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- Franz Bäcker
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2 II. MISZELLEN Impressum: Herausgegeben vom Vorstand des Oberhessischen Geschichtsvereins Gießen e.v. Redaktion: Manfred Blechschmidt, Michael Breitbach, Eva-Marie Felschow, Susanne Gerschlauer und Dagmar Klein ISSN: Für Form und Inhalt der Aufsätze in den Mitteilungen sind die Verfasser verantwortlich. Der Oberhessische Geschichtsverein e.v. ist bemüht, Aufsätze und Informationen aus aktuellen und älteren Ausgaben der Mitteilungen bei Freigabe durch die jeweilige Autorin oder den jeweiligen Autor unter einem entsprechend liberalen Copyright (de.creativecommons.org) digital auf seiner Internetseite auch online zur Verfügung zu stellen, und unterstützt damit die Open- Access-Initiative, wissenschaftliche Information frei zugänglich zu machen: Augenblicke für die Ewigkeit - Gießen im Sommer Fotografien von Charles Francis Himes ( ) LUDWIG BRAKE Als das Stadtarchiv Gießen im Jahr 2009 von Hans Hankel aus Frankfurt die Information über sensationelle Fotografien aus dem alten Gießen erhielt, waren wir zunächst skeptisch, weil wir annahmen, schon alle Fotografien zu Alt- Gießen zu kennen. Wie überrascht waren wir dann, als wir diesen Fund näher in Augenschein nahmen. Es waren tatsächlich bisher vollkommen unbekannte Fotos aus dem Gießen der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts. Sie zeigen Momentaufnahmen aus dem Gießener Alltagsleben in einer Lebendigkeit und Qualität, die alles, was bisher bekannt war, daneben verblassen lässt und tatsächlich für Gießen eine Sensation darstellt. Creative Commons License Deed Namensnennung Nicht Kommerziell Keine Bearbeitung 2.0 Deutschland Sie dürfen: den Inhalt vervielfältigen, verbreiten und öffentlich aufführen. Zu den folgenden Bedingungen Namensnennung. Sie müssen den Namen der/s Autors/in bzw. der/s Rechtsinhabers/in nennen. Keine kommerzielle Nutzung. Dieser Inhalt darf nicht für kommerzielle Zwecke verwendet werden. Keine Bearbeitung. Der Inhalt darf nicht bearbeitet oder in anderer Weise verändert werden. Im Falle einer Verbreitung müssen Sie anderen die Lizenzbedingungen mitteilen, unter die dieser Inhalt fällt. Jede dieser Bedingungen kann nach schriftlicher Einwilligung der Rechteinhaberin oder des Rechtsinhabers aufgehoben werden. Die gesetzlichen Schranken des Urheberrechts bleiben hiervon unberührt. Das Commons Deed ist eine Zusammenfassung des Lizenzvertrags in allgemeinverständlicher Sprache. Abb. 1: Marktplatz, Schulkinder und Marktgeschehen, Blick in die Marktstraße. MOHG 97 (2012) 357
3 Neben der Freude über das Auftauchen der Fotografien bestand die größte Überraschung in der Herkunft der Bilder: Sie kommen aus den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Archive und Sondersammlungen des Dickinson Colleges in Carlisle im Staate Pennsylvania beherbergen unter anderem auch den Nachlass des Naturwissenschaftlers Charles Francis Himes, der zahlreiche Fotografien enthält. Einige davon - die in Gießen entstanden sind - wurden hier erstmals in Europa präsentiert. Abb. 2: Durchgang vom Lindenplatz zum Kirchenplatz. Charles Francis Himes wurde am 2. Juni 1838 in Lancaster County, Pennsylvania geboren, studierte von 1853 bis 1855 am Dickinson College und arbeitete danach zunächst als Pädagoge wurde er zum Professor an der Troy University, New York, ernannt. Bereits nach drei Jahren entschloss er sich zu einer Reise über den großen Teich und immatrikulierte sich am für das Studium der Chemie an der Universität Gießen. Er hat hier vermutlich zwei Semester studiert (bis zum Wintersemester 1864/65) - wie sich durch Einträge in den Personenstandsverzeichnissen der Universität Gießen nachvollziehen lässt. Nach seiner Rückkehr aus Europa erhielt er eine Professur für Naturwissenschaften am Dickinson College, die er drei Jahrzehnte innehatte. Ab 1901 übernahm er die Präsidentschaft der Pennsylvania German Society, in der er sich seit 1897 engagiert hatte. Charles Francis Himes starb am 6. Dezember 1918 im Alter von 80 Jahren in Baltimore. Zeit seines Lebens war er ein begeisterter Weltenbummler, den es schon früh in die Ferne hinaus zog. Zu seinen Zielen zählte unter anderem Europa, wohin ihn zahlreiche ausgedehnte Reisen in den Jahren von 1872 bis 1911 führten knüpfte er an seine Studienzeit in den sechziger Jahren an und besuchte auf einer Europareise, zusammen mit seiner Tochter Anna Magdalen, auch Gießen. Während seiner Studienzeit war er hier mit dem Professor der Chemie Heinrich Will bekannt geworden. Aus dieser Zeit und aus dieser Bekanntschaft hat sich wohl zur Familie Will eine Beziehung entwickelt, welche die zwei Semester Studienzeit überdauerte und es Himes ermöglichte, an die früheren Zeiten anzuknüpfen und bei dem Besuch in Gießen die Bekanntschaft zu erneuern. Als sich Charles Francis Himes mit seiner Kamera auf Reisen begab, war er nicht nur ein Hobby-Fotograf wie viele andere. Seit Jahren hatte er mit fotografischen Verfahren experimentiert. Auf allen seinen Reisen begleitete ihn stets seine Kamera. So sind schon auf der Hinreise aber auch auf der Rückreise an Bord der Schiffe eine Reihe von Fotos entstanden. Für Gießen selbst liegt eine Anzahl von ca. 80 Fotografien vor, welche in der Stadt, auf dem Schiffenberg und auf dem Gleiberg entstanden sind. Diese Fotos gewähren insbesondere für die Stadt Gießen einen Blick auf eine längst vergangene Welt. Die Motive sind für die bisher aus dieser Zeit bekannten Fotos aus Gießen ungewöhnlich und zeichnen sich darüber hinaus durch ihre große Lebendigkeit aus. Es fehlt ihnen völlig die üblicherweise vorherrschende statische Darstellungsweise. Sie sind im Gegenteil auf die Personen bezogen, rücken Alltagsszenen in den Mittelpunkt und haben oft Schnappschuss-Charakter, was ihre Dynamik angeht. Mit diesen Aufnahmen lebt ein Teil des alten Gießen wieder auf; vor allem aber werden seine Menschen in aller Lebendigkeit sichtbar. Himes, der sich selbst als Amateur der Fotografie bezeichnete, war in Wirklichkeit eine der führenden Persönlichkeiten auf dem Gebiet der Entwicklung der Fotografie in den Vereinigten Staaten. Ein Aspekt seines fotografischen Wirkens galt dem Bewahren des Bildmotivs. Für Himes war klar, dass gut aufbewahrte und konservierte Fotos die Vorbilder überdauern konnten - seien es Menschen oder Gebäude. Daher kreisten viele seiner Überlegungen um Versuche, fotografische Abzüge möglichst lange haltbar zu machen. Auf seinen Reisen versuchte Himes Dinge zu dokumentieren, um sie der Nachwelt für die Zeiten zu erhalten, in denen die Originale, die Vorbilder längst vergangen sein würden. Und genau dies ist mit dem Bilderzyklus der Reise im Sommer 1890 nach Gießen gelungen. Fast alles was Himes fotografierte, ist mittlerweile materiell verschwunden und nur noch in Bildern greifbar. 358 MOHG 97 (2012) MOHG 97 (2012) 359
4 Und so trifft das zu, was in einem Aufsatz einmal über Himes geschrieben wurde: Catching a glimpse for forever. Er versuchte, Augenblicke für die Ewigkeit zu erhalten. Dies ist gelungen, denn all das, was Himes fotografierte, musste entweder schon bis zu den dreißiger Jahren Modernisierungen weichen oder ist in den Bombennächten 1944/45 ein für allemal untergegangen..abb. 4: Einfahrt zum Hotel Einhorn. Von links: Anne Magdalen Himes, [Hausmädchen des Hotel Einhorn], Oberkellner des Hotel Einhorn, Herr Simon. Die Fotos aus dem alten Gießen erlauben somit einen Blick in eine verlorene Welt. Die Aufnahmen des amerikanischen Chemikers auf Besuch in Gießen lassen somit ein einzigartiges Bild der Stadt entstehen, das an Lebendigkeit und Frische bisher unbekannt war. Eine Auswahl der Aufnahmen wurde in einer Ausstellung im KiZ (Kultur im Zentrum, Gießen, Südanlage 3a) in der Zeit vom 11. Oktober bis 13. Dezember 2012 gezeigt. Durch das Entgegenkommen des Dickinson Colleges ist es möglich gewesen, eine Begleitbroschüre zu drucken, die im Stadtarchiv zum Preis von 4,00 erworben werden kann. Abb. 3: Drei Marktfrauen auf dem Marktplatz, Blick Richtung Einmündung Schulstraße. 360 MOHG 97 (2012) MOHG 97 (2012) 361
5 Beitrittserklärung Ich beantrage meine / wir beantragen unsere Aufnahme in den Oberhessischen Geschichtsverein: Name: Ich erkläre mich / wir erklären uns bereit, den Vereins-Jahresbeitrag von folgendem Konto abbuchen zu lassen: Jahresbeitrag (mindestens 15,- Euro/Einzelperson bzw. 20,- Euro/Familie): Vorname: Bank: Beruf: Bankleitzahl: Geburtstag: Kontonummer: Straße: Datum: PLZ, Wohnort: Unterschrift/en: Ggf. Ggf. Name des 2. Familienmitglieds: Bitte schicken Sie uns Ihren unterschriebenen Mitgliedsantrag: Oberhessischer Geschichtsverein Gießen e.v. Stadtarchiv, Berliner Platz, Gießen Telefon: 0641/ info@ohg-giessen.de
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