
Der Al 2 Light Blue gab 1997 Hoffnung auf ein zweitüriges Modell mit Rolldach, doch es blieb bei einem Prototyp. Vor allem die gute Platzausnutzung verhinderte einen schnittigen Stil. Der Prototyp rechts zeigt schon viele Details des Serienmodells (unten).
Moderne Zeiten 69 A2 Zu nobel, zu teuer Der A2 hat die Autowelt überrascht. Wahrscheinlich war er einfach nur zu früh auf dem Markt. Der A2 (Typ 8Z) gehört zumindest hinsichtlich der Verkaufszahlen zu den wenigen Flops in der neueren Audi-Geschichte. Die Idee war, die Innovationskraft der Marke wiederzubeleben und gleichzeitig auf die aktuelle Nachfrage nach Premium-Kleinwagen zu reagieren. Mercedes hatte 1997 seine A-Klasse vorgestellt, und BMW hatte 2001 mit dem Mini nachgezogen. Die Serienproduktion begann Ende 1999, und der A2 unterschied sich vor allem durch den»space Frame«aus Aluminium (bekannt seit 1994 vom A8) von anderen Kleinwagen. Eine weitere Besonderheit war die fehlende Motorhaube Öl und Kühlwasser konnten durch die zu öffnende Kühlergrill-Attrappe kontrolliert und nachgefüllt werden. Gut versteckt wurde so ein Dreizylinder-TDI-Dieselmotor (61 bis 90 PS) oder ein DOHC-Vierventil-Benziner mit vier Zylindern ab 2002 auch mit Direkteinspritzung (75 oder 110 PS) Bereits 2005 wurde die Produktion nach nur 176 377 Fahrzeugen wieder eingestellt zum einen, weil die Erwartungen deutlich höher lagen, zum anderen aufgrund der im Vergleich zum seit 1996 angebotenen A3 zu hohen Herstellungskosten. Besondere Aufmerksamkeit fand der nur 6450- mal gebaute A2 TDI 3L, der wie der VW Lupo 3L mit nur drei Litern Diesel auf 100 km auskommen sollte. Um dies zu erreichen, hatte man dem 900 kg leichten Wagen eine Start-Stopp-Automatik, einen Turbolader mit variabler Geometrie, ein Tiptronic-Getriebe, eine verbesserte Aerodynamik (cw-wert: 0,25!) und Leichtlaufreifen eingesetzt. Der 1,2-Liter-Dreizylinder mobilisierte 61 PS. Ein Prototyp namens A2H2 mit Brennstoffzelle wurde 2004 vorgestellt: viel zu spät und viel zu früh.