Seite 1 / 5 Unternehmen sichern sich ab: Zertifikat für Projektmanager wird zur Pflicht Fachverbände vergaben bislang 50.000 Führerscheine für Projektmanager Der IT-Spezialist Postbank Systems geht mit gutem Beispiel voran: Er hat seine rund 50 Projektmanager konsequent zertifizieren lassen. Projektmanagement hat eine hohe strategische Bedeutung für die Postbank, erklärte Vorstand Richard Moormann jüngst im Interview mit der Fachzeitschrift Projektmanagement aktuell. Er hat Projektmanagement zur Chefsache erklärt und Nägel mit Köpfen gemacht. Nur von unabhängiger Seite zertifizierte Projektmanager dürfen die Projekte der Bonner Postbank-Tochter leiten. Mit dieser eisern eingehaltenen Regel wollen das IT-Haus und seine Kundin, die Postbank, sichergehen: Ihre IT-Projektmanager verstehen ihren Job und haben Brief und Siegel darauf erhalten. Ähnlich denkt man beim Technologie-Konzern Infineon. Die Zertifizierung besonders von IT- Projektleitern wurde in den letzten beiden Jahren stark forciert und wird inzwischen unternehmensweit angeboten. Die Zertifizierung gilt als Trend-Thema im Projektmanagement. Bundesweit 8.700 zertifizierte Projektmanager hat der Fachverband GPM Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.v. derzeit registriert. Immer mehr Unternehmen schicken ihre Projektleiter in Lehrgänge und lassen sie dann das Zertifikat den Führerschein für Projektmanager - erwerben. Starke Teilnehmerzuwächse meldet auch die international agierende Beratungsgesellschaft Resultance. An ihren vier Standorten in Deutschland und Österreich steigerte die Gesellschaft ihre Teilnehmerzahl um 150 Prozent. Ihre Lehrgänge und Trainings, die Teilnehmer an das begehrte Zertifikat heranführen, finden größeren Zuspruch denn je. Diese Hochkonjunktur in Sachen Zertifizierung überrascht Experten kaum. Projekte bestimmen den Arbeitsalltag in Unternehmen. Projektmanager wickeln heute auch strategisch bedeutsame Aufgaben teils mit Millionenetat - als Projekt ab. Wir beobachten, dass von Jahr zu Jahr sowohl die Anzahl als auch die Größe und Geltung der Projekte zunimmt, hat der Münchner Fachmann Professor Manfred Gröger in einer breit angelegten Studie ermittelt. Sein Kollege Professor Richard Roth von der Fachhochschule Giessen-Friedberg bestätigt: In fast jedem zweiten Unternehmen arbeitet bereits mehr als die Hälfte der Mitarbeiter in Projekten.
Kehrseite der Medaille: Nur 13 Prozent der abgeschlossenen Projekte rechnen sich für die Unternehmen. Der Rest, urteilt Manfred Gröger, sind reine Wertevernichter. Auf einen Verlust von rund 150 Milliarden Euro jährlich summieren sich die Kosten der Projekt-Fehlschläge. Als Ursache werden vielfach schlechte Kommunikation, ungenügende Methodik und mangelnde Kompetenz der Projektleiter genannt. Fachverbände mit internationaler Zertifizierungsinitiative Folglich fordern Top-Manager der Unternehmen wie auch ihre Kunden, Investoren und Projektpartner Garantien, dass die richtigen Personen an der Spitze der Projekte stehen. Doch sind staatlich anerkannte Diplome und andere akademische Titel für Projektmanager rar. Projektmanagement gilt nach wie vor als Zusatzqualifikation für Ingenieure, Betriebswirte, Naturwissenschaftler und Verwaltungsfachleute. Bestenfalls mit Teilnahmebescheinigungen von Lehrgängen und Berichte über deren erfolgreichen Abschluss dokumentierten die Kompetenz der Projektmanager. Diese Lücke beim Kompetenz-Nachweis haben unabhängige und anerkannte Fachund Berufsverbände geschlossen. In den vergangenen Jahren haben sie die Personalfragen des Projektmanagements transparenter gemacht. So haben vierzig nationale Projektmanagement-Fachverbände unter dem Dachverband IPMA International Project Management Association ein einheitliches, nahezu weltumspannendes Zertifizierungssystem aufgebaut. Mit Erfolg. Nach dem IPMA- Standard sind derzeit über 50.000 Projektmanager weltweit zertifiziert, davon rund 6.000 Projektmanager in China. Vorteil für die Projektmanager: Ihr Zertifikat wird zwar von den nationalen Fach- und Berufsverbänden ausgestellt, gilt aber in allen IPMA-Partnernationen und damit in fast allen Industrieländern. IT-Unternehmen fördern (und fordern) Zertifizierung Diese erfolgreiche Zertifizierungsinitiative ist für Dr. Werner Dostal, Wissenschaftler am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg, eine fast logische Konsequenz aus dem boomenden Projektgeschäft. Unternehmen suchen immer kurzfristiger geeignete Leiter für ihre Projekte. Die Zertifikate machen differenzierte Analysen verzichtbar und bieten zugleich Garantien für die Entscheider, hat der Qualifikationsforscher festgestellt. Insbesondere in der internationalen Projektmanagement-Szene sei der Bedarf an Absicherung groß. Die Vorteile der Zertifizierung haben sich in der Wirtschaft herumgesprochen. Industrieunternehmen und Dienstleister wie DaimlerChrysler, Siemens, Infineon,
Microsoft und die Allianz fördern die Zertifizierung ihrer Projektleiter und unterstützen sie mit vorbereitenden Lehrgängen. So hat die Beratungsgesellschaft Resultance bereits zwanzig Prozent der deutschen Top-100-IT-Unternehmen bei den Zertifizierungen begleitet. In speziellen Inhouse-Lehrgängen haben die Resultance- Fachleute das Wissen der Projektmanager überprüft, Lücken geschlossen und die Teilnehmer für die anspruchsvollen Prüfungen trainiert (je nach Level schriftliche und mündliche Prüfungen, Berichte und Studien zu Projekten, Interviews und Workshops). Kompetenznachweis auch von Lieferanten erwartet Die schon heute starke Nachfrage nach Zertifizierung wird nach Einschätzung von Fachleuten in den nächsten Jahren weiter ansteigen. Je deutlicher sich dieser Kompetenz-Nachweis im Projektgeschäft durchsetzt, desto zwingender wird er für alle, die ihn noch nicht haben. Die Vorteile für die Unternehmen: Ihre zertifizierten Projektmanager verfügen über einen hohen, einheitlichen und vor allem aktuellen Wissensstand. Sie haben sich gründlich befasst mit den Themen Projekt und Projektumfeld, Vorgehensmodelle, Operatives Projektmanagement, Menschen im Projekt, Einzelprojekt und Projektlandschaft sowie Projektmanagement einführen und optimieren. Gegenüber ihren Kunden, Investoren und Kooperationspartnern weisen die Unternehmen ihre Projektkompetenz überzeugend nach; sie berufen sich auf das Urteil neutraler und fachkundiger Gutachter. Auch Genehmigungsbehörden begrüßen die von anerkannter Stelle ausgegebenen Zertifikate als Indiz für Kompetenz und Projekt-Professionalität. Die Suche nach geeigneten Projektmanagern für ein konkret geplantes Projekt wird vereinfacht. Die Zertifikate beschreiben, für welche Aufgaben ein Projektleiter qualifiziert ist beispielsweise, ob er auch komplexe Projekte führen kann. Mit Hilfe der Zertifizierung können die Unternehmen ihre Personalstrategie planen, ihren Bedarf an Projektmanagern ermitteln und ihre Projektmanager fortbilden. Die Vorbereitung der Projektmanager auf die Zertifizierung gilt als effiziente Qualifizierung. Anders als bei Komplettlehrgängen für Projektmanagement werden Wissenslücken geschlossen ein optimales Zeitmanagement.
Die Zertifizierung vereinheitlicht das Projektmanagement und das gebräuchliche Fachvokabular. Die Zusammenarbeit zwischen IPMA-zertifizierten Projektmanagern ist reibungsarm und zielorientiert. Der IPMA-Zertifizierungsstandard ist weltweit abgestimmt. Dies erleichtert die Zusammenarbeit im internationalen Projektgeschäft. Bei Kunden, Partnern und Lieferanten kann das gleiche Management-Know-how vorausgesetzt werden. Vorteilhaft ist das abgestufte Zertifizierungssystem, das die Kompetenz der Projektmanager nach vier Leveln beurteilt. Das unterste IPMA Level D ( Certificated Project Management Practitioner ) bescheinigt Kenntnisse in allen Projektmanagement-Bereichen sowie die Fähigkeit, dieses Wissen anzuwenden. Mit jedem höheren Level werden mehr Erfahrung und Berufsjahre nachgewiesen. Level C bescheinigt Kompetenz für wenig komplexe Projekte, Level B für komplexe Projekte. Der Spitzen-Level A bescheinigt die Kompetenz, alle Projekte einer Organisation in ihrer Gesamtheit zu koordinieren, zu überwachen und zu steuern. Fachleute: Internationaler Zertifizierung hat Zukunftspotential Fachleute geben dem IPMA-Zertifizierungssystem gute Chancen, eine globale Währung in punkto Projektmanagement-Kompetenz zu werden. So hat beispielsweise China angekündigt, seine mittelfristig 60.000 benötigten Projektmanager IPMA-gemäß zertifizieren zu lassen. Ähnlich ambitionierte Pläne verfolgt Indien. Ein Grund für diese Entscheidung: Obwohl der IPMA-Standard weltweit das Projektmanagement vereinheitlicht, lässt er dennoch den einzelnen Nationen ausreichend Spielraum, ihre Wirtschafts- und Arbeitskultur in dem jeweiligen Zertifizierungssystem einzubringen. Jedes Zertifikat trägt ein Stück weit die Handschrift des nationalen Fachverbands, der es ausgestellt hat. Groß sind die Spielräume nicht. Die Basics bleiben unangetastet. Dennoch: Während beispielsweise in Deutschland sehr gründliche Theoriekenntnisse vorausgesetzt werden, erwarten die Asiaten deutlich mehr Pragmatismus. In dieser nationalen Ausprägung eines weltweit gültigen Standards sehen Unternehmen eine Chance. So auch Infineon: Die Projektleiter des HighTech- Unternehmens kommen aus allen Weltkulturen und bringen unterschiedliche Arbeitsund Führungsstile mit an ihren Arbeitsplatz. Diese einzelnen Mentalitäten können bei der Zertifizierung nicht unberücksichtigt bleiben. So kombiniert Infineon bei der Zertifizierung je nach Bedarf die verschiedenen nationalen Standards. Am Ende steht
eine einheitliche Projektmanagement-Sprache mit unterschiedlichen Dialekten. Auch wählen Unternehmen immer mehr die jeweilige nationale Zertifizierung unter strategischen Gesichtspunkten. Es ist heute durchaus möglich, durch geschickte Wahl des nationalen Zertifikats Projektmanager besonders auf asiatische, amerikanische oder osteuropäische Projekte vorzubereiten. Der internationalen Zertifizierung messen Fachleute derzeit deutliches Zukunftspotential bei. Die Herausforderung, ihre weltweit verteilten Projektmanager zu zertifizieren, gestalten Unternehmen heute hocheffizient. Auf ihren Bedarf haben erste Zertifizierungs-Spezialisten wie Resultance reagiert. Sie können Projektleiter in nahezu allen IPMA-Nationen zur Zertifizierung führen. Die vorbereitenden Lehrgänge werden bei Bedarf in englischer Sprache durchgeführt. Zudem hat Resultance ein Netzwerk zu den Zertifizierungsstellen in aller Welt aufgebaut und ihre Systeme studiert. Tjark Bartels, Resultance GmbH, Bugstr. 1, D-91207 Lauf, www.resultance.de Beratungshotline +49 (0) 9123 96 10 21