Das D-A-CH-Reformbarometer:

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Transkript:

Dossier 2014/3 20. März 2014 Das D-A-CH-Reformbarometer: Die Reformpolitik in Deutschland, Österreich und der Schweiz Medieninhaber/Herausgeber: Wirtschaftskammer Österreich Stabsabteilung Leitung: Dr. Christoph Schneider Wiedner Hauptstraße 63 1045 Wien wko.at/wp wp@wko.at Autor: Mag. Robert Koza +43 (0)5 90 900-4414 Robert.Koza@wko.at

1 Executive Summary 3 2 Wofür steht das D-A-CH-Reformbarometer 4 3 Ausgangslage 5 4 Die Entwicklung in Österreich 6 5 Die Teilindikatoren 6 5.1. Arbeitsmarktpolitik 7 5.2. Sozialpolitik 7 5.3. Steuer- und Finanzpolitik 8 5.4. Wettbewerb und Innovationspolitik 8 5.5. Finanzmarkt 8 6 Zusammenfassung 8 2 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer

1 Executive Summary Betrachtet man die verketteten Index Verknüpfungen zwischen altem und neuem Index, liegt Österreich in diesem Jahr mit 114,8 Punkten unverändert auf dem zweiten Platz hinter der Schweiz mit 116,3 Punkten. Deutschland belegt mit 112,0 Punkten ebenfalls unverändert den dritten Platz. Das Reformbarometer für Deutschland, Österreich und die Schweiz September 2002 = 100; ein Anstieg der Werte bringt Reformdynamik zum Ausdruck Österreich nach wie vor auf Platz 2 hinter der Schweiz Quellen: Institut der deutschen Wirtschaft Köln; Wirtschaftskammer Österreich; Avenir Suisse Im Jahr 2013 war der Reformeifer in allen D A CH-Ländern nur mäßig ausgeprägt. Deutschland und Österreich legten jeweils um 0,6 Prozentpunkte zu und die Schweiz sank geringfügig um minus 0,1 Punkte. Trotzdem ist und bleibt die Schweiz mit 116,3 Punkten einmal mehr die unangefochtene Nummer 1 unter den D A CH-Ländern. Dies ist umso bemerkenswerter, da das Ausgangsniveau in der Schweiz bereits sehr hoch ist. Hinter der Schweiz auf Platz 2 liegt Österreich mit 114,8 Punkten. Deutschland liegt mit 112,0 Punkten an dritter und letzter Stelle. Österreich Diktat der leeren Kassen Österreichs ist getrieben durch das Diktat der leeren Kassen. Einer der ersten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung war der Beschluss des Abgabenänderungsgesetzes, das Steuererhöhungen anstatt Steuerentlastungen brachte. Gleichzeitig wird eine Lösung für die Hypo Alpe Adria International gesucht. Das Ausmaß der dafür notwendigen öffentlichen Mittel wird erst in einigen Jahren feststehen. Die Ungewissheit hinsichtlich des zukünftigen budgetären Bedarfs belastet den Spielraum der öffentlichen Hand zusätzlich. Gedämpfter Reformeifer in den drei DACH-Ländern Budgetäre Situation in Österreich sehr angespannt 3 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer

Deutschland Reformpolitischer Fehlstart zum Jahreswechsel Deutschland hat in den letzten Jahren völlig zu Recht auf Reformanstrengungen in den europäischen Partnerländern gedrängt. Im eigenen Land wurde aber eher auf die reformbremse getreten, obwohl es an Herausforderungen nicht gemangelt hätte. Fragen wie etwa die Konsolidierung der Haushalte, eine demographiefeste Rente oder auch die Bekämpfung des immer klarer sichtbar werdenden Fachkräftemangels sind nach wie vor weitestgehend ungelöst. Für ein zufriedenes Zurücklehnen besteht trotz der nach wie vor positiven Entwicklung von Steuereinnahmen und Arbeitslosenzahlen kein Anlass. Schweiz In Wartestellung Im letzten Jahr prägten verschiedene Volksabstimmungen das politische Klima in der Schweiz. Das herausragende politische Ereignis liegt außerhalb der Berichtsperiode des Reformbarometers. Es handelt sich um die unerwartete Annahme der Volksinitiative «Gegen die Masseneinwanderung» am 9. Februar 2014, welche die Personenfreizügigkeit mit der Europäischen Union einschränken will und deren Umsetzung künftige Auflagen des D A CH Reformbarometers beschäftigen wird. Generell war zu beobachten, dass sich das Tempo der Liberalisierungen in der Schweiz seit dem Anfang der neuen Legislaturperiode im Dezember 2011 verlangsamt hat. 2 Wofür steht das D-A-CH-Reformbarometer D A CH steht für die drei Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz. Das DACH-Reformbarometer zeigt auf, wie es um den Reformwillen in diesen drei Ländern bestellt ist. Vor diesem Hintergrund analysieren das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), die Wirtschaftskammer Österreich und Avenir Suisse - ein unabhängiger, von der Schweizer Wirtschaft finanzierter Think Tank - seit 2002 jährlich die Reformbemühungen in den drei Nachbarstaaten. Dafür werden alle relevanten Maßnahmen aus ausgewählten Politikfeldern nach einem festgelegten Kriterienkatalog einer ordnungspolitischen Bewertung unterzogen. Diese Bewertungen fließen in einen Index, das DACH- Reformbarometer, ein. Bewertet werden seit 2002 die Arbeitsmarktpolitik, die Sozialpolitik sowie die Steuer- und Finanzpolitik. Mit dem 10-jährigen Jubiläum 2012 wurde auch das DACH-Reformbarometer einer Reform unterzogen. Seit dieser Reform werden zusätzlich noch die Wettbewerbs- und Innovationspolitik sowie die Finanzmarktpolitik analysiert. Der neue erweiterte Index startete rückwirkend mit Jänner 2011. Neu ist auch der Bewertungszeitraum, der beim reformierten Index ein Kalenderjahr umfasst, der Bewertungszeitraum vorher umfasste jeweils die Monate Oktober bis September des darauffolgenden Jahres. Auch das DACH- Reformbarometer wurde einer Reform unterzogen Das Ausgangsniveau der entsprechenden Teilindikatoren wurde für alle Länder auf 100 Punkte gesetzt. Steigende Werte zeigen eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Wachstum und Beschäftigung gegenüber der Ausgangssituation an, während fallende Werte eine Verschlechterung signalisieren. 4 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer

3 Ausgangslage Die Bilanz der Reformpolitik in Österreich seit dem Bestehen des DACH- Reformbarometers fällt unter dem Strich zwar positiv aus, allerdings hat das Reformtempo seit der Zusammenarbeit zwischen SPÖ und ÖVP ab 2005 spürbar nachgelassen. Auch in der neuesten Auflage der SPÖ-ÖVP-Koalition sind die im Regierungsprogramm aufgelisteten Reformschritte bescheiden. Bisher fallen folgende Regierungskonstellationen in den Bewertungszeitraum des DACH- Reformbarometers: Schüssel I - 4. Februar 2000 bis 28. Februar 2003 - ÖVP/FPÖ Schüssel II - 28. Februar 2003 bis 11. Jänner 2007 - ÖVP/FPÖ bzw. BZÖ Gusenbauer I - 11. Jänner 2007 bis 2. Dezember 2008 - SPÖ/ÖVP Faymann I - 2. Dezember 2008 bis 16. Dezember 2013 - SPÖ/ÖVP Faymann II ab 16. Dezember 2013 - SPÖ/ÖVP Die bewerteten Regierungen Jener Reformstau, der sich während der großen Koalitionen zwischen 1986 und 1999 angesammelt hatte, wurde unter der Regierung Schüssel I und II erfolgreich abgebaut. Dies zeigt sich am steilen Anstieg des DACH- Reformbarometers, der innerhalb von knapp fünf Jahren vom Ausgangsniveau 100 um 14,7 Prozentpunkte auf 114,7 nach oben wanderte. Die Senkung der Körperschaftssteuer, die Einführung der Gruppenbesteuerung, die Pensionsreform, die Abfertigung Neu oder die Liberalisierung ehemaliger staatlicher Monopole (Gas, Post, Schiene) sind nur einige wenige Maßnahmen, die maßgeblich zu diesem Höhenflug des Reformbarometers beigetragen haben. Erst ab 2005 kam dieser Reformelan mehr oder weniger zum Stillstand. Nichtsdestotrotz wird die Regierung Schüssel I und II damit zum Maßstab aller Regierungen danach. Aus heutiger Sicht hat es bisher keine einzige Regierung geschafft, in so kurzer Zeit so viele Reformprojekte umzusetzen. Der bisher höchste erreichte Wert des DACH-Reformbarometers wurde im Juni 2007 mit 115,5 Punkten erreicht. Der Grund für diese geringfügige Erhöhung (von 114,7) war vor allem eine Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes, mit der die Erbschafts- und Schenkungssteuer als verfassungswidrig aufgehoben Juni 2007: All-Time-High des Reformbarometers mit 115,5 Punkten bis heute unerreicht wurde. Diese Steuerentlastung war grob gesprochen die letzte positive Maßnahme, bevor sich der Reformbarometer in der Ära Gusenbauer in den Sinkflug begab und mit einem Stand von 107,3 einen zwischenzeitlichen Tiefpunkt erreichte. Erst mit der SPÖ-ÖVP-Koalitionsregierung unter Bundeskanzler Faymann wurde der Abwärtstrend gestoppt. Das DACH-Reformbarometer erholte sich aber nur langsam wieder, nach dem Motto: Politik der kleinen Schritte. Erst mit Beginn des Jahres 2010 kam etwas Schwung in die Regierungsvorhaben, allerdings die ganz großen Reformvorhaben bleiben bis heute aus. Die Haushaltsreform, die Einführung der Rot-Weiß-Rot-Karte, der Beschluss der Schaffung einer Transparenzdatenbank, zahlreiche Modelle zur Eingliederung von arbeitslosen Personen in eine reguläre Beschäftigung sind jene größeren Errungenschaften unter der SPÖ-ÖVP-Koalition, die letztlich dazu führten, den DACH-Indikator wieder aus dem Tief zu ziehen. Mit Stand Dezember 2013 erreicht der verkettete Gesamtindikator Österreichs 114,8 Punkte und liegt damit aber noch immer unterhalb der Höchstmarke von 115,5 (Juni 2007) seit Bestehen des Barometers. Nach Zwischentief dominiert Politik der kleinen Schritte große Reformvorhaben sind bis heute nicht erkennbar 5 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer

4 Die Entwicklung in Österreich Ausschlaggebend für den Anstieg des Reformbarometers in Österreich war in erster Linie der Teilindikator Arbeitsmarkt & Bildung, sowie im geringerem Ausmaß die Teilindikatoren Finanzmarkt sowie Wettbewerb & Innovation. Die positive Entwicklung dieser drei Teilindikatoren wurde zum Teil durch die negative Entwicklung des Teilindikators Sozialpolitik kompensiert. Es sind vor allem die 2013 neu aufgenommenen Teilindikatoren (Bildung, Wettbewerb & Innovation sowie Finanzmarkt) die für eine positive Entwicklung des Gesamtindikators sorgen. Vor allem die neuen Teilindikatoren treiben den Gesamtindikator Das Reformbarometer für Österreich September 2002 = 100; ein Anstieg der Werte bringt Reformdynamik zum Ausdruck Letztstand mit 114,8 Punkten knapp unterhalb des Höchstwertes von 115,5 Quellen: Wirtschaftskammer Österreich Der aktuelle Stand des österreichischen Reformindikators bleibt auch damit auch heuer wieder knapp unterhalb des absoluten Höchststandes vom Juni 2007. 5 Die Teilindikatoren Um eine bessere Vergleichbarkeit zu gewährleisten, werden die Teilindikatoren mit Beginn des Jahres 2011 mit dem Wert 100 neu gestartet. Ausschlaggebend für die geringfügige Verbesserung im Laufe des Jahres 2013 war in erster Linie der Teilindikator Arbeitsmarkt & Bildung, der um 1,6 Prozentpunkte überdurchschnittlich zulegte. Auch der Teilindikator Wettbewerb & Innovation sowie Kapitalmarkt legten um 0,8 bzw. 1,0 Prozentpunkte zu. Der Teilindikator Sozialpolitik verringerte sich um 0,8 Prozentpunkte. Alle anderen Teilindikatoren blieben gegenüber dem letzten Wert unverändert. Der Stand der Teilindizes stellt sich mit Dezember 2013 wie folgt dar: Die Teilindikatoren entwickelten sich wie folgt: Arbeitsmarkt & Bildung 104,1 Punkte (+1,6 Punkte) Steuern & Finanzen 96,4 Punkte ( 0,0 Punkte) Sozialpolitik 100,0 Punkte (-0,8 Punkte) 6 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer

Finanzmarkt 102,0 Punkte (+1,0 Punkte) Wettbewerb & Innovation 104,8 Punkte (+0,8 Punkte) Gesamtindikator 101,5 Punkte (+0,6 Punkte) Wahljahr als Reformbremse Die Teilindikatoren für Österreich nach der neuen Methodik Januar 2011 = 100; ein Anstieg der Werte bringt Reformdynamik zum Ausdruck Quelle: Wirtschaftskammer Österreich 5.1. Arbeitsmarktpolitik Der Teilindikator Arbeitsmarkt & Bildung ist der dynamischste aller fünf Teilindikatoren und stieg vom Ausgangsniveau des letzten Jahres von 102,5 um 1,6 Zähler auf 104,1. Ausschlaggebend dafür waren ausschließlich Maßnahmen im Bildungsbereich. Zwar wurden auch im Bereich Arbeitsmarkt Maßnahmen getroffen, die aber aufgrund der geringen volkswirtschaftlichen Bedeutung zur Gänze neutral bewertet wurden, wie zum Beispiel die Erleichterung des Zugangs zur Rot-Weiß-Rot-Karte, die Adaptierung der Bildungskarenz, die Erweiterung des Förderkreises beim Modell Eingliederungsbeihilfe oder die unbefristete Förderung des ersten Mitarbeiters für Ein-Personen-Unternehmen. Positiv wurden hingehen die Neuregelung der Lehrerausbildung durch die Pädagoginnenbildung Neu sowie die Schaffung einer Berufsakademie für Lehrabsolventen bewertet, die letztlich auch zum positiven Ausschlag dieses Teilindikators führte. Maßnahmen im Bildungsbereich treiben Teilindikator Arbeitsmarkt 5.2. Sozialpolitik Der Teilindikator Sozialpolitik sank geringfügig von 100,8 um 0,8 Punkte auf 100,0. Ausschlaggebend dafür waren zwei bewertungsrelevante Maßnahmen, nämlich die Befreiung von der Pflichtversicherung unter Beibehaltung des Versicherungsschutzes sowie die Gewährung einer Überbrückungshilfe für jene Versicherten, die aufgrund geringer Einkommen Schwierigkeiten haben, ihren Zahlungsverpflichtungen gegenüber ihrer Sozialversicherung nachzukommen. 7 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer

Durch diese beiden Maßnahmen wird das Versicherungsprinzip in der Sozialversicherung geschwächt, was zu einer negativen Bewertung führt. Dies wiegt umso schwerer, als die finanzielle Situation der Sozialversicherung durch die demographische Entwicklung ohnedies sehr angespannt ist. 5.3. Steuer- und Finanzpolitik Trotz anstehender Herausforderungen wurde im Wahljahr 2013 keine einzige Maßnahme getroffen, die bewertungsrelevant gewesen wäre. Die zweite Etappe der Haushaltsrechtsreform, die mit Jänner 2013 in Kraft trat, wurde bereits mit dem Beschluss der gesamten Haushaltsreform im Jahr 2009 berücksichtigt. Der Teilindikator Steuer & Finanzen ist damit der einzige Indikator, der mit 96,4 Punkten auf dem Niveau des Vorjahres blieb. 5.4. Wettbewerb und Innovationspolitik Der Teilindikator Wettbewerb & Innovation setzt sich aus insgesamt drei Teilbereichen, nämlich Wettbewerbs-, Infrastruktur- und Innovationspolitik zusammen. Der Teilindikator Wettbewerb & Innovation stieg um 0,8 Prozentpunkte von 104,0 auf 104,8. Ausschlaggebend dafür war das neu geschaffene Fördermodell Markt.Start des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie. Die Markt.Start-Förderung geht über die eigentliche F&E-Förderung hinaus und korrigiert ein Marktversagen in Hinblick auf die Finanzierung der Marktüberleitung von innovativen Ideen in marktreife Produkte und ist damit ein Fördermodell der angewandten Forschung. Stillstand in der Steuer- und Finanzpolitik Angewandte Forschungsförderung für bessere Umsetzung innovativer Ideen in marktreife Produkte 5.5. Finanzmarkt Der Teilindikator Finanzmarkt stieg von 101,0 auf 102,0. Verantwortlich dafür war der Beschluss des Bankeninterventions- und Restrukturierungsgesetzes. Mit diesem Gesetz wird der österreichische Finanzmarkt weiter stabilisiert. Diese Maßnahme stärkt die Eigenverantwortung der Kapitalmarktakteure und trägt damit auch zu mehr Resistenz gegenüber externen Schocks bei, weshalb diese Maßnahme positiv bewertet wurde. 6 Zusammenfassung Eine Politik der kleinen Schritte ist zu wenig um die vielfältigen Herausforderungen bewältigen zu können. Denn, große Herausforderungen wie demographischer Wandel, chronische Defizite (seit 1975) in den öffentlichen Kassen und damit ständig steigende öffentliche Verschuldung (von rund 23 Prozent 1974 auf nunmehr über 70 Prozent), Klima und Umwelt usw. brauchen große Reformschritte. In der AGENDA 2014 unterbreitet die Wirtschaftskammer Österreich Vorschläge dafür, diese Herausforderungen der Zukunft bewältigen zu können, mit dem Ziel das Vertrauen für Unternehmen, Investoren, Mitarbeitern und Konsumenten in die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung zu stärken. Siehe: www.wko.at/agenda Nähere Informationen zum DACH-Reformbarometer können unter folgenden Link abgerufen werden: https://www.wko.at/content.node/interessenvertretung/standort-und- Innovation/Standortpolitik/Das_DACH-Reformbarometer.html Politik der kleinen Schritte ist unzureichend für anstehende Herausforderungen Wirtschaftskammer Österreich Vertretungsbefugtes Organ: Präsident Dr. Christoph Leitl Tätigkeitsbereich: Information, Beratung und Unterstützung der Mitglieder als gesetzliche Interessenvertretung. Blattlinie: Dossiers informieren regelmäßig über aktuelle wirtschaftspolitische Themenstellungen. Chefredaktion: Dr. Christoph Schneider Druck: Eigenvervielfältigung, Erscheinungsort Wien Offenlegung: wko.at/offenlegung 8 von 8 Dossier 2014/4, 20.3.2014, D-A-CH-Reformbarometer