Gut leben mit Psoriasis



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Transkript:

Gut leben

GUT LEBEN MIT PSORIASIS Die (auch Schuppenflechte genannt) ist eine chronische, aber behandelbare Hautkrankheit, die normalerweise starker Schuppung und einer Entzündung einhergeht. Von der sind weltweit etwa 1-3% der Bevölkerung betroffen. Die Krankheit kann in ihrer Ausprägung von einer kleinen kosmetischen Beeinträchtigung bis hin zu einem vollständigen Körperbefall einer starken Minderung der Lebensqualität reichen. Deshalb ist für viele Betroffene nicht nur ein medizinisches, sondern auch ein psychosoziales Problem, das von Unsicherheit bis zu Isolation im täglichen Leben führen kann. Gut leben richtet sich sowohl an Patienten als auch an alle, die Psoriatikern leben und arbeiten. Unser Ziel ist es, Wissen und Verständnis für die Situation der Betroffenen zu schaffen. Gut leben möchte ferner dazu beitragen, dass ärztliche Empfehlungen und Behandlungsmaßnahmen besser verstanden werden und zeigt auf, wie Sie trotz einer chronischen Krankheit nicht auf Lebensqualität und Lebensfreude verzichten müssen. LEO Pharma GmbH AUTOR: Dr. Annegret Brunner LEO Pharma ist eines der weltweit führenden Unternehmen in der Entwicklung von Medikamenten und Therapiekonzepten zur Behandlung von. Mit der vorliegenden Broschüre wollen wir dabei helfen, wichtige Grundlagen und Hintergrundinformationen über die Krankheit zu verteln. 3

Die am häufigsten befallenen Körperbereiche der vulgaris (in violett): Streckseiten der Gliedmaßen (Ellenbogen, Knie), behaarter Kopf, Nägel und die Sakralregion. Die inverse (in rot) betrifft vor allem die Körperfalten, Hand- und Fußflächen und den Genitalbereich. WAS IST PSORIASIS? Die Schuppenflechte - deren medizinische Bezeichnung ist - ist eine chronische, entzündliche Hautkrankheit, an der ungefähr 1-3% der Weltbevölkerung erkrankt ist. Allein in Deutschland rechnet man demzufolge 1,6-2 Millionen Psoriatikern. gilt heutzutage als nicht heilbar. Es gibt aber Therapien, die den Verlauf einer günstig beeinflussen. WOHER KOMMT DER NAME PSORIASIS? Das Krankheitsbild der wurde erstmals von dem englischen Arzt Robert Willan (1757-1812) beschrieben. Ihren heutigen Namen gab ihr allerdings erst der Wiener Hautarzt Ferdinand v. Hebra (1816-1880): vulgaris. Der Name leitet sich ab vom griechischen Psora (die Schuppe) und psao (ich kratze). KRANKHEITSBILD 4 In der Regel beginnt die zunächst einem oder mehreren roten Flecken auf der Haut. Die Flecken dehnen sich aus und fangen an, eine silbrig glänzende, schuppige Oberfläche zu bilden, die mehr oder weniger leicht abzulösen ist. Bei dem Versuch, die Schuppen dem Fingernagel oder einer Pinzette abzuheben, kommt es häufig zu punktförmigen Blutungen (auch blutiger Tau genannt). Die geht sehr unterschiedlich ausgeprägtem, wechselhaftem Juckreiz einher. Die am häufigsten befallenen Stellen sind Ellbogen, Knie und Kopfhaut, doch kann auch der ganze Körper betroffen sein. Bei knapp zwei Dritteln aller Betroffenen tritt zusätzlich eine Nagelpsoriasis auf. Finger- und Zehennägel bekommen kleine Dellen, Ölflecken oder verformen sich. Bis zu 20 Prozent der Patienten leiden unter der schmerzhaften -Arthritis, die zu Gelenkbeschwerden bis hin zu Deformationen der Gelenke und Arbeitsunfähigkeit führen kann. Nach dem Erkrankungsalter wird die in zwei Typen unterteilt: Der Typ 1 - oder auch Frühtyp genannt - tritt meist vor dem 40. Lebensjahr auf, verläuft meist schwerer und tritt familiär gehäuft auf. Der Typ 2 - oder Spättyp genannt - ist im Verlauf oft leichter. Eine familiäre Häufung konnte beim Spättyp nicht beobachtet werden.

Alter beim ersten -Schub TYP I (FRÜHTYP) Jünger als 40 Jahre (Altersgipfel 15-25 Jahre) TYP II (SPÄTTYP) Älter als 40 Jahre (Altersgipfel 50-60 Jahre) Unterteilung der nach dem Erkrankungsalter Häufigkeit Ca. 75% der Fälle Ca. 25% der Fälle Verlauf Entstehung Meist eher schwerer, häufigen Rückfällen Familiär gehäuft, genetische Assoziation Eher stabil, ohne große Rückfallneigung Nicht familiär gehäuft WIE KANN MAN PSORIASIS VON ANDEREN HAUTERKRANKUNGEN UNTERSCHEIDEN? Beim Aufschaben eines herdes treten fast immer drei typische Erscheinungen auf, die bei der Diagnose eingesetzt werden können: 1. Das Kerzenwachsphänomen: Wenn man einem Holzspatel Schuppen abkratzt, erinnern die abgelösten Schichten an abgeschabtes Kerzenwachs Veranlagung für diese Krankheit vererbt werden kann. Bei Frauen und Männern kommt die etwa gleich häufig vor. In einigen Gruppen, wie zum Beispiel bei den Ureinwohnern der Anden oder den Inuit, tritt die nicht auf. Dies könnte durch genetische Unterschiede in Kombination Umweltfaktoren zu erklären sein. 2. Das Phänomen des letzten Häutchens: Wenn die ganze Schuppenschicht abgekratzt wird, erscheint ein dünnes, feucht glänzendes Häutchen 3. Das Phänomen des blutigen Taus: Wenn weiter auf diesem Häutchen geschabt wird, entstehen punktförmige Blutungen. WER IST BETROFFEN? Besonders häufig sind Menschen betroffen, deren Eltern oder andere nahe Verwandte bereits an Schuppenflechte erkrankt sind, da die 5 Typische Merkmale der als Diagnosehilfe: Kerzenwachsphänomen, Phänomen des letzten Häutchens, Phänomen des blutigen Taus

Klinische Anzeichen einer vulgaris vom Plaque Typ ARTEN DER PSORIASIS PSORIASIS VULGARIS Die Mehrheit der patienten leidet an der vulgaris (vulgaris = gewöhnlich, gemein) vom Plaque Typ. In der Kurzform wird sie als Plaque- bezeichnet. Charakteristisch für sie sind scharf begrenzte, erhabene, rötliche Herde (Plaques), die von silbrig-glänzenden Schuppen bedeckt sind. Diese sind nicht fest haftend und lassen sich leicht einem Spatel abkratzen. Form, Größe, Ausdehnung und Lokalisation der Plaques sind sehr unterschiedlich. Plaque- wird in 60% bis 70% der Fälle von Juckreiz begleitet. Der Juckreiz tritt zwar nicht ständig auf, wird aber von den Betroffenen als sehr unangenehm empfunden. Außer den Plaques gibt es noch vielfältige weitere Erscheinungsformen der, die je nach Ausdehnung und betroffener Körperstelle verschiedenen Hautveränderungen einhergehen können. PSORIASIS GUTTATA / PSORIASIS PUNCTATA Kleine, runde, vereinzelte Schuppenflechtenherde weisen auf eine punctata bzw. guttata hin. Diese Form der weist anstelle von vereinzelten, dicken Plaques kleine, rote, schuppige Punkte auf, die aussehen wie über 6 den Körper verteilte Wassertropfen. guttata tritt häufiger bei Kindern und jungen Erwachsenen auf und der Krankheitsausbruch scheint oft Racheninfektionen durch Streptokokken (z. B. einer Entzündung des Nasenrachens, der Rachenschleimhaut oder einer Mandelentzündung) gekoppelt zu sein. Dieser Typ der bildet sich nach mehreren Wochen häufig spontan zurück und kann in gleicher Form oder als klassische Plaque- wieder ausbrechen. PSORIASIS NUMMULARIS nummularis zeichnet sich aus durch runde Plaques, die wenige Zentimeter Durchmesser haben. Ihre Form und Größe erinnern an Münzen. PSORIASIS PUSTULOSA Bei der pustulosa treten im Bereich der Schuppenflechtenherde Pusteln auf. Die Pusteln sind Entzündungszellen gefüllt, die ihnen ein gelbliches Aussehen verleihen. Am stärksten betroffen sind zumeist die Handflächen und Fußsohlen. Man nimmt an, dass diese Form der Schuppenflechte etwa 100-mal seltener auftritt als die vulgaris. Sie kann als eine Komplikation der vulgaris, als Reaktion auf Medikamente oder bei deren plötzlichen Absetzen entstehen. Gravierende Auswirkungen hat die pustulosa des Zumbusch- Typs, bei der sich die Pusteln über die gesamte Haut verteilen. Dabei kommt es oft zu Fieber und Schüttelfrost, so dass eine Klinikeinweisung angezeigt ist.

PSORIASIS INVERSA Die Begriffe inverse und flexurale werden verwendet, wenn die Ausschläge an den Beugeseiten der Gelenke, an Handflächen und Fußsohlen sowie Hautfalten (Achseln, Leisten, unter den Brüsten sowie im Genital- und Analbereich) auftreten. Am häufigsten betrifft die inverse die Gesäßspalte, den Genitalbereich und bei Frauen die Falten unter den Brüsten. Im Gegensatz dazu werden Schuppenflechtenherde unter den Achseln und in den Kniekehlen nur selten beobachtet. Die inverse zeigt sich durch hellrote, weiche und deutlich abgegrenzte Hautveränderungen, die durch die ständige Reibung im Bereich der Hautfalten verschlimmert werden können. Diese betroffenen Stellen können jucken oder schmerzen. Die normalerweise für typischen Schuppen treten aufgrund der natürlichen Körperfeuchtigkeit in den Hautfalten häufig nicht auf. Inverse kann aber auch in Form von nässenden Flecken weißem Schorf vorkommen. ERYTHRODERMISCHE PSORIASIS Die erythrodermische oder psoriatische Erythrodermie kann einen Großteil der Körperoberfläche betreffen, wobei die Haut von roten und schuppigen Flächen (d. h. erythemato-squamös) bedeckt, ist. Vereinzelt können auch Stellen Pusteln auftreten. Eine erythrodermica ist meistens Fieber verbunden und erfordert eine stationäre Behandlung. PSORIASIS-ARTHRITIS Zwischen 10% und 20% aller Psoriatiker verspüren ab und zu leichte oder schwerere Gelenkbeschwerden. Diese psoriatische Gelenkentzündung heißt -Arthritis, bei Wirbelsäulenbefall spricht man von einer -Spondylitis. Bei der chronischen -Arthritis sind typischerweise die Finger- und Zehenendgelenke befallen. Gleichzeitig weisen meist auch die Nägel psoriatische Veränderungen auf. Schubweise oder ständiger entzündlicher Aktivität kommt es schließlich zu einer irreversiblen Zerstörung der Gelenke und der angrenzenden Knochen. PSORIASIS GENERALISATA Wenn die Schuppenflechtenherde überall auf der Haut auftreten, kann von universalis oder generalisata gesprochen werden. Diese Form der ist eher selten. 7

WIE ENTSTEHT PSORIASIS? 4 3 1 2 5 Die Haut bei Schuppenflechte: Im Vergleich zu gesunder Haut fallen hier die erweiterten Gefäße (1), die große Anzahl an Entzündungszellen (2) und die aufragende, verdickte Hornschicht (3) auf. Lederhaut Blutgefäßen (1), Oberhaut (4), Erneuerungszellschicht (5) Hornschicht (3) Die Haut ist ungefähr 2 Quadratmetern das größte Organ des menschlichen Körpers. Sie besteht aus 3 Schichten, die untereinander in Verbindung stehen, voneinander abhängig sind und sich gegenseitig beeinflussen. Das Krankheitsgeschehen spielt sich bei der vor allem in der obersten Hautschicht, der Epidermis, ab. Hier werden fortwährend Oberhautzellen gebildet, welche nach außen wandern und die, für den Schutz der Haut erforderliche, Hornschicht produzieren. Die an Schuppenflechte erkrankte Haut ist in ihrer Funktion gestört: 1. Die Zellerneuerung erfolgt zu schnell 2. Es kommt zu einer entzündlichen Hautreaktion Bei einer Schuppenflechte erneuert sich die Oberhaut aufgrund einer abnormalen Vermehrung der Oberhautzellen zu schnell etwa siebenmal schneller als normal. Tatsächlich beträgt die Erneuerungszeit in Schuppenflechtenherden nur 4-7 Tage gegenüber 28 Tagen in der gesunden Haut. Aufgrund der kurzen Zeitspanne sind die Oberhautzellen noch nicht ausgereift und lösen sich deshalb nicht von der Hautoberfläche ab. Sie verkleben den benachbarten Zellen und bilden feste Schuppen. entzündlichen Hautreaktionen. Zwei Zelltypen sind hauptsächlich für die entzündliche Reaktion verantwortlich: Die Langerhans-Zellen und die T-Zellen. In der gesunden Haut haben die Langerhans-Zellen die Aufgabe eindringende Mikroorganismen zu erkennen und deren weiteres Vordringen in die Haut zu stoppen. Nach dem ersten Erkennen der Eindringlinge wandern die Langerhans-Zellen in die nächst gelegenen Lymphknoten und aktivieren dort weitere Immunzellen, die so genannten T- Zellen. Die T-Zellen werden dann über die Blutbahnen in das Gewebe transportiert, in dem die Eindringlinge beobachtet wurden, und unterstützen dort die Immunabwehr. Bei der Schuppenflechte werden T- Zellen auch ohne Vorhandensein von Mikroorganismen von den Langerhans-Zellen aktiviert und gelangen in die Oberhaut. Als Ursache für diese Fehlsteuerung wird eine Autoimmunreaktion gegen die Oberhautzellen angenommen, deren Oberflächenproteine Teilen von bestimmten Bakterien ähneln. Die aktivierten T-Zellen setzen Botenstoffe wie Interferon-gamma und Tumornekrosefaktor-alpha frei. Die Botenstoffe haben eine entzündungsfördernde Wirkung und regen die Oberhautzellen zu einer starken Vermehrung an. Die abnormale Erneuerung der Oberhautzellen und die Entzündungsreaktion sind von außen als Schuppung und Rötung sichtbar. Zusätzlich zu der schnellen Umsatzrate der Oberhautzellen ist die Schuppenflechte das Ergebnis von 8

KRANKHEITSAUSLÖSER Wissenschaftler begannen im 20. Jahrhundert die Ursachen der Erkrankung zu erforschen. Seit den neunziger Jahren geht man davon aus, dass die sowohl genetische, immunologische und umweltbedingte Ursachen hat. Möglicherweise handelt es sich um eine so genannte Autoimmunerkrankung. Dabei erkennt das Immunsystem körpereigenes Gewebe als fremd und produziert Abwehrstoffe dagegen. In jedem Fall gibt es nicht nur eine einzige Ursache, sondern es treffen immer mehrere unterschiedliche Faktoren zusammen. Da die Erkrankung bei bestehender Veranlagung tatsächlich ausbricht, kommen meist zusätzliche Provokationsfaktoren hinzu. Diese können nicht nur den ersten Ausbruch auslösen, sondern auch einen erneuten Schub bei bereits bestehender Erkrankung hervorrufen. Allerdings ist bisher ungeklärt, warum nur manche, aber nicht alle -Patienten auf solche Provokationsfaktoren reagieren. Zu den bereits bekannten Provokationsfaktoren gehören: Bakterien (z. B. Streptokokken) und Viren: Oft tritt eine erstmals nach einem akuten Infekt auf, zum Beispiel nach DERMIS einer Grippe, einer Bronchitis oder einer Entzündung der Nasennebenhöhlen, der Mandeln oder der Zahnwurzeln. Das Klima: Die verschlechtert sich bei vielen Patienten im Herbst, bessert sich hingegen im Sommer bzw. am Meer dank der Kombination von Salzwasser und UV-Licht. Physikalische Reize: Druck, Verletzungen, eine ständige mechanische Belastung oder ein Sonnenbrand können eine verschlimmern oder auslösen. Das Auftreten von Herden nach Kratzern, Wunden oder Operationen 4. Schuppenbildung auf der Haut EPIDERMIS 3. Starke Teilung der Hautzellen 1. Aktivierung einer T-Zelle 2. Produktion von Botenstoffen (Zytokinen) Entstehung eines Schuppenflechtenherdes: 1. T-Zellen werden von Langerhans-Zellen aktiviert. 2. Vermehrung und Freisetzung der entzündungsauslösenden Botenstoffe (Zytokine) Entzündungsprozesse werden in Gang gesetzt (sichtbar durch Rötung, Juckreiz) 3. abnormale Vermehrung der Hautzellen, die als Schuppen abgestoßen werden (4). Genetische Veranlagung Vererbung, immunologische Ausstattung Umweltfaktoren Streptokokken-Infekte (z.b. Angina), Stress, Medikamente (z. B. Beta-Blocker, Lithium) Entstehung der vulgaris Entzündung der Haut starke Steigerung der Zellteilung von Oberhautzellen schuppende, entzündliche Hautveränderungen (Plaques) 9

bezeichnet man als Köbner-Phänomen. Hormone: Eine hormonelle Umstellung, etwa in der Pubertät, während einer Schwangerschaft oder in den Wechseljahren, kann sich ebenfalls auf eine auswirken. Psychische Einflüsse: Betroffene stellen oft fest, dass sich Probleme in der Partnerschaft und Stress bei der Arbeit negativ auf den Verlauf einer auswirken. Medikamente: Betablocker (wie z.b. Metoprolol), Lithium und Chloroquin gehören zu den Medikamenten, denen gelegentlich eine auslösende Wirkung für die Krankheit nachgesagt wird. Weitere Provokationsfaktoren sind Alkohol und Übergewicht. Besonders gravierend scheint der Einfluss des Rauchens auf die so genannte pustulosa palmoplantaris. EINFLUSS DER PSORIASIS AUF AN- DERE ERKRANKUNGEN In mehreren Studien wurde gezeigt, dass bestimmte Krankheiten bei Menschen viel häufiger auftreten als bei Personen ohne Schuppenflechte. ENTZÜNDLICHE ERKRANKUNGEN Es ist bekannt, dass Morbus Crohn bei Patienten häufiger vorkommt als bei untersuchten Kontrollgruppen. Hierbei handelt es sich um eine chronische entzündliche Darmkrankheit, die vor allem bei jungen Menschen auftritt. Beide Erkrankungen werden gelegentlich den gleichen Medikamenten behandelt wie beispielsweise TNFalpha-Hemmern. STOFFWECHSELERKRANKUNGEN Was Stoffwechselerkrankungen betrifft, so ist die Diabetesrate bei Patienten erhöht und Reizdarmerkrankungen (IBS) treten häufiger auf. Kieler Wissenschaftler fanden heraus, dass etwa die Hälfte der an Schuppenflechte erkrankten Menschen übergewichtig ist, ein Drittel davon stark. Starkes Übergewicht Bekannte Auslösefaktoren der Infektionskrankheiten (z.b. Angina) Hormonelle Umstellung Feuchtes und kaltes Klima Übergewicht/ Fettstoffwechsel Familiäre Prädisposition Arzneitel (z. B. Betablocker) Mechanische oder physikalische Reize (Köbner Phänomen) Psyche, Stress Alkoholmissbrauch 10

kann zu einer schweren Ausprägung der Schuppenflechte führen. PSYCHOLOGISCHE ERKRANKUN- GEN In einer Studie wurde gezeigt, dass Schuppenflechte zu einer Abnahme des Selbstwertgefühls führen kann. Patienten haben häufiger eine Depression als der Bevölkerungsdurchschnitt. Je länger die besteht, desto stärker wird das Gefühl der Entmutigung und das Depressionsrisiko steigt. hat ebenso große psychologische Auswirkungen wie lebensbedrohliche Krankheiten. Außerdem spielt Stress für den Ausbruch und den weiteren Verlauf der Schuppenflechte offensichtlich eine Rolle. und wird dann durch ein Ekzem abgelöst, oder Patienten entwickeln eine ekzematöse, normalerweise durch Unverträglichkeit eines Medikaments. Außerdem sind ältere Menschen empfänglicher gegenüber Blasen bildenden Dermatosen (BSD). Das hängt wahrscheinlich dem chronischen Entzündungszustand der Haut zusammen. Hautinfektionen wie Mykosen (durch Pilze verursachte Krankheiten) oder Warzen treten bei Personen Schuppenflechte nur selten auf. Die beschleunigte Erneuerung der Epidermis und bestimmte Peptide in der Haut (sogenannte Defensine) schützen möglicherweise vor Hautinfektionen, da sich keine Bakterien in die Haut einnisten können. HERZKRANKHEITEN Es wird angenommen, dass Psoriatiker einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind, am Herz-Kreislauf-System zu erkranken. Die biologischen Mechanismen für die Assoziation Herzerkrankung und sind weitgehend unbekannt. Es werden allerdings verschiedene kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Fettleibigkeit, Rauchen, Diabetes und Bluthochdruck im Zusammenhang der vermutet. ANDERE HAUTKRANKHEITEN wird nur selten von einem Ekzem begleitet. Tatsächlich sieht es so aus, als ob sich beide Krankheiten weitgehend gegenseitig ausschließen. Dennoch klingt eine Schuppenflechte gelegentlich ab 11

PSORIASIS BEI KINDERN & JUGENDLICHEN PSORIASIS BEI KINDERN tritt in 15% der Fälle in der Kindheit und bei jedem dritten Fall in einem Alter unter 20 Jahren auf. Form der, sondern auch die Wünsche des Kindes (sofern es alt genug ist, diese zu äußern) und der Eltern berücksichtigen. Hautarzt, Eltern und Kind sollten gemeinsam eine Therapieform finden, die am besten für das Kind geeignet ist. Die Vorteile und Risiken einer Behandlung sollten noch sorgfältiger abgewogen werden als bei Erwachsenen. Dies gilt insbesondere für innerlich angewandte (systemische) Therapien. Aufgrund der Nebenwirkungen bestimmter Medikamente stehen für Kinder weniger Behandlungen zur Verfügung als für Erwachsene. PFLEGE Auslöser ist häufig eine Tonsillitis (Mandelentzündung). Wenn Familienglieder bereits an erkrankt sind, muss eine Angina deshalb besonders sorgfältig behandelt werden. Vorsicht ist auch geboten bei Grippeerkrankungen, Operationen, Verbrühungen, Sonnenbränden, Sportunfällen sowie bestimmten Medikamenten und Impfungen. Das Erscheinungsbild der bei Kindern ähnelt dem bei Erwachsenen. Jedoch nimmt die Krankheit bei Kindern häufig einen untypischen Verlauf, was die Diagnose erschwert. Bestimmte Dermatosen bei Kindern, die den Analbereich, die Augenlider und die Kopfhaut betreffen, haben ähnliche Symptome wie die. BEHANDLUNG Die vom Arzt verordnete Behandlung sollte nicht nur die klinische 12 Kinder müssen lernen, ihre Haut täglich zu pflegen. Je nach Trockenheit der Haut sollten sie sich ein bis zwei Mal täglich eincremen. Empfehlenswert sind auch regelmäßige Salz- oder Ölbäder. ERNÄHRUNG Selbstverständlich sollten Sie bei Kindern ganz speziell auf eine sinnvolle Ernährung achten. Bei übergewichtigen Kindern kann es in den Hautfalten oder an Stellen, an denen die Haut gedehnt wird, zur kommen. Sie sollten darauf achten, dass Ihr Kind emotionalen Stress nicht durch übermäßiges Essen kompensiert. TIPPS FÜR DEN ALLTAG Als Kleidung sind weit geschnittene Textilien aus Baumwolle und Leinen gut geeignet. Viel Sonne und allenfalls sogar Urlaub am Meer sind

empfehlenswert. Jedoch sollen Sie darauf achten, dass Sonnenbrände vermieden werden, da sie zur Entstehung von Hautkrebs führen können. Wenn bei einem Kind eine diagnostiziert wird, sind Eltern, Geschwister und natürlich vor allem das betroffene Kind besonders gefordert. Sie alle sollten versuchen, möglichst gelassen der Krankheit umzugehen. Ausflüchte und Schuldgefühle sind zwar natürliche Reaktionen, helfen aber beiden Seiten nicht. Eltern sollten Fragen des Kindes verständlich und wahrheitsgetreu beantworten. Kinder haben es leichter, wenn sie ihren Kameraden erklären können, was sie haben. Wichtig ist auch, dass der Lehrer über die Krankheit informiert ist. PSORIASIS BEI JUGENDLICHEN kann zu Beginn der Pubertät besonders schwierig sein, da dieser Zeitraum von physischen und psychischen Veränderungen geprägt und die emotionale Unsicherheit besonders groß ist. Gefangen zwischen dem Wunsch nach Unabhängigkeit und der Angst vor dem Verlassenwerden kommt es bei Heranwachsenden in einigen Fällen zu einer Beeinträchtigung ihres Selbstwertgefühls aufgrund eines physischen Makels. Ebenso erleben Heranwachsende ihre ersten emotionalen Beziehungen und machen erste sexuelle Erfahrungen den da verbundenen Freuden und Enttäuschungen. Manchmal ist die Versuchung groß, aus der Angst, nicht attraktiv genug zu sein und zurückgewiesen zu werden, Situationen zu vermeiden, bei denen die Erkrankung stärker sichtbar ist (wie z. B. der Besuch des Schwimmbads oder einer Party). Es ist nicht ungewöhnlich für Jugendliche, dass sie ihre Erkrankung als Ausrede benutzen, um sich nicht anderen zu verabreden und sich als Folge in sich selbst zurückzuziehen. PSORIASIS UND AKNE Die wiederholte Anwendung von Kortikosteroiden in großen Mengen kann zum Ausbruch von Akne führen. Einige Antibiotika, wie z.b. Tetracylin, die zur Behandlung von Akne eingenommen werden, können die verschlimmern. Medikamente, die Zink enthalten, wirken sich nicht negativ auf die aus. HORMONE UND PSORIASIS Für die Entstehung der spielen sowohl genetische, als auch 13

Immun- und Umweltfaktoren eine Rolle. Zu den Umweltfaktoren, die einen schub auslösen können, zählen Stress, gewisse Medikamente und Infektionskrankheiten. Auch Hormonveränderungen in den verschiedenen Lebensphasen können den Krankheitsverlauf beeinflussen. Einige Frauen berichten, dass die gemäß ihrem Menstruationszyklus schwankt, jedoch hat keine Untersuchung diese These bestätigt. Ebenso wenig konnte ein positiver oder negativer Effekt von Antibabypillen eindeutig nachgewiesen werden. Es wird häufig auch beobachtet, dass die während der Schwangerschaft abklingt, nach der Entbindung aber wieder heftiger wird. Die Krankheit verschlimmert sich bei einigen Frauen während der Wechseljahre. Dies ist auch ein Zeitraum, in dem die Wahrscheinlichkeit eines ersten Auftretens von erhöht ist. 14 Es ist nicht bekannt, welche hormonellen Mechanismen die auslösen und ihren Verlauf beeinflussen können. Heute geht man davon aus, dass nicht hormonelle Schwankungen sondern andere Faktoren am Ausbruch der und nachfolgenden Schüben beteiligt sind. Laut einigen Fachleuten bedeutet die Tatsache, dass die oft zu Beginn der Pubertät auftritt, nicht unbedingt, dass Hormone die einzige Ursache sind. Stattdessen wird vermutet, dass die Krankheit das Ergebnis eines bestimmten genetischen Programms ist. WIE BEHANDELT MAN PSORIASIS? Zurzeit gibt es noch keine dauerhafte Heilung, aber die Schuppenflechtenherde können einer Reihe von Medikamenten behandelt werden. An erster Stelle steht die sorgfältige und tägliche Hautpflege. Mit einer konsequenten Anwendung von äußerlichen Präparaten (topische Therapie) kann die große Mehrheit der Patienten sehr gut behandelt werden. Wenn eine äußerliche Behandlung nicht reicht, versprechen Kombinationen anderen Therapieformen - wie eine Lichttherapie (Phototherapie) - eine bessere Wirkung. Falls die betroffenen Hautbereiche zu ausgedehnt oder die Gelenke ebenfalls betroffen sind, hilft nur eine innerliche Behandlung (systemische Therapie).

äußerliche Behandlung (Topische Therapie) Lichttherapie (Phototherapie) innerliche Behandlung (Systemische Therapie) Therapiemöglichkeiten der vulgaris HAUTPFLEGE PFLEGE Trockene Haut ist für viele Menschen ein Problem. Ihre Haut saugt Cremes auf wie ein Schwamm, ohne dass sich ihr Zustand entscheidend bessert. Doch dem Cremen allein ist es nicht getan, schon bei der Reinigung sollte an die Haut gedacht werden. HAUTREINIGUNG Die Funktion des Säureschutzmantels wird durch alle Substanzen beeinträchtigt, welche die natürlichen Feuchthaltefaktoren auf der Haut stören und den ph-wert der Haut stark ändern. Dazu gehören vor allem Seifen. Bei Menschen ist die Säureschutzschicht nicht richtig ausgebildet. Schon das allein hat zur Folge, dass die Haut empfindlich und anfällig für Krankheiten wird. Ungeeignete Reinigungs- und Pflegetel können dieses Problem noch verstärken. Der ph-wert einer Seife liegt im leicht alkalischen Bereich von ph 8 11. Beim Einseifen wird der Säureschutzmantel zerstört. Schon die gesunde Haut braucht nach dem Duschen etwa zwei Stunden, um ihren natürlichen Säuregehalt selbständig wieder herzustellen. Kranke Haut kann sich nicht mehr von der vorangegangenen Entfettung erholen und wird trocken, spröde, rissig und schuppt. Es gibt aber auch rückfettende Produkte meist pflanzlichen oder mineralischen Ölen, die die Haut wieder geschmeidig machen. Inhaltstoffe wie Harnstoff, Glyzerin, Hyaluronsäure, Vitamin E oder Kollagen unterstützen die Rückfettung der Haut. DUSCHEN Häufiges Duschen ist bei trockener Haut nicht ratsam. Wenn überhaupt, dann sollten möglichst stark rückfettende Duschzusätze zum Einsatz kommen. Als wichtige Regel gilt, dass Körperreinigungstel möglichst sparsam eingesetzt werden sollten. Zudem sollte nicht zu heiß geduscht werden: Denn je wärmer das Wasser, desto größer ist auch der entfettende und da austrocknende Effekt. Die Wassertemperatur beim Duschen sollte deshalb immer unter der Körpertemperatur liegen. 15

Nach der Dusche sollten Sie sich nicht dem Handtuch abrubbeln, da dadurch die Haut zusätzlich gereizt wird. Trocknen Sie sich gründlich ab, indem Sie den gesamten Körper einem Handtuch trocken tupfen. Lassen Sie die Haut nicht von alleine trocknen, da das Risiko der Rissbildung besteht, wenn die Haut abkühlt und zu lange feucht bleibt. Generell gilt, dass duschen bei besser ist als zu baden, da Bäder die Haut stärker austrocknen. Sie können aber gelegentlich ein Entspannungsbad nehmen, wenn Sie nicht zu lange im Wasser bleiben und darauf achten, dass das Wasser nicht zu warm ist. Die Höchsttemperatur sollte bei 37-38 C liegen. Salzund Ölbäder können den Entzündungsprozess in der Haut dämpfen. Beim Ölbad wird die trockene Haut zusätzlich gefettet. Ölbädern kann man auch therapeutische Stoffe zusetzen, zum Beispiel entzündungshemmende Produkte wie Kamille oder Ringelblume. Auch nach dem Duschen ist es wichtig, dass Sie sich durch Abtupfen und nicht durch Rubbeln gründlich abtrocknen. BADEN 16

THERAPIE Für die vulgaris stehen sowohl äußerliche, als auch innerliche Therapien und Lichttherapien zur Verfügung. In erster Linie werden Hautkrankheiten wie die Schuppenflechte vor allem bei geringer Ausdehnung rein äußerlich behandelt. Eine innerliche Therapie wird immer dann notwendig, wenn der Befall ausgedehnt ist, oder wenn es immer wieder zu Verschlechterungen nach äußerlicher Behandlung und/oder Lichttherapie kommt. Nachfolgend werden die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten vorgestellt: ÄUßERLICHE PSORIASISBEHAND- LUNG (TOPISCHE THERAPIEN) Weitaus am häufigsten wird eine Schuppenflechte Salben, Cremes oder Lotionen behandelt. In diesem Kapitel soll auf die einzelnen Wirkstoffe und ihre Anwendung eingegangen werden: Keratolytika Äußerliche Therapie Innerliche Therapie Lichttherapie SALIZYLSÄURE Salizylsäure dient vor allem zu Beginn der Therapie dazu, die häufig dicken Schuppenflechtenherde abzulösen. Dadurch wird das Eindringen anderer Wirkstoffe zur äußerlichen Behandlung erleichtert. Gut geeignet ist Salizylsäure, die in Vaseline, Carbowachs oder Öl gelöst ist. Je nach Dicke der Schuppen wird eine Konzentration von 5% bis 10% gewählt. Besonders empfehlenswert ist es, Salizylsäure über Nacht einwirken zu lassen. Bei hartnäckigen Stellen kann die Wirkung einer Plastikfolie oder einer Badehaube verstärkt werden. Am nächsten Morgen wird nach Möglichkeit gebadet. Dabei können die Schuppen einem Waschlappen vorsichtig gelöst werden. Salizylsäure dringt in geringen Mengen in den Blutkreislauf ein. Insbesondere bei Kleinkindern darf deshalb nie die gesamte Haut behandelt werden. Vorsicht ist auch bei Harnstoff Salizylsäure Vitamin D3 Analoga Kortison Teer Cignolin (Dithranol) Biologics Ciclosporin MTX Orale Retinoide Fumarsäureester PUVA/Bade-PUVA UV-A/UV-B Schmalspektrum-UV-B (311nm) 17 Therapieformen der chronischen vulgaris vom Plaque- Typ

Salizylat-Überempfindlichkeit und bei starken Salizylsäure-Konzentrationen geboten. Bei einem zu langen Kontakt können Hautirritationen ausgelöst werden. UREA (HARNSTOFF) Viele Salben, Cremes oder Lotionen enthalten Harnstoff. Harnstoff wird vom Körper zusammen Schweiß und Urin ausgeschieden. Reiner Harnstoff ist farb- und geruchlos. Harnstoff hemmt die Entzündung und den Juckreiz und weicht die Hornschicht auf. Dadurch können andere Wirkstoffe besser in die Haut eindringen. Weil Harnstoff Wasser in der Haut bindet, ist er auch ein wichtiger natürlicher Feuchthaltefaktor. In der psoriatischen Haut ist der Harnstoffgehalt deutlich erniedrigt. Der Zusatz von Harnstoff ist also äußerst sinnvoll. Nachteilig ist, dass Harnstoff auf offenen Hautstellen brennen kann. TEER Teer wird schon sehr lange als Bestandteil von Cremes und Salben zur Behandlung der eingesetzt. Der Wirkstoff bremst die krankhaft gesteigerte Zellteilung und Verhornung und vermindert die Entzündung und den Juckreiz. Als alleinige Behandlung reicht Teer meist nicht aus. Teer und Steroide (Kortison) werden häufig bei milder oder telschwerer Schuppenflechte zusammen eingesetzt. Zur Beseitigung von Schuppen der Kopfhaut stehen teerhaltige Shampoos zur Verfügung. 18 Von Nachteil sind beim Teer der unangenehme Geruch und das Verfärben von Haut und Kleidung. Aufgrund des kanzerogenen Risikos soll Teer nur unter sorgfältiger Abwägung des Nutzen/Risiko-Verhältnisses bei der Behandlung der eingesetzt werden. DITHRANOL Dithranol ist eine Substanz, die bereits 1916 chemisch hergestellt wurde. Seither wird das Mittel, das auch Anthralin oder in deutschsprachigen Ländern Cignolin genannt wird, bei großem Erfolg angewendet. Dithranol hemmt das übermäßige Zellwachstum und zeigt innerhalb von vier bis sechs Wochen eine zuverlässige Wirkung. Das Mittel kann immer wieder verwendet werden, Langzeitschäden sind nicht zu erwarten. Trotzdem wird Dithranol heute selten angewendet. Gründe dafür sind die relativ komplizierte Behandlung, die Gefahr von Hautreizungen bei unsachgemäßer Anwendung und vor allem das Verfärben der Wäsche und der sanitären Anlagen. Im ambulanten Bereich und für zuhause hat sich die so genannte Minutentherapie bewährt, bei der das Mittel nach einer Einwirkzeit von einigen Minuten wieder abgewaschen wird. KORTISON Kortison ist ein menschliches Hormon, das in der Nebennierenrinde gebildet wird. Die künstlich hergestellten kortisonartigen Wirkstoffe werden als Glukokortikoide, Glukokortikosteroide oder Kortikoide

Tag: 1 2 3 4 5 6 Minuten 5 10 15 20 25 30 Schema der Minutentherapie Dithranol bezeichnet. In Salben, Cremes oder Lösungen können Kortikosteroide die Entzündung bei einer rasch unterdrücken. Zusätzlich beeinflussen sie das Immunsystem der Haut und reduzieren die Schuppenbildung. Die Wirkung setzt in der Regel sehr rasch ein. Bei falscher Anwendung können Nebenwirkungen auftreten. Besonders bei einer Behandlung im Gesicht, aber auch an anderen Stellen kann sich die Haut der Zeit verdünnen (Atrophie). Zudem ist nach dem Absetzen sogar ein verstärktes Auftreten der Schuppenflechte an den behandelten Stellen möglich (Rebound-Effekt). Bei andauerndem Gebrauch können Dehnungsstreifen (Striae) entstehen. Die Nebenwirkungen führten in der Vergangenheit bei Patienten Hautkrankheiten zu einer erheblichen Verunsicherung. Viele Patienten wollten von Kortison nichts mehr wissen und wurden sogar gegenüber anderen äußerlichen Therapien skeptisch. Dabei wurde kaum zur Kenntnis genommen, dass Kortisonpräparate heute wesentlich weniger Nebenwirkungen auf dem Markt sind als noch vor wenigen Jahren. Äußerlich angewandt ist Kortison nach wie vor sehr nützlich und bisweilen sogar unabdingbar vorausgesetzt, dass die Gefahren und Risiken dem Patienten bekannt sind. Um die Kortison-Dosis zu reduzieren, hat es sich auch bewährt, Kortison-Präparate und andere Wirkstoffe einander zu kombinieren. VITAMIN-D-DERIVATE Zu den Vitamin-D3-Abkömmlingen zählen die Substanzen Calcipotriol, Calcitriol und Tacalcitol. Präparate Vitamin-D-Derivaten stellen aktuell den größten Fortschritt in der topischen -Therapie dar und sind besonders für die Langzeittherapie geeignet. Vitamin D3, das eigentlich gar kein Vitamin, sondern ein Hormon ist, wird in einem komplizierten Regelkreis im Körper gebildet, sofern genügend Sonnenlicht vorhanden ist. Es wird auch der Nahrung aufgenommen. Dieses Hormon reguliert die Kalzium- und Phosphataufnahme aus dem Magen-Darm-Trakt und spielt eine Rolle bei der Steuerung der immunologischen und regenerativen Vorgänge in der Haut. Die gute Wirksamkeit von Vitamin D bei kennen Forscher seit Jahren. Doch zu viel Vitamin D stört den Kalziumstoffwechsel. Die Folgen einer so genannten Hyperkalzämie sind Erbrechen, Durchfall und Kopfschmerzen bis hin zu Gefäßverkalkungen und Kalkablagerungen in den Nieren. 19

CALCIPOTRIOL 1985 gelang die Synthese von Calcipotriol, ein Vitamin-D-Abkömmling, der 100 bis 200 Mal schwächer auf den Kalzium- und Phosphathaushalt wirkt als Vitamin D. Trotzdem hat Calcipotriol auf der psoriatischen Haut genau den gleichen gewünschten Effekt: Es reduziert die hohe Teilungsaktivität der Hautzellen, die für die Schuppung verantwortlich ist und fördert deren normale Reifung. Ferner hat es eine immunmodulatorische Funktion, die wohl ihre positive Einflussnahme auf die lokalen Entzündungsvorgänge erklärt. Calcipotriol ist als Salbe, Creme und Lösung erhältlich und hat sich bei den Patienten in den letzten Jahren als wichtigste topische Therapie durchgesetzt. Tatsächlich sprechen zahlreiche Studien für die gute Wirkung dieses Präparats. So zeigen mehrere Arbeiten, dass Calcipotriol besser wirkt als Dithranol oder Teer und in der Wirkung sogar vergleichbar ist einer telstarken Kortisonsalbe. Calcipotriol kann sowohl am Körper (als Creme und Salbe) als auch auf der Kopfhaut (als Lösung) aufgetragen werden. Das Gesicht sollte jedoch ausgespart werden, da es zu vorübergehenden Reizerscheinungen kommen kann, die in diesem Bereich sehr auffällig sind. Calcipotriol ist in der Regel gut verträglich. Es ist auch für eine Langzeittherapie gut geeignet, weil langfristige Nebenwirkungen nur sehr selten auftreten. Calcipotriol ist deshalb auch für Kinder zugelassen. 20 Von Nachteil ist, dass Calcipotriol gelegentlich Hautreizungen hervorruft, daher sollte es nicht zu großflächig (für mehr als 30% der Körperoberfläche) angewendet werden. Ein merklicher Therapieerfolg tritt oft erst nach einigen Wochen ein. Um den Wirkeintritt zu beschleunigen und das Risiko für Hautreizungen zu verringern wird es häufig einem Kortison kombiniert. CALCITRIOL Calcitriol ist ein aktives Zwischenprodukt im Vitamin D3-Stoffwechsel. Die ausschließliche Therapie Calcitriol reduziert den Schweregrad der ohne jedoch die Wirksamkeit starker Steroide zu erreichen. Wegen der möglichen Wechselwirkung dem Kalziumund Phosphathaushalt darf es nicht auf großen Hautflächen angewendet werden. TACALCITOL Tacalcitol ist ein weiteres Vitamin- D3-Derivat, dessen Wirksamkeit und Sicherheit bei der Therapie der leichten bis telschweren vulgaris vom Plaque-Typ dokumentiert sind. Um bei längerer und großflächiger Anwendung systemische Effekte zu vermeiden, raten manche Ärzte zur laufenden Kontrolle des Kalzium- und Phosphat- Stoffwechsels bei Patienten eingeschränkter Nierenfunktion sowie bei solchen, bei denen der Verdacht auf eine andere metabolische Anomalie besteht. Im Vergleich zur zweimal täglichen Anwendung von Calcipotriol ist die Wirksamkeit der einmal täglichen Applikation von Tacalcitol etwas geringer.

KOMBINATION VON CALCIPOTRIOL UND KORTISON Im Jahr 2002 wurde ein neues Präparat vorgestellt, das die Vorzüge von Calcipotriol und einem Kortison (Betamethasondipropionat) vereinigt. Zahlreiche Studien zeigen, dass diese neue Kombination deutlich wirksamer ist als die alleinige Anwendung der beiden Wirkstoffe Calcipotriol und Betamethason. Das Kombinations-Präparat sollte einmal täglich angewendet werden und hat nachweisbar eine schnelle Wirkung. Die meisten Patienten vertragen die Therapie gut, es treten nur wenige Nebenwirkungen auf. In einer langfristigen Verträglichkeitsstudie wurde festgestellt, dass das Produkt selbst bei wiederholter Anwendung eine gute Sicherheit aufweist. In einer evidenzbasierten Leitlinie zur Therapie der vulgaris wird die fixe Kombination aus Calcipotriol und Steroid als Initialtherapie ausdrücklich empfohlen. Die Zielgruppe sind Patienten einer milden, telschweren oder schweren vulgaris, bei denen nicht mehr als 30% der Körperoberfläche betroffen ist. CALCINEURIN-INHIBITOREN: TA- CROLIMUS UND PIMECROLIMUS Diese Wirkstoffe sind offiziell nur zur Therapie der atopischen Dermatitis (Neuroderis) zugelassen. In Einzelfällen verordnen Dermatologen die Calcineurin-Inhibitoren zur Behandlung der in empfindlichen Hautbereichen, z.b. dem Gesicht. WANN IST WELCHE DARREI- CHUNGSFORM SINNVOLL? Für ein und dieselbe Wirksubstanz zur Behandlung der Schuppenflechte hängt die Wahl der Darreichungsform dem Auftretungsort der Schuppenflechtenherde zusammen: Eine Lösung oder ein Gel eignet sich vor allem für die Behandlung behaarter Hautflächen wie z. B. bei Kopfhautpsoriasis. Salben haben einen sehr hohen Fettanteil und werden bei der Behandlung von trockenen, stark schuppenden -Plaques eingesetzt. Cremes sind weniger fetthaltig als Salben. Diese Formulierungen werden wegen guter kosmetischer Resultate von vielen Patienten weniger trockener Haut gerne verwendet. LICHTTHERAPIEN Die Licht- oder Phototherapie ist eine wichtige Säule in der Behandlung der. Dabei wird die Haut in steigender Dosierung über mehrere Wochen bestrahlt. Auf die Haut wirkt besonders das ultraviolette Licht (UV), das sich über Wellenlängen von 200 bis 400 Nanometer (nm) erstreckt. UV-A Als UV-A bezeichnet man den Wellenbereich zwischen 320-380 nm. UV-A dringt zwar tiefer in die Haut ein als andere UV-Strahlen, ist dafür aber weniger energiereich und da we- 21

280-320 nm energiereich alleinige Behandlung oder in Kombination UV-B 320-380 nm weniger energiereich Anwendung Lichtsensibilisierungsteln (PUVA) UV-A in diesem Bereich aussenden, wird Dank der hochselektiven Bestrahlung eine optimale antipsoriatische Wirkung bei kurzen Bestrahlungszeiten erreicht. Die Gefahr einer Rötung oder anderer Nebenwirkungen ist minimal. PUVA-THERAPIE Das Spektrum der Sonnenstrahlung zur Behandlung der Oberhaut Lederhaut Unterhaut niger schädlich. Allerdings weiß man heute, dass die Tumorhäufigkeit auch durch UV-A gesteigert wird. UV-B UV-B (280-320 nm) dringt im Gegensatz zu UV-A nur in die Oberhaut ein, dafür aber auch in die Schicht, in der die Neubildung von Hornzellen stattfindet. Da bei der die Zellteilung zu rasch verläuft, erfolgt hier deren Hemmung die entscheidende Wirkung. Zu viel UV- B verursacht Sonnenbrand und kann letztlich Hautkrebs erzeugen. SCHMALSPEKTRUM-UV-B- THERAPIE Für die Behandlung der eignet sich vor allem der Wellenbereich von 300 bis 313 nm. Mit Hilfe von UV-Röhren, die gezielt Strahlen 22 Ein weiteres Verfahren ist die Photochemotherapie (PUVA = Psoralen + UV-A). Dabei wird UV-A-Bestrahlung, die alleine bei der nur schwache Wirkung zeigt, der Anwendung des chemischen Wirkstoffes Psoralen kombiniert, der die Empfindlichkeit gegenüber den Strahlen erhöht. Seit 1994 ist bekannt, dass bei einer längeren PUVA-Behandlung insbesondere Männer ein erhöhtes Risiko eingehen, im Genitalbereich Hautkrebs zu bekommen. Die PU- VA-Therapie wird deshalb nur noch in Fällen einer schweren angewandt, wo eine Schmalspektrum-UV-B-Therapie nicht ausreicht. Psoralen kann sowohl innerlich in Tablettenform eingenommen als auch äußerlich (in einem Bad oder als Creme) angewendet werden. Nach der Einnahme der Tabletten muss die Sonne acht Stunden lang gemieden werden. Während dieser Zeit muss zudem eine Sonnenbrille getragen werden, weil der Verdacht besteht, dass Psoralene schon in Verbindung dem Tageslicht die Augen schädigen können. Werden die Psoralene in niedriger Konzentration dem Badewasser zugesetzt, spricht man von einer Bade-PUVA- Therapie. Nach einer Badezeit von etwa 20 Minuten wird UV-A be-

strahlt. Dabei ergeben sich gegenüber der Tabletteneinnahme wesentliche Vorteile: Die häufig auftretenden Magen-Darm-Nebenwirkungen bleiben aus und es kommt auch zu keiner Lichtempfindlichkeit der Augen. Trotz guter Behandlungserfolge ist auch bei der PUVA-Therapie zu berücksichtigen, dass eine langfristige und wiederholte UV-A-Bestrahlung einem erhöhten Hautkrebsrisiko einhergeht. Bei allen Lichttherapien besteht die Gefahr einer vorzeitigen Hautalterung und sogar von Hautkrebs. Um die Augen zu schützen, muss bei Lichttherapien generell eine spezielle Schutzbrille getragen werden. Nicht bei jedem Patienten ist es notwendig, dass er seinen ganzen Körper den Strahlen aussetzt. Für die Kopfhautpsoriasis etwa gibt es spezielle Lichtkämme, bei der Nagelpsoriasis eignen sich Punktbestrahlungsgeräte sehr gut. Im Gegensatz zu Ganzkörper- oder Teilkörpergeräten werden diese Punktstrahler für die Anwendung zu Hause von der Krankenkasse bezahlt. BALNEOPHOTOTHERAPIE In den 90er Jahren wurde in vielen Hautarztpraxen und Kliniken die ambulante UV-Bestrahlung Salzbädern kombiniert. Es hat sich gezeigt, dass Menschen Schuppenflechte von einer Balneophototherapie mehr profitieren als von einer trockenen UV-B-Bestrahlung. Offensichtlich reduziert der hohe Anteil an Magnesium und Bromid im Solebad die gesteigerte Bildung von Hornzellen und vermindert zugleich die Entzündung. Die Haut wird zudem sensibilisiert, so dass sie optimal auf die untelbar nachfolgende Behandlung UV- Licht anspricht. Die Bestrahlung erfolgt Schmalspektrum-UV-B. Die Resultate dieser so genannten Solephototherapie sind eindrucksvoll. Studien haben gezeigt, dass sich 30 Bade-Licht-Behandlungen die Ausdehnung und Schwere einer Schuppenflechte im Durchschnitt um über 80 Prozent reduziert, ein Ergebnis, das demjenigen einer Klimatherapie am Toten Meer weitgehend entspricht. LASER Laser kommen in der Dermatologie seit mehreren Jahren zum Einsatz. Eine Laserbehandlung bietet Patienten, die mehrere kleine herde am Körper haben, gegenüber einer herkömmlichen Lichttherapie einen wesentlichen Vorteil: Der Laserstrahl kann gezielt auf die herde gerichtet werden, so dass nicht mehr der ganze Körper dem UV-Licht ausgesetzt wird. Die umliegende Haut bleibt von der Strahlenbehandlung verschont und die Gefahr von Hautkrebs wird reduziert. Die Lasertherapie muss in Deutschland vom Patienten selber bezahlt werden. INNERLICHE PSORIASISBEHAND- LUNG (SYSTEMISCHE THERAPIEN) Systemische Behandlungen werden nicht auf die Haut aufgetragen, sondern werden in anderer Form verabreicht (Tabletten, Spritzen etc.). 23

Diese Behandlungstypen greifen in den gesamten Stoffwechsel ein und werden daher nur bei den schwerwiegenden Formen der, insbesondere bei einer Gelenkbeteiligung, eingesetzt. Systemische Therapien wirken im Allgemeinen gut, können aber zum Teil erhebliche Nebenwirkungen verursachen. Daher ist die Anwendung großer Sorgfalt und unbedingt nach den Anweisungen des Arztes zu befolgen. Von großer Bedeutung ist die Einhaltung der empfohlenen Termine für ärztliche Kontrolluntersuchungen. METHOTREXAT Methotrexat (MTX) kann sowohl Hautveränderungen bei der Schuppenflechte als auch Gelenksymptome bei -Arthritis verbessern. MTX wirkt, indem es zum einen das Wachstum der Zellen hemmt und zum anderen das Immunsystem unterdrückt. Dieses zytotoxische Medikament wurde ursprünglich für die Krebsbehandlung entwickelt und in den siebziger Jahren für die Behandlung der zugelassen. Es ist effektiv, hat aber toxische Wirkungen auf die Zellen und andere Organsysteme. MTX kann oral eingenommen oder gespritzt werden. Eingesetzt wird das Medikament allerdings nur bei schwerer Schuppenflechte und bei Sonderformen wie einer erythrodermica, einer pustulosa oder einer arthritis. 24 Methotrexat wird in der Leber abgebaut und über die Nieren ausgeschieden. Deshalb ist diese Therapie bei Lebererkrankungen, Alkoholabhängigkeit, Übergewicht, Diabetes oder Nierenfunktionsstörungen nicht geeignet. Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrollen des Leberstoffwechsels, der Nierenfunktion und des Blutbildes nötig. MTX kann zu Geburtsschäden und Fehlgeburten führen und darf nicht von Schwangeren eingenommen werden. RETINOIDE Retinoide sind Vitamin-A-Abkömmlinge, die als innerliche Behandlungsformen bei schweren Fällen eingesetzt werden. Sie wirken, indem sie das gesteigerte Zellwachstum und die Entzündungsreaktion bremsen. Da die Einnahme während der Schwangerschaft zu schweren Fruchtschädigungen führen kann, dürfen Frauen im gebärfähigen Alter das Medikament nur in Ausnahmefällen nehmen. In diesen Fällen ist eine absolut sichere Verhütung notwendig. CICLOSPORIN Ciclosporin ist ein Medikament, das sich hemmend auf das Wachstum der Hautzellen (Keratinozyten) auswirkt, indem es einige der Aktivitäten des Immunsystems unterbindet. Es ist vor allem als Immunsuppressivum aus der Transplantationsmedizin bekannt. Weil einer Schädigung der Nieren gerechnet werden muss, sollten die Nierenwerte im Blut regelmäßig und genau kontrolliert werden. Während und nach der Einnahme darf keine UV-Therapie erfolgen, da

das Hautkrebsrisiko erhöht ist. Ciclosporin kann vielfältige Nebenwirkungen haben, wie eine Nierenschädigung, unerwünschter Haarwuchs, Zahnfleischwucherungen, Nervenstörungen und Bluthochdruck. Deshalb sind regelmäßig Kontrolluntersuchungen erforderlich. Zugelassen ist Ciclosporin nur zur Therapie der schweren und arthritis, bei Vorliegen einer Kontraindikation oder erfolgloser vorangehender Behandlung anderen Therapieformen. Ein Therapieerfolg tritt nach etwa zwei bis drei Monaten auf. FUMARATE Fumarsäureester (Fumarate) sind chemische Verbindungen der Fumarsäure, eines Stoffes, der im menschlichen Körper natürlicherweise vorkommt. In Deutschland wurden Fumarate 1994 zugelassen. Besonders gute Effekte werden bei der Plaque- beobachtet, aber das Medikament wirkt auch bei -Arthritis, bei pustulösen Formen auf Hand- und Fußflächen und bei Nagelbefall. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Übelkeit, Hitzewallungen, Durchfall und Entzündungen des Nasenrachenraumes. Gravierender sind die Blutbildveränderungen, die oft einer Fumarsäuretherapie einhergehen. Regelmäßige Laborkontrollen von Blutbild und Nierenfunktion sind deshalb während der gesamten Therapiedauer nötig. KORTIKOSTEROIDE Innerlich angewandte Kortisonpräparate werden in der modernen -Therapie wegen der langfristigen Nebenwirkungen und des Rebound-Effekts (erneuter Schub nach Absetzen des Medikaments) nur noch selten angewendet. BIOLOGICS Biologische Substanzen (Biologics, Biologika, Biologicals) werden tels gentechnischer Verfahren (biotechnologisch) hergestellt. Im Gegensatz zu traditionellen systemischen Therapien, die das ganze Immunsystem beeinflussen, wie Methotrexat und Ciclosporin, wirken Biologics sehr gezielt und stellen möglicherweise eine sicherere Behandlungsform dar. Da diese Präparate noch verhältnismäßig neu sind, ist die Sicherheit einschließlich der Langzeitsicherheit noch nicht ausreichend untersucht. Biologics gehen vor allem gezielt gegen Immunzellen und Botenstoffe vor, die die Entzündung bei der hervorrufen: Einige Biologics hemmen die Aktivierung der T- Lymphozyten. Andere verhindern die Funktionalität der Substanzen (z. B. Tumornekrosefaktor TNF-alpha, lnterleukine), die von ihnen freigegeben werden. Eine weitere Gruppe verringert die Zahl der T- Lymphozyten. Die Behandlung wird gewöhnlich gut vertragen. Je nach Wirkungsweise und Art der Anwendung (Injektionen, Infusionen) kann es zu unterschiedlichen Nebenwirkungen kom- 25

men, wie allergische Reaktionen oder örtliche Reaktionen an der Einstichstelle (Blutungen, Blutergüsse, Rötung, Juckreiz, Schmerzen oder Schwellungen). Da durch die Biologics bestimmte Reaktionen des Immunsystems unterdrückt werden, ist auch das Infektionsrisiko erhöht. Wenn Sie einem solchen Medikament behandelt werden, ist es daher wichtig, dass Sie auf mögliche Anzeichen einer Infektion, wie Fieber, Husten oder andere grippeähnliche Beschwerden achten und Ihren Arzt darüber informieren. Biologics sind Fusionsproteine, rekombinante Proteine oder monoklonale Antikörper. Da die Herstellung sehr aufwändig ist, sind die Präparate im Vergleich zu herkömmlichen Medikamenten sehr teuer. Sie bleiben daher in der Regel Patienten schweren Formen der und -Arthritis vorbehalten, die auf andere systemische Medikamente oder eine PU- VA-Therapie nicht ansprechen bzw. wenn diese Therapieformen nicht angewendet werden können. ETANERCEPT Dieses chimäre Protein hemmt den Tumornekrosefaktor TNF-alpha. Dadurch lassen sich die Entzündungsprozesse stoppen, die zur Entstehung der psoriatischen Hautveränderungen führen. Etanercept wird zweimal wöchentlich unter die Haut (subkutan) gespritzt und kann auch vom Patienten selbst verabreicht werden. Das Medikament ist sowohl zur Therapie der Schuppenflechte als auch bei -Arthritis sowie bei 26 Morbus Bechterew (eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung Schmerzen und Versteifung von Gelenken) zugelassen. EFALIZUMAB Dieser monoklonale Antikörper wirkt durch Hemmung von T-Lymphozyten, die an immunologischen und Entzündungsprozessen maßgeblich beteiligt sind. Das Medikament wird einmal wöchentlich durch eine Injektion unter die Haut (subkutan) verabreicht und kann da auch vom Patienten selbst gespritzt werden. INFLIXIMAB Infliximab ist ein so genannter monoklonaler Antikörper, der wie Etanercept an den Entzündungsmediator TNF-alpha bindet und ihn so hemmt. Infliximab wird als Infusion in die Vene verabreicht. Nach der ersten Infusion erfolgen im Abstand von 2 und 6 Wochen und dann alle 2 Monate weitere Infusionen. Pro Jahr sind etwa 6 8 Infusionen notwendig. Infliximab wird neben der Schuppenflechte auch bei -Arthritis sowie bei Morbus Crohn (eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung) und Morbus Bechterew (eine chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung Schmerzen und Versteifung von Gelenken) angewendet. ADALIMUMAB Adalimumab ist ebenfalls ein monoklonaler Antikörper gegen TNF-alpha, der v.a. auch in der Behandlung von rheumatoider Arthritis und Morbus Crohn eingesetzt wird. Der Wirkstoff wird jede zweite Woche subkutan injiziert.