Schriftenreihe zur Glücksspielforschung 13 Sucht-, Betrugs- und Kriminalitätsgefährdungspotential von Glücksspielen Beiträge zum Symposium 2013 der Forschungsstelle Glücksspiel Bearbeitet von Tilman Becker 1. Auflage 2015. Buch. 176 S. Hardcover ISBN 978 3 631 66027 0 Format (B x L): 14,8 x 21 cm Gewicht: 340 g Recht > Strafrecht > Kriminologie schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, ebooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.
Prof. Dr. Tilman Becker Vorwort des Geschäftsführenden Leiters der Forschungsstelle Glücksspiel In den letzten Jahren haben uns beim Symposium Glücksspiel vor allem der Glückspielstaatsvertrag und seine Auswirkungen beschäftigt. 2013 jedoch lag der Schwerpunkt auf dem Sucht-, Betrugs-, Manipulations- und Kriminalitätsgefährdungspotenzial von Glücksspielen. Der Paragraph 1 des Glücksspieländerungsstaatsvertrages sieht differenzierte Maßnahmen für die einzelnen Glücksspielformen vor, um deren spezifischen Sucht-, Betrugs-, Manipulationsund Kriminalitätsgefährdung Rechnung zu tragen. Die Aktualität und Brisanz dieses Themas wurde durch die kurz vor der Veranstaltung bekannt gewordenen Europol-Untersuchungen zum Wettskandal im Fußball unterstrichen, die ein ganz erstaunliches Ausmaß an Korruption zu Tage gefördert haben. Es war uns gelungen, hierzu die Ausführungen von Friedhelm Althans, Leiter der Dienststelle Organisierte Kriminalität beim Polizeipräsidium Bochum, hören zu können. Im Eröffnungsvortrag des Symposiums betonte Marion Caspers-Merk, Geschäftsführerin der Staatlichen Toto-Lotto-GmbH Baden-Württemberg, die Bedeutung von Sozialkonzepten für ihr Unternehmen. Alle Toto-Lotto- Annahmestellenmitarbeiter werden in den Ursachen und Auswirkungen problematischen Glücksspiels geschult. Leider liegt von diesem Vortrag keine Dokumentation vor. In ihrem Vortrag Spielerschutz mit Tradition stellten Dr. Uwe Kniesel von den Baden-Württembergischen Spielbanken GmbH & Co. KG und Günther Zeltner, tätig bei der Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V., Maßnahmen zum Spielerschutz und zur Vermittlung gefährdeter Spieler in Hilfsangebote vor. Wesentlich für den Erfolg der Maßnahmen seien die Anbindung an die Geschäftsführung sowie die Schaffung und Verankerung entsprechender Prozesse im Unternehmen. Auch dieser Vortrag ist leider nicht im vorliegenden Sammelband enthalten. Inhaltlich ähnlich äußert sich André Schmidt von der Unternehmensberatung Hazelnut Consulting GmbH in seinem Beitrag zur Entwicklung und Umsetzung von Spielerschutzmaßnahmen im gewerblichen Automatenspiel. Die getroffenen Maßnahmen müssten sowohl zum Glücksspiel anbietenden Unternehmen und seinen Mitarbeitern als auch zu den Betroffenen und ihren konkreten Fragen und Problemen passen.
6 Prof. Dr. Tilman Becker Anschließend stellt Dr. Jens Kalke vom Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg Effekte von Präventionsmaßnahmen vor. Das Fehlen von Langzeitstudien, die die Auswirkungen einzelner Maßnahmen auf Spieler und ihr Spielverhalten untersuchten, so Kalke, mache sich negativ bemerkbar. Prof. Dr. Iver Hand und Sarah Kegat vom Spielerzentrum der Verhaltenstherapie Falkenried versuchen sich in ihrem Beitrag Geldflüsse für Prävention und Therapie an einem Überblick, welche Gelder die Bundesländer und Spieleanbieter zur Spielsucht-Prävention und Therapie bereitgestellt haben, wie diese verwendet wurden, und welche Auswirkungen die entsprechenden Aktivitäten auf die Spieler und deren Risikoverhalten hatten. Im anschließenden Beitrag Identifikation pathologischer Spieler an Hand ihres Spielverhaltens berichtet Ann-Christin Wilcke vom Institut für Recht der Wirtschaft der Universität Hamburg über die Identifikation pathologischer Online-Pokerspieler. Ihre Analyse von Echtzeit-Daten in Hinsicht auf das Spiel-, Biet- und Setzverhalten ergab u. a., dass das Chasing-Verhalten der Spieler stark mit impulsivem Verhalten als auch mit beeinträchtigter Kontrolle/Entscheidungsfindung korreliert. Prof. Dr. Rüdiger Wulf vom Institut für Kriminologie der Universität Tübingen beschäftigt sich mit Spielstätten und urbaner Verfall kriminologischkriminalpräventive Aspekte. Ausgangspunkt seiner Überlegungen war ein 2009 vom Landgericht München I ausgesprochener Unterlassungsanspruch gegen die Nutzung zweier Gastronomieräume als Spielhalle mit Internetcafé. In der Urteilsbegründung war das Gericht davon ausgegangen, dass der Betrieb einer Spielhalle an sensiblen Standorten, wie dies ein allgemeines Wohngebiet ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer intensiveren Kriminalitätsbelastung und zu einer Beeinträchtigung des Sicherheitsgefühls der Anwohner führen würde. Von den anschließenden Ausführungen des Bochumer Kriminalhauptkommissars Friedhelm Althans, der gegen Wettbetrug im Fußball vorgeht, liegt leider kein Beitrag vor. Der Beitrag von Dr. Dietmar Barth bietet einen umfassenden Überblick über den deutschen Glücksspiel- und Wettmarkt. Die einzelnen Segmente des Marktes werden umfassend beschrieben. Einsätze bzw. Bruttospielerträge der einzelnen Segmente werden vorgestellt und deren Entwicklung seit 2001 dargelegt. Unter Berücksichtigung der jeweiligen Steuer- und Abgabemodelle der einzelnen Segmente werden die staatlichen Einnahmen der Segmente vorgestellt. Auf die Verwendung dieser Einnahmen wird detailliert eingegangen. Der betrachtete Zeitraum erstreckt sich von 2001 bis 2012. Der Beitrag von Dr. Barth ist eine umfassende und detaillierte Darstellung des Marktes für Glücksspiel und Wetten
Vorwort des Geschäftsführenden Leiters der Forschungsstelle Glücksspiel 7 und stellt das Ergebnis umfassender Vorarbeiten dar ein gelungener Überblick über den legalen Glücksspiel- und Wettmarkt. Helmut Kafka vom Automatenverband Wien lieferte auf dem Symposium Glücksspiel einen anschaulichen Bericht über Sperren im Internet und wie diese umgangen werden können. Auch hier liegt leider kein Beitrag vor. Forschungsbedarf bzgl. des Erfolgs therapeutischer Maßnahmen sah auch Michael Auer von der Wiener Firma neccton. In seinem Beitrag Spielerschutzmaßnahmen im Online-Glücksspiel zeigt er sich überzeugt, dass selbstbeschränkende Maßnahmen bei Online-Glücksspielern nachhaltige Änderungen bewirken. Dr. Tobias Wild, Glücksspielreferent beim Senator für Inneres und Sport, Bremen, hält in Unterbinden der Zahlungsströme für unerlaubte Glücksspiele im Internet fest, dass das rechtliche Instrumentarium des Glücksspielstaatsvertrags zum Unterbinden von Zahlungsströmen für unerlaubte Glücksspiele verbessert wurde. Mittelfristig, so Wild, führen die zu erwartenden Vollzugserfolge zu einem verbesserten Jugend- und Spielerschutz und einer höheren Normakzeptanz. Dr. Christina Brugger und Dr. George Häberling beschäftigen sich in Die Identifizierungsvorgaben für Teilnehmer von Internetglücksspielen im deutschen GwG mit der Frage, wie eine wirksame Geldwäscheprävention im Bereich der Internetglücksspiele gewährleistet werden kann. Dafür gibt es neue rechtliche Grundlagen: Anfang 2013 trat die Novelle des deutschen Geldwäschegesetzes (GwG) in Kraft, das erstmals spezifische Sorgfaltspflichten für das Onlineglücksspiel vorsieht. Der deutsche Gesetzgeber kam damit sogar der EU mit ihrem Entwurf zur Vierten Geldwäscherichtlinie zuvor. Von Andreas Frank, Consultant beim Europarat, der auf dem Symposium zu Online-Glücksspielen und Geldwäsche referierte, liegt leider kein Beitrag vor. DI Friedrich Stickler, Vorstand der Österreichischen Lotterien und Präsident der European Lotteries, referierte über den Action Plan der Kommission und die Auswirkungen für Europa ; hier liegt der Folienbeitrag vor. Abschließend stellte François van der Linde, ehemals Präsident der Eidgenössischen Kommission für Drogenfragen, das Würfelmodell zur Gesundheitspolitik vor. Er rief dazu auf, Maßnahmen am Schadenspotenzial einer Substanz oder einer Verhaltensweise auszurichten und nicht jeden Konsum zur Abhängigkeit zu erklären oder jede potenziell schädliche Handlung zu regulieren. Es gehe nicht um den Einzelnen und dessen Gesundheitsverhalten, sondern um Einfluss und Verantwortung der Gemeinschaft, der Wirtschaft und der Politik. Das Symposium Glücksspiel bot einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand der Sachlage. Dafür möchte ich allen Referenten, Teilnehmern und Mitwirkenden, die zum Gelingen der Veranstaltung und des vorliegenden
8 Prof. Dr. Tilman Becker Konferenzbandes beigetragen haben, meinen herzlichen Dank aussprechen. Ein besonderer Dank geht an meine Mitarbeiterin Andrea Wöhr für die Organisation des Symposiums Glücksspiel und die Zusammenstellung der Beiträge dieses Bandes sowie an Dr. Tobias Wild für seine engagierte Mithilfe bei der Auswahl der Referenten!