Erfahrungsbericht Auslandssemester an der Singapore Management University WS 2010 (August Dezember 2010) Christine Haas tine.haas@gmx.de TUM-BWL (Diplom) 1
Wieso Singapur? Die Entscheidung mich für Singapur zu bewerben, war sehr leicht. Ich wollte eine ganz neue Kultur erleben und daher habe ich mich für den asiatischen Raum entschieden. Wichtig war mir allerdings auch, dass es möglichst ein englischsprachiges Land ist und die Universität dort einen guten Ruf hat. Meine Entscheidung viel schnell auf Singapur! An der Singapore Management University (SMU) werden alle Kurse im Seminar-Stil gehalten und das moderne Gebäude der Uni liegt in Mitten der Metropole. Vorbereitungen auf das Auslandssemester: Nachdem ich die Zusage für das Auslandssemester bekommen hatte wurde ich gleich von der SMU über alle wichtigen Dinge und Termine informiert. Die Betreuung durch die SMU war wirklich super. Anfang Mai habe ich meinen Flug (Emirates über Dubai) und meine ersten Nächte im Hostel gebucht. Die meisten Studenten gehen in das Sleepy Sams (in der Bussorah Street) Es empfiehlt sich früh zu buchen, da es sich schon herumgesprochen hat, dass es das beste Hostel ist um andere Austauschstudenten und somit auch Mitbewohner kennen zu lernen. Ich persönlich habe mich vor Abreise nicht damit beschäftigt eine Wohnung zu suchen, da ich lieber vor Ort die Wohnung besichtigen wollte und meine Mitbewohner suchen wollte. Ansonsten musste ich vor Abreise einen Termin bei dem International Office ausmachen um dort meine identity card zu bekommen. Natürlich stand auch die Auswahl der Kurse an. Im Internet gab es eine Liste mit sehr ausführlichen (mehrseitigen) Beschreibungen der Kurse. Nach längerem Durchsehen dieser Liste und der Kurse wählte ich ein paar Kurse aus, die ich ich interessant fand und belegen wollte. Danach wendete ich mich an die verschiedenen Lehrstühle und fragte, ob man sich diese Kurse für andere Kurse die an der TUM angeboten werden anrechnen lassen kann. Letztendlich hatte ich mehrere Learning agreements unter anderem vom TIM- oder Welpe-Lehrstuhl. Ende Juli musste man sich dann um 03:00 Uhr nachts (deutscher Zeit) für die Kurse anmelden. Da es pro Kurs immer nur ca. 30-40 Plätze gibt empfiehlt es sich wirklich pünklich im Internet zu sein um sich anzumelden. Viele meiner Kommilitonen haben ihre Kurse nicht bekommen, da sie zu langsam waren oder der Server überlastet war. Glücklicherweise bekam ich alle meine Kurse auch zu den Zeiten, die mir am liebsten waren. Nach der ersten Kurswahl-Runde gab es noch eine zweite: das sogenannte Bidding. Jeder Student hat dabei einen bestimmten E-dollar Betrag, den er auf seine bevorzugten Kurse setzen kann. Derjenige der am Meisten bietet bekommt dann letztendlich den Kurs. Aber zu diesem teilweise undurchsichtigen Prozedere wird man noch einmal am Orientation day informiert. Nach der ersten Kurswoche stand dann endlich fest welche Kurse ich belegen werde: Strategy, Management of People at Work und Portfolio Management. Die Einreise und Visabeantragung liefen beide ohne größere Probleme ab. Man bekommt im vorhinein eine Nummer, mit der man einen Termin bei der Behörde im Internet ausmacht. Dann reist man einfach mit Touristenvisum ein und nimmt den Termin beim ICA wahr. Ich hatte kein Foto mit vollkommen weißem Hintergrund, konnte aber dann vor Ort schnell ein neues Foto machen. Bezahlen kann man allerdings nur mit einer sog. NETS-Karte, die gibts bei fast allen Seven Eleven Shops. Man kann die Karten dort mit Geld aufladen, das man bar bezahlt. 2
Wohnungssuche: Am 3. August kamm ich nun in Singapur an und mietete mich im Sleepy Sams ein. Dort traf ich sogleich viele andere Austauschstudenten, die ebenfalls auf der Suche nach Wohnungen waren. Ich wollte von Anfang an mit Leuten zusammen ziehen, die nicht aus Deutschland bzw. München kamen, um nicht weiterhin nur deutsch zu sprechen. Schöne Wohnungen in Singapur sind verhältnismäßig teuer und je später man in Singapur ankommt, desto schwerer wird es ein gutes Angebot zu bekommen. Ich habe mir persönlich 4 Wohnungen angeschaut, bevor ich mit drei Däninnen, die bereits die Wohnung gefunden hatten, zusammen zog. Wir wohten etwas außerhalb (20 min zur Uni mit der MRT) von daher konnte ich es mir leisten in einem Einzelzimmer zu wohnen. Die meisten mussten sich, teilweise für 500, ein Zimmer teilen. Wenn man sich wirklich das Geld sparen muss, würde ich das Studentenwohnheim Havelock empfehlen für das man sich mitte Mai bewerben kann. Allerdings ist es teilweise wirklich dreckig dort (Kakalaken). Für die Wohnungssuche kann ich die Makler von Orange Tee empfehlen. Ansonsten gibt es eine Liste von der SMU, allerdings sind diese Makler sehr begehrt, da alle Austauschstudenten diese Nummer haben. In Singapur wohnt man immer in sog. Condominiums oder in HDB s (Sozialbauten). Ich wohnte in einem Condo mit Pool und Gym und einer voll ausgestatteten modernen Wohnung. Ein Tipp für die Suche nach Mitbewohnern ist die Facebook Gruppe für die man von der SMU eingeladen wird. Dort kann man einfach posten wenn man eine Wohnung sucht oder bereits gefunden hat und Mitbewohner sucht. Ich denke dadruch haben sich viele WG s gefunden. Lebenshaltungskosten: Das Leben in Singapur ist im Allgemeinen eher teuer. Aber in etwa so wie bei uns. Billig ist U-Bahn und Taxi fahren. Außerdem ist das Essen in den zahlreichen Food courts und Kopitiam s sehr günstig. Man bekommt dort verschiedenste Gerichte und frische Säfte für relativ wenig Geld. Teuer ist allerdings das essen in richtigen Restaurants und das Einkaufen von Lebensmitteln in Supermärkten. Weggehen ist auch sehr teuer, da immer ein Eintritt von 25-30 S$ (Wechselkurs: 1,7) verlangt wird und alkoholische Getränke sehr sehr teuer sind. Dadurch, dass jeder fast jedes Wochenende oder zumindest jedes zweite Wochendende am Reisen ist, sollte man Geld dafür einplanen. Das Reisen ist zwar relativ günstig, allerdings summieren sich die Flüge (nach Thailand, Bali, Indonesien) und die Busse und Züge nach Malaysia (Kuala Lumpur und Pulau Tioman) auch zu einer ordentlichen Summe. Empfehlen kann ich die Billig Airlines: Jetstar, Air Asia, Silk Air und Tiger Airways (wobei letztere oft Verspätungen hatten oder der Flug auch schon einmal ganz ausfallen konnte). Uni und Bibliothek, Kurse, Prüfungen Die Singapore Management University liegt mitten in der Innenstadt von Singapore. Man erreicht sie in circa 3 Minuten von den MRT Stationen Dhoby Ghaut, City Hall und Bras Basar. Das Gebäude ist sehr modern und besitzt ein Fitnessstudio, einen 3
Arzt (zu dem man als SMU-Student kostenlos gehen kann), einen eigenen Food- Court und diverse andere Geschäfte und Cafe s (u.a. auch Subway). Die Bibliothek ist ebenfalls sehr modern, allerdings in den Wochen vor den Klausuren ziemlich überfüllt. Auch sonst ist immer viel los, da viele Gruppentreffen etc dort sind. Die Kurse sind alle im Seminarstil gehalten, das heißt es sind ca. 40 Studenten pro Kurs. Es gibt Mitarbeitsnoten und die Anwesenheit wird meist kontrolliert. Abwesenheit führt dazu, dass die mündliche Note schlechter wird. Während des Semesters finden teilweise Quizzes oder Mid Term-Prüfungen statt. Das ist je nach Kurs unterschiedlich. Ich musste in allen drei Kursen mehrere assignments bearbeiten und abgeben und dann in einer Gruppe eine Arbeit schreiben und einen Vortrag halten. Ich fand den Kurs Strategy sehr interessant, da es ein Kurs war bei dem wir viele Case studies selbst lösen mussten und wir im Team ein Unternehmen analysieren mussten. Allerdings werden alle Kurse von unterschiedlichen Professoren angeboten, d.h. jeder Kurs kann je nach Prof anders sein. Die Prüfungen zu den Kursen sind alle am Ende des Semesters in einer Woche bzw. 1,5 Wochen. Meine letzte Klausur war am 30. November. Die Prüfungen sind unterschiedlich, allerdings kommen immer relativ viele Multiple Choice Fragen dran, die teilweise auch sehr ins Detail gehen können. Das Leben in Singapore: Wenn man nicht am Reisen ist, sollte man versuchen so viel wie möglich in Singapur zu unternehmen. Gut ist immer ein Ausflug auf die Insel Sentosa, in den Zoo (incl. Night Safari) oder der Botanische Garten. Unternehmungen im Freien sind in Singapur immer super, da es fast immer gutes Wetter ist. Oft kann es aber auch Gewitter geben, dabei ist es aber trotzdem immer ca. 33 Grad und es herrscht eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit, an die man sich erst einmal gewöhnen muss. Do s and Don ts in Singapore Do s: In der Uni warm anziehen da die Klimaanlage sehr kühl ist. In den Foodcourts essen. Es ist billig und meist gut und für jeden etwas dabei. Etwas mit Singaporeans unternehmen, denn meist bleibt man nur unter Exchange-students. Immer eine Jacke dabei haben, da in allen Gebäuden und Malls sehr stark gekühlt wird. Handykarte vor Ort zum Beispiel von SingTel in einer Mall kaufen. Sich mit Singapore Exchange Students usw bei Facebook befreunden, da man dann man dann über alle Parties informiert wird und teilweise auf die Gästeliste kommt. Singapore von oben erleben: Auf das Marina Bay Sands fahren, in die New Asia Bar gehen und mit dem Singapore Flyer fahren. Dont s: In der MRT essen. 4
Flüge zu spät buchen. Am Wochenende immer in Singapore bleiben. Nachtzüge und Busse fahren z.b. billig und schnell nach Malaysia. Darauf hoffen eine günstige Wohnung zu finden. Vor allem seit dem letzten Jahr sind die Mieten nocheinmal angestiegen. Wenn man in einem Condo wohnt muss man mit etwa 500 rechnen. Entweder wohnt man dann in der City und teilt sich ein Zimmer oder man wohnt etwas unzentraler und hat ein eigenes Zimmer. Reisen: Ich war während des Semesters in Malaysia, Thailand und auf Bali und Sumatra. Nach dem Semester habe ich noch eine Reise von Bangkok über Kambodscha, nach Laos und Vietnam und schließlich auf die Philippinen gemacht. Am Besten ist es sich den Lonely Planet South East Asia zu besorgen, denn da findet man alle nötigen Tipps die man auf den Reisen braucht. Vor allem wird beschrieben wie man am besten zu den verschiedenen Orten kommt, was oft in anderen Reiseführern fehlt. Nach Malaysia kommt ihr mit dem Bus, dem Flugzeug oder dem Zug. Am Anfang des Semester würde ich eine Fahrt nach Pulau Tioman empfehlen. Türkis blaues Meer und perfekt zum schnorcheln. Für Kuala Lumpur sind 1-2 Tage absolut ausreichend. Thailand ist im Allgemeinen sehr touristisch, genauso wie Bali. Beides ist aber absolut sehenswert. Auf Bali habe ich einen Vulkan bestiegen (etwas das ihr unbedingt machen solltet wenn ihr auf Bali seid). Außerdem ist es dort super zum surfen, relaxen und sonnen. In Thailand kann ich Kho Phi Phi empfehlen: kleine Partyinsel mit der Maya Bay (dort wurde The Beach gedreht). Krabi ist eine eher untouristische Halbinsel im Süden Thailands und sehr zu empfehlen. Auf den Philippinen gibt es allerdings die schönsten Strände (die ich gesehen habe). Wenn ihr die Möglichkeit habt dort hin zu fahren kann ich das nur empfehlen. Die Menschen dort sind super nett und die Strände einfach der Wahnsinn (vor allem Boracay). Angkor Wat in Kambodscha ist natürlich auch ein Must-do, wenn man in Asien unterwegs ist. Busse fahren mehrmals täglich direkt von Bangkok zur Grenze und dann weiter nach Siem Reap. Auch in Kambodscha kann man günstig und sicher reisen. Wir hatten auf unseren Reisen generell immer Glück und uns wurde nichts geklaut etc. Allerdings sollte man auf seinen Reisen immer auf der Hut sein, denn oft sind auch Betrüger unter den Leuten, die eigentlich sehr nett scheinen. Fazit des Auslandsaufenthalts: Alles in allem bin ich sehr froh, das Auslandssemester gemacht zu haben. Ich habe viele neue Leute kennen gelernt, viele neue Freunde gefunden und sehr viele aufregende und spannende Erfahrungen gesammelt. Auch akademisch gesehen hat 5
mir das Auslandssemester sehr viel gebracht. Ich habe einmal einen anderen Vorlesungstil kennen gelernt und mit Studenten aus einer ganz anderen Kultur zusammengearbeitet. Auch mein Englisch konnte ich natürlich verbessern, dadurch dass ich Arbeiten und Präsentationen auf Englisch gehalten habe. Foto s: Singapore Skyline 6
Singapore Management University Sentosa 7