Der klimafreundliche Diesel: Ende eines Mythos

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Transkript:

Der klimafreundliche Diesel: Ende eines Mythos Der Dieselantrieb im Pkw-Bereich ist massiv unter Druck geraten. Vor mehr als zwei Jahren wurde nach Ermittlungen und eingeleiteten Rechtsschritten der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA der systematische Betrug bei der Abgasreinigung von Modellen des deutschen Herstellers Volkswagen einer breiten Öffentlichkeit bekannt. In den nachfolgenden Monaten wurde deutlich, dass auch andere Hersteller illegale Abschalteinrichtungen nutzen, um Abgastests der Zulassungsprüfungen bestehen zu können, während die Emissionen gesundheitsschädlicher Stickoxidemissionen im realen Fahrbetrieb um ein Vielfaches darüber liegen. Parallel dazu hat sich die Diskussion um die Einhaltung der EU-weit geltenden Luftqualitätsstandards zugespitzt. Dieselfahrzeuge sind Hauptursache für die in vielen Städten zu verzeichnenden Überschreitungen der Immissionsgrenzwerte für Stickstoffdioxid. Dennoch oder gerade deshalb betonen Hersteller wie Politik immer wieder und verstärkt, die Dieseltechnologie sei unerlässlich, um die Klimaschutzvorgaben im Pkw-Segment einhalten zu können. Ein Verzicht auf den Diesel führe automatisch zum Anstieg der CO2-Emissionen aus der Pkw-Flotte, so die Schlussfolgerung. Dieses Papier zeigt, dass diese Behauptung falsch ist. Stoßen Dieselfahrzeuge tatsächlich spürbar weniger CO2 aus als Benziner? Nein, die offiziellen durchschnittlichen CO2-Emissionen von Benzin- und Diesel-Pkw liegen seit über zehn Jahren Kopf an Kopf. Seit 26 liegt der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Benzin-Pkw sogar oft unter dem Diesel-Durchschnitt. Während im Jahr 21 Dieselwagen im Schnitt noch einen CO2-Vorteil von knapp 1% gegenüber Benzin-Pkw hatten, betrug die Differenz im Jahr 216 nur noch 1%: Die durchschnittlichen CO2-Emissionen für Diesel-Pkw lagen im Jahr 216 bei 126 Gramm pro Kilometer (g/km), die für Benziner bei 127 g/km. Ein aktuelles Hintergrundpapier 1 des unabhängigen International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt, dass Dieselwagen keinen nennenswerten Vorteil beim Klimaschutz aufweisen. Zwar stoßen Diesel- Pkw bei gleicher Motorisierung bis zu 15% weniger CO2 aus als Benziner. Jedoch werden die Effizienzvorteile bei Dieselmotoren häufig durch eine höhere Motorleistung und ein höheres Gewicht der Dieselfahrzeuge aufgezehrt. Laut ICCT ist die Abweichung zwischen den offiziellen Herstellerangaben zu CO2-Emissionen im Vergleich zum CO2-Ausstoß im realen Alltagsbetrieb bei Dieselwagen zudem höher als bei Benzinern. Sprich: der mögliche Vorteil von Diesel-Pkw gegenüber Benzinern außerhalb des Prüflabors verpufft. Die ICCT-Studie verweist außerdem darauf, dass verbrauchsreduzierende Technologien (z.b. Direkteinspritzung), die bei Dieselmotoren seit Jahren eingesetzt werden, immer häufiger Anwendung in Benzinfahrzeugen finden. Auch diese Entwicklung trägt dazu bei, dass der Diesel seinen CO2-Vorteil gegenüber Benzin-Pkw verloren hat.

CO2-Emissionen (g/km) 2 2 18 16 14 12 1 8 185 g/km 167 g/km 127 g/km (-31% ggü. 21) 126 g/km (-25% ggü. 21) 6 4 2 21 22 23 24 25 26 27 28 29 21 211 212 213 214 215 216 Abbildung 1 Jährliche Durchschnittswerte der CO2-Emissionen von neuen Benzin- und Diesel-Pkw ( 2 ) Diesel-Pkw: Wachsende Motorisierung, höhere CO2-Emissionen, steigende Preise Sowohl absolut als auch im Vergleich zum Benzin-Pkw steigen Leistung und Gewicht von Diesel-Pkw seit Jahren. So lag die Motorleistung von Diesel-Pkw im Vergleich zum Benziner im Jahr 21 um knapp 5% höher: Im Jahr 216 hatte die durchschnittliche Motorleistung eines Diesels einen um 21% höheren Wert als die eines Benziners. Auch das Gewicht der Diesel-Pkw stieg an: Im Jahr 21 waren Diesel-Pkw im Schnitt noch 17%, im Jahr 216 bereits 28% schwerer als ein durchschnittlicher Benzin-Pkw. Während das durchschnittliche Gewicht neuer Benzin-Pkw seit 21 nahezu unverändert geblieben ist, sind Dieselwagen heute 11% schwerer als vor 15 Jahren. Dieselmotoren sind aufgrund höherer Leistung und Gewicht sowie aufgrund der steigenden Anforderungen an die Abgasreinigung teurer als vergleichbare Benziner. Vergleich man den Verkaufspreis eines durchschnittlichen Diesel-Pkw des Golf-Segments (Kompaktklasse) zum Preis eines Benziners derselben Klasse, so kostet der Diesel über 3. Euro mehr als der Benziner im Schnitt (215 Durchschnittswerte 3 ). Ein wichtiger Grund für die steigende Nachfrage nach leistungsstärkeren Pkw-Modellen mit Dieselantrieb liegt im steuerlichen Dieselprivileg begründet: In Deutschland liegt die Energiesteuer für Dieselkraftstoff 3 Prozent unter dem Satz für Benzin. Dadurch werden große, spritfressende Dieselmodelle trotz höherer Anschaffungskosten vor allem für Vielfahrer attraktiv.

Motorleistung (kw) Fahrzeugmasse (kg) 3 18 16 14 153 kg 1662 kg (+11% ggü. 21) 12 1 1284 kg 1294 kg (+1% ggü. 21) 8 6 4 2 DIESEL BENZIN 21 22 23 24 25 26 27 28 29 21 211 212 213 214 215 216 Abbildung 2 Entwicklung der durchschnittlichen Fahrzeugmasse von neuen Benzin- und Diesel-Pkw ( 4 ) 13 12 12 kw (+4% ggü. 21) 11 1 9 8 7 6 5 4 86 kw 82 kw 99 kw (+21% ggü. 21) 3 2 1 DIESEL BENZIN 21 22 23 24 25 26 27 28 29 21 211 212 213 214 215 216 Abbildung 3 Entwicklung der durchschnittlichen Motorleistung von neuen Benzin- und Diesel-Pkw ( 5 ) Sinkende Verkaufszahlen = Keine Folgen für die Klimaschutzziele! Nein, der Rückgang der Diesel-Verkaufszahlen bleibt ohne negative Folgen für die Klimaschutzziele, wie ICCT in seiner Studie hervorhebt. Ein Blick auf die jüngsten Zulassungszahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) für den deutschen Markt zeigt, dass der Anteil Diesel-Pkw an Neuzulassungen in den letzten Monaten deutlich zurückgegangen ist. Anfang 215 machten Dieselwagen knapp über die Hälfte der Neuwagenflotte aus, im November 217

Jan-15 Mar-15 May-15 Jul-15 Sep-15 Nov-15 Jan-16 Mar-16 May-16 Jul-16 Sep-16 Nov-16 Jan-17 Mar-17 May-17 Jul-17 Sep-17 Nov-17 CO2-Emissionen (g/km) Anteil Diesel-Pkw an Neuzulassungen 4 nur noch ein Drittel. Dennoch sind die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Pkw in diesem Zeitraum praktisch konstant geblieben. Es gibt keinen Unterschied zwischen den durchschnittlichen CO2- Emissionen neuer Benzin- und Diesel-Pkw. 14 12 1 13 g/km (Jan 15) 51% (Jan 15) 127 g/km (Dez 17) 6% 5% 4% 8 6 4 2 DIESEL Anteil DIESEL an Neuzulassungen 33% (Dez 17) 3% 2% 1% % Zulassungsmonat Abbildung 4 Monatliche Entwicklung der durchschnittlichen CO2-Emissionen von neuen Pkw in Deutschland und des Anteils von Diesel-Pkw an Neuzulassungen ( 6 ) Die Reduktion der CO2-Emissionen von Pkw ist also unabhängig vom Marktanteil der Dieselwagen. Das wird auch im folgenden internationalen Vergleich ersichtlich: Der durchschnittliche CO2-Ausstoß von Neuwagen in Japan (116 g/km im Jahr 216) liegt unter dem EU-Durchschnitt (118 g/km) trotz eines deutlich geringeren Dieselanteils an den Neuzulassungen (unter 5% Marktanteil in Japan vs. ca. 5% in der EU) 7. Ähnlich sieht es beim Vergleich der deutschen und niederländischen Märkte aus: Im Jahr 24 lagen die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagen in Deutschland und in den Niederlanden mit 174 g/km und 172 g/km jeweils nahezu gleich auf. In den Niederlanden ist dieser Wert im Jahr 216 auf 18 g/km gesunken, in Deutschland liegt er bei 125 g/km, obwohl in Deutschland der Anteil von Diesel-Pkw mit 46% deutlich höher ist als in den Niederlanden mit 19%. Steigen die Kosten zur Erreichung der Klimaschutzziele bei einem geringeren Diesel-Anteil in der Flotte? Nein, eine Umstellung der Flotte weg von Dieselwagen hin zu modernen Benzinern und insbesondere Hybrid- und Elektrofahrzeugen ist nicht mit Mehrkosten verbunden. Das ist das Ergebnis einer ICCT- Studie von 217 8. Es wurden die Kosten zur Erreichung eines CO2-Flottengrenzwertes von 7 g/km (NEFZ) für die Neuwagenflotte im Jahr 225 in zwei Szenarien - zum einen ein Szenario mit konstantem Diesel- Anteil von etwa 5% und zum anderen die Variante eines Rückgangs des Dieselanteils von knapp 5% im Jahr 216 auf 15% im Zieljahr 225 - verglichen. Das Ergebnis: Es gibt nahezu keinen Kostenunterschied zwischen beiden Szenarien. Dabei könnte ein geringer Diesel-Anteil sogar einen Kostenvorteil bewirken (bis 28 Euro pro Fahrzeug).

Anteil an Neuzulassungen 5 Laut ICCT ist es bereits heute günstiger, CO2 mit modernen konventionellen und Hybrid-Benzinern einzusparen als mit Dieseltechnologie. Sollten die Batteriepreise weiter fallen, würde sich der Kostenvorteil der Hybrid- und dann auch der Batterie-Pkw noch deutlicher erhöhen. Problem ist nicht der Rückgang beim Diesel, sondern der wachsende Trend zum SUV Seit 27 steigen in Deutschland die Zulassungszahlen der Geländewagen und Sport Utility Vehicles (SUVs) kontinuierlich an. Im Jahr 217 wurden insgesamt 821, solcher Fahrzeuge zugelassen, das ist eine Zunahme gegenüber 21 von 178%. Etwa jeder vierte neue Pkw war somit entweder ein Geländewagen oder ein SUV. Damit erzielte das Segment erstmalig den größten Anteil an den Neuzulassungen im Jahr 217 und übertraf die Kompaktklasse, die über zehn Jahre das Segment mit den meisten Neuzulassungen war 9. Die zunehmende Beliebtheit der schweren hochmotorisierten Pkw, die auch in anderen europäischen Ländern seit Jahren zu beobachten ist, torpediert die Reduktion der CO2-Emissionen in der Neuwagenflotte. Der durchschnittliche SUV/Geländewagen der EU stößt 131,7 g CO2/km aus. Dagegen hat ein Fahrzeug der Mittelklasse (Mercedes C-Klasse, zum Beispiel) einen CO2-Ausstoß von 117,5 g/km im Schnitt, ein Wagen der Kompaktklasse (etwa VW Golf) 111,5 g/km (EU Durchschnittswerte für das Jahr 216). Die Anteile der Mittel- und Kompaktklasse an den Neuzulassungen sind in Deutschland in den letzten Jahren zurückgegangen. Auch die Anteile verbrauchsärmerer Fahrzeuge des Segments Kleinwagen und Minis sind kürzlich gesunken. 3% 25% 2% 15% 1% 5% % 21 211 212 213 214 215 216 217 Minis Kleinwagen Kompaktklasse Mittelklasse Obere Mittelklasse SUVs + Geländewagen Vans Utilities Sonstige Abbildung 5 Entwicklung der Neuzulassungen von Pkw nach Segmenten in Deutschland ( 1 )

6 Unsere Forderungen Um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor erreichen zu können, brauchen wir also nicht den Diesel ans Antriebstechnologie, sondern eine Reihe anderer Steuerungselement, von denen die wichtigsten hier genannt seien. Die CO2 Grenzwerte müssen auf der Straße gemessen werden. Die Lücke von mittlerweile mehr als 4% zwischen Herstellerangaben und realem Verbrauch unterstreicht, dass nur so eine Absenkung von CO2 Emissionen in der Realität sicherzustellen ist und nicht, wie bislang, lediglich auf dem Papier. Kraftstoffe müssen nach ihrem Energieinhalt besteuert werden, d.h. die Kraftstoffsteuer auf Dieselkraftstoff muss 13% höher sein als für Benzin. Die unsinnige Subventionierung des Dieselkraftstoffs muss beendet werden. Mit Blick auf den Klimaschutz ist CO2 ein Schadstoff. Es muss ein Grenzwert für den Ausstoß von CO2 für Fahrzeugmodelle festgelegt werden. Hochverbrauchende Fahrzeuge verhindern einen wirksamen Klimaschutz im Verkehrssektor. 1 https://www.theicct.org/publications/diesel-pkw-ruckgang-des-marktanteils-21813 2 http://eupocketbook.org/ 3 https://www.theicct.org/publications/shifting-gears-effects-future-decline-diesel-market-share-tailpipe-co2-and-nox 4 http://eupocketbook.org/ 5 http://eupocketbook.org/ 6 https://www.kba.de/de/statistik/fahrzeuge/neuzulassungen/monatlicheneuzulassungen/monatl_neuzulassungen_node.ht ml 7 https://www.theicct.org/publications/shifting-gears-effects-future-decline-diesel-market-share-tailpipe-co2-and-nox 8 https://www.theicct.org/publications/shifting-gears-effects-future-decline-diesel-market-share-tailpipe-co2-and-nox 9 https://www.kba.de/de/statistik/fahrzeuge/neuzulassungen/monatlicheneuzulassungen/monatl_neuzulassungen_node.ht ml 1 https://www.kba.de/de/statistik/fahrzeuge/neuzulassungen/segmente/segmente_node.html Stand: 15.4.218 Ansprechpartner Bundesgeschäftsstelle Radolfzell Fritz-Reichle-Ring 4 78315 Radolfzell Tel.: 77 32 99 95 - Bundesgeschäftsstelle Berlin Hackescher Markt 4 Eingang: Neue Promenade 3 1178 Berlin Tel.: 3 24867- Dorothee Saar Leiterin Verkehr und Luftreinhaltung Tel.: +49 3 24867 72 E-Mail: saar@duh.de Sonsoles Díaz Projektmanagerin Verkehr Tel.: +49 3 24867 735 E-Mail: diaz@duh.de www.duh.de info@duh.de umwelthilfe umwelthilfe Wir halten Sie auf dem Laufenden: www.duh.de/newsletter-abo Die (DUH) ist als gemeinnützige Umweltund Verbraucherschutzorganisation anerkannt. Sie ist mit dem DZI- Spendensiegel ausgezeichnet. Testamentarische Zuwendungen sind von der Erbschafts- und Schenkungssteuer befreit. Wir machen uns seit über 4 Jahren stark für den Klimaschutz und kämpfen für den Erhalt von Natur und Artenvielfalt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende damit Natur und Mensch eine Zukunft haben. Herzlichen Dank! www.duh.de/spenden Unser Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft Köln IBAN: DE45 372 5 8 19 2 BIC: BFSWDE33XXX