Außenhandel in Irland erreicht neues Rekordniveau 27.04.2018 Starke Konzentration auf einige Märkte / Von Torsten Pauly (April 2018) Dublin (GTAI) - Irlands Warenausfuhr hat die Einfuhr 2017 um 44,3 Milliarden Euro übertroffen. Dieser Exportüberschuss entspricht 9.264 Euro je Einwohner oder 15 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Deutschland zum Vergleich hat 2017 ein Plus im Außenhandel von 3.016 Euro pro Kopf beziehungsweise 7,6 Prozent des BIP erwirtschaftet. Der britische EU-Austritt und mögliche US-Importerschwernisse bergen für Irland allerdings große Risiken, da auf diese beiden Märkte 43 Prozent des Außenhandels entfallen. Irland hat sich innerhalb einer Generation von einer stark auf den Binnen- und britischen Markt ausgerichteten Wirtschaft zu einer sehr offenen Ökonomie mit hochwertigen Exporten entwickelt. Preisbereinigt war die Wareneinfuhr 2017 fast um das 1,8-fache höher als zwanzig Jahre zuvor (+177,3 Prozent). Die Ausfuhr hat sich zwischen 1997 und 2017 sogar mehr als vervierfacht (+309,8 Prozent). Dies hat wesentlich dazu beigetragen, dass Irlands reales BIP 2017 um 188,3 Prozent höher war als 1997. Damit ist die irische Wirtschaft stärker als in jedem anderen heutigen EU-Staat gewachsen. Hinter diesem Erfolg stehen oft multinationale Konzerne, die in Irland Produkte für den Weltmarkt erstellen. Allein von 2012 bis 2016 hat sich der Bestand an ausländischen Direktinvestitionen um weitere 175,3 Prozent erhöht. Wichtigstes Herkunftsland sind die USA, die 2017 einen Anteil von 29 Prozent an diesem Bestand hatten (2012: 7,4 Prozent). Von 24,2 auf 8,6 Prozent verringert hat sich dagegen die Bedeutung des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Nordirland. Außenhandel von Irland (in Mio. Euro; Veränderung in %) 2012 2017 Veränderung 2017/2012 Importe 54.734,4 76.968,7 40,6 Exporte 92.378,6 121.290,7 31,3 Handelsbilanzsaldo 37.644,3 44.321,9 - Quelle: Eurostat Außenhandel nach Handelspartnern BREXIT UND MÖGLICHE US-IMPORTSUBSTITUTIONEN SIND HERAUSFORDE RUNGEN FÜR IRLANDS ERFOLGSMODELL Im Zuge dieser Entwicklung hat sich in Irland auch die Gewichtung der führenden Handelspartner verschoben. Die USA haben ihren Anteil am irischen Außenhandel zwischen 2012 und 2017 von 18,5 auf 24 Prozent erhöht und sind so zum wichtigsten Auslandsmarkt für Irland avanciert. Dagegen hat sich die britische Quote im selben Zeitraum von 23,1 auf 19,4 Prozent verringert. Deutschland konnte seine Rate zwischen 2012 und 2017 von 7,6 auf 8,7 Prozent steigern und hat damit Belgien als drittgrößten Handelspartner für Irland abgelöst. Beim irischen Import war das Vereinigte Königreich 2017 weiterhin führend, vor den USA, Frankreich und Deutschland. 1 www.gtai.de
MKT201804268011.14 Die mit Abstand meisten irischen Exporte gingen 2017 in die USA, gefolgt von dem Vereinigten Königreich, Belgien und Deutschland. Sowohl der für März 2019 terminierte britische EU-Austritt als auch die Bestrebungen der US-Regierung, Investitionen und Produktion zurück in die USA zu holen, stellen daher für das irische Erfolgsmodell der letzten Jahre erhebliche Herausforderungen dar. Erschwernisse im Handel mit dem Vereinigten Königreich können vor allem traditionelle irische Wirtschaftszweige wie die Nahrungsmittel- und Getränkeerzeugung treffen. Exportorientierte US-amerikanische Investoren dominieren dagegen in den irischen High-Tech-Branchen. MKT201804268011.15 2 www.gtai.de
Außenhandel nach Warengruppen HOHER IMPORTBEDARF AN HIGH-TECH-PRODUKTEN Die Rolle der Warengruppen im irischen Außenhandel spiegelt die Wirtschaftsstruktur wider. Chemische Erzeugnisse sind die wichtigsten Einfuhrprodukte und haben 2017 etwa 23 Prozent am Gesamtimport ausgemacht. Dabei wiederum haben Arzneimittel mit 12,4 Prozent die höchste Bedeutung. Diese Branchen sind auch die führenden Industriezweige. Im Jahr 2016 hat der Pharmasektor 43,7 Prozent der Produktion im verarbeitenden Gewerbe erzeugt und 12 Prozent haben Chemiehersteller beigetragen. Auf Nahrungsmittel und Getränke entfielen 2017 insgesamt 10,5 Prozent der irischen Einfuhr. Die Nahrungsmittel- und Getränkeverarbeiter bilden Irlands zweitgrößten Zweig im verarbeitenden Gewerbe, der 2016 insgesamt 18,1 der gesamten Produktion erbracht hat. Auch die Elektro- und Elektronikindustrie hatte daran einen Anteil von 11,5 Prozent. Im Jahr 2017 waren 7,2 Prozent aller irischen Importe Elektronikprodukte und 2,7 Prozent entfielen auf Elektrotechnik. Irland ist dank seiner Lage zudem ein international wichtiger Standort für das Anmelden, das Leasing und die Wartung von Flugzeugen. Daher haben Luft- und andere nicht für die Straße gedachte Fahrzeuge 2017 weitere 19,7 Prozent aller irischen Importe gestellt. Irland hat aber auch einen hohen Bedarf an High-Tech-Waren, deren Herstellung im Lande selber keine Rolle spielt und wo Deutschland meist eine starke Lieferstellung hat. So entfielen 2017 etwa 4,9 Prozent aller irischen Importe auf Maschinen und 4,6 Prozent auf Straßenfahrzeuge. Auch diverse Fertigerzeugnisse der SITC-Position 8 haben zusammen 10,4 Prozent der Gesamteinfuhr ausgemacht. 3 www.gtai.de
Einfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro) Warengruppe SITC-Code *) 2012 2017 Gesamt 54.734,4 76.968,7 Nahrungsmittel/lebende Tiere 0 5.583,6 7.154,8 Getränke/Tabak 1 861,6 904,9 Rohstoffe 2 693,3 897,8 Mineralische Brennstoffe, darunter 3 7.120,4 4.656,0.Erdöl, Erdölerzeugnisse 33 5.435,7 3.632,6 Tierische/pflanzliche Öle 4 250,4 261,7 Chemische Erzeugnisse, darunter 5 10.245,0 17.731,4.Arzneimittel 54 4.156,8 9.545,2 Vorerzeugnisse 6 3.714,8 5.026,7 Maschinen 71-74 2.501,5 3.782,3 Elektronik 75, 76, 776 4.382,1 5.532,9 Elektrotechnik 77 minus 776 1.429,1 2.043,6 Straßenfahrzeuge 78 1.607,7 3.515,5 Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge 79 9.214,8 15.199,1 Fertigerzeugnisse 8 6.025,0 7.990,1 Sonstiges 9 1.104,8 2.257,9 *) das Internationale Warenverzeichnis für den Außenhandel (Standard International Trade Classification) können Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes herunterladen: http://www.destatis.de/de/methoden/ Klassifikationen/Aussenhandel/InternationalesWarenverzeichnis.html Quelle: Eurostat CHEMIE- UND PHARMASEKTOR GENERIERT ÜBER DIE HÄLFTE DES EXPORTS Irlands Warenexport konzentriert sich in noch höherem Maße auf einige Produktgruppen. Im Jahr 2017 haben Arzneimittel 29,2 Prozent der Gesamtausfuhr gestellt und sonstige chemische Erzeugnisse weitere 26,7 Prozent. Dazu hatten Nahrungsmittel und Getränke einen Anteil von 10,5 Prozent, Elektronikprodukte von 7,8 Prozent und Flugzeuge und sonstige Nicht-Straßenfahrzeuge von 4,7 Prozent. Problematisch ist die sehr starke Konzentration auf einige große Hersteller. Im Jahr 2016 haben die zehn größten Industrieunternehmen in Irland 48,6 Prozent aller Nettoverkaufserlöse im Sekundärsektor erzielt und weitere 32,2 Prozent entfielen auf die 40 nächstgrößten Firmen. 4 www.gtai.de
Ausfuhr nach Warengruppen (in Mio. Euro) Warengruppe SITC-Code *) 2012 2017 Gesamt 92.378,6 121.290,7 Nahrungsmittel/lebende Tiere 0 8.132,1 11.360,2 Getränke/Tabak 1 1.161,7 1.329,8 Rohstoffe 2 1.732,5 1.804,9 Mineralische Brennstoffe 3 1.846,7 1.247,7 Tierische/pflanzliche Öle 4 55,5 92,0 Chemische Erzeugnisse, darunter 5 55.005,3 67.752,5.Arzneimittel 54 24.547,1 35.446,3 Vorerzeugnisse 6 1.683,7 2.207,9 Maschinen 71-74 2.362,9 3.178,9 Elektronik 75, 76, 776 5.654,5 9.433,0 Elektrotechnik 77 minus 776 1.385,4 1.524,3 Straßenfahrzeuge 78 211,1 300,2 Schienen-, Wasser-, Luftfahrzeuge 79 1.487,2 5.707,6 Fertigerzeugnisse 8 10.993,4 14.498,0 Sonstiges 9 666,2 853,6 *) das Internationale Warenverzeichnis für den Außenhandel (Standard International Trade Classification) können Sie auf der Seite des Statistischen Bundesamtes herunterladen: http://www.destatis.de/de/methoden/ Klassifikationen/Aussenhandel/InternationalesWarenverzeichnis.html Quelle: Eurostat Edda vom Dorp GTAI KONTAKT Edda vom Dorp +49 228 24 993 279 Ihre Frage an uns 5 www.gtai.de
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