Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Ähnliche Dokumente
Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Spotlight Pharma: Hessen

Daten und Fakten der Pharmaindustrie in Nordrhein-Westfalen

Branchenprofil Chemische Industrie in Hessen. Dr. Claus Bauer Gergana Dimitrova

Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Ausgewählte Grunddaten für die hessischen Landkreise und kreisfreien Städte

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung. Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Pharmaindustrie in Berlin. Strukturen und Entwicklungen

Branchenprofil Chemische Industrie in Hessen. Dr. Claus Bauer Gergana Dimitrova

Spotlight Pharma: Hessen

Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Statistische Berichte

Spotlight Pharma: Baden-Württemberg

Deutschlands arbeitet in. Baden-Württemberg. Die Pharmaindustrie. weist eine Exportquote von 68 Prozent auf. Die forschenden Pharmaunternehmen

Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung. Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Pharma in Berlin Innovationstreiber in der Gesundheitswirtschaft

NORDRHEIN-WESTFALEN. Stark vor Ort. 18 Prozent der Pharmabetriebe. 70 Prozent auf. Fast jeder 9. Pharmabeschäftigte Deutschlands arbeitet in NRW.

Daten und Fakten der Pharmaindustrie in Rheinland-Pfalz

Ergebnisse aus dem Projekt "Implementierung einer integrierten Ausbildungsberichterstattung für Hessen" Teil1: Schulentlassene und Übergänger aus der

Okt Sep Aug Jul. - Bestand Insgesamt ,9-2,9-3,0

Sep Aug Jul Jun. - Bestand Insgesamt ,9-3,0-2,8

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Hessisches Statistisches Landesamt. Mikrozensus in Hessen

Pharmaindustrie in Schleswig-Holstein Innovationstreiber in der Gesundheitswirtschaft

Auf einen Blick Chemische Industrie 2017

Anlage 1 Drs. 19/5075 zu Frage 1 und Frage 2

Statistische Berichte

Biopharmazeutika der Wert für die Gesundheitswirtschaft

Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Region Mittelhessen. Daten und Fakten

Statistische Berichte

Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen

Statistische Berichte

Die Pharma-Industrie in NRW

Kinderarmut. Factsheet. Hessen. Kinder im SGB-II-Bezug

Spotlight Pharma: Berlin

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen Haupt- und Realschule. Ergebnisse im Schuljahr 2012/2013 (10. Durchgang)

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen Haupt- und Realschule. Ergebnisse im Schuljahr 2015/2016 (13. Durchgang)

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen Haupt- und Realschule. Ergebnisse im Schuljahr 2013/2014 (11. Durchgang)

Statistische Berichte

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen Haupt- und Realschule. Ergebnisse im Schuljahr 2016/2017 (14. Durchgang)

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen Haupt- und Realschule. Ergebnisse im Schuljahr 2014/2015 (12. Durchgang)

Statistik informiert... Nr. XI/ Dezember 2014

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Auf einen Blick Chemische Industrie 2015

Statistische Berichte

Arbeitsgemeinschaft Hessen HESSEN IN IHK-ZAHLEN

VERARBEITENDES GEWERBE

Informationen aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Zentrale Abschlussarbeiten in den Bildungsgängen

HESSISCHER LANDTAG. Diese Vorbemerkung der Fragesteller vorangestellt, beantworte ich die Kleine Anfrage wie folgt:

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Pharmaindustrie in Nordrhein-Westfalen. Strukturen und Entwicklungen

Fast 13 Prozent der Produk tion der deutschen Pharmaindustrie kommt aus. Rheinland-Pfalz. Deutschlands arbeitet in. Rheinland-Pfalz. Rheinland-Pfalz.

Pharmastandort Deutschland

Hessisches Statistisches Landesamt. Zensus 2011 Gebäude und Wohnungen

MRE-Netzwerke Hessen Ziele, Aufbau, Beteiligungsmöglichkeiten

Hessisches Statistisches Landesamt. Zensus 2011 Bevölkerung und Haushalte

Zensus 2011 Hessen hat gezählt

Pharmaindustrie in Baden-Württemberg. Strukturen und Entwicklungen

MRE-Netzwerke Hessen Ziele, Aufbau, Beteiligungsmöglichkeiten

Statistische Berichte

Demografischer Wandel in Hessen Chance und Herausforderung für alle Generationen

Die Chemieindustrie in Deutschland

tom Chemiemärkte weltweit (Teil II) Die deutsche Chemie auf den weltweiten Märkten

Spotlight Pharma: NRW

Pharmaindustrie in Baden-Württemberg. Strukturen und Entwicklungen

Hessisches Statistisches Landesamt. Statistische Berichte

Die Pharma-Industrie in Hessen Dr. Jasmina Kirchhoff, IW Köln

Pharmaindustrie in NRW Wo steht die Branche heute?

Gesundheitsindustrie in Baden-Württemberg Spitzen-Medizintechnik, innovative Pharmaunternehmen und moderne Biotechnologie Baden-Württemberg gehört zu

Biotechnologie in FrankfurtRheinMain

Arbeitsmarktreport Hessen 12/2015

Kommunalinvestitionsprogramm II (KIP II)

Satzung der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen) über die Festlegung der Verbreitungsgebiete für UKW-Hörfunk

I. HAMBURG IM VERGLEICH

Pharmastandort NRW - Tradition mit Chancen Dr. Jasmina Kirchhoff Forschungsstelle Pharmastandort Deutschland, Institut der deutschen Wirtschaft Köln

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Statistische Berichte

Arbeitsmarktreport Hessen 11/2015

Zukunft der M+E-Industrie: Die Rolle der Netzwerke zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Frankfurt, 13. Oktober 2004.

Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten internationaler Unternehmen in Zeiten der Globalisierung

Statistische Berichte

Die Pharma-Industrie in Berlin Dr. Jasmina Kirchhoff IW Köln

Die Pharma-Industrie in NRW Dr. Jasmina Kirchhoff IW Köln

Erwerbstätige nach Wirtschaftszweigen

Beschäftigungsfaktor Maschinenbau

Entwicklung der Chemie- und Pharmaproduktion in Deutschland

9.1 Verzeichnis der regional zuständigen kirchlichen Stellen der evangelischen und katholischen Kirche

Sechs Jahre Juleica Ergebnisse und Befunde zu Stand und Entwicklung der Juleica bis April 2005

M+E-Industrie: Fünf Schwergewichte in Europa

Medizinische Forschung und Entwicklung in Hessen. Köln, Dezember 2017

Statistische Berichte

Kinder mit besonderem Förderbedarf. Davon betreute Kinder mit einer Zeit in Stunden pro Woche. mehr als 25 bis zu 35. mehr als 35 bis unter 45

Transkript:

Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Dr. Claus Bauer Gergana Petkova Report Nr. 800 Wiesbaden 2011

Eine Veröffentlichung der HA Hessen Agentur GmbH Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Abraham-Lincoln-Straße 38-42 D-65189 Wiesbaden Telefon 0611 / 774-81 Telefax 0611 / 774-8313 E-Mail info@hessen-agentur.de Internet http://www.hessen-agentur.de Geschäftsführer: Jürgen Illing Vorsitzender des Aufsichtsrates: Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Nachdruck auch auszugsweise ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten.

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen Inhalt Seite Vorwort 1 Vorbemerkung 2 Bedeutung der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen im Überblick 3 Beschäftigte 5 Betriebe: Anzahl, räumliche Verteilung sowie bedeutende Unternehmen 6 Umsatz 10 Produktpalette und Produktionsschwerpunkte 11 Internationale Verflechtungen 12 Forschung und Entwicklung 15 Ausbildung 19 Ausblick 20 I

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, Chemie und Pharma, Automobil-, Metall- und Elektroindustrie, Maschinenbau, Luft- und Raumfahrtbranche Hessens Wirtschaftskraft basiert keineswegs nur auf dem Finanzplatz Frankfurt und dem Rhein-Main- Flughafen, sondern traditionell auch auf starken industriellen Kernen. Das Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, belegt eindrucksvoll die Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieser Branche. 58.000 Beschäftigte sind in der heimischen Chemie- und Pharmabranche tätig, die damit der größte industrielle Arbeitgeber Hessens ist. Zahlreiche bedeutende Unternehmen der Branche von Caparol und Clariant über Fresenius und K+S bis zu Merck, Merz und Sanofi-Aventis stehen für die Qualität Made in Hessen. Die Chemische und Pharmazeutische Industrie ist in hohem Maße mit der Weltwirtschaft verflochten, und ihre Erzeugnisse erfreuen sich großer internationaler Nachfrage, wie die Exportquote von 64 % zeigt. Die hessische Landesregierung ist bestrebt, die Rahmenbedingungen für die Industrie weiter zu optimieren. So ist beispielsweise die Förderung von Clustern und Netzwerken ein wichtiges Handlungsfeld meines Hauses. Ich bin überzeugt, dass die unternehmensübergreifende Zusammenarbeit die Wettbewerbsfähigkeit der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie steigert und Arbeitsplätze schafft z.b. indem wissenschaftliche Ergebnisse schneller in neue Produkte umgesetzt werden. Über die vorliegende Veröffentlichung zu Chemie und Pharma hinaus möchte ich Ihnen auch die weiteren neu aufgelegten Branchenprofile bedeutender hessischer Industriebranchen empfehlen. Sie stehen zum Download unter www.hessenagentur.de/gutachten zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung 1

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Vorbemerkung Die HA Hessen Agentur GmbH fertigt im Rahmen ihrer laufenden Branchenbeobachtung im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Branchenprofile für bedeutende hessische Industriezweige an. Ziel dieser Profile ist es, in kompakter Form einen datengestützten Überblick über Bedeutung und Entwicklung der betreffenden Branchen in Hessen (auch im Vergleich zu Deutschland insgesamt) zu bieten. Hierbei beschränken sich die Angaben keineswegs auf Beschäftigung, Umsatz und Zahl der Betriebe. Darüber hinaus wird die internationale Verflechtung anhand von Direktinvestitionen und Außenhandel aufgezeigt und die regionale Verteilung der Branche soweit es die Datenlage erlaubt dargestellt. Auch wird eine Übersicht über bedeutende Unternehmen bzw. Betriebe der Branche in Hessen sowie ihrer Eigentumsverhältnisse gegeben. Forschung und Entwicklung sowie Ausbildung werden ebenfalls thematisiert. Ein Ausblick über die weiteren Entwicklungsperspektiven rundet die Branchenprofile ab. Das vorliegende Branchenprofil Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen erscheint in überarbeiteter Auflage. Des Weiteren sind auch die Branchenprofile Automobilindustrie in Hessen, Elektroindustrie in Hessen, Luft- und Raumfahrtindustrie in Hessen, Maschinenbau in Hessen und Metallindustrie in Hessen in neuer Auflage erschienen. Alle genannten Veröffentlichungen stehen auch als Download im Internetauftritt der Hessen Agentur unter www.hessen-agentur.de/gutachten zur Verfügung. 2

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Bedeutung der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen im Überblick In der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Hessens waren im Jahr 2009 58.014 Beschäftigte tätig, wovon 37.732 auf die Herstellung von chemischen Erzeugnissen und 20.282 auf die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen entfallen. 1 Die Branche ist damit vor der Elektroindustrie der größte Arbeitgeber unter den hessischen Industriebranchen. 14,0 % aller deutschlandweit Beschäftigten der Branche haben ihren Arbeitsplatz in Hessen. 180 Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie waren im Jahr 2009 in Hessen ansässig. Der größte Standort in Hessen sowohl hinsichtlich der Anzahl der Betriebe als auch der Beschäftigten ist Frankfurt am Main. Bedeutende Unternehmen der Chemischen Industrie und Pharmazeutischen Industrie mit mehr als 1.000 Beschäftigten in Hessen sind u.a. Abbott, B. Braun Melsungen 2, Caparol, Celanese, Clariant, CSL Behring, Evonik, Fresenius, K+S, Lilly Pharma, Merck, Merz, Procter & Gamble und Sanofi-Aventis. Die Chemische und Pharmazeutische Industrie ist die mit Abstand umsatzstärkste Branche des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen. Sie erwirtschaftete 2009 einen Umsatz in Höhe von 21,4 Mrd. Euro. Gemessen an der Bruttowertschöpfung des Jahres 2007 steuerte die Branche 21,2 % zur Wirtschaftsleistung des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen bei. In Hessen entfielen 2009 55,7 % des Umsatzes der Branche auf die Chemiesparte und 44,3 % auf die Pharmazie, womit die Bedeutung der Pharmazeutischen Industrie deutlich stärker ausgeprägt ist als auf Bundesebene (26,0 %). Im Jahr 2009 wurden 13,7 Mrd. Euro Umsatz mit dem Ausland erwirtschaftet, womit sich die Exportquote der Branche, d.h. der Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz, auf 64,0 % beläuft. Der Direktinvestitionsbestand der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Hessens im Ausland betrug zum Jahresende 2008 4,5 Mrd. Euro. Im Gegenzug hatten ausländische Investoren 10,1 Mrd. Euro in der hessischen Branche angelegt. Die Chemische Industrie ist die Industriebranche Hessens mit den höchsten Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (1,6 Mrd. Euro im Jahr 2007). 1 Mit Ausnahme der Angaben zu einzelnen Unternehmen und zur Ausbildung beziehen sich alle Angaben zu Beschäftigten, Betrieben und Umsätzen für Hessen, andere Bundesländer und Deutschland auf Betriebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.b. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Marktposition, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hessen Agentur (Internetauftritte der Unternehmen, Presseartikel, Unternehmensdatenbanken wie z.b. MARKUS, Anfrage bei den Unternehmen usw.) 2 Bei B. Braun Melsungen ist zu beachten, dass das Unternehmen seinen Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizintechnik hat und somit wirtschaftszweigsystematisch nicht der Chemischen Industrie zugeordnet wird. 3

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Durch eine besonders hohe Innovationskraft zeichnet sich unter den Chemiesparten die Biotechnologie aus. 5.055 Studierende der Chemie und Pharmazie sowie 5.273 Studierende der Biologie waren zum Wintersemester 2009/10 an den hessischen Hochschulen eingeschrieben. Die Chemiebetriebe beschäftigten 2.907 Auszubildende. Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen: Wichtige Indikatoren im Überblick absolut Anteil am Verarbeitenden Gewerbe Hessens in % Anteil an der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Deutschlands in % Zum Vergleich: absolut Automobilindustrie Elektroindustrie Maschinenbau Metallindustrie Beschäftigte (2009) 58.014 15,1 14,0 47.654 49.558 42.394 49.251 Betriebe (2009) 180 6,6 9,7 72 311 369 412 Umsatz (in Mio. Euro, 2009) Auslandsumsatz (in Mio. Euro, 2009) Bruttowertschöpfung (in jeweiligen Preisen, in Mio. Euro, 2007) FuE-Aufwendungen (in Mio. Euro, 2007) 21.397 24,4 14,7 11.743 8.443 7.948 11.534 13.696 33,0 16,5 6.354 3.862 4.479 5.017 7.622 21,2 13,7 4.167 1 5.948 4.987 4160 1.579 43,1 24,5 994 505 270 79 1 Da für die Automobilindustrie keine Angaben veröffentlicht werden, beziehen sich die Werte auf den übergeordneten Wirtschaftsbereich Fahrzeugbau. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Stifterverband Wissenschaftsstatistik, Berechnungen der Hessen Agentur. Methodische Anmerkung zur neuen Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 Die Umstellung von der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2003 auf die neue Systematik WZ 2008 bringt auch Auswirkungen für das vorliegende Branchenprofil zur Chemischen und Pharmazeutischen Industrie mit sich. Hierbei sind zwei Aspekte zu nennen: Erstens wurde die Herstellung von pharmazeutischen Erzeugnissen, die in der WZ 2003 eine Gruppe innerhalb der Abteilung Chemische Industrie war, in eine eigene Abteilung ausgegliedert. Da sich die Änderungen der Branchenabgrenzung in sehr engen Grenzen halten, entspricht die Zusammenfassung der beiden Abteilungen Chemische Industrie und Pharmazeutische Industrie gemäß WZ 2008 weitestgehend der Chemischen Industrie gemäß WZ 2003. Die intertemporale Vergleichbarkeit ist somit nur geringfügig eingeschränkt, wobei jedoch durch eine Sonderaufbereitung zusätzlich konsistente Ergebnisse für den Vergleich der Jahre 2008 und 2009 zur Verfügung stehen. Zweitens liegen noch nicht alle in diesem Profil genutzten Datenquellen in der neuen WZ 2008 vor bzw. wurden an diese angepasst, da die Umstellung schrittweise erfolgt. Deshalb ist die Vergleichbarkeit zwischen den Angaben zu Beschäftigten, Betrieben, Umsatz, Auslandsumsatz und sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Ausbildung auf der einen Seite bereits umgestellt und den Angaben zu Direktinvestitionen, Außenhandel, Bruttowertschöpfung und Forschung und Entwicklung auf der anderen Seite in dieser Übergangsphase geringfügig eingeschränkt. So wird beispielsweise die Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, aus der die Daten zur Bruttowertschöpfung stammen, erst im Verlauf des Jahres 2011 umgestellt. 4

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Beschäftigte Die hessische Chemische und Pharmazeutische Industrie zählte im Jahr 2009 58.014 Beschäftigte, was 15,1 % der Beschäftigten des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen entspricht. Damit ist die Chemische und Pharmazeutische Industrie der größte industrielle Arbeitgeber in Hessen. 14,0 % aller in der Branche in Deutschland tätigen Personen haben ihren Arbeitsplatz in Hessen. Lediglich in Nordrhein- Westfalen (100.074 Beschäftigte) und in Baden-Württemberg (58.319 Beschäftigte) sind mehr Personen in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie beschäftigt als in Hessen. Die Beschäftigungsentwicklung präsentierte sich in den letzten Jahren ähnlich der des hessischen Verarbeitenden Gewerbes insgesamt, d.h. in den Jahren 2005 und 2006 ging die Beschäftigung zurück, wohingegen sie 2007 und 2008 jeweils höher lag als ein Jahr zuvor. Der Vergleich mit den Veränderungsraten im Verarbeitenden Gewerbe macht deutlich, dass der Arbeitsplatzabbau in der hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie im Krisenjahr 2009 unterdurchschnittlich ausgefallen ist: Einem Rückgang um 2,3 % in Hessen und 2,9 % auf Bundesebene steht ein Beschäftigungsminus im Verarbeitenden Gewerbe von 5,3 % in Hessen bzw. 4,5 % in Deutschland insgesamt gegenüber. Entwicklung der Beschäftigung in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2005 2009 in % zum Vorjahr 4 Chemische und Pharmazeutische Industrie in % zum Vorjahr 4 Verarbeitendes Gewerbe 2 2 0 0-2 -2-4 -6-8 Beschäftigte 2009 (in 1.000): Hessen 58,0 Deutschland 416,3 2005 2006 2007 2008 2009-4 -6 Beschäftigte 2009 (in 1.000): Hessen 383,1 Deutschland 5.658,0 2005 2006 2007 2008 2009 * Die Vergleichbarkeit der Wachstumsrate 2008 / 2009 mit den Wachstumsraten 2007 / 2008 und früher ist aufgrund der Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik nur eingeschränkt möglich. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 5

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Der Blick über Hessen und Deutschland hinaus zeigt, dass Deutschland mit deutlichem Abstand der wichtigste Chemiestandort innerhalb der EU ist. Von den gut 1,8 Mio. Personen, die im Jahr 2009 in der EU-27 in der Chemischen Industrie beschäftigt waren, 3 hatten 446 Tsd. ihren Arbeitsplatz in Deutschland zum Vergleich: Rang 2 belegt Frankreich mit 271 Tsd. Beschäftigten und 58 Tsd. in Hessen. Die Beschäftigungsentwicklung in der Branche ist zum Teil von Unternehmensumstrukturierungen beeinflusst. So sind die Industrieparks in Hessen zu nennen viele von ihnen sind aus Standorten großer Chemieunternehmen entstanden. Herausragendes Beispiel hierfür ist der Industriepark Frankfurt-Höchst, der wie auch der Wiesbadener Industriepark Kalle-Albert im Laufe der Umstrukturierung der Hoechst AG als Dienstleistungsunternehmen (Infraserv) ausgegründet wurde. Weitere folgten: So wurde 2001/2002 die Industriepark Wolfgang GmbH als eigenständiges Betreiberunternehmen gegründet und im Jahr 2003 ist die Industriepark Griesheim GmbH & Co. KG aus den Standortservices der Clariant AG hervorgegangen. Das letztgenannte Beispiel zeigt, dass die Veränderungen in diesem Bereich nicht etwa zum Stillstand gekommen sind, denn Ende des Jahres 2009 hat Infraserv Höchst mit seiner Tochterfirma, der Infrasite Griesheim GmbH, den Standortbetrieb in Griesheim übernommen. Mit derartigen Umstrukturierungen ist oftmals auch eine veränderte wirtschaftszweigsystematische Zuordnung von Beschäftigten verbunden, die zum Teil nun dem Dienstleistungssektor zugerechnet werden. Insofern kann ein Rückgang der Beschäftigung auch das Ergebnis solcher tief greifender Veränderungen der Struktur der Branche sein ohne dass der einzelne Beschäftigte eine andere Tätigkeit ausübt als vorher. Betriebe: Anzahl, räumliche Verteilung sowie bedeutende Unternehmen 180 Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie gab es im Jahr 2009 in Hessen fünf Betriebe weniger als noch im Vorjahr. Im Vergleich zum Verarbeitenden Gewerbe insgesamt ist die Chemische und Pharmazeutische Industrie durch eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Großbetrieben (mindestens 250 Beschäftigte) gekennzeichnet. Die Betriebszahl ändert sich vor allem aufgrund von Restrukturierungen. Im Rahmen weltweit seit einigen Jahren zu beobachtender Tendenzen werden z.b. Betriebe veräußert, Dienstleistungen ausgelagert oder verschiedene Tätigkeitsfelder in einem Unternehmen gebündelt. Hierdurch kann es auch zu einer veränderten statistischen Zuordnung kommen, da die Betriebe nach dem Schwerpunktprinzip einem bestimmten Wirtschaftsbereich zugeordnet werden. 3 Vgl. VCI (Hrsg.), Chemiewirtschaft in Zahlen 2010, Frankfurt 2010, S. 116. 6

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Regionale Verteilung der Chemischen Industrie und der Pharmazeutischen Industrie in Hessen im Jahr 2009 Verwaltungsbezirk Chemische Industrie Pharmazeutische Industrie Betriebe Beschäftigte* Betriebe Beschäftigte* Regierungsbezirk Darmstadt 115 30.510 24 15.056 Darmstadt, Wissenschaftsstadt 6 n.a. 1 n.a. Frankfurt am Main, Stadt 29 7.703 4 n.a. Offenbach am Main, Stadt 4 633 1 n.a. Wiesbaden, Landeshauptstadt 8 1.998 2 n.a. Kreis Bergstraße 8 1.101 3 n.a. Darmstadt-Dieburg 4 n.a. 3 n.a. Landkreis Groß-Gerau 9 1.619 1 n.a. Hochtaunuskreis 6 176 1 n.a. Main-Kinzig-Kreis 15 2.516 2 n.a. Main-Taunus-Kreis 9 812 1 n.a. Odenwaldkreis 2 n.a. 0 0 Landkreis Offenbach 9 1.057 2 n.a. Rheingau-Taunus-Kreis 3 409 0 0 Wetteraukreis 3 n.a. 3 n.a. Regierungsbezirk Gießen 13 1.338 9 n.a. Landkreis Gießen 2 n.a. 2 n.a. Lahn-Dill-Kreis 6 732 1 n.a. Landkreis Limburg-Weilburg 1 n.a. 1 n.a. Marburg-Biedenkopf 2 n.a. 5 4.589 Vogelsbergkreis 2 n.a. 0 0 Regierungsbezirk Kassel 18 5.884 1 n.a. Kassel, documenta-stadt 1 n.a. 0 0 Landkreis Fulda 3 n.a. 0 0 Landkreis Hersfeld-Rotenburg 4 n.a. 0 0 Landkreis Kassel 3 309 0 0 Schwalm-Eder-Kreis 4 306 1 n.a. Landkreis Waldeck-Frankenberg 2 n.a. 0 0 Werra-Meißner-Kreis 1 n.a. 0 0 *n.a. bedeutet, dass die Angaben wegen Geheimhaltung gesperrt sind. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt. Die Betrachtung der räumlichen Verteilung der Branche innerhalb Hessens zeigt Schwerpunkte. So ist die Konzentration in Südhessen insbesondere in der Stadt Frankfurt am höchsten, wo die amtliche Statistik wie im Vorjahr 33 Betriebe hiervon 4 Betriebe der Pharmazeutischen Industrie ausweist. Hierbei kommt dem In- 7

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen dustriepark Höchst eine wesentliche Rolle zu. 4 Dort betreibt die Sanofi-Aventis Deutschland GmbH (ca. 8.000 Mitarbeiter im Industriepark Höchst) einen der weltweit größten Produktionsstandorte für Insuline. Weitere Unternehmen wie der Pflanzenschutzproduzent Bayer CropScience AG mit mehr als 800 Mitarbeitern davon rund 430 in Forschung und Entwicklung, etwa 300 Beschäftigte in der Produktion und weitere 70 Mitarbeiter in der Verwaltung; die Celanese Gruppe, die Basell Polyolefine GmbH, sowie Sandoz eine weltweit tätige Gruppe von Generika- und Biotechnologieunternehmen haben ebenfalls im Industriepark Höchst ihren Standort. In Frankfurt-Höchst befindet sich darüber hinaus der weltweit größte Produktionsund Forschungsstandort der Clariant Gruppe mit rund 1.500 Beschäftigten. Weitere große Unternehmen der Branche mit Sitz in Frankfurt sind u.a. die AllessaChemie GmbH (850 Mitarbeiter), die Merz Gruppe (rund 1.250 Mitarbeiter), die ehemalige DyStar Textilfarben GmbH (firmiert nun unter Dystar Colours Deutschland KG und Dystar Colours Distribution GmbH 2010), und die Hartmann Druckfarben GmbH. Der zweitgrößte Standort der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie liegt mit der Stadt Darmstadt ebenfalls in Südhessen. Hier befinden sich die Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie die größte Produktionsstätte der Merck KGaA in Deutschland mit rund 8.850 Mitarbeitern. Die Merck KGaA zählt zusammen mit ihren 870 Mitarbeitern in Gernsheim damit zu den größten hessischen Arbeitgebern. Ferner beschäftigt der Evonik Konzern, bei dem insgesamt rund 5.700 Personen in Hessen tätig sind, ca. 1.500 Mitarbeiter in Darmstadt. Ebenfalls hier ansässig ist die seit 2003 zu Procter & Gamble gehörende Wella AG. Im Zuge von Konzernrestrukturierungen ist allerdings eine Verlagerung der rund 1.000 Arbeitplätze nach Schwalbach und Kronberg bis zum Jahr 2014 geplant. Schwalbach ist Sitz der Hauptverwaltung von Procter & Gamble. Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist ein weiterer wichtiger Standort. Im Industriepark Kalle-Albert betreiben mehrere Unternehmen Produktions- und Forschungsanlagen wie z.b. der Wursthüllen- und Schwammtuchhersteller Kalle GmbH mit ca. 700 Mitarbeitern, die Mitsubishi Polyester Film GmbH ein Hersteller von Polyesterfolien mit 500 Mitarbeitern, die SE Tylose GmbH & Co. KG und die Agfa-Gevaert Graphic Systems GmbH mit ebenfalls jeweils rund 500 Mitarbeitern, die Clariant Gruppe sowie SGL Carbon SE, einer der weltweit führenden Hersteller von Produkten aus Carbon, Graphit und Verbundmaterialien für Anwendungen in der Industrie sowie der Luft- und Raumfahrttechnik. In Wiesbaden befindet sich zudem der Hauptsitz der Abbott GmbH & Co. KG mit über 1.700 Mitarbeitern. Am Standort ist 4 Ein unmittelbarer Vergleich der im nachfolgenden Text gemachten Angaben mit der vorstehenden Tabelle ist allerdings nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Gründen: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf Unternehmen beziehen. Zweitens ist insbesondere bei breitem Produktspektrum nicht immer zweifelsfrei erkennbar, welcher Branche ein Unternehmen zuzuordnen ist (z.b. Chemie oder Pharma bzw. Maschinenbau oder Elektrotechnik). 8

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung neben der Geschäftsführung, der Diagnostika-Produktion, Marketing und Logistik auch die Forschung und Entwicklung von besonderer Bedeutung: Wiesbaden ist der weltweit zweitgrößte Standort der Abbott GmbH & Co. KG für Diagnostika-Entwicklung und in den Feldern Pharma sowie medizinische Ernährung wird hier ebenfalls geforscht. Ein weiterer Standort des Unternehmens in Hessen ist Wetzlar. Für Clariant mit Standorten in Sulzbach (Verwaltungsstandort der Clariant-Gesellschaften in Deutschland und der Service-Region Europa), Höchst und Wiesbaden arbeiten zusammen rund 2.200 Beschäftigte in Hessen. Im Industriepark Hanau-Wolfgang befindet sich die zweitgrößte Produktionsstätte der Evonik Degussa GmbH in Deutschland mit rund 2.600 Beschäftigten. Hier werden nicht nur Chemiekatalysatoren und Reaktionsharze sowie Vorprodukte für Arzneimittel hergestellt, sondern auch Forschung und Entwicklung betrieben. Außerdem beschäftigt die Umicore AG rund 1.200 Mitarbeiter in Hanau. Weitere bedeutende Unternehmen der Branche in Südhessen sind u.a. der Gesundheitskonzern Fresenius in Bad Homburg, Friedberg und Idstein mit seinen Tochterunternehmen Fresenius Kabi eines der führenden Unternehmen im Bereich der Infusionstherapie und in der klinischen Ernährung in Europa und Fresenius Medical Care, der weltweit führende Anbieter von Produkten und Dienstleitungen für Patienten mit Nierenversagen. Die Lilly Pharma Holding GmbH mit Hauptsitz in Bad Homburg und Produktionsstätte im mittelhessischen Gießen (mit zusammen rd. 950 Mitarbeitern), der Generika-Produzent Stada Arzneimittel AG (ebenfalls rd. 950 Mitarbeiter) in Bad Vilbel, der Automobilzulieferer ContiTech Techno-Chemie GmbH in Karben und Friedberg, die Ticona GmbH in Kelsterbach, die Biotest AG in Dreieich (900 Mitarbeiter) sowie die Unternehmen der Caparol-Gruppe in Ober- Ramstadt (Alpina Farben GmbH, CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH, Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co. KG) und in Lampertheim (Landkreis Bergstraße) und die BASF Lampertheim GmbH (früher Ciba Lampertheim) mit rund 700 Mitarbeitern sind ebenfalls zu nennen. In Mittelhessen sind insbesondere die Nachfolgegesellschaften der Behringwerke in Marburg wie CSL Behring GmbH (1.900 Mitarbeiter), Novartis Vaccines and Diagnostics GmbH & Co. KG (1.200 Mitarbeiter), die Siemens Healthcare Diagnostics GmbH sowie die in Limburg ansässige Mundipharma GmbH zu nennen. Die vergleichsweise geringe Anzahl der in der amtlichen Statistik in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie für Nordhessen ausgewiesenen Beschäftigten ist vor allem dadurch begründet, dass die im Schwalm-Eder-Kreis ansässige B. Braun Melsungen AG mit rund 5.500 Mitarbeitern vor Ort ihren Tätigkeitsschwerpunkt in der Medizintechnik hat und somit statistisch nicht der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie zugeordnet wird. Die K+S Gruppe hat insgesamt rund 5.000 9

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Mitarbeiter in Nordhessen. Zudem ist Bad Hersfeld einer der hessischen Standorte der ehemaligen Hoechst AG, deren Zweigwerk für technische Fasern mit über 500 Mitarbeitern heute von der Performance Fibers GmbH geführt wird. In Bad Hersfeld befindet sich auch das Entwicklungszentrum für medizintechnische Produkte, ein Produktionswerk und ein Distributionszentrum von Fresenius Kabi. In Wildeck ist die Alsecco GmbH & Co. KG ein Unternehmen der Caparol Gruppe tätig. Umsatz Chemie und Pharma erwirtschafteten im Jahr 2009 einen Umsatz von 21,4 Mrd. Euro ein Wert, der 14,7 % des Umsatzes der Branche bundesweit entspricht. Hessen ist damit nach Nordrhein-Westfalen (41,3 Mrd. Euro) und knapp hinter Rheinland- Pfalz (21,5 Mrd. Euro; BASF, Boehringer Ingelheim) der drittgrößte Produzent unter den Bundesländern. Deutschland wiederum weist gemäß den Angaben des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) 5 nach den USA, China und Japan den viertgrößten Weltmarktanteil auf und ist damit der größte Standort in der EU. Umsatzentwicklung in der Chemischen Industrie und im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2005 2009 in % zum Vorjahr 10 Chemische und Pharmazeutische Industrie in % zum Vorjahr 10 Verarbeitendes Gewerbe 5 5 0 0-5 -5-10 -10-15 Umsatz 2009 (in Mrd. Euro): Hessen 21,4 Deutschland 145,2-15 Umsatz 2009 (in Mrd. Euro): Hessen 87,8 Deutschland 1.363,6-20 2005 2006 2007 2008 2009-20 2005 2006 2007 2008 2009 * Die Vergleichbarkeit der Wachstumsrate 2008 / 2009 mit den Wachstumsraten 2007 / 2008 und früher ist aufgrund der Umstellung der Wirtschaftszweigsystematik nur eingeschränkt möglich. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 5 Vgl. VCI (Hrsg.), Chemiewirtschaft in Zahlen, Frankfurt 2010, S. 104. 10

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Das Jahr 2008 hat bereits ein Muster vorweggenommen die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen hat klar besser abgeschnitten als die Branche in Deutschland insgesamt, welches sich im Krisenjahr 2009 noch erheblich deutlicher zeigte: Der Umsatz in der hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie ging lediglich um 2,9 % gegenüber dem Vorjahr zurück. Auf Bundesebene hingegen musste die Branche einen massiven Rückgang des Umsatzes um 14,2 % verkraften. Dieser relativ positive Verlauf in Hessen ist wesentlich auf den Pharmabereich zurückzuführen, der im Gegensatz zu den vielen anderen Branchen in der Krise keinen Umsatzeinbruch zu verzeichnen hatte. Das hohe Gewicht der Pharmasparte innerhalb der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen hat sich somit merklich stabilisierend auf die Branche insgesamt ausgewirkt. Dies unterstreicht der Vergleich mit der Entwicklung des Verarbeitenden Gewerbes in Hessen, welches im Jahr 2009 um 13,2 % hinter dem Umsatz des Vorjahres zurückblieb. Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Ein erheblicher Teil der umfangreichen Produktpalette der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sind Vorleistungen für andere Wirtschaftszweige, aber auch wiederum für die Branche selbst. Branchen, die einen erheblichen Teil ihre Vorprodukte direkt von der Chemischen Industrie beziehen, sind z.b. die Gummiund Kunststoffverarbeitung, die Textil-, Bekleidungs- und Lederindustrie sowie die Papier- und Druckindustrie. Deren Produkte werden wiederum in vielen weiteren Branchen eingesetzt, so z.b. in der Automobilindustrie: Zahlreiche chemische Produkte finden sich in Kunststoffen für Elektronik, Tankbehälter, Beleuchtungsteile, Fahrzeuginnenausstattung u.v.m. wieder. Ebenfalls wichtige Kunden sind die Privaten Haushalte, die z.b. Medikamente sowie Körperpflege- und Reinigungsmittel kaufen. Die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen ist durch einen Schwerpunkt auf pharmazeutische Erzeugnisse gekennzeichnet: 44,3 % des Gesamtumsatzes der Branche im Jahr 2009 wurde von Betrieben erwirtschaftet, die pharmazeutische Erzeugnisse d.h. pharmazeutische Grundstoffe und bzw. oder Pharmazeutika herstellen. Von dieser Ausrichtung rührt die Bezeichnung Hessens als Apotheke Deutschlands her. Diese hohe Bedeutung pharmazeutischer Erzeugnisse unterscheidet die Produktionsstruktur der heimischen Chemischen Industrie erheblich von der in Deutschland insgesamt. Auf diesen Branchenzweig entfällt auf Bundesebene nur ein Umsatzanteil von 26,0 %. Im Gegenzug spielt für Deutschland insgesamt die Produktion von chemischen Grundstoffen (46,9 %) eine deutlich wichtigere Rolle als in Hessen (35,9 %). Zu dieser Sparte zählen z.b. Industriegase, anorganische wie auch organische Grundstoffe aller Art, Kunststoffe und Düngemittel. 11

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Chemie- und Pharmaumsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2009 Herstellung von... Hessen* Deutschland in Mio. Euro in % in Mio. Euro in % chemischen Erzeugnissen 11.908 55,7 107.429 74,0 chemischen Grundstoffen, Düngemitteln und Stickstoffverbindung, Kunststoffen in Primärformen und synthetischem Kautschuk in Primärformen 7.676 35,9 68.189 46,9 Schädlingsbekämpfungs-, Pflanzenschutzund Desinfektionsmitteln n.a. n.a. 1.646 1,1 Anstrichmitteln, Druckfarben und Kitten 1.148 5,4 8.876 6,1 Seifen, Wasch- Reinigungs- und Körperpflegemitteln sowie von Duftstoffen 704 3,3 12.233 8,4 sonstigen chemischen Erzeugnissen 1.324 6,2 14.710 10,1 Chemiefasern n.a. n.a. 1.776 1,2 pharmazeutischen Erzeugnissen 9.489 44,3 37.811 26,0 pharmazeutischen Grundstoffen n.a. n.a. 908 0,6 pharmazeutischen Spezialitäten und sonstigen pharmazeutischen Erzeugnissen n.a. n.a. 36.903 25,4 Insgesamt 21.397 100,0 145.240 100,0 * n.a. bedeutet, dass die Angabe wegen Geheimhaltung gesperrt wurde. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Internationale Verflechtungen Von den 21,4 Mrd. Euro Umatz der Branche im Jahr 2009 entfielen 13,9 Mrd. Euro auf den Auslandsumsatz, was einer Exportquote 6 von 64,0 % entspricht. Damit sind die Auslandsmärkte für die heimische Branche bedeutender als für die Branche auf Bundesebene (55,0 %). Die Branche ist stärker international ausgerichtet als der Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes, bei dem die Exportquote in Hessen bei 47,2 % und in Deutschland bei 42,7 % liegt. Hessen importierte im Jahr 2009 Erzeugnisse der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie im Wert von insgesamt 7,5 Mrd. Euro. Davon entfielen 4,1 Mrd. Euro bzw. 55,4 % auf chemische Erzeugnisse und 3,3 Mrd. Euro bzw. 44,6 % auf pharmazeutische Erzeugnisse. Das bedeutendste Herkunftsland für chemische Erzeugnisse ist das Vereinigte Königreich. Für Pharma sind es die USA, die zugleich mit Abstand wichtigstes Herkunftsland für Erzeugnisse der Branche aus dem Ausland insgesamt sind. 12,8 % der gesamten hessischen Einfuhr von Fertigwaren sind chemische und pharmazeutische Produkte. 6 Die Exportquote gibt den Anteil des Auslandsumsatzes am Gesamtumsatz an. 12

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Hessischer Außenhandel 1 mit chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen im Jahr 2009 2 Import 3 Export 3 in Mio. Euro Anteil in % in Mio. Euro Anteil in % Chemische Erzeugn. 4.145 55,4 Chemische Erzeugn. 6.048 51,3 Pharmazeutische Erzeugn. 3.332 44,6 Pharmazeutische Erzeugn. 5.734 48,7 Insgesamt 7.477 100,0 Insgesamt 11.782 100,0 wichtigste Handelspartner CHEMIE Vereinigtes Königreich 550 13,3 Frankreich 584 9,7 USA 538 13,0 Italien 408 6,7 Belgien 516 12,5 USA 380 6,3 wichtigste Handelspartner PHARMA USA 862 25,9 USA 1.584 27,6 Vereinigtes Königreich 450 13,5 Frankreich 460 8,0 Frankreich 425 12,7 Italien 312 5,4 1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. Über die Fertigwaren hinaus werden zwar auch Halbwaren, d.h. Erzeugnisse, die erst verhältnismäßig gering bearbeitet sind, sowie Rohstoffe gehandelt. Bei diesen Warengruppen ist eine Zuordnung zu einem bestimmten Wirtschaftszweig jedoch kaum möglich. 2 Vorläufige Angaben 3 Import und Export werden auf Bundesländerebene nach zwei unterschiedlichen Konzepten (General- bzw. Spezialhan del) erfasst. Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist deshalb nicht statthaft. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Im Gegenzug exportierte Hessen chemische und pharmazeutische Güter im Wert von 11,8 Mrd. Euro (51,3 % chemische Erzeugnisse und 48,7 % Pharma). Wichtigster Absatzmarkt für chemische Produkte ist Frankreich. Der mit großem Abstand bedeutendste Auslandmarkt für die heimische Pharmaindustrie sind die USA: Mit einem Anteil von 27,6 % finden mehr als ein Viertel aller exportierten pharmazeutischen Erzeugnisse dort einen Abnehmer. Insgesamt gesehen bestehen 26,0 % der exportierten Fertigwaren aus chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen, womit diese Hessens Exportschlager schlechthin sind. Der Anteil dieser Güter an der hessischen Ausfuhr ist mehr als doppelt so hoch wie der an den Einfuhren. Auch die Direktinvestitionen 7 sind ein wichtiger Indikator für die internationale Verflechtung einer Branche. Die hessische Chemische und Pharmazeutische Industrie investiert in beachtlichem Ausmaße im Ausland und ist im Gegenzug auch attraktiv für ausländische Investoren. So addierte sich der Direktinvestitionsbestand der 7 Eine Direktinvestition ist eine grenzüberschreitende Investition, mit dem Ziel des Investors, eine dauerhafte (Kapital-) Beteiligung an einem Unternehmen im Ausland herzustellen. Zu beachten ist, dass Direktinvestitionen zunächst nur Kapitalbewegungen zwischen In- und Ausland widerspiegeln, d.h. es können unmittelbar weder die Motive des Investors daraus abgeleitet werden noch können z.b. Fragen, inwieweit Direktinvestitionen Realkapital schaffen oder zur Schaffung von Arbeitsplätzen beitragen, beantwortet werden. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben zu Direktinvestitionen ist die Deutsche Bundesbank. 13

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Hessens im Ausland zum Jahresende 2008 auf 4,5 Mrd. Euro, was 46,8 % des Direktinvestitionsbestands des gesamten hessischen Verarbeitenden Gewerbes im Ausland entspricht. Obgleich 81,5 % der Direktinvestitionen auf Europa entfallen, ist die hessische Chemische und Pharmazeutische Industrie doch auf allen Kontinenten mit Investitionen präsent. Im Gegenzug war zum Jahresende 2008 ein mehr als doppelt so hoher Betrag nämlich 10,1 Mrd. Euro ausländischer Direktinvestitionen in Hessen angelegt. Damit entfallen 25,5 % aller ausländischen Direktinvestitionen, die in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie investiert sind, auf Hessen. Sie ist der mit Abstand wichtigste Investitionsbereich für ausländische Investoren im hessischen Verarbeitenden Gewerbe. Der Blick auf die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Branche in Hessen unterstreicht die Internationalität der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie, wobei die zum Teil komplexen Unternehmensverflechtungen bisweilen eine eindeutige Aussage erschweren. Zu dieser Betrachtungsweise des investiven Engagements in der nachfolgenden Tabelle tritt sozusagen noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der heimischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.b. Produktionsstätten. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen Name Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter Abbott GmbH & Co. KG Abbott Laboratories USA Agfa-Gevaert Graphic Systems GmbH Agfa Gevaert NV Belgien AllessaChemie GmbH Familienbesitz Deutschland Alpina Farben GmbH, Alsecco GmbH & Co. KG, CAPAROL Farben Lacke Bautenschutz GmbH Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co. KG (Familienbesitz) Deutschland B.Braun Melsungen AG Familienbesitz Deutschland Bayer CropScience AG Bayer AG (börsennotiert) Deutschland Biotest AG mehrheitlich Familienbesitz Deutschland Basell Polyolefine GmbH LyondellBasell Industries N.V. Niederlande BASF Lampertheim GmbH BASF SE (börsennotiert) Deutschland Celanese Gruppe Celanese Corp. USA Clariant Gruppe Clariant AG Schweiz ContiTech Techno-Chemie GmbH Familienbesitz Deutschland CSL Behring GmbH CSL Ltd. Australien Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co. KG DyStar Colours Deutschland KG / Dystar Colours Distribution GmbH Familienbesitz Kiri Dyes & Chemicals Ltd. Deutschland Indien 14

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in Hessen (Fortsetzung) Evonik Degussa GmbH Fresenius SE Evonik Industries AG (75 % RAG- Stiftung, 25 % CVC Capital Partners) börsennotiert, mehrheitlich Else-Kröner- Fresenius-Stiftung / Familienbesitz Hartmann Druckfarben GmbH SunChemical Corp. USA Deutschland / Luxemburg Deutschland K+S Gruppe börsennotiert Deutschland Kalle GmbH mehrheitlich Silverfleet Capital Partners LLP Lilly Pharma Holding GmbH Elli Lilly and Company USA Merck KGaA börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz Vereinigtes Königreich Deutschland Merz Gruppe Familienbesitz Deutschland Mitsubishi Polyester Film GmbH Mitsubishi Chemical Holdings Corp. Japan Mundipharma GmbH mehrheitlich Familienbesitz USA Novartis Vaccines and Diagnostics GmbH & Co. KG Novartis AG Performance Fibers GmbH Performance Fibers Holdings Inc. USA Procter & Gamble Procter & Gamble Corp. USA Schweiz Sandoz Novartis AG Schweiz Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Sanofi-Aventis Frankreich SE Tylose GmbH & Co. KG Shin-Etsu International B.V. Niederlande SGL Carbon SE börsennotiert Deutschland Siemens Healthcare Diagnostics GmbH Siemens AG (börsennotiert) Deutschland Stada Arzneimittel AG börsennotiert Deutschland Ticona GmbH Celanese Corp. USA Umicore AG N.V. Umicore S.A. Belgien Wella AG Procter & Gamble Corp. USA Quelle: Recherchen der Hessen Agentur. Forschung und Entwicklung Der Forschung und Entwicklung (FuE) kommt eine wesentliche Rolle zu, denn Produkt- und Prozessinnovationen sind von entscheidender Bedeutung, um sich im nationalen und internationalen Wettbewerb behaupten zu können. Gemäß den Angaben des Stifterverbandes Wissenschaftsstatistik hat die Chemische und Pharmazeutische Industrie in Hessen im Jahr 2007 knapp 1,6 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung aufgewendet. 8 Somit entfallen 43,1 % der FuE-Aufwendungen des hessischen Verarbeitenden Gewerbes auf die hiesige Chemische und Pharmazeutische Industrie und diese stellt mit 24,5 % einen erheblichen Anteil der FuE- 8 Hierbei handelt es sich nur um die so genannten internen FuE-Aufwendungen d.h. Aufwendungen innerhalb des Unternehmens, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen. 15

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Aufwendungen der Branche in Deutschland insgesamt. Auffallend hoch ist dabei der Anteil der Pharmaforschung an den FuE-Aufwendungen der Branche in Hessen: 72 % bzw. 1,1 Mrd. Euro. In Deutschland liegt dieser Anteil lediglich bei 51 %, worin sich die große Bedeutung der Pharmaindustrie in Hessen widerspiegelt. Wie aus einer Untersuchung 9 im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie (VCI) hervorgeht, übernimmt die Chemische Industrie als Lieferant von innovativen Materialien für den produzierenden Sektor für viele Industriezweige einen erheblichen Teil der Forschungsarbeit und ist zudem ein wichtiger Impulsgeber für Innovationen in ihren Kundenbranchen: 15 % aller branchenübergreifenden FuE- Vorleistungen im Produktionssektor stammen aus der Chemieindustrie. Mit großem Abstand wichtigster Nutzer der von der Chemie ausgehenden Innovationsimpulse ist die Automobilindustrie. In Hessen sind fünf hoch spezialisierte Regionen im Bereich Chemie und Pharma zu erkennen, in denen die Forschung und Entwicklung eine wichtige Rolle spielt: Frankfurt: Industriepark Höchst und Industriepark Griesheim Allein bei Sanofi-Aventis am Standort Frankfurt sind rund 1.800 Mitarbeiter mit Forschung und Entwicklung beschäftigt. Sie konzentrieren sich auf Stoffwechsel- Erkrankungen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Thrombose. Region Darmstadt Darmstadt ist der wichtigste Produktions- und Forschungsstandort der Merck- Gruppe. Hier sind die chemische und die präklinische Forschung des Unternehmens, die zentrale Verfahrensentwicklung, die Analytik sowie Einheiten zur klinischen Entwicklung von Arzneimitteln konzentriert. Region Wiesbaden (einschl. Industriepark Kalle-Albert) Schwerpunkt: Chemie und Pharma Hanau: Industriepark Wolfgang Schwerpunkt: u.a. Spezial- und Feinchemie Hanau ist der größte Forschungsstandort im Geschäftsfeld Chemie der Evonik Gruppe. Pharmaserv Marburg (Behringwerke) Schwerpunkt: Biotechnologie und Pharma 9 Vgl. ZEW (Hrsg.), Innovationsmotor Chemie 2009: FuE-Potenziale und Standortwettbewerb, Mannheim und Hannover 2009, S. 21ff. Die Ausführungen in diesem Absatz beziehen sich ausschließlich auf die Chemische Industrie ohne die Pharmazeutische Industrie. 16

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung In Hessen haben sich auch verschiedene institutionalisierte Kompetenznetzwerke und Cluster gebildet, deren Ziel es u.a. ist, die Entwicklung neuer Technologien zu fördern und die Kooperation sowie den Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Industrie zu erleichtern. Im Bereich der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie sind z.b. zu nennen: Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt (CIB Frankfurt), Rhein-Main-Cluster Chemie & Pharma, Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main e.v. und Technologie & Innovation Medizinregion Mittelhessen (timm). Zu den wichtigen Forschungseinrichtungen in Hessen, die im Bereich Pharma und Chemie tätig sind, zählen: Universitätsklinikum Gießen und Marburg sowie Universitätsklinikum Frankfurt vier Max-Planck-Institute: Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung in Bad Nauheim Max-Planck-Institut für terrestrische Mikrobiologie in Marburg Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt Max-Planck-Institut für Biophysik in Frankfurt Paul-Ehrlich-Institut in Langen (Bundesoberbehörde für Sera und Impfstoffe) Center for Membrane Proteomics in Frankfurt Frankfurt Institute for Advanced Studies (FIAS) Karl-Winnacker-Institut der DECHEMA e.v. in Frankfurt Zentrum für Arzneimittelforschung, Entwicklung und Sicherheit (ZAFES) in Frankfurt Georg-Speyer-Haus, Frankfurt Julius Kühn-Institut Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen (JKI), Institut für Biologischen Pflanzenschutz in Darmstadt Deutsches Kunststoff-Institut in Darmstadt Center for Interdisciplinary Nanostructure Science and Technology CINSaT in Kassel Nicht zuletzt wird auch direkt an den hessischen Universitäten und Fachhochschulen eine breite Palette von chemie- und pharmarelevanten Forschungsthemen u.a. im Rahmen verschiedener Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs und Forschergruppen bearbeitet. Häufig findet die Forschung in Kooperation mit Unternehmen statt. Hierzu steht modernste Infrastruktur zur Verfügung, wie ein Beispiel aus 17

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Marburg zeigt: Im dortigen Biologielabor an der Philipps-Universität werden gefährliche Viren erforscht, um neue Diagnosemethoden, Impfstoffe und Therapien zu entwickeln. Vergleichbare Hochsicherheitseinrichtungen gibt es gegenwärtig in Europa nur in Lyon und Stockholm. Der Ende des Jahres 2010 in Angriff genommene Neubau des Fachbereichs Chemie auf den Lahnbergen, der mit modernsten Forschungslaboratorien ausgestattet sein wird, wird der Forschung in Mittelhessen weitere Impulse verleihen. Besonders FuE-intensiv ist die Biotechnologie ein vergleichsweise junger Bereich, die als eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts angesehen wird. Die Bandbreite der in Hessen ansässigen Unternehmen dieser Branche reicht von großen Unternehmen der Life Sciences Industrie bis hin zu kleinen, hoch spezialisierten und meist jungen Nischenanbietern. Mit der Biotechnologie werden große Hoffnungen auch als Wirtschaftsfaktor verbunden. Entsprechend intensiv sind in Deutschland die Anstrengungen der einzelnen Bundesländer, sich als Standorte der Biotechnologie zu empfehlen und den Unternehmen der Branche ansprechende Rahmenbedingungen zu bieten. Ein herausragendes Projekt in diesem Zusammenhang ist das Frankfurter Innovationszentrum Biotechnologie (FIZ), welches auch im Standortwettbewerb Deutschland Land der Ideen ausgezeichnet wurde. Der Erfolg spricht für sich: 2004 eröffnet, wurde bereits im November 2008 der zweite Bauabschnitt eingeweiht, der die Forschungsflächen des FIZ verdoppelt hat. Die wirtschaftliche Bedeutung der Biotechnologie in Hessen verdeutlicht eine Studie der Aktionslinie Hessen- Biotech im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung aus dem Jahr 2009. 10 Die Untersuchung hat 225 hessische Biotechnologie-Unternehmen ermittelt. Hiervon zählen 59 Unternehmen zu den so genannten Kern-Biotech-Unternehmen, d.h. Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit vorrangig auf Basis biotechnologischer Methoden betreiben und damit mehr als 75 % des Umsatzes erzielen. Die hessischen Biotechnologie-Unternehmen erwirtschaften einen Umsatz von 5,2 Mrd. Euro und beschäftigen 19.500 Mitarbeiter. Die Biotechnologie in Hessen ist geprägt durch die rote oder auch medizinische Biotechnologie: Gut 80 % des hessischen Biotechnologieumsatzes entfallen auf dieses Segment der Biotechnologie. Als Netzwerk und Koordinator der Biotechnologie-Akteure im Rhein-Main-Gebiet versteht sich die Frankfurt Biotech Alliance, an der u.a. die Goethe-Universität Frankfurt, die Fachhochschule Frankfurt ebenso wie Großunternehmen und Mittelständler partizipieren. Im Rahmen der Biotech Alliance hat sich das Cluster Integrierte Bioindustrie Frankfurt entwickelt. Schwerpunkt des Clusterkonzepts, das vom Bundesforschungsministerium prämiert wurde, ist die Fein- und Spezialchemie. Der besondere Ansatz des Clusterkonzepts ist die Betrachtung von unternehmensübergreifenden Wertschöpfungsketten. Dazu werden aktuelle Marktbedürfnisse identifiziert und geeignete Partner aus der Industrie und der Wissenschaft in Schlüsseltechnologieplattformen zusammengebracht. Auch mit der Aktionslinie Hessen-Biotech des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung bekommen die hessischen Unternehmen und Existenzgründer aus dem Bereich Biotechnologie/Life Sciences Rückenwind: Die Branche wird durch eine Bündelung und Koordinierung der hessischen Biotech- Aktivitäten unterstützt und durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit gefördert. Der Kompetenzatlas auf dem Hessenbiotech Internetportal (www.hessen-biotech.de) gibt einen Einblick in das Leistungsvermögen der hessischen Biotechnologie von der Forschung und Entwicklung über Anlagenbau und Auftragsproduktion bis hin zu Beratung, klinischer Forschung, Marketing und Produktion. 10 Vgl. HA Hessen Agentur GmbH (Hrsg.): Biotechnologie in Hessen Standortstudie 2009: Daten und Fakten zur wirtschaftlichen Bedeutung der Biotechnologie in Hessen, Wiesbaden 2009. 18

HA Hessen Agentur GmbH Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Ausbildung Nicht nur die Forschung und Entwicklung, sondern auch die Ausbildungslandschaft ist für die Branche von großer Bedeutung. 5.055 Studierende waren im Wintersemester 2009/10 in den Fächern Chemie und Pharmazie in Hessen eingeschrieben. Im Prüfungsjahr 2009 legten 533 Studierende ihre Abschlussprüfungen erfolgreich ab. Vor dem Hintergrund der weiter stark an Bedeutung gewinnenden Biotechnologie ist auch die Biologieausbildung anzuführen: 5.273 Studierende der Biologie zählten die hessischen Hochschulen im Wintersemester 2009/10; 550 absolvierten im Prüfungsjahr 2009 ihre Ausbildung erfolgreich. Über die Hochschulausbildung hinaus ist auch die betriebliche Ausbildung von Belang: 2.907 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung (Auszubildende) zählten die hessischen Betriebe der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie zum Jahresende 2009. Wird die Ausbildungsstatistik nach Berufen herangezogen, so wurden im Jahr 2008 in Hessen 2.276 Personen in chemierelevanten Berufen ausgebildet. 11 Fachausbildung Chemie und Pharmazie in Hessen Studierende im WS 2009/10 davon: Anzahl 10.328 Chemie 3.454 Pharmazie 1.601 Biologie 5.273 Absolventen (Diplom, Master und Bachelor) im Prüfungsjahr 2009 davon: 1.083 Chemie 303 Pharmazie 230 Biologie 550 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in beruflicher Ausbildung zum 31.12.2009 in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie Auszubildende in chemie- und pharmazierelevanten Berufen* 2009 davon: 2.907 2.276 Chemieberufe (einschließlich Pharmakant) 788 Kunststoffberufe 512 Technische Sonderfachkräfte Chemie 661 Technische Sonderfachkräfte Biologie 261 Technische Sonderfachkräfte (Werk)stoffprüfung 54 * Gruppen 14, 15, 6311, 6323, 6330, 6331 und 6334 der Ausbildungsstatistik. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Bundesagentur für Arbeit/Regionaldirektion Hessen. 11 Nach dem Berufsbildungsgesetz wird Berufsausbildung vielfach nach der Art des Ausbildungsberufs und nicht nach der Zugehörigkeit des Ausbildungsbetriebs zu einem bestimmten Wirtschaftsbereich unterschieden. Daher deckt sich die Gliederung der Ausbildungsbereiche nicht mit der Wirtschaftsgliederung nach der Systematik der Wirtschaftszweige. 19

Branchenprofil Chemische u. Pharmazeutische Industrie in Hessen Ausblick In der jüngeren Vergangenheit fanden in der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie nicht nur in Hessen, sondern weltweit Restrukturierungsprozesse statt, die grob skizziert oftmals wie folgt abliefen: Die Unternehmen fokussieren sich auf ihre Kernkompetenzen durch die Abspaltung von Randaktivitäten und die Ausgliederung von Dienstleistungen. In diesen Kernkompetenzen wird auf Wachstum gesetzt, um eine kritische Masse zu erreichen, d.h. um in den Kerngeschäftsfeldern zu den wichtigsten Anbietern zu gehören. Dieses Wachstum wird durch Zukäufe im In- und Ausland wie auch durch organisches Wachstum und verstärkte Innovationstätigkeit realisiert. Diese Wandlung der Unternehmensstruktur der Chemischen und Pharmazeutischen Industrie äußerte sich auch in Hessen in zahlreichen Verkäufen von Unternehmen und Betrieben, Fusionen und Übernahmen. So wurde als Konsequenz der Aufspaltung des Altana Konzerns und des Verkaufs seiner Pharmasparte der Unternehmenssitz von Bad Homburg nach Wesel in Nordrhein-Westfalen verlegt. Auch hat Linde nach dem Kauf der britischen BOC Group und dem Verkauf der Gabelstaplersparte seinen Unternehmenssitz nach München verlegt. Dadurch hat Hessen zwei namhafte Unternehmen verloren. Ein weiteres Beispiel ist die Übernahme der Degussa AG durch den Essener Energie- und Chemiekonzern RAG, wodurch die Evonik Industries AG entstanden ist. Änderungen der Unternehmenslandschaft der hessischen Chemischen und Pharmazeutischen Industrie in den o.g. Dimensionen sind in Hessen in den letzten Jahren seltener geworden. Das Beispiel Merck zeigt jedoch, dass die Branche weiterhin in Bewegung ist: So hat Merck unlängst sein Crop-Bio-Science Geschäft verkauft, da es nur wenig Anknüpfungspunkte zu den anderen Teilen von Merck hatte. Gekauft wurde hingegen der US-Laborausrüster Millipore, der unter dem Namen Merck Millipore eingegliedert wurde. Auch zukünftig ist mit Veränderungen in der Branche und deren Rückwirkungen (z.b. auf den hessischen Arbeitsmarkt) zu rechnen: So lässt die hohe Wettbewerbsintensität und speziell im Pharmabereich zudem die Kostendämpfung im Gesundheitswesen die Unternehmen fortwährend nach Kostensenkungspotenzialen suchen und erfordert gleichzeitig hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung, um sich gegen die Wettbewerber mit innovativen Produkten und verbesserten Produktionsverfahren behaupten zu können. Kehrseite der erheblichen Produktivitätszunahmen, die die Branche erzielen konnte, ist ein Rückgang der Beschäftigung. Besonders ausgeprägt stellt sich der Wettbewerb bei Grundchemikalien dar, welche in großen Anlagen hergestellt nahezu überall auf der Welt erhältlich sind. Hingegen sind Fein- und Spezialchemikalien seien es Klebstoffe, Additive, Lacke, Farben, Duftstoffe o. ä. und Pharmazeutika diesem Wettbewerbsdruck weniger ausgesetzt und werden zugleich als Wegbereiter für neue Anwendungsgebiete der Chemie angesehen. Die Chemieindustrie in Hessen 20