Bearbeitungstiefe Name Namensvariante/n Albrecht von Nürnberg Bartholomäusmeister Meister Albrecht Nürnberg, Albrecht von Lebensdaten Bürgerort Staatszugehörigkeit Vitazeile Tätigkeitsbereiche Lexikonartikel [1492 Bern], [1531 Solothurn] Bern CH, D Bildhauer wohl aus Nürnberg stammend. Von 1492 bis 1531 fast dauernd in Bern ansässig. Arbeiten unter anderem im Berner Münster und an der kolossalen Christoffelstatue. 1531 Fischbrunnen für Solothurn fertiggestellt Steinskulptur, Holzskulptur, Skulptur, Brunnen Albrecht stammte dem Namen nach vermutlich aus Nürnberg. Er blieb in Bern 1492 1531 fast ununterbrochen als Bildhauer ansässig. Über seine familiären Verhältnisse ist nur soviel bekannt, dass er verheiratet war und Kinder hatte. 1497 98 wird er als Stubengeselle bei den Zimmerleuten und 1498 als Hintersass von Bern erwähnt. Im selben Jahr verliess er die Stadt mit einem Empfehlungsschreiben des Magistrats, war jedoch bereits 1500 wieder zurück. Obschon er über eine gute Auftragslage als Bildhauer verfügte, scheint er es dennoch nicht zu Wohlstand gebracht zu haben. Nicht ganz unschuldig daran waren säumige Zahlungen seiner Auftraggeber, die vom Berner Rat wiederholt angemahnt wurden (zum Beispiel Bischof Matthäus Schiner in Sitten). 1514 wird er in einer bernischen Zahlungsaufforderung an die Propstei St. Immer gar als Burger genannt. Häufig sah sich der Bildhauer genötigt, Geld zu leihen und belehnte schliesslich sogar sein eigenes Haus, um seine Schuldenlast zu mindern. Urkundlich überlieferte Arbeiten: Ein nicht näher bezeichneter Auftrag für Solothurn (1494); der Berner Christoffel (1494 96), eine hölzerne Seite 1/5, http://www.sikart.ch
Christoffelfigur von über 9 m Höhe (ursprünglich am Christoffeltor); Altarschreine für das Schloss Obersibenthal (1500), für Bischof Matthäus Schiner von Sitten (1506) und den Propst von St. Immer (1514); der Taufstein im Berner Münster (1524 25) und sein letztes Werk, der Fischbrunnen in Solothurn (1529 1531). Daneben entstanden kleinere Arbeiten, mit denen sich Albrecht auch als Formschneider hervortat, so die Wappenschild-Modelle für den von Peter Münch gefertigten Ofen in der Berner Ratsstube (1506) und die für die von Hans Zehnder gegossene Münsterglocke (1514). Davon sind nur zwei Arbeiten erhalten: Der 1864 zerstörte, nur in wenigen Fragmenten überlieferte Berner Christoffel (Bern, Bernisches Historisches Museum) und der Taufstein im Berner Münster. Mit den mehr als 25 Jahre auseinanderliegenden Werken bekundet die Forschung bis heute einige Mühe. Vor allem der Berner Christoffel ist umstritten. Unhaltbar ist zweifellos die früher vertretene Ansicht, Albrecht habe zusammen mit Erhart Küng das Jüngste Gericht am Münsterportal geschaffen. Zu einer Neubeurteilung führten die 1986 auf der Berner Münsterplattform entdeckten Skulpturen, unter ihnen einige, die dem Bildhauer Albrecht als spätere Arbeiten zugeschrieben werden konnten, wie der prachtvolle Bischofskopf. Die Stiluntersuchungen machten ebenfalls deutlich, dass auch der Berner Christoffel als authentisches Werk gelten muss, der Taufstein hingegen ist als eine Werkstattarbeit anzusehen, für die Albrecht allenfalls den Entwurf lieferte. Ebenfalls mit dem Bildhauer in stilistischem Zusammenhang stehen einige der figürlichen Chorgewölbeschlusssteine von 1517 im Berner Münster. Der Schlussstein des Hl. Bartholomäus, der einzige mit Steinmetzzeichen, bildet zusammen mit weiteren Figuren die qualitätvollste Gruppe des gesamten Chorgewölbes. Ihr Bildhauer zeigt eine Stilauffassung, die mit derjenigen Tilman Riemenschneiders in engster Beziehung steht. Aufgrund der Forschungserkenntnisse nach dem Skulpturenfund auf der Berner Münsterplattform kann der Bartholomäusmeister denn auch mit Albrecht von Nürnberg identifiziert werden, der seine künstlerische Schulung in der Werkstatt Riemenschneiders in Würzburg erfahren hatte. Charakteristisch sind die Durchzeichnung der Gesichter mittels Falten, der kleine Mund, hervortretende Wangenknochen und ausgeprägte Nasolabialfalten. Nur die Augen entsprechen nicht Riemenschneiders Schema: Sie sind Seite 2/5, http://www.sikart.ch
weder schräg angesetzt noch weisen sie eine Vielzahl von Unterlidfalten auf. In Meister Albrecht respektive dem Bartholomäusmeister haben wir nach Matthäus Ensinger und Erhart Küng die dritte herausragende Bildhauerpersönlichkeit in Bern zur Zeit der Spätgotik vor uns. Er löste um 1500 die westfälisch geprägte Stilauffassung Erhart Küngs ab und begründete eine fränkische Ausrichtung mit deutlich spürbarem Willen zum Realismus. Werke: Bern, Bernisches Historisches Museum (seit 1864 Berner Christoffel; ab 1999 permanente Ausstellung des Berner Skulpturenfundes); Berner Münster, Schlusssteine im Chorgewölbe, Taufstein. Franz-Josef Sladeczek 1998, aktualisiert 2011 Literaturauswahl - Franz-Josef Sladeczek, Der Berner Skulpturenfund. Die Ergebnisse der kunsthistorischen Auswertung, hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern: Benteli, 1999. - Franz-Josef Sladeczek, Erhart Küng. Bildhauer und Baumeister am Münster zu Bern (um 1420-1507). Untersuchungen zur Person, zum Werk und zum Wirkungskreis eines westfälischen Künstlers der Spätgotik, Diss. Univ. Giessen, 1986, Bern etc.: Paul Haupt, 1990. - Luc Mojon, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern. Band IV. Das Berner Münster (Die Kunstdenkmäler der Schweiz, 44), Basel: Birkhäuser, 1960. - Iulius Baum: Meister und Werke spätmittelalterlicher Kunst in Oberdeutschland und der Schweiz. Lindau, Konstanz: Jan Thorbecke, 1957 - Hans Rott, Quellen und Forschungen zur südwestdeutschen und schweizerischen Kunstgeschichte im XV. und XVI. Jahrhundert. III. Der Oberrhein. Bd. 3: Text, Stuttgart: Strecker & Schröder, 1938. - Hans Rott, Quellen und Forschungen zur südwestdeutschen und schweizerischen Kunstgeschichte im XV. und XVI. Jahrhundert. III. Der Oberrhein. Bd. 2: Quellen II [Schweiz], Stuttgart: Strecker & Schröder, 1936. - Werner Bourquin: «Eine Urkunde über den Bildhauer Albrecht von Nürnberg». In: Blätter für Bernische Geschichte, Kunst und Altertumskunde, XVII, 1921, 3/4. S. 304-306 Seite 3/5, http://www.sikart.ch
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Seite 5/5, http://www.sikart.ch des Zugriffs. Beispiel: Oskar Bätschmann: Hodler, Ferdinand [2008, 2011], in: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, http://www.sikart.ch/kuenstlerinnen.aspx?id=4000055, Zugriff vom 13.9.2012.