Erfahrungsbericht über eine selbst organisierte Auslandsfamulatur am Universitätsspital Zürich (USZ)

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1 Erfahrungsbericht über eine selbst organisierte Auslandsfamulatur am Universitätsspital Zürich (USZ) Bernhard Lutz Humanmedizin O Juli 2012 Ich habe im Juli 2012 im Anschluss an mein 8. Semester ein Monat lang als Unterassistent in der Chirurgie des Universitätsspitals Zürich gearbeitet. Nach zwei 4-wöchigen Famulaturen in Deutschland und Österreich in den vergangenen Jahren wollte ich mich vom herausragenden Gesundheitssystem in der Schweiz selbst überzeugen. Eine Unterassistenz am Universitätsspital Zürich ist mit Schweizer Gründlichkeit bis ins kleinste Detail bestens durchorganisiert. Am ersten Tag wird man vom Ärzteteam empfangen und mit sämtlichen Schlüsseln und einem Piepser ausgestattet. Ich war mit noch einem zweiten Unterassistenten auf der Thoraxchirurgie eingeteilt. Der Tagesablauf auf den verschiedenen chirurgischen Stationen ist ähnlich und sieht folgendermaßen aus: Beginn ist in der Regel um 7.45 Uhr mit dem Morgenrapport, bei dem die Neuzugänge und Vorkommnisse des vergangenen Wochenendes bzw. der vorangegangenen Nacht geschildert werden. Im Anschluss daran findet die Chefarztvisite auf der Betten- und Intensivstation statt. Den restlichen Vormittag haben wir Unterassistenten die Aufgabe, alle neu eintretenden Patienten (meist 2-3 pro Tag) aufzunehmen, einen kompletten Status zu erheben und anschließend die erhobenen Befunde zu dokumentieren. Bevor man einen neuen Patienten aufnimmt, muss man natürlich zunächst die bereits vorhandenen Arztbriefe aufmerksam studieren, um seine Fragen im Anamnesegespräch individuell auf die kranke Person anpassen zu können. Das Einlesen in die häufig sehr komplexen Krankenakten stellt nicht selten eine Herausforderung dar und nimmt viel Zeit in Anspruch. Sodann führt man das Anamnesegespräch, erhebt den Status des Patienten und fertigt danach ein Statusblatt an. Zur Vorbereitung eines Patienten gehört selbstverständlich auch das Studium der Laborergebnisse und Röntgen-, CT- bzw. PET-CT-Vorbefunde sowie der Lungenfunktionsparameter. Beim Nachmittagsrapport muss dann jeder Unterassistent seine eigenen Patienten dem Ärzteteam kurz vorstellen (Alter, geplanter Eingriff, aktueller Gesundheitszustand, Vorerkrankungen, Allergien, Nikotin packyears, Vorbefunde) und anschließend Fragen von Seiten der Ärzte zufrieden stellend beantworten. Deswegen ist das gründliche Durchführen von

2 Anamnese und Status äußerst wichtig. Nachmittags hat man ferner die Aufgabe, alle Untersuchungen für die am Folgetag eintretenden Patienten anzumelden und neue Ordner anzulegen. Neben der Stationsarbeit wird man als Unterassistent auch im OP eingesetzt. Meist wurden wir als 2. Assistenz eingeteilt, was bedeutet, dass man direkt neben dem Operateur steht und somit beste Sicht auf das Operationsareal hat. Man darf vorwiegend Zenkerhaken halten, Blut absaugen, Gefäße koagulieren und am Ende der Operation die Hautnaht setzen. In der Thoraxchirurgie werden schwerpunktmäßig Patienten mit Bronchuskarzinom oder Mesotheliom, Lungenemphysem und Thoraxmissbildungen wie Tricherbrust oder Hühnerbrust operativ behandelt. Mein absolutes Highlight war die Assistenz bei einer 8- stündigen Lungentransplantation, einem sehr aufwändigen und in Zürich nicht allzu häufig durchgeführten Eingriff. Der überwiegende Anteil der Patienten sind starke Raucher mit kumulativ bis zu 100 packyears (!), die an einem Bronchialkarzinom leiden und eine operative Lobektomie erhalten. Häufig präsentieren sich die Patienten auch mit einer schweren COPD, die mittels Lungenvolumenreduktion deutlich verbessert werden kann. Da die weniger sinnvollen Tätigkeiten, wie stundenlanges Blutabnehmen oder Leitung legen in Schweizer Spitälern das Pflegepersonal übernimmt, ist es möglich, sich gänzlich mit der den verschiedenen Krankheitsbildern und Diagnosen auseinander zu setzen. Der theoretische Lerneffekt ist somit groß. Was mir persönlich auf der Thoraxchirurgie besonders gut gefallen hat, ist der abwechslungsreiche Arbeitsablauf: einerseits die Assistenz bei spannenden Operationen, andererseits die Stationsarbeit mit Status erheben, Berichte schreiben und Patientenvorstellungen. Zusätzlich finden im Hörsaal des Züricher Universitätsspitals regelmäßig Pflichtfortbildungen zu interessanten Forschungsthemen statt. Seit Jahren wird Zürich als eine der Städte mit der weltweit höchsten Lebensqualität sowie den höchsten Lebenshaltungskosten gelistet. Seit 2012 gilt Zürich als teuerste Stadt der Welt, gefolgt von Tokio und Genf. Das Leben in Zürich ist teuer, extrem teuer. Die Supermarktpreise für Lebensmittel betragen knapp das Doppelte in Schweizer Franken, d.h. meist 50-80% mehr als hier zu Lande. Trotz der übermäßig hohen Tarife der Schweizer Bahnen lohnt es sich trotzdem, die nahe gelegenen Städte, wie Bern oder Luzern, zu besichtigen. Wegen der unzähligen Freizeitmöglichkeiten in und um Zürich ist es also gut möglich, das Angenehme mit dem Nützlichen zu kombinieren. Zusammenfassend muss ich sagen, dass meine Famulatur am USZ die mit Abstand lehrreichste, aber auch stressigste war. Ich war durchschnittlich jeden Tag bis ca Uhr am Spital tätig, arbeitete also rund 9-10 Stunden! Für eine Unterassistenz in Zürich sollte man sich nur dann entscheiden, wenn man hoch motiviert ist und innerhalb von wenigen Wochen viel Neues lernen möchte. Als Lehrkrankenhaus kann ich das Universitätsspital Zürich nur sehr empfehlen!

3 Kontakt: Department Chirurgie Donata Gröflin Rämistraße 100, 8091 Zürich Skyline von Zürich

4 Luzern am Vierwaldstättersee Vierwaldstättersee vom Pilatus

5 Zürich vom Üetliberg Zürisee