How To Celebrate Good Friday

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1 Liebe Gemeinde, Predigt zu Lk Am in Bad Frankenhausen in Zeiten, in denen immer kecker die Abschaffung der stillen Tage und das Überbordwerfen der christlichabendländischen Traditionen gefordert wird und inzwischen ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes die Befreiungsfestigkeit des besonderen Stilleschutzes am Karfreitag ist mit den Grundrechten für unvereinbar hält 1, müssen wir uns vor Augen führen und uns selbst vergewissern, was wir heute eigentlich begehen: Karfreitag. Dieser Tag benennt sich nach einem alten deutschen Verb, das kaum mehr bekannt ist: karren 2, was so viel wie klagen und weinen bedeutet. An einem Tag, wie dem Todestag eines uns lieben Menschen, ist uns nicht nach Alltag zumute, da wird nicht gefeiert und gelacht. 1 Beschluss vom , veröffentlicht am in der PM 87/ Der Duden hat es als Verb bereits getilgt, es findet sich jedoch noch unter Karfreitag ein kleiner Eintrag: mittelhochdeutsch karvrītac, zu mittelhochdeutsch kar, althochdeutsch chara = Wehklage, Trauer, zu einem lautmalend Verbstamm mit der Bedeutung»rufen, schreien, jammern. Dafür steht jetzt ein solch kulturprägendes Personalpronomen wie Icke im Duden. Siehe dazu auch: Was bei Todesfällen in der Familie in der Regel ganz selbstverständlich empfunden wird, fällt Vielen mit Blick auf das Sterben Jesu schwer. Sie bringen es mit Ihrem Leben nicht zusammen und wissen auch nicht, was das mit ihnen zu tun haben soll. Es berührt sie nicht wirklich, weshalb sie auch keinen Zugang zu dem Jahrhunderte alten Stillegebot finden und es gern ersatzlos ablösten. Offensichtlich können manche Menschen nur am Karfreiund Karsamstag ein wirkliches Tanzvergnügen empfinden und die 362 übrigen Tage des Jahres nicht. Wohl auch deshalb ist dem Karfreitag die 40igtägige Fastenzeit vorgeordnet, damit wir uns einstimmen und einstellen können. Darin liegt auch die Begründung, dass heute und morgen, am Kar- und nicht am Ostersamstag, keine Vergnügungen und Feste, einschließlich Trauungen und Taufen stattfinden dürfen. Wir sollen ganz frei sein für die Empfindung des Todes Jesu, als einem Geschehen für uns. Doch hören wir zuerst den Predigttext aus dem Lk: Und als sie kamen an den Ort, der heißt Schädelstätte, eingetragen-werden.html

2 kreuzigten sie ihn dort und die Übeltäter 3 mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun! Und sie verteilten seine Kleider und warfen das Los darum. Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat anderen geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der König der Juden, so hilf dir selber! Es war aber über ihm auch eine Aufschrift: Dies ist der König der Juden. Aber einer der Übeltäter, die am Kreuz hingen, lästerte ihn und sprach: Bist du nicht der Christus? Hilf dir selbst und uns! Da wies ihn der andere zurecht und sprach: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Und er sprach: Jesus, erinnere dich an mich, wenn du in dein Reich kommst! Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: heute wirst du mit mir im Paradies sein. Und es war schon um die sechste Stunde, und es kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und die Sonne verlor ihren Schein, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Und als er das gesagt hatte, verschied er. Als aber der Hauptmann sah, was geschah, pries er Gott und sprach: Fürwahr, dieser war ein gerechter Mensch! Und die ganze Menge, die dabeistand und zuschaute, sah, was geschah, schlug sich auf die Brust und kehrte um. Es standen aber alle seine Bekannten von ferne, auch die Frauen, die ihm aus Galiläa nachgefolgt waren und sahen das alles. Wer ist das, der sich freiwillig an das Kreuz schlagen lässt? Diese Frage stellten sich ganz offensichtlich die Spötter, die die Kreuzigung mit ansahen und von denen Lukas zunächst berichtet. Das ist aber auch sicher die Frage vieler Menschen unserer Zeit. Was ist das für ein G'TT(essohn), der so elendig stirbt? Die Vernichtung Jesu war auch für seine Feinde der Probierstein 4, an dem sich zeigen sollte, was es wirklich mit Jesus auf sich habe. Ist er wirklich der Auserwählte G'TTes, dann könne er sich ja selbst helfen, hören wir von ihnen im Text. Hatte Jesus nicht die Macht, Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen? Blinde sehen und Taube hören... Und ist er nicht schon einigen Anschlägen auf wunderbare Weise entronnen? Jesu Sterben am Kreuz scheint zunächst die Vorwürfe seiner mächtigen Gegner zu bestätigen: Der 3 kakou,rgouj( d.h. Übeltäter, Missetäter, Verbrecher, also hartgesottene Jungs Bauer, 786f.

3 Wanderprediger aus Nazareth hat also doch nur geflunkert. Als ein Hochstapler ist er nun überführt 5. Für die Gegner, die Soldaten, einen der mitverurteilten Verbrecher und die spöttischen Schaulustigen also Bestätigung und Genugtuung. Es kann schließlich nicht geben, was nicht sein darf. Für andere bricht an diesem Freitag, dem ersten Klageund Jammerfreitag, die große Hoffnung in sich zusammen, die mit Jesus begonnen hat. Gemeint sind die Menschen, die Jesus nachgefolgt sind - bis nach Jerusalem. Bis hierher an die Schädelstätte. Jesu Taten haben sie gesehen. Seinen Worten haben sie gelauscht. Das Reich G'TTes schien angebrochen zu sein. Mitten unter ihnen. Jetzt, hier und heute. Nun aber stehen sie in einigem Abstand vom Kreuz, schreibt Lukas. Sie sind voller Angst und Erschrecken. Der Herr, auf den sie ihre Hoffnungen setzten, stirbt wie ein verfluchter Verbrecher durch stundenlanges Hängen und Ersticken am Kreuz. Wir können uns die Verzweiflung und Trauer unter denen, die Jesus folgten, gar nicht groß genug vorstellen, an diesem ersten Karfreitag. In alle Winde zerstreuten sich Jesu Jünger - aus Angst und Resignation. Erst fern von Jerusalem, dem Ort des scheinbaren Endes einer guten Sache, begegnete ihnen Jesus als der Auferstandene wieder. Da erst wurde ihnen die eigentliche Bedeutung seines Sterbens deutlich: Karfreitag ist nicht das Ende, sondern Anfang von etwas Neuem. Karfreitag ist folgerichtiger Höhepunkt des Weges Jesu 6. Karfreitag ist nicht Niederlage, sondern ein Durchgang durch den Tod zum Sieg über den Tod. Lukas selbst berichtet von einem Umschwung unter den Anwesenden, der bereits mit dem Tode Jesu einherging. Da ist zuerst der Verbrecher, der bekennt, dass Jesus unschuldig die Todesstrafe erleidet. Er nimmt ihn nicht nur in Schutz vor den Anfeindungen des anderen, er bittet Jesus letztlich selbst als den Sohn G'TTes um Vergebung. Da ist weiter der Oberste der römischen Soldaten 7, der Diese Logik kennen wir auch von Hexenprozessen, in denen die Unschuld durch ertränken in einem Käfig geprüft wurde. Konnte sich die Frau aus dem Käfig befreien, so war sie als Hexe überführt. Ertrank sie im Käfig, war ihre Unschuld bewiesen. Doch was half es ihr? 6 Der Evangelist Johannes interpretiert sogar das Sterben Jesu am Kreuz als Erhöhung (Joh 3 14) 7 Als erwiesenermaßen Feind des Volkes und Besatzer und Heide vor allen Gläubigen!!!

4 in dem Moment des Todes Jesu, diesen als wahrhaft Gerechten erkennt und bezeichnet. Ein Bekenntnis in schicksalhafter Situation. Es sind schließlich die vielen Ungenannten, die aufgrund der Ereignisse sich als Zeichen der Trauer auf die Brust schlagen und das Weite suchen. Doch sie schlagen sich nicht nur in die Büsche, sie kehren um das kann auch innerlich geschehen und eine Neuausrichtung des Lebens bedeuten. Umkehr findet auch in Herzen statt, die von außen angeschlagen werden 8. Die Art und Weise, mit der Jesus seinem Tod entgegengeht, ist nicht heldenhaft, sondern er wird überwältigt und ist überwältigend, zur Umkehr treibend, hineinnehmend in die geheimnisvolle und vergebende Liebe G'TTes. Warum aber musste unser Erlöser nur so schändlich sterben? Die Frage ist noch nicht beantwortet. Unser aller Erlöser konnte Jesus doch nur wahrhaft sein, wenn er auch - wie wir - ganz und gar Mensch ist. Das 8 Und die ganze Menge, die dabeistand und zuschaute, sah, was geschah, schlug sich auf die Brust und kehrte um. (V. 48) Menschliche schließt auch den Schmerz, das Leid und letztlich den Tod als natürliche Grenze mit ein. In Jesu Leiden und Sterben zeigte sich G'TT aber nicht nur solidarisch mit dem Weg jedes Menschen. Jesus geht darüber hinaus oder besser gesagt, mitten hindurch. Bis zum Ende zeugt er von einem Leben, das sich aus G'TTes Liebe hervorgebracht und getragen weiß. Ein Leben aus G'TTes Liebe, das selbst im Tode Leben bleibt. Karfreitag wird aber erst dann lebendig für uns, wenn wir uns glaubend selbst hineinnehmen lassen in den Tod Jesu. Es ist sein und unser aller Tod, den Jesus stirbt. Jesus geht den Weg bis zum Ende. Nichts Menschliches lässt er aus. Aber nicht nur mit uns geht er, sondern er geht uns als Erster voran. Er bleibt in seinem Sterben nicht für sich, sondern er ist in seinem Sterben da für uns. Denn selbst in seinem Tod verkörpert er die unfassliche Liebe und Vergebung G'TTes. Diese Liebe ermöglicht Leben, das weder dem Tod noch anderen irdischen Mächten unterworfen ist. Jesus zeugt von einem Leben, das sich allein aus G'TTes Liebe und

5 Ewigkeit hervorgebracht weiß. Dies ist auch der tiefe Sinn, wenn man früher davon sprach, dass Jesus uns durch seinen Tod das Himmelreich 9 aufgeschlossen hat. Deutlich wird das zumal an dem Bild vom zerrissenen Vorhang im Tempel. Dieser verdeckte einst das Allerheiligste, den Ort, an dem G'TTes Heimstatt geglaubt wurde. G'TT aber ist offenbar geworden in seinem Sohn, der ganz und gar Mensch und wahrer G'TT 10 war, damit wir gerettet würden. G'TTes Liebe ist es, die ER uns in Jesus zeigt. Darin aber zeugt er von einem Leben, dessen Grenze nicht mehr der Tod, das also unbegrenzt und in G'TT aufgehoben ist. G'TT also ist Liebe und er nimmt die in diese Liebe auf, die durch Jesus die Gemeinschaft mit ihm suchen. Diese frohe Botschaft liegt auch oder eben gerade in Jesu qualvollen Sterben eingeschlossen. Und so ist der 9 EG 27.6: Heut schließt er wieder auf die Tür/ zum schönen Paradeis;/ der Cherub steht nicht mehr dafür./ Gott sei Lob, Ehr und Preis,/ Gott sei Lob, Ehr und Preis! 10 EG 30,3; EG 422,1. Besonders prägnant in der Erklärung Luthers zum 2. Artikel in seinem kleinen Katechismus auf den Punkt gebracht: Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben Karfreitag - trotz des trauervollen Andenkens - ein wirklicher Feiertag, ein Grund zu stiller Dankbarkeit. Es ist der Tag, an dem sich uns G'TTes Liebe und Ewigkeit in einzigartiger Weise eröffnet - durch Jesu Leiden und Sterben. Darum wollen wir uns hier und heute hineinnehmen lassen in das große Geheimnis, dass Jesus für uns gestorben ist, um uns zu erlösen. Wir wissen, dass die Trauer darüber der Freude in zwei Tagen weicht. Doch jetzt können wir singen: 9. Wenn ich einmal soll scheiden,/ so scheide nicht von mir,/ wenn ich den Tod soll leiden,/ so tritt du dann herfür;/ wenn mir am allerbängsten/ wird um das Herze sein,/ so reiß mich aus den Ängsten/ kraft deiner Angst und Pein. 10. Erscheine mir zum Schilde,/ zum Trost in meinem Tod,/ und lass mich sehn dein Bilde/ in deiner Kreuzesnot./ Da will ich nach dir blicken,/ da will ich glaubensvoll/ dich fest an mein Herz drücken./ Wer so stirbt, der stirbt wohl. (EG 85,9f) Amen.