Nach erfolgreicher Bewerbung für das ERASMUS-Programm bei der Universität Luzern

Transkript

1 Vorbereitung Nach erfolgreicher Bewerbung für das ERASMUS-Programm bei der Universität Luzern bekommt man direkt von der Gasthochschule eine Informationsmail über Formalitäten, die vor dem Auslandssemester zu erledigen sind. Die Bescheinigung über den Abschluss einer Auslandskrankenversicherung, ein Learning Agreement (vorgedrucktes Formular von der Uni Luzern) sowie Immatrikulationsbescheinigungen müssen bereits vor Antritt des Auslandssemester eingereicht werden. Da ich im WS 11/12 in Luzern war, musste ich bereits im April 2011 die Unterlagen einreichen. Im Vergleich zu anderen Partnerhochschulen ist dies sehr früh, hat aber den Vorteil das anschließend bis zum Antritt des Auslandssemester nicht mehr viel zu erledigen ist. Die Wohnungssuche gestaltete sich für mich anfangs erst kompliziert. Normalerweise hat man als ERASMUS-Student die Möglichkeit in Luzern ein Mobilitätszimmer zu beziehen, für deutschsprachige ERASMUS- Studenten ist dies jedoch nicht möglich. Eine Info-Mail der Uni zeigt jedoch weitere Möglichkeiten zur Wohnungssuche auf. Es gibt ein Studentenhotel (Student-Inn), dieses war bereits im Mai ausgebucht und somit habe ich es auf dem privaten Wohnungsmarkt versucht. Da ich in Göttingen in einer WG wohne und die Vor- & Nachteile kennen und schätzen gelernt habe, war es mein primärer Wunsch auch in der Schweiz in eine WG zu ziehen. Problematisch hierbei war allerdings, dass ich mich nicht persönlich vorstellen konnte, was meine Chancen auf eine Wohnungszusage enorm verringerte (Adressen hierfür bspw. students.ch). Zwischendurch hatte ich mich bereits mit dem Gedanken angefreundet ohne feste Wohnungszusage in die Schweiz zu fahren, um dann vor Ort den Wohnungsmarkt genauer zu sondieren. Die Uni Luzern bietet den schweizerischen Studenten die Möglichkeit ihre Wohnungen an ERASMUS-Studenten zu vermieten. Man bekommt von der Uni Luzern eine Mail, dass eine Person XY für einen bestimmten Zeitraum

2 sein/ihr Zimmer vermieten möchte inklusive der Kontaktdaten. So war es für mich doch noch möglich einen Platz in einer WG zu bekommen, ohne vorher dort persönlich anwesend zu sein. Anreise/Unterkunft Ich habe mich entschieden mit dem Auto in die Schweiz zu fahren. Die Autobahngebühr/Vignette beträgt 40 CHF (= ca. 33 EUR). Dies hatte für mich den Vorteil, dass ich noch einige persönliche Gegenstände mit in die Schweiz nehmen konnte. Zudem wollte ich innerhalb der Schweiz viel unternehmen, was mit dem Auto leichter zu organisieren ist. Im Nachhinein würde ich es jedoch nicht empfehlen mit dem Auto nach Luzern zu fahren. Die Gebühren für Stellplätze betragen 80 CHF monatlich und in Luzern ist man nicht auf ein Auto angewiesen. Wer jedoch trotzdem mit dem Auto anreisen möchte, kann das Auto auch außerhalb Luzerns parken und dann dort stehen lassen. Dies war dann auch meine Idee; ich habe das Auto in Horw (ca. 4 km entfernt von Luzern) abgestellt. Es gibt auch noch die Möglichkeit das Auto am Parkplatz der Seilbahn des Pilatus zu parken (ca. 15 CHF monatlich). Meine WG befand sich ca. 10 Minuten zu Fuß entfernt vom Uni-Gebäude. Ich wohnte gemeinsam mit 2 Juristen in einer 3er WG. Mein Zimmer war ca. 12 qm groß und ich habe 600 CHF Miete gezahlt. Für schweizer Verhältnisse ist dies noch relativ günstig. Überweisungen auf schweizerische Konten sind umsonst. Man sollte das Geld in EUR überweisen und vorher in Schweizer Franken umrechnen. Die Kaution diente bei mir gleichzeitig als letzte Miete. Ich habe mir vorher ein Konto bei der DKB eröffnet, welches den Vorteil hat, dass man überall auf der Welt kostenlos Geld abheben kann. Studium an der Gasthochschule

3 Das Uni-Gebäude befindet sich direkt am Vierwaldstätter-See und 50m entfernt vom Luzerner Bahnhof. Kurzum die Uni liegt, ähnlich wie in Göttingen, sehr zentral und auch für außerhalb Luzerns wohnenende Studenten schnell zu erreichen. Das Gebäude wurde im Herbstsemester 2011 eröffnet und ist dementsprechend auf dem neuesten Stand. Ich studiere in Göttingen VWL und Luzern bietet den Studiengang politische Ökonomie an. Dies ist ein integriertes Studienfach in die Kultur- & Sozialwissenschaftliche Fakultät. Ich habe unter anderem die Fächer Wachstum & Entwicklung, Finanzwissenschaften II und international political economy belegt. Grundsätzlich kann man über die Module sagen, dass diese nicht so mathematisch sind, jedoch werden Grundzusammenhänge detaillierter besprochen. Die Prüfungen sind noch vor Weihnachten und sind vom Niveau her ähnlich wie Göttinger Klausuren. Eine 6.0 entspricht einer 1.0 und es werden Abstufungen in 0.5er Schritten vorgenommen. Zum Bestehen benötigt man eine 4.0. Die Klausurergebnisse werden per Mail bekanntgegeben (meistens schon 2-3 Tage nach der Prüfung). Da es sich um ein integriertes Studienfach handelt und dieses Studienfach erst seit 2 Jahren in Luzern angeboten wird, ist die Kursgröße sehr überschaubar (meistens max. 20 Teilnehmer). Der Vorteil besteht darin, dass der Kontakt mit Professoren und Kommilitonen natürlich erleichtert wird. Die Unterrichtssprache in den meisten der von mir belegten Fächer ist deutsch. Dies ist wichtig, da schweizer-deutsch zu Beginn schwer zu verstehen ist. Es werden aber auch Module in englischer Sprache angeboten. Die Bibliothek befindet sich in der ersten Etage des Uni-Gebäudes und bietet Platz für zahlreiche Studenten. Es gibt ähnlich wie in Göttingen Gruppenarbeitsplätze, Stillarbeitsplätze etc.. Die Öffnungszeiten sind jedoch nichts für Spätlerner und sonntags hat die Bibliothek leider auch nicht geöffnet. Die Mensa befindet sich im Erdgeschoss und bietet gutes, preisgünstiges Essen an (zwischen 5 und 10 CHF). Man kann zwischen drei verschiedenen Gerichten wählen. Zu

4 Stoßzeiten ist die Mensa, zwischen und Uhr, häufig überfüllt und viele essen auf Treppenstufen. Alltag und Freizeit Wie bereits schon erwähnt sind die Lebenshaltungskosten in der Schweiz enorm hoch. Nach Anreise kommt man aus dem Staunen über die Preise nicht mehr raus, und man denkt wie teuer es doch alles ist. Mit der Zeit lernt man aber mit den Preisen umzugehen und nach geeigneten Schnäppchen zu suchen. Die größten Supermarktketten der Schweiz Migros & Coop haben häufig sogenannte Hits, die Nahrungsmittel wieder erschwinglich erscheinen lassen. Ich habe mich bewusst dagegen entschieden in Luzern zu arbeiten, da ich mir vorher schon Geld zur Seite gelegt hatte, aber CHF müssen mindestens monatlich eingeplant werden. Das ERASMUS-Team der Uni Luzern bietet viele gemeinsame Aktivitäten an. Darüber werdet Ihr über diverse Mails stets auf dem Laufenden gehalten. Ansonsten haben wir mit den ERASMUS-Studenten viel gemeinsam unternommen. Luzern liegt sehr zentral und Städte wie Zürich, Basel und Bern sind innerhalb 1.5 Stunden mit dem Auto zu erreichen. Aber auch die Region Luzern und der Vierwaldstätter See bieten viele Freizeitmöglichkeiten. Eine Bootstour auf dem See, ein Bergtour auf den Pilatus oder Righi sind sehr zu empfehlen und zeigen die wunderschöne Landschaft der Schweiz auf. Zudem hat man natürlich die Möglichkeit innerhalb von 20 Minuten nach Engelberg zu gelangen. Dort befindet sich ein sehr schönes Skigebiet mit angenehmen Après-Ski-Möglichkeiten. Das Nachtleben in Luzern ist gut und teuer. Donnerstags geht es in den Ausgang (Synonym für Feiern, Party). Im schwarzen Schaf ist der Eintritt kostenlos und ein Bier kostet 8 CHF und ein Mix-Getränk kostet 15 CHF. In anderen Clubs (beispielsweise Casineum) liegt der

5 Eintritt bei 15 CHF und die Getränke-Preise sind ähnlich wie im schwarzen Schaf. Samstags ist in der Stadt auch sehr viel los, jedoch sind die Eintrittspreise noch etwas höher. Fazit Für mich persönlich war es eine sehr schöne Erfahrung für 4 Monate in der Schweiz zu leben, jedoch ist es ohne Arbeit schon alles ziemlich teuer. Ich kann jedem nur empfehlen das Umrechnen abzustellen, denn somit wird das Leben dort um einiges erleichtert. Des Weiteren war es, rückwirkend betrachtet, die beste Entscheidung mit Schweizern zusammen zu leben, da die Schweizer tendenziell auf eine liebenswürdige Art und Weise zurückhaltend sind, und somit der Einstieg erleichtert wird. Das Studium ist sehr angenehm und man hat auch Zeit viele Ausflüge zu unternehmen.