DER HOCH- SCHWARZWALD

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Transkript:

Roland Weis/Harald Riesterer DER HOCH- SCHWARZWALD VON DER EISZEIT BIS HEUTE Jan Thorbecke Verlag

Für die Schwabenverlag AG ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Maßstab ihres Handelns. Wir achten daher auf den Einsatz umweltschonender Ressourcen und Materialien. 2. Auflage 2017 Alle Rechte vorbehalten 2009 Jan Thorbecke Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern www.thorbecke.de Umschlagabbildung: Winterlandschaft von Karl Hauptmann, Privatbesitz (vorn); Trachtenträgerinnen, LKA; Bibliothek von St. Peter, PSS; Blick von der Breitnauer Höhe, row (hinten, von links nach rechts) Gestaltung: DOPPELPUNKT, Stuttgart Repro: Schwabenverlag AG, Ostfildern Druck: Firmengruppe APPL, Wemding Hergestellt in Deutschland ISBN 978-3-7995-1196-4

Danksagung 75 Danksagung 2009 erschien das Buch Der Hochschwarzwald in der Erstauflage. Acht Jahre später, 2017, ist es sehr erfreulich, dass dieses überaus umfassende, informative und fundiert recherchierte Buch neu aufgelegt wird. Einige Zeit schon war es vergriffen. Die Wirtschaftlichkeit einer Neuauflage musste im Vorfeld gesichert werden. Das wäre nicht möglich gewesen ohne zahlreiche Unterstützer und Sponsoren. Zunächst haben sich etliche Gemeinden des Hochschwarzwalds, wie bei der Erstauflage, nun wieder bereit erklärt, Bücher abzunehmen. Im Einzelnen haben sich folgende Gemeinden beteiligt: Bonndorf, Breitnau, Buchenbach, Eisenbach, Feldberg, Friedenweiler, Glottertal, Hinterzarten, Kirchzarten, Lenzkirch, Löffingen, Oberried, Schluchsee, St. Märgen, St. Peter, Titisee-Neustadt und Todtnau. Die Ortsgruppen Lenzkirch, St. Blasien und St. Märgen des Schwarzwaldvereins haben das Projekt ebenfalls wohlwollend unterstützt. Ebenso gebührt Dank dem Ingenieurbüro Schneider aus Görwihl, Thomas Pforte Sprechkunst aus Lenzkirch-Kappel, der Firma Atmos aus Lenzkirch und dem Kolleg St. Blasien. Schließlich konnte die großzügige Unterstützung der Badenova AG die Neuauflage garantieren. Selbstverständlich geht der Dank der Verfasser ebenso wie bei der ersten Auflage an die zahlreichen Unterstützer, ohne die ein so umfassendes Werk nicht erarbeitet werden könnte. Ein ganz besonderer Dank gilt Herrn Heinrich Graf, dem Leiter des Kreisarchivs beim Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, für seine geduldige und kompetente Hilfe bei der Bildrecherche und Herrn Andreas Wilts vom Fürstlich Fürstenbergischen Archiv in Donaueschingen. Ebenso ist den hilfsbereiten und sachkundigen Leitern der lokalen und regionalen Museen für ihre Unterstützung bei der Beschaffung von Illustrationen zu danken, speziell zu nennen Martin Vogelbacher vom Heimatmuseum in Neustadt, Josef Saier vom Klostermuseum in St. Märgen, Robert Rosenfelder vom Hans-Thoma-Museum in Bernau und Hauptamtsleiter Harald Heini aus Bonndorf. Dank gilt auch Paul Heer aus Lenzkirch, der seine private Sammlung historischer Fotos bereitwillig zur Verfügung gestellt hat, Jürgen Villinger, der Material aus dem Nachlass seines Vaters bereitstellte, sowie Hermann Nobs, dessen private Unterlagen über die Geschichte von Bubenbach sehr hilfreich waren. Für Hilfe bei der Bildbeschaffung ist außerdem zu danken Gerold Bächle, Karlheinz Bausch, Edelgard Bernauer und der lieben Monika Hofmeier. Wir hoffen sehr, dass dieses Buch den Leserinnen und Lesern zum Genuss wird. Die Geschichte, die Vielseitigkeit und der Reiz des Hochschwarzwalds sind in Schrift und Bild eindrücklich festgehalten.

8 6 Inhaltsverzeichnis Einleitung... 8 1. Kapitel: Vor unserer Zeit Geologie und Eiszeit... 12 Frühzeitliche Flora und Fauna... 18 und der Mensch?... 20 Siedlungen der Bronzezeit... 23 Spuren der Kelten... 27 Die Römerstraße durch den Hochschwarzwald... 32 Die Alamannen... 36 2. Kapitel: Siedlungsanfänge Alamannische Siedlungen... 40 Von den Alamannen zu den Franken... 46 Die Anfänge von St. Blasien... 50 Benediktiner durchdringen den Wald... 56 Bräunlingen auf dem Höchst... 61 3. Kapitel: Die innere Erschließung Das Bergrecht des Baseler Bischofs... 68 Der Weilersbacher Weg... 71 Vorderstraß und Hinterstraß... 77 Kloster auf dem Wald: St. Peter und St. Märgen... 82 Die Falkensteiner und Breitnau... 88 Die Edlen von Honvirst... 93 Das Kloster Friedenweiler... 101 Vom Slocse zum Titunsee... 106 4. Kapitel: Herrschaft auf dem Wald Die Erben der Zähringer... 114 Fürstenberg 550 Jahre Macht... 120 Raubritter und Edelmänner... 124 Der lokale Adel... 134 Herrensitz und Räuberschlössle... 145 Im Reich der frommen Brüder... 164 5. Kapitel: Die Untertanen Vom Zehnten, den Fronen und dem Fall... 178 Der Bauernkrieg... 185 Hexen, Moritaten, Galgenstrick... 194 Gottesdienst Gotteshaus Gottesacker... 204 Hinter Klostermauern... 215

Inhaltsverzeichnis 79 6. Kapitel: Alltag auf dem hohen Wald Auf der Scholle... 222 In dunklen Wäldern... 223 Die Waldberufe... 241 Schatz in der Tiefe... 249 Von Schenken, Herbergen und Wirtshäusern... 259 Kleiderordnung... 265 7. Kapitel: Handwerkskunst und Kunsthandwerk Die Uhr tickt... 270 Glasbläser und Glasträger... 279 Es klappert die Mühle... 286 Nachmachen und Selbermachen... 294 Liebliche Klänge... 305 Wahre Künstler (Maler, Schnitzer, Dichter, Baumeister)... 309 8. Kapitel: Spielball der Politik Plündern, Morden, Marodieren... 320 Napoleon und die Folgen... 330 Die Badische Revolution... 341 Höhere Mächte: Von einem Unglück ins Nächste... 349 Der Staat und seine Schäfchen... 361 Die Welt rückt näher... 368 9. Kapitel: Industrialisierung Die Eisenbahn kommt... 374 Aus kleinsten Anfängen... 383 Die Staatsfabrik... 388 Die Uhrenindustrie... 393 Ein Rädchen greift ins andere... 399 Holz und Papier... 402 Die Spezialisten... 407 Drei Pioniere der Lüfte... 413 10. Kapitel: Der Weg in die Gegenwart Zwei Weltkriege... 418 Es werde Licht... 430 Sommerfrischler und Wintersportler... 444 Auto, Zug und Landschaft... 459 Das Ende des Dorfes... 464 Anhang Entwicklung der Einwohnerzahlen... 469 Bibliografie... 470 Bildquellen... 472 Personenregister... 472

10 8 Einleitung Eine zusammenhängende Geschichte des Hochschwarzwaldes von den Anfängen bis heute ist bisher noch nicht geschrieben und veröffentlicht worden. Dafür gibt es viele Gründe, ein nicht unwesentlicher dürfte sein, dass der Hochschwarzwald als Region gar nicht so genau definiert ist, wie man eigentlich meinen sollte. Geologisch treffen hier verschiedene Gesteinsschichten und erdgeschichtliche Epochen aufeinander. Geografisch gesehen entspricht der Hochschwarzwald jener aus dem Südschwarzwald herausragenden Insel des Feldbergmassivs mit all seinen südlichen, östlichen und nördlichen Ausläufern. Aber wo enden diese genau? Auch politisch ist der Hochschwarzwald alles andere als ein geschlossenes Gebilde. In dem, was wir geografisch zum Hochschwarzwald zählen, stoßen heute die politischen Grenzen von gleich fünf Landkreisen zusammen, von denen der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald mit Hinterzarten, Breitnau, St. Märgen, St. Peter, Titisee-Neustadt, Lenzkirch, Schluchsee, Eisenbach, Friedenweiler und Löffingen den größten Teil des Hochschwarzwaldes für sich beansprucht. Wobei Löffingens Zugehörigkeit zum Hochschwarzwald wiederum in scharfem Konflikt mit der gleichzeitigen Zuordnung Löffingens zur Landschaft der Baar steht. Aber auch der Kreis Waldshut, zu dem Bonndorf, Grafenhausen, Menzenschwand, Bernau, Häusern und St. Blasien gehören, umfasst ein wichtiges Stück des Hochschwarzwaldes. Der Landkreis Lörrach reicht mit den Todtnauer Ortsteilen Fahl und Todtnauberg bis auf den Gipfel des Feldberges, der Landkreis Emmendingen kommt mit den Gemarkungen von Waldkirch (an der Südseite des Kandels) und Simonswald (bei St. Märgen) bis in den Hochschwarzwald, und der Schwarzwald-Baar-Kreis berührt und betritt den Hochschwarzwald bei Unterbränd und vom Bregtal aus bei Hammereisenbach. Überhaupt war der Hochschwarzwald in seiner ganzen Geschichte nie eine politische Einheit. Schon früh verliefen hier die Grenzen konkurrierender Herrschaften, seien es Zähringen, Fürstenberg, St. Gallen, Schaffhausen, Sickingen, St. Blasien oder andere regionale Akteure. Am ehesten noch bildet der Hochschwarzwald eine ethnologische Einheit, in dem Sinne, dass seine Bewohner sich eben als Hochschwarzwälder fühlen. Und wer sich nicht als solcher fühlt, der ist auch keiner. Man fühlt und denkt wie ein Hochschwarzwälder, wenn man in Eisenbach wohnt, aber nicht mehr, wenn man in Hammereisenbach lebt. In Oberbränd ja, in Unterbränd nein. In Grafenhausen ja, in Ühlingen-Birkendorf nein. In Bonndorf ja, in Wellendingen nein. Östlich vom Hirschsprung ja, westlich davon nein. Ungefähr so sind die mentalen Grenzlinien. So ist der Hochschwarzwald, von dem hier die Rede ist und dessen Geschichte hier ausgebreitet werden soll, eine gefühlte Region, deren für dieses Buch angenommene Grenzen wie folgt umrissen seien: im Westen eine gerade Linie von St. Peter quer durch das Dreisamtal über Oberried bis Todtnau; im Süden ein Bogen von Todtnau über Bernau bis St. Blasien, Häusern und Grafenhausen; im Osten eine asymmetrische Spitze von Grafenhausen über Bonndorf und Unadingen bis etwa zum Kirnbergsee; im Norden ab Höhe Kirnbergsee das Bregund dann das Urachtal bis hinauf zur Kalten Herberge an der B 500, von dort eine gedachte Linie bis hinüber nach St. Peter. Alles, was sich im Rechteck innerhalb dieser imaginären Linien befindet, ist in der vorliegenden Untersuchung dem Hochschwarzwald zugeschlagen. Dabei sind die Ränder oft fließend, speziell da, wo durch die Täler die logischen Einfallwege der Besiedlungsgeschichte vorgegeben sind, also im Dreisam-, Glotter-, Breg-, Wutach-, Alb- und Wiesental. Die Quellen- und Literaturlage für eine historische Gesamtdarstellung dieser Region ist keineswegs schlecht. Klöster, Fürstenhäuser und Adelsgeschlechter haben einiges hinterlassen, ebenso die Pfarreien und politischen Gemeinden. Für fast alle Gemeinden des Untersuchungsgebietes existieren Ortschroniken, vielfach auch für einzelne Ortsteile. Ergänzend kommen Höfechroniken und spezialisierte Einzeluntersuchungen hinzu, wie etwa über bestimmte Handwerkszweige (Uhrmacherei, Glasbläserei, Geigenbau) oder über Wirtschaftszweige (Bergbau, Forst, Landwirtschaft, Tourismus etc.). Im Sinne einer leichten und flüssigen Lesbarkeit ist im Fließtext auf einen wissenschaftlichen Fußnoten- und Anmerkungsapparat verzichtet worden. Das ausführliche Literaturverzeichnis im Anhang gibt Auskunft über die verwendeten Schriften. Da, wo Passagen aus dieser Sekundärliteratur wörtlich

11 Einleitung 9 oder dem Sinne nach im Fließtext aufgegriffen werden, sind stets auch Hinweise auf den oder die Verfasser eingeflochten. Analog wird verfahren bei der Verwendung von Urkundentexten. Eine eigene intensive Quellenforschung hat der Verfasser nicht betrieben. Alle Materialien, die hier zur Auswertung kamen, sind andernorts bereits gesichtet, gewürdigt und interpretiert. Was in der Sekundärliteratur in den meisten Fällen aber fehlt, nämlich die Systematisierung, die Lokalgrenzen überschreitende Sicht, der interdisziplinäre Abgleich, die logische Verknüpfung von Einzelerkenntnissen, das ist hier versucht worden. Vor allem ist über den Urkundenbeweis und den archäologischen Beleg hinaus auch der interdisziplinäre Indizienbeweis zu Rate gezogen worden, etwa die Namensforschung, wenn es darum ging, weiße Flecken der Forschung mit plausiblen Theorien zu füllen. Möglichst alle im Raum stehenden Theorien, Vermutungen und Spekulationen zur Bevölkerungs-, Siedlungs- und Herrschaftsgeschichte werden dem Leser vorgestellt und bewertet. Auf diese Weise kommen auch einige neue Schlussfolgerungen zustande, so zum Beispiel im Hinblick auf die frühe Besiedlungsgeschichte und Verkehrserschließung des Hochschwarzwaldes oder auf Geschichte und Verbleib einzelner Adelsgeschlechter. Das vorliegende Buch wäre nicht möglich gewesen ohne die umfangreiche und gründliche Vorarbeit lokaler Autoren. Ihre Orts- und Höfechroniken bildeten die ergiebigsten Fundgruben und lieferten die wichtigsten Puzzlestücke, um das gesamte Bild von der Geschichte des Hochschwarzwaldes zusammenzusetzen. Ganz besonders sind zu nennen die Herausgeber und Verfasser der Hinterzartner Schriftenreihe, stellvertretend Ekkehard Liehl, desweiteren die umfangreichen Werke des Löffinger Heimatforschers Emil Ketterer, die Höfechroniken von Helmut Heizmann und Klaus Weber, die schier unerschöpfliche Neustadt-Chronik von Pfarrer Walter Göbel, August Vetters profundes Werk über die Geschichte des Feldberges, die wissenschaftlichen Darstellungen der Klostergeschichten von St. Blasien durch Hugo Ott und St. Peter durch Hans- Otto Mühleisen sowie der reiche Fundus, den Franz Fettinger, Mathä Kleiser und andere mit den Heimatgeschichten von Eisenbach und Schollach hinterlassen haben. Dies ist nur eine kleine Auswahl. Es gibt darüber hinaus sehr viele und teilweise sehr alte Veröffentlichungen, die längst verschüttete Kenntnisse bergen. Zum Beispiel die Reiselfingen- Chronik des Dorflehrers Theodor Laubenberger aus dem Jahr 1912 oder Joseph Rombachs Geschichte von Lenzkirch aus dem Jahre 1843. Eine weitere, schier unerschöpfliche Quelle hat zwischen 1921 und 1927 der Neustädter Ratsschreiber Karl Hofmeyer mit seinen Heimatblättern hinterlassen. Die Überlegung, wie eine solche Chronik des Hochschwarzwaldes am attraktivsten und nutzbringendsten zu illustrieren wäre, hat schließlich zur jetzt vorliegenden Form geführt. Die farbigen Panoramakarten und Detailreliefs aus der Feder von Harald Riesterer sollen Epochen und Ereignisse anschaulich machen, lokale und regionale Zusammenhänge aufzeigen und immer wieder daran erinnern, dass und wie die komplexe Geografie des Hochschwarzwaldes viele geschichtliche Entwicklungen vor- und mitbestimmt hat. Mit den Zeichnungen und Skizzen wird der Versuch unternommen, Architektur von Burgen, Städten, Höfen und anderen Anlagen, altes Handwerk und frühe Wirtschaftszweige zu veranschaulichen, mithin den Lebensalltag aus einer Zeit ins Bild zu setzen, in der es noch keine moderne Fotografie gab. Die ergänzenden Fotos aus den letzten 150 Jahren bis in die Gegenwart zeigen mehr oder weniger das, was aus der Vergangenheit heute noch zu sehen ist, oder sie dokumentieren, auf welche Weise man dieser Vergangenheit auf die Spur gekommen ist. Bei alledem und bei aller wissenschaftlichen Sorgfalt, welche der Verfasser walten ließ, galt es stets, ein wichtiges Motiv nie aus den Augen zu verlieren: Diese Geschichte des Hochschwarzwaldes sollte ein Lesebuch werden, ein unterhaltsames und kurzweiliges Nachschlagewerk, in welchem Geschichten erzählt werden, die Geschichte erzählen. Ein Buch, nach dem nicht nur Historiker und interessierte Laien greifen, sondern das jeden Freund dieser Landschaft freut und unterhält, den Einheimischen ebenso wie den Besucher und Feriengast.