Der moderne Mitschrieb

Transkript

1 Der moderne Mitschrieb Hilfe - die digital natives kommen! In den letzten Jahren änderte sich das Bild auf den Schülertischen im Technikerunterricht. Dominierten noch vor 10 Jahren Schreibblock, Stifte und Lineale, so gingen die Schüler mehr dazu über, auch ihren Laptop mitzubringen, um mit Word, Excel, Autocad oder Plancal arbeitsbereit zu sein. Nur wenige waren aber in der Lage, während des Unterrichts simultan mitzuschreiben, so wie das bisher Generationen vor ihnen mit Bleistift und Papier gemacht hatten. Wer das mal versucht hat, merkt schnell, dass Word dafür schlecht ausgelegt ist. Ohne blindes 10finger-Schreiben geht schon mal gar nichts, was aber immer mehr Schüler beherrschen. Aber selbst dann wird es hektisch, wenn Zeichnungen und Skizzen von der Tafel übernommen werden müssen oder Arbeitsblätter und Firmenunterlagen auszuwerten und zu bearbeiten sind. Diese müssten dann ja in Word oder als PDF übernommen werden, was aber einen Scanner oder einen dauernden Netzzugang erfordern würde. Word bietet zwar eine Zeichenfunktion, doch ist diese wenig intuitiv und für schnelles Skizzieren kaum geeignet, so dass man damit einfach nicht hinterherkommt. Arbeitsblätter und Kataloge werden von uns Lehrern normalerweise als Hardcopy ausgegeben, so dass sie erst wieder eingescannt werden müssten, um online mitbearbeitet werden zu können. Ganz schlimm wird es bei Formeln, denn der Formeleditor ist sowas von hakelig in der Bedienung, dass man bei seinem Einsatz beim Mitschreiben total abhängt. Der digitale Lehrer Auch als Lehrer habe ich in den letzten Jahren ähnliche Probleme gehabt, denn die Vorbereitung meines Unterrichtes ausschließlich am Rechner ist aus den oben genannten Problemen zu zeitaufwendig. Daher habe ich nach anfänglichem Vollrechnereinsatz sehr schnell wieder die Vorzüge des guten alten handgeschriebenen Konzepts auf einem Blatt Papier zu schätzen gelernt. Es geht schneller und man kann auch viel kreativer sein, weil man nicht durch die Begrenzungen der Software ständig eingeschränkt ist und von seinem eigentlichen Gedankengang abgelenkt wird. Versiegelt in eine Klarsichthülle und schön in den Ordner eingeheftet hat man dann schnell was für die Ewigkeit. Soweit so schlecht. Denn das Sortieren, Korrigieren und vor allem Aktualisieren geht am Rechner zehnmal besser, vom Austausch der Unterlagen mit den Kollegen ganz zu schweigen. Und Arbeitsblätter oder Klassenarbeiten müssen natürlich auch ordentlich erstellt werden. Mit Plänen, Skizzen, Grafiken, Katalogauszügen oder Tabellen - da ist der Rechner wieder unschlagbar, vor allem wenn man durch Internetzugriff und Gigabyte-USB-Sticks auch noch an alles jederzeit und überall herankommt. Es wäre also mehr als wünschenswert, die Vorteile der händischen Dokumentenerzeugung mit denen der Rechnerbearbeitung zu verschmelzen. Auf Irrwegen.. Immer mal wieder habe ich daher Versuche mit Spracherkennung oder Stifteingabe gestartet. Doch die Spracherkennung mag bei normalen Texten funktionieren, bei technischen Inhalten mit Formeln und Tabellen wird sie zur Geduldsprobe und funktioniert auch nur mit einem Headset und wenig Umgebungsgeräuschen am eigenen Rechner, wo das eigene Sprachprofil hinterlegt ist. Arbeitet man an einem anderen Rechner, ist man aufgeschmissen, also muss immer der schwere weil ausreichend leistungsstarke Laptop mit - von der Belästigung anderer Kollegen oder Schüler ganz zu schweigen. Das ist somit keine Alternative.

2 Dann die Stifteingabe. Ab Windows 7 und Office 2010 gab es eine Stifteingabe und eine erweiterte Handschrifterkennung, wenn man einen Digitizerstift mit Grafiktablett hatte. Damit meine ich nicht die heutigen Tablets, sondern ein extra Zubehörbrettchen, das per USB und besonderer Treibersoftware mit dem PC verbunden wird, wie man es für CAD-Programme schon lange nutzt. Mit einem speziellen Stift kann man auf dessen Oberfläche als Mausersatz herumfahren und in speziellen Anwendungen eben auch zeichnen und schreiben. Und damit sind auch schon die Probleme beschrieben. Das Hauptproblem: ohne das Grafiktablett und dessen feste Auflage neben der Tastatur geht s nicht - also auch wieder nur eingeschränkter Mobileinsatz. Hinzu kommt die unintuitive Bedienung - Zeichnen auf dem Brett, aber Betrachten auf dem Schirm, was besonders beim Schreiben stört. Schüler entwickeln die Lösung Optimal wäre also, wenn man einen mobilen Rechner mit einer Kombination aus Digitizer und Display hätte. Und genau diese gibt es seit etwa zwei Jahren als TabletPC mit Stifteingabe zu kaufen. Vorher hatten sehr teure Convertible Ultrabooks bereits ähnliche Fähigkeiten durch einen drehbaren berührungsempfindlichen Laptopbildschirm. Die Stift-Tablets gibt es jetzt hingegen schon ab 500. Beide Lösungen sind bei findigen Technikerschülern schon im Dauereinsatz und sie haben sich freundlicher Weise bereiterklärt, ihre Erfahrungen und ihr Know-How mit uns zu teilen. Damit zeigen sie mustergültig, was BUFA-Techniker schon immer ausgezeichnet hat: Selbstständig nach neuen Lösungen suchen, diese in der Praxis umsetzen, die Ergebnisse professionell präsentieren und damit alle ein Stück weiterbringen. Kompetenz und Hilfsbereitschaft einfach Klasse!. Hier ihre Erfahrungsberichte: Der moderne Collegeblock von Wolfgang Paulik (HL4 SS14) Windows7 Convertible-Ultrabook mit Stifteingabe Die Hardware - Gründe für das Fujitsu Lifebook Das Lifebook vereint zwei Geräte in einem, Laptop und Tablet. Der große Vorteil ist, dass man ein vollwertiges Windows Betriebssystem hat, bei dem alle Programme wie etwa AutoCAD oder Plancal Nova ohne Probleme verwendet werden können. Zuhause benutze ich den Laptop in Verbindung mit einem Port Replikator (Dockingstation) als vollwertigen PC mit zwei Bildschirmen, externer Maus und Tastatur. Somit spare ich mir ein Zweitgerät und habe nie ein Problem mit dem Synchronisieren der Daten vom Home-PC auf das Laptop. Die Akkulaufzeit im Tabletbetrieb reicht gute sechs Schulstunden aus, durch das Auswechseln des 2. Akkus, der sich im Modulschacht befindet, kommt man nochmals zwei Schulstunden weiter. Man muss dazu sagen, dass die Akkus inzwischen 4 Jahre alt sind. Ich würde mir das Gerät jederzeit wieder kaufen, da es von der Verarbeitung, Funktion und Zuverlässigkeit top ist. Das Lifebook ist ein Businessgerät, das spiegelt sich an den verbauten Bauteile und im Preis wieder. Vorteile Modulschacht Stifteingabe Hohe Zuverlässigkeit Laptop und Tablet in einem Gerät Vollwertiges Betriebssystem Nachteile: Schwer und relativ dick Display spiegelt Hoher Preis

3 Das Programm Im 1. Semester habe ich das Mitschreiben mit dem Lifebook getestet. Anfangs habe ich mit dem Windows-Journal mitgeschrieben. Da ich relativ schnell an die Grenzen mit dem Programm gestoßen bin, habe ich nach einem anderen gesucht. Im MS- Office Student Packet bin ich auf Windows OneNote gestoßen. Dies ist ein speziell entwickeltes Programm für das Mitschreiben von Teamsitzungen. Das Programm ist voll verknüpfbar mit allen MS-Programmen. Es ist wie ein herkömmlicher Ordner mit Registern aufgebaut, nur dass man innerhalb eines Registers auch Unterregister anlegen kann. Screenshot von MS OneNote auf Windows7 und Fujitsu Lifebook Ich benutze OneNote aus folgenden Gründen: Perfekte Trennung von Semester und Fächern Jede neue Seite wird mit Fach, Datum und Uhrzeit versehen Die Darstellung der Seiten kann benutzerabhängig eingestellt werden (Blatt kariert, Seitenrand, usw.) Einfaches Einfügen von Bildern und PDF-Dateien Zeichentool Konvertieren von Handschrift in Text. Jedes Register oder Seite kann in verschiedene Formate konvertiert werden Automatisches Speichern der Mitschriebe. Nachträgliches Verschieben von Text und Zeichnungen.

4 Fujitsu T 4220 Lifebook -Technische Daten Prozessor: Intel Core 2Duo T8110 2,1 GHz Arbeitsspeicher 4 GB : Festplatte: 250 GB HDD Modulschacht: DVD-Brenner; Zusatzakku (auswechselbar) Schnittstellen: 1 x Infrarot - IrDA / Bluetooth 1 x SD-Kartenleser 3 x Hi-Speed USB - USB Typ A, 4-polig 1 x Display / Video - VGA - HD D-Sub (HD-15), 15-polig 1 x Netzwerk - Ethernet 10Base-T/100Base-TX/1000Base-T - RJ-45 1 x Audio - Line-In/Mikrofon - Mini-Phone Stereo 3.5 mm 1 x Audio - Line-Out/Kopfhörer - Mini-Phone Stereo 3.5 mm 1 x Docking-/Anschluß-Replikator Abmessungen: Breite: 29,5 cm, Tiefe: 24,4 cm, Höhe: 3,8 cm Gewicht: 2,3 kg Neupreis: (2006) Straßenpreis (Aktuelle Version als Ultrabook) Das Spezial- Scharnier Lifebook auf Portreplikator Mitschreiben mit dem ipad air - von Christian Schaetzle HL2 SS14 IPad + Macbook

5 Mit welchen Geräten arbeite ich? - ipad Air - MacBook Pro - Fujitsu ix500 Stapelscanner - Adonit Jot Touch 4 (Stift zum Schreiben) Apps: - GoodNotes 4 - ScannerPro (von Readdle) - Dropbox (zum Synchronisieren zwischen Mac und ipad (Bald kommt eine Mac Version von GoodNotes, dann wird Dropbox nicht mehr benötigt) Warum arbeite ich mit dem ipad und nicht mit Microsofts OneNote oder einem Android Tablet mit der App LectureNotes? Im Laufe des letzten Jahres habe ich jede Plattform eine Weile selbst ausprobiert und gemerkt, dass für mich das System rund um Apple am besten funktioniert. Zum einen scheitern Android und Windows schon daran, einen Aufschrieb einfach und vor allem im richtigen Format auszudrucken. Zum anderen läuft es einfach nicht so rund, wie auf einem ipad. Die einzigen beiden wirklich guten Vorteile der anderen beiden Systeme sind, dass bei Microsoft natürlich jedes beliebige Programm installiert werden kann und es beide Systeme mit eingebautem Digitizer gibt, was bedeutet, dass das Gerät den Stift erkennt und somit etwas genauer und praktischer zusammenarbeitet (Vor allem wegen den Berührungen mit dem Bildschirm beim Schreiben). GoodNotes löst dieses Problem mit Hilfe von Bluetooth und dem oben genannten Stift, was nicht immer super funktioniert, mit ein bisschen Übung aber kein Problem darstellt. (Die Hand kann beim Schreiben auch auf dem Bildschirm aufgelegt werden, der Stift muss aber zuvor den Bildschirm berühren.) Wie bin ich dazu gekommen? Im AppStore habe ich durch Zufall die App GoodNotes gefunden und da ich technikbegeistert bin und es mich interessiert hat alles ohne Papier zu machen, habe ich mich damit beschäftigt und den passenden Stift für mein Vorhaben alles digital zu machen" gefunden. Wann habe ich damit angefangen? Auf dem ipad zu schreiben habe ich nach den Herbstferien im 1. Semester angefangen. Die Aufschriebe, die ich zuvor noch auf einem Block mitgeschrieben habe, wurden von mir durch den Stapelscanner eingescannt, sowie die Bücher für Englisch und BKOM (ging im Nu und war fast keine Arbeit). Durch die Handschrifterkennung, die nach dem nächsten Update von GoodNotes eingeführt wird, ist es dann noch leichter möglich, alte Aufschriebe zu durchsuchen (Hat Microsofts OneNote schon). Das Geniale ist, selbst im 3. oder 4. Semester habe ich noch alle alten Aufschriebe dabei und kann blitzschnell nachschauen, welche Formel ich jetzt benötige. Mittlerweile brauche ich einen Block nur noch, um die Klassenarbeiten zu schreiben. Einen Ordner habe ich schon lange nicht mehr dabei.

6 Auf was sollte man achten? Das wichtigste sind Backups! Ich sichere meine Daten täglich nach der Schule auf meine Dropbox, somit hab ich sie gleich auf meinem MacBook im PDF-Format vorliegen und zum anderen sind Sie einmal in meiner Dropbox, einmal auf meinem ipad und einmal auf meinem MacBook gesichert. Somit kann also fast nichts mehr passieren. PDF-Ausdruck einer Unterrichtsmitschrift (ipad mit GoodNotes) Jörg Backhaus