Gottesdienst am Sonntag Invokavit um 9.30 Uhr in Bolheim Lukas 22,31-34: Jesus betet für uns Pfarrerin z. A.

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1 Gottesdienst am Sonntag Invokavit um 9.30 Uhr in Bolheim Lukas 22,31-34: Jesus betet für uns Pfarrerin z. A. Hanna Nicolai 1 Liebe Gemeinde, Zwischen Himmel und Erde sind wir noch, und das, was wir nicht wollen, tun wir doch. Diese Liedzeile passt zu Simon Petrus. Dem Vorzeigejünger von Jesus. Zu dem, der von den zwölf Freunden von Jesus vermutlich am extrovertiertesten war. Zu dem, der oft mehr Mut hatte, als die anderen. - Er traute sich, auf dem tosenden See Genezareth aus dem Boot zu steigen und Jesus auf dem Wasser entgegenzulaufen. - Er war es, der im Garten Gethsemane Jesus verteidigte, als ihn die Soldaten gefangen nahmen. - Als alle anderen die Flucht ergriffen, schlich er Jesus hinterher und wollte wissen, was beim Hohen Rat mit ihm passiert. Jesus gab ihm den Beinamen Petrus, Fels heißt das übersetzt. Petrus als Fels in der Brandung, all den Wellen trotzend, die in der Nacht vor Karfreitag auf den Jüngerkreis zurollten. Die Nacht auf Karfreitag eine Nacht, in der der forsche Petrus vollkommen versagen wird. Dreimal wird er in dieser Nacht leugnen, dass er Jesus kennt. Doch bevor das geschah, gab es in dieser Nacht auf Karfreitag ein Zwiegespräch zwischen Jesus und Petrus. Gemeinsam hatten sie das Abendmahl gefeiert und jetzt saßen sie noch zusammen. Da war es Jesus wichtig, ein paar Worte mit Simon Petrus persönlich zu wechseln. Ich lese aus Lukas 22,31-34: Jesus sagt: 31 Simon, Simon, siehe, der Satan hat begehrt, euch zu sieben wie den Weizen. 32 Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre. Und wenn du dereinst dich bekehrst, so stärke deine Brüder. 33 Er aber sprach zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. 1 Die Predigt nimmt Teile einer Predigt von Kathrin Nothacker auf (Prädikantenpredigt zum ) und von Martin Hauff (A+B 2/2013, S. 9ff). 1

2 34 Er aber sprach: Petrus, ich sage dir: Der Hahn wird heute nicht krähen, ehe du dreimal geleugnet hast, dass du mich kennst. 1. Ist-Zustand I: Versuchung durch den Satan Jesus nimmt kein Blatt vor den Mund. Er sagt ganz klar, was ist und was kommen wird. Da spricht Jesus vom Satan, der den Glauben der Jünger rütteln und schütteln wird, so wie man damals frisch geernteten Weizen in einem Sieb gerüttelt und geschüttelt hat, damit alle Verunreinigungen durch die Löcher des Siebes durchfallen. Die Jünger in dieser Nacht auf Karfreitag: Hin- und hergeschüttelt, durchgerüttelt im Sieb des Satans, angefochten von den Mächten des Bösen, vom Leid, von der Trauer, von der Not umgeworfen. Spielball finsterer Mächte. Durchgeschüttelte und durchgerüttelte Menschen gibt es auch unter uns. - Da hat das Leben allen Sinn verloren, weil der Partner die Diagnose einer unheilbaren Krankheit erhalten hat. - Oder weil einem gesagt wurde: Wir müssen Sie entlassen da ist die Perspektive weg für sich und die Kinder. - Oder da schickt man das eigene Kind in den Skiurlaub mit einer Jugendgruppe und wünscht sich, dass es dort unvergessliche Tage erlebt und dann kommt die Schreckensnachricht: Tot, weil es gegen einen Baum geprallt ist. Gesiebt im Sieb des Satans. Und der Satan hat viele Gesichter. Einer, der in seinem Leben auch unzählige Male durchgerüttelt und durchgeschüttelt wurde, war der Liederdichter und Pfarrer Paul Gerhardt. Von ihm stehen die meisten Lieder in unserem Gesangbuch, Lieder die trösten und Hoffnung geben: Befiehl du deine Wege oder Geh aus mein Herz und suche Freud. An seinem letzten Wirkungsort, in Lübben im Spreewald, findet sich ein Portrait von ihm, das die Inschrift trägt: Paul Gerhardt, ein Theologe, in Satans Sieb um- und umgewendet. Als junger Mensch verliert er in den Wirren des dreißigjährigen Krieges Eltern und Bruder, sein Heimatort wird von brandschatzenden Soldaten zerstört. Später wird er seines Amtes als Pfarrer enthoben, muss wieder seine ihm vertraute Umgebung verlassen. Ihm sterben vier seiner Kinder. Und dann steht er am Sterbebett seiner Ehefrau zusammen mit dem jüngsten, erst fünfjährigen Kind. Und dennoch konnte er singen: Breit aus die Flügel beide, / o Jesu, meine Freude, / und nimm dein Küchlein ein. / will Satan mich verschlingen, / so lass die Englein singen: / Dies Kind soll unverletzet sein (EG 477,8). 2

3 Gesiebt im Sieb des Satans. Auch Simon wird dies von Jesus angekündigt. Der Satan ist eine Macht, die auch von Jesus nicht wegdiskutiert wird. Das Böse ist da, es kann an Macht gewinnen, das Leben ganz in seinen Würgegriff bekommen. Die Moderne meinte eine Zeitlang, den Satan komplett über Bord werfen zu können. Aber da ist die Erfahrung, dass es Kräfte und Mächte gibt, die die Glaubenden von Christus lostrennen wollen. Es gibt die Kräfte, die im Kleinen wie im Großen durcheinander wirbeln und schütteln. Satan, das ist der Sammelbegriff für all die Kräfte, die die Glaubenden zu Fall bringen wollen, für all die Kräfte, die der Liebe Gottes widersprechen. Sie bedrohen, sie fechten den Glauben an, sie fechten unser Vertrauen in Gott an. Unser Glaube ist nie unangefochtener Besitz. Unser Glaube wird zeitlebens begleitet vom dunklen Schatten der Anfechtung, der mal ganz klein, mal ganz lang ist. Zeiten eines lebendigen starken Glaubens wechseln in unserem Leben mit Zeiten des erlahmenden, schwindenden Glaubens. Das Feuer der Begeisterung und das Erlöschen der Glut sind oft merkwürdig dicht beieinander. Wenn Satan ins Spiel kommt, kann der Glaube ins Wanken geraten. Durchgeschüttelt und durchgerüttelt werden. Jesus sagt: So ist es. Stell dich darauf ein, Petrus! 2. Ist-Zustand II: Jesus betet, dass unser Glaube nicht aufhöre Jesus spricht aber weiter. Er sagt nicht nur: rechne nüchtern damit, dass dein Glaube gerüttelt und erschüttert wird. Er sagt weiter: Stell dich darauf ein: es wird gebetet und zwar von mir! Dass Jesus betet, verwundert nicht. Das hat er oft getan. Sich zum Beispiel noch vor Sonnenaufgang zurückgezogen an einen einsamen, stillen Ort, um mit seinem Vater im Himmel Zwiesprache halten zu können. Aber für wen und für was er betet, das ist bewegend: Jesus betet für Simon! Für seinen Freund, von dem er weiß: er wird abstreiten, dass er mich kennt. Er wird nicht zu unserer Freundschaft und zu mir stehen! Für ihn bittet Jesus bei Gott. Um was bittet Jesus im Gebet? Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhört. Dass dein Vertrauen zu Gott nicht aufhört. Dass dir Gott dieses Vertrauen erhält. Dafür bittet Jesus seinen himmlischen Vater. Im Johannesevangelium ist uns ein langes Gebet von Jesus überliefert. Darin betet Jesus auch für seine Jünger, ja für alle, die an ihn glauben. Er sagt: Vater, ich bitte dich nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen. 3

4 Jesus legt vor Gott ein Wort für uns ein. Das ist der Hauptbestandteil seiner Gebete: Dass er darum bittet, dass wir Gott vertrauen können. Wohlgemerkt, Jesus sagt nicht: Ich bete für dich, dass du keine Schwierigkeiten mehr hast, dass du ohne Leid und ohne Mühe durchs Leben kommst, dass deine Lebensstraße frei von allen Hindernissen ist. Das sagt Jesus nicht. Er sagt: Ich bete für dich, dass dein Vertrauen in Gott nicht aufhört, sondern dass es dich trägt gerade auch in den Grenzsituationen. Paul Gerhardt bekam von Gott dieses Vertrauen in seinem Leben immer wieder geschenkt. Sonst hätte er nicht solche Zeilen dichten können wie: will Satan mich verschlingen, / so lass die Englein singen: / Dies Kind soll unverletzet sein. Jesus betet für uns. Und das heißt dann doch: Nicht allein müssen Menschen es aushalten, wenn sie durchgerüttelt und geschüttelt werden. Nicht allein gelassen sind wir in den Not- und Krisenzeiten unseres Lebens. Jesus betet für uns, dass unser Glaube nicht aufhöre. 3. Zum Fels für andere werden Petrus dachte, er schafft es alleine. Zu Jesus zu stehen. Standzuhalten, wenn alles ins Wanken gerät. Herr, ich bin bereit mit dir ins Gefängnis und in den Tod zu gehen, so hören wir ihn voller Entschlossenheit sprechen, gerade heraus, verbindlich, verlässlich. Einer, der seinem Beinamen, den ihm Jesus gab, alle Ehre machen will: Petrus, der Fels. Herr, ich bin bereit Nichts deutet darauf hin, dass dieses Treuebekenntnis des Petrus nicht von Herzen käme. Im Gegenteil. Und dann kommt es anders. Petrus kann sein Versprechen nicht halten. Er verliert seinen so sicher geglaubten Stand. Als er von einer einfachen Magd im Hof des Hohenpriesters gefragt wird, ob er auch zu diesem Jesus von Nazareth gehört, da sagt er: Jesus? den kenn ich nicht. Als der Hahn kräht merkt er, wie kläglich er versagt hat, und wie er an Jesus schuldig wurde. Für Petrus scheint alles aus und vorbei zu sein. Jesus aber blickte in dieser Nacht auf Karfreitag schon weiter. In diesem Zwiegespräch nach der gemeinsamen Abendmahlsfeier sagte er auch zu Petrus: Und wenn du dich dereinst bekehrst, dann stärke deine Brüder. Wer von Jesus ins Gebet genommen ist, kann Zeiten der Anfechtung und des Zweifels, der Not und der Verzweiflung durchstehen. Kann zu neuem Glauben und Vertrauen finden. Petrus wurde das geschenkt. Und er bekam eine Aufgabe: Stärke deine Brüder und Schwestern. Der durchgeschüttelte Mensch kann zum Fels für andere werden, weil Jesus treu bleibt. 4

5 Jesus also nimmt Petrus bei Seite und spricht mit ihm, bereitet ihn vor auf das, was kommt. Er sagt: Es ist so: Dein Glaube wird erschüttert werden, wird durchgerüttelt und geschüttelt werden. Aber du sollst wissen: Ich bete für dich, dass du dein Vertrauen in Gott nicht verlierst. Du wirst aus dieser Krise letztlich gestärkt hervorgehen. Mit einem gestärkten, tieferen Glauben. Und diese Erfahrung, die behalte nicht für dich. Gebe sie weiter. Gebe diese Erfahrung weiter: Wenn dein Glaube in Krisen und Schwierigkeiten gerät, dann halte ich dich fest. Mit dieser Erfahrung, da stärke deine Brüder und Schwestern im Glauben. Amen. 5