Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung



Ähnliche Dokumente
Jugendliche heute - Jugendkulturen und Szenen

Jugendkulturforschung Die Zielgruppe im Visier

Jugendliche Inszenierungswelten

Jugendkulturen und Jugendszenen zwischen interkulturellem Austausch und multikulturellem Nebeneinander

Jugendliche und Social Commerce

Was ist in und was ist out in Europa?

50 Fragen, um Dir das Rauchen abzugewöhnen 1/6

So funktioniert Ihr Selbstmanagement noch besser

Social Media Effects 2010

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Elma van Vliet. Mama, erzähl mal!

Was ist Journalismus? Basis-Stilform: Die Nachricht. Metall. Macht. Medien. Eine Plattform der IG Metall Jugend

Erfahrungsaustausch und Rückblick Cross Mentoring Dr. Karl Straßer Mag. Kathrin Kühtreiber

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

Nicht ohne mein Handy! Mobil?

Safer Internet Day 2014: DER KLASSEN HANDYCHECK

1. TEIL (3 5 Fragen) Freizeit, Unterhaltung 2,5 Min.

Wie ist das Wissen von Jugendlichen über Verhütungsmethoden?

Auslotung der Gefühle & Wünsche von Eltern und SchülerInnen zum Schuljahr 2011/2012

Materialien für den Unterricht zum Kurzfilm Steffi gefällt das von Philipp Scholz Deutschland 2012, 5 Minuten, Spielfilm

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

meinungsstudie. Tablet-Computer und ebook-reader.

Was ist PZB? Personen-zentrierte Begleitung in einfacher Sprache erklärt

Seite 1. nie seltener als einmal. kenne ich nicht. einmal pro Woche. mehrmals. einmal pro Tag. mehrmals täglich. pro Woche.

SAFER SURFING TIPPS UND TRICKS ZUM SICHEREN UMGANG MIT DEM INTERNET. Saferinternet.at

Die Wirtschaftskrise aus Sicht der Kinder

Leitbild. für Jedermensch in leicht verständlicher Sprache

Social Communities Nürnberg, den 27. April 2009

Statuten in leichter Sprache

Evangelisieren warum eigentlich?

Materialien für den Unterricht zum Film Crazy von Hans-Christian Schmid Deutschland 2000, 93 Minuten

Gönner der Junioren. Patenschaft für Tennistalente. im Freiamt

Nachrichten auf Deutsch

Was war das Erste, das du mit deinem selbstverdienten Geld gekauft hast? Wann warst du das erste Mal richtig verliebt und wie hat es sich angefühlt?


Was ich als Bürgermeister für Lübbecke tun möchte

Gesprächsleitfaden. zum Seminar Von Gutenberg zu Zuckerberg Online Communities Als Marketinginstrument

Digital Natives im Länderfokus

Umgang mit Schaubildern am Beispiel Deutschland surft

Blog Camp Onlinekurs

Kreativ visualisieren

Marketing-Leitfaden zum. Evoko Room Manager. Touch. Schedule. Meet.

Gründe für fehlende Vorsorgemaßnahmen gegen Krankheit

TV-Inhalte Lehrerinformation

Erst Lesen dann Kaufen

Die Liebe und der Verlust

a) Lesen Sie den Text. Nennen Sie Vor- und Nachteile der veränderten Arbeitsbedingungen.

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Leseprobe - Seite 5 - Kapitel 5 Fragetechniken - Einfürung

Peer Counseling Ausbildung in Wien 2012

Frauen in der Berufsfeuerwehr

Alte und Neue Werte Ein Blick zurück nach vorne. Dieter Boch Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung iafob deutschland

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Babyschwimmen: ein Wohlfühlprogramm nicht nur für Babys...auch für Eltern

Gutes Leben was ist das?

40-Tage-Wunder- Kurs. Umarme, was Du nicht ändern kannst.

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Bürgerhilfe Florstadt

Das Schulsystem in Deutschland (Band 2, Lektion 1)

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Stadt radio Orange Dein Fenster auf Orange 94.0

Vorsätze für das Jahr 2015

Alle gehören dazu. Vorwort

Entwicklung des Dentalmarktes in 2010 und Papier versus Plastik.

64% 9% 27% INFORMATIONSSTATUS INTERNET. CHART 1 Ergebnisse in Prozent. Es fühlen sich über das Internet - gut informiert. weniger gut informiert

Portalen bist du. Wie schätzt du die persönlichen. online? Vollständiger Vorund Nachname, Amazon, ebay. kenne ich. Kleinanzeigen),

Vorsätze für das Jahr 2015

KiKo Bayern. die Kinderkommission des Bayerischen Landtags

Senioren ans Netz. schreiben kurze Texte. Lektion 9 in Themen aktuell 2, nach Übung 7

Lies zuerst den unten stehenden Zeitungsartikel und erfülle dann die einzelnen Aufgaben:

Zahlen auf einen Blick

Social Media Einsatz in saarländischen Unternehmen. Ergebnisse einer Umfrage im Mai 2014

Unterrichtsreihe: Freizeit und Unterhaltung

Einstellung!der!österreichischen!Bevölkerung! zum!rechtssystem:!imas"umfrage!2013!

Jugend, Aktivitäten, Medien Erhebung Schweiz 2010

Journalistische Arbeit im Web 2.0 Umfrageresultate Schweiz

Checkliste Bewerbung für einen Ausbildungsplatz

Die Post hat eine Umfrage gemacht

Thema 1: Fotos im Internet verwenden

Deutsches Rotes Kreuz. Kopfschmerztagebuch von:

NINA DEISSLER. Flirten. Wie wirke ich? Was kann ich sagen? Wie spiele ich meine Stärken aus?

Was wir gut und wichtig finden

Facebook erstellen und Einstellungen

Schüler und Lehrer. Teil 1: Was ist Erleuchtung? von Anssi Antila

Letzte Krankenkassen streichen Zusatzbeiträge

Wenn der Papa die Mama haut

Finanzdienstleistungen

Impulse Inklusion 2014 Beteiligungskulturen - Netzwerke - Kooperationen (Leichte Sprache Version)

Das Leitbild vom Verein WIR

Werte und Grundsätze des Berufskodexes für interkulturell Dolmetschende. Ethische Überlegungen: Was ist richtig? Wie soll ich mich verhalten?

Kommentartext Medien sinnvoll nutzen

Meinungen zum Nichtraucherschutzgesetz

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

Wichtige Forderungen für ein Bundes-Teilhabe-Gesetz

Transkript:

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung Manfred Zentner jugendkultur.at

Gesellschaftlicher Wandel Verschwinden der allein heilsversprechenden Lehren: Kommunismus, Kapitalismus, Religionen, etc haben an Bedeutung verloren Nachlassen der Fortschrittsgläubigkeit: nicht alles was technisch umsetzbar ist, sollte auch getan werden, Risikogesellschaft: eine Reihe nicht beeinflussbarer Gefahren bedrohen alle Menschen - Klimakatastrophe Neugewichtung von Arbeit und Freizeit: Identitätsfindung

Globalisierung alltägliches Leben und Handeln in Netzwerken Ortlosigkeit von Gemeinschaft, Arbeit und Kapital Wahrnehmung des transkulturellen Anderen im eigenen Leben ökonomische Konzentration unabhängig von Staaten transnationale Kultur- und Medienindustrie (CNN, MTV)

Das Individuum wird zentraler Bezugspunkt Die einzelnen Individuen stellen sich in den im Mittelpunkt, freigesetzt aus den traditionellen Gruppen. Parteien, Vereine, Religionsgemeinschaften verlieren an Bedeutung und Einfluss. Die einzelnen gewinnen neue Freiheiten, aber traditionelle Sicherheiten gehen verloren. Neue Gemeinschaftsformen entstehen, die aber nicht durch strikte Bindungen, sondern durch gemeinsame Interessen, charakterisiert sind: Tribalisierung der Gesellschaft. Ästhetisierung des Lebens und Inszenierung von Zugehörigkeit.

Institutionenskepsis Bindungsängste: Wer einmal dabei ist muss dabei bleiben. Angst vor dem Verlust von freien Entscheidungsmöglichkeiten in den Institutionen. Selbstverwirklichung und Individualität scheinen in den Institutionen nicht möglich und durch sie beschränkt. Und: Allgemein verlieren viele Menschen ihr Vertrauen in Institutionen / Parteien.

Bildung Bildung kommt von Bildschirm und nicht von Buch, sonst hieße es ja Buchung. (Dieter Hildebrandt) Bildung steht bei Jugendlichen hoch im Kurs, aber nicht in Form eines traditionellen humanistischen Bildungsideals. Bildung ist heute ziel- und auf den Nutzen gerichtet und sie kommt nicht aus Büchern, sondern vielfach vom Bildschirm. Bildungsdilemma: Ohne gute Ausbildung hat man keine Chance auf einen Job, mit ihr aber keine Garantie! Bildungskarrieren werden in immer jüngeren Jahren geplant und der Preis dafür: hoher subjektiv empfundener Konkurrenzdruck und Stress.

Körperkult und Gesundheit Der Körper = Symbol für Individualität und Leistungsfähigkeit Der Körper ist der Aufmerksamkeitsgenerator unserer Zeit: Er steht für Vitalität und Leistungsfähigkeit in Beruf und Freizeit. Der Körper als Garant von Individualität: Er macht den Massenmenschen zu etwas Besonderem und Einzigartigem. Der Körper ist ein wichtiges Kommunikationsmittel in einer Zeit, in der symbolische und Bildkommunikation die größte Bedeutung zukommt. 45 Prozent der Unter-30-Jährigen treiben dreimal die Woche Sport. Grosses Wissen über und Interesse an Gesundheitsthemen hohe Ausgabenbereitschaft

Szenen als Resultat der Individualisierung Etablierte Formen der Gemeinschaftsbildung verlieren an Attraktivität! Das Individuum steht im Zentrum! Lebensstilistik als Gruppenbildungsprozess Foto: faz.net Jugendlichkeitskult der Gesellschaft: Keiner will erwachsen werden. Foto: carolineclarkdesign.com Foto: greune.com

Der individualisierte Mensch bevorzugt schwache Bindungen Institutionen, Vereine, Parteien, Religionsgemeinschaften etc. verlieren an Einfluss Individualistische Identität mit dem Eingehen starker Bindungen oft unvereinbar Schwache Bindungen: Herausbildung von sogenannten posttraditionellen Formen der Vergemeinschaftung Szenen sind thematisch fokussierte Netzwerke von Personen, die bestimmte materielle und/oder mentale Formen der kollektiven Stilisierung teilen und Gemeinsamkeiten an typischen Orten und zu typischen Zeiten interaktiv stilisieren und weiterentwickeln Vergemeinschaftung als ästhetisches Prinzip? Ronald Hitzler, Thomas Bucher, Arne Niederbacher: Leben in Szenen. Formen jugendlicher Vergemeinschaftung heute. VS Verlag für Sozialwissenschaften (Wiesbaden) 2005. 2., aktualisierte Auflage.

Drei Säulen einer Szene Situationen, Orte, Zeit, Medien, Events,.. HipHop, Snowboard, Techno, House, Rock, Skateboard, Streetball, Alternative, Skinheads, Punk, Fitness, Gothic, Hard Core, Veganer, Fussballfans, Expression Musik, Kleidung, Sport, Aussehen, Frisur, Gestik SYMBOLE Einstellung Haltung, Verhalten, gemeinsame Philosophie, Werte Sozio-ökonomischer Hintergrund Beziehung Gruppe Bindung, Individuum vs. Masse,

Szenelandschaft Österreich Frage: Zu welchen der folgenden Szenen gehörst du. Basis: 11-29 Jährige Trendsetter/Early Adopter Computerszene Ökos/Alternative Fußball Fitness HipHop Metal/Rocker Snowboard House Techno Beachvolleyball Mountainbike Skateboard Punks Streetball Inline-Skater Krocha Skinheads Gothics/Grufties Trekkies Emos 2009 2008 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 Quelle: tfactory Trendagentur (2009): TIMESCOUT Welle 11. und 10, 11-29, n=800

Szenelandschaft geschlechtsspezifisch Computerszene Ökos/Alternative Fußball Fitness HipHop Metal/Rocker Snowboard House Techno Beachvolleyball Mountainbike Skateboard Punks Streetball Inline-Skater Krocha Skinheads Gothics/Grufties Trekkies Emos 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 Weiblich Männlich Quelle: tfactory Trendagentur (2009): TIMESCOUT Welle 11. und 10, 11-29, n=800

Online - Communities

Online Communities in Österreich: Frauen aktiver als Männer Frage: Welche der folgenden Communities nutzt du? (Mehrfachantworten möglich) studivz facebook myspace netlog Xing schülervz Lokalisten gar keine 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 35,0 40,0 45,0 50,0 Weiblich Männlich tfactory: TIMESCOUT Österreich, 11. Welle, N=1000, 11- bis 39-Jährige, Angaben in Prozent

Online Communities in Österreich nach Alter Frage: Welche der folgenden Communities nutzt du? (Mehrfachantworten möglich) studivz facebook myspace netlog Xing schülervz Lokalisten gar keine 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 30-39 Jahre 20-29 Jahre 11-19 Jahre tfactory: TIMESCOUT Österreich, 11. Welle, N=1000, 11- bis 39-Jährige, Angaben in Prozent

Es geht um Sozialkontakte Frage: Warum bist Du in dieser Community. Du findest unten einige Gründe, gib bitte alle an, die für dich wichtig sind mit Freunden in Kontakt bleiben zum Zeitvertreib neue Leute kennenlernen Fotos austauschen Meinungen austauschen geschäftliche Kontakte zu knüpfen um Partner/in zu finden um mich vorzustellen Musik austauschen Filme austauschen 0,0 10,0 20,0 30,0 40,0 50,0 60,0 70,0 80,0 90,0 100,0 tfactory: TIMESCOUT Österreich, 11. Welle, N=1000, 11- bis 39-Jährige, Angaben in Prozent

Online-Communities als Partnerbörse?

Freundeslisten, Kontakte, Anhänger

Sind das echte Freunde? Frage: Und wie viele davon hast Du schon persönlich getroffen? (Offene Frage) 11-19 Jahre 20-29 Jahre 30-39 Jahre Männlich Weiblich 0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 120,0 in der Friendslist schon einmal getroffen tfactory: TIMESCOUT Österreich, 11. Welle, N=1000, 11- bis 39-Jährige, Mittelwerte (Basis: Communitynutzung, Freunde Österreich)

Gefahren der online-communities

Früher war alles anders.

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung

www.photographenbuero.de/.../emo-kids_i_167.jpg

Jugendkulturen Ergebnis oder Motor innovativer Entwicklung mzentner@jugendkultur.at jugendkultur.at Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung Alserbachstraße 18/7.OG 1090 Wien www.jugendkultur.at