Auslandssemester an der Polytechnical State University St. Petersburg
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- Imke Morgenstern
- vor 8 Jahren
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1 Auslandssemester an der Polytechnical State University St. Petersburg Im Wintersemester 2012/13 hatte ich die Gelegenheit ein Auslandssemester an der Polytechnical State University St. Petersburg, Russland zu verbringen. Ich habe am Studienprogramm International Management and Business Development in Russia, an der Faculty of Economics and Management teilgenommen. An der Hochschule München studiere ich Management sozialer Innovationen. Bewerbung Voraussetzung für das Programm ist ein wirtschaftswissenschaftliches Studium o.ä. (vorzugsweise Semester) und gute Englischkenntnisse. Russischkenntnisse sind von großem Vorteil, da nur wenige Russen Englisch oder sonstige Fremdsprachen verstehen. Zur Anmeldung verlangt die Polytechnical State University St. Petersburg den ausgefüllten Anmeldebogen, etwa zehn Passfotos, ein Motivationsschreiben, Lebenslauf, Transcript of Records, die Kopie des gültigen Reisepasses und die Kopie des Visums. Zur Einreise nach Russland benötigt man ein Visum. Das Visum kostet ca. 30 und sollte rechtzeitig, mehrere Wochen vor der Abreise im russischen Konsulat München beantragt werden. Wer für einen längeren Zeitraum als 90 Tage in Russland einreisen will, muss einen negativen HIV-Test vorlegen.
2 Anreise/ Ankunft Vom Flughafen München nach St. Petersburg gehen regelmäßig Direktflüge. Wer rechtzeitig bucht bekommt Hin- und Rückflug für ca Die Flugzeit beträgt 2,5 Stunden. Erfreulicherweise wird jedem ausländischen Studenten ein Tutor zugewiesen, der einen das Semester lang begleitet. Auf Wunsch holt der Tutor, den Studierenden vom Flughafen ab. In der ersten Semesterwoche fand eine Einführungsveranstaltung statt. In der die wichtigsten Fragen zu Immatrikulation, Kurswahl, Gesundheitsversorgung und Wohnen geklärt wurden; sowie alle bürokratischen Formalitäten, die man als Auslandsstudent zu erledigen hat. Betreut werden die internationalen Studierenden vom International Office der Polytechnical State University. Unsere Betreuerin war immer freundlich und hilfsbereit. Wir konnten uns jederzeit bei Fragen an sie wenden. Die Universität Hauptgebäude Die St. Petersburg State Polytechnical University hat als eine von dreißig russischen Unis den Status einer nationalen Forschungsuniversität. Es ist eine wohl bekannte und anerkannte Uni und gilt in Russland als führend, auf dem Gebiet für höhere technische und wirtschaftliche Bildung. Die Universität liegt im Nordwesten von St. Petersburg. Der überwiegende Teil des Campus ist ein großer Park mit einer Vielzahl von Universitätsbauten um ihn herum verstreut. An der St. Petersburg State State Polytechnical University sind jährlich rund Studenten aus ganz Russland und dem Ausland immatrikuliert. Das Studium Das Studienprogramm International Management and Business Development in Russia ist speziell auf internationale Studierende zugeschnitten. Das Programm ist in einen Master-Studiengang für russische Studenten integriert. Wir hatten Vorlesungen gemeinsam mit russischen Kommilitonen und Kurse nur für Internationals. Die Betreuung durch die Professoren und Dozenten war sehr intensiv und persönlich. Die Gruppengröße in den Kursen schwankte zwischen 5 8
3 Personen, bei Veranstaltungen nur für internationale Studierende und ca. 30 Personen, bei gemeinsamen Veranstaltungen. Alle Kurse wurden in englischer Sprache unterrichtet. Zu den Unterrichtsmethoden gehören die Besprechung von Case Studies, Brainstorming, Gruppenarbeiten, Referate und Exkursionen zu russischen Unternehmen. St. Petersburg gilt als Industriezentrum Russlands. Während des Studienprogramms haben wir drei große dort ansässige Unternehmen besucht; Baltika Brewery, Japan Tobacco International und Philips TV-Production. Zudem hatten wir regelmäßige Gastvorträge von russichen Unternehmern und Unternehmensberatern, die uns Einblick in ihre Praxis gewährten. Folgende Kurse standen im Rahmen des Studienprogramms zur Auswahl. Davon habe ich alle belegt. Russian Language 3.5 ECTS Intercultural Management 4.0 ECTS Entrepreneurship in Russia 5.0 ECTS International Market Research 5.0 ECTS Strategic Management 5.0 ECTS International Standards of Production Management 5.0 ECTS Credit Management and Banking 5.0 ECTS Russian Civilization 1.5 ECTS Das Studium hat mir einen guten Überblick verschafft, über die unternehmerische Landschaft in Russland sowie die Besonderheiten des russischen Marktes. Die Dozenten haben uns ganz unverblümt von der russischen Realität berichtet und uns auf kulturelle Besonderheiten sowie Fettnäpfchen hingewiesen. In Russland läuft viel über persönliche Kontakte po platu. Korruption ist ein mit einzuberechnender Kostenfaktor für Unternehmen. Das Wintersemester 2012/13 war der erste Anlauf der Faculty of Economics and Management für ein internationales Semester. Russische Universitäten öffnen sich immer mehr der Internationalisierung. Als ausländische Studierende haben wir gemerkt, wie wichtig diese Entwicklung den Professoren und den Studenten ist. Es wurde viel Wert darauf gelegt, dass die Internationals mit der Lehre zufrieden sind und dass die Veranstaltungen europäischen Standards genügen. Aufgrund der persönlichen Betreuung durch die Dozenten und der Möglichkeit eigene Vorschläge zur Gestaltung des Programms einzubringen, bin ich äußerst zufrieden mit dem Semesterprogramm.
4 Unterkunft Internationales Wohnheim IMOP Internationale Studierende der Polytechnical State University St. Petersburg, sind im internationalen Wohnheim IMOP untergebracht. Mit der Zusage des Studienplatzes, wird für die Internationals automatisch ein Platz im Wohnheim reserviert. Das ist sehr praktisch, da sich die Wohnungssuche von Deutschland aus, mehr als kompliziert gestalten würde. Die Studierenden teilen sich (wie in Russland üblich) Zweibettzimmer und jeweils zu viert ein Apartment mit eigenem Bad, Toilette und Küche. Die Miete beträgt inkl. Internet Rubel, umgerechnet 150 pro Monat. Der Preis beinhaltet sogar die tägliche Grundreinigung des Apartments durch eine Reinigungskraft. Alle Geschäfte des täglichen Gebrauchs sind in unmittelbarer Nähe nur wenige Gehminuten entfernt. In Russland haben Lebensmittelläden 24/7 geöffnet. Ebenso sind zwei große Shoppingcenter und mehrere Fitnessstudios in der Nähe des Wohnheims gelegen. Zur Fakultät brauchte ich vom Wohnheim aus, nur fünf Minuten zu Fuß. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind gut zu erreichen und günstig. Eine Fahrt mit der Metro kostet etwa 0,50. Die Metrostationen sind in St. Petersburg eine Sehenswürdigkeit für sich. Sie zählen zu den tiefsten der Welt und sind eingerichtet wie Museen. Metro Station
5 Für russische Verhältnisse ist das Wohnheim in sehr gutem Zustand, kann für Mitteleuropäer jedoch zur Zumutung werden. Es kommt kein Trinkwasser aus der Leitung, wohl eher eine bräunliche seltsam riechende Flüssigkeit. Das Wasser muss zuerst gefiltert und abgekocht werden bevor man es trinkt, oder zur Zubereitung von Speisen verwendet. Man kann auch gleich Trinkwasserkanister im Supermarkt kaufen. Kakerlaken und andere fröhliche Insekten, haben mich jeden Morgen in Bad und Küche begrüßt. Geheizt wird erst ab Mitte Oktober. In St. Petersburg kann es aber schon früher im Jahr sehr kalt werden. D.h. bis dahin muss man sich zum Schlafen sehr warm anziehen. Zudem sind die Fenster nicht ausreichend isoliert. Im Winter zieht es eisig durch die Ritzen. Zum Teil hat es sogar ins Zimmer geschneit. Wir haben die Fenster provisorisch mit Zeitungspapier ausgestopft und somit zumindest die gröbste Kälte zurückgehalten. Kontakt zu einheimischen Studenten Wir ausländischen Studierenden wurden überaus herzlich von den Professoren und russischen Studenten aufgenommen, was uns alle sehr gerührt hat. Gastfreundschaft wird in Russland großgeschrieben. Deshalb wurde in der Universität, gemeinsam mit den Professoren, ein Festessen veranstaltet. Eingeladen waren die russischen Studenten des Master-Studiengangs und wir Internationals des Programms. Es gab ein typisch russisches Dinner. So wie es in Russland Brauch ist, wurden zu Tisch unzählige lange Toaste ausgesprochen. Sie sollen die Erhaltung der Freundschaft und die Pflege von Beziehungen beschwören. Neben dem Dinner gab es zahlreiche Möglichkeiten Kontakte zu den russischen Studenten zu knüpfen. Von Anfang an, haben die einheimischen Studenten Freundschaft gesucht und uns zu sich nach Hause eingeladen. So hatten wir die Gelegenheit viele gemeinsame Homepartys zu feiern. Das ist meiner Ansicht nach, die beste Weise die russische Kultur zu verstehen und die Menschen privat kennenzulernen. Freizeit St. Petersburg wurde im Jahre 1703 vom russischen Zaren Peter dem Großen gegründet. Nach seinem Willen wurde St. Petersburg eine Verbindung zwischen Russland und Europa. Mehr als zwei Jahrhunderten war St. Petersburg die Hauptstadt des Russischen Reiches. Die Stadt ist als kulturelle Schatzkammer Russlands bekannt. Man findet mehr als 140 Museen und rund 100 Theater, unzählige Nachtclubs und Bars und viele weitere Freizeitangebote. St. Petersburg hat fünf Millionen Einwohner und gilt als eine der schönsten Städte Europas. Gemeinsam mit anderen Austauschstudenten habe ich viele Ausflüge unternommen. In der näheren Umgebung St. Petersburgs laden prächtige Zarenpaläste und beeindruckende Parkanlagen zu Spaziergängen ein. Zu den bekanntesten zählen Peterhof und Puschkin Zarskoje Selo.
6 Peterhof links, rechts Katharinen -Palast in Puschkin St. Petersburg liegt unweit der finnischen Grenze. Daher war Helsinki, die finnische Hauptstadt ein attraktives Reiseziel für uns. Natürlich haben wir auch Moskau besucht. Mit dem Schnellzug sind es von St. Petersburg 3-4 Stunden Fahrt. St. Petersburg ist eine Stadt, die viel bietet. Es ist für jeden Geschmack etwas dabei und langweilig wird es sicher nie. Fazit Russland ist ein Land voller Gegensätze - arm und reich, Prunk und Elend. Vieles ist gewöhnungsbedürftig. Um einiges zu nennen: der rücksichtslose Verkehr, der nicht vorhandene Kundenservice in Geschäften/ Restaurants, das harte Klima und leider Armut und Korruption. Aber auch überschwängliche Gastfreundschaft, starker Familiensinn und Gruppenzusammenhalt, sowie Interesse und Offenheit für Menschen aus Mitteleuropa. Das Leben in Russland ist nicht so komfortabel wie in Deutschland. Mit gewissen Unannehmlichkeiten muss man rechnen. Dafür wird man mit einem reichen Kulturschatz und einmaligen Sehenswürdigkeiten belohnt. Wer das Abenteuer sucht und eine Gesellschaft kennenlernen möchte, die ganz anders denkt und handelt, als wir in Europa, sollte nach Russland reisen. Das Auslandssemester in Russland und der Austausch mit internationalen Studierenden aus aller Welt, war für mich eines der schönsten Erlebnisse in meinem Leben und hat mich positiv geprägt. Dafür möchte ich mich beim International Affairs Team, dem Strascheg Center for Entrepreneurship, Professor Klaus Sailer, meinen Eltern und allen, die es mir ermöglicht haben herzlich bedanken.
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