Erfahrungsbericht. Auslandsfamulatur an der Ruhuna University of Galle (SriLanka) Tobias Büchner. Matrikelnr

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1 Erfahrungsbericht Auslandsfamulatur an der Ruhuna University of Galle (SriLanka) Tobias Büchner Matrikelnr Februar 2015 ERFAHRUNGSBERICHT 1

2 Visa Ein Visum muss man nicht direkt selbst beantragen. Nach Anmeldung in Galle kümmert sich der Dekan der medizinischen Fakultät um die Formalitäten. Aber Vorsicht! Er lässt sich damit ausgesprochen viel Zeit und selbst nach einigen Erinnerungsmails waren unsere (ich habe die Famulatur zusammen mit vier Studienkolegen aus Graz gemacht) Visaanträge erst wenige Tage vor Abflug in der Botschaft in Wien und dort wird wiederum auch nicht viel Wert auf eine schnelle Bearbeitung gelegt. Bei Ausstellung der Visa sollte man auf jeden Fall darauf achten ein Residentvisum zu bekommen, da einem dieses häufig günstigere Eintritte in Nationalparks, Tempel und andere Sehenswürdigkeiten ermöglicht (einige Minuten Diskussionszeit sollte man dafür einplanen)! Anreise und Unterkunft Sri Lanka lässt sich von so gut wie jedem größeren mitteleuropäischen Flughafen über direkte oder One-Stop Verbindungen erreichen. Angekommen in Colombo hat Mann unterschiedliche Möglichkeiten. Die wahrscheinlich günstigste und spannendste ist es zuerst vom Flughafen mit einem Bus in die Innenstadt zu fahren, dann zum Bahnhof Colombo Fort zu laufen und von dort mit einem der grundsätzlich hoffnungslos überfüllten Züge nach Galle zu fahren. Es ist sicher die langwierigste Anfahrt, jedoch kommt man sofort einmal mit Einheimischen in Kontakt und kann aus dem gemütlich dahin ratternden, aus der britischen Kolonialzeit stammenden Zug die Landschaft beobachten. In Galle fahren wir mit dem Tuktuk weiter zu unserem Haus in der Maharamba Road in Unawatuna. Über lassen sich bis zu zwei Monate vor Reiseantritt zum Teil sehr hübsche und gemütliche Unterkünfte finden. Die Preise sind etwas an westliche Vorstellungen angepasst, jedoch war unser Haus auch sehr sauber und gepflegt. Insgesamt hat uns die Unterkunft für einen Monat und fünf Personen ca. 900 Euro gekostet. ERFAHRUNGSBERICHT 2

3 Famulatur Chirurgie Die ersten zwei Wochen meiner Zeit an der Ruhuna University habe ich in der Allgemeinchirurgie verbracht. Am ersten Tag wurden wir von einem der Oberärzte empfangen und erhielten eine Erläuterung zum Stundenplan der einheimischen Studenten. Wir sollten uns einfach gemeinsam mit ihnen in den Krankenhausalltag integrieren und uns von ihnen leiten und beraten lassen. Somit hatten wir schon einen fixen Plan für die folgenden zwei Wochen und mussten nicht ziellos durch das Krankenhaus irren. Entsprechend diesem Stundenplan waren wir beispielsweise jeden Montag auf der Station, jeden Dienstag im OP und jeden Mittwoch im Not- OP und der Notaufnahmestation eingeteilt. Wir lernten auf diese Weise auch schnell einige Studenten kennen, welche sich, zunächst noch recht schüchtern, jedoch später mit Begeisterung um uns kümmerten. So untersuchten wir mit ihnen gemeinsam (leider sprachen die wenigsten Patienten Englisch) Patienten oder wir nahmen an den ausgiebigen Diskussionsrunden und Patientenvorstellungen während der Morgenvisite teil. In den Operationssälen konnte man sich auch schnell ein wenig einbringen und Operationen assistieren. ERFAHRUNGSBERICHT 3

4 Die wirklich beeindruckenden Aspekte der Famulatur in der Chirurgie waren jedoch andere. Auf der einen Seite ist man als Mitteleuropäern nach den ersten Minuten im Krankenhaus recht schockiert, nirgends finden sich Desinfektionsmittelspender, auf den Stationen laufen streunende Katzen herum, im OP gibt es quasi kein steriles Verbandsmaterial und überhaupt entspricht einfach nichts so ganz den westlichen Vorstellung eines Krankenhauses. Auf der anderen Seite kommt man immer wieder ins Staunen über die Fähigkeiten und das Wissen der örtlichen Ärzte, deren guten Umgang mit der Ressourcenknappheit und ihre große Motivation ihren Studenten wie auch uns etwas beizubringen. Es macht Spaß die morgendlichen Visiten zu begleiten (Unterhaltungen zwischen Ärzten wie auch Studenten werden durchgehend auf Englisch geführt) und auch während der Operationen kann man jederzeit Fragen stellen ohne eine dumme Antwort oder eine Abfuhr zu erhalten. Wer daran interessiert ist kleinere Eingriffe schon allein, beziehungsweise unter Assistenz eines erfahreneren Arztes zu machen, bekommt hier durchaus nach einiger Zeit die Möglichkeit. Community Medicine Wer einmal erfahren möchte, wie ein Gesundheitssystem in einem Entwicklungsland aussieht, wie es funktioniert und von einigen klugen Menschen voran getrieben und aufgebaut wird, der sollte ein paar Wochen im Department für Community Medicine verbringen. Nachdem zwei meiner Mitreisenden ihre ersten zwei Wochen dort verbrachten und immer wieder begeistert erzählt hatten, war ich auch überzeugt und meldete mich für die zweite Hälfte meines Aufenthalts in die Community Medicine um. Eine Entscheidung, die ich nicht bereuen sollte! Wir wurden vom ersten Moment an mit offenen Armen empfangen und sofort in die Planung der folgenden zwei Wochen eingeführt. Am ersten Tag wurden uns zum Beispiel kurz die Grundzüge des srilankanischen Gesundheitssystems erklärt und am zweiten waren wir mit einigen Studenten und einer Ärztin in einem Wohnbezirk Galles unterwegs, in welchem die Studenten die Aufgabe hatten, für zwei Jahre jeweils zwei Familien in gesundheitlichen Fragen zu beraten und zu unterstützen. An dieser Stelle zeigte sich uns auch die eigentliche Hauptaufgabe der Community Medicine, welche grundlegend in Krankheitsprävention direkt in der Bevölkerung zu finden ist. Die Studenten und Ärzte versuchen mit solchen Aktionen direkt das Gesundheitsbewusstsein sowie das gesundheitliche Bildungsniveau der Bevölkerung zu stärken. Weiterhin werden die Familien unter der für uns etwas eigenartigen ERFAHRUNGSBERICHT 4

5 Überschrift Family Planning über Verhütungsmethoden aufgeklärt und im Fall einer Schwangerschaft in die Anwendung einer Art Mutter-Kind-Pass Untersuchungssystem eingeführt. Dieses System funktioniert, wie wir einige Tage später in einem kleinen Mutter und Kind Krankenhaus beobachten konnten, sehr gut, so wird die Möglichkeit der kostenlosen Schwangerschafts Vorsorgeuntersuchung von über 90% der Frauen angenommen und beinahe 100% der Schwangeren bekommen ihre Kinder in Krankenhäusern. Mit diesem Prinzip konnte in Sri Lanka eine Säuglingssterblichkeitsrate erreicht werden, welche denen in Österreich oder Deutschland sehr nahe kommen. Die restlichen Tage verbrachten wir unter anderem in einem SOS Kinderdorf, auf einem Kongress der regionalen Vertreter der Community Medicine und in einem ayurvedischen Krankenhaus. Über all unsere Erlebnisse zu berichten würde meiner Meinung nach den Rahmen dieses Berichts sprengen, aber ich denke, dass ich einen kleinen Einblick geben konnte und hoffe ein wenig Interesse geweckt zu haben. Bei unserem Abschied bat uns der Chef des Departments für Community Medicine Dr. Vijitha de Silva seine Adresse weiter zu geben und sein Programm an unserer Universität weiter zu empfehlen. Adressen -Dr. De Silva: -Sozialarbeiter der Community Medicine (er kann bei der Wohnungsvermittlung helfen): -Ruhuna University Galle: ERFAHRUNGSBERICHT 5