Fachinformation Sozialwissenschaften für den Abiturjahrgang 2017 Stand: 27.10.2016 (KL) 1 Umfang und Bedeutung des Faches Sozialwissenschaften in der gymnasialen Oberstufe Das Fach Sozialwissenschaften kann in der gymnasialen Oberstufe am Ville-Gymnasium von Jgst. 10/EF bis Jgst. 12/Q2 als Grundkurs mit einem Unterrichtsumfang von drei Wochenstunden gewählt werden. Mit dem Fach Sozialwissenschaften kann die Belegungspflicht im Aufgabenfeld 2 (Gesellschaftswissenschaften) erfüllt werden. Bei in der Qualifikationsphase durchgehend schriftlicher Belegung kann das Fach Sozialwissenschaften als drittes oder viertes Abiturfach gewählt werden. Die Abiturprüfung erfolgt im dritten Abiturfach in Form einer dreistündigen Abiturklausur und ggf. einer zusätzlichen mündlichen Prüfung, im vierten Abiturfach besteht die Prüfungsleistung in einer mündlichen Prüfung von 20 30 Minuten Dauer. Für Schüler/innen, die das Fach Sozialwissenschaften nicht zumindest in der Jgst. 11/Q1 belegen (nur als fortgeführte Belegung im Folgekursprinzip möglich), besteht die Verpflichtung zur Teilnahme am Zusatzkurs Sozialwissenschaften in der Jgst. 12/Q2 mit einem Unterrichtsumfang von drei Wochenstunden. Die Ergebnisse aus mindestens zwei belegten Halbjahreskursen (gewählter Grundkurs oder Zusatzkurs) gehen in den Block I der Gesamtbewertung des Abiturs ein; insgesamt können bis zu vier Halbjahresergebnisse aus Grundkursen in die Gesamtbewertung eingebracht werden. 2 Ziele und Inhalte des Unterrichts im Fach Sozialwissenschaften Die Sozialwissenschaften beschäftigen sich mit der Untersuchung politischer, ökonomischer und soziologischer Fragestellungen, Strukturen, Entwicklungen und Phänomene, die jeder Staatsbürger kennen und durchschauen sollte, um aktiv an der Gestaltung seiner persönlichen Lebensbedingungen und an der Weiterentwicklung unseres Gemeinwesens mitwirken zu können. Dabei kommt den Sozialwissenschaften als Integrationswissenschaft eine besondere Bedeutung zu: Indem die Perspektiven der einzelnen wissenschaftlichen Hauptdisziplinen Politologie, Ökonomie und Soziologie zunehmend miteinander in Verbindung gesetzt werden, ergibt sich im Unterricht ein komplexes Bild unserer Wirklichkeit, das die Schüler/innen auf der Basis fundierter Fachkenntnisse in die Lage versetzt, sich über aktuelle Fragen unserer Gegenwart ein eigenes, argumentativ untermauertes Urteil zu bilden. Neben der inhaltlichen Erarbeitung aktueller Fragestellungen des öffentlichen Diskurses ist die Einübung und Anwendung allgemeiner und fachspezifischer Methoden ein weiterer wesentlicher Bestandteil des Unterrichts. Exemplarisch können hier Modell-, Begriffs- und Kategorienbil-...2
dung, Methoden der empirischen Sozialforschung (Erhebung, Verarbeitung und Interpretation statistischer Daten) sowie unterschiedliche Erkenntnismethoden (Analyse, Hermeneutik, Theoriebildung etc.) genannt werden. 3 Das Kursprogramm im inhaltlichen Überblick Grundlage für die inhaltliche Ausgestaltung des sozialwissenschaftlichen Unterricht in der gymnasialen Oberstufe sind die Vorgaben des Kernlehrplanes (KLP) 1. Die im Unterricht zu behandelnde Obligatorik umfasst die Gesamtheit der im Kernlehrplan formulierten Kompetenzerwartungen, die sich einerseits aus Kompetenzbereichen (Prozessen) und andererseits aus Inhaltsfeldern (Gegenständen) zusammensetzen. 2 Zusätzlich ordnet das MSW den Inhaltsfeldern jahrgangsspezifische sog. Fokussierungen 3 (Abiturvorgaben) zu, die eine die Obligatorik ergänzende Konkretisierung der zu erarbeitenden Unterrichtsinhalte darstellen. Für den Grundkurs Sozialwissenschaften erstellt die Fachkonferenz anhand des KLP und der jahrgangsspezifischen Abiturvorgaben ein schulinternes Curriculum 4, in dem die zu erarbeitenden Unterrichtsinhalte unter Berücksichtigung der Kompetenzbereiche im Rahmen von Unterrichtsvorhaben konkretisiert und den einzelnen Jahrgangsstufen zugeordnet werden. In den Zusatzkursen des Faches Sozialwissenschaft wählen die Fachlehrkräfte unter besonderer Berücksichtigung der Interessen der Schüler/innen aus allen drei Teildisziplinen verschiedene aktuelle und relevante inhaltliche Schwerpunkte des Kernlehrplanes aus. Unter der Zielvorstellung einer erweiterten politischen, ökonomischen und soziologischen Grundbildung der Schülerinnen und Schüler zum Zeitpunkt der allgemeinen Hochschulreife werden alle vier Kompetenzbereich des Faches angemessen berücksichtigt. 5 Die folgende Übersicht zeigt das Kursprogramm des Grundkurses. Unterrichtsvorhaben, die die Obligatorik des Kernlehrplanes ergänzen, sind kursiv dargestellt; fakultative Unterrichtsvorhaben sind zusätzlich unterlegt. Die durch jahrgangsbezogene Abiturvorgaben (Fokussierungen) ergänzten inhaltlichen Schwerpunkte sind farblich hervorgehoben. Die mit * gekennzeichneten Unterrichtsvorhaben sind im Curriculum 4 exemplarisch konkretisiert. 1 2 3 4 5 Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Kernlehrplan für die Sekundarstufe II Gymnasium/Gesamtschule in Nordrhein-Westfalen Sozialwissenschaften und Sozialwissenschaften/Wirtschaft. Frechen 2013. Vgl. KLP, Kap. 2. Verfügbar als Download auf der Internetseite des MSW. Verfügbar als Download auf der Internetseite des Ville-Gymnasiums. Vgl. KLP, S. 14.
3.1 Jahrgangsstufe 10/EF Inhaltsfeld 1: Marktwirtschaftliche Ordnung Inhaltsfeld 2: Politische Strukturen, Prozesse und Partizipationsmöglichkeiten Inhaltsfeld 3: Individuum und Gesellschaft Inhaltsfeld 1: Marktwirtschaftliche Ordnung Inhaltsfeld 3: Individuum und Gesellschaft * Wohlstand für alle oder Reichtum für wenige? (Wie) Funktioniert unser Wirtschaftssystem? Politikverdrossenheit und Wahlenthaltung findet Politik bald ohne den Bürger statt? Welche Bedeutung hat die Schule als Sozialisationsinstanz? Wandel in der Arbeitswelt wie sollen wir unsere Berufswahl treffen? Rolle der Akteure in einem marktwirtschaftlichen System Ordnungselemente und normative Grundannahmen Marktsysteme und ihre Leistungsfähigkeit Wettbewerbs- und Ordnungspolitik Verfassungsgrundlagen des politischen Systems Kennzeichen und Grundorientierungen von politischen Parteien sowie NGOs Sozialisationsinstanzen Individuelle Zukunftsentwürfe sowie deren Norm- und Wertgebundenheit Verhalten von Individuen in Gruppen Identitätsmodelle Rollenmodelle, Rollenhandeln und Rollenkonflikte Strukturfunktionalismus und Handlungstheorie Soziologische Perspektiven zur Orientierung in der Berufs- und Alltagswelt...4
3.2 Jahrgangsstufe 11/Q1 Inhaltsfeld 4: Wirtschaftspolitik * Wie viel Staat verträgt die Wirtschaft? Legitimation staatlichen Handelns im Bereich der Wirtschaftspolitik Zielgrößen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland Qualitatives Wachstum und nachhaltige Entwicklung Konjunktur- und Wachstumsschwankungen Wirtschaftspolitische Konzeptionen Bereiche und Instrumente der Wirtschaftspolitik Wirtschaftspolitische Konzeptionen: Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Arbeitslohn und seiner gesellschaftlichen Bedeutung Inhaltsfeld 6: Strukturen sozialer Ungleichheit, sozialer Wandel und soziale Sicherung Bedeutet soziale Ungleichheit auch soziale Ungerechtigkeit? Erscheinungsformen und Auswirkungen sozialer Ungleichheit Sozialer Wandel Modelle und Theorien gesellschaftlicher Ungleichheit Sozialstaatliches Handeln Erscheinungsformen und Auswirkungen sozialer Ungleichheit: aktuelle Tendenzen der Prekarisierung von Arbeits- und Lebensverhältnissen Inhaltsfeld 2 (Vertiefung): Politische Strukturen, Prozesse und Partizipationsmöglichkeiten Mehr Demokratie wagen? Formen, Bedingungen und Möglichkeiten der politischen Partizipation in staatlichen und überstaatlichen demokratischen Systemen Partizipationsmöglichkeiten in der Demokratie Demokratietheoretische Grundkonzepte Gefährdungen der Demokratie...5
3.3 Jahrgangsstufe 12/Q2 Inhaltsfeld 5: Europäische Union Quo vadis Europa? Chancen und Risiken des Europäischen Integrationsprozesses EU-Normen, Interventions- und Regulationsmechanismen sowie Institutionen Historische Entwicklung der EU als wirtschaftliche und politische Union Europäischer Binnenmarkt Europäische Integrationsmodelle Strategien und Maßnahmen europäischer Krisenbewältigung Europäische Integrationsmodelle: Perspektiven einer vertieften und erweiterten Europäischen Union Strategien und Maßnahmen europäischer Krisenbewältigung: Auseinandersetzungen über die Staatsverschuldung, die Schuldenbremse, alternative Bewältigungsmöglichkeiten Inhaltsfeld 7: Globale Strukturen und Prozesse * Kooperation oder Konfrontation? Friedenssicherung und Handel in Zeiten zunehmender Globalisierung Internationale Friedens- und Sicherheitspolitik Beitrag der UN zur Konfliktbewältigung und Friedenssicherung Internationale Bedeutung von Menschenrechten und Demokratie Merkmale, Dimensionen und Auswirkungen der Globalisierung Internationale Wirtschaftsbeziehungen Wirtschaftsstandort Deutschland Merkmale, Dimensionen und Auswirkungen der Globalisierung: Rolle des IWF als Akteur in internationalen Wirtschaftsbeziehungen