Theorien der Persönlichkeit. Sommersemester 2013 Gabriele Helga Franke

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1 Theorien der Persönlichkeit Sommersemester 2013 Gabriele Helga Franke

2 10. Theorien der Persönlichkeit Kapitel 7 GHF im SoSe 13 an der HS MD-SDL im FBR Angewandte Humanwissenschaften Diese Vorlesung basiert auf Salewski & Renner (2009). Differentielle und Persönlichkeitspsychologie. München: Ernst Reinhardt. Bibo-SDL: SP Sowie den Quellen in der Literaturliste S Soziale und emotionale Intelligenz Soziale/Emotionale Intelligenz 2

3 Übungsaufgaben 1 1. Warum ist die Ergänzung des analytischen Intelligenzkonzeptes durch Konstrukte wie soziale und emotionale Intelligenz sinnvoll? Soziale/Emotionale Intelligenz 3

4 Übungsaufgaben 2 2. Was macht die Messung sozialer Intelligenz schwierig? Soziale/Emotionale Intelligenz 4

5 Übungsaufgaben 3 3. Welche Facetten emotionaler Intelligenz beschreibt das Modell von Mayer und Salovey? Soziale/Emotionale Intelligenz 5

6 Übungsaufgaben 4 4. Welche Erwartungen wurden an das Konzept emotionaler Intelligenz gestellt? Soziale/Emotionale Intelligenz 6

7 Intelligenz Kognition Intelligenz (von lat. intellegere verstehen, wörtlich wählen zwischen... von lat. inter zwischen und legere lesen, wählen ) ist in der Psychologie ein Sammelbegriff für die kognitive Leistungsfähigkeit des Menschen. Da einzelne kognitive Fähigkeiten unterschiedlich stark ausfallen können und keine Einigkeit besteht, wie sie zu bestimmen und zu unterscheiden sind, gibt es keine allgemeine Definition der Intelligenz. Vielmehr schlagen die verschiedenen Intelligenztheorien unterschiedliche Operationalisierungen vor. Soziale/Emotionale Intelligenz 7

8 Intelligenz Kognition Fähigkeiten sind Persönlichkeitsmerkmale, die Leistungen zugrunde liegen. Sie verhalten sich zu Leistungen wie Konstrukte zu deren Indikatoren. Für konkrete Leistungen sind neben Fähigkeiten natürlich auch noch andere, z.b. motivationale Faktoren ausschlaggebend. Fähigkeiten bestimmen das maximale Leistungsniveau, das eine Person in einem bestimmten Bereich erzielen kann. Dies muss nicht unbedingt dem Niveau entsprechen, das sie typischerweise erreicht. Krohne, H.W. & Hock, M. (2006). Psychologische Diagnostik: Grundlagen und Anwendungsfelder. Stuttgart: Kohlhammer. Soziale/Emotionale Intelligenz 8

9 Intelligenz Kognition Definition von Intelligenz: Es existiert keine allgemein akzeptierte Definition von Intelligenz. Kernbereiche der Intelligenz: Fähigkeit, Probleme aufzudecken und zu lösen Schnelles und korrektes Erkennen von Zusammenhängen Schlussfolgerndes Denken Effizienter Erwerb und Nutzung von Wissen Anpassung an und aktive Gestaltung der Umwelt eines Menschen im Hinblick auf persönlich hoch bewertete Ziele Krohne, H.W. & Hock, M. (2006). Psychologische Diagnostik: Grundlagen und Anwendungsfelder. Stuttgart: Kohlhammer. Soziale/Emotionale Intelligenz 9

10 Soziale und emotionale Intelligenz Intelligenz und Kreativität werden üblicherweise als kognitive Fähigkeiten verstanden, die die Qualität des Umgangs mit Denkproblemen und die Güte von neuartigen Problemlösewegen bedingen. Sind aber Menschen mit hoher Intelligenz und Kreativität tatsächlich in allen Bereichen des Lebens gute Problemlöser? Vor allem: in welchem Ausmaß helfen diese Fähigkeiten bei der Lösung von Problemen, die sich im sozialen Miteinander ergeben? Soziale/Emotionale Intelligenz 10

11 Soziale Intelligenz Soziale und analytische Intelligenz Um in ihren komplexen sozialen Umwelten gut zurechtzukommen, müssen Menschen soziale Regeln berücksichtigen, soziale Situationen einschätzen, das eigene und das Verhalten anderer Menschen vorhersagen sowie Organisations-, Planungs-, und Entscheidungsgeschick besitzen. Soziale/Emotionale Intelligenz 11

12 Soziale Intelligenz Soziale und analytische Intelligenz Es gab immer wieder Stimmen, die an den analytischen Intelligenzkonzepten kritisierten, dass soziale und analytische Fähigkeiten unberücksichtigt bleiben und somit ein wesentlicher Bestandteil intelligenten Verhaltens nicht erfasst wird. Konsequenterweise wurden Überlegungen zu Ergänzungen des traditionellen Intelligenzverständnisses angestellt, die genau diese Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellten. So entstanden Theorien zur sozialen und in neuerer Zeit zur emotionalen Intelligenz. Soziale/Emotionale Intelligenz 12

13 Soziale Intelligenz Soziale Intelligenz Meist wird Thorndike als einer der ersten psychologischen Forscher zitiert, der bereits 1920 eine Definition sozialer Intelligenz vorschlug. Sie war eingebettet in eine Konzeption von Intelligenz, bei der Intelligenz aus drei mehr oder weniger unabhängigen Faktoren besteht, nämlich abstrakter, mechanischer und sozialer Intelligenz. Soziale/Emotionale Intelligenz 13

14 Soziale Intelligenz Edward Lee Thorndike (1874 Williamsburg, Massachusetts 1949 Montrose, New York) war ein USamerikanischer Psychologe und Begründer der instrumentellen Konditionierung. Seine Verhaltensstudien an Tieren über Lernvorgänge führten zur Theorie des Behaviorismus. Thorndike studierte bis 1895 an der Wesleyan University und bis 1896 an der Harvard University Dr. an der Columbia University dort war er auch von 1904 bis 1940 als Professor tätig, zuletzt als Direktor der Fakultät für Psychologie. Soziale/Emotionale Intelligenz 14

15 Soziale Intelligenz Das Intelligenzmodell von Thorndike (1920) Abstrakte Intelligenz Intelligenz Mechanische Intelligenz Soziale Intelligenz Thorndikes Definition sozialer Intelligenz (1920) By social intelligence is meant the ability to understand and manage men and women, boys and girls to act wisely in human relations. (p. 228) Soziale/Emotionale Intelligenz 15

16 Soziale Intelligenz Definition Thorndike definiert Soziale Intelligenz als die Fähigkeit, verschiedenste Menschen zu verstehen, mit ihnen umgehen zu können und sich in sozialen Beziehungen klug zu verhalten. Soziale/Emotionale Intelligenz 16

17 Soziale Intelligenz David Wechsler (1958) Social intelligence is just general intelligence applied to social situations. (p. 75) Wechsler hingegen definiert Soziale Intelligenz als die Anwendung allgemeiner Intelligenz in sozialen Situationen. Soziale/Emotionale Intelligenz 17

18 Soziale Intelligenz Guilfords Intelligenzmodell Trotz solcher Vorarbeiten setzte eine systematische Forschung zur sozialen Intelligenz erst Jahrzehnte später ein, denn die Arbeiten zur analytischen Intelligenz dominierten die Intelligenzforschung. Ein wichtiger Entwicklungsschritt war das Intelligenzmodell von Guilford (1967), mit dem verschiedenste Formen der Intelligenz, darunter auch soziale Intelligenz, erklärt und vorhergesagt werden sollten. In seinem morphologischen Modell benennt er ganz explizit ein Segment, verhaltensbezogene Inhalte, das soziale Intelligenz abbildet. Soziale/Emotionale Intelligenz 18

19 Das Intelligenzmodell von Guilford (1967) Soziale/Emotionale Intelligenz 19

20 Faktoren der sozialen Intelligenz im Intelligenzmodell von Guilford (1967) Soziale/Emotionale Intelligenz 20

21 Operationalisierte Faktoren sozialer Intelligenz im Modell von Guilford Soziale/Emotionale Intelligenz 21

22 Soziale Intelligenz Erfassung sozialer Intelligenz Guilford hatte für eine Reihe der sozialen Intelligenzfaktoren seines Modells Tests entwickelt, um die einzelnen Fähigkeiten zu operationalisieren. Der Faktor Kognitionen über Verhaltensklassen wird beispielsweise durch eine Reihe von Gesten repräsentiert, die einen bestimmten Ausdruck darstellen in diesem Fall einen zustimmenden oder positiven Ausdruck. Aus einer Reihe von weiteren Gesten sollen die Probanden einen zu der Klasse gehörenden weiteren Ausdruck auswählen. Soziale/Emotionale Intelligenz 22

23 Soziale Intelligenz Kognitiv-verhaltensbezogene Faktoren sozialer Intelligenz (O Sullivan & Guilford, 1976) Kognitionen über Verhaltensklassen Kognitionen über Verhaltenseinheiten Kognitionen über Verhaltensbeziehungen Kognitionen über Verhaltenssysteme Kognitionen über Verhaltenstransformationen Kognitionen über Verhaltensimplikationen Soziale/Emotionale Intelligenz 23

24 Test zum Faktor: Kognitionen über Verhaltensklassen Expression Grouping CBC04A. Which alternative expression belongs with the given group of expressions? Soziale/Emotionale Intelligenz 24

25 Test zum Faktor: Kognitionen über Verhaltenseinheiten Faces CBU02A Which man s face expresses the same feeling or intention as the woman s? Soziale/Emotionale Intelligenz 25

26 Test zum Faktor: Kognitionen über Verhaltensbeziehungen Silhouette Relations CBR05A Which photograph expresses the individual s feeling or intention in the silhouette relationship? In part one of the test, the alternative pictures are of men. In part two, they are of women. Soziale/Emotionale Intelligenz 26

27 Test zum Faktor: Kognitionen über Verhaltenssysteme Facial Situations CBS03A. Which situation fits the expressions in both photographs? 1. He finally found a job. 2. They are watching a beauty contest. 3. The water is too cold for swimming. Soziale/Emotionale Intelligenz 27

28 Test zum Faktor: Kognitionen über Verhaltenstransformationen Who said it? CBT05A Which baby s expression fits the caption [Titel]? Item 7. Another martini? Oh, I really don`t think I should. Soziale/Emotionale Intelligenz 28

29 Test zum Faktor: Kognitionen über Verhaltensimplikationen Cartoon Implications CBI03A. Which alternative situation can be predicted from the given one? Soziale/Emotionale Intelligenz 29

30 Soziale Intelligenz Dieses Vorgehen setzt voraus, dass es richtige und falsche Antworten gibt, wie in Tests zur analytischen Intelligenz. Ob ein Verhalten sozial intelligent ist, hängt jedoch von den Normen einer Gruppe oder Gesellschaft ab und ist somit nur schwer eindeutig festzulegen. Eine andere Möglichkeit zur Erfassung der sozialen Intelligenz besteht darin, soziales Verhalten in realen Situationen (wie etwa einer Gruppendiskussion) einzuschätzen. Weitere wichtige Themen der Forschung zur sozialen Intelligenz betreffen ihren Zusammenhang mit der analytischen Intelligenz und die Frage nach ihrer Struktur. Soziale/Emotionale Intelligenz 30

31 Soziale Intelligenz Soziale und Analytische Intelligenz Wenn soziale Intelligenz in erster Linie durch ähnliche Verfahren wie analytische Intelligenz erfasst wird, dann ist zu erwarten, dass die Bearbeitung eines solchen Tests auch von den verbalen Fähigkeiten eines Probanden mitbestimmt wird. In Studien, die verschiedene Erhebungsverfahren sozialer Intelligenz einsetzten, konnte aber die Unabhängigkeit verschiedener Aspekte sozialer Intelligenz von der analytischen Intelligenz gezeigt werden. Soziale/Emotionale Intelligenz 31

32 Soziale Intelligenz Mehrdimensionalität In so angelegten Studien wurden auch Hinweise auf die Mehrdimensionalität sozialer Intelligenz gefunden. Lee et al. (2000) schlagen eine Differenzierung der sozialen Intelligenz analog zum Intelligenzmodell von Cattell vor: die fluide soziale Intelligenz entspricht dabei dem Schlussfolgern, die kristalline soziale Intelligenz stellt das erworbene Wissen dar. Soziale/Emotionale Intelligenz 32

33 Soziale Intelligenz Mehrdimensionalität In ähnlicher Weise konnten Weis und Süß (2007) soziales Verständnis, soziales Gedächtnis und soziales Wissen als eigenständige Faktoren der sozialen Intelligenz empirisch belegen. Auch in dieser Studie waren die Ausprägungen des sozialen Verständnisses und des sozialen Gedächtnisses unabhängig von der allgemeinen Intelligenz des Probanden. Soziale/Emotionale Intelligenz 33

34 Soziale Intelligenz Kaiser (in Roth, 1998, S. 231 f.): Soziale Intelligenz umfasst: Die Fähigkeit zum Umgang mit Anforderungen der sozialen Welt Die Berücksichtigung eigener und fremder Interessen Die Kenntnis von Emotionen, sozialen Regeln, sozialen Prozessen und Wissen über Handlungseffekte Sie ist eine komplexe, vielschichtige Fähigkeit Sie drückt sich im Handeln einer Person aus Sie ist abhängig von herrschenden Normen Soziale/Emotionale Intelligenz 34

35 Soziale Intelligenz Offene Fragen z.b. Angemessene Erhebung sozialer Intelligenz? Zusammenhang soziale/ analytische Intelligenz? Vorhersagewert sozialer Intelligenz? Weitere? Soziale/Emotionale Intelligenz 35

36 Soziale Intelligenz - Zusammenfassung The ability to understand and manage men and women, boys and girls, and to act wisely in human relations so definierte Thorndike (1920) soziale Intelligenz (SI) und grenzte das Konstrukt von abstrakter und mechanischer Intelligenz ab. Soziale Intelligenz gehört somit zu den ältesten Fähigkeitskonstrukten der wissenschaftlichen Psychologie. Doch trotz der zahlreichen Forschungsarbeiten ist das Konstrukt nicht etabliert. Soziale/Emotionale Intelligenz 36

37 Emotionale Intelligenz Während soziale Intelligenz schon lange als mögliche Ergänzung des traditionellen Intelligenzverständnisses diskutiert wird, ist die Geschichte des Konstrukts emotionale Intelligenz noch keine 20 Jahre alt. Die emotionale Intelligenz (EI) erfreut sich vor allem im populärwissenschaftlichen Bereich großer Beliebtheit. Soziale/Emotionale Intelligenz 37

38 Emotionale Intelligenz... capacity to process emotional information accurately and efficiently, including the capacity to perceive [erkennen], assimilate [integrieren], understand [verstehen], and manage [bewältigen] emotion. Definition Ursprünglich wurde emotionale Intelligenz als die Fähigkeit beschrieben, Emotionen korrekt und effizient zu verarbeiten. Im einzelnen umfasst dies die Fähigkeit zur Emotionswahrnehmung bei sich und anderen, die Nutzung von Emotionen für Denkprozesse, die Fähigkeit, Emotionen zu verstehen und gegeneinander abzugrenzen, sowie die Fähigkeit, mit Emotionen (bei sich selbst und anderen) umgehen zu können. Soziale/Emotionale Intelligenz 38

39 Emotionale Intelligenz Mayer und Salovey (1997) betonen dabei, dass emotionale Intelligenz tatsächlich eine Spielart der Intelligenz ist und nicht eine Temperamentseigenschaft. Sie basiert nämlich auf abstraktem Denken, das auf den Gegenstandsbereich der Emotionen angewendet wird. Mit diesem Verständnis von emotionaler Intelligenz haben die Autoren ein klar umgrenztes Konstrukt beschrieben, das den traditionellen Intelligenzbegriff erweitern, aber nicht ersetzen sollte. Soziale/Emotionale Intelligenz 39

40 Emotionale Intelligenz Mayer et al., 2008 (p. 507) Soziale/Emotionale Intelligenz 40

41 Emotionale Intelligenz Emotionale Intelligenz sensu Goleman (1997) Knowing one s emotions Management emotions Handling feelings so they are appropriate Ability to soothe [beruhigen] oneself Ability to shake off rampant [zügellose] anxiety, gloom [Schwermut], or irritability [Reizbarkeit] Motivating oneself Marshalling [Bereitstellen] emotions in the service of a goal Delay [Verzögern] gratification and stifling [unterdrücken] impulsiveness Being able to get into the flow state Soziale/Emotionale Intelligenz 41

42 Emotionale Intelligenz Emotionale Intelligenz sensu Goleman (1997) Recognizing emotions in others Empathetic awareness Attunement [Einstimmung] to what others need or want Handling relationships Skill in managing emotions in others Interacting smoothly with others Soziale/Emotionale Intelligenz 42

43 Emotionale Intelligenz Mayer & Salovey (1997) Emotionale Intelligenz ist die Fähigkeit, (inter- und intrapersonale) emotionale Muster zu erkennen und auf der Basis solcher Muster Probleme zu durchdenken und zu lösen Emotionale Intelligenz basiert auf abstraktem Denken Emotionale Probleme haben eine richtige oder falsche Lösung (z.b. Erkennen von Emotionen) Es gibt Zusammenhänge zwischen emotionaler Intelligenz und anderen kognitiven Fähigkeiten Emotionale Intelligenz korreliert positiv mit dem Alter Soziale/Emotionale Intelligenz 43

44 Emotionale Intelligenz Emotionale Intelligenz und Erfolg im Leben Kurz nach Erscheinen der ersten Arbeiten zur emotionalen Intelligenz wurde dieses Konzept von Mayer und Salovey äußerst populär allerdings auf Kosten seiner ursprünglichen Definition. Emotionale Intelligenz wurde nun als Eigenschaft verstanden, die mehr Bedeutsamkeit für den Erfolg im Beruf und in anderen Lebensbereichen haben sollte als die analytische Intelligenz. Solche Argumentationen machten die emotionale Intelligenz zum Gegenstand öffentlichen Interesses. Soziale/Emotionale Intelligenz 44

45 Emotionale Intelligenz What s your EQ? It s not your IQ. It s not even a number. But emotional intelligence may be the best predictor of success in life, redefining what it means to be smart. Time Magazine, 1995 Soziale/Emotionale Intelligenz 45

46 Emotionale Intelligenz Zusammenhänge Diese hochgesteckten Erwartungen konnte das Konstrukt emotionale Intelligenz nicht erfüllen. Allerdings lassen sich durchaus eine Reihe von Zusammenhängen zwischen der Ausprägung der emotionalen Intelligenz und anderen positiven Aspekten des Lebens, wie etwa Gesundheit finden. Soziale/Emotionale Intelligenz 46

47 Emotionale Intelligenz Insgesamt gibt es eine Reihe von Themen im Zusammenhang mit emotionaler Intelligenz, bei denen die Erkenntnislage noch nicht eindeutig ist. Dies sind z.b. die Optimierung der Erhebungsverfahren, konzeptuelle Fragen wie die Dimensionalität des Konstrukts, der Zusammenhang mit anderen Intelligenzformen oder auch anwendungsbezogene Fragen, wie etwa die nach der Nützlichkeit von Förderprogrammen für die emotionale Intelligenz. Soziale/Emotionale Intelligenz 47

48 Soziale/Emotionale Intelligenz 48

49 Emotionale Intelligenz Erblichkeit von Emotionaler Intelligenz - Trait Emotional Intelligence Questionnaire eineiige Zwillingspaare, 206 zweieiigen Zwillingspaare - Berechnung des Zusammenhangs (Korrelation) der Emotionalen Intelligenz zwischen den Zwillingen - Vergleich der Korrelationen bei den ein- (MZ) und zweieiigen (DZ) Zwillingspaaren Vernon, Petrides, Bratko & Schermer, 2008 Soziale/Emotionale Intelligenz 49

50 Emotionale Intelligenz Vernon et al., 2008 Soziale/Emotionale Intelligenz 50

51 Emotionale Intelligenz Erblichkeit von Emotionaler Intelligenz (Vernon et al., 2008) Die Korrelation der Emotioanlen Intelligenz von eineiigen Zwillingen liegt bei bei 0.41 Damit beträgt die gemeinsame Varianzaufklärung 17% 17% der Ausprägung der sozialen Intelligenz lassen sich auf genetische Faktoren zurückführen Soziale/Emotionale Intelligenz 51

52 Emotionale Intelligenz Möglichkeiten der Erfassung Emotionaler Intelligenz Fähigkeitstests Selbstbeschreibungen (Fragebogen) Soziale/Emotionale Intelligenz 52

53 Emotionale Intelligenz Soziale/Emotionale Intelligenz 53

54 Emotionale Intelligenz Fähigkeitstests Mayer, Salovey & Caruso (2002) Emotional Intelligence Test 4 Fähigkeitsbereiche (Erkennen, Assimilation, Verstehen, Management/ Regulation von Emotionen) Pro Bereich 3 Tests Bereich Erkennen : z.b: Soziale/Emotionale Intelligenz 54

55 In this part, you will see a face. Look at it and then indicate the feelings in the face. You will indicate the emotions which you believe are in each face using the terms below. You may select any of the five boxes, for EACH emotion. Definitely NOT Present Definitely PRESENT Anger Sadness Happiness Disgust Fear Soziale/Emotionale Intelligenz 55

56 In this part, you will see a face. Look at it and then indicate the feelings in the face. You will indicate the emotions which you believe are in each face using the terms below. You may select any of the five boxes, for EACH emotion. Indicate the emotions expressed by this face. Happiness Fear Sadness Soziale/Emotionale Intelligenz 56

57 Using Emotions What mood (s) might be helpful to feel when meeting in-laws [angeheiratete Verwandte] for the very first time? Not Useful Useful Tension Surprise Joy Understanding Emotions Tom felt anxious, and became a bit stressed when he thought about all the work he needed to do. When his supervisor brought him an additional project, he felt. (Select the best choice.) a) Overwhelmed [überwältigt] b) Depressed c) Ashamed [beschämt] d) Self Conscious [selbst bewusst] e) Jittery [kribbelig] Soziale/Emotionale Intelligenz 57

58 Managing Emotions Debbie just came back from vacation [Urlaub]. She was feeling peaceful and content. How well would each action preserve [bewahren] her mood? Action 1: She started to make a list of things at home that she needed to do. Very Ineffective Very Effective Action 2: She began thinking about where and when she would go on her next vacation. Very Ineffective Very Effective Action 3: She decided it was best to ignore the feeling since it wouldn't last anyway. Very Ineffective Very Effective Soziale/Emotionale Intelligenz 58

59 Emotionale Intelligenz What does emotional intelligence, and the MSCEIT, predict? Contrary to the claims in the popular press, we are certain that emotional intelligence is not "twice as important as IQ". Indeed, we know of no psychological variable that is that powerful a predictor. The MSCEIT will likely predict important outcomes, but at levels that one usually obtains in psychological research. Mayer, Salovey & Caruso, 2005 Was sagen emotionale Intelligenz und das Verfahren MSCEIT voraus? Im Gegensatz zu den Aussagen in der Populärwissenschaft sind wir sicher, dass emotionale Intelligenz nicht doppelt so wichtig wie der IQ ist. Allerdings kennen wir keine psychologische Variable, die ein so mächtiger Prädiktor wäre. Das Verfahren MSCEIT ist in der Lage, im üblichen Rahmen wichtige Zielvariablen vorherzusagen. Mayer, Salovey & Caruso, 2005 Soziale/Emotionale Intelligenz 59

60 Emotionale Intelligenz There are a number of studies that are in the field, but those that have been completed suggest that the MSCEIT offers additional predictive validity for outcomes such as pro-social behavior, deviancy, and academic performance. We again remind researchers and practitioners that the applied use of emotional intelligence tests must proceed with great caution. Mayer, Salovey & Caruso, 2005 Es gibt zahlreiche Studien in diesem Feld, das Verfahren MSCEIT bietet zusätzliche prädiktive Validität für solche Zielvariablen wie prosoziales Verhalten, Abweichung und akademischen Erfolg. Wir erinnern Forscher und Praktiker erneut daran, dass die zusätzliche Nutzung von Verfahren zur Erfassung der Emotionalen Intelligenz mit großer Vorsicht vorgenommen werden muss. Mayer, Salovey & Caruso, 2005 Soziale/Emotionale Intelligenz 60

61 Emotionale Intelligenz Zusammenhänge zwischen Emotionaler Intelligenz und Persönlichkeit (i.s. von Temperamentseigenschaften): - Zusammenhang Emotionale Intelligenz Offenheit: Offenheit als Ausdruck von Intelligenz? - Zusammenhang Emotionale Intelligenz Verträglichkeit: Ähnlichkeit hinsichtlich Empathie und interpersonaler Sensitivität? Mayer et al., 2008 Soziale/Emotionale Intelligenz 61

62 Emotionale Intelligenz Zusammenhänge zwischen Emotionaler Intelligenz und Gesundheit: Metaanalyse von 35 Studien, die Zusammenhänge zwischen Emotionaler Intelligenz und psychischer, psychosomatischer und physischer Gesundheit untersuchten Schwacher Zusammenhang zwischen Emotionaler Intelligenz und physischer Gesundheit: r =.22 Emotionaler Intelligenz und psychischer Gesundheit: r =.29 Emotionaler Intelligenz und psychosomatischer Gesundheit: r =.31 Schutte, Malouff, Thorsteinsson, Bhullar & Rooke, 2007 Soziale/Emotionale Intelligenz 62

63 Zusammenfassung: Soziale und emotionale Intelligenz Süß, 2006 Soziale/Emotionale Intelligenz 63

64 Zusammenfassung: Soziale und emotionale Intelligenz Soziale und emotionale Intelligenz haben naheliegende inhaltliche Überschneidungen. Die erfolgreiche Bewältigung sozialer Anforderungen kann nicht ohne das Wissen über und den effektiven Umgang mit Emotionen bei sich und anderen gelingen. Beide sind als Erweiterungen des traditionellen Intelligenzbegriffes anzusehen und helfen, das Verständnis fähigkeitsbezogener Eigenschaften zu differenzieren. Soziale/Emotionale Intelligenz 64

65 Übungsaufgaben 1 1. Warum ist die Ergänzung des analytischen Intelligenzkonzeptes durch Konstrukte wie soziale und emotionale Intelligenz sinnvoll? In den meisten analytischen Intelligenzmodellen wird nicht ausreichend berücksichtigt, dass für die Lösung von Problemen im sozialen Alltag spezifische Fähigkeiten erforderlich sind. Diese Fähigkeiten beziehen sich einmal auf die Kenntnis und den Umgang mit sozialen Situationen (soziale Intelligenz) und zum anderen auf die Kenntnis von und den Umgang mit eigenen Emotionen (emotionale Intelligenz). Soziale/Emotionale Intelligenz 65

66 Übungsaufgaben 2 2. Was macht die Messung sozialer Intelligenz schwierig? Die Erfassung von sozialer Intelligenz durch Papier- und Bleistiftverfahren mit richtig/ falsch-antworten setzt voraus, dass es allgemeingültige Bewertungen vom Verhalten in sozialen Situationen als richtig und falsch gibt. Solche Bewertungen sind aber immer kultur- und gruppenabhängig. Alternative Erhebungsverfahren werden in Untersuchungen zur sozialen Intelligenz allerdings eher selten eingesetzt. Soziale/Emotionale Intelligenz 66

67 Übungsaufgaben 3 3. Welche Facetten emotionaler Intelligenz beschreibt das Modell von Mayer und Salovey? Die Fähigkeit zur Emotionswahrnehmung bei sich und anderen, die Nutzung von Emotionen für Denkprozesse, die Fähigkeit, Emotionen zu verstehen und gegeneinander abzugrenzen sowie die Fähigkeit, mit Emotionen (bei sich selbst und anderen) umgehen zu können. Soziale/Emotionale Intelligenz 67

68 Übungsaufgaben 4 4. Welche Erwartungen wurden an das Konzept emotionaler Intelligenz gestellt? Die Erwartung, dass durch emotionale Intelligenz Erfolg im Beruf und anderen Lebensbereichen besser als durch andere Persönlichkeitseigenschaften erklärt werden könnten. Vor allem wurde der emotionalen Intelligenz eine möglicherweise bessere Vorhersagekraft als der analytischen Intelligenz zugeschrieben. Soziale/Emotionale Intelligenz 68

69 VIELEN LIEBEN DANK FÜR IHR INTERESSE! Soziale/Emotionale Intelligenz 69

70 Literatur Goleman, D. (1997). Emotionale Intelligenz. München: Hanser. SDL-BIBO: SP Guilford, J.P. (1967). The nature of human intelligence. New York: McGraw-Hill. Lee, J.-E., Wong, C.-M.T., Day, J.D., Maxwell, S.E. & Thorpe, P. (2000). Social and academic intelligences: A multitraitmultimethod study of their crystallized and fluid characteristics. Personality and Individual Differences, 29, Mayer, J.D. & Salovey, P. (1997). What is emotional intelligence? In, P. Salovey 6 D. Slayter (Eds.), Emotional development and emotional intelligence: Implications for educators (pp. 3-31). New York: Basic Books. Mayer, J. D., Salovey, P., & Caruso, D. R. (2002). Mayer-Salovey-Caruso Emotional Intelligence Test (MSCEIT) user s manual. Toronto: Multi-Health Systems. Mayer, J.D., Salovey, P. & Caruso, D.R. (2008). Emotional intelligence. New ability or eclectic traits. American Psychologist, 63(6), O Sullivan, M. & Guilford, J. (1976). Four factor tests of social intelligence: Manual of instructions and interpretations. Orange, CA: Sheridan Psychological Services. Soziale/Emotionale Intelligenz 70

71 Literatur Roth, E. (Hrsg.) (1998). Intelligenz Grundlagen und neuere Forschung. Stuttgart: Kohlhammer. SDL-BIBO: SP Schutte, N.S., Malouff, J.M., Thorsteinsson, E.B., Bhullar, N. & Rooke, S.E. (2007). A meta-analytic investigation of the relationship between emotional intelligence and health. Personality and Individual Differences, 42, Süß, H.-M. (2006). Eine Intelligenz viele Intelligenzen? Neuere Intelligenztheorien im Widerstreit. In, H. Wagner (Hrsg.), Intellektuelle Hochbegabung. Aspekte der Diagnostik und Beratung, Tagungsbericht. Bonn: Bildung und Begabung, e.v., Eigendruck. Vernon, P.A., Petrides, K.V., Bratko, D. & Schermer, J.A. (2008). A behavioral genetic study of trait emotional intelligence. Emotion, 8(5), Weis, S. & Süß, H.-M. (2007). Reviving the search for social intelligence A multitraitmultimethod study of its structure and construct validity. Personality and Individual Differences, 42, Soziale/Emotionale Intelligenz 71