Famulaturbericht Nepal Juli/August Kathmandu Model Hospital u. Gaurishankar General Hospital. Michael Wolf, O202, MUG

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1 Juli/August 2012 Famulaturbericht Nepal Juli/August 2012 Kathmandu Model Hospital u. Gaurishankar General Hospital Kontakt: 1. Organisation: Ich spielte schon länger mit dem Gedanken einmal eine Auslandsfamulatur machen zu wollen. Durch Erfahrungsberichte der Webseiten der Abteilung für Internationale Beziehungen der MUG kam ich auf den deutschen Verein Nepalmed e. V. Der Verein unterstützt mehrere Projekte in Nepal, unter anderem das Kathmandu Model Hospital in der Hauptstadt Kathmandu und das Gaurishankar General Hospital im ländlichen Dolakha, welches vom Kathmandu Model Hospital mitbetreut wird. Nach ein paar s war der Famulaturplatz für Juli/August über Nepalmed e. V. organisiert. Mir wurde angeboten meine Famulatur aufzuteilen und zuerst dreieinhalb Wochen im Model Hospital und anschließend zwei Wochen im Gaurishankar General Hospital zu famulieren damit ich auch einen Einblick in die medizinische Versorgung auf dem Land bekommen würde. Nachdem der Famulaturplatz fix war suchte ich nach günstigen Flügen. Ich fand ein günstiges Studententicket über STA-Travel in Graz ( OmanAir: München Maskat Kathmandu ). Für die Einreise nach Nepal wird ein kostenpflichtiges Touristenvisum benötigt. Man kann ein Visum für 30 oder 90 Tage direkt bei der Ankunft am Flughafen beantragen. Man benötigt dafür nebst Visumgebühren auch 1-2 Passfotos. Ich entschied mich für ein 90-Tage Visum um $100 (Bezahlung problemlos auch in EUR möglich). Weiters sollte man frühzeitig seinen Impfstatus überprüfen. Man kann sich dafür bei der Impfstelle der Landessanitätsdirektion oder am Hygieneinstitut der Universität informieren bzw. impfen lassen. Ich entschied mich neben den Österr. Standardimpfungen für Meningokokken, Japan-B-Encephalitis, Typhus und Tollwut. Für die Sommermonate sollte man sich für die südlichen Landesteile auch hinsichtlich Malaria informieren. Webseite mit aktuellen Impfempfehlungen: 1

2 Juli/August 2012 Unterkunft: Während meiner Famulatur im Model Hospital in Kathmandu wohnte ich bei einer Gastfamilie. Ich denke das ist sicherlich die beste Möglichkeit um sehr viel von der Kultur und Tradition des Landes mitzubekommen. Für Dolakha ist das Haus von Surya Shrestha, dem Direktor einer Privatschule (siehe unten) sehr zu empfehlen. Geld: Man kann in Kathmandu und in anderen größeren Städten problemlos mit Kreditkarte und teilweise auch mit Maestro-Karte nepalesische Rupien beheben. Sprache: Eigentlich reicht Englisch aus um sich im Alltag verständigen zu können und vor allem die Ärzte sprechen gut Englisch. Wenn man in ländlichere Gegenden geht empfiehlt es sich auf jeden Fall vorher in Kathmandu einen Sprachkurs zu machen. Die Patienten sprechen dort so gut wie nie Englisch und auch die Pfleger können meist nur ein paar Sätze. Ich absolvierte auch einen Medical English Kurs über die MUG. 2. Model Hospital, Kathmandu: Die ersten dreieinhalb Wochen meiner Famulatur verbrachte ich auf Pediatrics im Kathmandu Model Hospital. Das KMH liegt im Stadtteil Putalisadak von Kathmandu und ist ein Tertiärkrankenhaus mit ca. 130 Betten. Mein Arbeitstag begann meist zwischen 9.00 und 9.30 Uhr mit der Morgenvisite. Die Visite wurde immer auf Englisch gehalten und so war es mir auch immer möglich mich mit Fragen einzubringen. Anschließend ging ich entweder ins OT (operation theatre) zu einer der vielen LTSC (low transverse cesarean section) oder ich hatte Zeit mir interessante Krankengeschichten anzusehen oder mit Kollegen einen Tee in der Kantine zu trinken. Die Krankengeschichten werden ebenfalls komplett auf Englisch geführt und stellten abgesehen von den sehr vielen verwendeten Abkürzungen kein Problem dar. Hierfür ist ein Medical English Kurs sehr hilfreich. Um ca. 11 Uhr ging es dann ins OPT (out patient department) wo meine Tätigkeit hauptsächlich darin bestand meine Blickdiagnostik zu trainieren und gegebenfalls einfache Untersuchungen selbst durchzuführen. Sehr häufig waren Kinder mit Atemwegserkrankungen (sehr viele Tuberkulose-Fälle), post-burn-kontrakturen, Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumenspalte für die OP-Abklärung und auch sehr viele einfache Fälle wo es einfach darum ging Basiswissen hinsichtlich Ernährung und auch Hygiene zu vermitteln. Nach der Ambulanz wurden noch anstehende Procedures auf der Neonatologie durchgeführt und anschließend war es mir freigestellt entweder noch in den Krankengeschichten zu lesen oder nach Hause zu gehen. Zweimal hatte ich auch die Gelegenheit mit dem Kinderchirurgen mitzugehen was auch sehr lehrreich war (u.a. offene Nierensteinoperation). 2

3 Juli/August Gaurishankar General Hospital, Dolakha: Nach meiner Famulatur im KHM unternahm ich eine Tagesreise nach Dolakha. Dolakha liegt ca. 130 km östlich von Kathmandu und ist mit dem local bus in 7 bis 9 Stunden von Kathmandu aus erreichbar. Dort angekommen stellte ich mich kurz im Krankenhaus vor und kümmerte mich anschließend um die Unterkunft bei Suyra Shrestha. Sein Haus ist ca. 200 Meter vom Krankenhaus entfernt und somit ist die Unterkunft bei ihm auch wegen der Nähe zum Krankenhaus ideal. Im Krankenhaus wird das komplette Spektrum allgemeinmedizinischer Erkrankungen behandelt (Tuberkulose, Bronchitis, Asthma, Durchfall/Cholera, Gastritis, Arthritis, Katarakt, Vitaminmangel, Influenza, Ulcera, AIDS, Harnwegsinfekte, Leberzirrhose, Struma, Krebs (palliativ)) und kleinere chirurgische Eingriffe vorgenommen. Weiters gibt es ein OPT im nächst größeren Ort Charikot. Zu meiner Zeit waren 5 Ärzte vom KMH in Dolakha. Für mich begann der Tag meist gegen 9 Uhr. Vorher ist meist nichts los im Krankenhaus (außer es gibt Notfälle, aber da kann man meist einen der Ärzte fragen ob sie einen anrufen, wenn ein interessanter Fall ansteht). Ich konnte jeden Tag wählen ob ich in Dolakha bleiben möchte oder mit dem Jepp mit nach Charikot fahren möchte. Im Grunde genommen ist die Arbeit an beiden Orten dieselbe, nur das es in Dolakha auch ein Sonogerät gibt. Gegen Nachmittag wurde es dann meist ruhiger, sodass Zeit war zum Tee trinken, Carromboard spielen oder kleine Wanderungen in der Umgebung. Da hier eine Patientenanamnese auf Englisch sehr schlecht möglich war war mein Tätigkeitsbereich eher beschränkt auf Röntgenbilder beurteilen, EKG lesen (selten), Verbände anlegen, kleine Wunden nähen (sehr häufig ohne Anästhetikum) und iv-leitungen legen. Auch sehr interessant fand ich einen Besuch in der Schule von Surya Shrestha wo ich einen guten Einblick in das Bildungssystem des Landes bekommen konnte. Durch einen leider nicht so selten vorkommenden Generalstreik wurde meiner Aufenthalt in Dolakha am Ende auch noch um ein paar Tage verlängert. 4. Resümee: Sehr viel gelernt! Man muß sich bewußt sein dass man sich in einem der ärmsten Länder weltweit befindet. Ich war sehr positiv überrascht wie man mit wenig Mitteln doch gute Medizin machen kann. Sehr angenehm fand ich die Arbeitsweise bzw. wie in Nepal mit Zeit umgegangen wird. Und mit Gelassenheit lässt sich dann doch jedes Problem früher oder später lösen. Interesse für Land und Leute öffnet einem viele Türen. Ich habe selten so gastfreundliche Menschen erlebt und schon lange nicht mehr so viel Tee getrunken wie in Nepal. Falls ihr Zeit habt plant vor oder nach der 3

4 Juli/August 2012 Famulatur unbedingt noch Zeit ein zum Reisen oder z.b. für eine Trekkingtour. Ich kann eine Auslandsfamulatur in Nepal nur empfehlen! Bei Fragen könnt ihr euch gerne bei mir melden. 5. Literatur / Links: Verein Nepalmed e. V. : Schule von Surya Shrestha: Reiseführer von Stefan Loose Sprachbuch: Nepali Wort für Wort vom Kauderwelschverlag Sympathiemagazin Nepal verstehen ( 6. Bilder: Kathmandu Model Hospital (KMH) Bettenstation im KMH Neonatologie im KHM 4

5 Juli/August 2012 Gaurishankar General Hospital Schulklasse Gaurishankar English Boarding School Reisfeld in Pokhara Gaurishankar (7134m) und Melungtse (7181m, China/Tibet) 5