STS-MERKBLATT NUTZTIERE PFLEGE UND UMGANG MIT TIEREN 3.1

Ähnliche Dokumente
STS-MERKBLATT NUTZTIERE TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE / TKS 5.1. Strukturen unterteilen den Stall

STS-MERKBLATT. Möglichst viele Strukturen

STS-MERKBLATT TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE TKS 4.3. Auch Schafe wollen im Winter ins Freie

STS-MERKBLATT. Gruppensäugen von Sauen nicht ganz unproblematisch TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE TKS 3.2

STS-MERKBLATT. Kälber brauchen die Milch ihrer Mütter

STS-MERKBLATT. Stall mit Melkroboter NUTZTIERE TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE / TKS 1.20

Schweine in der Freiland-Haltung

Tiefstreubett unter einer wärmegedämmten Platte. Im Hintergrund die Fütterung auf Spaltenboden.

STS-MERKBLATT. Das mobile Hühnerhaus NUTZTIERE TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE / TKS 6.3

STS-MERKBLATT. Beispiel eines STS-Labelstalles NUTZTIERE TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE / TKS 2.4. Der Stall mit den Abfohlboxen.

WEIDEWELT Positionen 1. Freilandhaltung im Winter ist bei richtiger Weideführung tierschutzgerecht und naturschutzkonform

Schweine in der Stallhaltung auf Spaltenböden ohne Stroh

Dafür arbeiten wir; wenn du dir vorstellst als Schwein wiedergeboren zu werden, würdest du dir wünschen, hier zu uns komman zu Hestbjerg Økologi.

Dafür stehen wir ein: Tierwohl

Dafür stehen wir ein: Tierwohl

Dein Name.

STS-MERKBLATT. Beispiel eines Aktivstalles für Pferde

STS-MERKBLATT. Mastkaninchen in Gruppen halten TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE TKS 7.2

STS-MERKBLATT. Laufstall für Ziegen geschickt strukturiert TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE TKS 5.1

(um die Fragen schwieriger zu gestalten, einfach Antwortmöglichkeiten nicht vorlesen) A: Im Boden. A: Ja. B: 5 Ferkel C: 1 Ferkel.

STS-MERKBLATT. NutztiereT tiergerechte und kostengünstige Ställe / TKS 1.16

STS-MERKBLATT. Haltung von Mutterkühen mit Hörnern

Dein Wissen hilft Schweinen

STS-MERKBLATT DAS VERHALTEN VON RINDERN

1. Lückentext. Aus dem Leben eines Schweins aus konventioneller Haltung (AB 01)

STS-MERKBLATT. Die Kuh produziert nicht nur Milch, sondern sie ist auch Herdentier und Raufutterverzehrer. DAS VERHALTEN VON RINDERN

Eidgenössisches Departement des Innern EDI Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV Tierschutz

Naturafarm: Für tierfreundliche Haltung. Für tierfreundliche Haltung. Mit zwei raffinierten Rezepten.

STS-MERKBLATT. Wachtelhaltung in Volieren

STS-MERKBLATT. Tiergerechte und kostengünstige Ställe TKS Wasserbüffel im Laufstall

STS-MERKBLATT. Kleiner Laufstall für Milchschafe TIERGERECHTE UND KOSTENGÜNSTIGE STÄLLE TKS 4.1

Symbole für die Stationen bzw. Experten-Gruppen

Verordnung des EVD über den regelmässigen Auslauf von Nutztieren im Freien

Bergstall für Mutterschafe

STS-MERKBLATT. Tiergerechte und kostengünstige Ställe TKS Tierfreundliche Ställe für die Rindermast

Bilder aus Google-Bildersuche: Schleichtiere Anita.Mayer

VOM STALL ZUM SCHNITZEL

Beschäftigung, Fütterung mit Rohfaser, Nestbaumaterial sowie Einstreu in der Schweinehaltung

Praktische Erfahrung mit der Bewegungsbucht im Abferkelstall

Verordnung des EVD über den regelmässigen Auslauf von Nutztieren im Freien

Schweinetag Mecklenburg-Vorpommern. Tierschutz- Nutztierhaltungsverordnung der Countdown läuft

Mobile Tierrettung e.v.

Vorbereitungen vor dem Spiel: Spielfeld, Quizkarten und Spielfiguren zum Ausschneiden entsprechend der Klassengröße ausdrucken.

Hütthaler Hofkultur. FairHof-

Kontrollschwerpunkte Schweine

STS-MERKBLATT. Klauen vorsichtig in Form bringen NUTZTIERE PFLEGE UND UMGANG MIT TIEREN 1.4

Säulirennen vom Bronnehof


Verordnung des EVD über besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme

Entdeckt mit uns die Landwirtschaft. Wie heißen die sieben Kinder, die in dem Buch alles erklären?

STS-MERKBLATT DAS VERHALTEN VON SCHAFEN

Abenteuer am Heumilchbauernhof!

Beschäftigung, Fütterung mit Rohfaser, Nestbaumaterial sowie Einstreu in der Schweinehaltung

Prof. Dr. Martin Ziron Fachhochschule Südwestfalen Fachbereich Agrarwirtschaft

STS-MERKBLATT. NutztiereT tiergerechte und kostengünstige Ställe / TKS Mastmunis im Offenstall mit Liegeboxen

Tierschutz-Checkliste für Zuchtsauenbetriebe

Hundertjähriger Kalender 2017

Katzen auf dem Bauernhof: Gemeinsam für gesunde Katzen SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS SCHWEIZ. BÄUERINNEN- UND LANDFRAUENVERBAND

Wahlprogramm von Déi Gréng Unsere wichtigen Themen in leicht lesbarer Sprache

Die Vereinten Nationen sagen: Alle Menschen sollen gut und gesund leben.

STS-MERKBLATT. NutztiereT tiergerechte und kostengünstige Ställe / TKS 1.13

Meer und Küste in Leichter Sprache

DAVID: und David vom Deutschlandlabor. Wir beantworten Fragen zu Deutschland und den Deutschen.

DIE NEUE QUALITÄT IN DER SCHWEINEHALTUNG: DAS RUHRTALER FREILANDSCHWEIN

SCHLANGENSÄTZEKARTEI

Informationen für Schülerinnen und Schüler: Thema Bewusster Fleischkonsum

DPA 2102 Schutz und Wohlbefinden der Schweine in Zuchtbetrieben [2102] v4

Längimoos Milch. Die natürliche Pastmilch. Betriebsgemeinschaft Längimoos

Ferkelerzeugung mit Eigenremontierung Gottfried Isler und Naomi Oliel Isler Winkel

Beschäftigung, Fütterung mit Rohfaser, Nestbaumaterial sowie Einstreu in der Schweinehaltung

Der Bund überliess die Umsetzung und Kontrolle dieses Gesetzes den Kantonen. Somit sind die Kantonstierärzte verantwortlich.

Podcast: Abwechslung auf dem Hühnerhof Zu Besuch in einem tierfreundlichen Pouletmastbetrieb

»Der unerträgliche Zustand«In der industriellen Massentierhaltung fühlt sich kein Schwein wohl 02 Kann man ein Schwein mit einer Katze vergleichen? Wa

ECKDATEN ZUR HALTUNG VON SAUEN

Die beste Wahl in: Breifutterautomaten Combi Futterautomaten Trockenfutterautomaten. Qualitativ hochwertige Futterautomaten

In welcher Himmelsrichtung geht die Sonne auf? ( freie Antworten, jeweils in Prozent der Befragten )

Fachtagung suissemelio Tierschutz und Hochbau

Haltungsvorschriften für Schweine ab Kerninhalte, Alternativen und Lösungsansätze

Dieses Buch gehört. erstellt von Uschi Heinschink für den Wiener Bildungsserver

Kälber Ein Leben ohne Mutter.

Schweinefibel. für Kinder und ihre Familien. Landestierschutzbeauftragte

ÖPUL Tierschutz Stallhaltung Informationsstand: 13. September 2016

Laufstall für Kühe mit Hörnern

Initiative Tierwohl: Vergleich der Wahlpflicht- und Wahlkriterien mit der österreichischen Gesetzeslage.

Fredy, das Mastschw e in

Empfehlungen der Schweinegesundheitskommission (SGK) zur Freilandhaltung von Schweinen

Leitfragen für den Unterricht und die Hoferkundung für Schülerinnen und Schüler: Thema Ernährung und Landwirtschaft

Schüler erklären Flurnamen

SCHWEIZER TIERSCHUTZ STS

SGD-Projekt: Bestandesbetreuung

Schweizer Schweine. LID-Medientag Sempach. Dr. Henning Luther Zuchtleiter SUISAG

Quizfragen: Wie warnen sich Wildschweine bei Gefahr gegenseitig?

Anforderungen gemäß Schweinehaltungsverordnung ( Nur Stallhaltung nicht Freilandhaltung) 3 und 4 TierSchNutzV sind allgemeingültig!

Gruppenhaltung in Selbstschutz- Fress-Liegebuchten. Betrieb: Ulrich Krug, Mardorf

Material: Kärtchen mit Tierspuren Stundenbeginn und Rahmenbedingung:

Fütterung der Zuchtsau Eine Gratwanderung

Video-Thema Begleitmaterialien

Was will die Bevölkerung?

Bauliche Anforderungen an eine besonders tiergerechte Haltung Generelle Anforderung: 1. Anforderungen an Laufställe für Milchkühe und Aufzuchtrinder

Transkript:

STS-MERKBLATT NUTZTIERE PFLEGE UND UMGANG MIT TIEREN 3.1 Freilandhaltung von Sauen Freilandhaltung erfordert relativ wenige Investitionen in Gebäude, benötigt aber praktische Einrichtungen und verlangt von den Tierhaltern, dass sie bei jedem Wetter nach ihren Tieren schauen. Werner und Marianne Siegrist halten 20 Sauen mit ihren Ferkeln sowie drei Eber und sechs Remonten in Hütten im Freiland. Ihr «Hof am Schwarzbach» befindet sich in Wil ZH und erfüllt die Richtlinien von Bio Suisse. Begonnen hat es vor bald 20 Jahren mit der vorübergehenden Mast von Freilandschweinen für Coop. Bei der Umstellung auf Bio im Jahre 2012 waren Jager aus Bio-Umstellbetrieben gesucht. Siegrists schauten sich die Freilandhaltung von Sauen in Witzwil an und entschlossen sich, diese zu versuchen. «Wir wollten keinen teuren Stall bauen und flexibel sein», berichtet die Landwirtin von ihren Überlegungen damals. 1

Die Freilandhaltung erlaubt ein weitgehend natürliches Verhalten der Tiere. Geburt im Stall. Das Leben der Freilandschweine beginnt im Stall in den Abferkelbuchten. Dorthin bringen die Landwirte die Sauen, um einen besseren Überblick zu haben, was während der Geburt geschieht, und um helfen zu können, wenn etwas nicht gut geht. Würden die Sauen in den Hütten im Freiland abferkeln, würden mehr Ferkel erdrückt und jede Sau bräuchte eine eigene Hütte. Deshalb lassen die Landwirte ihre Sauen nicht auch im Freiland abferkeln. Die sechs Abferkelbuchten im Stall sind sogar grösser als 7,5 m 2, die von Bio Suisse geforderte Mindestfläche. Das Ferkelnest ist 50 cm breit und erstreckt sich über die ganze Breite der Bucht. In der mit viel Langstroh und Holzspänen eingestreuten Bucht kann die Sau ihr Nestbauverhalten ausleben und ihre Ferkel in Ruhe zur Welt bringen. Während der drei Wochen, die Mutter und Ferkel in der Abferkelbucht verbringen, wird die Sau ad libitum mit betriebseigenem Futter reichlich gefüttert. 2

Ab drei Wochen im Freiland In einem Anhänger kommen Sau und Ferkel ins Freiland, wo sie ihr natürliches Verhalten zum grossen Teil ausleben können. Kaum auf dem Feld angekommen, sucht eine der Sauen ein Schlammbad auf und suhlt sich dort, eine andere fängt an, ausgiebig frisches Gras zu weiden, das sie im Stall wohl vermisst hat. Die Ferkel erkunden ihre neue Umgebung und geniessen die «grosse Freiheit». Sie rennen, machen sich mit Ferkeln anderer Würfe vertraut und haben schon die ersten Streitereien und Rangkämpfe. Sie lernen, dass die Drähte um das Feld «zwicken» und sie diese am besten meiden. Das Areal ist von zwei Zäunen umgeben, aussen von einem flexiblen Maschenzaun, wie er für Schafe verwendet wird, und innen von drei Drähten. Beide Zäune stehen unter Strom. Der äussere Zaun soll vor allem Wildschweine abhalten. Auf deutschem Gebiet, auf welchem Siegrists auch einige Felder haben, ist dieser Zaun Vorschrift und zwar vor allem wegen der Gefahr, dass Wildschweine die Schweinepest übertragen könnten. Um das Futter müssen sich die Ferkel noch nicht gross sorgen, denn das bekommen sie vor allem über die Muttermilch. Je älter sie werden, desto mehr fressen sie in den langen Trögen, aus denen ihre Mütter gefüttert werden. Ein eigenes Ferkelfutter bekommen sie nicht. Einfache Einrichtungen kennzeichnen die Freilandhaltung. Kaum sind Mutter und Ferkel im Freiland, nutzen sie die Freiheit. 3

Wärmegedämmte Hütten Sauen und Ferkeln stehen verschiedene Arten von Hütten zur Verfügung, welche Familie Siegrist zum Teil selbst gebaut hat. Die meisten Hütten sehen aus wie Iglus. Sie bestehen aus runden Silos mit doppeltem Drahtgitter, dazwischen befinden sich gegen innen ein wärmedämmendes Vlies und gegen aussen eine wasserdichte Blache. Die Drahtgitter stammen von ausgedienten Drahtgittersilos. Inserate in der Tierwelt und bei Ricardo halfen den Landwirten bei der Suche. Das Spitzdach der Hütten ist mit einer Blache über Teleskopstangen gedeckt. «Wichtig ist, dass es in den Hütten trocken ist und es keine Zugluft gibt», fasst die Bäuerin die wichtigsten Anforderungen zusammen. Das Mikroklima ist wie in einer Höhle mit offenem Eingang. Ein Vorhang dürfe nicht angebracht werden, denn sonst werde es zu feucht und die Tiere würden krank, erklärt die Tierhalterin. Auch sollte nur eine einzige Öffnung vorhanden sein, da es sonst zu Durchzug kommt. Der Boden in der Hütte ist mit Holzspänen und darüber mit Langstroh eingestreut. Wichtig sei, dass man die Hütten gut verankere, damit sie der Wind nicht umwerfe, betonen Siegrists. Die runde Form der «Iglus» kommt dem Liegeverhalten der Sauen entgegen, denn sie schmiegen ihren Rücken gerne an die gebogenen Wände. Liegen zu viele Tiere in einer Hütte, kann es dazu kommen, dass Ferkel erdrückt werden. Um das zu vermeiden, unterteilen die Tierhalter das Areal und bilden Kleingruppen von zwei bis drei Sauen. Sie achten darauf, nur Sauen zusammenzubringen, die sich gut vertragen. 4

Füttern an verschiedenen Orten Werner Siegrist hat das Futtermehl auf dem Hof in Eimern abgefüllt und fährt es auf der Hydraulikplattform aufs Feld, wo er es in die Tröge gibt. Damit die Sauen einander das Futter nicht wegfressen, sind die Tröge auf dem Fressplatz verteilt. Wenn es regnet, bietet der Landwirt das Futter in einer überdachten Futterstation an. Die Tierhalter haben auch Schattenplätze eingerichtet: ausgediente Wagen, Armee-Tarnnetze oder erhöhte, mit einer Blache überspannte Panels. «Wir improvisieren viel», sagt Marianne Siegrist. Vieles ist multifunktionell. So lassen sich Schattenplätze als trockene Fütterungsplätze verwenden. Im Sommer können die Sauen und Ferkel aus einer Schwimmertränke trinken. Wasser braucht es auch für die Suhle, wo sich die Schweine vor allem an warmen Tagen abkühlen. Der Schlamm wirkt einerseits als Wasserspeicher, aus dem Wasser verdunstet, was den Köper kühlt, andererseits auch als Sonnencrème zum Schutz vor einem Sonnenbrand. Im Sommer fahren die Tierhalter täglich Wasser zum Suhlplatz. Im Winter fahren die Landwirte zwei Mal täglich temperiertes Wasser in einem Fass heran. Manchmal müssen sie Eis aus den Trögen herausschlagen. Wie in der freien Wildbahn schlecken die Schweine auch Schnee und Eis. 5

Auch im Winter fühlen sich die Schweine im Freiland wohl wenn sie sich zum Liegen an einen warmen Platz zurückziehen können. Geringe Investitionen «Schweine haben es im Freiland schöner als im Stall. Sie verfügen über frische Luft, haben Bewegung und sind damit gesünder. Nicht zuletzt sind weniger Investitionen nötig als in der Stallhaltung», zählen Siegrists die Vorteile der Freilandhaltung auf. Sie haben viele Erfahrungen sammeln können und bereuen den Schritt, den sie vor fünf Jahren gemacht haben, nicht. Da sie auch Ackerbau betreiben, lässt sich die Freilandhaltung in die Fruchtfolge integrieren. Die Sauen kommen aber nicht auf abgeerntete Maisfelder, die oft kaum bewachsen sind, sondern auf zweijährige, mit Kleegras angesäte Ackerwiesen. Durchschnittlich steht den 20 Sauen und ihren Ferkeln eine Fläche von 1,6 ha zur Verfügung. Acht Are pro Sau sind doppelt so viel wie vom Gewässerschutz verlangt. 6

«Die Sauen weiden dort wie Kühe», sagt die Bäuerin. Oder sie graben mit ihrem Rüssel im Boden. Die Ferkel machen es ihnen nach. Alle sind zufriedener und ausgeglichener, wenn sie frei herumlaufen und wühlen können, als wenn sie auf einem Betonboden leben müssten. Nach einer Säugezeit von mindestens sechs Wochen setzen Siegrists die Sauen ab, das heisst, sie lassen die Ferkel im Areal und bringen die Sauen zum Eber auf eine andere Weide. Dort werden die Sauen rauschig und gedeckt. Die Ferkel bleiben bis zum Alter von 9 10 Wochen auf dem gewohnten Feld und werden vor dem Verkauf entwurmt. Dann sind sie durchschnittlich etwa 25 kg schwer. Gute Mensch-Tier-Beziehung Auch in der Freilandhaltung darf man die Sauen nicht einfach sich selbst überlassen. Damit die Tiere Vertrauen in den Menschen haben und umgekehrt, braucht es eine gute Mensch-Tier-Beziehung, das heisst, die Tierhalter müssen sich mit ihren Tieren abgeben. Wenn die Tiere Vertrauen in ihre Halter haben, dann können diese besser mit ihnen umgehen und eingreifen, wenn ein Tier krank oder verletzt ist. Man muss aber vor den Ebern und den ferkelführenden Sauen Respekt haben. «Es ist Vorsicht geboten», warnt der Landwirt. Bei jedem Wetter hinaus «Wir müssen bei jedem Wetter hinaus», beschreibt Marianne Siegrist die Herausforderung der Freilandhaltung. Das ist in ihren Augen Teil ihrer Arbeit, die sie gerne machen. Es gibt aber auch harte Zeiten, zum Beispiel, als diesen Sommer in der Nacht ein Sturm eine Hütte und die überdachte Futterstation umwarf und der Zaun kaputtging. An diesen Tagen kamen sie an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit. 7

Dagegen freuen sich die Freilandschweinehalter, dass sie ihre Tiere so halten können, wie es deren natürlichem Verhalten entspricht. Die Tiere lohnen es mit guten Leistungen. Im Durchschnitt setzen Siegrists 23 Ferkel je Sau und Jahr ab. Bei der Zucht legen sie Wert auf grosse Sauen mit 16 Zitzen und verwenden dazu Kreuzungen aus Edelschwein x Veredeltem Landschwein. Die Mütter sollen im Stande sein, viele Ferkel aufzuziehen, aber auch robust sein und über feste Klauen verfügen. Ein Rezept für die Freilandhaltung gibt es keines, sagen Siegrists. Auch hier gilt: Es führen verschiedene Wege nach Rom. Wichtig ist, dass man die Tiere gut beobachtet und in Zusammenarbeit mit ihnen Neues ausprobiert. Weitere Infos zur Freilandhaltung Bioschweinehaltung in Europa https://shop.fibl.org/chde/1559-bioschweinehaltung-europa.html https://magazin.janatuerlich.at/waldviertler-freilandschweine-von-bio-bauern-krippel-interview/ Adresse des Betriebes Werner und Marianne Siegrist, Buchenloo 33, 8196 Wil ZH www.hofamschwarzbach.ch, info@hofamschwarzbach.ch, Tel. 044 869 11 72 Autor und Fotos (falls nicht anders vermerkt) Michael Götz, Dr. Ing. Agr., M. Götz Agrarjournalist GmbH, Säntisstrasse 2a, 9034 Eggersriet SG, Tel. 071 877 22 29, migoetz@paus.ch, www.agrarjournalist.ch Herausgeber Schweizer Tierschutz STS, Dornacherstrasse 101, Postfach, 4018 Basel, Tel. 061 365 99 99, Fax 061 365 99 90, Postkonto 40-33680-3, sts@tierschutz.com, www.tierschutz.com 1/2018 Dieses und weitere Merkblätter stehen zum Download bereit unter www.tierschutz.com/publikationen 8