Standardlastprofile und Grünstrom-Integration Vortragsreihe Neue Entwicklungen auf den Energiemärkten 07.04.2014, Berlin
Vortragsreihe der Energiewirtschaft WS 13/14 Leitfrage Welche Anreize haben die Vertriebe unter den gegebenen Verfahren für SLPKunden eine Koppelung von Grünstromerzeugung und flexiblen Verbrauchern zu schaffen? 1
Vortragsreihe der Energiewirtschaft WS 13/14 Gliederung 1. Standardlastprofilverfahren 2. Auswirkungen auf den Vertrieb ------------------------------------------------------1. Integrationsstrategien für Grünstrom 2. Chancen und Risiken der Marktakteure 2
Stromlieferung und Abrechnung Strombezug SLP-Kunde 12 Vertrieb 10-2 VNB Abweichung ÜNB 2 Differenzbilanzkreis Ausgleichsenergie 3
Fahrplan und Abweichungen der SLP- Kunden im Verteilnetz der Stromnetz Berlin GmbH vom 02.01.2013 1.400 1.200 Mehr Last = VNB streckt fehlende Energie bilanziell vor = Inrechnungstellung 1.000 Leistung in MW 800 600 400 200 0 00:00 02:00 04:00 06:00 08:00 10:00 12:00 14:00 16:00 18:00 20:00 22:00-200 Quelle: Stromnetz Berlin Zeit in 1/4 Stunden- Intervallen Weniger Last = VNB nimmt überschüssige bilanziell Energie auf = Kompensationszahlung 4
Ausgleich von Mehr- und Mindermengen Abweichungen zum echten Jahresverbrauch der Kunden müssen nach Vorliegen von Ablesewerten ausgeglichen werden Netzbetreiber sind verpflichtet, auf Grundlage der monatlichen Marktpreise einen einheitlichen Preis zu ermitteln und zu veröffentlichen 8 Monatspreise für MuM- Mengen 2007-2013 7 6 Preis in ct/kwh 5 4 3 2 1 Quelle: Stromnetz Berlin 0 Januar 2007 Januar 2008 Januar 2009 Januar 2010 Januar 2011 Januar 2012 Januar 2013 5
Synthetisches Verfahren Grundsätzliche Vorgehensweise ( Bottom-Up ) Skalierung des Normlastprofils auf den prognostizierten Jahresverbrauch jedes einzelnen Kunden Damit ergibt sich für jeden Lieferanten ein Summenlastprofil (Im Regelfall) keine unterjährliche Anpassung des Profils Vertrieb kauft dem Fahrplan entsprechend ein Ausgleich von Mehr- und Mindermengen Differenzmengen wurden vom Netzbetreiber geliefert bzw. aufgenommen Abrechnung erfolgt an Jahresende zwischen Netzbetreiber und Lieferanten Keine Abweichungen für Vertrieb Kosten des Differenzbilanzkreises in Netzentgelten (Pauschalierung) Quelle: E-Bridge 6
Vortragsreihe der Energiewirtschaft WS 13/14 Analytisches Verfahren Grundsätzliche Vorgehensweise ( Top-Down ) Tägliche Ermittlung der analytischen Lastprofile nach der Lieferung an den Kunden Ermittlung der Restlastkurve (analytisches Lastprofil) im Verteilnetz Übermittlung der neue Restlastkurve anteilig an Vertriebe Aufteilung der prozentualen Restlastkurve auf die (Kunden-) Gruppen à Vertrieb muss täglich Prognosen erstellen und Profil anpassen Ausgleich von Mehr- und Mindermengen Gesamtmenge der gelieferten Energie ist durch Ermittlung der Restlastkurve bereits ausgeglichen MuM-Mengenabrechnung ist ein Ausgleich zwi. den Lieferanten, Differenzbilanzkreis ist Null Vertrieb trägt Risiko und Kosten von Abweichungen Quelle: E-Bridge 7
Temperaturabhängiges Verfahren Anwendung bei temperaturabhängigen Verbrauchseinrichtungen Nachtspeicherheizungen Wärmepumpen Fehlender Durchmischungseffekt wie bei normalen SLP-Kunden VNB veröffentlich temperaturabhängige Lastprofile (TLP) und repräsentative Temperaturmessstellen Lieferant muss täglich Liefermengen entsprechend der Temperaturprognose kurzfristig anpassen Normierungsfaktor 5,0 4,5 4,0 3,5 3,0 2,5 2,0 1,5 1,0 0,5 TLP für Speicherheizung der Stromnetz Berlin -15 C + 17 C 0,0 00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 Quelle Stromnetz Berlin 8
Auswirkung der SLP s auf den Vertrieb Synthetisches Verfahren Für Vertrieb ist die Lastprognose einfach (reine Addition) Analytisches Verfahren Für Vertrieb ist die Lastprognose aufwendiger (täglich neu) Netzbetreiber trägt das Risiko der (zumeist) temperaturbedingten Abweichungen Netzbetreiber zahlt Arbeitspreis der Ausgleichsenergie Vertrieb hat kein Kostenrisiko und daher keinen Anreiz die Abweichung zu minimieren Vertrieb muss temperaturbedingte Schwankungen prognostizieren Vertrieb zahlt Arbeitspreis der Ausgleichsenergie Vertrieb kann Fahrplanabweichungen kostenoptimal korrigieren (z.b. Kauf/ Verkauf am Spot-Markt) Vertrieb hat nur beim analytischen Verfahren die Möglichkeiten und Anreize Abweichungen auszugleichen 9
Vortragsreihe der Energiewirtschaft WS 13/14 Gliederung 1. Standardlastprofile 2. Auswirkungen auf den Vertrieb ------------------------------------------------------1. Integrationsstrategien für Grünstrom 2. Chancen und Risiken der Marktakteure 10
Marktintegration über die Börse Anlagenbetreiber SLP-Kunde Börse Vertrieb Graue Energie & schwankende Preise, fehlende Marktorientierung VNB ÜNB 11
Marktintegration über DVM Anlagenbetreiber Flexibilitätserhöhung, verbesserte EE-Integration Wind-Prognosegüte, IT- und Datenaufwand SLP-Kunde Vertrieb + + weitere Flexibilisierungsoptionen Eigene PV-Anlage (PV-) Batteriespeichersystem Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) Abschaltbare Verbraucher Elektrofahrzeuge VNB ÜNB 12
Vortragsreihe der Energiewirtschaft WS 13/14 Beispiel: Mittwoch, der 02.01.2013 Differenzbilanzierung vom 02.01.2013 der Stromnetz Berlin GmbH 60 Tagesmitteltemperatur = 4 Konstante Windeinspeisung ca. 1 MW Windflaute 40 TLP für Speicherheizung bei 4 0 00:00-20 3 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00-40 - 60-80 - 100-120 Zeit in 1/4- Stunden Intervallen Mehr Last als prognostiziert zwi. 0 10 Uhr & 14 24 Uhr à Ausgleich über Regelenergie Normierungsfaktor Leistung in MW 20 Flexibilitätspotential 2 2 1 1 0 00:00 04:00 08:00 12:00 16:00 20:00 Zeit in 1/4- Stunden Intervallen Abschaltbare Last läuft zwi. 0 10 Uhr & 14 16 Uhr & 22 24 Uhr 13
Folgen für den Versorger Wettbewerbsvorteil durch neue Vermarktungsstrategien Kostenersparung durch erhöhte Prognosequalität Kosteneinsparung durch Minimierung der Abweichung Flexibilisierungsoptionen für weitere Systemdienstleistungen Rechtssicherheit (EE-Anteil, Prognosegüte) Notwendigkeit neuer SLP s (z.b. windabhängiger SLP s) Flexibilisierungskosten > Ausgleichsenergiekosten / Spot-Marktpreise Erhöhung der Komplexität (IT, Management, Daten) Marktakteurübergreifende Kommunikations- und Organisationsprozesse Benachteiligung kleiner Versorger 14
Folgen für weitere Marktakteure EE-Betreiber: gesicherte, mehr Abnahme durch Flexibilisierung Netzbetreiber: Verringerung von Spannungsschwankungen, Vorhaltung von weniger Regelenergie Endkunden: Grünes Gewissen, geringere Umlage und Steuern, Teilhabe an Netzstabilisierung, geringere Stromkosten EE-Betreiber: Hohe kurzfristige Börsenpreise können nicht genutzt werden. Häufiges Abregeln durch den Vertrieb Netzbetreiber: erhöhter Aufwand für Datenweitergabe, Kontroll- und Einflussverlust Endkunde: Einschnitt in Versorgungssicherheit, Datensicherheit, Kontrollverlust 15
Vortragsreihe der Energiewirtschaft WS 13/14 Ergebnisse / Zusammenfassung Die unterschiedlichen SLP Verfahren bieten unterschiedliche Anreize für die Verminderung von Bilanzkreisabweichungen Analytisches Verfahren ist volkswirtschaftlich vorteilhafter Erneuerbare Energien und neue Technologien beeinflussen negativ die Prognosegüte, bieten jedoch Flexibilisierungschancen Kopplung von Grünstromerzeugung und flexiblen Verbrauchern kann wachsende Bedeutung im Vertriebs- und Marketingprozess der Lieferanten spielen Neue Organisationsprozesse notwendig (Informationsund Kommunikationsprozesse, Datenverwaltung, Tarifstrukturen etc.) 16
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit Ihre Meinung ist gefragt: Fragen! Könnten oder sollten Stromlieferanten einen entscheidenden Beitrag für die Grünstromintegration leisten? Sind Sie somit eine Schlüsselfigur in der Energiewende? 17
Quellen A. Gerblinger, Entwicklung und Evaluation von neuen Standardlastprofilen für Haushaltskunden, 13.Symposium Energieinnovation, 12.-14. Februar 2014, TU Grad, Österreich W. Nick für E-Bridge, Lastprofile im Strombereich: Belieferung von Kunden ohne Leistungsmessung, Düsseldorf, Euroforum-Konferenz, 15. Juni 2005. Monitoringbericht 2013, Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen Stromnetz Berlin, diverse tagesbezogene Daten (TLP, Differenzierungsbilanz, Fahrplan) sowie Mehr- und Mindermengenpreise, http://www.stromnetz-berlin.de/de/index.htm [Zugriff am 06.04.2014] 50 Hertz, Verlauf EEG-Stromeinsparung, http://www.50hertz.com/de/167.htm [Zugriff am 06.04.2014] Diverse Unterlagen von Prof. Dr. Erdmann 18