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Transkript:

Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Infobrief 12 / 14 1. Dezember 2014 Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen, sehr geehrte Damen und Herren, der aktuelle Rundbrief des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg informiert Sie über folgende Themen: 1. Dorfkirche des Monats - Löwenbruch (TF) 2. Einladung zum Neujahrsvortrag des FAK 3. Kapelle der ehemaligen Wallfahrtskirche Alt Krüssow (PR) wird saniert 4. Garrey (PM) Sieger im Kreiswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft 5. Vorweihnachtliches Konzert in Wassersuppe (HVL) 6. Buchtipp des Monats: Die mittelalterlichen Kirchen in der nördlichen und östlichen Uckermark Dorfkirche des Monats Dezember 2014 - Löwenbruch (Teltow-Fläming) 1 Foto: Hans Krag Eine Meile hinter Großbeeren, seine hoch gelegenen fruchtbaren Äcker an einem Stücke Bruchland entlangziehend, liegt das Dorf Löwenbruch. Mit diesem Satz beginnt Theodor Fontane das Kapitel über Löwenbruch im Band Spreeland seiner Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Wer jedoch erwartet, eine ausführliche Beschreibung der dortigen Kirche zu finden, wird enttäuscht. Das Löwenbrucher Gotteshaus interessierte den Dichter bei seinen mehrfachen Besuchen anscheinend nicht sonderlich; lediglich die schön geschnitzte Kanzel, die Achatz von Alvensleben der Löwenbrucher Kirche zum Geschenk machte findet in

einem Nebensatz Erwähnung. Ansonsten widmet sich Theodor Fontane seinem Lieblingsthema, der Genealogie preußischer Adelsgeschlechter. Das heute zu Ludwigsfelde eingemeindete Dorf Löwenbruch wurde 1346 erstmals urkundlich erwähnt; damals gehörte es zur Herrschaft Zossen und besaß mehrere Rittergüter. Im Laufe der Jahrhunderte wechselten des Öfteren die Patronatsfamilien; zu Fontanes Zeiten und bis zum Kriegsende 1945 war der Ort im Besitz der Familie von dem Knesebeck. Die von einem Friedhof umgebene Kirche ist ein einfacher verputzter Ziegelbau mit einem steilen Satteldach und einem eingezogenen, vermutlich älteren, Westturm, den oben erwähnter Achaz von Alvensleben an Stelle eines maroden Vorgängerbaus errichten ließ. Drei Jahre später, 1719, stiftete dieser auch den prächtigen Kanzelaltar, worauf eine Inschrift auf der Rückwand der Altarwand hinweist. In den Feldern des Kanzelkorbes finden sich in ovalen Blattrahmen die Reliefs der vier Evangelisten sowie eines evangelischen Predigers, letzterer mit dem selbstbewussten Spruch versehen: Gottes Wort und Luthers Lehr, vergehet nun und nimmermehr! Vielleicht ist es sogar Martin Luther selbst, den ein unbekannter Künstler hier abbildete; seine Darstellung als fünfter Evangelist ist in der damaligen Zeit nicht selten. Weitaus älter als der Kanzelaltar und das jetzige Kirchengebäude sind drei wertvolle mittelalterliche Schnitzfiguren. Auf einer Konsole links vom Altar steht eine Anna Selbdritt, die in jüngerer Zeit die Gemeinde dazu motivierte, ihrer Gemeinde den Namen St. Anna zu geben. Die Skulptur entstand um 1380 und stammt ursprünglich aus einem Retabel, das heute in der Dorfkirche von Sieversdorf (Oder-Spree) zu besichtigen ist. Zu den ältesten erhaltenen Holzskulpturen der Mark gehört ein thronender Bischof aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Etwa einhundert Jahre später entstand die Figur eines Papstes. Dank einer großzügigen Spende, die der Förderkreis Alte Kirchen von der Irene und Karl Blumenberg Stiftung erhielt und an die Kirchengemeinde weiterreichen konnte, war es möglich, die Figuren, die noch vor Kurzem gravierende Schäden aufwiesen, restaurieren zu lassen. In einer neu gestalteten Vitrine in einer Nische auf der Südseite des Kirchenschiffes werden Bischof und Papst nun dem Publikum präsentiert. Schließlich gehört zur Ausstattung der Dorfkirche noch eine hölzerne Taufe, die inschriftlich 1670 datiert ist. Auf einem sich oben erweiternden Sockel ruht ein sechseckiger Taufkorb, dessen für die Spätrenaissance typischen Seitenflächen mit farbigen Beschlagwerksteinen besetzt sind. In der Mitte des Kirchenschiffes hängt an einem Rollensystem befestigt der Taufdeckel, der über ein langes Seil von der Vorhalle im Westturm aus herabgelassen werden kann. Bei einer Renovierung der Kirche 1969 erhielt die Taufe einen laienhaften, verfälschenden Farbanstrich. Auch wies sie inzwischen erhebliche Holzschäden auf. Auch hier konnte die Blumenberg Stiftung helfen: Seit einigen Wochen befindet sich die Taufe in der Werkstatt des Berliner Restaurators Dirk Jacob. Vermutlich bis Ostern des kommenden Jahres 2015 wird sie im restaurierten Zustand in die Kirche zurückkehren. Potentielle Besucher können übrigens im Gasthof Zum Löwen (Tel.: 03378-202880) nach dem Kirchenschlüssel fragen. Einladung zum Neujahrsvortrag des FAK Zum Beginn des neuen Jahres möchten wir Sie zu unserem traditionellen Neujahrsvortrag einladen: Bernd Janowski: Bevor wir anfangen, unsere Kirchen zu schließen, sollten wir sie öffnen! Gedanken zur Zukunft der brandenburgischen Dorfkirchen. 2

Am Donnerstag, dem 22. Januar 2015 um 19 Uhr in der St. Matthäuskirche am Berliner Kulturforum (Nähe Potsdamer Platz). Im Jahr 2015 kann der Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg auf 25 Jahre erfolgreicher Arbeit zurückblicken. Aus Anlass dieses Jubiläums gilt es, Bilanz zu ziehen über Erreichtes, aber auch nach vorn zu schauen, um neuen Anforderungen zu begegnen. Haben unsere Dorfkirchen in einer Gesellschaft, die von Säkularisierung, Individualisierung und demographischem Wandel geprägt ist, überhaupt noch eine Chance? Welche Rolle spielen sie in Dörfern, die einem rasanten Strukturwandel ausgesetzt sind? Sind sie noch geistiger Mittelpunkt oder nur noch Raum der Erinnerung an die gute alte Zeit? Die Kirche im Dorf kann ihre Bedeutung als Ort der Sinnstiftung und Entschleunigung nur dann weiterhin behalten, wenn es gelingt, die Probleme ihrer Erhaltung und Nutzung im Zusammenhang mit der Zukunft des ländlichen Raumes insgesamt zu betrachten. Dafür jedoch ist ein breiter gesellschaftlicher Konsens notwendig. Diesen zu befördern, sieht der Förderkreis Alte Kirchen auch weiterhin als wichtige Aufgabe an. Im Anschluss an den Vortrag besteht wie immer die Möglichkeit, bei einem Glas Wein oder Saft miteinander ins Gespräch zu kommen. Wir würden uns freuen, Sie an diesem Abend begrüßen zu dürfen. Der Vorstand des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Kapelle der ehemaligen Wallfahrtskirche Alt Krüssow (PR) wird saniert Foto: Bernd Janowski Bis zum Ende des Jahres sollen die laufenden Sanierungsarbeiten an der Nordkapelle der ehemaligen Wallfahrtskirche in Alt Krüssow (Prignitz) abgeschlossen werden. Im Innenraum konnten Wandmalereien des Mittelalters und aus dem 19. Jahrhundert freigelegt werden, die konserviert werden sollen. Bereits restauriert wurden zwei Bleiglasfenster in der Kapelle. Nach Entfernen eines Holzfußbodens kam eine Ziegelpflasterung aus der Zeitb um 1870 zum Vorschein. Auch die im Jahre 1886 zugesetzte Westpforte der Kapelle soll wieder geöffnet werden. Langfristig ist geplant, den derzeit in Perleberg befindlichen gotischen Hauptaltar sowie fünf ausgelagerte mittelalterliche Schnitzfiguren in die Alt Krüssower Kirche zurückzuholen. Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten soll die Kapelle als Raum der Stille genutzt werden. An der Finanzierung vorangegangener Bauabschnitte hatte sich mehrfach auch der Förderkreis Alte Kirchen beteiligt. 3

Garrey (PM) Sieger im Kreiswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft Dorfkirche Garrey; Foto: Bernd Janowski Die Gemeinde Garrey (Potsdam-Mittelmark) errang im diesjährigen Kreiswettbewerb Unser Dorf hat Zukunft den 1. Platz und wird den Landkreis Potsdam-Mittelmark im kommenden Jahr beim Ausscheid des Landes Brandenburg vertreten. In der Laudatio heißt es unter anderem: Die Bewohner des Dorfes bilden das Fundament des Lebens in Garrey. Ausdrücklich gewürdigt wurde auch das Engagement des örtlichen Freundeskreises für die Garreyer Kirche, der in diesem Jahr die Sanierung der Außenhülle des Kirchengebäudes initiiert hatte. Der Verein gehörte 2013 zu den Preisträgern des vom FAK jährlich ausgeschriebenen Startkapitals für Kirchen-Fördervereine und war 2014 Gastgeber für die feir+erliche Preisverleihbung. Vorweihnachtliches Konzert in Wassersuppe (HVL) Aus Anlass der abgeschlossenen Dachsanierung der Dorfkirche Wassersuppe (Havelland) lädt der Freundeskreis der Kirche am Sonntag, dem 21. Dezember 14 Uhr zu einem kleinen vorweihnachtlichen Vokalkonzert ein. An der Finanzierung von Instandsetzungen an der Dorfkirche Wassersuppe hatte sich mehrfach auch der Förderkreis Alte Kirchen mit Zuschüssen beteiligt. 4

Buchtipp des Monats: Die mittelalterlichen Kirchen in der nördlichen und östlichen Uckermark Den Prenzlauer Superintendenten und Verfasser mehrerer Bücher über Kirchenbau Rudolf Ohle erinnerten vor über einhundert Jahren die zahlreichen uckermärkischen Feldsteinkirchen in ihrer Gleichförmigkeit wie in ihrer soliden Bauart an die Stationsgebäude unserer älteren Eisenbahnen, die sich wie ein Ei dem andern ähneln und nur in ihren Größenverhältnissen unterscheiden. Nun ist bei etwas genauerem Hinschauen recht schnell zu bemerken, dass die aus Granitquadern gemauerten mittelalterlichen Sakralbauten im Nordosten der Mark Brandenburg doch nicht so gleichförmig sind, wie Ohle es behauptet. Recht hat er jedoch mit der indirekten Feststellung, dass durch die (wenn man im Unterschied zur vorliegenden Publikation den Altkreis Templin mitrechnet) weit über 200 Feldsteinkirchen der Region das Bild der uckermärkischen Dörfer und Kleinstädte bis heute wesentlich geprägt wird. Als Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts Kolonisten die terra Ukera besiedelten und planmäßig Dörfer anlegten, bauten sie in jeder Ortschaft auch eine Kirche. Um sofort Gottesdienste feiern zu können, wurden vermutlich auch hier in den meisten Siedlungen zuerst einfache Holzbauten errichtet. Doch schon ein bis zwei Generationen später entstanden feste und repräsentative Kirchengebäude, kunstvoll geschichtet aus Feldsteinen, die die letzte Eiszeit im Überfluss hinterlassen hatte. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass die Siedler selbst in der Lage waren, diese Kirchen selbst zu bauen. Zahlreiche Bauleute müssen damals an vielen Orten gleichzeitig tätig gewesen sein. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstanden - nicht nur in der Uckermark, sondern im gesamten Nordosten Deutschlands - Hunderte von Kirchenbauten, die zu einem sehr großen Teil bis heute erhalten blieben. Mangels schriftlicher Quellen aus dieser Kolonisationszeit stellen die mittelalterlichen Sakralbauten selbst und die in ihnen erhaltenen Ausstattungsstücke wichtige Geschichtsquellen dar. Die entstehungszeitliche Einordnung der mittelalterlichen Feldsteinkirchen, lediglich vom äußeren Erscheinungsbild her, ist nicht einfach, wie der in der heimatkundlichen Literatur bis heute oft hilflose und willkürliche Gebrauch von Attributen wie spätromanisch, frühgotisch, spätgotisch etc. lediglich an Hand von rund- oder spitzbogigen Fensteröffnungen beweist - Stilbegriffe, die sich hier nur begrenzt verwenden lassen. In jüngerer Zeit helfen dendrochronologische Untersuchungen an Dachstühlen, Resten von Verschlussriegeln oder erhaltenen Fensterhölzern bei der genaueren zeitlichen Einordnung von Bauetappen. 5

Der unermüdlichen Sammelleidenschaft des Mediävisten und Theologen Matthias Friske zum Thema mittelalterlicher Kirchenbau verdanken wir nun - nach seinen Publikationen zum Barnim (2001) und zum westlichen Fläming (2007) eine weitere umfassende Materialsammlung, die die nördliche und östliche Uckermark mit den Altkreisen Prenzlau und Angermünde in den Blick nimmt und auch aktuelle Forschungsergebnisse einbezieht. Diese historische Landschaft, in der wie in kaum einer anderen der Mark Brandenburg die systematische Besiedlung anhand ihrer Kirchenbauten zu erkennen ist, findet in diesem Band völlig zu Recht eine ausführliche Würdigung. Akribisch trägt der Autor zusammen, was an mittelalterlicher (d.h. hier vorreformatorischer) Bausubstanz erhalten ist, welche Ausstattungsstücke aus dieser Zeit noch vorhanden sind und was in schriftlichen historischen Quellen überliefert und als Verlust betrachtet werden muss. So erstaunt den Leser zum Beispiel die beeindruckende Anzahl von mittelalterlichen Glocken, die sich - trotz zweier Weltkriege und der damit verbundenen Umschmelzungen zu Kanonen - in den uckermärkischen Kirchen bis in die Gegenwart erhalten haben. Vorgestellt werden hier auch zahlreiche bisher unveröffentlichte Dendrodaten. Neben gut nachvollziehbaren Interpretationen und Schlussfolgerungen werden auch neue Fragen aufgeworfen, die weitere Forschungen anstoßen werden. Die umfassende historische Einordnung der Kirchen und ihrer Ausstattungen im vorliegenden Band stellt eine bedeutende Kulturlandschaft adäquat und kenntnisreich vor. Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nördlichen und östlichen Uckermark. Geschichte - Architektur - Ausstattung. (Kirchen im ländlichen Raum, Band 7); Lukas Verlag, Berlin 2014; 542 Seiten, 278 Abb.; ISBN 978-3-86732-196-9; 40, - Euro. Eine Buchpräsentation findet am Donnerstag, dem 11. Dezember um 18 Uhr in der Katholischen Kirche in Angermünde, Gartenstraße 3, statt. Mit freundlichen Grüßen, Ihr Bernd Janowski P.S. Wir würden uns freuen, wenn wir über die elektronischen Rundbriefe auch die Kommunikation und den Gedankenaustausch zwischen den Freunden der brandenburgischen Dorfkirchen anregen können. Für Rückmeldungen, Hinweise, Terminankündigungen etc. sind wir Ihnen dankbar. Wenn Sie diesen Rundbrief nicht mehr empfangen möchten, schicken Sie eine kurze Nachricht an: altekirchen@aol.com. 6