JAXB 2.0. Ein Programmiertutorial für die Java Architecture for XML Binding. von Samuel Michaelis, Wolfgang Schmiesing. 1. Auflage
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1 JAXB 2.0 Ein Programmiertutorial für die Java Architecture for XML Binding von Samuel Michaelis, Wolfgang Schmiesing 1. Auflage JAXB 2.0 Michaelis / Schmiesing schnell und portofrei erhältlich bei beck-shop.de DIE FACHBUCHHANDLUNG Hanser München 2006 Verlag C.H. Beck im Internet: ISBN Inhaltsverzeichnis: JAXB 2.0 Michaelis / Schmiesing
2 JAXB 2.0 Samuel Michaelis, Wolfgang Schmiesing Ein Programmiertutorial für die Java Architecture for XML Binding ISBN Leseprobe Weitere Informationen oder Bestellungen unter sowie im Buchhandel
3 1 1 JAXB im Überblick Im folgenden Kapitel werden wir die Java Architecture for XML Binding 2.0 aus der Vogelperspektive betrachten. Hier gilt es, die wesentlichen Teile der JAXB-Spezifikation anschaulich und im Überblick darzustellen. Insbesondere werden wir hier die Begriffe prägen, mit denen wir die Komponenten der JAXB im weiteren Verlauf des Buches und der Tutorials referenzieren werden. Wir werden darauf eingehen, welche Ziele mit der JAXB- Spezifikation 2.0 insgesamt angestrebt wurden. Um die Hintergründe der JAXB zu verstehen, darf ein Blick auf die Entstehung der JAXB- Spezifikation nicht fehlen. Mit diesem Grundverständnis über den Aufbau und das Zusammenspiel der einzelnen Architekturkomponenten gerüstet, wird es uns leichter fallen, die später im Programmiertutorial vorgestellten Funktionen zu verstehen. Für Anwender, die bereits mit der Version 1.0 der JAXB gearbeitet haben, werden wir abschließend die Unterschiede und Neuerungen in der Version 2.0 vorstellen. 1.1 Ziele Eine High-Level-XML-API bieten Die Java Architecture for XML Binding ermöglicht dem Applikationsentwickler, seine Java-Anwendung optimal mit XML interagieren zu lassen. JAXB hat dabei den Anspruch, eine API auf weit abstrakterer Ebene zu bieten, als das bisher mit parser-basierten Ansätzen wie SAX und DOM möglich war. Auch Entwickler, die nicht mit diesen Parsern vertraut sind, sollen die Möglichkeit haben, XML in ihre Anwendungen zu integrieren. Die JAXB-Spezifikation bemüht sich daher um eine möglichst einfache, für Java- Entwickler intuitiv nutzbare Schnittstelle für den Zugriff auf XML-Daten. Doch was eignet sich als intuitive Schnittstelle? Java Beans sind wohl eines der Konzepte, die jedem Java- Entwickler vertraut sind. Daher liegt es nahe, Bindungsinformation und Daten durch Klassen im Java Beans-Stil zu repräsentieren. Und genau das ist das primäre Ziel der JAXB, die Bindung von XML an Java über portable Java Beans, im Fachjargon auch Pojos, kurz 1
4 1 JAXB im Überblick für plain old Java objects, genannt. Auf diese Weise können wir bequem über die vertrauten Java-Programmiermethoden mit schemabasierten XML-Daten arbeiten. Die konsequente Einführung des Pojo-Konzepts in die JAXB-Spezifkation und die einfache Konfiguration dieser Objekte mit Annotationen vereinfachen die Erstellung dieses Typs von Datenbindung ungemein. Java 5-Spracherweiterungen nutzen Um diese Bindung bei Bedarf individuell anzupassen, enthält JAXB Konfigurationsmechanismen, welche die Struktur der erzeugten Klassen bzw. des erzeugten Schemas beeinflussen können. Dafür werden u.a. Java-Annotationen verwendet, die eine der Erweiterungen darstellen, die mit der Java Standard Edition 5 eingeführt wurden. Die JAXB-Spezifikation macht aber auch regen Gebrauch von den weiteren Neuerungen der JSE 5 wie den typsicheren Enumerationen und den sogenannten Generics. Diese Spracherweiterungen machen die generierten Klassen und XML-Schemas einfacher und vor allem auch deren Verwendung sicherer (insbesondere typsicherer). Die Struktur der erzeugten Klassen und XML-Schemas wird durch Standardkonfigurationen der JAXB und benutzerdefinierte Konfigurationen fest vorgegeben. Oft ist es aber auch nötig, die generierten Klassen um benutzerdefinierten Code zu erweitern. Auch hierfür müssen Mechanismen definiert werden, um die generierten Klassen so flexibel wie möglich zu machen. XML-Schema vollständig unterstützen Um die JAXB in realen Anwendungen einsetzbar zu machen, ist außerdem eine vollständige Unterstützung der W3C XML-Schemasprache ein weiteres primäres Ziel der JAXB 2.0. Denn nur durch eine vollständige Unterstützung von XML-Schema wird sich JAXB als Standard durchsetzen können. Bidirektionale Bindung unterstützen Ein weiteres wichtiges Ziel der Spezifikation ist die Unterstützung einer bidirektionalen Datenbindung, d.h., sowohl die Generierung von Java Beans aus einem bestehenden Schema als auch der umgekehrte Weg, die Generierung eines Schemas aus einem bestehenden Java Beans-Datenmodell, soll durch die JAXB 2.0 unterstützt werden. Dabei soll auch ein Round Trip möglich sein. Das bedeutet, dass für den Weg Java XML Java, also eine Generierung eines Schemas aus einem Java-Datenmodell und die erneute Ableitung eines Datenmodells aus diesem Schema, Eingabe und Ausgabe äquivalent sind. Unterstützung von Webservices Die Generierung eines Java-Datenmodells aus einem XML-Schema, um eine Anwendung mit XML-Dokumenten interagieren zu lassen, ist sicherlich vielen ein Begriff. Aber auch 2
5 1.1 Ziele der umgekehrte Weg gewinnt im Zeitalter der Webservices mehr an Bedeutung. Wird eine Anwendung beispielsweise als Webservice veröffentlicht, so wird das existierende Datenmodell der Anwendung durch ein WSDL-Dokument beschrieben. Dies kann durch JAXB 2.0 automatisiert werden, indem aus dem existierenden Datenmodell ein XML-Schema generiert wird, das dann bei der Kommunikation über XML und SOAP verwendet wird. In diesem Zusammenhang sollten wir nicht verschweigen, dass die JAXB 2.0- Spezifikation die Grundlage für die Bindung von WSDL an Java-Datentypen in der Java API für XML Web Services (JAX-WS 2.0) bildet. Damit soll JAXB zum Standard für Datenbindungen bei Java-basierten Webservices werden. Validierung jederzeit ermöglichen Auch die Validierung von XML-Dokumenten ist eins der Themen, die durch JAXB adressiert werden sollen. Sowohl beim Unmarshalling, also der Transformation von XML- Inhalten in Java-Objekte, als auch beim Marshalling, der Transformation von Java- Objekten in XML-Dokumentstrukturen, kann eine Validierung anhand eines XML- Schemas durchgeführt werden. Die Validierung soll dabei so gestaltet sein, dass flexibel auf ungültige Inhalte reagiert werden kann. Um das Rad nicht neu zu erfinden, wird bei der Validierung auf bereits bestehende Technologie anderer Java-Spezifikationen zurückgegriffen. Schemaevolution unterstützen Ein großes Problem bei der Entwicklung von Datenbindungen an XML-Schema ist die Weiterentwicklung des XML-Schemastandards. Ein Ziel der JAXB ist daher die Unterstützung des Umgangs mit dieser sog. Schemaevolution. Portabilität zwischen JAXB-Implementierungen Um die JAXB als einen De-facto-Standard für XML-Datenbindungen zu etablieren, soll die Spezifikation in die kommende Java-Version 6.0, Codename Mustang, einfließen. Daher muss die Portabilität der generierten Klassen auf Quellcode- und Binärcode-Ebene sichergestellt werden. Portabilität bedeutet hier, dass die generierten Klassen einer bestimmten JAXB-Implementierung von jeder anderen Implementierung genutzt werden können. Portabilität des Quellcodes bedeutet, dass durch JAXB erstellter Quellcode von allen JAXB-Implementierungen verstanden wird. Der erstellte Quellcode darf außerdem keine Abhängigkeiten zu einer bestimmten Implementierung besitzen. Die Portabilität des Binärcodes macht eine erneute Kompilierung dieses Quellcodes bei einem Wechsel der Implementierung überflüssig. Dieser Ansatz unterscheidet sich von bisherigen Frameworks, die sich des Mittels des Bytecode Enhancements bedienen, um eine einfache Javabean nach dem Kompilieren um Framework-spezifische Funktionalitäten zu erweitern. Solchermaßen erweiterter Bytecode ist dann nicht mehr portierbar. 3
6 1 JAXB im Überblick 1.2 Entstehung Spezifizierung durch JSR 222 JAXB ist aus dem Java Community Process 1, kurz JCP, hervorgegangen. Im JCP entwickeln Expertengruppen Spezifikationen im Bereich der Java-Entwicklung. Diese Spezifikationen werden als Java Specification Requests (JSR) betrieben und veröffentlicht. Einige bekannte JSRs sind etwa die Java 5 Generics aus JSR 14 oder typsichere Enumerationen in JSR 201. Auch für die JAXB gibt es eine Expertengruppe, deren Hauptaufgabe natürlich die Weiterentwicklung der JAXB-Spezifikation ist. Neben dieser Spezifikation in Papierform besteht ein JSR in der Regel noch aus einer Codebasis, nämlich einer Referenzimplementierung (RI) und einem Technology Compatibility Toolkit (TCK). Die Referenzimplementierung dient dazu, den aktuellen Stand der Spezifikation als Implementierung widerzuspiegeln und zu validieren. Weitere solcher Implementierungen der Spezifikation durch andere Anbieter sind natürlich möglich, sogar erwünscht. So wird mit JAX-Me2 2 eine alternative Implementierung der JAXB von der Apache Group 3 betrieben. Das TCK stellt die Kompatibilität einer JAXB-Implementierung zum JAXB-Standard sicher. Es besteht aus einer Reihe von Tests, die eine JAXB-Implementierung erfolgreich durchlaufen muss, um sich für den JAXB Standard zu zertifizieren. Entwicklung durch das JAXB Project Die Entwicklung und Verwaltung der Referenzimplementierung wird durch das JAXB Project betrieben. Das JAXB Project wurde bei Sun als Open-Source-Projekt veröffentlicht. Diese Entwicklergruppe realisiert neben der oben beschriebenen Referenzimplementierung und dem TCK noch weitere Tools zur Unterstützung rund um JAXB. Das JAXB Project ist wiederum Teil des Projekts Glassfish, das eine Referenzimplementierung der neuen Java Enterprise Edition 5 darstellt.veröffentlichung Erstmals veröffentlicht wurde JAXB in der Version 1.0 durch den JSR 31. Seit dieser Version ist JAXB auch Bestandteil des Java Web Service Developer Packages (Java WSDP, aktuell in der Version 2.0). In diesem Buch werden wir uns ausschließlich der neuen JAXB in der Version 2.0 widmen, die einige bedeutende Neuerungen umfasst und damit einen großen Schritt in Richtung Projekttauglichkeit macht. Die JAXB 2.0 wurde im April 2006 als Final Release des JSR 222 verabschiedet. Getragen wird die Spezifikation dabei hauptsächlich von Sun Microsystems. Die Expertengruppe
7 1.3 Architektur wird jedoch noch von vielen weiteren Industriegrößen wie BEA, Oracle und SAP unterstützt. Ziel dabei ist, die JAXB-Spezifikation in Zukunft in die Java Standard Edition zu integrieren. Damit wäre JAXB die Standardlösung für Java-XML-Datenbindungen. Doch genug der Geschichte, es ist an der Zeit, einen Blick auf die Architektur von JAXB zu werfen. 1.3 Architektur Als erster Überblick sind hier die einzelnen Komponenten der JAXB-Architektur gelistet. In den folgenden Abschnitten werden wir die genannten Komponenten dann etwas näher beschreiben. Architekturkomponenten Annotationen: Die JAXB ist ein annotationsgetriebenes Framework (annotation driven). Annotationen werden dazu verwendet, die Abbildung von Java- auf XML- Repräsentation zu konfigurieren. Schema-Compiler: Der Schema-Compiler bindet ein existierendes Schema an ein generiertes Java-Datenmodell. Diese Erzeugung einer Java-Repräsentation aus einem XML-Schemadokument ist ein häufig verwendeter Weg, die Java- und XML-Welten zu verbinden. Er eignet sich besonders für dokumentgetriebene Anwendungsszenarien. Schema-Generator: Der Schema-Generator bindet ein existierendes Java-Datenmodell an ein generiertes XML-Schema. Die Information für die Abbildung der Java- Elemente auf ein XML-Schema definiert der Entwickler durch Annotationen im existierenden Datenmodell. Dieser Weg eignet sich am besten für modellgetriebene Anwendungsszenarien. Binding Framework: Das Binding Framework stellt die Schnittstelle zur Anwendung dar. Es bietet eine Reihe von API-Klassen und -Funktionen, die zur Laufzeit aufgerufen werden: Die wichtigsten Funktionen sind das Marshalling und Unmarshalling. Das Unmarshalling realisiert die Transformation von XML zu Java. Das Marshalling hingegen überführt Java-Objekte in XML-Dokumentinstanzen. Begleitend zu diesen Operationen kann automatisch eine Validierung der XML-Inhalte anhand eines XML- Schemas erfolgen. Mit dem Binder schließlich kann eine transparente Bearbeitung eines XML-Dokuments über ein gebundenes Java-Datenmodell erfolgen Marshalling und Unmarshalling finden hier im Hintergrund statt. 5
8 1 JAXB im Überblick Compile-Zeit- vs. Laufzeitkomponenten Grundsätzlich können wir die Architekturkomponenten in zwei Bereiche aufteilen: Komponenten der Compile-Zeit: Schema-Compiler und Schema-Generator werden zusammen mit den Annotationen zur Compile-Zeit, d.h. vor Ausführung der Anwendung, benötigt. Sie stellen die Bindung durch Generieren eines Java-Datenmodells bzw. eines Schemas her. Komponenten der Laufzeit: Das Binding Framework wird zur Laufzeit von der Anwendung selbst benutzt, um XML-Inhalte zu verarbeiten. Das Zusammenspiel dieser Komponenten zeigt die folgende Architekturübersicht. XML-Schema Bindungsdeklarationen Schema Compiler Schema Generator Portable Java Beans Compile-Zeitkomponenten JAXB-Annotationen Annotationen Laufzeitkomponenten <f:foo... <element... </element> </f:foo> Unmarshalling Marshalling Binding-Framework JAXB API Unmarshalling Marshalling Validierung XML-Dokument Java Beans-Instanzen Abbildung 1.1 Komponenten der JAXB-Architektur 6
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