Universität Bonn und Ökoplant Versuchsjahr 2009 Arbeitsgruppe Arznei- und Gewürzpflanzen Bearbeitung: Jörg Planer, Hanna Blum
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1 Universität Bonn und Ökoplant Versuchsjahr 29 Arbeitsgruppe Arznei- und Gewürzpflanzen Versuchsnr.: PSTm_3_9 Bearbeitung: Jörg Planer, Hanna Blum BÖL- Projekt: Zikadenregulierung an Arznei- und Gewürzpflanzen im ökologischen Anbau, Freiland und Gewächshaus Versuchsreihe Pflanzenstärkungsmittel: Mittel auf anorganischer Basis Fragestellung: Versuchsanlagen: Versuchsvarianten. Versuchsdesign: Versuchsstandort: Gesteinsmehl und Kieselgur Möglichkeiten der Regulierung von Zikaden an Salbei Freilandversuchsanlage Var. 1: unbehandelte Kontrolle Var. 2: Var. 3: Randomisierte, einfaktorielle Blockanlage, Parzellengröße 15 m 2, 4 Wiederholungen Klein-Altendorf, ökologisch bewirtschaftete Fläche Beschreibung der Varianten: Mit wurde ein klassisches Gesteinsmehlpräparat ausgewählt, um eine indirekte Wirkung auf Zikaden durch Pflanzenstärkung zu prüfen. ist ein Kieselgurpräparat zum Schutz von Ernte- und Vorratsgütern, in der Praxis wird es gegen Lagerschädlinge eingesetzt. Bei -Urgesteinsmehl handelt es sich um ein Naturprodukt, das lediglich einer Feinstvermahlung unterzogen wird. Durch diesen Prozess sind die enthaltenen Mineralstoffe sehr schnell für das Bodenleben und die Pflanze verfügbar. fördert die Bodenfruchtbarkeit und verbessert die physikalischen, chemischen und biotischen Eigenschaften des Bodens. (empfohlen werden 5-3 kg/ha) löst sich nicht in der Spritzbrühe und muss ständig in Bewegung gehalten werden, sonst setzt es sich sehr schnell ab. Zudem kann es zum Verschleiß der Pumpenteile und Spritzgeräte führen, daher empfiehlt sich, die Aufwandmenge evtl. am unteren Limit zu halten. 1
2 ist ein naturbelassener, amorpher Kieselgur aus sedimentären Schalen fossiler Kieselalgen (Diatomeenerde). Anwendungsbereiche: Kornkäfer und andere Vorratsschädlinge in der Getreidelagerung Wirkungsweise: Vorratsschädlinge (Kornkäfer, Larven von Motten usw.) stäuben sich als Folge ihrer Eigenaktivität selbst ein. Die stark adsorbierend wirkenden Silikatpartikel trocknen die Schadinsekten aus (Zulassung des Pflanzenschutzmittels nur gegen Vorratsschädlinge!). Beschreibung der Versuchsanlage Bei der Versuchsfläche handelt es sich um einen Salbeibestand im 3. Standjahr, auf dem bereits in den vorhergehenden Jahren Versuche zur Zikadenregulierung stattgefunden haben. Ein natürlicher Ausgangsbefall mit Zikaden war daher gegeben. Die Parzellen waren im dritten Standjahr nach starken Auswinterungsschäden im Randbereich leicht inhomogen. Ein Rückschnitt erfolgte zu Vegetationsbeginn und nach der Blüte (31.7.), so dass für die Versuchsdurchführung der 2. Aufwuchs genommen wurde. Tab. 1: Beschreibung der Versuchsanlage, 29 Pflanztermin, Sorte 2.5.7, `Extrakta Pflanzen/Parzelle 98 Pflanzen/m 2 6,5 Pflanzabstand (cm) 4 x 4 cm Bestandespflege/ Düngung Mechanische Unkrautregulierung 9 kg N/ha in 3 Gaben Applikation der Mittel Die erste Behandlung erfolgte zum Neuaustrieb des Bestandes. Im weiteren Verlauf wurde 1 x wöchentlich behandelt oder nach starken Niederschlägen. Die Pflanzenstärkungsmittel wurden mit einer Rückenspritze (TeeJet Flachstrahldüse) ausgebracht. Bei der Variante wurde darauf geachtet, dass ein permanenter Belag auf den Pflanzen war. Trotz hoher Wasseraufwandmenge konnte kein komplett einheitlicher Spritzbelag auf den Pflanzen hergestellt werden (siehe Photos). Besonders im unteren Pflanzenbereich und unter den Blättern konnte keine Benetzung erreicht werden. 2
3 Tab. 2 : Aufwandmengen und Applikation der Pflanzenstärkungsmittel Variante Aufwandmenge 5 kg/ha 75 kg/ha Wasseraufwandmenge 16 l/ha Behandlungsfläche in m 2 6 Anzahl durchgeführter 1x pro Woche Applikationen insgesamt 6 Applikationen Tab. 3 : Witterung zur Applikation Behandlungstermin Uhrzeit T [ O C] rlf [%] Bewölkung : Bedeckt : Sonnig : Leicht bedeckt : Bedeckt : Sonnig : 2 47 bedeckt C 25 2 Niederschlag Temperatur 3 mm Abb. 1: Witterungsverlauf während der Versuchsdurchführung,
4 Versuchsparzellen Vorne: Variante 3: hinten: Variante 2: Belag von Gesteinsmehl auf Salbei Ungleichmäßiger Spritzbelag bei Datenerfassung Die Befallserfassung erfolgte ab bis zum An fünf wechselnden Pflanzen in der Kernparzelle wurden an jeweils 5 Trieben Larven gezählt. Später wurde die Anzahl der Larven je 1 Blätter berechnet. Um einen Vergleich der Adultenbesiedlung auf den Versuchsparzellen zu erhalten, wurde zu den Boniturterminen 15 Kescherschlägen/Parzelle durchgeführt und die Adulten ausgezählt. Zum Erntetermin wurden von fünf Pflanzen 1 Triebe entnommen und sämtliche Blätter visuell auf die Häufigkeit der typischen Schadsymptome beurteilt (Einschätzung der weißen Saugstellen auf der Blattoberfläche). Die Blätter wurden nach dem Bonitieren in Schadensklassen (hier Befallsklassen ) eingeteilt und daraus eine Mittlere Befallsstärke 4
5 berechnet ( (BSx*BZy)/GBZ BSx = Befallsstärke der Klassen in Prozent BZ = Anzahl Blätter der BS GBZ = Gesamtzahl bonit. Blätter) Zur Ermittlung des Frisch- und Trockenertrags wurden 5 Einzelpflanzen aus der Kernparzelle geschnitten und bei 4 C getrocknet. Der Witterungsverlauf während des Versuchszeitraumes ist am Ende des Berichtes dargestellt. Im Ergebnisteil sind die Mittelwerte der Wiederholungen dargestellt. Die Daten wurden varianzanalytisch mit SPSS verrechnet. Die Ermittlung der Mittelwertunterschiede zwischen den Behandlungen erfolgte mit dem Tukey-Test (α =,5) gewählt. Ergebnisse Anzahl Zikadenlarven und Anzahl adulter Zikaden Die Darstellung der Larvenanzahlen an sechs Boniturterminen zeigte einen hohen Befall zu Versuchsbeginn und eine niedrigere Larvenzahl zur Abschlußbonitur über alle Varianten (Abb. 2) hinweg. Aus der Larvenanzahl pro 1 Blätter wurde kein deutlicher Effekt der Behandlung mit den Prüfmitteln und ersichtlich. Zur Abschlussbonitur zeigte die Variante als einzige Variante eine rückläufige Tendenz der Larvenanzahl. Die Anzahl adulter Zikaden folgte über den Versuchszeitraum hin einem einheitlichen Muster und lies damit ebenfalls keine deutlichen Effekte der Behandlung auf die Zikaden deutlich werden. Die Kontrolle zeigte allerdings immer deutlich höhere Individuenzahlen, so dass gerade bei der Variante möglicherweise von einem geringen Effekt ausgegangen werden kann (Abb. 3). 5
6 Anzahl Larven/1 Blätter Kontrolle Abb. 2: Anzahl Larven/1 Blätter, Einfluss der Behandlung mit und auf die Anzahl Zikadenlarven, rote Pfeile kennzeichnen Behandlungstermine, Salbei, 29 8 Anzahl Adulte (15 Kescherschläge) Kontrolle Abb. 3: Anzahl adulter Zikaden/Parzelle bei 15 Kescherschlägen/Parzelle, Einfluss der Behandlung mit und auf die Anzahl adulter Zikaden, rote Pfeile kennzeichnen Behandlungstermine, Salbei, 29 Zikadenschäden auf den Blättern Trotz starkem Befall der Pflanzen mit adulten Zikaden und Larven war der bonitierte Schaden auf den Blättern eher gering. Der Grossteil der Blätter aller Varianten zeigte lediglich eine Stärke der Befallssymptome von unter 5 %. Die Mittlere Befallsstärke lag daraus folgend zwischen 1,4 6
7 und 1,8 %. Eine Wirksamkeit der geprüften Mittel auf die Ausbildung der Schadsymptome auf den Salbeiblättern war nicht zu erkennen (Abb. 4 und Abb. 5). 7 Anteil Blätter in den jeweiligen Befallsklassen Kontrolle % 1-5 % 5-1 % 1-2% 2-3 % 3-4 % 4-8% Befallsklassen in % Abb. 4: Prozentualer Anteil der Blätter/Parzelle in unterschiedlichen Befallsklassen, Behandlungsversuch mit und an Salbei, 29 Mittlerer Blattschaden in % 2, 1,8 1,6 1,4 1,2 1,,8,6,4,2, 1,71 1,79 1,4 Kontrolle 1 % Abb. 5: Die Mittlere Befallsstärke (%) stellt den durchschnittlichen Blattschaden der Salbeiblätter in den verschiedenen Varianten dar, 29, n.s., Tukey-Test (α =,5), rechts Salbeiblatt in Schadensklasse 1-5 % Erträge Die beiden geprüften Mittel führten keine deutliche Ertragssteigerung herbei. Aufgrund der geringen Erntefläche und des inhomogenen Bestandes kam es allerdings zu großen Standardabweichungen bei den einzelnen Varianten (Abb. 6). 7
8 dt/ha Frischgewicht Kontrolle Trockengewicht Abb. 6: Frisch- und Trockenertrag in dt/ha, Einfluss der Behandlung mit und auf den Ertrag von Salbei, 29, keine signifikanten Unterschiede, dargestellt ist die Standardabweichung. Sonstiges Der auffällige Belag des Mittels war bis zur Ernte auf den Blättern sichtbar. Die letzte Behandlung wurde zwar 14 Tage vor der Ernte durchgeführt, da aber nicht bewässert wurde und keine nennenswerten Niederschläge fielen, wurde der Belag nicht abgewaschen. Inwieweit eine Austrocknung durch auch einen Effekt auf die ätherischen Öldrüsen zur Folge hat, sollte in zukünftigen Forschungsarbeiten untersucht werden. Der mögliche Einfluss der geprüften Mittel auf den Ertrag von Salbei sollte in speziellen Versuchsanlagen getestet werden. Inwieweit über eine gezielte Pflanzenstärkung die Saugtätigkeit von Zikaden reduziert werden kann, muss in weiteren Versuchen geprüft werden. Unklar ist die Einsatzmöglichkeit während oder vor Regenperioden. Beide Mittel ließen sich entgegen den eingangs geäußerten Bedenken hervorragend applizieren. Zusammenfassung Die beiden geprüften anorganischen Pflanzenstärkungsmittel zeigten keine deutliche Wirkung auf Zikadenlarven oder adulte Zikaden. Eine Wiederholung der Versuche und eine variierte Spritztechnik (Unterblattspritzung) sollten geprüft werden! Es kann bislang keine Aussage zur einer Reduktion des Blattschadens getroffen werden. Weder Frisch- noch Trockengewicht wurden durch die Behandlung mit den Pflanzenstärkungsmitteln und beeinflusst. 8
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