Gewalt gegen Mädchen ein unterschätztes Problem

Transkript

1 Gewalt gegen Mädchen ein unterschätztes Problem Der wahrscheinlich spektakulärste Fall zum Thema GEWALT GEGEN MÄDCHEN ist der folgende aus Österreich. 24 Jahre lang hatte Josef Fritzl seine Tochter Elisabeth in einem Kellerverlies eingesperrt, sie immer wieder vergewaltigt und mit ihr sieben Kinder gezeugt. Josef Fritzl und das Gefängnis Drei der Kinder legte Fritzl im Lauf der Jahre vor die eigene Haustür. Seinem Umfeld gaukelte er vor, dass Elisabeth von zu Hause durchgebrannt und in die Hände einer Sekte geraten sei. Da habe sie keinen Platz für die Babys gehabt, stand in den beigefügten handschriftlichen Briefen. Damit diese List noch glaubhafter wirkte, rief er selbst an einem Herbsttag im Jahr 1994 seine Frau Rosemarie an und gab sich als die vermisste Tochter aus. Seit Josef Fritzls Festnahme ist nun sicher: Der Anrufer war ihr eigener Mann, Vater ihrer Tochter Elisabeth und Vater der kleinen Findelkinder. Drei weitere Kinder mussten mit Elisabeth im Keller leben, ein kleiner Junge starb 1997 nach der Geburt, weil Fritzl keine Hilfe holte. Auf seine Taten war er auch noch stolz. In Gesprächen mit Psychologen erzählte er, er habe Elisabeth für sich alleine haben und nur Gutes tun wollen. Zwei Fragen bleiben offen: Was wäre passiert, wenn Fritzl auf einer seiner Reisen etwas zugestoßen wäre? Hätten sich die Gefangenen allein befreien können? Als Grund für das Verbrechen nennt Fritzl seine Kindheit, in der seine Mutter ihm nie Liebe gezeigt habe. Der Prozess begann am 16. März. Zum Glück passiert so was Schlimmes nur ganz selten. Dagegen begegnet einem Gewalt alltäglich. Gewalt hat viele Gesichter und beginnt meist mit Worten. Auch Blicke und Worte können verletzen! Schimpfwörter wie Nutte, Hure, usw. können genau so verletzen und psychischen Schaden verursachen, wie sexuelle Gewalt. Das heißt, dass GEWALT GEGEN MÄDCHEN nicht immer sexuell ist. Beleidigende Wörter oder Bemerkungen sind ebenfalls Gewalt. Sicherlich wurde jeder schon einmal durch Worte verletzt. Ob es nun so schlimm war, oder nicht, das spielt keine Rolle. Auf jeden Fall ist man verletzt. Noch mehr verletzt fühlt man sich allerdings, wenn man mit richtig perversen oder

2 unschönen Worten und Sätzen konfrontiert wird. Vor allem, wenn es stetig wiederholt wird. Ungern redet man mit anderen darüber und genau das ist das Schlimme. Wenn man es verheimlicht, egal ob aus Angst, dass derjenige raus bekommt, dass man mit jemandem darüber gesprochen hat, oder aus Scham, plagt es einen, bis man es nicht mehr aushält. Man sollte sich immer jemandem anvertrauen. Wem, das muss man selbst entscheiden. Aber er sollte dir auf jeden Fall helfen, etwas dagegen zu unternehmen und dich aufmuntern. Zwischen dem Horrorverbrechen das Josef Fritzl beging und alltäglichen Beleidigungen gibt es noch viele Formen der Gewalt gegen Mädchen. Sexuelle Gewalt gegen Mädchen zeigt sich in vielen Formen: - "zufälliges" Begrapschen - Beleidigung, Anmache und Bedrohung - sexuelle Belästigung am Telefon und im Internet Chatten ist unheimlich beliebt, aber da kann man nicht jedem vertrauen. Vor allem Männer, die es auf junge Mädchen abgesehen haben, geben sich als coole Boys aus und wollen eure Fotos, Adressen, Telefonnummern. Achtet zu eurer eigenen Sicherheit darauf, dass ihr, wenn ihr euch an irgendeinem Chat (wo auch immer) beteiligt, nicht eure richtige Adresse oder Telefonnummer angebt. Es gibt überall (besonders im Internet) Perverse, die scharf darauf sind, Adressen von Mädchen und Frauen zu kriegen und zu missbrauchen. - sexuelle Nötigung Sexuelle Nötigung ist der Sammelbegriff für sexuelle Handlungen, die gegen den Willen des Opfers vorgenommen werden. - Vergewaltigung Vermutlich hat jedes Mädchen schon mal Bekanntschaft mit Beleidigungen, Anmache und Begrapschen gemacht. Vielleicht sogar auf dem Pausenhof. Meistens kommt man damit ja auch zurecht. Aber richtig erschreckend ist doch: Jedes vierte Mädchen wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer einer (versuchten) Vergewaltigung im strafrechtlichen Sinn. Bundesweiter Telefon-Notruf: Frauen Notruf "Frauen gegen Gewalt": notruf-westerburg@t-online.de

3 Wer macht denn so was? In 2/3 aller Fälle sind Täter und Opfer einander bekannt oder verwandt. 1/3 der Täter sind Fremde. Viele Mädchen werden von den Tätern zur Geheimhaltung gezwungen. Meistens sind die Täter Väter, Stiefväter, Großväter, Brüder, Onkel, Lehrer, Erzieher, Nachbarn, ältere Jungen oder andere Männer, die die Mädchen kennen und denen sie vertrauen. Manchmal sind es Fremde. Manche Mädchen werden von Frauen missbraucht. Wo kommt es zu sexuellen Übergriffen? Sexuelle Gewalt kann überall und immer geschehen, tagsüber ebenso wie nachts, zu Hause, in der Öffentlichkeit, am Arbeitsplatz, in der Ausbildung, im Sport oder in Therapien. Immer noch aktuell... Warnung vor den "KO-Tropfen! Immer mal wieder werden Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle des Aachener Notruf für vergewaltigte Frauen und Mädchen (Ruf 0241/542220) mit so genannten k.o.-tropfen konfrontiert. Die als Liquid Ecstacy bekannte Droge, die Frauen und Mädchen heimlich ins Glas geschüttet wird, hat fatale Wirkungen: sie schaltet den Willen aus und legt den Körper lahm. Wachen die Frauen aus der Betäubung auf, können sie sich oftmals an nichts erinnern. Schützen können sich Frauen und Mädchen, indem sie ihr Glas nie unbeaufsichtigt lassen und kein offenes Getränk von Leuten annehmen, die sie nicht kennen. In der Sendung "Report " aus Mainz wurde über die Zunahme von Vergewaltigungen von Mädchen und jungen Frauen nach Discothekenbesuchen berichtet! Den jungen Frauen waren "KO-Tropfen" in Getränken verabreicht worden. Das Fatale an den Tropfen, die fast geschmacksneutral sind ist, dass sie nicht in den Getränken bemerkt werden. Die Täter verfolgen mit der Verabreichung nur ein Ziel: die Frauen willenlos zu machen und sie dann zu vergewaltigen oder auszurauben. Die Opfer können sich durch die Droge nicht zu Wehr setzen und ihnen fehlen im Gedächtnis später mehrere Stunden. Mädchen und Frauen, die sich nach einem Discobesuch irgendwie seltsam fühlen und Schmerzen im Unterleib verspüren, sollten sofort einen Arzt aufsuchen, da die "KO- Tropfen" nur durch Blut- oder Urintests nachgewiesen werden können. Die Polizei nimmt diese Vorfälle sehr ernst, zumal es eine hohe Dunkelziffer gibt, da die Opfer sich aus Scham nicht melden. Ein sexueller Missbrauch, der mit Hilfe von KO.-Tropfen begangen wird, ist nach deutschem Recht gemäß 179 StGB strafbar.

4 Warum passiert das? Mädchen werden oft als Sexualobjekte angesehen. Ein weiterer Grund dafür ist, dass Jungs angeben wollen. Erwachsene Täter suchen sich oft unterlegene Opfer, weil sie gleichaltrigen Frauen nicht gewachsen sind. Bei den Übergriffen in Discos spielen Alkohol und Drogen eine Rolle, weil die Hemmschwelle dann sinkt. Die Mädchen sind zwar nicht Schuld daran, wenn sie vergewaltigt werden, aber aufreizende Kleidung beinhaltet eine gewisse Gefahr. Und seitenweise sexy Fotos im Profil tragen auch nicht dazu bei, dass man sich selbst schützt. Perverse Typen könnten dann vielleicht etwas Falsches denken. Was kann man tun? Man sollte auf jeden Fall laut und deutlich sagen, wenn man etwas nicht möchte. Wenn Belästigung o. ä. am Pausehof passiert, kann man zum Lehrer gehen, oder mit den Eltern reden. Wenn man schweigt und nicht sagt, was man nicht möchte, dann heißt das für den Gegenüber Zustimmung. Natürlich denkt sich nicht jeder etwas Böses dabei, wenn er dich anmacht oder belästigt. Das Problem kann deshalb oft mit einem Gespräch erledigt sein. Bei schwereren Fällen kann man erst mal mit einer Person seines Vertrauens sprechen (Freunde, Familie, Lehrer, Vertrauenslehrer, Beratungsstellen...) Wenn es beginnt, kriminell zu werden, sollte man sich zunächst auch einmal Rat einholen. Bei Nötigungen und Vergewaltigungen ist aber der Weg zur Polizei der richtige das macht nichts ungeschehen, aber wer sagt dir, dass nicht morgen die nächste dran ist, wenn du aus Scham schweigst? Bei uns ist Gewalt gegen Mädchen natürlich ein Thema, aber wir dürfen nicht vergessen, dass es in vielen Teilen der Welt noch viel schlimmer ist. In China z.b. werden Mädchen als minderwertig angesehen und meistens an Kinderhändler o.ä. verkauft, oder umgebracht. Oftmals wollen die Eltern das Mädchen zwar behalten, aber haben nicht genug Geld und verkaufen sie deswegen. Die Mädchen landen dann oft in Bordellen. Gewaltopfer haben Anspruch auf Hilfe und Unterstützung Wenn du Opfer einer Gewalttat wurdest, ist es wichtig, dass du dich nicht versteckst und zurückziehst. Du hast Anspruch auf Hilfe und Unterstützung. Auf Wunsch kannst du dich auch anonym oder telefonisch beraten lassen. Wenn du Schwierigkeiten hast das passende Angebot für dich zu finden oder zu finanzieren, kannst du dich auch an die Frauenbeauftragte wenden. Gewalt gegen Mädchen und Frauen hat viele Gesichter. Sie reicht vom sexuellen Missbrauch über häusliche Gewalt bis zum Frauenhandel. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist in den meisten Fällen Männergewalt. Es geht dabei immer um Macht und Kontrolle, um Dominanz und Herrschaft. In einer demokratischen Gesellschaft und einer partnerschaftlichen Beziehung darf Gewalt keinen Platz haben oder stillschweigend geduldet werden.

5 Hier gibt es Hilfe: Frauen-Notruf, Tag und Nacht erreichbar, Schenkendorfstraße 27, Leipzig, Telefon: , Fax: Notruf für Frauen und Mädchen in Amberg Tel.: (09621) Für weitere Informationen wende dich bitte an den: Sozialdienst katholischer Frauen e.v Amberg Studentenplatz 2 Tel: 09621/ Sozialdienst-KF@skf-amberg.de Bild: amnesty international