Internationale Forschungskonferenz des Seminars für Osteuropäische Geschichte der Universität Bonn am April 2005 in Königswinter bei Bonn

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Ingrid Möller
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1 Internationale Forschungskonferenz des Seminars für Osteuropäische Geschichte der Universität Bonn am April 2005 in Königswinter bei Bonn Die Politik gegenüber den Juden in den neuen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas als Vergleichsmoment für Krise und Identitätspolitik in der Zwischenkriegszeit Planung und Organisation: Dittmar Dahlmann, Anke Hilbrenner, Albert Kotowski unterstützt durch die Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Die Zeitenwende von 1917/18 hatte tiefgreifende Veränderungen in Ostmittel- und Südosteuropa zur Folge. Die verhaßten autoritären Vielvölkerreiche waren gefallen und an ihre Stelle traten vorgeblich moderne Nationalstaaten, die doch alle Nationalitätenstaaten blieben. In jedem der neuen sogenannten Nationalstaaten war der Anteil der nicht zur Titularnation gehörenden Minderheiten hoch. In der rasch aufziehenden Krise dieser jungen Staaten richteten diese sich gegen ihre eigene strukturelle Heterogenität, die ein Charakteristikum Ostmittel- und Südosteuropas war. Der Versuch, die Fiktion des Nationalstaates in Ostmittel- und Südosteuropa zu realisieren, stabilisierte das Eigene auf Kosten des Anderen. Die national-ethnischen und religiösen Minderheiten wurden zum Zwecke der Stabilisierung aus dem neuen Nationalstaat herausgedrängt. Dieses Schicksal widerfuhr vor allen den Juden, die keinen Staat hatten, der die eigene Minderheit in anderen Staaten mit Hilfe der Mittel von Diplomatie und Außenpolitik unterstützte oder zumindest instrumentalisierte und so den Homogenisierungsbestrebungen der jeweils anderen ein Korrektiv entgegensetzte. In einem Europa der Minderheiten wurden die Juden zu Außenseitern par excellence. Deshalb eignet sich der Blick auf die Juden in besonderer Weise, um eine Perspektive zu erreichen, die den ostmittel- und südosteuropäischen Raum in seiner Gesamtheit beleuchtet, und der damit Gemeinsamkeiten und Unterschiede in vergleichender Perspektive in den Blick nehmen kann. Mit Hilfe dieser Fragestellung soll eine vergleichende Perspektive auf eines der zentralen historischen Probleme Ostmittel- und Südosteuropas in einer Zeit des Epochenwandels und des Vorabends der großen Katastrophe gewonnen werden. Die geplante Konferenz will einen Beitrag leisten zu einer strukturellen Erfassung des osteuropäischen Raumes als Schauplatz der großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Damit soll für den Bereich Ostmittel- und Südosteuropa eine europäistische Dimension der Geschichtswissenschaft, die den Fragestellungen der Osteuropäische Geschichte immanent ist, an einem äußerst relevanten Forschungsproblem konkretisiert werden. Zu diesem Zweck wollen wir ausgewiesene Experten und Nachwuchshistoriker in den unterschiedlichen Teilbereichen dieser Großregion versammeln, um anhand des gewählten Blickwinkels der Politik gegenüber den Juden eine Synthese zu erarbeiten, die der strukturellen Heterogenität des ostmittel- und südosteuropäischen Raumes gerecht wird, indem es eben diese thematisiert, und gerade deshalb als ein zentraler Beitrag zu einer

2 europäischen Geschichte des 20. Jahrhunderts gelten kann. Unser Ziel ist eine Konferenz, die anhand dieser Fragestellungen eine Synthese zu erarbeiten versucht. Diese Gemeinschaftsarbeit soll eine Kooperation von Fachleuten für die jeweiligen Teilbereiche sein, erfahrene Experten und wissenschaftlichen Nachwuchs in dieser Aufgabe verbinden und international besetzt sein. Das Ergebnis soll in einem Band zusammengefaßt werden, der die erhoffte Synthese in einen dauerhaften Beitrag zur europäistischen Dimension der osteuropäischen Geschichte verwandelt. Policy Towards the Jews in the Newly Founded States of Southeastern and East Central Europe During the Interwar Period. A Comparative Index of Crisis and Identity-Policy Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn supported by Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius Thursday, h Welcome and Introduction: Prof. Dr. Dittmar Dahlmann (Bonn) h Public lecture: Prof. Dr. Ezra Mendelsohn (Jerusalem): Great Expectations and Rude Awakenings: The Jewish Experience in East Central Europe in the Interwar Period Reception h Transfer to the Adam-Stegerwald-Haus in Königswinter (near Bonn) Friday, Adam-Stegerwald-Haus in Königswinter h Panel I: Poland, Latvia and Lithuania Chair: Pascal Trees, M.A. (Bonn)

3 Dr. Klaus-Peter Friedrich (Marburg): Die politische Instrumentalisierung ethnischer Differenzen in Polen. Vom Einstellungsklischee der żydokomuna zur Lösung einer jüdischen Frage durch Auswanderung PD Dr. Verena Dohrn (Hannover): Becoming Part of Latvian Politics. Daily News About the Jews in Latvia From the Jewish Point of View ( ) Dr. Egle Bendikaite (Vilnius): National Policy Towards Jews in Lithuania Between the Wars Respondant: Prof. Dr. Albert Kotowski (Bonn) h h Panel II: Soviet Union Chair: Prof. Dr. Dittmar Dahlmann (Bonn) Prof. Dr. Heinz-Dietrich Löwe (Heidelberg): Bolsheviks and Jews. Social Change and Political Intervention Respondant: Anke Hilbrenner, M.A. (Bonn) h Lunch h Panel III: Yugoslavia, Czechoslovakia, Hungary Chair: Prof. Dr. Albert Kotowski (Bonn) Prof. Dr. Milan Ristović (Belgrade): Unsere und fremde Juden. Juden in Jugoslawien von 1933 bis 1941 Prof. Dr. Martin Schulze Wessel (München): Juden in Politik und Gesellschaft der Ersten Tschechoslowakischen Republik Dr. Krisztián Ungváry (Budapest): Sozial- und Siedlungspolitik und Judenfrage Genese der antisemitischen Politik in Ungarn Respondant: Milan Kosanović, M.A. (Bonn) h h Panel IV: Austria Chair: Anke Hilbrenner, M.A. (Bonn) Prof. Dr. Albert Lichtblau (Salzburg): Das fragile Korsett der Koexistenz: Österreich und die jüdische Bevölkerung

4 Respondant: Prof. Dr. Walter Manoschek (Vienna) h Dinner Saturday, 30. April 2005 Adam-Stegerwald-Haus in Königswinter h Panel V: Bulgaria, Romania Chair: Milan Kosanović, M.A. (Bonn) Dr. Dietmar Müller (Berlin): Jews in the Interwar Romanian Nation Code and Minority Politics: Between Paradigmatic and Incomparable Minority Dr. Irina Ognyanova (Sofia): The Jews in Bulgaria in the Interwar Period Respondant: PD Dr. Mariana Hausleitner (Munich) h h Closing discussion h Lunch and Farewell Conference languages: English, German Organizers: Prof. Dr. Dittmar Dahlmann Prof. Dr. Albert Kotowski Anke Hilbrenner, M.A. Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn Lennéstr Bonn Adam-Stegerwald-Haus Hauptstr Königswinter Tel:

5 Contact: Anke Hilbrenner Tel ; Fax a.hilbrenner@uni-bonn.de

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