Bildungslandschaft NRW in Bewegung Vom Ganztag zu regionalen Bildungsnetzwerken Präsentation für f r die Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen im Rheinland am 3. September 2009 von Alexander Mavroudis Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef
Die Bildung von Kindern und Jugendlichen im Blick Durch PISA, die Shell-Jugendstudien, den 12. Kinder- und Jugendbericht, den Bericht der Enquetekommission Chancen für Kinder 2008 des Landtags NRW: Diskussion über Bildung, sich veränderndes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen, die Grenzen und Stolpersteine schulischer Bildungsprozesse und die Mitverantwortung außerschulischer Bildungsinstitutionen für erfolgreiches Lernen und gerechtes Aufwachsen. Enquetekommission: Jugendhilfe hat Brückenfunktion zwischen unterschiedlichen Bildungswelten und stellt eine entscheidende Ressource für Kinder und Jugendliche dar. Eine daraus abgeleitete zentrale Empfehlung lautet: Keine Institution schafft Bildung, Erziehung und Betreuung allein. Schulische und nichtschulische Bildungsorte und Lernwelten und hier insbesondere die der Kinder- und Jugendhilfe! sind miteinander zu verzahnen und sozialräumlich auszugestalten. Eine Forderung, die bereits in 7 KJFöG NRW verankert ist! Das Leitziel: Der Ausbau Kommunaler Bildungslandschaften! Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 2
Kommunale Bildungslandschaften Ein pragmatisch genutzter Leitbegriff, der die fachliche und (kommunal-)politische Diskussion über Bildung zunehmend beherrscht. Eine Auswahl: Das Diskussionspapier des Deutschen Vereins zum Aufbau Kommunaler Bildungslandschaften (2007). Der deutsche Landkreistag fordert zu mehr kommunaler Verantwortung für Schulen auf (Bildung ist Zukunftsfaktor für die Entwicklung ländlicher Räume ). Der Kongress Bildung in der Stadt Ende 2007 in Aachen des Deutschen Städtetages mit fast 1000 Teilnehmenden. Das DJI forscht zu Kommunalen Bildungslandschaften in Kooperation von Jugendhilfe und Schule (2008 bis 1010). Die Bertelsmann-Stiftung begleitet bundesweit Schulen und Kommunen bei der Qualitätsentwicklung in der Bildung und sieht Schulen als natürlichen Ausgangspunkt für die Entwicklung regionaler Bildungslandschaften. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung unterstützt Schulen und Kommunen beim Aufbau lokaler Bildungslandschaften insbesondere im Kontext von Ganztag. Das BMBW fördert ab 2009 im Rahmen des Modellprogramms Lernen vor Ort innovative Konzepte kommunalen Bildungsmanagements. Über 220 Städte/Kreise haben sich beworben, davon ca. 35 aus NRW. Zuschlag an Aachen, Duisburg, Essen, Herne, Köln und die Kreise Borken, Lippe und Recklinghausen. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 3
Weshalb positionieren sich die kommunalen Akteure zur Kommunalen Bildungslandschaft? Mögliche gute Gründe für mehr Mitsprache bei der Bildungsplanung: Der hohe Stellenwert von Bildung in der aktuellen gesellschaftspolitischen Diskussion damit auch bei Wahlen. Die gut ausgebaute Bildungslandschaft als Standortfaktor für Familien und Wirtschaft. Erhöhte Konkurrenz zwischen den Schulträgern durch zurückgehende Schülerzahlen. Kommunen tragen die Folgekosten schulischer Misserfolge (Hilfen zur Erziehung, Übergang in Ausbildung/Beruf usw.). Ungeachtet der verschiedenen Motive und unterschiedlicher konzeptioneller Eckpunkte gemeinsam ist allen Initiativen und Programmen: Die kommunalen Akteure wollen und sollen mehr Verantwortung für Bildung übernehmen (staatlich-kommunale Verantwortungsgemeinschaft in der Bildung). Bildung ist mehr als Lernen im Schulunterricht; verschiedenste Bildungsanbieter und Bildungsorte sollen in den Blick genommen und miteinander vernetzt werden. Es geht um bessere Bildungsverläufe von Kindern und Jugendlichen, um Prävention mit Blick auf Benachteiligungen und Förderbedarfe kurzum gerechtes Aufwachsen. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 4
Kommunale Bildungslandschaften in NRW Die (Weiter( Weiter-)Entwicklung kommunaler Bildungslandschaften durch Schule hat längst l begonnen! Das betrifft den Ausbau von Ganztagsschulen seit 2003. Das betrifft den Ausbau regionaler Bildungsnetzwerke seit 2008. Es geht nicht um die Frage, OB diese Entwicklungen auch die Kinder- und Jugendhilfe betreffen, sondern darum, WIE die Folgen aussehen werden und inwieweit es Trägern und Fachkräften gelingt, die damit einhergehenden Herausforderungen, vielleicht auch Gefahren, aber eben auch Chancen zu bewältigen bzw. zu nutzen. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 5
Der Ausbau von Ganztagsschulen und ganztagsorientierten kooperativen Angeboten in NRW seit 2003 Die Offene Ganztagsschule im Primarbereich: Schuljahr 2009/10: insg. 202.700 Plätze (= ca. 27 Prozent) an 2.970 Schulen im Primarbereich (= ca. 85 Prozent). Aktuell: Ausbauziel auf bis zu 225.000 Plätze erhöht. Auf der kommunalen Ebene: Schulverwaltung und Jugendamt steuern mit. Auf der schulischen Ebene: Träger der Jugendhilfe gestalten den Ganztag mit. Öffnung von Schule und Kooperation sind somit Standard in der Primarstufe. Der Ausbau von Hauptschulen (und Förderschulen) mit erweitertem Ganztag seit 2006: Gebundener Ganztag in schulischer Verantwortung; Kooperation mit Trägern und Kommunen über kapitalisierbare Lehrerstellenanteile vorgesehen. Ausbau von 250 Hauptschulen mit erweitertem Ganztagsbetrieb möglich, zurzeit 230 dabei. Weitere Hauptschulen können Antrag stellen, das Ausbausziel: 50 Prozent! Bei den Förderschulen: Einmaliger Einstieg von 23 Förderschulen 2006 weiterer Ausbau bisher nicht möglich. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 6
2008 die Ganztagsoffensive für die Sek. I: neben einem Investitionsprogramm (über 100 Mill. EUR, mittlerweile überzeichnet) der Ausbau von bis zu 216 gebundenen Ganztagsgymnasien und -realschulen bis zum Schuljahr 2010/2011. Schulen erhalten schrittweise 20prozentigen Lehrerzuschlag. Stand: 161 Schulen dabei, weitere 49 haben Interesse bekundet, sechs könnten noch Antrag stellen. 2010/11 sollen 130 RS (= 23 Prozent) und 135 Gymnasien (= 22 Prozent) Ganztagsschule sein. das Programm Geld oder Stelle: Pädagogische Übermittagbetreuung (für Schüler mit Nachmittagsunterricht) und freiwillige ganztagsorientierte Angebote an allen Halbtagsschulen der Sek. I (= 100 Prozent!). Umsetzung seit 01.02.2009; Förderung über nach Schulgröße gestaffelte, kapitalisierbare Lehrerstellenanteile. Konzeptionelle Leitgedanken beim Ausbau des Ganztags gehen mit denen der Kommunalen Bildungslandschaft einher, konkret: Ausbau der Kooperation mit außerschulischen Bildungspartnern insbesondere der Kinder- und Jugendhilfe neuer Erlass erlaubt Kapitalisierung von Lehrerstellen an gebundenen Ganztagsschulen! Abstimmung von Schulentwicklungs- und Jugendhilfeplanung (gemäß 80 SchulG, 81 SGB VIII, 7 KJFöG) wird erwartet. Die Stärkung der Partnerschaft zwischen Schulen, Schulaufsicht und Kommunen die Kommunen steuern zukünftig in allen Programmen kapitalisierte Lehrerstellen! Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 7
Der Ganztag verändert die örtlichen Bildungslandschaften. Gefordert sind hier auch die Träger der Kinder- und Jugendhilfe, denn: Die Präsenz von Kindern/Jugendlichen am Ort Schule verlängert sich schrittweise bis in den Nachmittag hinein. Damit verändern sich Zeiten für den Besuch von Einrichtungen/Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe, z.b.: Die Angebotszeiten in einer Offenen Tür. Die Mitgliedschaft in Jugendverbänden. Die Zeitfenster für HzE.-Maßnahmen außerhalb der Schule. Das betrifft zudem die Frei-Zeit von Kindern und Jugendlichen und das Leben in den Sozialräumen: insbesondere wenn die Schule nicht im Lebensraum liegt. Der Bedarf an integrativen Hilfeangeboten am Ort Schule wächst durch die erhöhte Aufmerksamkeit der verschiedenen professionellen Akteure; so werden in der OGS bereits Angebote der Hilfen zur Erziehung verstärkt nachgefragt. Das bedeutet z.b.: Die Nachfrage wächst, da Hilfebedarfe frühzeitiger erkannt werden. Es müssen neue HzE.-Konzepte/-Angebote entwickelt werden, z.b.: Verortung in der Schule, vom Einzelfall zum Gruppenangebot, (Fall-)Beratung für die professionellen Akteure im Ganztag. Zwischen amt/asd wächst der Bedarf an Verfahrensabsprachen und Kooperationsvereinbarungen (z.b. zum Kinderschutz) Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 8
Der Bedarf kooperativer Angebote mit Schulen, als zusätzliches Aufgabenfeld für Träger (auch gemäß KJFöG NRW), wächst. Träger brauchen ein klares Bildungsprofil, denn: Die Arbeit am Ort Schule verändert das Profil sozialpädagogischer Arbeit und hat ggf. Folgen für die Angebote in der eigenen Einrichtung (z.b. Kita, JZ). Im Ganztag sind Träger aus anderen Kommunen, reine Schulfördervereine (die ggf. die Anerkennung als Jugendhilfeträger suchen) sowie andere Partner aus Kultur, Sport, Wirtschaft tätig. Die Kommunen bekommen neue Gestaltungsmöglichkeiten in der Bildung auch am Ort Schule. Die Öffnung von Schulen, der Ausbau kooperativer Praxis, die Tätigkeit von Trägern und Jugendhilfepersonal in den Schulen muss durch die Jugendämter begleitet und mit gestaltet werden. Das betrifft z.b.: Die Mitwirkung beim Aufbau kooperativer Praxis und bei der Qualitätsentwicklung. Die Einbindung der neuen Praxis, aber auch der Akteure in die Jugendhilfeplanung. Das Angebot von Fortbildungen. Die Aufmerksamkeit der kommunalen Entscheidungsträger für Bildung wächst. Aber: Oft steht der Lernort Schule im Vordergrund. Damit geraten andere Bildungsorte aus dem Blick bzw. werden sie nur mehr als Unterstützungssysteme gesehen. Deshalb: Die Mitwirkung im Ganztag auch um als Bildungsanbieter in und außerhalb von Schule regionale Bildungsnetzwerke mit gestalten zu können. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 9
Regionale Bildungsnetzwerke eine Initiative des MSW zur Gestaltung Kommunaler Bildungslandschaften Erwachsen aus dem Modellprojekt Selbstständige Schule : Das Angebot des MSW an Städte und Kreise, in kommunal-staatlicher Verantwortungsgemeinschaft regionale Bildungsnetzwerke auf der Grundlage von Kooperationsvereinbarungen! weiter zu entwickeln. Das Leitziel: Die Lern- und Lebenschancen aller Kinder und Jugendlichen sollen verbessert werden. Die Struktur: Vertreter/innen von Schule (Schulleitung, Schulaufsicht) und Stadt/Kreis (Schulträger, weitere Ämter und bildungsrelevante Akteure ) steuern und gestalten in regionalen Bildungskonferenzen, Lenkungskreisen und Geschäftsstellen/Bildungsbüros. Die Inhalte: Vor Ort wird entschieden, welche bildungsrelevanten Handlungsfelder in den Blick genommen werden. (z.b.: Übergänge, Ausgleich von Benachteiligungen, Kooperation ) Das Planungsziel: Schrittweise sollen Kooperationsvereinbarungen mit allen 54 Städten und Kreisen in NRW (= Schulamtsbezirke!) abgeschlossen werden. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 10
Der aktuelle Stand der Umsetzung: Juni 2008 Vertrag mit 19 Städten und Kreisen, die bereits im Modellprojekt Selbstständige Schule dabei waren: Duisburg, Krefeld, Solingen, Bonn, Köln, Münster, Hamm, Bochum, Dortmund, die Kreise Warendorf, Unna, Steinfurt, Gütersloh, Höxter, Herford, Soest, Hochsauerlandkreis, Rheinisch-Bergischer-Kreis, Rhein-Sieg-Kreis. Bis Sommer 2009: 10 Städte/Kreise sind dazu gekommen die Kreise Düren, Borken und Lippe, Euskirchen, Stadt und Kreis Aachen (mit einer gemeinsamen Vereinbarung), die Städte Mülheim a.d. Ruhr, Gelsenkirchen, Remscheid, Essen und Düsseldorf. Weitere Kooperationsvereinbarungen 2009 mit Oberbergischer Kreis, Rhein-Erft- Kreis, Kreis Olpe, Kreis Paderborn und Stadt Oberhausen. Damit bilden die regionalen Bildungsnetzwerke landesweit den Rahmen für eine gemeinsame Bildungsplanung von Land und Kommunen! Aber: Aus Jugendhilfesicht fällt auf, dass im Mittelpunkt der Bildungsnetzwerke zurzeit (noch?) der Bildungsort Schule steht! Das betrifft auch die Organisationsstruktur: Kreise sind keine homogenen Jugendhilfe- Bildungslandschaften. Das ist der Genese der Initiative geschuldet, darf aber nicht so bleiben. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 11
Wichtig: Die Entwürfe der Kooperationsverträge des MSW skizzieren den Rahmen über Inhalte, Mitwirkende, Leitziele usw. entscheiden wesentlich die kommunalen Akteure. Gefordert sind die Jugendämter Verwaltung und Jugendhilfeausschuss!, die beginnenden Planungskreisläufe mit zu gestalten und dafür einzutreten, dass: Sich alle Akteure auf einen Bildungsbegriff verständigen, der formale, non-formale und informelle Bildungsangebote und (Selbst-)Bildungsprozesse umfasst! Eine systematische Vernetzung aller Bildungsanbieter und -orte in der Kommune/ Region erfolgt und damit auch Bildungsorte wie Kita, Offene Türen, Jugendverbände usw. in den Blick genommen werden. Bildungsprozesse in Schulen, in kooperativen Angeboten und in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe weiterentwickelt werden. Auch Schulprogramme, insb. beim Ganztagsausbau, mit gestaltet und Jugendhilfe-, Schulentwicklungs- und Schulprogrammentwicklung miteinander verknüpft werden! Ein Perspektivenwechsel erfolgt: Es geht nicht darum, was Schule braucht, sondern was Kinder und Jugendliche und zwar alle! für gelingendes Aufwachsen brauchen. Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 12
Die Mitgestaltung der regionalen Bildungsnetzwerke ist die eine Aufgabe für die öffentliche Jugendhilfe die (Weiter-)Entwicklung eigener Bildungslandschaften die andere dies sollte, auch in den jeweiligen Handlungsfeldern, bereits jetzt geschehen! Die regionalen Bildungsnetzwerke stehen vielerorts noch am Anfang, aber die Wege entstehen. Deshalb: Richtungsentscheidungen müssen auch in der Kinder- und Jugendhilfe, im Jugendhilfeausschuss getroffen werden. Die Entwicklung von Kommunalen Bildungslandschaften auch die Landesjugendämter sind gefordert und unterstützen die Jugendämter durch: die Bereitstellung von Fachberatung, die Vernetzung mit dem MSW, heißt Einbindung in Informationsflüsse und Vertretung der Jugendhilfeperspektive in überörtlichen Steuerungsgremien/-zusammenschlüssen, die kontinuierliche Information über relevante landes- und bundesweite Entwicklungen, die Initiierung einer Arbeitsgruppe für Vertreter/innen von Jugendämtern. Ich danke für f r Ihre Aufmerksamkeit! Infos & Kontakt unter: www.jugend.lvr.de (Fachthemen/Jugendhilfe + Schule) Jahrestagung für f r Mitglieder von Jugendhilfeausschüssen ssen am 03.09.2009 in Bad Honnef Seite 13