verleihen und nicht um den Bau nach außen hin repräsentativer erscheinen zu lassen. Abb. 1: Amphitheater von Pompeji 1981,, S. 133.
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- Cathrin Heinrich
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1 Das Amphitheater Die Veranstaltungen, wie sie in den Amphitheatern abgehalten wurden, waren neben den Circusspielen das beliebteste Vergnügen der Römer und könnten in unserer Zeit mit der Beliebtheit des Fernsehens verglichen werden. Da die Mehrzahl der Zuschauer der einfachen Bevölkerung angehörte, die sich meist keine Vergnügen leisten konnte, wurden die Gladiatorenspiele und Tierhetzen entweder von reichen römischen Bürgern oder später auch von den Kaisern selbst veranstaltet und dem Volk kostenlos zugänglich gemacht. 1. Ursprung des Amphitheaters Abgesehen von der Ableitung der Bezeichnung amphitheatrum vom griechischen α μφί für beide/doppelt und θέατρον für Theater, hatte es mit dem Theater, wie es die Griechen kannten und wie es auch in Rom praktiziert wurde, wenig zu tun, da sowohl der Bautyp als auch die Vorstellungen, die darin gegeben wurden, eine nicht-griechische Erfindung waren. Beide waren in Griechenland bis zur römischen Zeit nicht bekannt, und auch danach fanden die eher brutalen Veranstaltungen, wie sie in solchen Amphitheatern aufgeführt wurden, bei der östlichen Bevölkerung keinen Anklang. In Athen waren sie sogar bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. verboten. Worin man sich auch heute noch im Unklaren ist, ist aber die genaue Herkunft dieser speziellen Bauten, wofür es zwei Theorien gibt. Die erste besagt, dass das Amphitheater in Kampanien aufkam, da sich dort im 1. Jh. v. Chr. berühmte Gladiatorenschulen befanden und auch mit Architekturformen experimentiert wurde. Diese These wird dadurch unterstützt, dass das erste sicher datierte Amphitheater aus dieser Gegend stammt, genauer gesagt aus Pompeji um 70. v. Chr. Die zweite Annahme ist, dass die architektonische Form wie auch die Gladiatorenspiele selbst etruskisch sind. Hierfür wird ebenfalls ein baulicher Beweis, das Amphitheater von Sutri, angeführt, der aber nicht so stichhaltig ist wie Pompeji, da die Datierung zu früh angesetzt ist und der Bau keinesfalls vor 50. v. Chr. entstanden war. Die exakte Datierung erweist sich aber allgemein betrachtet als schwierig, da in den meisten Fällen keine Baudaten durch Inschriften oder Urkunden bezeugt sind und auch die wenigen literarischen Quellen einander teilweise widersprechen. Abgesehen von der Frage, wo der Bautyp zum ersten Mal auftrat, bietet die Geschichte architektonischer Vorgänger ein Problem: Bemerkenswert ist nämlich, dass von dem Bautyp keine Vorstufen der Entwicklung erhalten sind, sondern nur die ausgeklügelte und bis ins Detail durchdachte Endausführung, wobei das Kolosseum das Meisterwerk bildet. Als Vor- 1
2 läufer für diese Bauten nimmt man heute die hölzernen Tribünen an, wie sie seit dem 3. Jh. vor Chr. zeitweilig für spectacula auf den Foren aufgestellt wurden. Vitruv schreibt zu diesem Thema, dass das Forum nicht wie bei den Griechen quadratisch sein darf, weil von den Vorfahren her der Brauch überkommen ist, daß auf dem Markt Gladiatorenspiele veranstaltet werden. 1 Ideal ist nach seinen Angaben ein Forum, dessen Länge und Breite zueinander im Verhältnis 3:2 stehen, was ja auch für die ovale Form zutrifft. Zu Beginn wurde gesagt, dass das Amphitheater abgesehen vom Namen nichts mit dem Theater zu tun hat. Nun, dass stimmt insofern nicht ganz, als die Zuschauerränge, wie sie in Amphitheatern verwendet wurden, sich aus denen des Theaters entwickelt haben. 2. Außenarchitektur Die Bedeutung des Wortes Amphitheater, vom griechischen α μφιθέατρον abgeleitet, verrät schon, dass es sich um zwei halbkreisförmige Theater in einem einzigen Bauwerk handelt. Entgegen dem Irrglauben vieler, hatte der Bau aus Holz, Stein und Erde meist eine ovale Form, keine runde. Dadurch wurde garantiert, dass man von jedem Platz aus ungehindert auf die Arena blicken konnte. Die Amphitheater von Pompeji bzw. Sutri zählen zu den ersten Bauten dieser Art und im Gegensatz zu den in flavischer Zeit erbauten prachtvollen Monumenten, waren sie eher nach innen gerichtete Zweckbauten. 2 Darunter versteht man, dass die Arena selbst und der unterste Teil der Zuschauerränge in den Boden gebaut wurden und der obere Teil durch Erdwälle gestützt wurde. Betreten konnte man diese Bauten durch so genannte Flügelrampen, die außen an den Erdwällen empor führten. Die schmalen Arkaden, die sich außen um das erdgeschoßhohe Amphitheater wanden, dienten eher dazu, dem Bau weitere Stabilität zu Abb. 1: Amphitheater von Pompeji verleihen und nicht um den Bau nach außen hin repräsentativer erscheinen zu lassen. 1 Vitruvius, De architectura, übers. und mit Anm. vers. von Curt Fensterbusch, Darmstadt 1964, S Hönle, A. - Henze, A.: Römische Amphitheater und Stadien. Gladiatorenkämpfe und Circusspiele, Freiburg 1981,, S
3 Abb. 2: Amphitheater Pompeji Querschnitt Die architektonischen Meisterleistungen in diesem Fach wurden im 1. Jh. n. Chr. unter den flavischen Kaisern erreicht. Bemerkenswert bei diesem flavischen Bautyp waren vor allem die Gänge, die das gesamte Gebäude durchzogen. Eine Vielzahl von radial angelegten Kammern und überwölbten Gängen inklusive Treppen und Rampen ermöglichte es den Zuschauern, mehrere Stockwerke hoch zu steigen, um einen Sitz- oder Stehplatz in einer der oberen Etagen zu erlangen. Insgesamt konnte ein Amphitheater bis zu drei Arkadenreihen hoch sein, auf die dann auch noch eine Attika gesetzt wurde, die auf der Innenseite zu einer Galerie ausgebaut werden konnte. Zudem gab es mehrere, beim Kolosseum sogar 80, nummerierte Eingangsbögen, durch die die Zuschauermassen für die Schauspiele eintraten. Neben den Kolosseum Abb. 3: Amphitheater Pula von außen in Rom und dem Amphitheater in Verona, kann dieser Typ auch in Pula betrachtet werden. Um den Aufenthalt für die Zuschauer noch angenehmer zu gestalten, gab es in ausnahmslos jedem Amphitheater Vorrichtungen zur Befestigung von Sonnensegeln, vela, die zugleich die einzige Überdachung darstellten. Zumeist brachte man kleinere Masten am obersten Stockwerk an, um die Segel zu spannen. Kleine rechteckige Öffnungen für genau diese Stecken sind auch in Pula noch zu sehen, wo diese durch die Öffnung hindurch und dann der Fassade entlang Abb. 4: Öffnungen für die Sonnenmasten geführt wurden. So boten sie jedem einzelnen Besucher oder zumindest einem Großteil Schutz vor der Sonne. Abgesehen von der imposanten Architektur spielte aber auch die Lage eines Amphitheaters eine große Rolle und in Pula konnte sie nicht besser sein. In antiker Zeit war es 3
4 nämlich auch wichtig, dass sich diese öffentliche Stätte zwar in unmittelbarer Nähe zur Stadt befand, diese aber nicht in ihren Bautätigkeiten und den Vorgängen des täglichen Lebens behinderte. Außerdem wurde das Amphitheater in Pula genau am Schnittpunkt zweier Abb. 5: Konstruktion des Amphitheaters in Pula wichtiger Straßen, die eine in Richtung Tergeste, die andere nach Nesactium verlaufend, erbaut, was für auswärtige Besucher leicht zu erreichen war. Obwohl das Amphitheater von Pula noch in das Stadtbild eingegliedert war, tritt es dennoch auch als eigenständiges Bauwerk hervor, was es auch heute noch zu einem der Wahrzeichen der Stadt macht, egal ob man zu Land oder zu Wasser nach Pula gelangt. 3. Fundament und Innenausbau Zu Beginn lässt sich eine grundlegende Unterscheidung zwischen zwei Typen feststellen: Während die Römer für die eher kleineren Amphitheater natürliche Steigungen als massiven Unterbau nutzten, benötigten sie zum Bau des zweiten und weitaus bekannteren Typen etwas anderes: mächtige Substruktionen, um den Bau zu tragen. Eine klare Abgrenzung dieser zwei Bauweisen ist jedoch nicht immer möglich, da sich des Öfteren auch Mischtypen fanden. Das Amphitheater in Pula, beispielsweise, gehört zu dieser Art Mischtypus, da es auf dem westlichen Abhang eines Hügels erbaut wurde und daher nicht auf beiden Seiten gleich hoch war. Das unterste Stockwerk auf der dem Meer abgewandten Seite wird zur Gänze vom anliegenden Hügel gestützt. Auf der anderen Seite aber musste das Bauniveau durch Substruktionen angeglichen werden, um eine gerade Ebene für die Anlage zu schaffen. Solche Unterbauten waren wie bereits erwähnt auch der Grund, weswegen das Aufbauschema von Amphitheatern so erfolgreich war und sich folglich lange Zeit hielt durch sie entstand ein ausgeklügeltes System aus versteckten Kammern und Gängen, die zu verschiedensten Zwecken äußerst brauchbar waren. 4
5 Der innere Aufbau sah bei fast allen Amphitheatern, einige geringfügige Unterschiede außer Acht gelassen, gleich aus. Der wichtigste Teil eines Amphitheaters war die Arena (auch harena) in dessen Zentrum; der Platz, auf dem sich die Kämpfe und Tierhetzen zutrugen. Dieser Teil erhielt seinen Namen vom lateinischen Wort für Sand, da er vollständig mit einem Sandbelag versehen war. Die Arena lag immer tiefer als die Plätze der Zuschauer und war von diesen durch eine gut drei Meter hohe Mauer getrennt. Manchmal fand sich hinter dieser Mauer auch noch ein schmaler, ungefähr zwei Meter Abb. 6: Grundriss Amphitheater Pula hoher Bedienungsgang, der meist um die ganze Arena, selten auch nur auf einer Seite der Arena verlief. Modern werden solche Gänge Arenaumgänge genannt. In Pula gab es zusätzlich zur Podiumsmauer einen 1,16 m breiten Kanal, der von Steinplatten bedeckt wurde. Für die Dynamik der dargebotenen Spiele war auch eine beträchtliche Größe der Arena von großem Vorteil, weshalb die durchschnittliche Größe sich auf circa 2000m² belief. Mit einer Länge von 67,9 Metern, einer Breite von 41,60, und der sich daraus ergebenden fast 3000m² großen Fläche, gehört die Arena in Pula also zu den größeren ihrer Art. Einige besaßen sogar Wasserleitungen und Wasserbecken, mit denen die Arenen für Naumachien geflutet werden konnten. Unter vielen Arenen und auch den Zuschauerrängen befanden sich, vor allem bei den Amphitheatern späterer Zeit, weitere, unterirdische Räume. Die Gewölbe unter den Zuschauertribünen, meist crypta genannt, wurden im Allgemeinen vom Dienstpersonal benutzt, um leicht zum Podium der Ehrengäste zu gelangen. Direkt unter der Arena verwendete man diese Räume oft zum Transport von Tierkäfigen als auch Kulissenteilen. Oberhalb des Kampfplatzes befanden sich die Zuschauerränge, meist caveae (also eigentlich Wölbungen) genannt, die zweifelsohne vom Theaterbau übernommen worden. Durch umlaufende Gänge, praecinctiones, in drei verschiedene Ränge geteilt, boten diese nach obenhin aufsteigenden Sitzstufen Platz für alle Bevölkerungsschichten: die prima oder ima cavea befand sich am nächsten an der Arena und war deshalb dem Adel und den privilegierten Bürgern vorbehalten. Für den Kaiser gab es selbstverständlich eine eigene Loge, und auch die Ehrengäste fanden auf einer speziellen Tribüne Platz, die meist reich 5
6 geschmückt war. Dieses Podium befand sich direkt hinter der Mauer zur Arena und war entweder von den restlichen Zuschauerrängen vollkommen getrennt oder ein abgegrenzter Bereich in der ima cavea. Die media oder secunda cavea war für die römischen Bürger reserviert und die summa oder ultima cavea beherbergte schließlich das einfache Volk, Frauen, und Sklaven. Die ersten beiden caveae schlossen nach oben hin meist mit einer kleinen Brüstungsmauer und einem Umgang ab. Eine andere Möglichkeit war aber auch eine porticus als Abgrenzung, wie dies in Pula der Fall war. Des Weiteren fand sich hier eine zusätzliche Unterteilung der ultima cavea, bei der die Frauen durch tabulationes, Abteile, vom niederen Volk, das selbstverständlich in den hintersten Reihen Platz fand, abgetrennt wurden. Radial verlaufende Treppen, scalaria, teilten die Zuschauerränge eines Amphitheaters noch zusätzlich in keilförmige Abschnitte ein, die sogenannten cunei. So konnten die Sitzreihen und Plätze leicht durch tesserae (i.e. kleine Sitzplatzsteinchen) nummeriert werden und jeder konnte zu seinem Platz finden. Abb. 7: Arena und Zuschauerränge in Pula 4. Veranstaltungen in den Amphitheatern Neben den traditionellen Gladiatorenkämpfen, den munera, gab es in den Arenen aber auch Tierhetzen, venationes, Nachstellungen von berühmten Seeschlachten, naumachiae genannt, oder es wurden auch öffentlich Todesurteile, wie die damnatio ad bestias, vollstreckt. Durch die Abwechslung der verschiedenen Veranstaltungen sollte den Besuchern ein möglichst interessantes Spektakel geboten werden. Ein Programm, wie in einem Amphitheater unter den Kaisern gezeigt wurde, könnte sein: a wild beast show in the morning, with gladia- 6
7 torial shows in the afternoon 3 und zur Auflockerung dazwischen mock gladiatorial fights and public executions. 4 Bei den Tierhetzen kämpften aber nicht nur Tiere miteinander, sondern es gab auch Kämpfe zwischen speziell trainierten Tierkämpfern und den Tieren. Die Tiere wurden in den Substruktionen unter der Arena gehalten, um schließlich durch Fallgitter oder Aufgänge in die Arena gebracht zu werden. Wie bei den Gladiatoren wurde auch bei den Tieren im Vorhinein bestimmt, wer miteinander kämpfen sollte, um das Spektakel interessanter zu gestalten. Man wählte besonders solche Tierpaarungen, wie sie auch in freier Wildbahn Feinde sind, so kämpfte zum Beispiel ein Elefant gegen ein Nashorn oder ein Bär gegen ein Rind. Gladiatorenspiele und auch Tierhetzen waren normal für jedes Amphitheater, wohingegen Naumachien eher Seltenheitswert hatten, da für sie noch zusätzliche bautechnische Maßnahmen nötig waren. Um die Wasserbecken wasserundurchlässig zu machen wurden meist Materialien wie Marmor verwendet und anschließend die Fugen der aneinander stoßenden Platten mit Bruchsteinmauern abgedichtet. Auch wurden Mauerabschnitte aus anderen Gesteinsmaterialien mit einem wasserdichten Mörtel überzogen. Obwohl es eine technische Meisterleistung war, konnte in den wassergefüllten Becken keine allzu großen Seeschlachten aufgeführt werden, da der Platz nicht vorhanden war. Durch das Monumentum Ancyranum von Kaiser Augustus wissen wir, dass er einen künstlichen See anlegen ließ, um dem Platzproblem auszuweichen. Unwahrscheinlich ist, dass derartige Naumachien auch im Amphitheater in Pula aufgeführt wurde, weil durch die archäologischen Grabungen keine der bautechnisch notwendigen Elemente zu Tage gekommen sind. Amphitheater in denen solche Seeschlachten inszeniert werden konnten waren unter anderem das Kolosseum in Rom oder das Amphitheater in Verona. 3 Welch, K. E.: The Roman Amphitheatre: From Its Origins to the Colosseum, Cambridge/New York et al. 2007, S Welch, S
8 Literatur: Primärliteratur/Lexika: Vitruvius, De architectura, übers. und mit Anm. vers. von Curt Fensterbusch, Darmstadt Nielsen, I.: Art. Amphitheatrum, in: Der Neue Pauly 1 (Stuttgart/Weimar 1996). Nielsen, I.: Art. Kolosseum, in: Der Neue Pauly 6 (Stuttgart/Weimar 1999). Sekundärliteratur: Fischer, G.: Das römische Pola. Eine archäologische Stadtgeschichte, München Hufschmid, T.: Amphitheatrum in Provincia et Italia. Architektur und Nutzung römischer Amphitheater von Augusta Raurica bis Puteoli, Augst Hönle, A. Henze, A.: Römische Amphitheater und Stadien. Gladiatorenkämpfe und Circusspiele, Freiburg Mlakar, S.: Das Amphitheater in Pula. Pula, Robertson, D. S.: A handbook of Greek and Roman architecture, Cambrigde Welch, K. E.: The Roman Amphitheatre. From Its Origins to the Colosseum, Cambridge/New York et al Abbildungsnachweis: Abb. 1: ( ) Abb. 2: ( ) Abb. 3: ( ) Abb. 4 6: Fotos der Autorinnen Abb. 7: ( ) Valentina Jäger Anja Hoflehner 8
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