Pfarrerin Bettina Krause Die Gnade Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.
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- Alma Inge Gerstle
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1 ADLISWILER PREDIGT Reformierte Kirche Adliswil Karfreitag, 29. März Predigttext: Lukas 23, Titel: «Das Kreuz die Weisheit Gottes»
2 Pfarrerin Bettina Krause Die Gnade Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen. Liebe Gemeinde, Ehre sei dir Christe, der du littest Not, so haben wir eben gesungen. Seit Jahrhunderten feiern die Christen den Karfreitag. Seit Jahrhunderten feiern die Christen den Freitag vor Ostern als Gedenktag an die Kreuzigung Christi. Seit Jahrhunderten feiern die Christen einen unwürdigen Tod als würdigen Tod. Jedoch alles, was in dem Zusammenhang Anstoss erregen könnte, haben wir aus unserer Kirche verbannt. Die Kreuze in unserer Kirche sind symbolisch, ohne Körper, wie bei uns im Kirchenfenster, wie auf dem schönen neuen Altartuch. Keine unangenehme Darstellung des Leidens, keine Kreuzwegstationen wie in den meisten katholischen Kirchen. Wir in unserer reformierten Kirche haben symbolisiert, vergeistigt, das Kreuz reingewaschen, damit es für uns sauber und erträglich ist. Da wurde ganze Arbeit geleistet. So wurde es erträglicher, dass da jemand verehrt wurde, der einen Verbrechertod gestorben ist, der gefoltert wurde, der schrecklich leiden musste. Verstehen sie mich nicht falsch, ich bin keine Verehrerin der Traditionen, die das Leiden Christi mystifizieren und es entsprechend in Texten und Liedern zum Ausdruck bringen, bis dahin, man selbst in Jerusalem mit dem geschulterten Kreuz die via dolorosa entlangpilgert und die verschiedenen Kreuzwegstationen absolviert. Doch ich denke, es ist gut, wenn wir uns vergegenwärtigen, was es damals mit dem Tod Jesu auf sich hatte; dies ermöglicht uns eine Annäherung, die über die sauberen Kreuze hinausgeht, eine Annäherung, die unser Herz berührt. Denn es gab Zeiten, da hat man es als sehr anstössig empfunden, dass die Christen jemanden verehrten, der als Verbrecher hingerichtet wurde und diesen dann auch noch darstellten. Dies erinnert mich an viele Märtyrer der Gegenwart, die nach ihrem Tod glorifiziert und in den Himmel gehoben werden auch, wenn sie einen schändlichen Verbrechertod erlitten haben oder sogar gerade dann. Im Nahen Osten zum Beispiel oder in Lateinamerika. Aber auf dieser Ebene erreicht mich der Kreuzestod Christi nicht.
3 Also gehe ich weiter in die Vergangenheit: Und da gab es wie gesagt - Zeiten, da hat man es überhaupt nicht verstanden, dass die Christen in den Augen von Aussenstehenden einen Verbrecher verehrten. Ja, man fand das einfach dumm! Aber da haben dann verschiedene Theologen ganze Arbeit geleistet. Ich denke an Paulus, der im 1.Korintherbrief geschrieben hat: Während die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen, verkündigen wir Christus den Gekreuzigten für die Juden ein Ärgernis, für die Heiden eine Torheit, für die aber, die berufen sind, Juden wie Griechen, Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen. Es war eine grosse Leistung, dieses Geschehen, das einfach anstössig war, so zu deuten, dass es für die Gemeinde und für den einzelnen nicht nur erträglich wurde, sondern zu der frohen Botschaft schlechthin wurde, wie es Paulus schreibt, dem das Leben Jesu an sich überhaupt nicht wichtig ist. Er bezieht sich in seinen Briefen immer wieder auf den Kreuzestod und auch auf die Auferstehung Jesu Christi. Der Akzent liegt auf dem Schwachen Gottes, das stärker ist. Damit hat Paulus viele Menschen erreichen können. Kann Paulus damit auch sie und mich erreichen? Wen meint er mit dem Schwachen Gottes? Jesus natürlich, denken wir, der da äusserlich schwach diesen schrecklichen Foltertod erleiden musste. Von dem Paulus aber meint: Das, was schwach aussieht, muss nicht schwach sein. Es kann stark werden. Wenn ich nun weiterdenke, dann möchte ich das Wort von den Schwachen ausweiten und verstehe den Tod Jesu Christi stellvertretend für alles, was in der Welt schwach ist. Er hat dies alles, diese alle, mitgenommen: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein, sagt Jesus zu dem Verbrecher neben ihm. Ich verstehe den Kreuzestod Jesu Christi stellvertretend für alle, die in der Welt schwach sind. Das beginnt damit, dass neben Jesus zwei Verbrecher gekreuzigt werden, wie wir in der Lesung aus dem Lukasevangelium gehört haben. Und schon vorher wird uns von einem Jünger Jesu berichtet, der sich von Menschen und Geld überreden liess, Jesus zu verraten, Judas. Obwohl der Verrat gar nicht nötig war, Jesus war bekannt. Er war ja gerade ein paar Tage zuvor unter grosser Anteilnahme der Bevölkerung triumphal nach Jerusalem eingezogen. Jesus war so bekannt, dass man von Seiten der römischen Besatzungsmacht befürchtete, er könne zu viel Unruhe machen und die vielen Leute aufwiegeln, die zum Passahfest nach Jerusalem gekommen waren. Also: Der Verrat war nicht nötig, trotzdem wird davon berichtet.
4 Denn: Die Schwachheit eines Menschen führt die Menschen zum Heil, das sich in der Schwachheit des Todes am Kreuz offenbart. Die Schwachheit eines Menschen führt die Menschen zum Heil, das für jeden einen neuen Anfang möglich macht. Die Schwachheit eines Menschen führt die Menschen zum Heil, wo sich Schwachheit in Stärke wandelt. Wie geht das? Das tönt ja eher kopflastig und sauber von allen Emotionen befreit. Damit es möglich ist, dass diese Botschaft auch unser Herz erreicht, möchte ich sie einladen, folgende drei Dinge zu bedenken: Zum einen: Lassen sie sich berühren von den Berichten in der Bibel. Fragen sie sich: Wo komme ich darin vor? Gehöre ich zu denen, die zu schwach sind, um anderen beizustehen, wie die Jünger, die trotz der Bitte Jesu im Garten Gethsemane wachzubleiben, einschlafen? Gehöre ich zu denen, die, wenn sie Angst haben, sogar andere verraten, um die eigene Haut zu retten, wie Judas und Petrus? Gehöre ich zu denen, die voller Geschäftssinn bereits die Kleider verteilen, obwohl Jesus noch gar nicht gestorben war? Gehöre ich zu denen, die dazu neigen, Schadenfreude zu empfinden und sich über die Misere anderer Menschen oder auch Völker lustig zu machen, wie die Menschen, die Jesus am Kreuz verspotteten? Und es gibt noch viel mehr Möglichkeiten, sich selbst in dem ganzen Geschehen der Passion Jesu zu entdecken. Also: Lassen sie sich berühren von den Berichten in der Bibel. Und damit komme ich zum zweiten: Lassen sie ihre Gefühle zu. Gut geht das mit Musik, deshalb ist die Musik in diesem Gottesdienst heute so wichtig. Musik öffnet das Herz und damit ganz neue Möglichkeiten des Erlebens. Tauchen sie ein in die Musik und lassen sie sich berühren. Und das Dritte: Mit dem Tod Jesu ging es erst recht weiter sonst wäre er ein x- beliebiger Märtyrertod. Das, was schwach aussieht, muss nicht schwach sein. Damit erscheint alles in einem anderen Licht. Der Tod Jesu am Kreuz macht uns das möglich. Deshalb: Schauen sie alles, was ich vorhin beispielhaft erwähnte, von dort her an: Alles: meine Schwachheiten, die Schwachheit der Welt; das, was dies an Gefühlen auslöst und das offensichtliche Leiden Jesu am Kreuz. Damit ging nicht alles zu Ende, sondern weiter. Leben siegt über den Tod, der Neuanfang über das scheinbare Ende, Schwachheit wandelt sich zu Stärke.
5 Wie Paulus geschrieben hat: Wir verkündigen Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen. Amen.
ADLISWILER ADLIS PREDI WILER
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