1 Lk 14, n. Trin Zwei biblische Lesungen haben wir bereits gehört. Einmal von Abraham, der auf Gottes Geheiß hin, alles hinter

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1 1 Lk 14, n. Trin Zwei biblische Lesungen haben wir bereits gehört. Einmal von Abraham, der auf Gottes Geheiß hin, alles hinter sich ließ und in ein ganz neues Leben ging. In der zweiten Lesung hörten wir von Paulus, dessen Leben sich ebenfall vollständig gewandelt hat, und was für ihn die tragende Kraft im Leben war. Ich möchte ihnen nun noch eine dritte Lesung zumuten, um die es in der heutigen Predigt gehen soll. Es ging aber eine große Menge mit Jesus; und er wandte sich. um und sprach zu ihnen: Wenn jemand zu, mir kommt und hasst nicht seinen Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder und Schwestern und dazu sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. Und wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. Denn wer ist unter euch, der einen Turm bauen will und setzt sich nicht zuvor hin und überschlägt die Kosten, ob er genug habe, um es auszuführen? damit nicht, wenn er den Grund gelegt hat und kann's nicht ausführen, alle, die es sehen, anfangen über ihn zu spotten und sagen: dieser Mensch hat angefangen zu bauen und kann's nicht ausführen. Oder welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen anderen König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden. So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein.

2 Liebe Gemeinde! 2 Das sind harte. Worte die Jesus uns am heutigen morgen vorlegt. Ich könnte mir vorstellen, dass sich in ihnen beim Hören dieser Worte Abwehr geregt hat oder auch ein bisschen Widerspruch, Angst und Magendrücken. Jesus spricht von der Nachfolge und wir, die wir uns, in der Kirche versammeln, verstehen uns doch als Nachfolger Jesu. Wir kommen hier her, weil wir mit ihm Verbindung haben wollen. Und nun dreht sich Jesus um und sagt, wenn jemand zu mir kommt und hasst nicht Vater, Mutter, Frau, Kinder, Brüder, Schwestern und dazu noch sich selbst, der kann nicht mein Jünger sein. Deutliche Worte, die uns da entgegengebracht werden, härter und abstoßender kann im Blick auf die Jüngerschaft kaum gesprochen werden. Und wer von uns könnte das erfüllen oder wohl besser, wer von uns möchte das erfüllen, was Jesus hier gesagt hat? Familiäre Bande, so sehr viele Familien heutzutage auch nebeneinander her leben oder zerstritten sind, familiäre Bande zählen doch in unserem Bewusstsein noch etwas. Und die trennt man denn auch nicht so einfach. Ja Jesus geht sogar soweit, dass er sagt, wir sollen Eltern und Geschwister hassen und sogar unsere Kinder. Will er das wirklich? Jesus selber redet doch an anderer Stelle ganz anders. Jesus ruft uns doch zur Nächstenliebe auf, wie können wir dann unsere nächsten Anverwandten hassen, wie es hier gesagt ist? Sind sie etwa nicht unsere Nächsten? Und dann fordert Jesus in unserem Predigttext auf, sich von allem loszusagen. Aber ruft uns Jesus nicht auf der anderen Seite auch auf, dort wo wir leben, in unserem Beruf und in

3 3 unserer Umgebung als Christen zu leben und zu wirken? Wie können wir alles liegen lassen und die Familie und die Menschen um uns herum, für die wir Verantwortung tragen unversorgt lassen? Das will so gar nicht passen zu dem Bild, das wir von Jesus, vom christlichen Glauben und vom christlichen Leben haben. Und klingt das nicht fast fanatisch. Und das was Fanatiker tun, dass können wir leider jeden Tag im Fernsehen in aller Brutalität sehen. All diese Fragen und Einwände sind richtig und berechtigt. Die kann man nicht beiseite schieben, denn sie drängen sich einfach auf. So kann es doch nicht sein, so wollte er es doch bestimmt nicht. Aber wenn wir ehrlich sind, im Grunde sind alle diese Fragen eine Suche danach, diesen Worten Jesu ihre Schärfe zunehmen. Sie sind uns im Grunde zu hart, das wollen wir nicht. Darum suchen wir nach Möglichkeiten, ihnen zu entgehen, wollen sie mildern, entschärfen, vielleicht sogar ungültig machen. Die anderen, weniger harten und Konsequenz fordernden Wort reichen doch aus. Aber sie stehen nun einmal da und ich denke, sie waren auch für den Evangelisten Lukas damals harte Worte. Dennoch hat er sie in sein Evangelium aufgenommen. Er hat gewusst, dass gerade in diesen Worten etwas Wichtiges für unseren christlichen Glauben liegt. Deshalb hat er diese Worte, an uns weitergegeben. Um dem, was Lukas gewollt haben könnte, näher zu kommen, müssten wir jetzt eigentlich jeder eine Bibel in der Hand haben und die Geschichten lesen, die vor und hinter diesem

4 4 Abschnitt stehen. Da Sie keine Bibel dabei haben, will ich es kurz erzählen. Vor diesen harten Worten Jesu steht das Gleichnis vom großen Gastmahl. Ein Mensch lädt zu einem großen Fest. Die Gäste jedoch sagen einer nach dem anderen ab. Sie wollen sich um Familie und Besitz kümmern. Nun werden andere ins Haus eingeladen: Arme, Kruppel, Lahme und Blinde. Menschen, die damit überhaupt nicht gerechnet haben, werden nun in Gottes Gemeinschaft gerufen. Das ist eine wirklich frohe Botschaft, die da weiter gegeben wird und die für uns alle gilt, denn auch uns wird immer wieder gesagt: Kommt, denn es ist alles bereit. Nach unserem Predigttext stehen drei Gleichnisse vom Verlorenen: Zuerst das Gleichnis vom verlorenen Schaf, dem der Hirte nachgeht, um es heimzuholen. Die Suche nach dem, der sich verirrt hat, der vom Weg abgekommen ist, der zurückgeholt werden muss. Danach hören wir vom verlorenen Groschen, den eine Frau lange sucht, bis sie ihn voller Freude wieder findet. Das kleine Wertvolle im Leben ist wo wichtig, dass man dafür alles stehen und liegen lässt. So geht, Gott den Verlorenen nach, um sie heimzuholen zu sich und Freude wird darüber herrschen, erzählt das Gleichnis. Und das dritte Gleichnis ist das vom gütigen Vater, der auf seinen verlorenen Sohn wartet. Als der Sohn heimkehrt geht er ihm entgegen und schließt ihn in seine Arme. Das ist wirklich gut für alle, die verloren sind: Jesus ist gekommen, zu suchen und glücklich zu machen, die verloren sind. Das ist Evangelium, das ist gute Botschaft pur.

5 5 Und ausgerechnet zwischen solchen froh machenden Geschichten stehen unvermittelt diese harten Worte Jesu: Wer seine Familie nicht hasst, wer sein Kreuz nicht trägt, wer nicht allem absagt, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein. Wenn wir diese Worte in diesem Zusammenhang betrachten, dann wird darin deutlich: Diese Forderung ist die Rückseite der freudigen Botschaft Jesu, vom guten Hirten, vom Herrn, der an seinen Tisch lädt. Diese Rückseite zeigt uns, dass diese Einladung wohl an jeden gerichtet ist, aber dass sie kein billiges Angebot, ist, das uns im Evangelium gemacht wird. Das Angebot Gottes ist ein teures Angebot, Jesus hat durch diese Botschaft den Weg des Leiden und den Weg in den Tod angetreten. Das Angebot der Gemeinschaft mit Gott und Jesus wird jedem ohne besondere Vorraussetzungen, umsonst gemacht; aber dieses Angebot anzunehmen ist teuer; es fordert uns heraus. Wer sich Gott und Jesus, aussetzt, wer sich finden lässt, wer sich angesprochen weiß von Gott, der ist eben auch hinein genommen in eine radikale Bindung, die im Grunde kein Sowohl-als-auch kennt, sondern nur ein Entweder-oder. Und dies will Lukas mit der Zusammenstellung dieser Geschichten und den sehr deutlichen Worten Jesu denen vor Augen stellen, die Jesus nachfolgen wollen. Er sagt Gottes Barmherzigkeit und Liebe gilt wirklich jedem von euch. Jeder von euch ist ihm willkommen. Aber er will euch nicht mit halben Herzen, sondern ganz. Und dazu gehört, dass man sich ganz auf Gott einstellt. Zur Zeit Jesu bedeutete dies, dass man sich gegen die Familie stellte, die ja ganz anders lebte. Man wird Anfeindungen ausgesetzt sein, die einen ins

6 6 Zweifeln bringen, es sei denn, dass man sich radikal von ihnen löst. Und es bedeutet eben auch, dass bisherige Gedanken und Vorstellungen ganz in den Hintergrund rücken. Mit Jesus beginnt etwas ganz Neues. Zum Beispiel auch das Besitzfragen als zweitrangig anzusehen sind. Und es gehört dazu, dass zum Christsein auch Wege des Leidens dazugehören, Leiden an dem, was Gott uns auferlegt hat, Leiden auch an den Nachteilen, die sich aus einer solchen Lebensweise ergeben können. Und wie gesagt - das war zur Zeit des Lukas sehr viel häufiger der Fall als heute, wo es eigentlich gesellschaftlich gleichgültig ist, wie man lebt. Wir sind Geburtschristen und selten Überzeugungschristen, das wird deutlich an diesen Worten Jesu. Lukas, der diese Worte überliefert gibt hier markante Beispiele dafür, dass Gottes Angebot an die Menschen, dass das Evangelium von Jesus auch eine Rückseite hat, dass die Bindung an Gott, die Bindung an Jesus Christus nicht ohne unsere Bereitschaft zu haben ist, Abstriche zu machen und Opfer zu bringen. Er zeigt uns, welch weit reichende Bedeutung es hat sein Leben am Wort Gottes auszurichten. Können wir diese Radikalität erfüllen? Gehen nicht gerade diese Forderungen über unsere Kräfte und Möglichkeiten? Ich möchte darauf antworten, indem ich auf die beiden kleinen Gleichnisse eingehe, die inmitten unseres Textes stehen. Sie wollen zum einen Hinweis sein darauf, dass, wir unseren Entschluss Jesus nachzufolgen gut überlegen sollen. So wie auch ein Bauherr eine Kostenrechnung aufmacht und ein Feldherr seine Siegchancen ausrechnet. Beide überlegen sehr genau, was sie tun und welchen Weg sie gehen. Überlege es

7 7 dir gut, was du tust, wenn du dich zu Jesus bekennst, sagt Lukas denen, die diese Geschichte hören. Aber diese Gleichnisse haben noch eine zweite Bedeutung. Ich behaupte in ihnen ist auch von Gott die Rede. Viele Gleichnisse in der Bibel, sind ja nach dem Motto formuliert: wenn schon Menschen so handeln, dann wird Gott erst recht so handeln. Und diesem Fall hieße das: auch Gott hat sehr gut überlegt, ob er mit uns Menschen sein zukünftiges Reich bauen kann, ob er mit uns Christen gegen die Angriffe von außen sein Reich beginnen kann. Und Gott hätte diesen Weg nicht begonnen, wäre er nicht der Überzeugung, dass er mit uns zum Ziel käme. Gott traut uns zu, dass wir fähig sind auch mit unseren schwachen Möglichkeiten, auch mit unseren Fehlern und mit unserer Schuld, seine zukünftige Welt zu bauen. Deshalb sollen, wir nicht ängstlich schauen, ob wir das alles so einhalten können, wie Jesus es hier gefordert hat. Wichtig ist, dass wir den Ernst verspüren, der in der Nachfolge Jesu Christi liegt. Gott braucht uns und er will uns. Aber will uns ganz und nicht nur nicht nur halbherzig. Gott wird schon seinen Anteil tun, dass wir im Blick auf unser Leben nicht zu kurz kommen. Schauen wir also nicht auf uns, schauen wir auf Gott und lassen wir uns ein auf den Weg in der Nachfolge Jesu Christi. Es ist Gottes Weg. Amen

8 Liturgischer Ablauf Orgelvorspiel Lied: 449,1-4 Psalm 73 i.a. Eingangsliturgie Gebet EGb S. 359 Gebet 2 Lesung 1. Mose 12, 1-4a Lied 395,1-3 8 Lesung 1. Kor. 1,18-25 Glaubensbekenntnis Lied 605, 1-4 Predigt Lied 391,1-4 Abkündigungen Fürbittengebet Gütiger Gott, Du rufst uns in die Nachfolge deines Sohnes Jesus Christus. Mit ihm hast du uns alles geschenkt, von ihm sollen wir lernen zu leben. Schenke uns dazu deine Geistkraft, die uns ermutigt den Weg mit Jesus zu gehen. Lass uns seinem Vorbild folgen. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich stärke uns, wenn wir unsere Gedanken wichtiger nehmen als die Gedanken Jesu. Lass uns festhalten an dem, was du uns durch ihn zu sagen hat. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Wir bitten dich, vergib und uns führe uns zur Umkehr, wo wir auf falschem Wege sind. Lass uns die erneuernde Kraft deines Wortes spüren. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich.

9 9 Wir bitten dich für alle, die deinem Wort folgen, lass Gutes entstehen durch deine Hilfe. Darum rufen wir zu dir: Herr, erbarme dich. Vaterunser Segen 163 Jürgen Grote - Am Pfarrgarten Elbe