Die Geschichte des Eifeldorfes Niederstadtfeld. (zusammengefasst von Jürgen Mayer)

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Transkript:

Die Geschichte des Eifeldorfes Niederstadtfeld (zusammengefasst von Jürgen Mayer)

Inhalt 1 Die allgemeine Geschichte... 3 2 Die Industrie... 5 3 Die Landwirtschaft... 7 4 Die Forstwirtschaft... 9 5 Die Mühle... 10 6 Die Kirche... 11 7 Die Schule... 13 Quellen - Norbert Schmitz, "Die historische und wirtschaftliche Entwicklung des Eifeldorfes Niederstadtfeld" (Facharbeit am Geschwister-Scholl-Gymnasium Daun, 1984) - Ernst Wackenroder: "Die Kunstdenkmäler des Kreises Daun", 1928 - Heimatjahrbuch des Kreises Daun für 1984 - Pfarrbriefe der Jahre 1969 und 1970 - Begleitschrift zum Kreiswettbewerb 2000 Unser Dorf soll schöner werden unser Dorf hat Zukunft der Ortsgemeinde Niederstadtfeld Dank an alle, die zur Erstellung der vorliegenden Chronik beigetragen haben, besonders an Klaus Gehlen und Rosemarie und Hermann Pauls. Seite 2/13

1 Die allgemeine Geschichte Das Dorf Niederstadtfeld entwickelte sich aus dem Hof Stadevelt (man findet auch die Schreibweise Stadefeld ). Bei Stadevelt musste aber schon in der Römerzeit eine Siedlung vorhanden gewesen sein, was Tonscherben und andere Gegenstände (z. B. ein Brennofen), die man bei der Zusammenlegung gefunden hat, beweisen. In der ersten noch vorhandenen Urkunde wird Stadevelt von Kaiser Heinrich II im Jahre 1016 erwähnt. Der Name Stadevelt bedeutet offenbar Gelände am Gestade oder an den Ufern eines Baches. Gemeint ist wahrscheinlich die Kleine Kyll - ein Bach, der oberhalb von Neroth entspringt und unterhalb von Manderscheid, im Kreis Bernkastel- Wittlich, bei der Neumühle am rechten Ufer der Lieser mündet. Laut einer Urkunde aus dem Jahre 1056 tauschte Graf Bezelin von Vianden Höfe in Stadtfeld und Weidenbach mit der Abtei Prüm gegen Güter, die der Abtei günstiger gelegen waren. Um 1000 gehörte Stadevelt dem Kollegiatstift Prüm, das den Ort aber 1136 an seinen Vogt, den Grafen Bezelin, abtritt. Im Jahre 1225 wurden Niederstadtfeld und Oberstadtfeld in einer Urkunde zum ersten Mal getrennt aufgeführt. Im Jahre 1230 verzichtet Wilhelm von Stadevelt, seine Söhne hießen Walter und Girard, zu Gunsten Himmerods auf Niederstadtfeld links des Weges und Hundswinkel. Hundswinkel war ein kleines Dorf, das zu Niederstadtfeld gehörte, später aber, in Folge der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen Grafen und Bistümern, abbrannte und völlig zerstört wurde. Rechts des Weges verblieb den Rittern von Stadevelt. Diese wurden in den folgenden Jahren noch mehrmals als Zeugen in Urkunden erwähnt. Sie wurden 1715 mit dem Adelstitel de Stadevelt im Taufbuch aufgeführt, legten den Titel jedoch später wegen zu hoher Ritter- und Kriegssteuern wieder ab. 1280 wurden Niederstadtfeld und seine Pfarrfiliale Schutz an den Erzbischof Heinrich II. von Finstingen verkauft. Im Jahre 1330 wurde die Kirche von Niederstadtfeld erstmals im trierischen Archiv erwähnt, wo sie als Teil des trierischen Amts Manderscheid bis zur französischen Invasion blieb. 1360 oder 1361 befahl Cuno II. als Koadjutor von Trier seinem Kellner Peter in Manderscheid, die hinterständige Maischaft in Stadevelt und Weidenbach nebst anderen Gefällen daselbst einzuziehen und darüber Rechnung zu legen. Im Jahre 1457 belehnte Erzbischof Johann II. (Markgraf von Baden), von der Herrschaften Schönecken wegen, die Gebrüder Heinrich, Johann und Friedrich, Herren von Pyrmont und Ehrenberg, unter anderen Gütern und Werten auch mit Stadefeld. 1460 erhielten die zwey Dorffere Stadefeld vnd Wydenbach by Manderscheit gelegen von Trier einen Schutzbrief von Erzbischof Johann II., wofür sie als Schirmgeld jährlich drei rheinische Gulden zu zahlen hatten. Seitdem erschienen die Erzbischöfe von Trier als Oberlehnsherren von Stadtfeld. Bis ins 17. Jahrhundert hinein wechselten die Herren von Niederstadtfeld noch oft. Die Gemeinde Niederstadtfeld besaß damals an Eigentum 1469 Morgen Holzungen, 482 Morgen Schiffel- und Wildland und 10 Morgen Wiesen. Im Jahre 1565 belehnte der Trierische Erzbischof Johann VI. den Grafen Dietrich I. von Manderscheid-Kayl für sich und die übrigen Erben der Margaretha von Sombref, unter anderen Besitzungen der Herren von Pyrmont, auch mit Stadtfeld. Sowohl Nieder als auch Oberstadtfeld gehörten zum Kurtrierischen Amte Manderscheid und zwar zur Pflege des Oberortes. Niederstadtfeld hatte ein besonderes Gericht. Die Pfarrei gehörte zum Landkapitel Kyllburg in der Trierischen Diözese und stand abwechselnd den Grafen von Manderscheid-Kayl und dem Herrn von Wiltberg zu. Neben Niederstadtfeld ist auch Oberstadtfeld eingepfarrt. Im Jahre 1794 kam es zu einem großen Unglück: Als die meisten Leute zum Markt in Manderscheid waren, entstand im Dorf ein Seite 3/13

großes Feuer. Ursache war die in Brand geratene, neu erbaute Scheune des alten Pfarrhauses. Sie stand an der Stelle, wo sich das alte Spritzenhaus (heute Warmpressbüro) befand. Weil die meisten Gebäude noch Strohdächer hatten, breitete sich das Feuer schnell im ganzen Unterdorf aus. Die Zurückgebliebenen, meist alte Leute, Frauen und Kinder, waren nicht in der Lage das Feuer zu löschen. Sie bildeten eine Kette vom Bach bis zum Brandherd und versuchten so mit Hilfe von Eimern das Feuer zu bekämpfen. Dem Brand fielen 26 der insgesamt 46 Wohnhäuser und 22 Scheunen zum Opfer. Die Kirche aber blieb unversehrt. Mehr als die Hälfte der 273 Einwohner wurde obdachlos. Nach diesem Schicksalsschlag wurde Niederstadtfeld Stein für Stein wieder neu aufgebaut. In der Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71, wo große wirtschaftliche Not in der Eifel herrschte, sind viele aus Niederstadtfeld nach Amerika ausgewandert. ohne größere Schäden überstehen. Lediglich das Sägewerk Basten hat an Heiligabend 1944 durch amerikanische Brandbomben Feuer gefangen. Erwähnenswerte Daten der jüngeren Vergangenheit: 1955-1961 Flurbereinigungsverfahren in der gesamten Gemarkung 1958 Einweihung des neu angelegten Friedhofs 1981 Bau des Umkleidegebäudes am Sportplatz 1982 Einweihung der neuen Gemeindehalle 1985 Einweihung des neuen Sportplatzes 1990 Einweihung des neuen Dorfplatzes 1995 Fertigstellung der neuen Bushaltestelle Inbetriebnahme der neu erbauten Kläranlage Den zweiten Weltkrieg konnte Niederstadtfeld im Gegensatz zum Nachbarort Oberstadtfeld Seite 4/13

2 Die Industrie Das Handwerk kam schon um 1550 nach Niederstadtfeld. Damals waren es vor allem Schmiede, die hier Arbeit fanden. Zu ihren Aufgaben gehörte hauptsächlich das Beschlagen der Kühe und Pferde sowie das Bereifen der Holzräder. Um die Feuerungen für die Schmiedearbeiten in Gang zu halten, musste Holzkohle gewonnen werden. Die Holzkohlegewinnung, die meistens von den Schmieden selbst betrieben wurde, hat bis heute noch ihre Spuren im Wald hinterlassen: Man kann noch sehr viele Meilen finden. Das sind glatte Flächen aus Stein, auf denen die Holzkohle ohne die Gefahr eines Waldbrandes gewonnen werden kann. Um 1800 kristallisierte sich die Zahnsichel- Herstellung als ein Gewinn bringender Erwerbszweig heraus. Diese Zahnsicheln waren, wie der Name sagt, im Gegensatz zu den normalen Sicheln gezahnt, ähnlich wie eine Säge. Sie dienten früher bei der Getreideernte zum Mähen und Aufnehmen des Getreides. Das Roheisen für die Zahnsicheln wurde weit her vom Rhein mühevoll auf Karren und Kuhgespannen herbeigeschafft. Mit den Schmiedearbeiten wurde erst im Winterhalbjahr nach den Drescharbeiten begonnen, denn die Schmiede betrieben neben ihrer Arbeit im Sommerhalbjahr auch noch Landwirtschaft. Sie waren praktisch gezwungen, die Landwirtschaft weiter zu betreiben, weil einerseits die Sichelproduktion noch nicht so groß war, man andererseits aber auch die Werkstätten nicht vergrößern konnte, da kein Geld vorhanden war und der Absatzmarkt noch nicht so gut erschlossen werden war. In etwa zehn Schmieden mit je zwei Feuerungen begannen jeweils im Herbst die schwierigen Arbeiten des Herausschlagens der Sicheln aus dem Eisenstab. Dieses Herausschlagen und besonders das Härten der Sicheln war eine Kunst, deren Geheimnis kein Schmied preis gab. Zur Endfertigung der Zahnsicheln befanden sich mehrere Schleifmühlen im Tal der Kleinen Kyll (in Richtung Schutz), die mit Wasserkraft betrieben wurden. In der Saison, also im Winterhalbjahr, liefen diese Schleifmühlen vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hinein. Auch die Anfertigung der Stiele und Griffe übernahmen Handwerker aus dem Dorf. Die handwerkliche Betätigung brachte für die Niederstadtfelder Bauern eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit, da sie im Winter ohnehin keine Arbeit hatten. Der Vertrieb der Sicheln geschah durch Hausierer, die den Vorsommer hindurch die Dörfer in der näheren und weiteren Umgebung und die Jahrmärkte in Prüm, St. Vith und Malmedy besuchten. Dadurch war der Absatz der Zahnsicheln und damit auch die Produktion auf wenige Exemplare begrenzt. Bedingt durch die Einwirkungen des ersten Weltkrieges verschwand diese blühende Industrie aus Niederstadtfeld. Um die Jahre 1840 bis 1850 gab es in Niederstadtfeld einen anerkannten Familienbetrieb, der Hüte aller Art anfertigte. Er hatte ein Absatzgebiet, das sogar bis nach Paris reichte. Er brachte der Familie viel Geld und hohes Ansehen. Der Häusername Hetmaich (übersetzt: Hutmacher) besteht heute noch im Ort. Ein Zeuge der ehemaligen Hutmacherei ist ein eingemeißelter Hut in dem noch vorhandenen Haus. Nicht unerwähnt soll das im vorigen Jahrhundert betriebene Bergwerk bleiben. Die Flurnamen Am Bleiofen und An der Bleiwäsche erinnern noch heute an dieses ehemalige Bergwerk. Es beschäftigte 1858 immerhin 12 bis 15 Knappen, die aus Niederstadtfeld und Üdersdorf kamen. Das Bergwerk, das sich auf einem Berg östlich des Tales der Kleinen Kyll in Richtung Schutz befand, war wahrscheinlich römischen Ursprungs, denn es war schon ein Stollen vorhanden, als die Arbeiten im Bergwerk aufgenommen wurden. Ein Stollen besteht auch heute noch, aber die drei Schächte auf der Kuppe des Bleibergs wurden nach dem zweiten Weltkrieg aus Sicherheitsgründen zugeschüttet. In dem Bergwerk, das den Namen Goldglück trug, wurden Silber, Blei und Kupfer gewonnen. Das in Blöcke geschmolzene Erz wurde damals mit Hilfe von Ochsenkarren an die großen Werke nach Mechernich und Bleialf transportiert. Es besteht auch heute noch ein eingetragenes Wasserrecht zur Ableitung der Abwässer des Bergwerks in den Kerlsbach, der in die Kleine Kyll mündet. Seite 5/13

Die Arbeiten im Bergwerk wurden zeitweise, so z. B. in den Jahren 1858 bis 1907, aus nicht bekannten Gründen eingestellt. Nach einer längeren Unterbrechung wurde im Jahre 1907 die Förderung im Bergwerk wieder aufgenommen und erneut waren es Niederstadtfelder und Üdersdorfer, die dort Arbeit fanden. Um aber an das Erz in den tieferen Regionen heranzukommen, musste man einen Querschacht vom tiefen Kerl aus anlegen. 1915 wurden die Arbeiten im Bergwerk Goldglück, bedingt durch die starken Kriegseinwirkungen, endgültig eingestellt. Im Krieg dienten diese Stollen einigen Familien aus Niederstadtfeld noch als Bunker. Neben diesen Industriezweigen gab es in Niederstadtfeld die Pottaschesiederei. Um die Jahre 1860 bestanden noch sieben Siedereien in Niederstadtfeld, die aber durch den Fortschritt der Industrie zum Erliegen kamen. Die Pottasche wurde bei der Glasherstellung sowie bei der Eisen- und Stahlherstellung verwendet, wobei die entstandene Asche beim Verbrennen dem Glas bzw. dem Eisen oder Stahl die Schadstoffe entzog und somit dem Material eine verbesserte Haltbarkeit gab. Der Eifeler Stahl war bis zur Solinger Zeit der beste weit und breit. Das Schmelzen von Erz, die Pottaschesiederei und das Anlegen der Stollen hatten aber auch einige sehr weitreichende Folgen für die Eifeler Bevölkerung: Bedingt durch den starken Holzverbrauch gingen die Wälder rapide zurück. Um 1860 gab es bereits beträchtlich weniger Wald in der Eifel als vorher und auch als heute, so dass sehr viele Leute auswandern mussten, denn die Dezimierung der Wälder zog, vor allem für die Landwirtschaft, einige negative Folgen nach sich. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, vor allem in der zeit vor dem zweiten Weltkrieg, waren die oben erwähnten Industrien auf Grund der in ganz Deutschland herrschenden schlechten Arbeitsmarktsituation zum Erliegen gekommen. Die jüngere Generation wanderte aus ihrem Heimatdorf aus und suchte woanders Arbeit, die sie hautsächlich im Kölner Raum fand. Hier im Ort blieb als Arbeitsmöglichkeit nur noch der Wald: Die Holzfällerei und zwei Sägewerke beschäftigten nur wenige Arbeiter. Die übrigen Bewohner unseres Ortes versuchten sich mit ihrem bisschen Landwirtschaft durchzuschlagen. Nach dem zweiten Weltkrieg kam es auch für die Niederstadtfelder zum sogenannten Wirtschaftswunder: Nachdem das eine Sägewerk, das vor dem Krieg fünf Männer beschäftigt hatte, 1943 zerstört worden war und danach nach Darscheid übersiedelte und das zweite um 1955 Bankrott gemacht hatte, siedelte sich zunächst eine Ballfabrik in den Gebäuden des ehemaligen Sägewerkes an. Diese Fabrik war bereits in der Lage, 30 bis 40 Mann zu beschäftigen. Sie hielt sich aber nur bis 1959. Danach siedelte sich die heute noch größte Fabrik und der gleichzeitig größte Arbeitgeber in Niederstadtfeld an: das Warmpresswerk. Seite 6/13

3 Die Landwirtschaft Als sich aus dem Hof Stadevelt das Dorf Niederstadtfeld entwickelte, lebt die Bevölkerung ausschließlich von der Landwirtschaft. Da in Niederstadtfeld, wie auch in der übrigen Eifel, der größte Teil der zur Verfügung stehenden Fläche von Wald bedeckt war, war die Waldbauernwirtschaft weitverbreitet. Die Grundlage der Landwirtschaft war der Hochwald. Vom Frühjahr bis zum Herbst waren die Rinder und Schafe in der Waldweide. Die Schweine wurden im Wald oder zu Hause mit Bucheckern und Eicheln gemästet. Die Waldweide war manchmal sogar mit Hecken oder Holzbarrikaden eingezäunt, so dass meistens nur ein Mann auf das Vieh des ganzen Dorfes aufpassen musste. Später, als das Handwerk aufkam (um 1550) und sich einige Handwerker, hauptsächlich Schmiede und Maurer, in Niederstadtfeld niederließen, verlor die Landwirtschaft zum ersten Mal ein wenig an Bedeutung, zumindest für die Handwerker, die aber nebenbei immer noch etwas Landwirtschaft betrieben. Die Landwirtschaft war aber nebenbei immer noch die Haupteinnahmequelle und damit auch die Grundlage jeder Verdienstmöglichkeit in Niederstadtfeld. Um 1860 löste die Dezimierung des Hochwaldes, bedingt durch den starken Holzverbrauch für die Industrie, eine starke Auswanderungswelle in der gesamten Eifel aus, und man war, durch rapiden Rückgang des Hochwaldes, gezwungen, sich auf eine andere Art der Viehhaltung umzustellen. Doch die Not der Bauern und damit die Not aller Leute aus der Eifel wuchs immer mehr. Im Jahre 1860 war im Kreis Daun jeder Bürger wegen Wald- und Feldfrevel durchschnittlich 2,8 mal bestraft. Die Rinder-, Schweine-, Schaf- und Ziegenhaltung wurde begrenzt. Außerdem wurden der Anbau von Nadelhölzern, die schneller wachsen und deshalb mehr Ertrag bringen, in denen aber keine Waldweidewirtschaft mehr möglich war, und der Anbau von Kartoffeln im Kreis Daun gewaltsam, mit Einsatz von Soldaten, auf Befehl des Königs der Rheinprovinz eingeführt. Die Umstellung fiel den Bauern sehr schwer und es herrschte bald große Not. Trotz der immer kleiner werdenden Erträge aus der Landwirtschaft mussten die Bauern ihrem Lehnsherrn ihre Abgaben, ein Teil der Ernte, abliefern, so dass am Ende kaum mehr genug für sie selbst übrig blieb. Jetzt wurde verstärkt die Dreifelderwirtschaft (oder auch Schiffelwirtschaft) betrieben. Schiffelwirtschaft war eine vor gut hundert Jahren üblich Fruchtwechselform: Man ließ das Land, nachdem man es das erste Jahr mit Hackfrüchten bepflanzt hatte, für ein bis mehrere Jahre brach liegen. Die Reihenfolge der Anbaufrüchte innerhalb der drei Jahre wechselte ständig. Auf dem Brachland wuchsen in der Zeit, in der nichts angebaut wurde (i. d. R. zwei bis drei Jahre) Gras und Unkraut. Nach dieser Zeit des Brachliegens wurde das Gras weggeschiffelt, daher auch der Name Schiffelland. Die reicheren Bauern nutzten das Gras und Unkraut als Dünger, die Ärmeren verfütterten es an ihr Vieh. Um 1905 besaß die Gemeinde 482 Morgen Schiffelland und nur zehn Morgen Wiesen, aber 1469 Morgen Holzungen (vier Morgen = ein Hektar). Die Not der Bauern wurde dadurch etwas gelindert, dass ihnen die Möglichkeit gegeben war, in den neu entstehenden Industriezweigen Arbeit zu finden und Geld zu verdienen, denn ab dem 18. und 19. Jahr-hundert spielte das Geld eine immer größere Rolle. Während man vorher noch mit Naturalien bezahlt hatte. Das Geld konnte zwar den Tauschhandel innerhalb des Dorfes noch nicht ganz verdrängen, doch es gewann überörtlich immer mehr an Bedeutung. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen waren fast alle Leute gezwungen, sich wieder mehr der Landwirtschaft zu widmen, denn die Industrie kam in dieser Zeit fast völlig zum Erliegen. Erst nach der Währungsreform nach dem zweiten Weltkrieg verdrängte das Geld endgültig den Tauschhandel. Durch das Realerbrecht, das hier in der Eifel herrschte, wurden die Felder und die Betriebe immer kleiner. Sie hatten damals durchschnittlich 10 bis 14 Morgen (ca. drei Hektar) Land und ein bis drei Kühe, die aber meist den Seite 7/13

ganzen Tag arbeiten mussten, weil dem Bauer noch keine Maschinen zur Verfügung standen. Nach einem schweren Arbeitstag waren die Kühe abends nicht mehr in der Lage, genügend Milch für den täglichen Bedarf zu liefern. Geld oder andere Mittel, um sich eventuell zu vergrößern, gab es auch nicht. Die Menschen lebten hier während dieser Zeit sozusagen von der Hand in den Mund. Nach dem zweiten Weltkrieg kam allmählich der Aufschwung. Viele Bauern unterhielten ihre Landwirtschaft nur noch nebenbei, ähnlich wie im 17. und 18. Jahrhundert, nur mit dem Unterschied, dass jetzt der Schwerpunkt auf der Industrie lag, denn hier konnten sie mehr verdienen, wovon im Endeffekt auch die Landwirtschaft profitierte. Jetzt war jedem die Möglichkeit gegeben, seinen Betrieb zu vergrößern und sich Maschinen anzuschaffen, weil ihm die entsprechenden Geldmittel zur Verfügung standen. Ein großer Fortschritt für die Landwirtschaft in Niederstadtfeld war die Flurbereinigung in den Jahren 1957 bis 1960. Vorher betrug die durchschnittliche Größe der Felder nur noch 23,6 ar. Um eine einigermaßen rentable und rationelle Arbeit auf den Feldern zu gewährleisten, vergrößerte man die Felder auf eine durchschnittliche Größe von 52,6 ar. Dies war auch die Zeit, in der die ersten Maschinen in Niederstadtfeld aufkamen und den Bauern die Arbeit erleichterten. Vor allem wurde den Kühen die Arbeit abgenommen, wodurch eine Steigerung der Milchproduktion erreicht wurde. Da die Betriebe jetzt durchschnittlich vier bis sechs Kühe hielten, konnten sie zum ersten Mal regelmäßig Milch für Geld verkaufen. Hauptsächlich durch den Einsatz der Maschinen wurde die Landwirtschaft in den 60er und 70er Jahren als Nebenerwerbsbetrieb immer lukrativer. Es bildeten sich aber auch vier Vollerwerbsbetriebe heraus. Anfang der 60er Jahre wurden auf Lauzert drei Siedlungen gebaut, die auch nur auf Grund der Flurbereinigung entstehen konnten. Auch das Warmpresswerk baute eine große Bullenzucht auf. Es pachtete sehr viel Land, was den Pachtpreis in die Höhe trieb. Es hatte aber auch den Vorteil, dass es kein Brachland mehr gab. Ende der 70er Jahre kam der große Rückschlag für die Landwirte, vor allem für die Feierabend-Bauern. Es wurde alles teurer, von den Maschinen bis hin zum Kunstdünger. Die Schlagwörter hießen Rationalisierung und Spezialisierung. Es wurde in unserer engeren Heimat wie im gesamten EG-Raum mehr Milch produziert als verbraucht werden konnte. So entstanden Berge überschüssiger Butter und unverkäuflichen Milchpulvers. Dagegen musste etwas unternommen werden. Es wurde beschlossen, Abschlachtprämien für jede Kuh zu zahlen. Das war ein großer Anreiz für die kleinen Landwirte. Damit verschwanden die meisten Feierabendbetriebe aus Niederstadtfeld. Seite 8/13

4 Die Forstwirtschaft Früher war der Hochwald, der bis ins 19. Jahrhundert ausschließlich aus Laubwald bestand, die Grundlage der Landwirtschaft. Nach dem ersten Kahlschlag (1815), der große Armut ins Dorf brachte, kam der erste Eingriff des Menschen: Man pflanzte die Fichte, die ursprünglich nicht in der Eifel heimisch war, wegen ihrer gringen Umtriebszeit. Der Nadelwaldanteil beträgt mittlerweile mehr als die Hälfte des Waldes von Niederstadtfeld. Der Wald war schon immer ein Arbeitsplatz für die Bewohner von Niederstadtfeld: zum einen für die Bauern, die im Winter keine Arbeit hatten und auch für alle, die in der aufkommenden Industrie keine Arbeit fanden. Damals wurde hauptsächlich Brennholz gemacht, denn der Brennholzbedarf war sowohl für die privaten Haushalte, als auch für die Industrie (z. B. die Pottaschesiederei) noch sehr hoch. Es wurde aber auch Holz für die Industrie verarbeitet (z. B. Balken für die Stollen des Bergwerkes). Zur Verarbeitung konnte damals, im Gegensatz zu heute, nur sehr gutes Holz genutzt werden. Ab Mitte der sechziger Jahre kam dann die Vollbeschäftigung für die Waldarbeiter. Sie mussten Lehrgänge besuchen, um sich theoretisch und praktisch weiterzubilden, denn ihr neuer Beruf stellte jetzt höhere Anforderungen und verlangte mehr Kenntnisse. Sie mussten jetzt selbständiger, aber auch genauer und rationeller arbeiten. So wurde aus dem Nebenjob ein eigenständiger Beruf. Als die ersten Menschen hier ansiedelten, fanden sie fast nur Wald vor, deshalb auch die Waldweidewirtschaft. Dies änderte sich, als man Anbauflächen für die Landwirtschaft brauchte. Diese Rodungen waren der allererste Eingriff des Menschen in die Natur von unserem Dorf. Der zweite größere Eingriff, mit weitaus schwerwiegenderen Folgen, war der Kahlschlag im Jahre 1815. Der Wald ging rapide zurück und mit der Aufforstung wurde erst spät begonnen. Niederstadtfeld besitzt heute ca. 500 ha Wald, die sich auf zwei Reviere verteilen: das Forstrevier Deudesfeld (114 ha) und das Forstrevier Niederstadtfeld (386 ha). Letzteres ist schwach geneigt bis steil. Knapp die Hälfte davon sind Steilhänge. Durch die Hanglage und die trockenen Südhänge ist der Wasserhaushalt meist mäßig frisch bis trocken. Das Grundgestein des Waldes ist vor allem Ton-Schiefer und Grauwacke mit diluvialem Decklehm. Vor dem Kahlschlag 1815 betrug der Laubwaldanteil (Buchen-Eichen-Mischbestände) fast 100 %. 1917 waren es noch 75 % 1964 nur noch 49 % und heute ist er bereits auf 37 % gesunken. Dagegen sind die Nadelhölzer Fichte, Douglas und Tanne von null auf 59 % gestiegen. Der Kieferanteil beläuft sich derzeit auf 4 %. Der Rückgang des Laubwaldes lässt sich dadurch erklären, dass die Aufforstung von Laubwald bis in die siebziger Jahre fast völlig vernachlässigt worden ist, die Aufforstungen von Nadelwald hingegen sehr stark betrieben wurden. Seite 9/13

5 Die Mühle Die heutige Niederstadtfelder Mühle ist, wenn man von Oberstadtfeld die L27 befährt, am Ortseingang kurz vor der Brücke über die Kleine Kyll gelegen. Sie ist heute nur noch als landwirtschaftliches Anwesen vorhanden. Im Scheffelweistum zo Nidderstadtfeldt aus dem Jahre 1508 wird der Bezirk des Hochgerichts auch durch den Mülenbach abgegrenzt. Dieser Mühlenbach oder Mühlbach entspringt im Tal unterhalb der heutigen Steinfabrikation Bettendorf und läuft verrohrt unter dem Fabrikgebäude des Warmpresswerks hindurch in den Kälberbach und von dort aus in die Kleine Kyll. Auch die in unmittelbarer Nähe so zahlreichen Flur- und Distriktbezeichnungen Mühlscheid und Mühlwies weisen auf die Nähe der Mühle hin. Vermutlich lag die erste Mühle nicht an der Kleinen Kyll, sondern am Mühlenbach, dem Nebengewässer der Kleinen Kyll - warum hätte man ihm sonst diese Bezeichnung gegeben. Die Mühle hatte ein Mühlrad, das durch die Kleine Kyll angetrieben wurde, und einen Mahlgang. Aus 14 Fuß Höhe fiel das Wasser auf das Mühlrad, das zuletzt einen Durchmesser von 6,40 m hatte. Der Mühlbaum war aus Eichenholz, 8,50 m lang und hatte an der dünnsten Stelle einen Durchmesser von 55 cm. Außerdem war ein Wasserstau angelegt worden, um immer ausreichend mit Wasser versorgt zu sein. Die Mühle zu Niederstadtfeld gehörte der Gemeinde. In den Kellereirechnungen des Amtes Manderscheid aus dem Jahre 1580 wird unter den Abgaben an Korn vermerkt Von der Muellen zu Niederstattfeldt 1 mltr. Vierzehn Jahre später, 1594, hatte der Müller ein sogenanntes Mühlenschwein zu liefern. Außerdem waren ahn Korns 3 Scheffel als Pacht zu erbringen. 1648 finden wir den Eintrag Niederstattfeldter Muhll 1 fl. (Florentiner, Anm. d. Red.) Gulden liebert. Neben dem Geldbetrag waren außerdem 6 Fass Korn zu leisten. 1680 betrug die Abgabe in Geld 1 fl. Und 6 Scheffel (ca. 1 Zentner) Korn. Auch 1691 betrug die Geldabgabe 1 Gulden und an Korn waren 6 Sester (= 18 l) abzuliefern. In diesem Jahr ist jedoch eine Besonderheit in den Rechnungseinnahmen vermerkt. Die Niederstadtfelder Mühle hatte außerdem 1 pots (Gefäß) Öl zu liefern. Dies ist ein eindeutiges Anzeichen dafür, dass neben der Mahlmühle - zumindest zeitweise - eine Ölmühle betrieben wurde. Auch 1692 finden sich in den Rechnungsbüchern die gleichen Einträge. 1694 erscheint die Abgabe für die Ölmühle nicht mehr. Die sonstigen Abgaben sind auch in den nachfolgenden Rechnungsbüchern von 1695 und 1699 gleich. Im Jahre 1702 finden sich in den Manderscheider Kellereirechnungen erstmals Angaben zur Person des Müllers. Bei den Steuerpflichtigen aus Niederstadtfeld heißt es: Philips Stattfelt in Ehe mit Gertruk (d) Stattfelts gutt und wegen dessen Mühl daselbsten 27 alb. Neben dem Ehegulden war also auch eine Abgabe für die Mühle zu entrichten. In den Jahren 1740 und 1760 werden nach wie vor 1 fl. und 6 Sester Korn jährlich als Pachtleistung verlangt. Auch im Grund- und Extractbuch Niederstadtfeld, das aus dem Jahre 1725 stammt, findet sich die Bezeichnung Bei dem Mühlenpesch. Weiterhin sind folgende Müller registriert: - Nicolaus Thullen, 1806 - Johann Adam Scholzen, bis 1812 - Nicolas Bell, 1826, 1827, 1828 - Heinrich Spoo, 1840, 1843 - Hugo Kolley, 1846 - Heinrich Spoo, 1852 - Egidius Burbach, 1869 - Elisabeth Burbach, 1872 - Leonhard Huschens, bis 1913 - Heinrich Burbach 1919 kaufte der Müller Jakob Trosdorff die Mühle einschließlich des Wasserrechtes von der Gemeinde Niederstadtfeld zum Preis von 170 Goldmark. 1933 wurden der Mühlenbetrieb und das Wohnhaus um- und ausgebaut. Jakob Trosdorff betrieb die Mühle bis 1952 ehe sie auf seinen Schwiegersohn Matthias Jucken überging. 1954 wurde der Betrieb endgültig eingestellt. Seite 10/13

6 Die Kirche Der Pfarrort Stadevelt war nach der Urkunde Kaiser Heinrichs II. aus dem Jahre 1016 durch den Prümer Abt Urold von Daun dem neu gegründeten Kollegiatstift Prüm zugeteilt. Dieser Besitzstand fand erneute Bestätigung 1136 unter Abt Albero, der als Vogt den Grafen Bezelino einsetzte. Dieser verlor Stadevelt möglicherweise wieder an den Adel, die Ritter von Stadevelt. 1280 wurden Niederstadtfeld und seine Pfarrfiliale Schutz an den Erzbischof Heinrich II. von Finstingen verkauft. Die Kirche erscheint dann um 1330 im trierischen Archiv und im Jahre 1570 im Visitationsprotokoll des Kollators der Pfarrei, Graf Diedrich I. von Manderscheid-Kail. Kirche und Pfarrei gehörten damals, 1570, zum Dekanat Kyllburg oder Bitburg. Erst im Jahre 1808 gab es eine Umgruppierung: 1808 in das Kanton und 1827 in das Dekanat Daun. Dies hat heute noch Bestand. Die Pfarrei Niederstadtfeld lag bis 1803 am Nordrand der alten Trierer Erzdiözese eingeklemmt zwischen Teilen der Großpfarreien Sarresdorf (Gerolstein), Steinborn (Neunkirchen) und Daun. Im Jahre 1803 wurde die Filiale Schutz zur neuen Pfarrei Bleckhausen gezogen. Dafür erhielt Niederstadtfeld im Gegenzug Oberstadtfeld, das bis dahin zur Pfarrei Steinborn und zur Diözese Köln gehört hatte. Die Bewohner von Oberstadtfeld waren damals verärgert und enttäuscht und benahmen sich wie ein unzufriedenes Kind, da sie davon geträumt hatten, eigene Pfarrei zu werden. Ihr Patron war zunächst St. Valentin, 1830 aber die heilige Brigida. 1836 stürzte die Kapelle von Oberstadtfeld ein. Ein Jahr später stand aber schon der Neubau, da die Kirchengemeinde Niederstadtfeld 300 Taler aus ihrem Kirchenfonds gab. Kirchpatron von Niederstadtfeld ist der heilige Sebastianus. Als zweite Patronin ehrte man 1743 die heilige Katharina. Im Jahre 1640 drängte der Visitator auf Instandsetzung der kirchlichen Anlage. Daraufhin wurde im Jahre 1769 eine Empore gebaut und ein neues Schiff angefügt, das 1843 um zwei Fensterachsen verlängert wurde. Außerdem wurde die frühere Sakristei, die sich nördlich vom Turm befand, beseitigt und durch die jetzige, östlich vom Turm gelegen, ersetzt. Die Kirchbaurechnungen vom 17.12.1768 beliefen sich auf 674 Taler. 1843 wurde das vierte Geschoss des Turmes aufgesetzt und der Bau instandgesetzt. Dabei wurden auch die alten Fenster vergrößert. Kanzel und Kommunionbank, die aus dem Ende des 18. Jahrhunderts stammen, wurden 1845 von unbekannter Stelle hierher gebracht. 1847 wurden die beiden Seitenaltäre für 215 Taler angefertigt. Im Jahre 1852 erhielt die Pfarrkirche drei neue Glocken mit Gewichten von 1630 Pfund, 897 Pfund und 507 Pfund. Diese fielen bis auf die kleinste Glocke den beiden Weltkriegen zum Opfer. Ob die 1830 erwähnten zwei Glocken wirklich aus dem Jahre 1352 stammten, lässt sich nicht mehr nachprüfen. Heute besitzt die Pfarrkirche zwei Stahlglocken und eine Bronzeglocke. Der Taufstein aus dem Jahre 1662 ist nicht mehr vorhanden. In der früheren Kirche standen zwei Altäre, seit dem 18. Jahrhundert sind es deren drei, die dem heiligen Sebastian, der Muttergottes und dem heiligen Josef gewidmet sind. Alle sind Holzarbeiten. Lange Zeit hatte die Pfarrei kein eigenes Pfarrhaus. Erst im Jahre 1828 ging das Haus des damaligen Pfarrers für 3400 Taler in den Besitz der Pfarrei über, wobei Niederstadtfeld zwei Drittel des Betrags übernahm, Trier 400 Taler und Oberstadtfeld den Rest. Dieses Haus wurde 1843 erweitert, musste aber 1954 einem Neubau weichen. Das Kirchengebäude ist ein einschiffiger Bau in Bruchstein mit altem Ostturm, im Lichten 7,68 m breit und mit dem kurzen, dreiseitigen Schluß am Ostende 22 m lang. Das als Chor dienende untere Geschoß des Turmes ist im Lichten 3,58 m breit und 4,68 m tief. Der Ostturm ist um das Jahr 1300 erbaut worden. Der Gottesacker lag bis 1978 um die Kirche. Bereits 1958 war ein neuer Friedhof oberhalb des heutigen Warmpresswerks angelegt worden. Hier steht auch ein Kriegerdenkmal. An der Kreisstraße zwischen Ober- und Niederstadtfeld wurde im Jahre 1888 ein Heiligenhäuschen errichtet und zwar, wie der Seite 11/13

Volksmund erzählt, als Erfüllung eines Gelübdes, das zwei Krieger aus Oberstadtfeld im Kriege 1870/71 gemacht hatten. Wenn man dieser Straße weiter in Richtung Schutz folgt, sieht man am rechten Straßenrand ein Kreuz stehen, das in großen Lettern folgende Inschrift trägt: ANNO 1633 DIS CREUTZ HAT LASSE GOTT ZU ERE UFREICHTEN DER ERSAM WIEFERS PETER UNT SEIN HAUSFRAU MARIA ZU SCHUTZ. Als Grundgehalt bekam er die Erträgnisse des Wittums (Brockhaus: Wittum = im deutschen Mittelalter eine Zuwendung des Ehemanns an die Frau zur Versorgung als Witwe ), das Staatsgehalt u. a. Am Ende des 19. Jahrhunderts war Niederstadtfeld eine begüterte Pfarrei, besaß aber wenig Land. Zur Bestreitung des Gottesdienstes hatte die Pfarrkirche 1570 eine Einnahme von 3 Mltr. Hafer und 3 Maß Öl, dazu den Ertrag einiger Bienenstöcke (zur Herstellung der Kerzen) und 25 Schafe, die vom Gemeindehirten frei mit zur Weide geführt wurden. Die Bezahlung des Pastors erfolgte in Naturalien. Er bekam ein Drittel des Zehnten (= 6 Mltr. Frucht und 4 Fuder Heu) und von jedem Haus einen Sester (= 3 l) Korn. Erst 1884 wurden die Lieferungen in einen Geldbetrag umgewandelt, den die beiden Gemeinden als Pfarrzusatzgehalt jährlich aus der Gemeindekasse auszahlen ließen. Mitgliederzahlen: 1563 20 Feuerstellen = ca. 100 Einwohner 1684 19 Feuerstellen 1787 250 Einwohner 1830 241 Seelen 1869 338 Seelen 1893 314 Einwohner 1911 351 Einwohner Seite 12/13

7 Die Schule Die erste Schule in Niederstadtfeld wurde 1610 gegründet, doch die Schulpflicht wurde erst im Jahre 1680 auf Anordnung des Grafen von Manderscheid eingeführt. Die Lehrer waren Priester, Kapläne oder Vikare, Söhne der Adelshäuser, Offiziere, aber auch Handwerker. Die erste Schule war in den Räumen des ehemaligen Lebensmittelgeschäftes Hey-Trosdorff untergebracht. 1904 wurde dieses Gebäude von der Gemeinde verkauft, und die Schule wurde in ein größeres Haus verlegt. Nach dem Krieg war aber auch dieses Gebäude nicht mehr in der Lage, alle Kinder aufzunehmen. Bei der Flurbereinigung entschloss man sich, einen größeren Platz miteinzuplanen, um eine neue und größere Grund- und Hauptschule zu errichten. Diese neue Schule sollte dann aber auch den Nachbargemeinden zur Verfügung stehen. Im Oktober 1968 wurde dieses neue Schulgebäude fertiggestellt. Seite 13/13